Info-Veranstaltung zum Thema „Bürger-Windpark – packen wir’s an!“ fand großes Interesse
Da hatte der Aktionskreis Wohnen und Leben mit seiner Veranstaltung „Bürger-Windpark – packen wir’s an!“ in der Ökostation am Montagabend wohl den aktuellen Zeitgeist, vor allem auch mehr für die eigene Energie-Versorgungssicherheit zu tun, sehr gut getroffen. Geschätzte 70 Zuhörer/-innen waren gekommen, um sich die Impulsreferate von Thomas Backes/I. Beigeordneter der Stadt Coesfeld mit dem Titel „Windenergie in Coesfeld mit Bürgerbeteiligung zu mehr Wertschöpfung in der Region“ und Rainer Nickel/Soziologe u. freier Energieberater aus Köln zum Thema „Bürgerbeteiligung und Stadtwerke“ anzuhören. Der Vors. des Aktionskreis, Karlheinz Röcher, fungierte als Moderator der Veranstaltung.
Die persönliche Begrüßung zu Beginn der Veranstaltung galt den beiden Referenten sowie Bernd Schäfer als Bürgermeister, Jochen Baudrexl als GSW-Geschäftsführer und Stephan Rieping als Vorstandsvorsitzender der Bürger-Energie-Genossenschaft „Sonnenwende“ aus der Region „Gütersloh/Harsewinkel“. Der äußerst interessante Vortrag von Thomas Backes, der immer wieder auch Nachfragen unter den Zuhörern auslöste, zeigte den langen, aber sehr erfolgreichen Weg in der Stadt Coesfeld beim massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien durch die Errichtung von 28 neuen Windkraftanlagen mit Bürgerbeteiligung seit 2017. Der umfangreiche Planungsprozess in der Verwaltung begann schon 2011 und erhielt seine Absicherung durch entsprechende Ratsbeschlüsse in 2012. Wahrlich eine Erfolgsgeschichte, die auch schon eine entsprechende Resonanz in den überregionalen Medien gefunden hat. Thomas Backes zeigte zum Schluss seiner Ausführungen dann auch noch die neuen Planungen der Stadt Coesfeld, die unter den aktuellen Bedingungen eine wesentliche Verkürzung des Planungsprozesses erwarten ließen. Eine einfache Übertragung auf die Verhältnisse in Bergkamen-Kamen-Bönen-Werne-Lünen könne es natürlich nicht geben. Dennoch, so Karlheinz Röcher: „Der Vortrag war inspirierend und ermutigend, auch hier vor Ort solche Projekte mit Bürgerbeteiligung voran zu bringen.“
Im 2. Impulsreferat zeigte Rainer Nickel die prinzipiellen Schwierigkeiten von Stadtwerken mit Bürgerbeteiligungen auf. Alle Stadtwerke stehen gerade jetzt unter einem enormen finanziellen Druck, da sie aus den Gewinnen im Energiebereich weitere Felder der Daseinsvorsorge einer Kommune mitfinanzieren sollen/müssen. Schon in der Vergangenheit – so der Referent – hätten Stadtwerke Bürger-Energie-Genossenschaften eher als Konkurrenten in ihrem Markt verstanden. Das es auch anders gehe, dafür gebe es auch in Deutschland positive Beispiele.
Für Jochen Baudrexl war diese Sicht der Dinge – speziell auf die GSW – nicht nachvollziehbar, so dass dieser sich mit einigen Beiträgen in die dann beginnende Diskussion einmischte. Tenor: Die GSW habe in den letzten 10 Jahren sehr viel Geld in die Hand genommen, um den Anteil an Erneuerbaren Energien aus eigener Produktion zu erhöhen. Leider sei dies vor Ort aber nicht umsetzbar gewesen, sondern in Bayern mit Windparks sowie mit Beteiligungen an Offshore-Projekten in der Nordsee. Für einige Zuhörer war die erkennbare Zuspitzung der Diskussion das Signal, den Blick nach vorne zu richten, um gemeinsam mit der GSW den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Bürgerbeteiligung zu gestalten.
Und wie soll es mit dem Projekt „Gründung einer Bürger-Energie-Genossenschaft im Raum Bergkamen-Kamen-Bönen-Werne-Lünen“ weitergehen, war die abschließende Frage an den Moderator. Karlheinz Röcher nannte die aus seiner Sicht notwendigen weiteren Schritte:
– das Thema „Gründung…“ weiter in die Öffentlichkeit zu tragen z.B: durch weitere Infostände in Bönen bzw. Lünen bzw. Fortstetzung der Unterschriftensammlung (aktueller Stand: 142, gestern alleine 30);
– das Thema muss in die kommunalen Parlamente kommen. In Bergkamen wäre es ein wichtiges Signal, wenn der Rat beschließen würde, auf der Halde „Großes Holz“ Baurecht zu schaffen, nachdem der RVR als Flächenbesitzer grünes Licht für Windkraft- u. PV-Projekte gegeben hat. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, wenn die Kommunen eine gemeinsame Arbeitsgruppe bilden würden, die sich des Themas „weiterer Ausbau der Erneuerbaren Energien“ annimmt;
– es muss ein überzeugendes Start-Projekt für die Gründung der Bürger-Energie-Genossenschaft gefunden werden;
– last-not-least müssen die Menschen gefunden werden, die die Genossenschaft führen und entwickeln wollen. Das sind 3 Vorstandsmitglieder und 5-7 Aufsichtsräte. Und alles im wesentlichen ehrenamtlich.
Die Finanzierung der Projekte ist in aller Regel ein kleineres Problem: Es gibt zahlreiche Beispiele, wo beim Start innerhalb kürzester Zeit die Anteile von 300 und mehr Leuten gezeichnet wurden.
Das Fazit für Karlheinz Röcher: Das Motto kann nur lauten „Packen wir’s an – wenn nicht jetzt, wann dann?“