Hintergründe von Flucht verstehen: Lionsclub BergKamen unterstützt Buchprojekt von „ProMensch“
Die Kamener Grafikdesign-Studentin Christina Hartmann hat für ihre Bachelorarbeit mit sieben von der Kamener Initiative „ProMensch“ vorgeschlagenen Geflüchteten Interviews geführt. In diesen berichten sie über ihre alte Heimat, den Entschluss zur Flucht, die Ankunft in Deutschland und ihre Vorstellungen von der Zukunft.
Entstanden ist ein qualitativ hochwertiges Buch in einem auffälligen Sonderformat mit faszinierenden und noch vielmehr berührenden Geschichten und Bildern. Es trägt den Titel „Das erste Mal, als ich das Meer sah“.
Um dieses Buch einer breiten Öffentlichkeit in Kamen und Bergkamen zugänglich zu machen, hat sich der Lionsclub BergKamen entschlossen, einen Teil der Druckkosten zu übernehmen. Im Gegenzug erbaten die „Löwen“ von „Pro Mensch“ einen Teil der Auflage, um diese Bücher verschiedenen Institutionen in beiden Städten zu schenken. Die Lions hoffen, auf diesem Weg möglichst vielen Menschen dieses Buch nahebringen zu können.
Am Donnerstag übergaben Lionspräsident Martin Brandt sowie Bilitis Naujokat und Brigitte Langer von „ProMensch“ die ersten von 35 Exemplaren an Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Schulen, Büchereien und Gemeinden beider Städte. Um die Hintergründe ihrer Flucht besser zu verstehen, lässt sich die Herausgeberin Christina Hartmann aus Kamen-Methler in ihrer Bachelorarbeit von sieben Einzelpersonen oder Familien aus verschiedenen Ländern ihre Lebensgeschichten schildern.
„Stell Dir vor, du müsstest morgen aus Angst um Leib und Leben deine deutsche Heimat verlassen“, sollen sich die Leser vorstellen. „Stell Dir vor, Du müsstest von heute auf morgen alles aufgeben – Heimat, Familie, Freunde, Besitz, berufliche Existenz – und Dir blieb nicht mehr, als was in einen kleinen Rucksack passt?“ Wir wissen nicht, wie sich Bomben anhören, die gleich um die Ecke einschlagen, weil wir aus eigenem Erleben nur den Frieden kennen und in Sicherheit sind! „Wie Abschied nehmen von den Lieben“ fragt die Verfasserin. Kannst Du den Schleppern trauen, auf die du angewiesen bist, oder sind das durchweg skrupellose Ausbeuter?
Momo beispielsweise, 23 Jahre alt, Syrer, ist mit Geld vom Vater in die Türkei geflohen und dort mit 45 anderen Flüchtlingen auf ein Schlauchboot, das nur für 15 Personen ausgelegt war, Richtung Samos verfrachtet worden. In der Nacht wurden sie von einem unbeflaggten Schiff aufgebracht, dessen maskierte Besatzung die „Nussschale“ rund 20 Kilometer vor der griechischen Zielinsel zerstörte, so dass auf hoher See Panik unter den „Schiffbrüchigen“ ausbrach, die sich an den Bootsresten festklammerten. Alle kämpften um Lifejackets. Vier Stunden später seien sie von der türkischen Küstenwache aus dem Meer gefischt worden, berichtet Momo. Alle – sogar eine schwangere Frau – überlebten.
„Wir hoffen sehr, dass durch unsere Aktion möglichst viele Menschen in Kamen und Bergkamen dieses beeindruckende Buch in die Hand bekommen und lesen werden“, erklärt Präsident Martin Brandt das Engagement des Lionsclubs BergKamen.