Jubiläumswald wächst weiter – und lässt Tränen kullern
Zwischendurch musste Kelsey Klamath tatsächlich Handschuhe überstreifen. Auf der Pflanzfläche III des Jubiläumswald war zum 33. Pflanzfest dann doch der Herbst zwar mit punktuell strahlendem Sonnenschein, aber frischem Wind aufgezogen. Die Saiten ihrer bis dahin virtuos bearbeiteten Gitarre fühlte sie nicht mehr richtig. Gut, dass die meisten Baumpaten gut vorbereitet waren – mit Mützen, Schals, Gummistiefeln und Handschuhen. Ein Paar wurde ihr von mitleidigen Zuhörern sofort zum Auftauen zur Verfügung gestellt.
Zum Glück, denn die Musik tat an manchen Pflanzstellen an der Overberger Straße bitter Not. Beim Kanuverein Rünthe beispielsweise rollten viele Tränen. Die Mitglieder setzten zum ersten Mal einen Baum in den Boden des Jubiläumswaldes – für ihr im Frühjahr verstorbenes Mitglied Rolf-Dieter Bartsch. „Er war 40 Jahre unser bester Mann, die kreative Seele der Technik, Steuermann im Drachenboot, Hausmeister und Kaffeefee – er war einfach großartig“, sagt einer, dem dabei das Wasser in die Augen steigt. „Der Baum ist eine schöne Erinnerung an ihn, der uns ganz furchtbar fehlt“, sagen alle. Auch Ehefrau und Tochter waren dabei und hielten sich fest in den Armen. „Das ist so ein schönes Zeichen – ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen“, sagen beide. „Der Kanuverein war sein Leben, das hätte ihm gefallen.“
Am anderen Ende der Pflanzfläche legte Thomas Leitmann, der Frontmann von Burning Heart, noch eine letzte Schüppe Erde an den Spitzahorn. „Das war mal überfällig – eigentlich seit 10 Jahren“, sagt er. „Ich hatte schon oft davon gehört und eigentlich hatten wir schon zum 25. Bandjubiläum vor, einen Baum zu pflanzen. Irgendwie ist aber immer etwas dazwischengekommen.“ Für die meisten Band-Kollegen war das auch am Samstag so. Thomas Leitmann war allein mit Ehefrau und Hund vor Ort. „Alle haben jetzt die Anweisung, im Sommer zum Gießen anzurücken“, sagt er lachend. Schließlich soll der Baum zum 35-Jährigen von Burning Heart auch vernünftig angehen. „Wir sind privat absolute Ahorn-Fans, da war die Baumwahl keine Frage“, sagt er. Die Band probt mit 2 Mitgliedern mit Bergkamener Wohnsitz immer noch in Bergkamen. Also verstand sich auch die Ortswahl von selbst
Ab sofort Anmeldungen für Pflanzung im Frühjahr
Einen Ahorn gab es von den Kindern und Enkelkindern auch zur Diamantenen Hochzeit von Klaus und Christel Pott. „Das ist doch eine schöne Sache, um sich jedes Jahr hier zu treffen und gemeinsam anzustoßen“, ist sich die Familie einig. An Maria Charlotte Müller erinnert jetzt eine Silber-Linde. „Sie ist kürzlich verstorben und war eine hingebungsvolle Gärtnerin mit einer großen Begeisterung für Bienen. Wenn die Bienen sterben, stirbt auch die Menschheit, hat sie immer gesagt“, erzählt ihre Enkelin. Deshalb war es auch selbstverständlich, dass sie einen Baum bekommt, den die Bienen lieben. „Der passt super zur Oma“, sagen alle. Sie sind aus Werne, Bergkamen, Witten und Weddinghofen gekommen, um mit der Pflanzung eine bleibende Erinnerung an sie zu schaffen.
36 Bäume kamen am Samstag in den Boden: 10 mal Spitzahorn, 8 mal Silberlinde, 7 mal Bergahorn, 5 mal Schwarznuss, 3 Stileichen, 2 Rotbuchen und eine europäische Lärche. Übrigens wurde alles sorgsam vom Baubetriebshof und der Firma Röttger vorbereitet. Seit 2006 sind damit 898 Erinnerungen an Tod, Geburt, Hochzeit, Eheglück, Taufe, Konfirmation/Kommunion, Abitur und alle erdenklichen anderen Lebensereignisse auf den drei Flächen des Jubiläumswaldes geschaffen worden. Pflanztermine gibt es im Herbst und im Frühjahr. Für die nächste Pflanzung am 6. April nimmt das Bürgerbüro schon jetzt Bestellungen entgegen. Die Kosten: 130 Euro.