„Le Havre“ erzählt leise über das Elend von Armutsflüchtlingen

Das Kino Open Air des Bergkamener Kultursommers lockte am Dienstagabend über 500 Filmbegeisterte zum Hafenplatz der Marina Rünthe. Nach „Almanya“, und „Fasten auf Italienisch“ nimmt sich auch der französische Film „Le Havre“ des Themas Migration an.

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Open Air Kino in der Marina Rünthe

Leider gehen viele hervorragende Filme, die im westlichen Nachbarland produziert werden, im deutschen Kinobetrieb etwas unter. Die Wenigsten werden auch „Le Havre“ nicht vor zwei Jahren gesehen haben, als er vom Fernsehsender Arte ausgestrahlt wurde. Schön ist, dass das Bergkamener Kulturreferat seiner Linie treu geblieben ist, bei seinen Open Air Filmabenden nicht auf Blockbuster zu setzen.

Dass nun der sonst übliche Applaus des Publikums am Ende dieses leisen, wortkargen Film eher zaghaft ausfiel, hat sicherlich viel damit zu tun, dass der Regisseur Aki Kaurismäki nicht auf das Stilmittel der Komödie setzt. Seine Bilder vom Schicksal afrikanischer Armutsflüchtlinge sind so realitätsnah wie deprimierend. Das doppelte Happy End, die wundersame Heilung von Marcels Ehefrau Arlette und die erfolgreiche Flucht eines afrikanischen Jungen von Le Havre nach London, bieten ein dann doch noch märchenhaften, versöhnlichen Abschluss.

Real ist aber „Little Bob“. Das ist der Künstlername des in Italien geborenen Sängers Roberto Piazza, der im wirklichen Leben Ende der 70er/Anfang der 80er Jahr in Frankreich sehr bekannt war und solche berühmten Bands wie die Sex Pistols, Clash oder Stranglers  während ihrer  Tourneen im Vorprogramm begleitet hatte. „Little Bob“ lässt sich zu einem Benefiz-Konzert bewegen, damit Marcel die für die weitere Flucht des Jungen notwendigen 3000 Euro aufbringen kann.

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Kreske Jöns (Akkordeon) und Philip Schlüchtermann (Gitarre) bestritten das musikalische Vorprogramm beim Kino Open Air in der Marina Rünthe. Die Qualität der Tonübertragung, bzw. deren Lautstärke muss allerdings noch erheblich verbessert werden.

Apropos Musik und Vorprogramm: Das Kulturreferat sollte darauf achten, dass beim nächsten Open Air Kino die Musiker, die vor dem Film für Unterhaltung sorgen, auch in den letzten Reihen gut zu hören sind. Was nützt es, wenn wie am Dienstagabend Kreske Jöns (Akkordeon) und Philip Schlüchtermann  (Gitarre) hervorragend zur Marina-Atmosphäre passende Klänge liefern, sie aber die meisten der über 500 Besucherinnen und Besucher nicht erreichen. Das gilt insbesondere für Philip Schlüchtermanns Gitarre.