Auf der Ökologiestation brummt nicht nur die Messe

Da haben nicht nur die „Honigdiebe“, die Bienen und die Blüten Glück gehabt. Am Samstag ließ sich pünktlich zur Messe „Natur und Garten“ auf der Ökologiestation endlich einmal der Frühling blicken und sorgte für Hochbetrieb nicht nur im Bienenstock. Auch an den rund 40 Ständen war zwischen Pflanzen, Bäumen, Setzlingen, Marmeladen, Gelees, Chutneys und Seifen ein reges Treiben zu beobachten.

Gemüsepflanzen, so weit das Auge reicht.

„Bienenflüsterer“ Hartmut Fahrenhorst in Aktion.

Manchem stockte der Atem, als Hartmut Fahrenhorst seelenruhig seine Hand auf Hunderte von emsig an den Waben beschäftigten Bienen legte. „Man muss nur ruhig bleiben“, sagt er, der die Bienen wissenschaftlich studiert hat und in seinem Ruhestand dem Nachwuchs an der Peter-Weiss-Gesamtschule in Unna das intelligente Insektenvolk näher bringt. Mehr als schlecht war das Frühjahr für die Bienen. Erst war es zu warm, dann viel zu kalt. Die angelegten Honigvorräte sind schon wieder aufgebraucht. Da bleibt so gut wie nichts für die Imker übrig. Auch wenn die gut 20.000 Bewohner am Samstag in einer großen Wolke am Eingang ihres Stockes, der von der Ruhr-Uni Bochum betreut wird, herumschwirrten: Demnächst soll es schon wieder kalt werden und dann sind auch die neuen Vorräte dahin.

Die Bienen waren in der Frühlingssonne zwar eifrig aber friedlich.

Bienen passen sich charakterlich ihrer Königin an. Wenn die ruhig und gelassen ist, bleibt auch der Imker ohne Stichverletzungen. Warum Rauch die Bienen zusätzlich beruhigt, wie sie ihren Nachwuchs pflegen, welche Waben mit Brut gefüllt sind und woran man die Drohnen und frisch geschlüpften Bienen erkennen an: Hartmut Fahrenhorst war bei seinen Führungen durch den Bienenpfad ein wandelndes Lexikon für insgesamt gut 60 Zuhörer. „Hier ist die Königin!“, ruft er jetzt euphorisch und zeigt auf ein stattliches Exemplar mit einem weißen Punkt auf dem Rücken.

 

Von Löwenzahblütengelee bis zur Wildwurst

Lecker: Alte Rezepte wie Gelee aus Löwenzahnblüten gab es zum Kaufen und Probieren.

Ein kleines bisschen wie die Bienen sind auch Brigitte Sichert und Gertrut Haermayer unterwegs, wenn sie mit alten Rezepten in der Hand ihren neuen Gelee-Kreationen auf der Spur sind. Diesmal haben sie 250 Blüten von Löwenzähnen heruntergepflückt – akribisch, denn das Grün muss dabei ausgespart werden. Gerade einmal sieben bis acht Gläser lassen sich damit füllen und die waren am Samstag schnell ausverkauft. „Solche alten Rezepte kommen gut an“, schildern die beiden Frauen, die seit gut drei Jahren einfach aus „puren Spaß“ ungewöhnliche Gelees zubereiten. Die Zutaten kommen dabei überwiegend aus dem eigenen Garten und sind ganz und gar „bio“.

Regional einkaufen: Tipps dafür gab es bei der Verbraucherzentrale.

Dass der Mut zur Lücke ungewöhnliche Ideen hervorbringen kann, zeigt auch Walter Potthoff. An seinem Stand sind nur Produkte von Herstellern aus der Region aufgereiht – vom Fleisch über Gemüse, Marmeladen, Gemüse bis zum Ei. Er verkauft die Leckereien nicht einfach nur. Er liefert sie an Senioren, die selbst nicht mehr einkaufen gehen können, in Senioreneinrichtungen leben und trotzdem ihren Speisezettel selbst bestimmen möchten. Nicht weit entfernt verbreitet ein Berg aus Seifen verführerischen Duft. Mango, Lavendel, exotische Öle: Es gibt fast nichts, was Martin Hallermann seit fast 15 Jahren nicht in Seife verwandelt – ganz ohne künstliche Zusatzstoffe. Wer es selbst machen möchte, kann bei ihm auch Kurse auf der Ökostation belegen.

Blumen, Setzlinge und mehr hatten auch private Anbieter an ihren Ständen im Angebot.

Pflanzen unter dem Mikroskop beim NABU, aktuelles Literatur über den Garten, Pflanzen und Tiere, Kompost für das Gemüse zum Mitnehmen aus dem Container der GWA, Naturbelassener Apfelsaft, Wurst aus Wild oder ein frisch gebratenes Stück Fleisch von Neuland: Auf der inzwischen 21. Messe „Natur und Garten“ gab es den ganzen bunten Strauß, den der Frühling zu bieten hat. Mancher nahm Frühlingsdeko ebenso mit nach Hause wie Pflanzen für den Steingarten, kleine Obstbäume oder Setzlinge für das Gemüsebeet. Und ganz nebenbei gab es noch eine große Portion Frühlingssonne.

 

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Maas appelliert: Einstehen gegen Populismus und für Selbstverständlichkeiten

Ein Bollerwagen mit gewaltiger Beschallungsanlage und ebenso imposanten Spirituosenvorräten auf der einen Seite. Auf der anderen Spielmannszüge, Gewerkschaftsbanner und das Bergmannslied. Beide beäugten sich kurz einigermaßen befremdet und zogen dann ihrer deutlich verschiedenen Wege. Zumindest in Oberaden haben Letztere am 1. Mai noch knapp die Oberhand. Das dürfte vor allem an den traditionell hochkarätigen Rednern liegen. Bundesjustizminister Heiko Maas mobilisierte immerhin knapp 300 Demonstranten und 500 Zuhörer zur Maikundgebung in der Römerberghalle.

Marsch zur Römerberghalle.

Im Gespräch: Willi Null mit Bundesjustizminister Heiko Maas, der sein Chef als Schiedsmann ist.

Wie genau es Oberadens IGB CE-Chef Willi Null seit Jahrzehnten schafft, immer wieder die „Hochkaräter“ auf das Rednerpodest zu holen, wollte er nicht verraten. Vermutlich trägt die fast 70-jährige Tradition ihren Teil dazu bei. „Wir sind viele. Wir sind eins“, verkündeten jedenfalls die Gewerkschafts-Banner auf dem ebenso traditionellen Weg vom Museumsplatz zur Sporthalle und auch rund um das Rednerpodest samt Bergbaustollen und Grubenlampen. Dabei waren es selten so wenige wie im diesem Jahr, die sich zum Marsch formierten. Und das, obwohl die Zeiten nicht gerade rosig sind, wie sich alle Grußredner einig waren.

 

Die Spielmannszüge der Freiwilligen Feuerwehr und „Sang und Klang Oberaden“ sowie die Kapelle des Bergwerks Ost sorgten für die muikalische Umrahmung.

Von schwierigen Zeiten sprach Bürgermeister Roland Schäfer mit Blick auf Lohndumping und ungesicherte Arbeitsplätze als Irrwege im Wirtschaftlichkeitsdenken. Vor allem aber Europa befände sich mit Blick auf den englischen Brexit, populistischen Tendenzen in Frankreich, Ungarn und Polen „in einer Bewährungsprobe“, bei der es „für ein solidarisches Europa zu kämpfen“ gelte. Rüdiger Brinkhoff appellierte als Vorsitzender des IGB CE-Regionalforums dafür, „wieder mit den demokratischen Parteien Seite an Seite“ für die Zukunft der Arbeitnehmer, Rentner, Kinder, Enkel und Urenkel einzustehen. Die Entscheidung für Oberaden in der Diskussion über den Veranstaltungsort sei angesichts des Zuspruches „eine richtige Entscheidung“ gewesen. Das Transparent hängt in diesem Jahr allerdings auf der Kundgebung in Kamen, um getreu dem Motto zu zeigen „wir sind eins“.

Bergbauambiente in der Römerberghalle.

Lothar Wobedo, Leiter des IGBCE-Bezirks Hamm, versprach dem Festredner, dass er wie seine Vorgänger „hier heute auch nicht so leicht weg komme“. Schließlich gebe es noch einiges zu tun, um aus Arbeitnehmersicht wieder in „sicheres Fahrwasser“ zu gelangen. Für die Lücken im Betriebsverfassungsgesetz von der Leiharbeit bis zur prekären Beschäftigung sei er genau der richtige Fachmann. Der Wirtschaft gehe es gut, dennoch wüssten viele Arbeitnehmer nicht, wie es um ihre Zukunft bestellt sei. Es sei „Ignoranz hoch 10“ zu behaupten, dass die durch den Wegbruch des Bergbaus in der Region verlorenen Arbeitsplätze „ausgeglichen“ worden seien.

In Oberaden gehört der 1. Mai noch den Arbeitnehmern

Blick in die gut gefüllten Ränge.

Heiko Maas fühlte sich in Oberaden jedenfalls pudelwohl. Hier sei anders als an einem anderen 1. Mai in Zwickau mit rechtsgerichteten Begleiterscheinungen „die Welt noch in Ordnung“. Denn „hier gehört der 1. Mai nicht den Populisten, sondern den Arbeitnehmern und Gewerkschaften“. Wer an seiner Qualifikation zum Festredner als Saarländer und Justizfachmann zweifelte, dem nahm er gleich den Wind aus den Segeln. Auch im Saarland sei der Bergbau lange Thema gewesen – ebenso die Konkurrenz zum Ruhrgebiet. Was viele inzwischen vergessen hätten: Das Saarland hatte bis 1954 eine eigene Olympia- und vor allem Fußballnationalmannschaft, die nicht nur mit einer großzügigen Niederlage gegen die deutschen Fußballer deren Weltmeistertitel und damit auch das Wirtschaftwunder ermöglicht hätte. Auch am neuen Länderfinanzausgleich habe er selbst mitgewirkt. „Saarländer sind also durchaus zu gebrauchen!“, betonte er.

Heiko Maas vor dem Adener Stollen auf dem Rednerpult.

Mit den „bewegten Zeiten“ eröffne er seit Jahren viele Reden. „Die aktuelle Dimension ist allerdings neu für mich“, leitete der Bundesjustizminister zum politischen Teil über. Da sind nicht nur die Präsidentenwahl in Frankreich, der Austritt Englands aus der EU, die Türkei und ihre Entwicklung oder die USA mit einem „sehr speziellen Präsidenten“. Überall wirke angeblich niemand selbst an diesen Tendenzen mit und beobachte nur konsterniert. „Auch ich habe nicht für die Selbstverständlichkeiten, die unser aller Leben heute prägen, selbst kämpfen müssen – wie die meisten.“ Doch gerade darum gehe es jetzt. Diese Selbstverständlichkeiten wie Werte und Grundrechte unserer Gesellschaft seien bedroht durch Populismus und Terrorismus: „Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, diese Selbstverständlichkeiten zu bewahren.“

Respekt für geleistete Arbeit zeigen

Der Minister im Gespräch mit dem Gewerkschaftsnachwuchs nach der Kundgebung.

Das betreffe ebenso den Respekt vor der geleisteten Arbeit, wenn es um Diskussionen um Rentenzeiten gehe. „Wir müssen heute allen Dank aussprechen, die mehr als 40 Jahre gearbeitet haben und unseren heutigen Wohlstand aufgebaut haben“. Eine Solidarrente aus Respekt vor der Lebensleistung sei ebenso wichtig wie ein Entgeltgleichheitsgesetz, dass die 20 Prozent schlechter bezahlten Frauen als Männer in vergleichbaren Beschäftigungen unterstützt – hier ist Deutschland Schlusslicht. Trotz niedriger Arbeitslosigkeit ist die Angst vieler Menschen groß, nach nur einem Jahr zum ALG II-Empfänger zu werden. Eine Variante für alle, die Qualifizierung annehmen, sei der richtige Weg. Gegen den Missbrauch der Leiharbeit „vieler, nicht aller“ Unternehmen müsse vorgegangen werden. Sachgrundlose Befristungen gelte es zu streichen, damit junge Arbeitnehmer wieder den Mut finden, Familien zu gründen, „sonst helfen keine Kindergelderhöhungen“.

Ist ebenfalls Tradition: Die Erbsensuppe vom DRK.

Ein Gesetzesentwurf zur Begrenzung von Managergehältern, die oftmals 256 mal mehr als jeder Durchschnittsarbeitnehmer in ihrem Betrieb verdienen. Ein gesetzliches Vorgehen gegen Hass und Hetze im Internet, die  zu einem Anstieg der „Hasskriminalität“ um 160 Prozent und über 40 Prozent der körperlichen Gewalt auf der Straße, „um all dem einen Riegel vorzuschieben“, denn „das Internet ist kein rechtsfreier Raum“.  Vor dem Hintergrund forderte Heiko Maas dazu auf, bei den anstehenden Wahlen an die Urnen zu gehen und ihre Stimmen nicht Parteien wie der AfD zu geben, die ihre Erfolge „auf dem Rücken von Minderheiten“ erzielen, bedenkliche Inhalte vertreten und mit Wertungen wie „Denkmal der Schande“ über das Holocaust-Mahnmal „nicht in ein Parlament gehören“.

Dass das spät gereichte Wasser an seinem Pult gegen ein Bier ausgetauscht wurde, erleichterte Heiko Maas sichtlich und verbal ausdrücklich. Noch entspannter war er beim anschließenden Gespräch mit dem IG BCE-Nachwuchs, der erstmals unweit der traditionellen Erbsensuppe vom DRK, leckerem Kuchen vom SoVD und türkischen Köstlichkeiten auf dem anschließenden Familienfest präsent waren. Auch hier dürfte er einige Einblicke in Zukunftssorgen und aktuelle Probleme dazugewonnen haben.

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Körpergebilde verwandeln die Stadt in eine bunte Kunst-Fährte

Sie hängen über Stromkästen, quetschen sich in Kirchenfenster und zwängen sich gestapelt zwischen Hecken. „Dass in eine Tür so viele Menschen hineinpassen“, raunen sich zwei Betrachterinnen staunend zu und schütteln fasziniert die Köpfe. Auf dem Rücken, kopfüber, ineinander gerollt und ausgestreckt stapeln sich sieben Körper vor ihren Augen in etwas, das bis vor wenigen Sekunden noch ein unscheinbarer Nebeneingang war. „Es geht weiter!“, rufen da schon die Begleiter dieses ungewöhnlichen  Stadtrundgangs und bunte Kapuzenkörper sprinten voraus zur nächsten Station.

Da klemmt tatsächlich jemand vor dem Kirchenfenster.

Wie viele Menschen mögen das sein? Zählen ist fast unmöglich…

„Bodies in urban spaces“, heißt die ungewöhnliche Kunstaktion. „Körper in städtischen Räumen“ heißt das sperrig auf Deutsch. In der Realität sieht das gelegentlich schlicht unfassbar aus. Da hängt ein Mensch kopfüber in einem Gitter, das einem Baum Halt geben soll. „Da kommt man doch gar nicht allein hinein!“, rätselt ein Zuschauerpärchen und fragt sich, wie man da überhaupt gute fünf Minuten lang hängen kann. Auf dem Dach einen grauen Betonklotzes stapelt sich ein ganzer Menschenhaufen und reckt die Beine in den Himmel. Ein Körpergewimmel vor dem Hintergrund des Kirchturms. „Das ist ja verrückt!“, entfährt es nicht nur einem Kunst-Spaziergänger in der Menge. Die Handies und Fotoapparate sind im Dauereinsatz. Sogar der Laubbläser vor der Kirche bekommt sponaten Applaus – inzwischen sind die Teilnehmer auf der Hut und vermuten hinter jede Ecke eine überraschende Kunst-Performance.

Schon wieder quetschen sich Menschen in einen luftigen urbanen Raum.

Eine Zuschauerin ist schon ganz außer Atem. Sie ist Großmutter und ist ihren beiden Enkelinnen auf der Spur. Die Zwillinge haben sich gemeldet, als die Organisatoren die urbane Kunstaktion begannen. Eine Woche lang übten sie mit 20 weiteren Akteuren die mehr als ungewöhnlichen Performances aus Körpern ein. „Die beiden haben viel Spaß dabei gehabt, sind aber auch an manchen Tagen mit blauen Flecken nach Hause gekommen“, berichtet die Großmutter. Jetzt hat sie ihre liebe Mühe, die beiden im Körpergewimmel überhaupt zu entdecken. „Sie tragen beide rosa Kapuzen – aber es ist wirklich unmöglich, sie in manchen Formationen zu erkennen.“ Da muss dann eben an jeder der 22 Stationen sicherheitshalber ein Foto gemacht werden.

Lieber nicht nachmachen

Fotoapparate vor interessanten Körperformationen im Dauereinsatz.

„Das ist doch mal ein spannender Grund, in Bergkamen mal wieder eine Rund zu drehen“, sind sich Christiane und Dirk Günther einig. Fasziniert betrachten sie eine gute Stunde lang etwas, was sie so noch nicht gesehen haben. „Die ersten Gebilde gingen ja noch, da hätte ich auch noch mitmachen können“, meint Dirk Günther. „Bei manchen Sachen macht aber definitiv der Körper nicht mehr mit“, sagt er schmunzelnd und betrachtet mehrere bunte Körper, die zwischen zwei Säulen im Busbahnhof scheinbar mühelos in luftiger Höhe schweben.

Gereckte bunte Beine vor einem Wohnkomplex.

Deshalb empfiehlt Kulturdezernentin Simone Schmidt-Apel nach dem stürmischen Abschlussapplaus vor dem Rathaus auch, all dies lieber nicht nachzumachen. „Dafür braucht es viel Übung!“, warnt sie. Und es braucht einen geübten Blick für die Orte, die Körperformationen überhaupt erst möglich machen. Esther Steinkogler ist geübt, schließlich hat sie für den Erfinder der „bodies in urban spaces“ schon an unzähligen Winkeln der Welt ähnliches wahr gemacht. Wie in Israel und auf Zypern. „Wir wollen die Zuschauer einladen, ihre Stadt neu zu entdecken. Wir führen den Blick an Orte, die sonst im Alltag vernachlässigt werden“, sagt sie. Mit der Wahrnehmung spielen, die Struktur der Stadt und ihrer Gebäude mit anderen Augen sehen: Das funktioniert!

Überraschende Körper-Akzente auf dem Parkplatz.

Annika Brauckmann, Nora Lux und Caren Dieckmann haben das aus ganz anderer Perspektive am eigenen Leib miterlebt. Sie haben mitgemacht. „Bei manchen Sachen dachte man zunächst, dass das gar nicht möglich ist – am Ende war es weniger schwierig als befürchtet“, erzählen sie. Überwindung habe es an manchen Stellen gekostet. „Wenn man dann sieht, wie toll das Ergebnis aussieht, ist das ein wunderbares Gefühl!“ Anstrengend waren die Körperbilder, bei denen lange die Körperspannung gehalten werden musste. Sprechen mit den Zuschauern war nicht erlaubt, denn der optische Eindruck war es, der hier im Vordergrund stand. „Das hat irrsinnig viel Spaß gemacht“, sind sich alle Drei einig.

Die Bilder aus Bergkamen werden demnächst die Ausstellung ergänzen, die in der Galerie sohle 1 im Stadtmuseum zu sehen ist. Dort werden Fotos aus den über 100 anderen Orten gezeigt, an denen die „bodies in urban spaces“ ganz neue Perspektiven eröffnet haben.

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Aktionstag zum 200. Geburtstag des Rades

Die „Generation Fahrrad“ lädt am Dienstag, 25. April, von 7 bis 17 Uhr in das Foyer des Kreishauses in Unna ein. Anlässlich des 200. Geburtstages des Rades veranstaltet der fahrradfreundliche Kreis Unna hier einen Aktionstag zum Thema.

Zum Aktionstag gibt es auch eine Fahrradausstellung. Foto: Kreis Unna

Auf die Besucher wartet u.a. die historische Fahrradsammlung der Radstationen, die in großen Schautafeln und mit Ausstellungsstücken die Entwicklung von der Draisine bis zum modernen E-Bike beschreibt.

Natürlich gibt es einen Infostand mit allen Materialien zum fahrradfreundlichen Kreis und der Region. Kostenlos erhältlich sind hier viele Tourenkarten und Ausflugtipps. Daneben gibt es an einer Würfelwand und am Glücksrad zahlreiche nützliche Zubehör-Teile für Radlerinnen und Radler zu gewinnen – vom Sattelschoner bis zur Fahrrad-Klingel.

Die „Generation Fahrrad“ ist eine landesweite Kampagne der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Kreise und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen“ (AGFS), an der sich nicht nur der Kreis Unna als AGFS-Mitglied beteiligt. Auch die ebenfalls in der AGFS aktiven Kommunen Bergkamen, Bönen, Kamen, Lünen, Schwerte und Unna veranstalten Aktionstage vor Ort.

Der Kreis Unna wirbt mit dem Aktionstag für den Start in die Fahrradsaison. Im Mai folgen dann die Drahteselmärkte in Unna (6. Mai), Schwerte (13. Mai) und Lünen (20. Mai), in denen die fahrradfreundlichen Städte im Schulterschluss mit dem Kreis, dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), den Radstationen und dem Fachhandel sowie vielen weiteren Akteuren für das Radeln und die Teilnahme am kreisweiten Stadtradeln werben.




Barrierefreie Fahrten zur „Adener Höhe“

Aufgrund der großen Resonanz im letzten Jahr bietet die Tourismusförderung der Stadt Bergkamen von April bis September in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Behindertenfahrdienst der DasDies Service GmbH erneut die barrierefreien Fahrten zur „Adener Höhe“ an.
Nicht nur für Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer und ältere Menschen die Gelegenheit, vom Haldentop aus einen fantastischen Ausblick auf das Ruhrgebiet, den Kreis Unna, das Münsterland und Sauerland zu genießen.

Von April bis September gibt es wieder barrierefreie Fahrten zur „Adener Höhe“. Foto: Stadt Bergkamen

Wann und wo treffen sich Interessierte?
Die ersten Fahrten dieses Jahres finden am Samstag, 29. April, (insbesondere für gehbehinderte Personen) und Sonntag, 30. April, (insbesondere für Rollstuhlfahrer/innen), jeweils in der Zeit von 14 bis 17 Uhr statt. Treffpunkt ist der Parkplatz an der Erich-Ollenhauer-Straße.

Interessierte können sich im angegeben Zeitraum je nach eigenem Belieben jederzeit auf dem Parkplatz an der Erich-Ollenhauer-Straße einfinden. Der Behindertenfahrdienst der DasDies Service GmbH und das Deutsche Rote Kreuz bringen die Gäste im regelmäßigen Pendelverkehr von hier aus zur „Adener Höhe“ und zurück.

Für die Fahrten ist ein kleiner Obolus in Höhe von 2 Euro pro Person (Pendelverkehr vom Parkplatz Erich-Ollenhauer-Straße bis zur „Adener Höhe“ und zurück) zu entrichten. Die Fahrer des DRK und der DasDies Service GmbH nehmen die Fahrtgelder direkt an den Fahrzeugen beim Einstieg in Empfang. Auf Wunsch holt die DasDies Service GmbH die Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer am Sonntag, 30. April, im Bergkamener Stadtgebiet gegen eine zusätzliche Gebühr von 4 Euro pro Person (für Hin- und Rückfahrt insgesamt) von zuhause ab.

Die Stadt weist darauf hin, dass der Aufenthalt auf der „Adener Höhe“ in eigener Verantwortung der Besucher liegt. Bei unbeständigem Wetter erfolgt eine kurzfristige Meldung über die örtliche Presse, ob die jeweilige Haldenfahrt durchgeführt wird.

Rollstuhlfahrer/innen und größere Gruppen: Voranmeldung erforderlich
Der Shuttle-Service ist für alle geeignet, richtet sich aber insbesondere an Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer und ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs sind. Für Einzelpersonen (Gehbehinderte, Senioren) ist keine Voranmeldung notwendig. Rollstuhlfahrer und Gruppen werden gebeten, sich bei Interesse an den Fahrten im April bis spätestens Donnerstag, 27. April, bei der Stadt Bergkamen, Wirtschaftsförderung, Tourismus, unter Tel. 02307-965-229 bzw. tourismus@bergkamen.de

Barrierefreie Fahrten zur „Adener Höhe“ von April bis September 2017

Nicht nur für Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer/innen und ältere Menschen die Gelegenheit, vom Haldentop aus einen fantastischen Ausblick auf das Ruhrgebiet, den Kreis Unna, das Münsterland und das Sauerland zu genießen.

Die Termine im Überblick:

Monat Wochentag Datum Uhrzeit Durchführung Abholung im Stadtgebiet
April Samstag 29.04.2017 14:00-17:00 DRK Nein
Sonntag 30.04.2017 14:00-17:00 DasDies Ja (Fahrten für Rollstuhlfahrer geeignet)
Mai Samstag 27.05.2017 14:00-17:00 DRK Nein
Sonntag 28.05.2017 14:00-17:00 DasDies Ja (Fahrten für Rollstuhlfahrer geeignet)
Juni Samstag 24.06.2017 14:00-17:00 DRK Nein
Sonntag 25.06.2017 14:00-17:00 DasDies Ja (Fahrten für Rollstuhlfahrer geeignet)
Juli Samstag 29.07.2017 14:00-17:00 DRK Nein
Sonntag 30.07.2017 14:00-17:00 DasDies Ja (Fahrten für Rollstuhlfahrer geeignet)
August Samstag 26.08.2017 14:00-17:00 DRK Nein
Sonntag 27.08.2017 14:00-17:00 DasDies Ja (Fahrten für Rollstuhlfahrer geeignet)
September Samstag 30.09.2017 14:00-17:00 DRK Nein
Sonntag 01.10.2017 14:00-17:00 DasDies Ja (Fahrten für Rollstuhlfahrer geeignet)

Treffpunkt:

  • Parkplatz an der Erich-Ollenhauer-Straße. Regelmäßiger Pendelverkehr zur „Adener Höhe“ und zurück.
  • Interessierte können sich in den oben angegebenen Zeiträumen jederzeit auf dem Parkplatz an der Erich-Ollenhauer-Straße einfinden.

Gebühren:

  • 2,00 Euro pro Person (Pendelverkehr vom Parkplatz Erich-Ollenhauer-Straße bis zur „Adener Höhe“ und zurück), direkt beim Fahrer zu entrichten.
  • Zusätzlicher Service: Sonntags (Termine s. o.) Abholung durch die AWO von Wunschadresse im Bergkamener Stadtgebiet gegen eine zusätzliche Gebühr von 4,00€ pro Person (Hin- und Rückfahrt insgesamt)

Gruppen und Rollstuhlfahrer: Voranmeldung erforderlich
Für Einzelpersonen (Gehbehinderte, Senioren) ist eine Voranmeldung nicht notwendig. Rollstuhlfahrer und Gruppen werden gebeten, sich bei Interesse spätestens fünf Werktage vor den Fahrten bei der Stadt Bergkamen anzumelden.
Die Stadt Bergkamen weist darauf hin, dass der Aufenthalt auf der „Adener Höhe“ in eigener Verantwortung der Besucher liegt. Bei unbeständigem Wetter erfolgt eine kurzfristige Meldung über die örtliche Presse, ob die jeweilige Haldenfahrt durchgeführt wird.

Durchführung:

Arbeiterwohlfahrt Kamen, Deutsches Rotes Kreuz Bergkamen

Organisation/Anmeldung/weitere Informationen:

Stadt Bergkamen

Wirtschaftsförderung, Tourismus

Tel. 02307/965-229

tourismus@bergkamen.de.




Kreisbrandmeister gibt Tipps zum sicheren Umgang mit dem Osterfeuer

Vielerorts werden als wohl bekanntester Osterbrauch wieder Holzhaufen errichtet und angezündet. „Damit nichts anbrennt“, gibt Kreisbrandmeister Ulrich Peukmann einige Tipps. Ganz wichtig: „Vergessen Sie nicht, Ihr Osterfeuer bei der dafür örtlich zuständigen Behörde anzumelden.“

Dieses Osterfeuer-Foto hat Reinhard Kraasch gemacht.

Außerdem sollten sich Veranstalter über besondere Auflagen zum Abbrennen erkundigen. So vermeiden Sie einen ärgerlichen Fehleinsatz der Feuerwehr, der unter Umständen gebührenpflichtig ist“, rät der Kreisbrandmeister. Außerdem empfiehlt Peuckmann:

  • Verwenden Sie nur trockene Pflanzenreste und unbehandeltes Holz – der Umwelt zuliebe. Kunststoffe wie Plastiktüten und Autoreifen, aber auch andere Abfälle haben im Osterfeuer nichts verloren.
  • Denken Sie daran, das Brennmaterial kurz vor dem Anzünden noch einmal umzuschichten, damit Ihr Osterfeuer nicht zur Flammenfalle für Tiere wird.
  • Halten Sie wegen Rauch und Hitze ausreichend Sicherheitsabstand zu Gebäuden und Bäumen (mindestens 50 Meter) und zu Straßen (mindestens 100 Meter) ein. Beachten Sie die Hauptwindrichtung.
  • Seien Sie vorsichtig beim Anzünden. Verwenden Sie keine brennbaren Flüssigkeiten als Brandbeschleuniger. Sie bergen ein hohes Risiko!
  • Offenes Feuer muss grundsätzlich beaufsichtigt werden. Sorgen Sie dafür, dass das Feuer sich nicht unkontrolliert ausbreiten kann. Passen Sie auf kleine Kinder auf. Sie unterliegen schnell der Faszination des Feuers und unterschätzen die ihnen unbekannte Gefahr.
  • Brennen Sie nicht zu viel Material auf einmal ab, vermeiden Sie gefährlichen Funkenflug.
  • Strohballen können sich allein durch die Wärmestrahlung entzünden und sind deshalb eine gefährliche Sitzgelegenheit.
  • Vermeiden Sie Rauchbelästigung durch zu feuchtes Material – Ihre Nachbarn werden es Ihnen danken.
  • Halten Sie eine Zufahrt für die Feuerwehr und den Rettungsdienst frei.
  • Kleinere Verbrennungen sollten sofort mit Wasser gekühlt werden. Bitte benutzen Sie keine so genannten Hausmittel wie Mehl; sie behindern die Behandlung, stören die Heilung und führen zu schlimmen Narben. Bei größeren Verbrennungen alarmieren Sie sofort den Rettungsdienst.
  • Sollte Ihnen Ihr Feuer außer Kontrolle geraten, so zögern Sie nicht, sofort die Feuerwehr über den Notruf 112 zu alarmieren. Die mehr als eine Million Männer und Frauen in den deutschen Feuerwehren sind natürlich auch über Ostern rund um die Uhr einsatzbereit, um in Not und Gefahr zu helfen.



Osterfieber im Stadtmuseum mit internationalem Echo

Ein Meer aus Osterhasen. Das gibt es nur in Oberaden. Auch in diesem Jahr fiel es dem Osterfan schwer, zwischen selbstgehäkelten Eierwärmern, lachenden Hasengesichtern für die Eingangstür, gefilzten Küken, hölzernern Schalen für die Ostereier oder filigran beklebten Eier-Kunstwerken die Qual der Wahl zu überwinden. Dabei schien der traditionelle Ostermarkt im Stadtmuseum auch dank neuer Raumanordnung deutlich dünner bestückt.

 

Ein Meer aus Miniatur-Ostermotiven gehört zu jedem Ostermarkt im Oberadener Stadtmuseum dazu.

 

Monika Müller der Frucht ihrer neu erwachten Handarbeitslust.

Monika Müller war trotzdem zum ersten Mal mit einem eigenen Stand mit von der Partie. Dabei ist sie eigentlich ein Troll, kommt auch Nord-Norwegen und erzählt zusammen mit ihren flauschigen und knollennasigen Begleitern spannende Geschichten von Bären, Elchen, Rentieren und Troll-Schätzen. Ihr kleines Troll-Theater hat die Olfenerin mit der Rente wieder zur Handarbeit geführt. „Vor einem Jahr habe ich nach 40 Jahren Pause wieder damit begonnen, weil ich ein neues Säckchen für meinen Troll brauchte“, erzählt sie. „Das Nähen hat so viel Spaß gemacht, dass ich einfach weitergemacht habe.“ Aus Filz-Taschen wurden Deko-Decken aus Wachstuch. Neben den Troll-Auftritten in Seniorenheimen und Schulen in ihrer alten Heimat im Sauerland hat Monika Müller so einen ganzen Stand mit Osterartikeln gefüllt. Und ihre Bergkamener Freundin lockte sie nach Oberaden.

Erika Diehn und ihre filigranen Prozellan-Kunstwerke erobern gerade über die Sozialen Netzwerke die halbe Welt.

Erika Diehn gehört mit ihrer Porzellan-Kunst dagegen schon längst zum Inventar. Kein Ostermarkt, auf dem sie nicht ihre Utensilien hervorholt und mit dem Pinsel kleine Kunstwerke auf Teller und Schmuckstücke zaubert. Dabei hat sie erst mit dem 60. Lebensjahr mit der Porzellanmalerei angefangen „Das war schon immer ein Traum von mir“, berichtet sie, ohne dabei den Pinsel aus der Hand zu legen. In Meißen und Fürstenberg lernte sie die Kunst von der Pike auf. Später gab sie selbst bei der Bergkamener VHS und bei Multikulti Kurse. Dann entdeckte sie Facebook. Inzwischen bekommt sie Einladungen zu Ausstellungen in Paris oder Texas. Gerade erst sind ihre Werke in einem finnischen Fachmagazin vorgestellt werden. Eine „Followerin“ aus Kanada möchte gar ihre Hunde von Erika Diehn auf Porzellan verewigen lassen. „Es ist verrückt, was über die Sozialen Medien alles passiert“, erzählt die Bergkamenerin und malt gelassen weiter.

Ganz schön aufwändig ist die Herstellung dieser Eier-Kunstwerke, die beklebt und mit Perlen bestückt sind.

Fündig wurde am Sonntag aber auch, wer nicht unbedingt der Oster-Euphorie verfallen ist. Kleine selbstgehäkelte Anti Aggressions-Eier für den spontanen Abbau mörderischer Wut fanden ebenso begeisterte Abnehmer wie Schmückstücke aller Art, frischgebackene Waffeln, Taschen, gehäkelte Stolen, gebackene Lollis, gefilzte Pantoffeln oder BvB-Leuchttürme aus schwarz-gelben Blumentöpfen. Denn das prächtige Frühlingswetter tat sein Übriges, um die Kauflust anzufachen.

 

 

 

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Weddinghofener Lebensretter sind einzigartig

Die Löschgruppe Weddinghofen ist einzigartig. Hier gibt es nicht nur Feuerwehrmänner, die den New York-Marathon lässig absolvieren. In Weddinghofen findet man womöglich auch die einzige pinke Ausrüstung für weibliche Ehrenmitglieder sowie den einzigen Stadtbrandmeister „i.L. – in Lauerstellung“. Außerdem dürfte es der einzige Stadtteil sein, in dem inzwischen ganze Generationen schon vor der Schule eine Brandschutzerziehung erlebt haben.

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Die Geehrten der Löschgruppe Weddinghofen auf einen Blick.

5.000 Kinder waren es mindestens, die Martin Schumacher in 22 Jahren mit dem Feuerwehrauto und vielen spannenden Ausrüstungsgegenständen besucht hat. In den vier örtlichen Kindertageseinrichtungen, in einem Kindergarten im Stadtteil Mitte und in der Ganztagsschule der Pfalzschule waren seine regelmäßigen Besuche echte Ereignisse. Außerdem hatten die Gegenbesuche der Abschlussgruppen stets einen festen Termin im Kalender des Feuerwehrhauses. Inzwischen sind längst die ersten Nachwuchskräfte in Weddinghofen eingerückt, die bei ihm die Brandschutzerziehung erlebt haben.

Besondere Ehre für Martin Schumacher und 22 Jahre Brandschutzerziehung.
Besondere Ehre für Martin Schumacher und 22 Jahre Brandschutzerziehung.

Jetzt legt Martin Schumacher nach 22 Jahren sein wichtiges Amt ab. Nicht ohne ganz offene Tränen der Rührung, denn so ein Abschied tut weh, wenn mindestens eine ganze Generation an den eigenen Lippen gehangen hat. Und wenn dann noch die Erzieherinnen geschlossen mit einem riesigen Banner und Blaulicht anrücken, um sich zu bedanken – dann sind die Emotionen nicht mehr zu halten. „Er hat für die Feuerwehr und die Löschgruppe Weddinghofen die Herzen der Kinder erobert“, setzten die offiziellen Worte bei der Jahresdienstbesprechung am Samstag noch das i-Tüpfelchen des Lobes oben drauf. Dadurch ist die Brandschutzerziehung zu mehr als einer „allseits geschätzten Institution“ geworden.

Auch sonst kann die Löschgruppe stolz auf sich sein. 103 Einsätze haben die drei Feuerwehrfrauen und 37 aktiven Feuerwehrmänner unter Leitung von Petr Budde im vergangenen Jahr bewältigt. Das waren zwar 20 weniger als im Vorjahr. Der Ernst der Lage war jedoch oft genug lebensbedrohlich. So etwa am 1. Mai beim Kellerbrand in der Zentrumstraße, der sich just vor kurzem erst fast identisch wiederholte. Kurz darauf gab es einen Motorradunfall mit einer eingeklemmten Person auf der Lünener Straße. An der Landwehrstraße bei Kaufland brannte nur zehn Tage später eine ganze Baumhecke. Am 21. Juli hielt ein Großbrand in Kamen an der Lünener Straße/Koppelstraße auch die Weddinghofener Lebensretter in Atem. Brennendes Recyclingmaterial und ein Brand im Vorraum der Sparkasse an der Werner Straße: Es gab viel zu tun für die Löschgruppe.

Ganz nebenbei investierten die Feuerwehrleute auch noch ihre Freizeit in nicht weniger als 33 Termine für Übungen, Zugübungen, Unterrichtsdienste, kameradschaftliche Veranstaltungen und Sonderdienste. Hinzu kamen Lehrgänge, Seminare und Leistungsnachweise und sportliche Einsätze. Letzteres soll 2017 noch intensiviert werden, um die Kameradschaft zu intensivieren. Neu ist auch in Weddinghofen die Funktion als Vertrauensperson, die gemäß § 11 des BHKG (Gesetz über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz) als Bindeglied zwischen der Mannschaft und der Löschgruppenführung insbesondere die Kameradschaft stärken soll. In Weddinghofen übernimmt Andreas Schubert dieses neue Amt.

Ehrungen und Beförderungen

Auch das gibt es in Weddinghofen: Eine ganz besondere Ehrenausrüstung.
Auch das gibt es in Weddinghofen: Eine ganz besondere Ehrenausrüstung.

Geehrt wurden bei der Jahresdienstbesprechung Dennis Schubert für 10 Jahre, Ralf Bartsch für 40 Jahre und Gerd Miller für 50 Jahre Zugehörigkeit zur Freiwilligen Feuerwehr. Zudem gab es Beförderungen: Vanessa Vehring (Feuerwehrfrauanwärterin), Dennis Schade und Matthias Krause (Feuerwehrmann), Marcel Klahold, Adrian Bussek, Marcel Berg und Max Matthies  (Oberfeuerwehrmann), Kerstin Deppe (Oberfeuerwehrfrau), Kirsten Birk und Tobias Birk (Unterbrandmeister), Andreas Heer (Oberbrandmeister) und Peter Budde (Brandoberinspektor).

Großen Raum nahm die Fortbildung ein: Matthias Krause und Dennis Schade (Grundlehrgang), Jan Lipinski (Führerschein Klasse C), Kirsten Birk und Tobias Birk (Truppführer-Lehrgang FII), Andreas Schorn (ABC 1-Lehrgang), Max Matthies (Sprechfunker-Lehrgang), Jan Lipinski und Andreas Schorn (Maschinisten-Lehrgang FAS), Ralf Bartsch, Jürgen Birk, Berthold Boden, Peter Budde und Andreas Schorn (Seminar BHKG), Peter Budde (F/B V-1), Peter Budde (S Einsatzübungen (A)), Berthold Boden (F Ausbilder), Ralf Bartsch (S Presse), Jürgen Birk (Sicherheitsbeauftragter), Hauke Geipel und Andreas Heer (Fortbildung im Rettungsdienst).

Zusätzlich haben Frank Bartsch und Martin Golombek das Deutsche Sportabzeichen erworben. Frank Bartsch absolvierte die klassische Distanz beim Berlin Marathon in Einsatzuniform mit Atemschutzgerät und schaffte bei seiner ersten Teilnahme den New York-Marathon. Dorfabitur und 112 Jahre Feuerwehr rundeten ein ereignisreiches Feuerwehrjahr in Weddinghofen ab.

"In Lauerstellung" sind wohl nur in Weddinghofen besonders verdiente Menschen, die für das leibliche Wohl mit Grünkohl sorgen.
„In Lauerstellung“ sind wohl nur in Weddinghofen besonders verdiente Menschen, die für das leibliche Wohl mit Grünkohl sorgen.




Offene Türen am Gymnasium eingerannt

Es war das erste Mal, dass sie in ihrem Leben etwas vom Otto-Motor  gehört hat. Drei Minuten später konnte die 10-Jährige ihrem Vater einen fast wissenschaftlichen Vortrag über die Funktionsweise halten. In der Biologieklasse eine Etage tiefer war es für einen fast 11-Jährigen die leichteste Übung, eine Tulpe in ihre Einzelbestandteile zu zerlegen. Und um die Ecke entlockten gleich mehrere angehende Gymnasiasten dem Cello und der Geige die ersten Töne, als ob sie nie etwas anderes getan hätten.

Akribische Kleinstarbeit war im Chemieraum gefragt um "Abfall" herauszufiltern.
Akribische Kleinstarbeit war im Chemieraum gefragt um „Abfall“ herauszufiltern.

Angehende Musiktalente in Aktion - mit behutsamer Unterstützung.
Angehende Musiktalente in Aktion – mit behutsamer Unterstützung.

Beim Tag der offenen Tür des Gymnasiums outeten sich nicht nur echte Technik-, Biologie- und Musiktalente. Hier war ging es vor allem darum, die vielen Möglichkeiten der Schule kennen zu lernen und den Weg auf die weiterführende Schule möglichst zielsicher zu gestalten. Das Gymnasium machte es Eltern wie Kindern leicht, indem sie am Samstag alle Bereiche weit öffnete.  „Wir haben vor allem noch mehr Mitmachangebote auf dem Programm“, schildert Schulleiterin Bärbel Heidenreich.

Knobeln um die französischen Wörter.
Knobeln um die französischen Wörter.

 

 

So konnte im Sprachbereich um französische Wörter geknobelt, mit lateinischen Begriffen ein Memory-Spiel enträtselt und mit russischen Buchstaben die Matrioschka entpuppt werden. Ob Lackmus-Papier, heißer Draht, Leitfähigkeit von Flüssigkeiten oder die Möglichkeiten graphisch talentierter Informatik-Programme:  Hier gab es so viel zu entdecken, dass die Zeit für manchen allzu knapp wurde. Da waren die Tanz-Vorführungen in der Sporthalle und die Kunst-Ausstellung im Keller nur noch im rasanten Sprint mit ausgefeilter Logistik machbar.

Gut aufgestellt nicht nur mit der Laptop-Klasse

Faszinierend: Der eigene Herzschlag pocht in den Ohren.
Faszinierend: Der eigene Herzschlag pocht in den Ohren.

Denn schließlich warteten auch Gespräche und Informationen in den Klassenräumen. Wie sieht er aus, der Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium. Wie ist das mit G8? Welche Möglichkeiten bietet die Schule über den Lernstoff hinaus? Für Bärbel Heidenreich ist das Gymnasium mit seinen rund 963 Schülern und 82 Lehrern gut aufgestellt. Für die neue Laptop-Klasse ist die erforderliche neue Datenleitung versprochen. Viele Angebote wie die Deutschförderung in den 5. Klassen sind ausgebaut. In den 8. Klassen bereichern Stunden des sozialen Lernens den Unterrichtsplan. Der Arbeitskreis aus Eltern, Schülern und Lehrern zur Optimierung von G8 hat hieran einen großen Anteil. Bildung durch Sprache und Schrift: Auch das gehört zum Lernalltag mit Blick auf aktuell ca. 20 Schüler, die eine Flucht hinter sich haben. „Davon profitieren alle“, betont Bärbel Heidenreich.

Interessante Crêpe-Varianten gab es zum Naschen - und dazu eine große Portion Koch-Spaß.
Interessante Crêpe-Varianten gab es zum Naschen – und dazu eine große Portion Koch-Spaß.

Vom Tag der offenen Tür profitierten nicht nur die künftigen Schüler und ihre Eltern. Auch die bereits aktiven Gymnasiasten hatten sichtbaren Spaß daran, Crêpes mit Hilfe von Kinderschokolade in schmackhafte Leckereien zu verwandeln, Hilfestellungen an den Instrumenten, Mikroskopen oder beim Stärketest zu geben. Wie in jedem Jahr mischten sich aber auch viele Ehemalige unter die Besucher, um mit ehemaligen Lehrern zu plaudern und frühere Mitschüler wiederzutreffen.

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Mit großem Knall ins neue Realschuljahr

Der Knall ist ohrenbetäubend und mancher krallt sich reflexartig an der Jacke des Nachbarn fest. Die Flamme ist kurz, aber heftig. Dass Luft derartig explodieren kann, fasziniert. Ebenso wie die zweite Flamme, die plötzlich aus einem Röhrchen züngelt, das Moos, das sich unter dem Mikroskop als die reinste Wunderwelt entpuppt oder der Pinsel, der in Windeseile aus Farben ein Kunstwerk zaubert. Der Tag der offenen Tür an der Realschule in Oberaden war am Samstag eine echte Erlebnistour.

Feurige Experimente standen beim Tag der offenen Tür in der Oberadener Realschule auf dem Programm.
Feurige Experimente standen beim Tag der offenen Tür in der Oberadener Realschule auf dem Programm.

Planetenwelten galt es zu entdecken.
Planetenwelten galt es zu entdecken.

Das verwundert wenig, denn die Realschule gibt im wahrsten Sinne Gas. Eine neue Kooperationsvereinbarung mit dem ASV Hamm sorgte gleich zum Auftakt dafür, dass es künftig eine Handball-AG mit professioneller Unterstützung von erstklassigen Spielern für die Klassen 5 bis 7 geben wird. Die Realschule ist die erste Partnerschule des Vereins. Es gibt schon 30 Anmeldungen. Nachdem die Eltern öffentlich Alarm hinsichtlich der engen Personalsituation geschlagen hatten, reagiert die Bezirksregierung. Es gibt jetzt mehr Lehrer in Oberaden. „Damit können wir mehr Förderunterricht anbieten als zuvor, die Arbeitsgemeinschaften ausbauen und die Zahl der Unterrichtsstunden deutlich erhöhen“, so Schulleiter Godehard Stein. 32 Lehrerinnen und Lehrer hat die Realschule aktuell – und es kommen noch mehr für die rund 510 Schülerinnen und Schüler.

Roboter standen für Erkundungstouren bereit.
Roboter standen für Erkundungstouren bereit.

In den Klassenräumen geht es derweil am Samstag hoch her. Hier darf man mal kurz zum Mond fliegen, Roboter auf Erkundungstour schicken, „komische Blechdosen“ erkunden oder sich am Klavier ausprobieren. Da liegen Beile aus der Steinzeit ebenso bereit wie Hieroglyphen, der Eifelturm will zusammengeklebt und oder mit der Feder kaligraphische Kunst auf das Papier gezaubert werden. Nebenbei strömen künftige Schüler und ihre Eltern unablässig in die Klassenräume hinein und hinaus, in denen Englisch-, Deutsch- und Mathematik-Probeunterricht angeboten wird.

Dass gleichzeitig auch an der Gesamtschule der Tag der offenen Tür stattfindet, verhindert womöglich den ganz großen Zulauf. Dennoch ist das Interesse an der Realschule als Alternative zur für viele Eltern immer noch bedrohlichen verkürzten Ausbildungszeit am Gymnasium groß. Seit in Bergkamen auch die letzte Hauptschule Geschichte ist, sind die Herausforderungen ohnehin größer geworden: In der Erprobungsstufe gilt es herauszufinden, ob die Eignung für die Realschule tatsächlich vorhanden ist.

Flüchtlingskrise, Abschiebungen und Inklusion

Echte Künstler waren am Werk.
Echte Künstler waren am Werk.

Dann ist da noch die Flüchtlingskrise, die sich zunächst in einer großen Wellenbewegung, inzwischen nur noch „tröpfchenweise“ bemerkbar macht. Deutsch als Zweitsprache wird an der Realschule angeboten. Rund 20 Schülerinnen und Schüler sind es aktuell, die vor Kriegen nach Deutschland geflohen sind. Darunter waren auch in der Vergangenheit viele aus den unterschiedlichsten Ländern im unterschiedlichsten Alter. Viele kamen allein, ohne Eltern. Viele hatten zuvor nie eine Schule gesehen und beherrschen keine Schrift – natürlich auch nicht die lateinischen Buchstaben. Zwei Schüler sollen jetzt sogar abgeschoben werden, nachdem sie sich gut in Oberaden integriert haben. Das bedrückt alle an der Realschule.

An den Mikroskopen warteten Wunderwelten darauf, entdeckt zu werden.
An den Mikroskopen warteten Wunderwelten darauf, entdeckt zu werden.

Inklusion ist ein anderes Thema, das auch die Realschule herausfordert. Hier nehmen gut 40 Schülerinnen und Schüler betreut von zweieinhalb Sonderpädagogen-Stellen am Regelunterricht teil. Das hat sich nach anfänglichen Problemen inzwischen eingespielt und wird „als Chance“ gesehen. Die Realschule Oberaden ist also gut aufgestellt für die Zukunft. Und ist fast schon eine große Familie, denn am Samstag schauten viele ehemalige Schüler vorbei, um die frisch gebackenen Waffeln zu probieren, in die „British Box“ zu greifen und die Vokabelkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen oder sich mit dem Fußball in der eigenen Treffsicherheit zu versuchen.

 

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Neujahrsempfang mit viel „positivem Mehrwehrt“ und schwarzen Zahlen

Pünktlich zum neuen Jahr wirft die Stadt Bergkamen ordentlich Geld weg, kaum dass der Haushalt wieder schwarze Zahlen schreibt. Was das wiederum mit „positivem Mehrwert“, einer gescheiterten steuerlichen Selbstanzeige des Bürgermeisters und der Steuererklärung als „science fiction document“ und „point of sale“ zu tun hat? Der traditionelle Neujahrsempfang ließ hier am Samstag kabarettistisch und augenzwinkernd tief blicken. Zuvor waren es aber reale fiskalische und politische Bilanzen, die das neue Bergkamener Jahr einläuteten.

"Geld.Macht.Glücklich" lautete das Motto des Festvortrags von Dr. Harald von Schwarzschieber.
„Geld.Macht.Glücklich“ lautete das Motto des Festvortrags von Dr. Harald von Schwarzschieber.

Volles Haus im Ratssaal zum Neujahrsempfang.
Volles Haus im Ratssaal zum Neujahrsempfang.

Zu diesem Zweck hatte sich der große Ratssaal trotz spiegelglatter Gehwege und satter Nebelschwaden wieder stattlich mit Würdenträgern, Ehrenamtlichen, Vertretern von Vereinen und Verbänden gefüllt. Auch der ehemalige Stadtdirektor Heinrich Brüggemann wollte hören, mit welcher Bilanz Bürgermeister Roland Schäfer mit der Stadt Bergkamen ins neue Jahr geht. Dazu gehörten zuvorderst mehr als erfolgreiche Festivitäten zum 50-Jährigen der Stadt und rund um 40 Jahre Rathaus. Andere Themen waren 2016 bereits alte Bekannte aus dem Vorjahr. Dazu gehörte die Flüchtlingshilfe, die mit der Unterkunft für 600 Personen bis in den August hinein gewaltiges ehrenamtliches Engagement bündelte und einen Flüchtlingshelferkreis mobilisierte, der bis heute sehr aktiv ist – nunmehr mit dem Schwerpunkt Integration.

Bürgermeister Roland Schäfer hielt seinen traditionellen Rück- und Ausblick.
Bürgermeister Roland Schäfer hielt seinen traditionellen Rück- und Ausblick.

Die ehemalige Pestalozzischule ist jetzt ein Haus für Kultur, Familien und Jugend, das Stadtmuseum hat eine Umgestaltung mit der chronologischen Neuordnung der Exponate erlebt – aktuell wird ein Lehrstollen gebaut – und das Feuerwehrgerätehaus in Rünthe unterstützt mit einem Neubau und Investitionen von 2,6 Millionen Euro eine Form von Ehrenamt, das mit 220 freiwilligen Feuerwehrleuten in Deutschland weiterhin seinesgleichen sucht. Im Logistikpark A2 sind auf 33.500 qm 20 Hektar Gewerbefläche mit 400 Arbeitsplätzen vollständig vermarktet – zuletzt stieß die Firma Brammer dazu. Der Wohnturm ist 2016 mit dem Reststumpf endgültig verschwunden, der Neubau beschert der Sparkasse eine neue zentrale Lage anstelle des vormaligen „Hinterhofdaseins“ und auch die Wasserstadt Aden hat ihren 1. Spatenstich erlebt.

Bäder und Eishalle bleiben 2017 das Thema

Für den musikalischen Rahmen sorgte das Altsaxophon-Duo Karin Recheleit-Hatzel und Nikola Seegers.
Für den musikalischen Rahmen sorgte das Altsaxophon-Duo Karin Recheleit-Hatzel und Nikola Seegers.

Kontinuierliche Defizite sind ebenfalls Vergangenheit: Die Stadt ist mit „nicht riesigen“ schwarzen Zahlen immerhin wieder „viel stärker handlungsfähig, als wir das in der Vergangenheit waren“, so Schäfer – ein Erfolg von Kämmerer und Politik. Ein großes Thema werden 2017 die Bäder und die Eissporthalle bleiben. Das neue Zentralbad als Alljahresbad im Bereich des alten Wellenbades erlebt 2017 seine Zentralplanung. Die Eissporthalle stand mit schrumpfenden Besucherzahlen und 500.000 Euro Kosten pro Jahr auf der Kippe. Nun hat sich eine Lösung aufgetan – 2017 müssen noch Verträge geschlossen werden. Schulen und Kindergärten werden weiterhin Investitionen erforderlich machen. Die letzte Hauptschule ist seit 2016 Geschichte. Auch die Fahrrad-Infrastruktur soll mit einem Bürgerradweg an der Landwehrstraße ab 2017 eine Verbesserung erleben.

Ganz bestimmt frisch und nicht aus dem vergangenen Jahr waren diese Knabbereien als Erinnerung an das Stadtjubiläum.
Ganz bestimmt frisch und nicht aus dem vergangenen Jahr waren diese Knabbereien als Erinnerung an das Stadtjubiläum.

Für die Wasserstadt Aden soll im neuen Jahr das Planverfahren zu Ende gebracht werden. Womöglich sind schon Arbeiten an der Spundwand zu erleben. Auch auf privater Ebene tut sich einiges im Stadtbild. Das Sport- und Jagdschützenzentrum ist ein Thema, das „Stadtfenster“ am Busbahnhof mit Wohnungen, Büros, Dienstleistungen und Praxen unter Federführung der UKBS ein anderes. Ein Fragezeichen steht weiterhin hinter dem Einkaufszentrum Bergkamen der ehemaligen Turmarkaden. Immerhin gibt es einen neuen Investor und Gespräche mit der Eigentümergesellschaft. Der Radschnellweg „RS1“ von Duisburg bis Hamm soll auch Bergkamen breite, beleuchtete Fahrbahnen durch den Bund bescheren. Die Internationale Gartenausstellung 2027 wirft mit dem „Zukunftsgarten am Kanalband“ ihre Schatten voraus und könnte Ausbau und Weiterentwicklung von Halde und Nordseite des Kanals „erleichtern“, so der Bürgermeister.

Wahrheiten aus dem Finanz-Tagebuch

Erst war er ganz schön zugeknöpft, der Finanzbeamte Dr. Harald von Schwarzschieber.
Erst war er ganz schön zugeknöpft, der Finanzbeamte Dr. Harald von Schwarzschieber.

Also überwiegend positive Aussichten für die Bergkamener im neuen Jahr. Dafür braucht es wie immer Geld, und davon hatte Dr. Harald von Schwarzschieber alias Frank Astor so einiges im Gepäck. Zumindest verbal entblätterte er heiter Wahrheiten aus dem Tagebuch eines Finanzbeamten, trat auch Bergkamener Türen ein, knackte geheime Tresore und bot dem Bürgermeister prophylaktisch das „Höneß-Dokument“ als Selbstanzeige an. Er gab eine engagierte B2B-Marketingberatung zum Besten, bewältige die Staatsverschuldung mit der Inhaftierung der kompletten FDP-Wählerschaft, erklärte die Steuern zur  Gemeinschaftskasse zwecks Finanzierung der öffentlichen Hobbys und Passivraucher zu Steuerhinterziehern.

Dann ging es mitten hinein ins Publikum - und ordentlich zur Sache...
Dann ging es mitten hinein ins Publikum – und ordentlich zur Sache…

Geld macht eben doch glücklich, so sein Fazit. Ob man es sich bei der fit-for-fun-Seniorengeneration zurückholt, indem man die Hüftgelenke wieder ausbaut oder die Probleme verbal sehr böse der Ur-Ur-Ur-Enkelgeneration vererbt und damit ein „türkisches Problem“ verursacht, mag humoristische Geschmackssache bleiben. Jedenfalls wird sich demnächst wohl jeder wieder nach den weggeworfenen Kippen bücken, denn die sind schließlich „Restguthaben“, die bei Kettenrauchern bis zu 17 Kitas finanzieren. Und: Ruhig mal das Handy beiseitelegen und stattdessen Geld verlieren – das sorgt für einen „positiven“ Mehrwehrt – zumindest psychologisch…

Für Monika Lichtenhof war dieser Neujahrsempfang übrigens der vorerst letzte als Referentin des Bürgermeisters im Bürgermeisterbüro.