„Ich geh‘ in den Bundestag…“

Um den Bundestag von innen kennen zu lernen, braucht man sich nicht unbedingt wählen zu lassen. Kinga Golomb, Studentin aus Kamen, hat es auch so geschafft – als Praktikantin beim CDU-Abgeordneten Hubert Hüppe. Und wie war es so in der großen Politik, haben wir sie gefragt. Und hier ist ihre Antwort.

„Ich geh’ in den Deutschen Bundestag“, erzählte ich voller Vorfreude, während die Gesichter meiner Eltern und Freunde sich zu ungläubigen Mienen verzogen. Nicht, dass sie mir mangelnde Kompetenz unterstellten. Sie wussten eher zu gut, dass ich – im Gegensatz zu einigen meiner Kommilitonen – nie die Ferne gesucht habe. Zugegeben: Berlin liegt nicht in Asien oder Afrika, doch für mich als heimatverbundene Kamenerin bedeutete das Großstadtflair Nervenkitzel.

Kinga Golomb und die Kanzlerin. (Foto: privat)
Kinga Golomb und die Kanzlerin. (Foto: privat)

Meine Masterarbeit zum Thema „Doing Gender in der Politik“ habe ich im Februar dieses Jahres, kurz vor meinem 25. Geburtstag, an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum zur Korrektur gegeben. Statt zu Hause zu sitzen und „Tee zu trinken“, beschloss ich, meine freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Nichts wie weg, dachte ich mir also. Nachdem ich die Zusage des CDU-Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe über das Praktikum in seinem Abgeordnetenbüro in Berlin erhalten hatte, organisierte ich mir eine Unterkunft und Zugtickets. One-Way wäre besser gewesen. Das stellte sich aber erst später heraus.

Kaffee-koch-Praktikum? – Termine, Termine!

Meine Zeit in Berlin verging wie im Flug. Vor allem, weil zwei von drei Wochen Sitzungswochen des Deutschen Bundestags waren. Für die Abgeordneten bedeutete dies eine unheimliche Termindichte. Für mich als Praktikantin übrigens auch. Denn ein Praktikum in Hubert Hüppes Abgeordnetenbüro ist alles andere als ein „Kaffee-koch-Praktikum“, bei dem die größte Herausforderung darin besteht, mit Akten zu jonglieren. Als Praktikantin im Bundestag erhält man eine Vielzahl spannenderer Aufgaben. In Vorbereitung auf die kommende Berichterstattung habe ich zu den gesundheitspolitischen Themen Bioethik und Behindertenpolitik recherchiert sowie Redemanuskripte überarbeitet. Durch die Einarbeitung in die Themen fiel es mir leichter, die Debatten des Ausschusses für Gesundheit nachzuvollziehen. Genauso verhielt es sich bei den Treffen der Arbeitnehmergruppe. Hier wurden aktuelle Diskurse der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik geführt, die ich gut mit meinem sozialwissenschaftlichen Studium verknüpfen konnte.

Besonders spannend war es für mich außerdem, den Prozess der Gesetzgebung ganz nah mitzuverfolgen. Während der Beratungen der Ausschüsse und Arbeitsgruppen trafen viele Interessen aufeinandertreffen, die gebündelt werden mussten. Die öffentlichen Debatten im großen Plenarsaal des Reichstags waren dabei nur der letzte Schritt.

Frau Dr. Merkel, ganz entspannt

Ein absolutes Highlight war für mich der Besuch des 26. Bundesparteitages der CDU. An der Seite von Hubert Hüppe und inmitten anderer Delegierter verfolgte ich die Reden von Dr. Peter Tauber MdB, Generalsekretär der CDU Deutschlands, und Volker Kauder MdB, dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Hingefiebert habe ich auf den Moment, unsere Bundeskanzlerin zu treffen. Nachdem sie den Parteitag offiziell geschlossen hatte, nutzte ich meine Chance und ging auf sie zu. „Frau Dr. Merkel, können wir ein Foto machen?“, fragte ich sie mit höflicher Lässigkeit. In mir herrschte aber pure Aufregung. Grundlos, wie ich feststellen musste. Völlig entspannt und mit einem Lächeln stimmte sie zu. Mit meinem Schnappschuss auf dem Smartphone verließ ich triumphierend den Saal. „Guck mal, Oma“, sagte ich, während ich meiner Großmutter das Bild unter die Nase hielt. Sie hatte vorher nämlich gar nicht glauben können, dass ihre Enkelin der Kanzlerin die Hand schütteln darf.

Auch privat war meine Berlin-Reise durchweg positiv. Ich habe nicht nur die Stadt, sondern auch die Menschen schnell kennen und lieben gelernt. Hätte ich nicht schon längst ein Rückfahrtticket gehabt, hätte mich wahrscheinlich nichts in Richtung Heimat bewegt. Die Zeit in Berlin und das Praktikum bei Hubert Hüppe waren eine spannende und erlebnisreiche Erfahrung für mich, die ich anderen jungen, politisch interessierten Leuten wärmstens empfehlen kann.