Mit 2,8 Promille über die A1: Portion Glück im Unglück

von Andreas Milk
Er sei jeden Tag dankbar, dass nichts Schlimmeres passiert sei am Vormittag des 21. November 2024, erklärte Willem K. (55, Name geändert) aus Rheda-Wiedenbrück in seinem Prozess vor dem Kamener Strafrichter. An jenem Tag war er über die A1 bei Bergkamen gerauscht, auf dem Heimweg von einem Kongress – mit 2,8 Promille Alkohol im Blut. Erst geriet er in die Leitplanke an einer Baustelle, danach rammte er zwei Autos. Schadenshöhe: im Bereich von 40.000 Euro. Das Wichtigste aber: Die Fahrzeuginsassen wurden gar nicht oder nur leicht verletzt.

Bei Entnahme der Blutprobe ein, zwei Stunden später notierte der Arzt, ihm seien bei K. keine Ausfallerscheinungen aufgefallen. Das legte die Frage nah, ob es sich um einen Gewohnheitstrinker handele. Im Prozess verneinte K. das, allerdings eher halbherzig. „Eigentlich“ könne er derart blau nicht fahren. Der Unfall habe ihm die Augen geöffnet, ergänzte sein Verteidiger; er suche sich Hilfe, unter anderem „im klinischen Bereich“. Auch vom Gerichtsverfahren zeigte sich K. beeindruckt. Er hat keine Vorstrafen und eine einzige Eintragung in Flensburg wegen eines Tempoverstoßes.

Er wolle alles tun, dass sich ein Geschehen wie das am 21. November nicht wiederholt, bekräftigte er. Das Urteil: eine Strafe von 60 Tagessätzen à 110 Euro wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs. Das ist seinem Einkommen angemessen: K. verdient gut in seinem Job. Er muss außerdem mindestens weitere acht Monate auf seinen Führerschein verzichten. Bevor er wieder einen bekommt, wird ihn sich die Straßenverkehrsbehörde vorknöpfen, Stichwort MPU. Willem K. nahm das Urteil an.