Geschichte und Geschichten hinter den Kulissen der Museumsbaustelle
Im Tante-Emma-Laden herrscht schon gähnende Leere. Auch im Frisörsalon ist alles ausgeräumt. Hinter mancher Ecke stehen hinter Absperrungen Stapel mit Kisten. Viele Ausstellungsstücke sind verpackt und warten auf ihren Umzug. Hinter den Mauern des Stadtmuseums gab es am Sonntag zum Internationalen Museumstag viele spannende und ungewohnte Eindrücke hinter die Kulissen – mit Sicherheitsabstand und Mundschutz, versteht sich.
Das passte allerdings auch zum Ambiente, schließlich stand diesmal weniger die Stadtgeschichte als vielmehr der Neubau samt Sanierung im Mittelpunkt. Der ist nicht weniger historisch als der Inhalt des Museums, erlebt das Gebäude doch aktuell und in den nächsten Monaten eine der größten Veränderungen seiner Geschichte. Dazu gehört nicht nur das, was gerade unübersehbar ist: Der neue Anbau, gerade erst mit symbolischem Richtfest fertig gestellt, für das neue Foyer und großen Veranstaltungsraum inklusive Garderobe, Technikraum und Lüftungsanlage. Ein neues Magazin für die vielen Exponate gibt es auch schon, eine Bühne ist für die Ausstellungsräume in der Galerie vorgesehen, damit hier auch die Kabarettreihe und Kulturveranstaltungen mehr Raum mit besserer Ausstattung haben.
Dafür wird hinter und vor den Kulissen hart gearbeitet. Die Ausstellungsstücke werden dokumentiert, demnächst allesamt verpackt und eingelagert, es wird mächtig geräumt und gebaut. „Wir sind eben eine richtige Baustelle“, schilderte es Museumsmitarbeiterin Ludwika Gulka-Hoell mit viel Herzblut und Vorfreude. „Damit werden wir viel mehr Möglichkeiten haben, die Ausstellungen neu zu gestalten und den Besuchern besser gerecht zu werden.“
Denn zeitgemäß ist die Präsentation der vielfältigen Bergkamener Geschichte nicht mehr. Im Laufe der Jahrzehnte sind viele neue Erkenntnisse und Fundstücke dazu gekommen – aus der Urzeit, aus dem Bergbau, aus dem Mittelalter. Die Räume erlauben es nicht, dass der Besucher alles chronologisch erkunden und verstehen kann. Das soll sich bald ändern. Aktuell braucht es noch einiges an Fantasie, um sich das zukünftige Museumsgeschehen hinter rohen Wänden, eingerüsteten Fassaden und komplizierten Gerüsten für den Notausgang vorstellen zu können.
Einige der Besucher hatten ein Stück Geschichte mit eigenen Erinnerungen mitgebracht. „Hier bin ich noch zur Schule gegangen“, erzählt ein Teilnehmer der Führung – erst in die Schule, dann in die Bergbauschule. Andere der Teilnehmer kennen die Funde im Magazin, weil sie selbst Fundstücke beigesteuert haben. „Es wäre toll, wenn man davon einiges auch bald einmal in den Vitrinen sehen könnte.“
Das Gebäude des Stadtmuseums ist selbst ein Teil der bewegten Bergkamener Geschichte. Den Ursprung lieferte dafür Pfarrer Otto Prein zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als er auf der Suche nach dem sagenhaften Römerlager „Aliso“ eine andere Sensation fand: Das größte Römerlager rechts des Rheins. Damals mussten die ersten Fundstücke im Gasthaus ausgestellt werden. Prein arbeitete eifrig an der Realisierung eines eigenen Museums. Die Dortmunder kamen ihm allerdings zuvor, sicherten sich die Grabungsrechte und auch viele Funde, die noch heute jenseits der Bergkamener Stadtgrenze ausgestellt werden. Erst in den 60er-Jahren wurde der Traum wahr: Beim Bau des Gemeindehauses wurden auch Räume für eine Heimatstube eingeplant, die 1966 den Zusatz „städtisch“ bekam und Anfang der 80er-Jahre zum Museum ausgebaut wurde.
Nach 30 Jahren, neuen Ausgrabungen, dem Ende des Bergbaus und vielen neuen archäologischen Funden ist ein ganzes Stück Geschichte dazu gekommen, das bald mehr und vor allem moderne Räume dazu bekommt. Dann kann sich die Bergkamener Geschichte endlich im rechten Licht präsentieren. Erst einmal steht allerdings ein weiterer großer Schritt bei Sanierung und Umbau an: Am 1. Juni werden die Ausstellungsräume komplett geschlossen. Die Galerie bleibt derweil geöffnet.