GSW-Stadtmeister im Eisstockschießen heißen „Laut & Lästig“
Mancher Eisstock rumpelt eher über das Eis. Andere benehmen sich wie Flummis und springen in munteren Sätzen, bis sie schließlich kunstvoll unter der Bande stecken bleiben. Dann wieder gibt es die lautlos gleitende Variante, die sich geschmeidig unmittelbar neben der bunten Daube platziert. Das Finale der GSW-Stadtmeisterschaften im Eisstockschießen war inmitten der Kamener Winterwelt war Fest für’s Auge – und für alle, die nach echtem Wintervergnügen suchten.
Spaß hatten vor allem die mit Hut, Schlips und Anzug über das Eis gleitenden Musiker von „Laut & Lästig“. „Wir wussten einen Tag vor Beginn der Meisterschaften noch gar nicht, was Eisstockschießen überhaupt ist“, versichert der 2. Vorsitzende Fabian Kötter. Vier Stunden später reckt er den Pokal der Stadtmeister in die Höhe. Der soll im Vereinsheim im Jugendkulturcafé eine dauerhafte Bleibe finden. Die Jetons für die flüssigen Kulinaria der Winterwelt sind ebenfalls schon fest verplant. „Wir können es gar nicht fassen“, meinen die neuen Stadtmeister und stimmen eine neue Jubelorgie an.
Denn eigentlich war es der pure Spaß, der sie im noblen Zwirn erstmals überhaupt auf die Eisfläche lockte. „Im 25. Jahr von Laut & Lästig wollten wir Präsenz zeigen“, schildert Fabian Kötter. Für das gesamte Team war der Ausflug von den Musikinstrumenten aufs Eis „eher ein Glücksspiel: Man plant zwar auch taktisch den nächsten Wurf – das Ergebnis ist aber völlig offen“, schmunzelt der Teamsprecher. Glück brachte sie überhaupt erst aus der Vorrunde ins Finale: „Wir haben nur ein einziges Spiel gewonnen – das allerdings haushoch.“ Danach steigerte sich das Team von Runde zu Runde.
Riesiger Andrang der Mannschaften
90 Mannschaften hätten sich bequem auf der Eisfläche der Winterwelt drängeln können, wenn alle Interessenten hätten mitmachen dürften. 48 waren es am Ende. „Es ist toll, wie groß die Begeisterung hier ist“, meint Timm Jonas als Pressesprecher der ausrichtenden Gemeinschaftsstadtwerke Kamen-Bergkamen-Bönen. „Es wird immer voller, das Publikum geht großartig mit – und es interessieren sich immer mehr Mannschaften für eine Teilnahme.“ Mit dem eigenen Team hielten sich die GSWler vornehm zurück. Sie schieden im Viertelfinale aus. „Wir haben absichtlich auf ein Training verzichtet, weil das Eis in der Eishalle viel schneller ist als hier“, begründet das Team.
Fleißig geübt hatten dagegen die Männer vom ADFC. In der Weddinghofer Eishalle probten sie für ihre Eisstock-Premiere. „Wir waren der Vorrundensieger – jetzt haben wir alle Spiele verloren“, meint Teamsprecher Dieter Brinkmann. Ein Mitglied kam sogar mit dem Moped samt vereisten Fingern aus Soest angebraust. Zu viele Gänse und Rotwein nach dem Vorrunden-Triumph vermutete mancher aus den eigenen Reihen augenzwinkernd als Grund für den Leistungseinbruch. Professionelle Unterstützung suchte sich sogar das Klinikum Westfalen. Nach intensiver Internet-Recherche war ein Team gefunden, das Nachhilfe im Dortmunder Eislauf-Leistungszentrum anbot. Immer sonntags übten sich Chirurgen, Ärzte und Angestellte im Vorfeld engagiert auf dem Eis. Ein Einsatz, der mit dem dritten Platz belohnt wurde.
Einsatz gab es auch jenseits der Eisfläche. Das Klinikum-Team sorgte mit findigen Mitarbeitern für das geeignete Triumph-Gefährt. Ein ausgedienter Sitzrasenmäher wurde kurzerhand in eine Lock verwandelt, Schlitten bekamen Rollen und mutierten zu Waggons. Mit der Kuhglocke ging es gut gelaunt nach jeder siegreichen Runde im „Klinkum-Express“ um den Alten Markt herum.
Bei so viel guter Laune steht außer Frage: „Auch im kommenden Jahr sind wir wieder dabei“, versprach GSW-Chef Jochen Baudrexl, nachdem er die Siegerpokale verteilt hatte.