Echte Stimmbandakrobatik mit Murzallas Puppen-Bande

Fotos und Text Katja Burgemeister

Da war es wirklich besser, den Anweisungen aus dem Off zu folgen und einmal kurz durchzuatmen. Denn die zweite Runde von Murzarellas Puppet-Comedy hatte es zum Auftakt der neuen Kultursaison im studio theater wahrlich in sich. Durchaus vierstimmig füllte eine einzige Akteurin mit Handpuppen auf dem Arm die Luft mit allem, was die Musiklandschaft zu bieten hat.

Wer noch nicht ahnte, was da auf ihn oder sie zukam, mag zunächst im falschen Kinder-Programm gewähnt haben. Nettes Geplauder mit Bauchrednerei prägte den Einstieg und vor allem die Suche nach den bei diversen Castings verloren gegangenen puppigen Hauptdarstellern. Dass der Geier aus dem Dschungelbuch dabei zur Sabotage greifen musste und den armen Kakadu Dudu mit Bohnen beim Mexikaner ausschaltete, spielte sich eher auf der seichten Comedy-Ebene ab. Ebenso die gefiederten Poesie-Einlagen. Deutlich gehobener dann die Baugesangseinlage, die logischerweise schnurstracks zu „Adio Mexiko“ führte.

Die ersten Münder blieben im Publikum offenstehen, als Frau Adelheid im Flamenco-Dress auf Murzarellas Arm Platz nahm und Carmen echte Konkurrenz machte. Die Rolle in Barcelona bekam sie zwar nicht nach diversen WhatsApp-Entgleisungen mit Unterhosen und Tinder-Reinfällen. Dafür gab es aber ein analoges Dating mit Thomas aus der ersten Reihe, der wie alle anderen hingerissen war von ihrer Edith-Piaf-Version.

Ratte Kalle kam als Jesus auf die Bühne, obwohl er beim Musical-Casting nur die Rolle des Judas abgestaubt hatte. Natürlich krakeelte er sich nahtlos auf den Highway to hell, lief über den Rhein-Herne-Kanal und ließ es Dosenbier regnen. Deutlich handzahmer war die schüchterne vegane Löwin Leonie, die nicht weniger Casting-Krisen hinter sich hatte und mit Richard Löwenherz oder Senf-Vertreterinnen im Stammbaum die Löwen in der Steppe schlafen ließ und natürlich auch den König der Löwen zum Besten gab.

Tom Jones, Abba, Meat Love, Captain Future, mit Federkater in den Sternenhimmel und mit der durchgeknallten Kanalratte den Durchbruch als Queen-Variante: Es fehlte nichts im musikalischen Repertoire. Wie der einzige Mensch auf der Bühne dabei seine Stimme beinahe gleichzeitig und völlig problemlos in vier verschiedene Stimmlagen umswitchte, war ein echter Hörgenuss und blieb das Geheimnis der Sänger. Die Belohnung waren jedenfalls unzählige Zugabeaufforderungen, Dauerapplaus und Jubel.