Heimspiel für Peer Steinbrück bei feinstem Kanzlerwetter

Einen besseren Auftakt seines Wahlkampfes hätte sich Peer Steinbrück kaum wünschen können. Die Sitzplätze bei der Maikundgebung in der Oberadener Römerbergsporthalle waren alle besetzt, etliche mussten stehen.

Peer Steinbrück beim 1. Mai in der Oberadener Römerbergsporthalle. Fotos: Ulrich Bonke
Peer Steinbrück beim 1. Mai in der Oberadener Römerbergsporthalle. Fotos: Ulrich Bonke

So gut besucht war der 1. Mai in Oberaden schon lange nicht mehr. Dem IGBCE-Regionalforum waren sogar die Wertmarken ausgegangen, für die es beim DRK  Erbsensuppe mit Würstchen gab. Verhungern musste aber trotzdem niemand.

Die ungewöhnlich vielen Medienvertreter drängelten sich um den SPD-Kanzlerkandidaten. Mehrere Fernsehteams hatten ihre Kameras aufgebaut. Das ZDF sammelte Filmmaterial für eine Reportage. Andere mögen darauf gehofft haben, dass Steinbrück erneut in ein „Fettnäpfchen“. Der Vorsitzende des Regionalforums, Reiner Horst Hennig, hatte in seiner Begrüßungsrede vorgebaut. Die Menschen im östlichen Revier verstünden seine klare Sprache, versicherte er dem Gast. Die über 1000 Kundgebungsteilnehmer bestätigten dies mit lautem Applaus.

Steinbrück hatte sich zur Enttäuschung manches Journalisten im Griff. Sein letztes publikumsträchtiges Bonmot, die berühmte „Fahrradkette“ animierte zwar das ARD-Morgenmagazin zu einem satirischen Video, es löste allerdings keine internationale Empörung aus. Auch in Oberaden sagte er nichts, was für Schlagzeilen in der Boulevardpresse hätte sorgen können.

Manche Beobachter mögen deshalb die Rede des Kanzlerkandidaten in Oberaden als langweilig empfunden haben. Die Menschen hörten ihm aber gespannt zu, als Steinbrück seine Analysen und Ziele erläuterte: die Einführung eines Mindestlohns von 8,50 Euro, die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern und die Einschränkung von unterbezahlter Leiharbeit und der befristeten Arbeitsverträge, die vielen Familien eine langfristige Lebensplanung unmöglich macht.

Steuererhöhung für Besserverdienende

Steinbrück kündigte wie die Grünen schon am Wochenende Steuererhöhungen für Besserverdienende an und erklärte, wofür die SPD die Mehreinnahmen nutzen wolle: Einhaltung der Schuldenbremsen, stärkere Investitionen in den Bildungsbereich und eine nachhaltige finanzielle Entlastung der Städte und Gemeinde.

Steinbrück ist kein glühender Redner, der die Menschen an ihren Emotionen packt. Trotzdem gab es zum Schluss einen Riesenapplaus und stehende Ovationen. Der Kanzlerkandidat wies nämlich auf das nächste für ihn wichtige Ereignis hin: das Endspiel der Champions League am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion. Hier stehe er voll und ganz hinter „Schwarz-Gelb“.

Für Steinbrücks Rede gab es viel Lob, allerdings nicht von allen Vertretern des möglichen künftigen Koalitionspartners. Nicht einmal habe er die Grünen erwähnt, zumal ihre Steuerpläne fast identisch seien, kritisierte die Grünen-Kreisvorsitzende Anke Dörlemann enttäuscht.

Allerdings hatte das Regionalforum den Grünen-Bundestagskandidaten Malte Spitz eingeladen. Und nicht nur ihn: Zu den Ehrengästen des 1. Mais 2013 in Oberaden gehörten auch Redakteure und Mitarbeiter der ehemaligen Lokalredaktion Kamen der Westfälischen Rundschau, die seit dem 1. Februar „freigestellt“ sind.