„Die letzten Heuler“ und Fehling setzen großem schwedischen Dichter ein musikalisches Denkmal
„Du schreibst doch bestimmt was positives“, sagte der Weggefährte von Reinhard Fehling, als er am Sonntagabend die Konzertaula verließ. Der Chor sei wieder toll gewesen und die Musiker allemal – aber diese Endlosstrophen. Ihm habe es eigentlich nicht gefallen.
Andere Besucher des Konzerts des Kamener Chores „Die letzten Heuler“ waren begeistert. Die Sängerinnen und Sängerinnen in der ersten Reihe trugen Rokoko-Kostüme der einfachen Leute. Die szenischen Darstellungen, die „Ich bin da und ich will leben“, so der Titel des Konzerts, machten den Abend auch zu einem optischen Erlebnis.
Viele, die zur Konzertaula gekommen waren, hatten an diesem Abend ihre erste bewusste Begegnung mit dem vielleicht „größten“ schwedischen Dichter Carl Michael Bellmann, der 1740, also vor 275 Jahren, in Stockholm geboren wurde. Reinhard Fehling hat einige seiner Lieder und Episteln aus seinem umfangreichen Werk zu einer Vokalsuite zusammengefügt und einiges neu komponiert.
Ab und an gab es auch Momente des Wiedererkennens im Publikum – auch bei denjenigen, denen der Name Carl Michael Bellmann zunächst gar nichts sagte, aber vielleicht Hannes Wader noch gut im Ohr haben. Der Liedermacher und Sänger aus dem Ostwestfälischen veröffentliche 1975 eine LP mit dem Titel „Volkssänger“. Zwei Lieder stammen von Bellmann, „So trollen wir uns“ und „Weile an dieser Quelle“. Waders Interpretationen sind schneller und er hat die Texte erheblich zusammengestrichen. „Die letzten Heuler“ sangen sie auch. Chorleiter Reinhard Fehling aber bemüht sich um Werktreue, lässt die Musik in der Nähe des Rokoko und zieht auch andere Übersetzungen heran. Dies dauert eben etwas länger und mag auf den einen oder anderen etwas langweilig wirken.
Neben Wader und später auch Dieter Süverkrüp gibt es übrigens auch eine sehr jazzige Bellmann-Produktion mit Harald Juhnke, den sicherlich drei Dinge mit dem großen schwedischen Dichter verbinden: Wein, Weib und Gesang. Auch diesen Dreiklang brachten „Die letzten Heuler“ am Sonntagabend eindrucksvoll zur Geltung.
Ja, dieser Abend hat auf mich einen mehr als positiven Eindruck hinterlassen – auch weil es den „letzten Heulern“ und Reinhard Fehling gelungen ist, an das Werk eines großen Künstlers wie Carl Michael Bellmann zu erinnern, der bei uns nicht unbedingt im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht.