Sommerakademie setzt Kreativität und Engagement frei

Sie können sich nichts Schöneres vorstellen. Kaffee und Getränke servieren, abspülen, abtrocknen, Kisten schleppen: So sehen für für Melda und Marilyn die perfekten Ferien aus. Die Caféteria der 21. Sommerakademie auf der Ökologiestation war eine Woche lang ihre Welt und hätte auch gern noch viel länger dauern dürfen. „Das hat so viel Spaß gemacht“, sagen die Schülerinnen, die hier freiwillig Dienst schoben. Sie hatten mindestens so viel Freude wie die 82 Teilnehmer und Künstler.

Die Werke der Akademie-Teilnehmer gaben Anlass für angeregte Diskussionen.

Schlange stehen an den Tischen mit den Druckgrafiken.

„Zuhause ist es doch langweilig“, sind sich die beiden Mädchen einig, „hier ist es viel spannender!“ Eine Woche lang konnten sie hautnah verfolgen, wie in sechs verschiedenen Kunstbereichen Bilder, Skulpturen und Drucke entstanden. Jeden einzelnen Künstler haben sie dabei kennen gelernt, viele neue Bekanntschaften geknüpft. „Das war toll – im nächsten Jahr kommen wir auf jeden Fall wieder“, steht es für sie jetzt schon fest. Wie für die meisten der Teilnehmer, die sich mit Pinseln, Druckerfarbe, Steinen, Holz und Farben wieder aus dem ganzen Kreis Unna in den Zelten vor und in den Räumen in der Ökologiestation versammelt haben.

 

Aus Holland und Geseke auf der Kunst-Suche

Antonia Vervaart mit einem ihrer Aquarelle.

Antonia Vervaart ist dafür eigens aus Tilburg in den Niederlanden angereist. Dort war sie viele Jahre lang Lehrerin. In diesem Jahr ist sie in Rente gegangen und hat nun endlich Zeit, die Dinge zu probieren, auf die sie schon immer Lust hatte. Dazu gehört das Malen von Aquarellen. „In den Niederlanden gibt es so etwas wie die VHS und die Sommerakademie nicht – da muss man lange nach suchen“, erzählt sie. Ihre Schwester hat ebenso wie sie einen Deutschen geheiratet, ist nach Bergkamen gezogen und hat hier die Sommerakademie entdeckt. Vor zwei Jahren haben die beiden Schwestern zum ersten Mal teilgenommen und waren restlos begeistert. „Man bekommt hier so viele Anregungen und lernt so viel“, erzählt Antonia Vervaart. Welche Dinge sie weglassen kann, welche Motive sie ausprobieren kann, neue Techniken: „Man bekommt hier richtig Lust, weiterzumachen.“

Hubertus Heidloff hat jeden Tag ein Bild gemalt.

Auf der Suche ist auch Hubertus Heidloff. Zwischen dem Ruhrgebiet und dem Paderborner Land ist ein Kunstloch, wie er als eingefleischter Künstler festgestellt hat. „Dabei suchen die Leute gerade nach solchen Angeboten!“ Philosophie, Schriftstellerei, Schnitzen, Drucken, Malen: Hubertus Heidloff, der ehemalige Schulleiter, hat schon alles ausprobiert. In seiner Heimatstadt Geseke hat er selbst ein ähnliches Angebot ins Leben gerufen und bereits 30 Teilnehmer um sich geschart. Hier in der Sommerakademie will er „ein bisschen abschauen und dazulernen“. Das hat angeleitet von Peter Tournée in der freien Malerei wunderbar funktioniert. „Ich habe hier für mich die abstrakte Malerei kennen gelernt“, erzählt er. Viele neue Techniken, viele neue Gesichter, die zunächst vollkommen fremd waren: „Eine großartige Sache, die viel Kreativität und Spaß freisetzt.“ Hubertus Heidloff ist restlos begeistert: „Das hier ist eine echte Mutmach-Veranstaltung!“

Von Steinbruchsklaven und Meerjungfrauen

Zum Abschluss gab es nicht nur eine Werksschau, sondern auch Musik von „Blue Thumb“.

Auch nach 21 Jahren ist das Konzept also mindestens genauso lebendig wie bei der Premiere. Selbst dem Leiter der Ökologiestation fallen nach über zwei Jahrzehnten noch neue Perspektiven auf. Dass Ralf Sänger sich dafür entschuldigen musste, dass es nicht geregnet hat, war jedenfalls tatsächlich einmalig. Angedrohte Steinigungen für die „Steinbruchsklaven“, Sonarchronographen in der Kalahari: Es ging offenbar hoch her in der randvoll mit Kunst gefüllten Woche. Die Ergebnisse konnten sich am Samstag sehen lassen.

Ganz schön bissig: Eine Schildkröte aus Stein präsentiert sich.

Aus Stein gemeißelte Füße, Schildkröten, Meerjungfrauen konkurrierten nicht mit federleicht aus Farbe und Wasser geformten Vögeln, aus Bleistift gezauberten verstaubten Büchern oder aus Holz geformten Menschenköpfen, die sich sehnsuchtsvoll zum Himmel strecken. Es scheint fast, als hätten sich alle Werke gegenseitig inspiriert. Ebenso übrigens wie die Kinder in der akademieeigenen Betreuung. Dort standen Zeitmaschinen und Zeitfresser auf dem Programm bei der ebenfalls mehr als vielseitigen Reise durch die Zeit. Die Sommerakademie ist und bleibt eben eine rundum kreative und inspirierende Angelegenheit.




Sternschnuppen und Vollmond zum Open-Air-Kino

„Der geilste Tag“ war es für den gleichnamigen Hauptdarsteller des Abends nicht gerade. Der Himmel öffnete pünktlich zum Open Air Kino nicht nur alle verfügbaren Schleusen, sondern auch die Kühlkammer. Kurz vor Beginn der Vorstellung verloren sich die Gäste noch in Gummistiefeln und eingehüllt in entmottete Winterjacken fast auf dem Gelände der Schützen- und Bogenschießanlage in Overberge. Mit dem Fast-Vollmond tauchten trotz Supercup-Endspiels dann doch noch die Besucher auf.

Empfindlich kalt, aber mit toller Aussicht nicht nur auf der Großbildleinwand: Open-Air-Kino in Overberge.

Warme Jacken taten Not und bunte Erfrischungen sorgten für gute Laune.

Technik und Stühle holten die Organisatoren jedenfalls erst hervor, nachdem sich die dicken Wolken verzogen und Unmengen Regen abgelassen hatten. Dennoch legte sich eine feuchte Schicht über Tische und Bänke, Füße und Hände. Wohl dem, der sich dem nominellen Hochsommer zum Trotz dicke Socken und einen Schal gegönnt hatte. Auch die ausleihbaren Fleece-Decken waren schon nach kurzer Zeit vergriffen. So war die Nachfrage nach einem heißen Kaffee groß. Trotzdem war gut die Hälfte der 430 Stühle mit Kissen, Decken und Zuschauern besetzt, als sich Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer auf der riesigen Großbildleinwand auf die Suche nach ihrem „geilsten Tag“ machten.

Von wegen knisternde Filmrolle: Kino ist längst High-Tec am PC.

Denn Benno und Andi haben nicht mehr viel Zeit. Den einen schickt ständig ein Hirntumor schlafend zu Boden, der andere kann ohne Sauerstoffgerät keinen Schritt tun. In einem Hospiz warten beide auf den Tod – mit der Sehnsucht, noch einmal richtig leben zu dürfen. Der eine wütend und kompromisslos, der andere ängstlich verzagt. Ein ungleiches Paar, das dennoch das unerträgliche Siechen nicht einfach hinnehmen will und mit einem erschlichenen Kredit auf große Reise nach Afrika geht, um noch einmal alles aus dem Leben herauszuholen.

 

Gute Stimmung bei Popcorn und Gummibärchen

Musikalische Stimmung brachte die SOS Mobil Band mit.

Bei Popcorn und Gummibärchen tat sich unter gelegentlich über der Leinwand vorbeiziehenden Sternschnuppen ein skurriles Road-Movie mit tollen Darstellern auf, die beim Austreten in der Savanne Auge in Auge mit dem Löwen ihre ganz persönliche Unsterblichkeit entdeckten. Da hing man kopfüber auf Baukränen über Kapstadt, tummelte sich mit schönen Frauen in Luxusbetten und erlebte vor atemberaubender Landschaft echte Freundschaften. Geile Tage gab es dabei sicherlich viele, aber auch die Erkenntnis, das „der geilste Tag“ eigentlich nie wirklich zu greifen ist – so wenig wie das Leben.

Stimmungsvoll präsentierte sich das Gelände der Schützen- und Bogenschießanlage.

Es lohnte sich also, sich sehnlichst Handschuhe oder gar einen Heizpilz herbeizuwünschen und an diesem kühlen Sommerabend unter spektakulärem Himmel auszuharren. Der Fußballabend ging ohnehin nicht gut für den Lokalmatador aus und mancher konnte sich zusätzlich zu einem herzhaften Lachen oder einer tiefergehenden Erkenntnis über Leben und Tod auch noch einen Wunsch mit einer Sternschnuppe mit nach Hause nehmen.

Der „Sommer in Bergkamen“ geht mit den Kinder-Kultur-Tagen vom 14. bis 18. August und mit „Bergkamen karibisch“ vom 7. bis 10. September inklusive Reggae-Open-Air am 9. September weiter.




Mit den Füßen im Sand den Wein am Wasser genießen

Der Sand in der Strandbar war noch gehörig nass von den Regenfällen. Das störte die Füße allerdings kein bisschen. Die Zehen bohrten sich vergnüglich tief hinein, während die Hände einen eisgekühlten Cocktail an den Mund führten. Auch kleine Hände hatten nicht die geringsten Probleme, sich tief zwischen die Sandkörner zu graben. Schaufeln, Eimer und Förmchen lagen vor dem Indianertipi bereit. Die perfekten Utensilien für echten Genuss am Wasser.

Prost: Gute Laune mit leckerem Wein unter sommerlichem Himmel in der Marina Rünthe.

Leckere Cocktails und vor allem viel Sand gab es in der „Marina Bay“.

Denn zu all dem spiegelte sich die Sonne im Kanalwasser. Boote glitten in der Marina vorüber, wo südliche Klänge aus Bass, Gitarre und Saxophon mediterrane Stimmung verbreiteten. Schinken und Käse formierte sich auf den Tellern neben den Oliven zu verlockendem Gaumenschmaus, der Duft von Flammkuchen lag in der Luft. Und die Sonnenstrahlen entfachten in den vielen Weingläsern rote, rosa und weiße Lichtspiele. Eben der pure „Weingenuss am Wasser“.

Ab in die Lostrommel: Das Weinquiz hatte es in sich.

Was das alles mit Schiller zu tun hatte, dem Rohstoff für den Korken oder Kiefernharz? Auch das konnten Wissbegierige herausbekommen, wenn sie nicht einfach nur den Wein an den vielen Ständen kauften und tranken. Das knifflige Weinquiz forderte mit seinen 14 Fragen akribische Recherchearbeit auch für Weinkenner. Immerhin dürften die Anbieter mit ihrem Sortiment an neuseeländischen, spanischen und deutschen Weinen einige Antworten parat haben.

 

Durchwachsenes Wetter, aber viel gute Weinlaune

Volle Bänke und viele Weingläser in der Marina.

Ob mit Freunden, Bekannten oder der ganzen Familie: Vor allem am Samstag lockte das gute Wetter die Besucher und sorgte für gut gefüllte Bänke an den festlich geschmückten Tischen. Das Team vom Stadtmarketing Karsten Quabeck war zufrieden mit dem Anblick des quirligen Treibens in der „Marina Bay“ und auf Innenhof von Neumanns Nauticus.  Der Start am Freitag war allerdings ein wenig verregnet gewesen und auch am Sonntag verleideten dicke Wolken am Himmel den Genuss.

Für gute Laune sorgte am Samstag die SOS Mobilband.

Der „Sommer in Bergkamen“ geht weiter. Am 5. August steht das Kino-Open-Air auf der Schützen- und Bogenschießanlage Overberge auf dem Programm. Vom 14. bis 18. August gibt es die Kinder-Kultur-Tage. Und vom 7. bis 10. September wird der Bergkamener Norberg karibisch – Reggae-Open-Air am 9. September auf dem Herbert-Wehner-Platz inklusive.

 

 




Sommer in Bergkamen ist mit TheaterOpenAir eröffnet

Die berühmte Pfeife liegt schon bereit. Der karierte Hut hängt neben der Melone an der Garderobe. Vor der Bühne flitzen Kindern mit Fahrrädern herum, spielen Fußball, laufen spritzend durch die Becken im Wasserpark. Im Zelt zwischen den Hochhäusern wird Lippenstift aufgetragen, der Lidstrich nachgezogen, eine Schleife im Haar festgebunden. Dass die jungen Schauspieler zum ersten Mal unter freiem Himmel vor einem so großen Publikum auftreten ist ihnen nicht anzumerken.

Gut besetzte Stuhlreihen und tolle Stimmung im Wasserpark in der City.

Letzter Schliff für das Bühnen-Makeup hinter den Kulissen.

Überhaupt war dieses TheaterOpenAir eine Premiere. Zum ersten Mal trat keine Profi-Truppe vor die einmal mehr zahlreichen Zuschauer. Die Bühne war am Samstag voll und ganz für heimische Schauspiel-Talente reserviert. Drei Monate hatten die Nachwuchs-Truppe der Volksbühne 20 im Yellowstone in Oberaden für diesen großen Auftritt geprobt. Eine tolle Chance für „Spottlight“, denn derart große Aufmerksamkeit gibt es selten. Mit zwei Aufführungen hatten sie sich im Vorfeld bereits vor kleinerem Publikum „warmgespielt“. Als sich der Wasserpark stetig füllte, war immer noch kaum Nervosität hinter der Bühne zu spüren.

Mitreißende Klänge von der Band „Kabellos“.

Ganze Bollerwagen randvoll mit Verpflegung werden neben den Stuhlreihen geparkt. Hunde rollen sich auf den Grastufen der Arena ein und lauschen mit gespitzten Ohren. Füße wippen zu den beschwingten Schlagern, die „Kabellos“ von der gleichnamigen Band rund um die Stuhlreihen zum Besten gegeben wird. Der eine gönnt sich noch schnell eine Bratwurst, andere nippen am Wein und kosten vom Flammkuchen. Etwas besorgt geht der Blick zu den dunklen Wolken am Himmel über der City.

 

 

Heiße Luft rund um den berühmten Detektiv

Wer ist denn nun eigentlich Sherlock Holmes? Auf der Bühne geht es drunter und drüber.

Dann hat Sherlock seinen großen Auftritt. Wobei es eher die Frauen sind, die auf der Bühne ganz schnell das Sagen haben. Denn tatsächlich ist der berühmte Detektiv nichts als heiße Luft. In Wahrheit löst Haushälterin Martha die kniffligen Fälle. Erst recht in diesem Fall, der es in sich hat. Die Schwestern Susie und Charly sind angetreten, um Sherlock Holmes den Garaus zu bereiten. Sie präsentieren ihm einen Fall, der unlösbar ist – aus Rache.

Da geht es hoch her zwischen den Geschlechtern.

Holmes ist jedenfalls vor allem eines: genial, brillant und nicht wirklich er selbst. Denn der Titel des Stücks lautet schließlich „Sherlock in love“. Eine Journalistin ist auf der Suche nach dem Riesenknüller für eine alles andere als echte Zeitung, die Themse stellt sicht als überraschend lang heraus und überhaupt geht es drunter und drüber in diesem Theaterstück. Der Autor Kai Hinkelmann hat den Nachwuchsschauspielern noch kurz vor ihrem Auftritt via Facebook viel Glück gewünscht und mitgefiebert.

Applaus für die ambitionierten Jungschauspieler von „Spottlight“.

Nach der Pause lichteten sich die Stuhlreihen deutlich. Trotzdem gab es prächtigen Applaus für die ambitionierte Darbietung von „Spottlight“. Die Gruppe dankte denn auch der Stadt für diese „tolle Chance“ – und dem Himmel dafür, dass er keine Regentropfen über Bergkamen herunterließ. Übrigens: Spottlight probt immer sonntags ab 14 Uhr im Yellowstone und freut sich über jeden, der sie auf oder hinter der Bühne unterstützt. Vom 14. bis 16. Juli findet die zweite Runde von „Sommer in Bergkamen“ statt – mit dem „Weingenuss am Wasser“.

 

 




Russischer Open-Air-Gruß zum Confed-Cup-Finale

Der „Feuervogel“ stieg nicht nur aus den Instrumenten auf. Er hatte beim Open-Air-Konzert der Neuen Philharmonie Westfalen auf dem Kamener Rathausvorplatz auch echte Federn, landete auf Verstärkern oder Aufbauten und sorgte für gelegentliche Querschüsse durch die Lautsprecher. Das machte aber auch im 10. Jahr von GSW Kamen Klassik den Reiz unter freiem Himmel aus.

Gut besucht bei doch noch strahlendem Sonnenschein: Das 10. GSW Kamen Klassik.

Von der Sonne verwöhnte Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen.

Denn spannend war es auch in diesem Jahr allemal. Noch kurz vor dem Startschuss fielen ganz in der Nähe des Rathaus Unmengen Regentropfen aus tiefschwarzen Wolken. Pünktlich zu den ersten Klängen tat der Himmel so, als ob nie etwas gewesen wäre. Wer in der ersten Reihe direkt neben Gastdirigent Florian Ziemen auf der Bühne saß, dem konnte schon mal ein tiefstehender praller Sonnenstrahl direkt ins Gesicht scheinen.

Dirigent Florian Ziemen in Aktion.

Das feuerte die gute Laune des Orchesters nur noch an. Voller Begeisterung zelebrierten die Musiker dieses „russische Konzert als Gruß zum Finale des Confederations Cup nach Sankt Petersburg“, so Florian Ziemen. Da schimmerte der „Glanz des Zarenhofes“ durch die Noten hindurch – ein Glanz, in dem die Deutschen seinerzeit „als die Stummen“ nur staunten. Erinnerungen an die eigenen Ballettstunden wollten die Philharmoniker beschwören. Mit Michael Glinka und Taschaikowskys Gegenentwürfen zur Programmmusik aus Werken wie Dörnröschen, Schwanensee, der Nussknacker oder Romeo und Julia gelang das ganz vorzüglich.

Wenn Musik spontane Auswirkungen hat

Eine tanzende junge Zuhörerin.

Umgekehrt hatte die Musik faszinierende Auswirkungen auf seine Umwelt. Wer gerade mit Koffern beladen vom Bahnhof den Heimweg antrat, blieb spontan stehen und hörte zu. Radfahrer hielten an und zückten ihre Handys. Kleinkinder legten spontane Tänzchen ein. Einzig diverse Vogelmütter verwirrten die gewaltigen Töne sichtlich. Ihre halbflüggen Jungen hatten sich ins Gebüsch direkte am Rande der Besuchermengen verirrt und blieben einstweilen für die Futterstunde unerreichbar. So riefen sich manche gefiederten Mutter-Kind-Paare fast schon verzweifelt durch die Musik hindurch.

Nicht immer windfest waren die Klammern für die Notenblätter.

Der Wind blies auch nach der Pause gelegentlich kräftig das eine oder andere Notenblatt vom Ständer oder gab mit einem Streifzug durch die Mikrophone dem Konzert einen besonderen Live-Charakter. Prachtvolle Bauten zeichneten die Musiker dennoch mit vollem Einsatz zu den Noten von Mussorgski nach. Nachtstimmung, Grillenzirpen, schwärmerischer Gesang oder Partystimmung auf dem Fest von Romero und Julia: Mit Rachmaninoff und Prokofjew ging es beschwingt weiter in einen dann doch noch prächtigen Sommerabend.

Faszinierte Zuhörer bei den Einleitungen zu den nächsten Musikstücken.

Zum Abschluss versprach Florian Ziemen „es richtig knallen zu lassen“. Er hielt sein Versprechen, wärmte das Publikum mit Khatchaturians „Tanz der Rosenmädchen“ und dem „Säbeltanz auf“, bevor der „Feuervogel“ mit „Berceuse“ und dem „Finale“ in Person von Strawinsky seinen großen Auftritt hatte. Die Weingläser im Publikum waren inzwischen geleert, die Hamburger aufgegessen. Alle Hände waren frei für stürmische und stehende Ovationen und für lautstarke Forderungen nach einer Zugabe. Ohne die durfte die Neue Philharmonie Westfalen dann auch nicht die Rückfahrt antreten.




20. Wegmarke markiert bewegende Kunst

Mancher Stein scheint größer als das eigene Körpergewicht zu sein. Wankend schleppt der kleine Künstler einen ganzen Berg davon auf die „Baustelle für etwas Schönes“ und setzt Wegmarken. Die verändern sich immer weiter, wachsen und schrumpfen, verändern ihre Form. Denn auch die erwachsenen Künstler sind inspiriert von der Aufforderung, das Leitmotiv der Jahresausstellung der Künstlergruppe „sohle 1“ eine Gestalt zu geben.

Kleine Künstler setzen Wegmarken.

Angeregte Diskussion an einem sehr lokalbezogenen Stück Weges.

Was für die ganz Kleinen reine Intuition ist, birgt für Bürgermeister Roland Schäfer augenzwinkernd einige Schwierigkeiten. „Was heißt das denn?“, fragte er sich angesichts der drei Großbuchstaben hinter der Jubiläumswegmarke. „WEG“ könne gleichsam weg bedeuten im Sinne von „ist das Kunst oder kann das weg“ oder auch weg gleichbedeutend mit dem durchaus regionalspeziifischen „ich bin dann mal weg“. Wohl eher stehen die Buchstaben aber für den Weg, vor den sich die Künstlergruppe vor 20 Jahren gemacht habe. Ein Weg, „auf den wir in Bergkamen sehr stolz sind“, so der Bürgermeister. Hier werde seitdem Kunst geschaffen, „die etwas bewegt – ein wichtiger und wertvoller Beitrag.“

Das Duo „Mondi di Notte“ setzt musikalische Wegmarken

Auswege, Fluchtwege, Irrwege, zielstrebige, verschlungene und mehrdeutige Wege sendeten ihre Botschaften als Fotos, Radierungen, Zeichnungen, Drucke, Bildhauerwerke, Aquarelle oder Mischwesen von den Ausstellungswänden, während Mona Lichtenhof und Dieter Dasbeck als Duo „Mondi di Notte“ musikalische Wegmarken von Udo Lindenbergs „Horizont“ bis „You never walk alone“ setzten. Der Sauerstoff in der mit Besuchern restlos gefüllte Galerie war längst knapp, als Dieter Treeck sich als Wegelagerer entpuppte. Zunächst legte er mit seinem Stuhl das Mikrofon des Bürgermeisters lahm und entlarvte dann in bewährt süffisanter Art all jene Wegelagerer, die den Künstler an sich auf seinem Weg begleiten.

Wegelagerer Dieter Treeck zeichnet Wege nach

Dieter Treeck auf poetischen Wegen.

Da ist nicht nur der Rezensent, den schon Goethe genervt am Wegesrand lauern sah. Da sind auch das kritische Ich, Selbstzweifel, Selbstgenügsamkeit, übergroße Vorbilder, Selbstüberschätzung und Kritiker, denen der Künstler nach Treecks Beschreibung immer wieder begegnet. Gerade deshalb gründete sich vor 20 Jahren die Künstlergruppe „als Heimat für Infizierte“, die der Virus Kunst gepackt hatte. Hier sollten sie sich selbst ausprobieren können, all jene „neugierigen, begabten Menschen mit einem unausgelasteten Ich“, die nach neuen Möglichkeiten suchten. Wo stehe ich, wo will ich hin: Das sind die Wege, die jeder der heute 34 Künstler hier beschreitet – und Wegmarken setzt.

Auf dem Weg durch die Ausstellung.

„Jedes Bild, jede Skulptur ist ein Protokoll unseres Weges“, beschrieb Gründungsmitglied Dieter Treeck das, was die Künstlergruppe „sohle 1“ auch nach 20 Jahren ausmacht. Nachzulesen ist all das in einem Jubiläumskatalog, der alle Künstler und ihre Werke dokumentiert, aber auch die 20-jährige Geschichte skizziert. Darunter einmalige Ausgaben mit Originalwerken. Die schaute sich auch der neue Beigeordnete Marc Aleander Ulrich ausführlich bei seinem zweiten offiziellen Termin an, direkt neben den Werken von Nachwuchskünstlern der Oberadener Realschule und des Bergkamener Gymnasiums. Ebenso wie die ehemalige Museumsleiterin Barbara Strobel, die als Gruppenmitglied Werke zur Jahresausstellung beisteuerte.

Künstlerische Akzente aus der Partnerstadt

Inge Strauß mit einem ihrer Drehbilder.

Zum zweiten Mal fand Inge Strauß den Weg aus der Partnerstadt Hettstadt nach Bergkamen. Erstmals waren ihre Bilder zusammen mit den Werken der Bergkamener Künstlern zu sehen. In ihren „Drehbildern“ ist „alles richtig“ – egal aus welcher Perspektive man sie betrachtet und in welcher Richtung sie aufgehängt sind. Menschen können hier miteinander oder gegeneinander agieren, manchen fallen ehraus, andere finden direkt neben ihren „Kleidern zum Verwandeln.“ Am Samstag reiste Inge Strauß an, um ihre Bilder in der Ausstellung zu arrangieren – am Sonntag fuhr sie schon wieder zurück in die Heimat. Der besondere Reiz des Kontaktes mit den Bergkamenern Künstlern ist für sie, deren Bilder schon seit 20 Jahren in der Artothek zu haben sind, die gemeinsame Arbeit: In Hettstedt besteht die Kunstszene aus „Einzelkämpfern“.

Genau so hatte es vor 20 Jahren übrigens auch begonnen. Die lebendige Kunstszene in Polen und der Partnerstadt Wieliczka, in der sich gerade der Einfluss aus Krakau widerspiegelte, begeisterte die Bergkamener Künstler und motivierte sie, eine eigene Künstlergruppe zu gründen. So schließen sich Kreise – und Wege.




Johannisfeuer entflammt in Weddinghofen wieder ein großes Miteinander

Wer in der „Bimmelbahn“ einen Platz ergattern will, muss schnell sein. Die Warteschlange ist lang, um in einem der „Waggons“ zu sitzen und mit dem Trecker eine Runde um den Festplatz zu drehen. Auch am Eishockey-Tor will jeder einmal den Puck bearbeiten. Die Zuckerwatte ist der Renner und für die Fantasiebemalung oder das Entenangeln müssen schon fast Wartenummern gezogen werden. Rund um das Johannisfeuer ist am Sonntag auf dem Festplatz an der Berliner Straße Volksfeststimmung ausgebrochen.

Es wird nachgelegt für das Johannisfeuer auf dem Festplatz an der Berliner Straße.

Heiß begehrt: Kunstvolle Gesichtsbemalung.

„Ich bin richtig stolz auf die Weddinghofener“, sagt Christian Weischede vom Verein „Wir in Weddinghofen“ und lässt den Blick über die Menschenmengen schweifen. Mit wenigen Mitstreitern hat es vor Jahren in einem Hinterzimmer begonnen und die meisten waren der Ansicht, „dass man sowieso nichts ändern kann“. Pustekuchen. „Wenn man sich heute hier umschaut, sieht man sehr wohl, dass Veränderungen möglich sind“, ist der Vorsitzende fest überzeugt. Seine Idee, die Menschen einfach wieder zusammen zu bringen, damit sich Nachbarn, Freunde und auch völlig Unbekannte treffen und austauschen können, hat jedenfalls funktioniert. Und bewegt hat die neue Gemeinschaft auch einiges.

Diese beiden Hunde vom Verein „Bella Luna“ haben schon ein Zuhause gefunden.

Der Verein „Bella Luna“ konnte beispielsweise beim letzten Johannisfeuer drei Hund in Weddinghofen vermitteln. Tiere, die zum Teil ein dramatisches Schicksal hinter sich hatten. Manchmal rufen Anwohner an, wenn sie ein vernachlässigtes Tier entdecken. Manchmal ist es auch die Polizei, die den Verein um Hilfe bittet. Scheidungswaise, aus schlechter Haltung oder missbraucht als Zuchtmaschinen: „Es gibt so viele Gründe, warum die Hunde bei uns stranden und ein neues Zuhause suchen“, schildert Jutta Liebscher. Seit 2012 gibt es den Verein in Bergkamen, 27 Aktive und 56 Mitglieder engagieren sich hier nicht nur für Tiere aus Bergkamen, sondern auch bis ins Ruhrgebiet und Münsterland hinein in enger Zusammenarbeit mit Tierschutzvereinen und mit bis zu 36 Pflegestellen. Am Samstag ist es nur die dreijährige Boxerhündin „Leni“, die ein neues Zuhause sucht, weil ihre Besitzer nicht mehr mit ihr klarkommen.

Mit Kochgruppen oder Tierschutz etwas bewegen

Lecker: Die Produkte der neuen Kochgruppe des Männervereins munden vorzüglich.

Klaus Schulze verteilt eifrig Ess-Strohhalme, mischt sich unter eine aufgeregte Gruppe von Kundinnen und beobachtet, wie sich nach dem ersten Bissen ein begeistertes Lächeln auf ihren Gesichtern breit macht. Seine „Himmelssahne“ kommt gut an, sogar das Rezept soll er ihnen mitgeben. Erst im Frühjahr hat sich seine Kochgruppe beim Männerverein in Weddinghofen formiert. Männer und Frauen binden sich hier alle zwei Monate die Schürzen um und zaubern in der Küche des Lutherhauses leckere Kreationen. Am kommenden Freitag geht es in den Garten und an den Steinofen, um Pizza neben der Glut zu backen. Ideen hat Klaus Schulze viele, denn er hat nicht nur Bäcker gelernt, sondern auch bei der Bundeswehr bis zu 600 Menschen bekocht. Die 10 Köche in der Kochgruppe freuen sich über neue Mit-Köche.

Vollgas beim „Airbag-Run“ der Mini-Highlandgames.

Genau so soll es sein. Sich bekannt machen, neue Mitstreiter finden: Die Feste, die „Wir in Weddinghofen“ initiiert, sollen etwas bewegen. „Wir machen das auch für den Nachwuchs, damit die nächsten Generationen sehen, dass sich Engagement lohnt“, sagt Christian Weischede. Auch aus den Festen heraus soll etwas entstehen. Der Erlös soll ein Nistkästen-Projekt von einer Idee in konkrete Aktivitäten mit Schulen und Kindergärten verwandeln. Die Kästen eventuell gemeinsam bauen, aufhängen und im kommenden Jahr kontrollieren, das schwebt dem NABU vor. Außerdem wünscht sich Christian Weischede, dass in Weddinghofen künftig kein Kind mehr außen vor stehen muss, wenn die Kosten für gemeinsame Fahrten und Ausflüge in Schulen und Kindergärten nicht zu bezahlen sind. ­­

Das Feuer mit der Handpumpe bändigen

Mit der Handpumpe wird der trockene Rasen gewässert, damit das Johannisfeuer dort bleibt, wo es ist.

Die Feuerwehr hat 4.000 Liter Wasser im Löschfahrzeug dabei, denn es ist trocken nach der Hitze und das Johannisfeuer ist zwar übersichtlich, aber auch gefährlich. Ständig hat ein Feuerwehrmann die Flammen im Blick. Regelmäßig wird mit einer Handpumpe der Rasen rundherum nass gespritzt. Direkt dahinter sind die Gesichter der Kinder aus ganz anderen Gründen nass. Bei den „-Mini-Highlandgames“ wollen kleine Fässer gerollt, Hufeisen geworfen, Airbags geschleppt werden und es gilt, mit Holzlatten zu rennen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was am 1. und 2. Juli die „großen“ Highlander auf dem Brauhof Wilshaus bewältigen müssen.

Wieder das beliebteste Highlight: Die „Bimmelbahn“ zog mit dem Trecker ihre Bahnen.

Im kommenden Jahr wird es kein Johannisfeuer geben. Dann feiern die Weddinghofener wieder ihr Dorfabitur. Der zweijährige Rhythmus soll beigehalten werden, in dem sich die beiden „Highlights“ gegenseitig abwechseln. „Dann ist die Freude auf die jeweilige Veranstaltung noch größer“, meint Christian Weischede. Einstweilen steht der Festplatz ohnehin im Mittelpunkt von Bebauungsplänen in Weddinghofen. „Die Stadt hat versprochen, dass eine Festwiese mit eingeplant ist und wir uns mit Wünschen einbringen können“, so Weischede. Er ist optimistisch, dass die Weddinghofener auch weiterhin hier ihr Johannisfeuer zusammen mit vielen Vereinen aus dem Stadtteil entfachen können. Dann hat vielleicht auch der Verein Zuwachs bekommen, denn: „Neue Mitstreiter können wir immer gut gebrauchen, weil wir haben noch viel vorhaben – als nächstes einen guten Auftritt im digitalen Netz.“




In Badewannen und Dachkoffern auf großer Seifenkisten-Grand-Prix-Fahrt

Nach 13 Jahren sitzt sie zum ersten Mal wieder in der Seifenkiste. „Weil es so viel Spaß macht und andere auch wieder angefangen haben“, erzählt Jessica Sulitze, bevor sie ihren Helm aufsetzt und auf die Startrampe klettert. Ganz so leicht ist der Neuanfang nicht. Beim ersten Lauf hat die 32-Jährige einen kleinen Crash gebaut. Jetzt darf sie allein noch einmal den Hügel in Oberaden hinabflitzen. Und diesmal geht alles gut.

Mit Vollgas geht es in Oberaden den steilen Hügel hinab.

Jessica gibt Gas.

Vater Michael Sulitze hat kleine Tränen in den Augen, als Jessica die erste Kurve mit Bravour gemeistert und gerade einmal etwas mehr als 30 Sekunden bis ins Ziel gebraucht hat. Jessica ist seine Adoptivtochter und sie hat eine geistige Behinderung. Sie muss sich überall durchs Leben kämpfen und dabei „ist sie so fröhlich und begeistert“, erzählt ihr Vater. Von kleinen Tiefschlägen wie heute lässt sie sich gar nicht aus der Ruhe bringen. Sie steigt einfach wieder in die Seifenkiste und versucht es noch einmal. Darauf ist ihr Vater so stolz, dass er weinen muss. 1995 hat Jessica im Alter von neun Jahren den Sport genauso begeistert begonnen. Damit sie heute bei ihrem zweiten Rennen nach 13 Jahren an den Start gehen kann, haben sich Vater und Tochter eine Seifenkiste geliehen. „Es ist einfach toll, wieder zu fahren“, sagt Jessica vor ihrem zweiten Lauf voller Überzeugung. Der Seifenkisten-Virus hat sie wieder gepackt.

Udo Gaidosch in seiner Wannen-Seifenkiste.

Ein Virus, der mitunter kuriose Früchte trägt. Wie bei Udo Gaidosch. Der ist jahrzehntelang als Außenrequisiteur beim Film durch ganz Deutschland getourt, hat „Tatorte“ und Sendungen wie „Löwenzahn“ ausstaffiert. Dass seine Seifenkiste alles andere als gewöhnlich ist, versteht sich da von selbst. Als er die alte Zinnbadewanne, in der er als Kind gebadet wurde, auf dem Dachboden wiederfand, hat er sie kurzerhand in einen Rennwagen umgebaut. Gut drei Monate hat das gedauert. Einzig da Fahrgestell, die Lenkung, die Bremsen und das Gewicht müssen sich bei diesen kuriosen Gefährten in der offenen Klasse an Vorgaben halten. Der Rest ist reine Kreativität. Die Rennmütze und die Handschuhe sind von Peter Lustig, dem „Löwenzahn“-Mann. Im Heck ist ein Koffer vertäut, in dem neben Verbandskästen, einem Stadtplan von New York, einer Mohrrübe und einem Golfball auch eine Rakete auf eine spontane Siegesfeier seines Teams „Flotte Socke“ warten. Immerhin ist er 2015 Europameister in seiner Klasse geworden.

60 Fahrer auf der Suche nach der idealen Linie

Diese Seifenkiste war früher einmal ein Dachkoffer auf einem Pkw.

Ein PKW-Dachkoffer war früher einmal die Seifenkiste von Michael Schmidt. Er hat auf seinen Fahrten zu den Seifenkistenrennen des Sohnes so viele dieser Geräte gesehen, dass er sich dachte: „Daraus lässt sich doch prima eine Seifenkiste bauen“. Denn der Sohn hatte inzwischen auch die eigene Mutter mit dem Seifenkistenvirus angesteckt. So erfolgreich, dass sie im vergangenen Jahr Europameisterin wurde. Michael Schmidt gab beiden stets gute Tipps für die richtige Streckenführung. „Dann fahr doch selbst, dann weißt du, was du sagst“, bekam er daraufhin zu hören. So entstand die Idee für den rasenden Dachkoffer, der mit Hightech-Zubehör in eine schnittige Rennkiste verwandelt wurde. Jetzt fährt die ganze Familie vom Jadebusen aus durch ganz Deutschland, um Titel abzuräumen.

Riesenaufmarsch, um die Seifenkisten wieder vom Ziel zum Start zu bringen.

60 Fahrer traten am Sonntag in Oberaden in fünf Klassen bei den Junioren, Senioren, in der XL und XL-Ü30-KLasse sowie in der DSKD-Open-Klasse gegeneinander an. Vier Wertungsläufe musste jeder Starter absolvieren. In der offenen Klasse ging es vor allem darum, die vorgelegte Bestzeit zu bestätigen. Es ging aber auch um den Stadtmeistertitel, um Punkte für die NRW-Meisterschaft und Qualifikationen für die Deutsche Meisterschaft beim 33. Seifenkisten-Grand-Prix auf der Alisostraße. Der wurde wieder von rund 35 Helfern organisiert. Einige Fahrer waren bereits am Vortrag angereist und campierten rund um die benachbarte Schule. Feuerwehr, THW und Rotes Kreuz trugen zu einem reibungslosen Ablauf bei hochsommerlichen Temperaturen bei.




Ein rekordverdächtiges Hafenfest geht zu Ende

Seinem Namen machte er nicht gerade alle Ehre. „Kenter-Klaus“ hielt sich als Fred Feuerstein prächtig auf seinem schwimmenden Baumstamm über Wasser – den kleinen Dino auf einem Extra-Baumscheiben-Boot stets im Schlepptau. Sein Steinzeit-Team bekam deshalb auch tosenden Applaus. Ebenso wie das knallrote Feuerwehr-Gefährt des MSC, auf dem das Wasser nur so in alle Richtungen spritzte. Der Flying-Dutchman-Wettbewerb war auch beim 18. Hafenfest vor allem ein großer Spaß.

Alle kamen an: Die Gefährte der Flying Dutchman wurden nur von oben gehörig nass.

„Kenter-Klaus“ und sein Steinzeit-Team mit Dino im Schlepptau war einer der Publikumslieblinge.

Auch in diesem Jahr hatten sich fünf Teams besonders kreative Gefährte ausgedacht, die sich ausnahmslos entgegen jeder Tradition über Wasser hielten. Fast geschlossen zogen die Burg Quakenstein, das THW-Gefährt und das schwimmende Etwas der „Teletubbies“, gebaut von den Bauhof-Azubis, in das Hafenbecken ein. Die meisten Besatzungsmitglieder waren allerdings klitschnass. Auch das gehört zur Tradition, bei der „Kenter-Klaus“ seit Urzeiten seinem diesjährigen Motto getreu mit seinen Schülern der Oberadener Realschule den Teilnahme- und Kreativitätsrekord hält.

Tolle Musik wartete auch am Sonntag an jeder Hafenecke.

Rekorde gab es überhaupt einige an diesem Hafenfest-Wochenende. So viele Besucher wie beim Auftritt von „Burning Heart“ hat das Gelände jedenfalls noch nicht gesehen. „Wir hatten zwischenzeitlich mit dem Gedanken gespielt, die Reißleine zu ziehen und keine weiteren Besucher hineinzulassen“, schildert Karsten Quabeck vom Stadtmarketing. Der Hafenplatz geriet jedenfalls heftig an seinen Kapazitätsgrenzen, auch wenn die Stimmung nicht zu bremsen war. Dass alles gut ging, dafür sorgte auch das aufgrund der letzten Terror-Vorfälle noch einmal auf 50 Leute aufgestockte Security-Team.

Björn Freitag mit seiner Streetfood-Konkurrentin im heiteren Austausch.

Rekordverdächtig war auch die Anzahl der Handys, die vor einer mobilen Küche in die Höhe gereckt wurden. Männer wie Frauen: Sie alle wollten Bilder von Sterne-, Fußballmannschafts- und Fernsehkoch Björn Freitag, der sich hier mit einer asiatischen Konkurrentin ein Kochduell am Herd lieferte. Die zahlreichen Test-Esser mussten allerdings einiges an Geduld und Durchhaltevermögen in der prallen Hitze geben. Denn es dauerte dann doch länger als erwartet, bis die Burger-Gerichte auf den Tellern lagen und der Gaumen vor laufenden Kameras seine Entscheidung fällen musste.

 

Dreistöckig auf Skiern durch den Kanal pflügen

Mit Vollgas dreistöckig über den Kanal: Die Wasserski-Akrobaten hatten es in sich.

Dass man auch dreistöckig in atemberaubendem Tempo über den Kanal rauschen kann, bewiesen die Profis auf Wasserskiern. Die ließen sich auch von einem lästigen Ordnungs-Liebhaber nicht entnerven, der mit einem kuriosen Mäher dem üppigen Kanal-Seegras zu Leibe rücken wollte. Prachtvoll präsentierten sie eine Fahnenparade in gediegenen Outfits. Seemanns-Lieder sorgen nicht nur von Shanty-Chören auf der Bühne, sondern auch direkt aus dem Schiff im Gehen durchaus für gute Laune. Das bewiesen die „Schlick-Schipper“ in ihrem mobilen Kahn, der Locker Schlagzeug und Quetschkommode mit aufnehmen konnte.

Ansteckende Tanzfreude von „Youngster Ladystyle“ bei ihrer Bühnenpremiere.

Handfeste irische Musik, Töne und Melodien ausschließlich für Kinder zum Mittanzen, beeindruckender Tanz zum Mitmachen von der Dance-School NRW oder von „Youngster Ladystyle“, die als Tanzgruppe der Jugendkunstschule ihre Bühnen-Premiere erlebte: Auch am Sonntag waren Höchstleistungen von den Besuchern gefordert, die alles Miterleben wollten. Wo gerade noch die Entscheidung im Drachenbootrennen fiel, fand schon wieder ein neues Highlight am anderen Ende des Geländes statt.

Musikalisch auf großer Fahrt waren die „Schlick-Schipper“ mitten unter den Besuchern auf dem Trockenen.

Wer hier auch mit dem Programm in der Hand den Überblick verlor, wem in der beeindruckenden Sommerhitze gar die Kondition abhanden ging oder wer es generell nicht zum Hafenfest schaffte: Im nächsten Jahr gibt es eine neue Chance, denn 2018 wird es auf jeden Fall ein weiteres Hafenfest geben. Denn das kommt in Bergkamen und weit darüber hinaus offensichtlich ganz besonders gut an.

 

 

 




Besuchermassen und Highlights: Beim 18. Hafenfest brummt es

Schon mal mit dem Fahrrad über Wasser gefahren, einen Fisch mit dem Mund von der Angel geschnappt, mit dem U-Boot abgetaucht oder mit einem „Pömpel“ einen netten Kerl vom Boot geschubst? Dann schnell zum Hafenfest in die Marina Rünthe, da ist genau das Programm. Bei strahlendem Hochsommerwetter konnten sich die Organisatoren jedenfalls am Samstag kaum vor Besuchern retten, die all das sehen und ausprobieren wollten.

Ab ins Wasser: Beim Fischerstechen geht’s hoch her.

Mit dem Rad über’s Wasser: Beim Hafenfest kein Problem.

Die Tour mit dem schwimmenden Fahrrad endete für die beiden Jungs relativ flott. Zügig waren sie losgestrampelt und umgehend in Algen und Tang gestrandet. Von ihrem unfreiwilligen Ankerplatz aus hatten sie immerhin exklusive Sicht auf das, was sich dort in den Drachenbooten tat. 17 Teams waren angetreten, um mit den Paddeln Ruhm zu ernten. Die

Anfeuern und in die Paddel legen war beim Drachenbootrennen gefragt.

„Schwimming Lions“ waren zum ersten Mal dabei. Sie hatten absolut gar keine Erfahrung, keine Sekunde Training, aber dafür viel Idealismus im Gepäck. „Uns geht es hier vor allem um den Teamgeist und um den Zusammenhalt der Kollegen aus den unterschiedlichsten Abteilungen unseres Unternehmens“, betont der Sprecher der MAN-Firmentruppe, die eigens aus Dortmund angereist war. Sonst sorgen sie im Verkauf, in der Werkstatt oder im „Back Office“ dafür, dass Lkw über die Straßen rollen. Am Samstag holten sie sich einen Sonnenbrand und viel Erfahrung, denn: „Der erste Lauf war eine Katastrophe, beim zweiten hat das Zusammenspiel schon besser geklappt“. Immerhin sind sie Drittletzte in ihrer Wertungsgruppe.

Mit Ellbogen und Ehrgeiz zum Sieg beim Hafenlauf

Startschuss für den Hafenlauf.

Noah ist derweil schon so nervös, dass er es kaum an der Ziellinie aushält. Zusammen mit 43 anderen Kindern wartet er ungeduldig darauf, dass der Bürgermeister endlich den Revolver in die Luft hält und die Platzpatrone den Start für die 600 Meter-Strecke beim Hafenlauf freigibt. Endlich ist es soweit und 88 Füße rennen, was die Muskeln hergeben. Da werden schon auf den ersten Metern die Ellbogen eingesetzt. Mancher verschläft den Start ein wenig überrascht, schließlich ist das Eis in der Hand gerade deutlich interessanter. Da muss die Mama heftig zupacken und gemeinsam geht es dann energisch auf die Strecke. Noah kommt tatsächlich als Erster ins Ziel. Die Zeit zählt bei diesem Lauf der anderen Art allerdings nicht. Ausgezeichnet werden die stärksten Teams: Der SuS Oberaden mit 14 Läufern gefolgt von der TuRa Bergkamen mit neun und vom SuS Rünthe mit fünf Teilnehmern.

Kuriose Angler werfen die Leine aus.

Inzwischen hängen Fische an Angelleinen vom Himmel. Die „Fischer“ haben sie ausgeworfen – zwei Gestalten, die von Kopf bis Fuß knallgelb sind und in luftiger Höhe über dem Geschehen schweben. Sie schauen ein wenig hämisch zu, wie Münder vergeblich nach den Leckerbissen schnappen. Nebenan war die Schreberjugend gerade noch auf großer Fahrt. Jetzt heizt der „Trommelfloh“ den Zuschauern derartig ein, dass sie hinter Maxim Wartenberg in einem kunterbunten Kreis hinterhertanzen, ihre Kinder wie springende Flöhe auf den Schultern. Das U-Boot taucht unter, die Piraten kapern ein Schiff, klettern Strickleitern hoch und entdecken Schätze im Sand. Irgendwo am anderen Ende erklingt Jazz, große Plastikkugeln füllen sich mit Kindern und Luft und kreiseln wild über Wasser. Wo man hier zuerst anfangen soll, ist eine echte Herausforderung.

Feuchte Landungen beim Ringen mit dem „Pömpel“

Feuchte Landung beim Fischerstechen.

Dann doch vielleicht lieber ganz ruhig am Geländer stehen und zuschauen, wie sich die Fischer gegenseitig mit langen Stäben behaken. Wer gerade noch kameradschaftlich am Ufer gestanden hat, den packt jetzt der Ehrgeiz: Runter muss der Gegner von der äußerst schmalen Bootsspitze. Die weichen Bälle an der Spitze der Stäbe leisten gute Dienste dabei, den Sparkassen-Mitarbeiter oder den DLRG-Lebensretter oder sonst jemanden aus den insgesamt acht Teams ins immer noch recht frische Nass zu befördern. Zum Glück sind andere Lebensretter zur Stelle, um alle mitsamt Schwimmwesten wieder auf das Trockene zu retten.

Drachenboote auf dem Weg zur Startlinie.

Die Reservisten-Kameradschaft informiert nicht nur an einem Stand direkt neben den Seenotrettern und der Hafenpolizei darüber, dass sie bei den regelmäßigen Treffen politische Bildung, Sportabzeichen, Klettern, Ausflüge in Museen oder auch Schieß-Training im Angebot haben. Sie steigen auch ins Drachenboot, schon zum dritten Mal beim Hafenfest. Drei Mal hat die Truppe aus Lünen, zu der auch zwei ehemalige Bundeswehr-Soldatinnen gehören, vorher mit dem Paddel im mit Drachenkopf geschmückten Boot geübt. Es hat sich gelohnt: Vorläufig Platz drei in der Silbergruppe.

Eine begeisterte junge Tänzerin im Publikum.

Hafenrundfahrt mit der Santa Monica, Hüpfburg, Fisch-Bude, Kinderschminken, Crêpes, laufende Steel-Drums, Bungee-Jumping, Boots-Ausstellung, Neuwagen, Cocktails im Sand: Manch einer verzweifelt fast an der Fülle des Angebots und kann sich kaum entscheiden. Zum Glück gibt es am Sonntag noch die Gelegenheit, alles noch einmal zu probieren! Dann haben die meisten noch die satten Klänge von „Burning Heart“ und die Bilder vom musikalischen Höhenfeuerwerk im Kopf…




Straßenfest fasziniert vom Einhandstand bis zum rotierenden Teller

Der Spagat sieht aus wie die leichteste Übung der Welt. Kurz darauf macht die Achtjährige einen Handstand auf einem Arm. Auf einer anderen Hand, wohlgemerkt. Selbst gestandene Großväter schauten mit offenem Mund zu, was ihre Enkel dort auf der Straßenbühne am Grünen Weg mit ihrem Körper anstellte. So mancher ahnte nur, was Akrobatik im Kinder- und Jugendhaus Balu bedeutet und war beim 2. Straßenfest der Kleinkunst restlos fasziniert.

Nachmachen ist nicht unbedingt empfohlen: Die Akrobaten aus dem Balu sind Profis!

 

Hoch hinauf geht es auf starken Armen: Der Anfang einer beeindruckenden Akrobatikdarbietung.

Mal eben eine Brücke schlagen, in Windeseile über Treppen aus winzigen Pfosten balancieren, auf den Füßen von Aurel Islinger behände vom Schulterstand in den Handstand und schlangenähnlich zurück auf den Boden gleiten. So sieht Akrobatik aus, die dem Publikum ein entzücktes „Ooooh!“ und „Aaaaaah!“ entlockte. Da juckte es manchem Zweijährigen derart in den Beinen, dass er auf dem blanken Asphalt der Zuschauertribüne gleich mitturnte. Genau das sollte das Straßenfest erreichen. Zeigen, was hinter den Mauern des Kinder- und Jugendhauses und in den gelenkigen Körper der rund 30 Kindern steckt, die hier regelmäßig üben. Und Lust zum Mitmachen entfachen.

Elegant geht es zurück auf den festen Boden.

Das Fest sollte aber auch noch mehr sein. „Wir wollen den Kindern eine Bühne geben – die gleiche Bühne, wie den Profis“, schildert Thomas Haas. Der haucht zusammen mit Aurel Islinger und einer großen Heerschar von Helfern dem Balu ein kunterbuntes Leben der Zirkus- und Kleinkunstwelt ein – seit weit mehr als 20 Jahren. Trampolin und Einradfahren stehen hier neben der Akrobatik ebenso auf dem Programm. Wer will, kann sich in der Jonglage, mit dem Diabolo, Keulen, Tellern und anderen faszinierenden Utensilien für geschickte Hände beschäftigen.

 

Gar nicht so leicht: Mal eben die Bälle in der Luft halten

Jonglage-Künstler in Aktion: Profis schon nach wenigen Minuten Übung.

Auf der Wiese vor dem Balu probierte das nicht nur die angehende nächste Generation von Kleinkünstlern. Auch manche Mutter und einige Väter nutzten die Gelegenheit, um sich auf einem Brett aufrecht zu halten, das auf einer rollenden Tonne schwankte. Oder sie versuchten, drei Bälle gleichzeitig mit nur zwei Händen in der Luft zu halten. Was ihren Kindern längst im Schlaf gelingt, trieb einigen die Schweißperlen auf die Stirn.

Waschechte Straßenkünstler mit Farbe.

Zum Glück hielt die Straße vor dem Balu am Sonntag aber auch andere Angebote für alle jene bereit, deren Körper bei den sportlichen Präsentationen in Panik gerieten. Da standen Kuchen und Bratwürstchen bereit. Da wurden Gesichter in bunte Kunstwerke verwandelt. Ein Stück Straße war eigens für alle reserviert, die mit Farbe kreativ umgehen konnten und bunte Gemälde aus Kreide, Wasser und riesigen Pinseln zauberten. Ein Schnellzeichner saß bereit, um jedem ein ganz individuelles Gesicht auf dem Papier zu geben.

Aus dem Stand zaubern: Die Profis zeigten es auf der gleichen Bühne.

Und dann waren da noch die Profis. Cito Pilini und seine Kollegin zauberten mit ihrer Close-Up-Kunst nicht einfach nur Hasen aus dem Hut, sondern konnten Seile teilen und wieder zusammenfügen, ungeahnte Dinge aus leeren Tüten hervorholen oder Hasen auf die ganz andere Seite von kleinen Tafeln manövrieren. Wie sie das schafften, blieb hinter ihren Clownsgesichtern und riesengroßen Schuhen ein Geheimnis.

Eines jedenfalls zeigte sich auch bei diesem Straßenfest: Im Balu gibt es viele Talente, die es in Zukunft mit dem „Großen Bagatello“ und seiner Kollegin aufnehmen können. Hier sind längst die nächsten Generationen in Aktion, denn unter den Zuschauern fanden sich Eltern, die selbst einmal als Kinder im Balu als kleine Akrobaten angefangen hatten.