FiPs sind eine echte Stütze im oft nicht leichten Familienalltag

Die Eltern leben weit weg. Die Schwiegermutter ist berufstätig. Mit zwei Kindern und einem Job ohne geregelte Arbeitszeiten wird es schwierig, den Alltag noch im Griff zu behalten. Deshalb ist Familienpatin Jutta auch „ein echtes Geschenk“ für die kleine Familie aus Bergkamen.

Logo FipsMehr noch: „Jutta gehört längst zu unserer Familie!“ Auch deshalb plant „KiZ – Kinder im Zentrum – Runder Tisch Bergkamen“ schon den nächsten Qualifizierungsdurchgang für die Familienpaten im Frühjahr.

„Jutta ist unsere einzige Stütze“, sagt die Mutter der beiden quirligen Jungs. Dabei war der Beginn dieses ungewöhnlichen Teams alles andere als leicht. „Ich war schon sehr nervös, als ich von unserer damaligen Tagesmutter den Flyer für das Projekt bekommen habe und bei den Familienpaten  angerufen habe“, schildert sie. Sie vermutete zunächst eine soziale Bedürftigkeit als Voraussetzung. „Sozial bedürft sind wir doch nicht!“, meint sie. Dann machte sie sich Sorgen, dass ihre lebhaften Kinder vielleicht zu anstrengend sein könnten. „Mir war aber wichtig, dass die Jungs eine feste Bezugsperson bekommen – jemand, der ihnen Oma und Opa ersetzt, denn die fehlen uns schon sehr.“ Sorgen, die sich schnell als unbegründet erwiesen.

Sonja Werner vom Bergkamener Familienbüro brachte beide Seiten zusammen. Zunächst standen ausführliche Gespräche auf dem Programm – um die Bedürfnisse der Familie festzustellen und die ideale Familienpatin zu finden. Dann war das erste Treffen vereinbart. „Wir waren alle furchtbar aufgeregt“, erinnert sich die junge Mutter. Doch Jutta brach das Eis auf dem neutralen Boden des Diakoniezentrums Bodelschwingh: Die Herzen der Kinder flogen ihr in Windeseile zu. Ganz behutsam näherte sie sich der Familie. Mit einem Kind besuchte sie eine Theatervorführung, mit dem anderen stand ein Ausflug in die Marina auf dem Programm. Eis essen, Spielen auf dem Spielplatz: „Inzwischen ist fast schon ein Wettstreit unter den Kindern um Jutta ausgebrochen“, erzählt die Mutter lachend. Bei der Einschulung war sie dabei, bei Geburtstagen bekommt sie Einladungen, sie steht bereit, wenn die Arbeit mal länger dauert und ein Kind aus der Schule abgeholt werden muss.  „Inzwischen ist Jutta auch für mich eine echte Freundin – wir sprechen über private und berufliche Sorgen, sie hört mir zu und gibt mir wertvolle Ratschläge“, erzählt die Mutter.

13 erfolgreiche Patenschaften gibt es bereits

Margarete Hackmann im Gespräch mit einer Mutter, die seit inzwischen eineinhalb Jahren Hilfe von einer Familienpatin bekommt.
Margarete Hackmann im Gespräch mit einer Mutter, die seit inzwischen eineinhalb Jahren Hilfe von einer Familienpatin bekommt. Foto: Runder Tisch

13 Patenschaften hat das Projekt „Familienpaten“ aktuell zusammengeführt. „Die Nachfrage ist auf beiden Seiten großen – bei den Familien wie auch Menschen, die sich ehrenamtlich als Familienpaten engagieren wollen“, weiß Margarete Hackmann vom Verein Familiäre Kindertagesbetreuung, die das Projekt mit betreut. Ihr ist es wichtig, dass außer Zweifel steht: „Hier kann sich jede Familie melden, die eine Unterstützung im Alltag benötigt – ganz unabhängig von sozialer Bedürftigkeit oder vom Alter der Kinder“.

Die Familienpaten werden mit einer speziellen Fortbildung für ihre wichtige Aufgabe qualifiziert. Sie sollen den Familien dort für eine befristete Zeit und an  wenigen Stunden in der Woche nach ganz individueller Vereinbarung zur Seite stehen, wo im Alltag der Schuh drückt.

Das kann auch eine ganz bescheidene Hilfestellung sein. Wie bei einer Bergkamener Familie, in der die Mutter nach einem sehr schweren Verkehrsunfall nicht mehr so für ihre jugendliche Kinder da sein konnte wie zuvor. Sie musste strenge Bettruhe hüten. Für die Kinder war das ein schwerer Einschnitt: Wie sollten sie jetzt zum regelmäßigen Sport kommen, in dem sich längst ein fester Freundeskreis gebildet hatte?

Auch das Kochen wurde zum Problem. Unterstützung von Seiten der Krankenkassen gab es erst einmal nicht. Bis die Mutter wieder gesund war, stand deshalb eine Familienpatin bereit, wenn einmal in der Woche Fahrdienst zum Sport gefragt war. Auch am Herd stand die ehrenamtliche Helferin einmal in der Woche und bereitete eine frische wie gesunde Mahlzeit für die Jugendlichen vor.

Das Beispiel zeigt: Familienpaten sind für eine begrenzte Zeit eine schnelle und unbürokratische Hilfe, wenn es Hürden im Alltag zu überwinden gilt. Wer mitmachen will, als Familie oder als Familienpate: Weitere Informationen gibt es unter bei Sonja Werner unter Tel. 02307 956258 oder s.werner@bergkamen.de sowie bei Margarete Hackmann unter Tel. 02307 280633 oder buero@famkitabe.de.