Einzelhandel und (sozialer) Mietwohnungsbau: Die Tage der Trümmerwüste Turmarkaden sind offensichtlich gezählt

Marvin Faulstich (Wirtschaftsförderer Stadt Bergkamen), Bürgermeister Bernd Schäfer und Sven Klagge (Ten Brinke Gruppe) (v.l.) vor der Brachfläche der ehemaligen Turmarkaden.

Jahrelang herrschte auf der Fläche der ehemaligen Turmarkaden in der Bergkamener Stadtmitte völliger Stillstand – zum Verdruss von Politik, Verwaltung und Bevölkerung. Nachdem mehrere private Eigentümer an der Entwicklung des rund 25.000 Quadratmeter großen Geländes gescheitert waren, hat die Stadt Bergkamen jetzt eine Lösung gefunden, an der sie selbst wesentlich beteiligt ist: Die Stadt Bergkamen will den südlichen, überr 11.000 Quadratmeter großen Teil des Areals zu erwerben, auf dem die Unnaer Kreis-, Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS) anschließend überwiegend, aber nicht ausschließlich geförderten Wohnraum schaffen wird – in Form von Effizienzhäusern, die ohne fossile Energieträger auskommen. Das Projektentwicklungs- und Bauunternehmen Ten Brinke hat sein Interesse am Erwerb des nördlichen Teils bekundet und arbeitet derzeit aktiv an der Erfüllung der dafür erforderlichen Voraussetzungen. Parallel dazu finden intensive Gespräche mit potenziellen Einzelhandelsunternehmen statt, um ein attraktives Angebot in diesem Bereich zu schaffen.

„Angesichts der äußerst schwierigen Rahmenbedingungen freut es mich umso mehr, dass es gelungen ist, eine optimale Lösung für die Anwohnerinnen und Anwohner, den Stadtteil Weddinghofen und die Stadt Bergkamen als Ganzes zu finden“, kommentiert Bürgermeister Bernd Schäfer das Ergebnis der langwierigen Gespräche und Verhandlungen, die vor rund einem Jahr gestartet sind. Damit bezieht er sich zum einen auf die zusätzlichen mit öffentlichen Mitteln geförderten Mietwohnungen und das Schließen der lokalen Nahversorgungslücke. Zum anderen auf den Gewinn für das Stadtbild und die städtische Energiebilanz: Die derzeit komplett versiegelte südliche Fläche wird zu einem Drittel begrünt und dadurch ökologisch aufgewertet.

Ein zusätzlicher Gewinn für Bergkamen ist zweifellos das Ende der jahrelangen Hängepartie und die Aufwertung eines Grundstücks, das aufgrund seiner zentralen Lage einen besonderen Stellenwert für die Stadtentwicklung hat. „Nach einer langen Zeit des Verfalls, Niedergangs und Leerstands sowie dem Abriss der Turmarkaden (2019) gibt es nun erstmals seit fast 10 Jahren wieder eine positive Perspektive für das Stadtzentrum“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Dafür sorgen schon allein die beiden seriösen Partner, mit denen sich die Stadt zusammengeschlossen hat. Bernd Schäfer: „Geduld, Beharrlichkeit und langer Atem haben sich in diesem Fall ausgezahlt.“

Detaillierte Pläne konnte Sven Klagge von der Ten Brinke Gruppe am Mittwoch noch nicht vorlegen. Das kann seiner Einschätzung nach im dritten Quartal dieses Jahres nachgeholt werden. Gesprächsgrundlage mit interessierten Einzelhändlern ist ein eingeschossiger Flachbau mit einer Verkaufsfläche von 3500 bis 4000 Quadratmetern, das energieautark ist mit Photovoltaik auf dem Dach. Hinzu kommt ein Drogeriemarkt. Eine spezielle Gastronomie wird es nichtgeben, wohl aber ebenerdige Parkplätze. Die Ten Brinke Gruppe will auf „ihrer“ Hälfte Wohnungen errichten.

Bürgermeister Bernd Schäfer erklärte, dass die Stadt die Südhälfte des Areals kaufen wolle. Geld dafür sei vorhanden. Das Grundstück geht dann in Erbpacht an die kreiseigene UKBS, die dort 120 bis 150 Wohnungen errichten wird. Wichtig ist für ihn, dass die UKBS als Vermieterin Eigentümerin der Wohnungen bleiben. Auch sie werden energetische autark sein.