Erst Urteil – dann F-Wort: Jobcenter-Mitarbeiterinnen beleidigt
von Andreas Milk
„Fotzen“ oder „Kotzen“? Das war die Frage im Prozess gegen Timo H. (32, Namen geändert) am Kamener Amtsgericht. Es ging um einen Vorfall am Vormittag des 25. März, direkt vor dem Gerichtsgebäude. H. war gerade verurteilt worden. Danach soll er zwei Mitarbeiterinnen des Jobcenters, die gegen ihn ausgesagt hatten, „Fotzen“ genannt haben. Er selbst sagt: Unsinn – er habe bloß gerufen, dass „mittlerweile alles zum Kotzen“ sei.
Die Stimmung beim Wiedersehen diese Woche vor dem Strafrichter war erwartungsgemäß nicht die beste. H. beharrte darauf, nichts Beleidigendes gesagt zu haben – vielmehr seien es die Leute vom Jobcenter gewesen, die nach dem Gerichtstermin im März Despektierliches geäußert hätten, etwa, dass H. in den Knast gehöre und verrecken solle. „Aber da stehe ich drüber“, sagte er. Die beiden Jobcenter-Frauen und ein Kollege, der seinerzeit mitgekommen war, schilderten übereinstimmend, wie H. erst im Gebäude ein bisschen rumgepampt, dann draußen auf der Poststraße „Fotzen!“ gerufen habe. Und eben auch nur dieses eine Wort, nicht einen ganzen Satz mit „Kotzen“. Das Trio ging danach direkt zur Polizei, die nicht weit von ihrem Dienstort entfernt ist.
Eine Zeugin sagte immerhin für Timo H. aus: Martina D., eine Bekannte H.s aus Bergkamen. H. habe sich „zu Recht aufgeregt“ damals – aber nichts von „Fotzen“ gesagt. Wäre es so gewesen, hätte sie selbst ihn zurechtgewiesen. „Ich drehe durch bei solchen Sprüchen.“
Es half ihm nichts: H. wurde wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen à 15 Euro verurteilt, entsprechend der Höhe seines Bürgergeldbezugs. Gegen die Entscheidung des Richters will er vor dem Landgericht Dortmund Berufung einlegen. Der Richter hatte erklärt, in den Aussagen der Frauen – sachlich und ohne Groll vorgetragen – habe er keinerlei Hinweise auf eine falsche Verdächtigung finden können. Ganz abgesehen davon, dass so eine Nummer sie die Stelle kosten könnte.