Kreis legt Gesundheitsbericht vor – Soziale Lage beeinflusst Gesundheit
173 Seiten, 11 Kapitel, unterschiedlichste Grafiken und unzählige vom Kreis oder dem Land erhobene Daten geben erstmals in diesem Umfang und in dieser Tiefe Auskunft über ein hohes Gut: die Gesundheit der Menschen im Kreis.
Unter dem Titel „Gesundheitsprofil 2014“ verbirgt sich eine vom Gesetzgeber vorgesehene kommunale Gesundheitsberichterstattung. In den letzten Jahren konzentrierte sich der Fachbereich Gesundheit und Verbraucherschutz auf die Aufarbeitung von Schwerpunktthemen wie etwa Sucht und Prävention, Kindergesundheit, Gesundheit von Migranten oder der Situation von Menschen mit Behinderung.
Nun gibt es nach 2003 zum zweiten Mal – erstmals allerdings in dieser Qualität und Aussagekraft im Hinblick auf die künftige Gesundheitspolitik – wieder eine klassische Gesundheitsberichterstattung.
In dem im Fachausschuss vorgestellten Bericht wurden Kreisdaten und – wo kommunale Zahlen (noch) nicht vorliegen – Statistiken des Landes zu Demografie, zum Gesundheitszustand und -verhalten sowie zur Gesundheitsversorgung zusammengetragen. Auch den Themen „Gesund Aufwachsen“ und „Gesund Altern“ werden eigene Beiträge gewidmet. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit dem Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit sowie der Bedeutung von Umwelteinflüssen für die Gesundheit der Menschen im Kreisgebiet.
Deutlich macht das Zahlenmaterial den Zusammenhang zwischen guter Gesundheit und sozialer Situation bzw. dem sozialen Umfeld. So spielen das verfügbare Einkommen und das Bildungsniveau, aber auch weitere soziale Komponenten wie Arbeitslosigkeit, die berufliche Position, Sozialhilfebezug oder Herkunft und Sprache, für eine Reihe von Krankheiten und für die Lebenserwartung eine wichtige Rolle. Je geringer das Bildungsniveau bzw. das Einkommen – so das Fazit unterm Strich – desto größer die Wahrscheinlichkeit einer ganzen Reihe von Krankheiten.
Besondere Herausforderungen zeichnen sich für die Kommunen Bergkamen, Bönen und Lünen ab. Hier liegt das Pro-Kopf-Einkommen deutlich unter dem Kreisdurchschnitt und die durchschnittliche Arbeitslosigkeit fällt – zumindest in Lünen und Bergkamen – deutlich höher aus als im restlichen Kreisgebiet.
Entgegen eines zu erwartenden steigenden Bedarfes an gesundheitlichen Versorgungsleistungen wird sich der Umfang der hausärztlichen Versorgung aber nicht etwa erhöhen, sondern, durch erhebliche Reduzierung der Anzahl der Hausärzte, bereits bis zum Jahr 2019 signifikant verringern.
Ein komplett anderes Bild zeichnet sich bei einzelnen Erkrankungsarten ab. So sind die Sterbefälle aufgrund von Herz-Kreislauf -rkrankungen im Kreis seit 1998 um nahezu zwei Drittel gesunken. Neben einer stark verbesserten medizinischen Versorgung wird hierbei deutlich, dass die zahlreichen Maßnahmen im Rahmen der Herz-Kreislauf-Prävention greifen und nachhaltig Wirkung zeigen.
Besonders erfreulich ist auch die Tatsache, dass im Kreis immer mehr Eltern die letzte Vorsorgeuntersuchung ihrer Kinder vor Besuch der Kindertagesstätte wahrnehmen. Konnten hier im Jahre 2005 noch erhebliche regionale Unterschiede im Kreis Unna festgestellt werden, so liegen die Untersuchungsraten inzwischen in allen Kommunen des Kreises flächendeckend bei über 90 Prozent.
Der Gesundheitsbericht ist Basis für die weitere inhaltliche Ausrichtung des Kreises als öffentlicher Gesundheitsdienst und für die Politik als richtungsweisender Weichensteller. Dass etwas getan werden muss und was dies sein könnte, ist im letzten Kapitel – dem Ausblick – nachzulesen.
So wird z.B. die Durchführung einer Bevölkerungsbefragung angeregt, um von den Menschen Auskünfte über die persönliche Einschätzung ihrer Gesundheit und über ihre Bereitschaft, das Gesundheitsverhalten zu überprüfen, zu erhalten. Auf dieser Datenbasis könnten Projekte und Präventionsprogramme für die Gesundheit der Kreisbewohner wirksamer, nachhaltiger und letztlich erfolgversprechender umgesetzt werden.,
Für die Zukunft wird außerdem eine Gesundheitsberichterstattung orientiert an sozialräumlichen Kriterien, also der Beschaffenheit des Wohnumfeldes, für notwendig erachtet, um gesundheitsfördernde Interventionen und Prävention zielgerichtet dort anzubieten, wo soziale Auffälligkeiten und schwierige Lebenslagen offenkundig werden.