Hafenfest lockt Tausende mit Sommerfeeling und vollem Programm
Piraten, Drachenboote, stechende Fischer, Cocktails, Jetski und mitten drin Kohlenfrachter: Wer die Abenteuer und den Duft der weiten Welt sucht, muss nicht in den Flieger steigen. Es genügt ein Bummel über das Hafenfest. Von China durch einen Rest von Kohlenpott bis in die Karibik reichen die Reiseziele, die auf kürzestem Weg zu erreichen sind – prächtige Sommersonne inklusive. Wenigstens zwei Tage lang.
Manchmal trügt aber auch der schöne Schein. Ganz schön kalt war das verführerisch in der Sonne glitzernde Wasser im Marinabecken für alle, die beim Fischerstechen die gepolsterte Lanzenspitze auf dem falschen Fuß erwischte. Einer der beiden Kontrahenten aus den neun angetretenen Mannschaften landete garantiert im feuchten Nass – und meist ziemlich schnell. Da hatten es die Paddler in den Drachenbooten leichter. Immerhin länger als eine Minute dauerte es, die 250 Meter auf dem Kanal mit mindestens vier Frauen, mindestens 14 Mannschaftsmitgliedern und einem Trommler zu bewältigen. Viel trockener ging es allerdings dabei auch nicht zu – und mancher suchte freiwillig Abkühlung in den Fluten.
Von Harmonie-Männern und alten Laufhasen
Harmonie herrschte dagegen bei dem gleichnamigen Team aus Hamm. 1816 als reiner Männerverein zum Zwecke der praktizierten Geselligkeit gegründet, holte sich die Männer zum zweiten Mal „Quotenfrauen“, um mit dem Sieg beim Heimderby 2011 in Hamm im Gepäck immerhin in das „hintere Drittel“ der Goldgruppe hineinzupaddeln. Vor fast 100 Jahren hatte man noch vor allem die Zeitungslektüre gepflegt. Vor rund acht Jahren nahmen die Männer ihre Satzung und den Passus, dass auch Sport durchaus die Geselligkeit fördere, wörtlich und begannen mit den Drachenbootrennen.
Aufgeregt war derweil Mika. Schon zum zweiten Mal stand er beim Hafenlauf an der Startlinie – mit gerade einmal vier Jahren schon ein „alter Hase“ auf der 600 Meter langen Strecke. Trotzdem nahm er vorsichtshalber seine neunjährige Schwester Joline an die Hand, als es auf die Strecke ging. Eigentlich sind beide ja Schwimmer. Das Laufen über das Hafengelände hat aber so viel Spaß gemacht, dass sie jetzt auch ohne Verein an den Start gingen und so schnell wie möglich dem vorweg fahrenden Fahrrad hinterher flitzen.
Partner-Paddler und nächtliche Himmelspracht
Große Augen machte inzwischen das „Twin Town Boat“. Die 15 jugendlichen Teammitglieder aus der französischen Partnerstadt Gennevilliers und die sechs deutlich älteren Bootsgenossen aus Silifke in der Türkei hatten sich zuvor noch nie gesehen, geschweige denn in einem Drachenboot gesessen. Gemeinsam ist beiden Gruppen der Besuch in Bergkamen anlässlich des Hafenfestes – und die Entdeckung ganz neuer Erfahrungen. „Das macht großen Spaß“, waren sich die Jugendlichen aus Frankreich einig. Seit Mittwoch hatten sie bei einem Fußballturnier gegen Altherrenmannschaften gekickt, Dortmund besucht und die Kunst des Drachenboot-Paddelns gelernt. Am Sonntag geht es wieder zurück in die Heimat.
Ob Rudelsingen in subtropischer Wärme haarscharf am Gewitter vorbei, Spielespaß mit Piraten, Hafenrundfahrt mit Ausflug in die künftige Wasserstadt Aden auf der Santa Monika oder eine Entdeckungstour auf dem Feuerlöschboot: Für jeden war zum Auftakt des Hafenfestes etwas dabei. Die Rhythmen der Steel Drums noch in den Beinen, die Eindrücke von den vielen Auftritten auf den Bühnen im Kopf und die aktuellsten Trends von der Modenschau im Gedächtnis, ließ sich kaum jemand das Höhenfeuerwerk und den Auftritt von Burning Heart als vorläufigen Höhepunkt entgehen.
Bilder vom Drachenbootrennen:
Impressionen vom Hafenfest: