Land plant Untersuchung der Giftmüll-Gefahren auf Grillo 4 und anderswo
Den Overbergern ist vor 20 Jahren die Untertagedeponierung von Filterstäuben aus der Haus- und Industriemüllverbrennung durch den Schacht Grillo 4 mit dem Argument schmackhaft gemacht worden, das Gemisch aus den giftigen Reststoffen sowie Sand, Zement und Wasser erhärte und wirke in den angekohlten Flözen wie ein Vollversatz.
Bergsenkungen würden zumindest abgemildert oder wirkten sich kaum aus. Wie wir heute wissen, sind große Teile des Bergkamener Stadtteils als Folge des Bergbaus um mehrere Meter abgesunken. Ob nun auch das zweite Argument stimmt, die toxischen Stoffe seien in der Tiefe unter Overberge und an anderen Zechenstandorten des Ruhrgebiets sicher eingeschlossen und stellten auch in Zukunft kein Problem dar, wird von zwei Gutachten in Zweifel gezogen. Nach der Beratung am Mittwoch im NRW-Umweltausschuss will jetzt die Landesregierung Experten und Verantwortlichen an einen Runden Tisch bringen. Dazu eingeladen werden auch die Autoren der beiden Gutachten, Harald Friedrich und Peter Carls, die in den zurückliegenden Wochen für sehr viel Wirbel gesorgt haben. Fest steht wohl auch, das die Landesregierung ihrerseits eine umfassende Untersuchung in Auftrag geben will.
Bisher seien keine Giftstoffe aus dem Overberger Stollen an die Erdoberfläche gelangt, betonte Andreas Kunze von der RAG gegenüber den Mitgliedern des Bergkamener Stadtentwicklungsausschusses am Dienstag. Er hält dies wie auch der zweite RAG-Berichterstatter Hagen Frankenhoff für ausgeschlossen. Auch dann nicht, wenn der Wasserstand in den Grubengebäuden unter Bergkamen und den Nachbarstädten nach den jüngsten Plänen der RAG zur sogenannten Wasserhaltung von derzeit 1000 auf künftig 600 Metern ansteigen sollte.
Dies alles mag der Fraktionsvorsitzende von BergAUF, Werner Engelhardt nicht glauben. Er behauptete sogar, dass der Wasserstand unter Tage deshalb angehoben werde, damit eine spätere Untersuchung der Stollen mit dem Giftmüll nicht mehr möglich wäre. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen Harald Sparring erinnerte an seine Warnungen vor diesem Projekt vor 20 Jahren. Einige Giftstoffe könnten über Tage sicher verschlossen werden, nicht aber unter Tage. Dort verhielten sie sich anders als an der Erdoberfläche.
Zumindest in einem Punkt hat die Untertagedeponie auf Grillo 4 bereits jetzt einen Schaden angerichtet. Bereits nach der ersten Berichterstattung des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ im Juli meldeten sich einige besorgte Investoren der „Wasserstadt Aden“ im Bergkamener Rathaus und verlangten Aufklärung. Der Spiegel hatte offenbar in Unkenntnis der örtlichen Begebenheiten die Deponie auf Haus Aden angesiedelt.
Deshalb betonte der Technische Beigeordnete Dr. Hans-Joachim Peter, dass das Grubenwasser am Standort Haus Aden in einem geschlossenen Rohrleitungssystem an die Erdoberfläche gepumpt und zur Lippe weitergeleitet werde. Eine negative Auswirkung auf die Wasserstadt sei deshalb ausgeschlossen.
Sollten aber auf diesem Weg irgendwann tatsächlich Giftstoffe zutage gefördert werden, hätte dies nicht nur für den Fluss katastrophale Folgen.