Mit Hammer und Seife dem Handwerk auf der Spur
„Schneller!“, ruft Fabian und Simon legt an der Kurbel noch einen Zacken zu. Jetzt dreht sich der Schleifstein geschmeidig und die Klinge des Messers beginnt langsam zu blitzen. „Das ist aber noch nicht scharf“, stellen beide nach einem Versuch mit einem Grashalm fest und setzen den Stein noch einmal in Bewegung. In der historischen Schmiede im Garten der Ökologiestation sind nicht nur diese beiden völlig in einer anderen Welt versunken.
Mit Hammer und Amboss in der Ausbildung zum Schmied
„Das ist richtig toll und macht Spaß“, sind sich Fabian und Simon mit den anderen Jungs einig, die sich an diesem Morgen von Olaf Fabian-Knöpges zu Schmieden ausbilden lassen. Nicht zu irgendwelchen Schmieden. Hier wird der Blasebalg noch wie in alten Zeiten mit der Hand in Bewegung gesetzt, damit die Funken auf der kleinen Feuerstelle fliegen. Ein anderes Duo muss mit den Hämmern ganz exakt das glühende Eisen treffen, das von ihrem Ausbilder auf den Amboss gelegt wird. Mit Feilen beseitigen ein paar andere Jung-Schmiede die gröbsten Unebenheiten. Das Ziel: Bis zum Ende der Woche sollen alle 30 Teilnehmer dieser ungewöhnlichen Ferienwoche ihr eigenes historisches Messer bekommen.
30 Kinder zwischen acht und 13 Jahren konnten auch gelegentliche Regenschauer nicht davon abhalten, in den vier Zelten im Garten der Ökologiestation eingeschworene Gemeinschaften zu bilden. Schließlich gibt es solche Ferien nicht alle Tage. In alten Handwerkskünsten darf sich jeder hier ausgiebig versuchen. Nebenbei werden mit Bällen, Seilen und Tüchern alte Spiele jenseits von Handy und Computer neu entdeckt. „Altes Handwerk, alte Spiele – neu entdecken“ heißt deshalb auch das Ferienprogramm der Naturförderungsgesellschaft und des Umweltzentrums Westfalen, das hier seine zweite Auflage erlebt. Als Nachfolgerin des historischen Spiels mit nicht minder großem Erfolg.
Färben und Filzen machen eine Woche mehr Spaß als Handy und PC
In der Filzerei haben sich bei Birgit Lübbeck ausschließlich Mädchen versammelt. Sie gehen mit Wasser und Seife geduldig der Schafswolle zu Leibe. „Das werden Sitzkissen, die wir bei unserem morgendlichen Sitzkreis verwenden werden“, erzählt die kleine Gruppe stolz. Die Kissen werden auch zuhause richtig praktisch sein. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Immer wieder sind Wasser und Seife gefragt, um eine Schicht nach der anderen vollenden zu können.
Bei den Färbern ist derweil wissenschaftliche Akribie gefragt. Wer wusste schon vorher, dass Brennnesseln Stoffen und Papier eine hellgrüne Farbe verleiht. Mehr noch: „Rote Beete gibt rote Farbe, Zwiebel hellbraune, Kurkuma wird gelb, Walnuss braun und Stockrosen blau“, wissen die jungen Färber, die ausschließlich männlich sind. Damit das alles auch klappt, müssen die Naturmaterialien erst gekocht und dann durch ein Tuch gefiltert werde. Für Marvin ist das ein ganz neues Abenteuer, obwohl er schon zum sechsten Mal an der Ferienaktion auf der Ökostation teilnimmt. „Sonst ist doch nichts in den Ferien und das macht hier richtig großen Spaß“, sagt er.
Im übernächsten Zelt entstehen gerade Würfel, Froschkönige, kleine Boote und andere Kunstwerke aus Ton. „Die brennen wir anschließend im offenen Feuer auf der Wiese“, erläutert Sandra Bille. Anschließend wird auch noch lackiert und bemalt. Birgit Manz, Liane Kluge und Dorothee Weber-Köhling, die Organisatorinnen der Ferienwoche weinen derweil kollektiv im Speisezelt. Zwiebeln wollen für das gemeinsame Mittagessen erst geschnitten und dann
in der riesigen Pfanne über dem Steingrill angeröstet werden. „In den nächsten Tagen werden auch die Kinder beim Zubereiten helfen, heute ist erst einmal Eingewöhnung und gegenseitiges Kennenlernen angesagt“, schildert Birgit Manz. Das hat schon in den ersten Stunden hervorragend funktioniert.