Endlich wieder zusammen: Römer und Germanen leben die Oberadener Geschichte im Sommerlager

Marschieren hinter der Holz-Eder-Mauer – auch das will nach der Corona-Pause wieder geübt sein.

Das Marschieren müssen die Legionäre noch üben. Alles nochmal auf Anfang und dann klappt es hinter den Ruinen der Lagermauer in Oberaden auch im Gleichmarsch. Im 4. Jahrhundert nach Christus funktioniert es nicht mehr so gut im römischen Heer und auch nicht mit den Kaisern. Das Reich zerbröselt, die Römerlager sowieso. Und auch in Oberaden mucken die Einheimischen auf. Steuern sind ebenso wenig beliebt wie die eigenartigen Besatzer in Röcken.

Lagerleben auf dem Bergkamener Gelände.

Fast zwei Jahrtausende später müssen die Laiendarsteller auch wieder üben. Lang ist es her, dass alle an den historischen Stätten zusammenkommen konnten, um ihr Hobby auszuleben. In der Freizeit in die kratzigen Hosen der Germanen schlüpfen, zu den originalgetreu nachgeschmiedeten Waffen greifen und sich die bis auf den kleinsten Zierstrich zum Verwechseln ähnlichen Fibeln an die Kleider heften. Ob Römer oder Germane: Die gut 20 Darsteller konnten seit gut eineinhalb Jahren nicht mehr gemeinsam in historische Rollen schlüpfen, ihre Zelte aufbauen und ein paar Tage lang so leben wie die Menschen in spätantiken Zeiten. Der Corona-Virus hält sich endlich soweit zurück, dass ein traditionelles Römerlager am Nachbau der Holz-Erde-Mauer am Wochenende wieder möglich war. Rollenspiele inklusive.

Am Ende wird doch gezahlt: Rollenspiel an der Originalstätte.

Die Germanen sehen es überhaupt nicht ein, Geld an die Eindringlinge zu zahlen. Deshalb rücken die Soldaten auch aus, um einen säumigen Zahler vor den Schreibtisch des Steuereintreibers zu schubsen. „Ich will nicht“, brüllt er. „Jetzt und hier, und zwar sofort“, donnert der Mann mit den Wachstafeln, dem Griffel, den Siegeln und den Papyrusrollen zurück. Die Ketten der Fesseln rasseln bedrohlich und so muss der arme Mann dann doch tief in seinen Geldbeutel greifen. Da schweigen sogar die Zwergschafe hinter dem Gatter. Die Tiere sind natürlich auch eine historische Rasse und sehen das Treiben um sie herum ansonsten gelassen. Da wird mit originalen Zutaten gekocht wie bei den Römern, in den Zelten liegen Felle auf den Boden und auch die Betten sehen deutlich anders aus als heutzutage.

Wer am Wochenende vorbeischaute konnte auch dabei zusehen, wie originalgetreuer Schmuck entstand.

Aus Mühlheim, von anderen Orten am Rhein, aber auch aus Bergkamen sind die Darsteller nach angereist. Endlich wieder ein Sommerlager, endlich wieder gemeinsam und endlich wieder der Austausch über das, was alle so fasziniert an der Geschichte: Die originalgetreue Rekonstruktion von Kleidung, Waffen, Kochutensilien, Schmuck – von einfach allem. Jeder hier ist ein echter Fachmann auf seinem Gebiet, hat sich durch die archäologischen und historischen Bücher gewälzt. Die Epochen sind dabei breit gefächert bis ins Frühmittelalter. Sogar eine Pestmaske hängt in einem Zelt und erinnert daran, dass die Menschen schon immer gegen Epidemien und Masseninfektionen kämpfen mussten.

„Es tut richtig gut, sich endlich wieder treffen zu können und alles, was in der Zwischenzeit entstanden ist, gemeinsam auszuprobieren – das ging jetzt eineinhalb Jahre lang nur spontan und mit wenigen Mitstreitern“, sagt Hans Köhn von der Bergkamener Truppe der Ehrenamtlichen Laiendarsteller.

 

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