Herbstbelebung bleibt schwach – schlechte Stimmung drückt auf die Kräftenachfrage und die Attraktivität der dualen Ausbildung muss steigen

Im Kreis Unna sank der Bestand an gemeldeten Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat um 105 auf 15.317. Im Vergleich zu Oktober 2021 stieg die Arbeitslosigkeit um 622 (+4,2 Prozent). Die Arbeitslosenquote stagnierte bei 7,2 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie 6,9 Prozent.

„Es fühlt sich derzeit ein wenig so an wie das Warten auf den großen Sturm“, beschreibt Agenturchef Thomas Helm die Situation auf dem Arbeitsmarkt und erklärt: „Bis auf allmählich nachlassende Stellenmeldungen und steigende Zugänge in Arbeitslosigkeit zeigt der Arbeitsmarkt die typische Herbstentwicklung und gibt noch keinen Anlass zur Sorge. Dennoch wissen wir alle, dass die schlechten Konjunkturprognosen ebenso wie die stark gestiegenen Energiepreise ihren Einfluss auf die Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung haben werden, nur eben nicht wann und in welchem Ausmaß.“ Entsprechend herausfordernd sei es derzeit, Aussagen über die
weitere Entwicklung zu treffen und Anzeichen losgelöst von Bedrohungsszenarien zu interpretieren: „Sicher ist für uns nur“, so Helm, „dass der Arbeitsmarkt auch bei nachlassender Dynamik vor allem auf gut qualifizierte Fachkräfte setzt und es Menschen ohne diese Qualifikation
schwer haben werden, in ihren Beschäftigungsverhältnissen zu bestehen oder Arbeit zu finden.
Unser dringender Ratschlag an Betriebe sowie Mitarbeiter und Arbeitslose ist daher, sich mit der eigenen oder betrieblichen Qualifikationsstruktur intensiv auseinanderzusetzen und überall da aufzusatteln, wo Fachkenntnisse veraltet oder schlicht nicht mit Zeugnissen belegbar sind.“ Auch für die eigenen Lohnerwartungen sei dies wichtig: „Gerade in der heutigen Zeit, in der die Kosten
für den Lebensunterhalt spürbar ansteigen, ist eine gute und aktuelle berufliche Qualifikation die Grundlage für gut entlohnte Arbeit und ein Wettbewerbsvorteil für individuelle Gehaltsverhandlungen.“
Betriebe leiden unter dem stark sinkenden Ausbildungsinteresse der Jugendlichen
In diesem Jahr sind zwei Effekte auf dem Ausbildungsmarkt deutlich zu beobachten: Das Ausbildungsinteresse von Jugendlichen hat sich nach einem erfreulichen Anstieg im letzten Jahr wieder deutlich nach unten korrigiert, denn Ausbildung wird vielfach nicht mehr als attraktiv genug empfunden. Zum anderen ändert auch die verbesserte StellenBewerberRelation nichts daran, dass der Ausbildungsmarkt am Ende des Jahres unausgeglichen ist. Vielmehr zementieren sich Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage, die zu einer Stagnation bei unbesetzten Stellen sowie unversorgten Bewerbern führen“, zieht Thomas Helm, Vorsitzender der Geschäftsführung
der Hammer Arbeitsagentur, Bilanz. Auf beiden Seiten führe dies zu Problemen: „Während Betriebe dem sinkenden Angebot an Bewerbern mitunter machtlos gegenüberstehen und keine
Lösung ihres Fachkräfteproblems finden, verlieren sich immer mehr junge Menschen in der
Orientierungslosigkeit und schlagen viel zu früh das Angebot einer qualifizierten Berufsausbildung aus, ohne für sich eine zukunftsweisende Alternative gefunden zu haben.“
Insgesamt meldeten die Betriebe und Ausbildungsträger im Kreis zwischen Oktober 2021 und September 2022 der Agentur für Arbeit 2.424 Berufsausbildungsstellen (und damit eine Stelle mehr als im Jahr zuvor). Dem gegenüber standen 2.476 gemeldete Bewerber für
Berufsausbildungsstellen, 171 weniger als im Vorjahr (6,5 Prozent). Zum Ende des Berichtsjahres am 30. September waren 176 Ausbildungsstellen unbesetzt, 31 weniger als im Vorjahresvergleich, und 175 junge Menschen unversorgt (+66).
Für Thomas Helm eine nicht zufriedenstellende Bilanz: „Dass genauso viele Stellen unbesetzt wie junge Menschen ohne weitere qualifizierte Perspektive bleiben, ist alarmierend, zumal die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen von deren Qualifikationsniveau abhängt. Ebenso
gewinnen Schulabgänger während einer Berufsausbildung an Lebens und Berufserfahrung, die sie unentbehrlich für den Arbeitsmarkt machen. Wer mit einer abgeschlossenen Ausbildung nach einer Festanstellung sucht, hat es oftmals leichter als Studienabsolventen, bei denen praktische Erfahrungen während des Studiums zu kurz gekommen sind.“ Helm betont, dass aktuell noch viele Last Minute Angebote auf dem heimischen Ausbildungsmarkt verfügbar sind. Wer Interesse daran hat, kann sich unmittelbar an die Beratungshotline der Arbeitsagentur unter der Telefonnummer 02303 2807 111 wenden. Auch die Kammern und viele Unternehmensverbände bieten entsprechende Vermittlungsunterstützung an.