Fahrerflucht: Langer Prozess um zwei Dellen im Bulli

Von Andreas Milk

Fest steht: Es hat gekracht am Abend des 23. Februar auf einem Parkplatz an der Hochstraße. Aber war das Krachen so laut, dass eine junge Frau am Steuer eines Kleinwagens es hören musste? Wegen Unfallflucht war sie heute vor dem Kamener Amtsgericht angeklagt. Und sie versicherte: Sie habe nichts bemerkt.

Den Schaden – zwei Dellen am Radkasten – hatte an jenem Abend der Besitzer eines VW-Bullis. Der Mann stand in einer Pizzeria gut 20 Meter entfernt, als eine Bekannte hereinkam und ihn informierte, gerade habe es seinen Bulli erwischt. Die Verursacherin, die junge Frau, war weg.

Sie habe sich im Auto mit ihrer Freundin unterhalten, Musik gehört und den Unfall beim Ausparken nicht wahrgenommen, sagte sie dem Richter. Vorher waren die beiden Frauen im Sonnenstudio gewesen. Dessen Betreiberin gab seinerzeit bei der Polizei an, einen Knall gehört zu haben.
Die Unfallfahrerin – Mitte 20 – hatte noch nie mit dem Gericht zu tun. Ihre Anwältin erklärte, das Verfahren belaste sie sehr. Und das wird noch eine Weile dauern. Zwar hatte Richter Martin Klopsch vorgeschlagen, das Verfahren gegen Zahlung von 600 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung einzustellen. Das hätte bedeutet: keine Vorstrafe, „nur“ eine Art Lehrgeld für Unachtsamkeit. Aber da machte der zuständige Dortmunder Staatsanwalt nicht mit: Der will den Vorwurf der Fahrerflucht aufgeklärt haben.

Es geht also weiter. Wohl im Herbst wird es einen neuen Termin geben – mit Zeuginnen und einem Sachverständigen, der Auskunft darüber geben soll, ob er denn nun zu (über-) hören war oder nicht, der Knall beim Ausparken.

Übrigens: Der Bulli mit den Dellen war ein Leasingfahrzeug und musste deshalb für 1.600 Euro repariert werden, sagte der Besitzer dem Richter. Wäre es sein eigener gewesen, „wäre es mir vielleicht egal gewesen“.