Fahnenaktion „NEIN zu Gewalt an Frauen“ – gegen Zwangsverheiratung und Frühehen“

Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper und Bürgermeister Bernd Schäfer mit der Fahne Fahnenaktion „NEIN zu Gewalt an Frauen“, die am Mittwoch vor dem Bergkamener Rathaus wehen wird.

Die Fahnen der Organisation Terre des Femmes, die Bürgermeister Bernd Schäfer und Bergkamens Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper zum Internationalen Gedenk- und Aktionstag „NEIN zu Gewalt an Frauen!“ am Mittwoch, 25. November, vor dem Rathaus hissen, sind seit jeher Anlass, ein besonderes Zeichen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen zu setzen.

Mit dem Schwerpunkt „meinherzgehörtmir – Gegen Zwangsverheiratung und Frühehen“ will die gemeinnützige Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes in diesem Jahr erneut Menschen aller Altersklassen aufrütteln und zum Thema sensibilisieren. Gewalt hat viele Facetten. Zwangsheirat ist eine davon. Ein Problem, das längst nicht ausschließlich Mädchen und Frauen betrifft. Und oft genug häusliche und sexualisierte Gewalt sowie  massive soziale und ökonomische Abhängigkeit nach sich zieht. „Die Fahnenaktion soll nicht nur sensibilisieren, sondern auch allen Betroffenen zeigen, ihr seid nicht allein, wir setzen uns für euch ein,“ sagt Bürgermeister Bernd Schäfer.

Wie wichtig das ist, weiß auch Sevgi Kahraman-Brust vom Netzwerk „Wegen der Ehre“, das sich im Kreis Unna aktiv gegen Zwangsheirat und Gewalt einsetzt: „Das größte Problem ist, das Thema ist wirklich immer aktuell, und wir erleben oft, wenn wir an Schulen gehen, wie wichtig gerade das Sensibilisieren ist, nicht nur bei den jungen Menschen, sondern auch bei den Lehrern.“ Es sei nicht leicht, herauszufinden, warum ein Jugendlicher Signale aussende und diese zu deuten. Nicht immer sei es die Pubertät, die Schwierigkeiten im Alltag mit sich bringe, sondern der Druck, unter dem junge Menschen gerade innerhalb der Familie stehen, wenn eine Zwangsheirat anstehe.

Dann bleibt nach den Ferien ein Stuhl in der Klasse leer: Nicht, weil die Schülerin oder der Schüler den Wohnort, die Schule gewechselt hat, krank ist oder gerade schwänzt  – sondern weil er oder sie geheiratet hat. Und jetzt zwangsverheiratet ist. Tatsächlich ist seit 2017 die Verheiratung Minderjähriger verboten und wird die Zwangsverheiratung in Deutschland strafrechtlich verfolgt, aber dennoch werden Mädchen und Frauen in Deutschland immer wieder gegen ihren Willen verheiratet. Eine aktuelle Datenerhebung über die Anzahl der Fälle gibt es nicht, aber Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. „Für die Betroffenen ist es wichtig, zu wissen, dass sie nicht allein sind“, sagt Bergkamens Gleichstellungbeauftragte Martina Bierkämper. „Sie müssen erkennen können, dass es Lösungen gibt und Menschen, die ihnen dabei helfen werden, den ganz persönlichen Weg zu finden, wie auch immer der aussehen mag.“ Die Gleichstellungsbeauftragte verweist in diesem Zusammenhang auf die bundesweite „Gewalt-gegen-Frauen-Aktion“, an der sich auch das Bergkamener Mädchen- und Frauennetzwerk beteiligt und die in diesen Tagen explizit an die Hilfetelefonnummer 0800116016 erinnert: „Diese Nummer ist rund um die Uhr erreichbar und bietet eine Beratung in 17 Sprachen an.“

Weitere Hilfe ganz in der Nähe bieten neben dem Netzwerk „Wegen der Ehre“ unter anderem auch das Frauenforum im Kreis Unna, die Streetworker in Bergkamen oder aber  das Mädchenhaus Bielefeld an. Über das Mädchenhaus besteht zudem die Möglichkeit, eine kostenlose Online-Beratung zum Schutz vor Zwangsheirat in Anspruch zu nehmen.

Der Film „Nur eine Frau“, dessen Geschichte auf dem tatsächlichen Schicksal der von ihrem Bruder ermordeten Hatun Sürücü beruht, sollte, so war es geplant, in Bergkamen im Zusammenhang mit dem Aktionstag „Nein zu Gewalt an Frauen“ gezeigt werden. Corona-bedingt ist dies leider nicht möglich, aber die Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper hofft, den Film so bald wie möglich in entsprechendem Rahmen zeigen zu können.

Die Organisation Terre des Femmes, die alljährlich zum Aktionstag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ aufruft, ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation, die durch Aktionen, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen unterstützt. Seit dem 25. November 2001 lässt Terre des Femmes gemeinsam mit ungezählten Unterstützern in aller Welt die Fahnen wehen und setzt so ein weithin sichtbares Zeichen. Der Gedenktag geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal in der Dominikanischen Republik, die wegen ihres politischen Widerstands gegen den Diktator Trujillo am 25. November 1960 vom Geheimdienst nach monatelanger Folter ermordet wurden. Ihr Mut gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln.