Katzenjammer in Bergkamen (aktualisiert)
Katzenjammer der ganz besonderen Art gibt es in Bergkamen. Und dabei geht es tatsächlich um Katzen. Den Tierfreunden Kamen e.V., die sich um die unzähligen Streuner kümmern, geht nämlich das Geld aus. Und Hilfe ist nicht in Sicht. Auch nicht von der Stadt.
Etwa 20.000 Euro bräuchte der Verein, der sich vorrangig um die Vierbeiner in Bergkamen kümmert, sie kastrieren lässt, füttert oder zum Tierarzt bringt. Zum Vergleich: An das Tierheim in Unna zahlt die Stadt Bergkamen jährlich 30.000 Euro. Die Tierfreunde dagegen gehen leer aus.
Doch auf die Kamener Tierfreunde verweist man im übervollen Tierheim Unna. Auch die Stadt Bergkamen verweist an die Kamener Tierfreunde. Doch außer einem netten Schulterklopfen gibt es keine weitere Hilfe. „Und das Schulterklopfen brauchen wir nicht. Wir wollen auch nicht unsere Zeit ersetzt haben. Aber wir brauchen Geld für die Sachausgaben. Und da reichen die privaten Spenden nicht“, sagt Sabine Fleßenkämper von den Tierfreunden.
Im vergangenen Jahr spendierten die Gemeinschaftsstadtwerke GSW immerhin noch 2000 Euro. Doch in diesem Jahr stoßen die Tierfreunde auf taube Ohren.
Erst unlängst wieder habe man auf Grimberg (Nähe Berufskolleg) 13 Tiere eingefangen und kastriert, teilt Sabine Fleßenkämper von den Tierfreunden mit. Vier weitere Katzen waren es am Haus Sophia in der Nähe des Gymnasiums. Nur mit dieser Methode könne man einen zunehmenden Katzenüberschuss unter Kontrolle bekommen. Denn jede weibliche Katze könne locker locker neun Babys pro Jahr bekommen.
Zwei der eingefangenen Tiere Tiere waren sogar tragend. Das wurde leider erst bei der Kastration bemerkt, als der Tierarzt den Bauch aufschnitt, um die Eileiter zu durchtrennen. „Der Tierarzt musste die Babys ausräumen. Beim Menschen würde man das als illegalen Schwangerschaftstabbruch bezeichnen“, so Sabine Fleßenkämper. So ein Eingriff sei furchtbar, sagt sie. Er würde natürlich nicht durchgeführt, wenn man wüsste, dass die Weibchen tragend seien. Doch man habe nicht das Geld, um die Katzen vor einem Eingriff mit Ultraschall zu untersuchen.
Einige der eingefangenen Katzen waren auch schon Muttertiere, allerdings wurden bisher nur zwei Babys gefunden. Die Kleinen werden nun im Bereich Grimberg gesucht. „Wir schätzen, dass wir noch circa sieben Tiere dort einfangen müssen , um sie zu kastrieren“, so Sabine Fleßenkämper.
Eine Kastration kostet – je nach Geschlecht – zwischen 90 und 140 Euro. Doch manche Tiere müssen auch wegen ihres schlechten Zustandes eingeschläfert werden. Kosten: 35 bis 50 Euro pro Tier.
Der Verein lässt die Tiere nicht nur kastrieren. Er füttert sie auch an mehreren Futterstellen, um zu vermeiden, dass die Tiere bei Privatleuten „betteln“ oder gar Mülltonnen ausräumen.
„Kastrierte Tiere werden nach einem Tag wieder ausgesetzt“, sagt Sabine Fleßenkämper. Lediglich die Babys versucht der Verein zu vermitteln, oder die zutraulichen Tiere. In diesem Fall kann davon ausgegangen werden, dass es keine Streuner sind, sondern ausgesetzte Tiere. Gerade jetzt in der Ferienzeit. Zynischerweise setzen die ehemaligen Katzen-Besitzer die Trageboxen gleich mit aus.
„Es ist unglaublich, was wir alles erleben müssen“, sagt Sabine Fleßenkämper: Tiere, die misshandelt wurden. Katzenbabys, die in verklebten Kartons ausgesetzt werden.
Und alles immer in Bergkamen, obwohl der Verein eigentlich auch für Kamen und Bönen zuständig ist. „Doch von 200 kastrierten Tieren kommen 180 aus Bergkamen“, sagt Sabine Fleßenkämper. Und leider würden auch die meisten misshandelten Tiere in Bergkamen aufgefunden.
Der Verein fühlt sich bei dieser Rund-um-die-Uhr-Arbeit von der Stadt Bergkamen verlassen. Während sich der Verein um die Tiere kümmere, „kann sich die Stadt Bergkamen ja gemütlich zurücklehnen, und unsinnge Fleyer über Kastrationen drucken, die zu 80 % im Müll landen“, so Sabine Fleßenkämper.
Alles über den Verein, Spendenkonto oder Futterspenden unter
Auf der Seite des Vereins sind auch Fotos von kleinen Kätzchen abgebildet, die vom Verein betreut werden und ein neues Zuhause suchen. 28 sind es derzeit.