3. Familientag will auf dem Stadtmarkt mit Saharawind, Spiel und Spaß hoch hinaus

Einmal wenigstens in Rettungskorb der Drehleiter stehen: Für viele ging beim Familientag ein kleiner Traum in Erfüllung. Auch wenn die Feuerwehr zwischendurch zu einem echten Einsatz ausrücken musste.

Am liebsten möchte er Fallschirmspringer werden. Oder Gebäudekletterer. Oder Baumkletterer. Hauptsache, es wird hoch. Dass er an diesem Vormittag nicht in den Korb der Rettungsleiter durfte, war deshalb enttäuschend. „Ich würde so gerne“, sagt der Junge, und seine Mutter verdreht nur die Augen. Dabei gab es beim Familientag auf dem Stadtmarkt noch genug zu entdecken. Ein Rettungsboot des Technischen Hilfswerk, zum Beispiel.

Das Rettungsboot steuern, wenn auch nicht wirklich „in echt“: Beim Familientag auf dem Stadtmarkt gab es viel zu entdecken.

Sicherheitsgeschirr, Rettungsgerätschaften, Feuerwehrfahrzeuge, die zu einem echten Einsatz ausrückten, der Bezirksbeamte der Polizei mit seinem großen Polizeibulli, die Naturfreunde mit einer Kreativaktion, das Jugendrotkreuz mit Memory zu Kinderrechten und natürlich die Stadtbibliothek mit dem Förderkreis: Es war viel los. Auch wenn sich die Sonne unter braunem Sahara-Staub versteckt hielt, war der Spaßfaktor riesig. Mittendrin gab es Bobbycarrennen und Kunstwerke mit Kreide. Und 30 Liter Waffelteig verwandelten sich in leckere Köstlichkeiten.

Bücher sind und bleiben richtig spannend – wie in der Stadtbibliothek beim Familientag.

Bibliotheksleiter Jörg Feierabend war jedenfalls mit der dritten Auflage des Familientags rundum zufrieden. „Wir hatten sehr guten Zulauf“, freut er sich. Viele Kooperationspartner machten mit. Die Familien und vor allem die Kinder erlebten einen abwechslungsreichen und aufregenden Tag. Und das Beste: „Es gab viele Neuanmeldungen von Familien bei uns in der Bibliothek“, bilanziert Jörg Feierabend. Genau das war ein Ziel der Aktion. „Wir wollen uns für die Familien neben dem Arbeitsplatz und dem Zuhause als dritten Ort etablieren. Ein Ort, an dem man sich treffen, austauschen, eine tolle Zeit gemeinsam als Familie verbringen kann.“

Spektakulär auch die Drehleiter des THW samt Rettungsgerätschaften.

Die Bücher zogen dabei ebenso magisch vor allem den Nachwuchs an wie die Spiele. Vor der Tür wartete eine hübsche Auswahl von Medien darauf, auf einem Flohmarkt erstanden zu werden. Aber auch die Kooperationspartner sollten den Familientag als Möglichkeit nutzen, sich und ihre vielfältige Arbeit vorzustellen und im besten Fall neue Mitglieder zu werben.

Menschliche Geschichten
am Rande

Dekorieren ist echte Leidenschaft – auch wenn der Krieg in der Heimat zur Flucht zwingt.

Ganz nebenbei sorgte der Familientag auch für außergewöhnliche menschliche Erfolgsgeschichten. Ein Flüchtling aus der Ukraine kennt sich besonders gut mit Dekorationen in jeglicher Form für Feste und Feiern aus. Er vermisst seine Arbeit und bot sich und seine Künste bei der Stadtbibliothek an. So wehten viele bunte Luftballons und Fahnen im immer stärker werdenden Wind. Viele Familien gingen am Ende mit bunten Luftballontrauben nach Hause, die für noch größere Aufmerksamkeit sorgten.

Ihren Stand dekorierten die Nachwuchsretter vom Jugendrotkreuz allein. Der Winde fegte das sorgsam drapierte Memory-Spiel für die Aktion „Laut Stark“ allerdings gehörig durcheinander. Dort konnten sich die Kinder mit ihren eigenen Rechten beschäftigen, die auch in Deutschland immer noch vielerorts auf der Strecke bleiben – ganz zu schweigen von Kriegsgebieten vor den Toren Europas.

Familientag1
Familientag1
Familientag2
Familientag2
Familientag3
Familientag3
Familientag4
Familientag4
Familientag5
Familientag5
Familientag6
Familientag6
Familientag7
Familientag7
Familientag8
Familientag8
Familientag9
Familientag9
Familientag10
Familientag10
Familientag11
Familientag11
Familientag12
Familientag12




Frühlingsempfang der CDU mit traditionell deutlichen Worten

Marco Morten Pufke fand gut gelaunt traditionell deutliche und polemische Worte bei seiner Bergkamen-Bilanz zum Auftakt des Frühlingsempfangs.

Tulpen und Stiefmütterchen, sogar ein wenig Sonnenschein zwischen den Hagelschauern: Beim traditionellen Empfang der CDU ging es zumindest in der Dekoration des Ratssaals frühlingshaft zu. Alles andere als blumig waren dagegen die Reden. Klare Worte fand Marco Morten Pufke als CDU-Stadtverbandsvorsitzender. Aber auch der Landesdirektor und Chef des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann, fand starke Worte hinter seinem eigentlich als Empfehlung gemeinten Vortrag mit dem idyllischen Titel „Starke Region. Starke Heimat“.

Gut besucht war der Ratssaal, der seit 2022 Spielort des Frühlingsempfangs ist.

Unmissverständlich ist die Haltung der CDU zu den aktuellen Konflikten: „Wir dürfen mit der Unterstützung für die Ukraine nicht nachlassen“, betonte Marco Morten Pufke bei seiner Begrüßung. Und: „Wir sind uneingeschränkt an der Seite Israels“, ließ er keinen Zweifel an der Haltung zur Reaktion auf den Hamas-Überfall. „Da gibt es kein Wenn und Aber: Nie wieder ist jetzt!“ Bergkamen bescheinigte Pufke mit seiner Veranstaltungsvielfalt „eine Strahlkraft über die Stadt hinaus – da kann mit Fug und Recht stolz drauf sein.“ Es sei aber auch Aufgabe einer Opposition, auf die Probleme aufmerksam zu machen. „In den zwölf Monaten seit dem letzten Frühlingsempfang haben wir es immer noch mit den gleichen Themen zu tun!“

Posaunen bildeten den musikalischen Rahmen der Veranstaltung.

Dazu zählt die L821n mit reichlich Aufgaben, zu denen man aus dem Bauamt und vom zuständigen Dezernenten „nichts hört“. Immerhin habe er sich einen „Projektmanager gegönnt“ und nun genug Zeit für klärende Gespräche mit Straßen NRW. Zur IGA 2027 hat die CDU eine unverändert ablehnende Haltung. Mittel hätten besser in die Stadtsanierung investiert werden können. Stattdessen würden zur IGA „Regressanforderungen herbeifantasiert“ und Zuwendungsbescheide „herbeiargumentiert“. Mit gutgelaunter Polemik fragte Pufke: „Das Motto Der IGA ist ‚Wie wollen wir morgen leben. Wir fragen: Wovon wollen leben?“

Kritik erntete auch Bürgermeister Bernd Schäfer, der es bislang nicht geschafft habe, den kommunalen Gewerbebedarf zu verorten. Die „Ausrede fürs Nichtstun“ sei mit dem nunmehr obsoleten Abriss des Kraftwerks in Heil weggefallen. Bei der Nachbesetzung des Kämmerers fordert die CDU einen Volljuristen. Und für die anstehende Europawahl appelliert sie an alle, „nicht das Kreuz bei den Radikalen zu machen, die EU und Nato negieren“.

Der LWL stellt sich vor – und appelliert

Landesdirektor Dr. Georg Lunemann.

Emotional ruhiger war die Vorstellung der Aufgaben des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe mit seinen rund 20.000 Mitarbeitern, 4,38 Mrd. Euro Haushaltsvolumen, 35 Schulen, 21 Krankenhäusern und 18 Museen für die 8,4 Mio. Einwohner in Westfalen-Lippe. 110.000 Arbeitsplätze werden damit finanziert, davon 50.000 in der freien Wohlfahrtspflege. Die Geschichte des Verbandes ist seit 1815 lang, ehrwürdig und auch wechselhaft mit dunklen Kapiteln.

Besonderes Geschenk mit Bergkamener Kolorit für den Gast.

Die größte Aufgabe ist die Behindertenhilfe inklusive Inklusion. 3,5 Mrd. fließen in diesen Bereich, der „immer teurer wird“, so Lunemann – nicht zuletzt durch Tariferhöhungen. Das Landesjugendamt mit Betriebserlaubnissen für alle Kindertagesstätten und 35 Förderschulen, der Bereich Gesundheit mit 14 Kliniken im Psychiatrieverbund, der Maßregelvollzug mit sechs Krankenhäusern, demnächst auch einem in Lünen, und die Kultur „als verlängerte Werkbank der Bildung“ samt Denkmalschutz. Das sind wichtige Aufgaben „für Menschen, die Hilfe brauchen und die niemand anders übernimmt“, so Lunemann. Aufgaben, die durch Steuermittel finanziert werden. Auch in Bergkamen mit einer Tagesklinik für Erwachsene und einer für Kinder.

Lunemann warb dafür, diese Aufgaben „als Absicherung für uns alle“ zu sehen, denn jeder könne schneller als gedacht selbst Hilfe benötigen. Bildungsrückstand hätten sich unsere Kinder und Jugendlichen „nicht ausgesucht“. In entsprechende Angebote des LW würden auch die Bergkamener mit 15 % Anteil an der Umlage des Kreises Unna gut investieren. „Das Geld kommt zu ihnen zurück!“ Abschließend appellierte er: „Es gibt immer mehr Bedarf und immer weniger Fachkräfte“ – das sei eines der drängendsten Probleme.

Frühlingsempfang2024_1
Frühlingsempfang2024_1
Frühlingsempfang2024_2
Frühlingsempfang2024_2
Frühlingsempfang2024_3
Frühlingsempfang2024_3
Frühlingsempfang2024_4
Frühlingsempfang2024_4
Frühlingsempfang2024_5
Frühlingsempfang2024_5
Frühlingsempfang2024_6
Frühlingsempfang2024_6
Frühlingsempfang2024_7
Frühlingsempfang2024_7
Frühlingsempfang2024_8
Frühlingsempfang2024_8
Frühlingsempfang2024_9
Frühlingsempfang2024_9




Mit Claire Waldoff zurück zu erschreckenden Frauenwahrheiten

Mit Schmackeduzien auf Tuchfühlung: Sigrid Grajek als Claire Waldoff beim Matinee zum Frauentag.

Da blieb einem das Lachen fast im Halse stecken. Was Sigrid Grajek dort auf der Bühne als Claire Waldoff nach über 100 Jahren wieder zum Leben erweckte, war frech, böse – und nicht weniger aktuell. Da verwandelten sich Frauen damals wie heute in Heimchen am Herd und operierte Appetithäppchen mit ein bisschen enterbender Hoppsassasserei und Jojo-Träumen, die auch alle Mensendieckerei nicht wirklich vom Korsett befreien. Da hilft auch das 39. Matinee zum Frauentag nichts.

Ausgebuchter Treffpunkt zur 39. Feier des Internationalen Frauentags.

Vieles schien unwirklich weit weg, was sich da im Treffpunkt abspielte. Einiges hatte fast erschreckende Aktualität. Denn die Frauenrechte erleben heute nach mühsamen Errungenschaften wieder herbe Rückschläge. Martina Bierkämper musste mit dem Murmeltier eine ermüdende Zeitschleife wiederkäuen: Gleichbleibend ungleiche Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit, Rückfall des Landes bei weiblichen Spitzenposten in der Wirtschaft auf den Wert von 2018, Anstieg der häuslichen Gewalt um 8,5 Prozent, Verlust an demokratischen Werten und Rückkehr zu strukturellen Rollenmustern sind nur einige Murmeltiergrüße.

Interessante Ausstellung im Foyer.

Immerhin: In Bergkamen gibt es Strukturen, die gegenwirken. Das Silberjubiläum des Mädchen- und Frauennetzwerks mit beeindruckender Bilanz in Form einer Ausstellung im Foyer. Das kreisweite Netzwerk „Frau und Beruf“ für die Chancengleichheit. Der internationale Gedenktag „Nein zur Gewalt an Mädchen und Frauen“. Und natürlich seit fast 40 Jahren die große Feier zum Frauentag. „Ich wünsche uns ebenfalls einen Durchbruch durch die Zeitschleife“, hoffte Monika Bierkämper unverdrossen. Ebenso wie Bürgermeister Bernd Schäfer, der in seinem Grußwort auf die immergleichen Missstände hinwies: berufliche und gehaltstechnische Benachteiligung, Vorurteile und Stereotype, doppelte Belastung mit vermeintlichen familiären Verpflichtungen, Erwerbsbiografie mit Altersarmut. Er appellierte wie schon so oft an ein „geschärftes Bewusstsein für Veränderungen“.

Mit ein bisschen Hoppsassa und Zensor

Ab durch die Mitte: Claire Waldoff alias Sigrid Grajek ist mitten drin im Publikum und aktuellen Geschehen.

Veränderungen, wie sie Frauen wie Claire Waldoff vor über 100 Jahren einleiteten. Dass sich die „Berliner Schnauze“ bei den großartigen Auszügen aus ihrer kabarettistischen Biografie als Gelsenkirchener Ruhrpottpflanze herausstellte, war nur eine von vielen Überraschungen. Mit einem Hemd und ein paar Strümpfen machte sie sich auf, als Schauspielerin und „ein bisschen Hoppsassa“ ihren eigenen Weg zu finden. Der sorgte im Berlin der 20er-Jahre für Aufsehen und Dauerärger mit dem Zensor: Frauen im Herrenanzug waren „unsittlich“ auf der Bühne. Erst recht mit scharfzüngigen Inhalten.

Da erlangen alte Weisheiten wieder erschreckende Aktualität.

Sie entfachte freche Liebeleien zwischen Schnabeltieren und Schmackeduzien, ließ als gläubige Künstlerin das Publikum in den Krieg und verschönte weibliche Körperlandschaften marschieren. Barocker Faltenwurf und neue Sachlichkeit blieben trotz Bubikopf und Revolution gegenwärtig. „Die Männer räumen ab und wir Frauen uff“, witzelte die famose Sigrid Grajek als Reinkarnation der „Königin des Kabaretts“. Da wurde die „praktische Berlinerin“ für die Frau ausgepackt und „das Blut kam mit dem Sauerstoff endlich bis in den Kopp“: Es durfte gewählt werden und die neue Frau war mit Hannelore vom Halleschen Tor geboren. Es wurde „uff Aal“ studiert, den Gänsekleins trieb sie die Allüren aus, holte Heinrich Zilles Milieuwahrheiten die Bühne und grölte frech „Hermann heeßter“.

Alle Bergkamenerinnen grölten begeistert mit: „Raus mit den Männern“ und „Wer schmeißt denn da mit Lehm?“. Dass diese Lieder noch jeder mitsingen kann, zeigt: Es hat sich in manchen Bereichen leider nicht allzu viel verändert. Es gab stehende Ovationen, Zugaben, Jubel – und eine ganz neue Waldoff-Begeisterung, Auf dass sie wieder anstecken mag, damit sich die Rückschritte nicht festsetzen.

Frauentag2024_15
Frauentag2024_15
Frauentag2024_14
Frauentag2024_14
Frauentag2024_13
Frauentag2024_13
Frauentag2024_7
Frauentag2024_7
Frauentag2024_6
Frauentag2024_6
Frauentag2024_1
Frauentag2024_1
Frauentag2024_2
Frauentag2024_2
Frauentag2024_3
Frauentag2024_3
Frauentag2024_4
Frauentag2024_4
Frauentag2024_5
Frauentag2024_5
Frauentag2024_8
Frauentag2024_8
Frauentag2024_9
Frauentag2024_9
Frauentag2024_10
Frauentag2024_10
Frauentag2024_11
Frauentag2024_11
Frauentag2024_12
Frauentag2024_12




Erinnern an einen Krieg, der weltweit Illusionen zerstört

Die gleichen Teilnehmer mit demselben Kopfschmuck wie vor zwei Jahren: Es ist immer noch Krieg in der Ukraine.

Blau und Gelb war alles am Samstag vor und im Haus Frieden auf dem Nordberg. Die Luftballons, der Zuckerguss auf den Süßigkeiten, die Nationalfahnen um die Schultern, die Blumenkränze auf den Köpfen. Die Ukrainer, die in der Flüchtlingseinrichtung Aufnahme, Hilfe und Solidarität gefunden haben, wollten sich am zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf ihr Land nicht nur für die deutsche Gastfreundschaft bedanken. Sie wollten auch daran erinnern, dass sich ihr Land und ihr Volk eines brutalen Kriegs erwehren müssen.

Souvenirs mit schalem Beigeschmack: Süßigkeiten mit Friedenshoffnung und Briefmarken mit Panzern.

Die Ukrainer organisierten die Veranstaltung selbst. Es wurde tagelang gebacken und gekocht, gebastelt und vorbereitet. Viele leben schon seit 2 Jahren in Bergkamen. Andere sind erst vor wenigen Wochen vor den schrecklichen Zuständen, den Angriffen und Zerstörungen geflohen. Meist sind es Mütter mit Kindern. Sie alle haben Unbeschreibliches erlebt. Dinge, die niemand im friedensverwöhnten Europa mehr für möglich hielt.

Taras spielt die Lieder seine Heimat.

Taras ist mit 17 Jahren geflohen. Er konnte nur ein paar Worte Deutsch, als er vor zwei Jahren in Bergkamen ankam. Ganz allein. Seine Eltern sind noch immer in der Ukraine. In Bergkamen „gab es jemanden, der mir helfen konnte“, erzählt er, wie ihn sein Weg hierherführte. „Das war schlimm – aber nicht so schlimm wie Bomben und Raketen.“ Er besucht jetzt das Gymnasium, spricht hervorragend Deutsch und will Lehramt studieren. Musik und Englisch. Musik ist ihm wichtig. Mit der Gitarre kann er ausdrücken, was er fühlt. Und die wechselvolle Geschichte seines Landes mit den Liedern der Heimat ausdrücken.

Nie wieder Krieg erleben müssen

Leckereien nach ukrainischen Rezepten für den guten Zweck.

Helga Benjak ist Jahrgang 1940 und hatte vor zwei Jahren bei Kriegsausbruch den gleichen blau-gelben Kopfschmuck auf. Damals trafen sich viele Hundert Menschen für eine Mahnwache für den Frieden. Jetzt ist immer noch Krieg und es muss immer noch daran erinnert werden. „Ich habe den 2. Weltkrieg und die Bomben in Berlin erlebt – ich wollte das nie wieder erfahren müssen, und die nachfolgenden Generationen schon gar nicht“, sagt sie. Sie kann die täglichen Kriegsmeldungen kaum ertragen. Deshalb kommt sie wieder auf den Nordberg, unterhält sich mit Händen und Füßen, nimmt Menschen in die Arme und kostet von den Leckereien, die hier gegen eine kleine Spende angeboten werden.

Auch Reden gab es vor dem Haus Frieden, um an die aktuelle Situation in der Ukraine und die Geschehnisse innerhalb von zwei Jahren seit dem Kriegsausbruch zu erinnern.

Ein kleines Mädchen spricht etwas auf Ukrainisch in das Mikrofon. Da hat einer der Organisatoren in der gleichen Sprache schon zu einer Schweigeminute für die Opfer des russischen Angriffskrieges aufgefordert. Die letzten zwei Jahre waren aus seiner Sicht die schwierigsten eines „zehnjährigen Krieges, der über 300 Jahre dauert“. Die Ukrainer seien am 24. Februar 2022 um 5 Uhr morgens aufgewacht und seitdem nicht mehr eingeschlafen. Es ginge täglich nur ums Überleben – den ersten, den zweiten und den dritten Tag der von Russland prophezeiten Vernichtung nach 72 Stunden. Es sei ein regelrechter Völkermord, der sich mit Tötungen, Folterungen und Vergewaltigungen, Kindesentführungen und Zwangsadoptierungen, Zerstörungen und Plünderungen immer noch ereigne. Jeder habe mindestens einen Handykontakt, der nie wieder antworten werde.

Bürgermeister Bernd Schäfer zeigt Solidarität.

Bürgermeister Bernd Schäfer schilderte das Entsetzen einer europäischen Generation, die eine Illusion vom immerwährenden Frieden vor zwei Jahren zerplatzen sah. Viele Überzeugungen seien seitdem zerstört worden – sichere Energieversorgung, Wirkung von Diplomatie, die eigene Landessicherheit, soziale Sicherheit, Zeitenwende. Viele Schlagwörter, die den Krieg auch hier für jeden Einzelnen spürbar machen. Gleichzeitig ereigne sich ein „völliger Bruch mit der Zivilisation“, bei dem es für die Ukraine um alles gehe.

Die Erlöse der Veranstaltung sind für die Anschaffung eines gebrauchten Kranken- oder Evakuierungsfahrzeug für die Ukraine gedacht. Das Haus Frieden ist übrigens an jedem ersten und dritten Freitag im Monat für ukrainische Flüchtlinge geöffnet. Hier gibt es Raum für Austausch, Hilfe bei der Bewältigung von Behördenbriefen und noch viel mehr bei Kaffee und Kuchen.

Ukraine_13
Ukraine_13
Ukraine_12
Ukraine_12
Ukraine_11
Ukraine_11
Ukraine_10
Ukraine_10
Ukraine_9
Ukraine_9
Ukraine_8
Ukraine_8
Ukraine_7
Ukraine_7
Ukraine_6
Ukraine_6
Ukraine_5
Ukraine_5
Ukraine_4
Ukraine_4
Ukraine_3
Ukraine_3
Ukraine_2
Ukraine_2
Ukraine_1
Ukraine_1




Musikalische Liebes-Eskapaden mit Lucy van Kuhl gehen unter die Haut

Ein Trio, dass perfekt zueinender passt: Lucy van Kuhl und die Es-Chord-Band.

Es muss nicht immer die aufgeregte Bühnenshow mit Salven aus inhaltsschweren Denkaufgaben sein. Kabarett darf auch mal ganz „kuhl“ mit 3 Instrumenten daherkommen. Am Freitag präsentierte sich Lucy van Kuhl genau so: Als Trio, das dem schreiend Plakativen elegant aus dem Weg ging und lieber pointiert genauer hinschaute. Alles andere als zahm und leise. Wer genauer hinhörte, konnte sich aus dem bunten Angebot einiges Kritische, Boshafte, Liebliche, Melancholische und Ernsthafte herauspicken.

Lucy von Kuhl am Flügel.

Den erhobenen Zeigefinger präsentierte die Berliner Liedermacherin, Chansoniere und Kabarettistin dabei eher als Ausrufezeichen denn als mahnenden Aufruf. Mit der Es-Chord-Band im Schlepptau setzte sie alles auf „Liebe“. Sie selbst ließ mit vielsagender Mimik am Flügel die Worte sprechen. Lorenzo Riessler und Nenad Uskokovic untermalten das gekonnt mit dem Schlagzeug und Cello. Die hingebungsvollen musikalischen Akzente wuchsen sich dabei zu mitreißenden Solo-Einlagen aus, die Begeisterungspfiffe und Jubelrufe aus dem zunächst noch reservierten Publikum hervorlockten.

In voller Aktion: Nenad am Cello.

Wie sich Mundorgel-Elemente mit Jazz-, Klassik-, Pop- und Rap-Akzenten zu anspruchsvollen Musikstücken vermengten, die verbal beiläufig in Dolch-Massakern, Botox-Vergiftungen, Traumhaus-Verwüstungen und Knopfdruck-Exzessen oder Ausflügen ins Traumtanztaumelland ausarteten, war gekonnt. Unvermittelt ging es von der beschaulichen Liebes-Aufzählerei in allen Sprachen zur Eröffnung des Liebeskontos mit klebrigen Küssen bei Tiffanys und bösen Detox-Erfahrungen mit schreienden Kuchen über. Manches davon war wohlgemerkt eine Auftragsarbeit für Dermatologen-Kongresse. Liebe als 2. Wahl beim Ausverkauf mit empathischer Akkupunktur ging jedenfalls unter die Haut. Auch wenn man in die Haut des Rentners schlüpfte, der den Liebenden im Park einfach nur beim Leben zuschaute.

Gerade noch so optisch zu erwischen: Die Drum Sticks von Lorenzo beim mitreißenden Solo.

Das Lucy van Kuhl den Schlagzeuger einst als seine Babysitterin kennenlernte, wollte niemand so recht glauben. Ihr „Zögling“ kam nach Küssen ohne Kaviar, bitterbösem Kreuzfahrt-Hollahi mit tödlichem Ende und verschlungenen Navigationswegen nach Rom urplötzlich aus sich heraus und bearbeitete sein Schlagzeug derart beeindruckend, dass das Publikum vor Begeisterung regelrecht aufsprang. Da hatte der Song, der das plötzliche Verschwinden der Nachbarin beweinte, schon längt nicht weniger Gänsehaut verursacht.

Unter den Zugaben waren dann gleich mehrere Premieren. Darunter ein waschechter Rap-Song. Und Ein bislang noch nicht live gesungener Bahn-Song, der mit Stakkato-Aufzählungen aller bekannten DB-Unarten und Mitmach-Einheiten richtig gute Laune verbreite. Drei Zugaben musste Lucy van Kuhl mit ihrer „Es-Chorde“ geben. Dann erst konnten sich die restlos hingerissenen Bergkamener von ihr trennen.

LucyVanKuhl9
LucyVanKuhl9
LucyVanKuhl8
LucyVanKuhl8
LucyVanKuhl7
LucyVanKuhl7
LucyVanKuhl6
LucyVanKuhl6
LucyVanKuhl5
LucyVanKuhl5
LucyVanKuhl4
LucyVanKuhl4
LucyVanKuhl3
LucyVanKuhl3
LucyVanKuhl2
LucyVanKuhl2
LucyVanKuhl1
LucyVanKuhl1




Mit Dudelsäcken und Fackelschein den grauen Jahresstart beim Hafenfeuer verscheuchen

Das beliebteste Highlight beim Hafenfeuer: Die Fackelwanderung.

Pralle Wintersonne, abendlicher Frost, knallblaue Stunde mit Fackeln, Lagerfeuer, Schottenröcken und Dudelsäcken: Das ist genau nach dem Geschmack der Bergkamener und weit darüber hinaus. „Wo muss man denn hier lang zu diesem Feuer im Hafen?“, fragte ein Auswärtiger leicht verzweifelt, nachdem er mit Mühe einen Parkplatz ergattert hatte. Es wurde eng am Samstag in der Marina, denn alle wollten ein Stück vom Hafenfeuer abgekommen.

Gut gefüllter Platz sogar am hellichten Tag.

„Da kommt der Platz so langsam an seine Grenzen“, beobachtet Karsten Quabeck vom Stadtmarketing zufrieden und leicht besorgt, wie sich die Fläche zwischen den Cafés und Restaurants immer dichter füllt. Stellenweise ist kein Durchkommen mehr. Vor jeder Bude bilden sich Schlangen: Pommes & Co. werden langsam immer weniger. „Die Firma beta hat freundlicherweise ihre Parkplätze spontan zur Verfügung gestellt, damit sich die Lage etwas entspannt“, so Quabeck. Die Autos stehen inzwischen ebenfalls Schlange hinter jedem Parkplatz, an dem sich Besucher ihren Fahrzeugen nähern. Auf allen Gehwegen haben sich ganze Pilgergruppen formiert.

Spektakuläre Feuerwolken spuckt Thyrion in den Himmel.

Mit seiner 7. Auflage hat sich das Hafenfeuer längst in einen Selbstläufer mit Großevent-Charakter gemausert. Es hat sich herumgesprochen, dass hier in den dunklen und veranstaltungsmäßig mauen Januartagen einiges geboten wird. Stockbrot am wohlig warmem Lagerfeuer sowieso. Spannende Geschichten im Dunkeln von Michael Wrobel zum Mitmachen für die Kinder. Es darf gebastelt und gespielt werden. Mit der Dunkelheit läuft Thyrion auf, das unheimliche Stelzen-Fabelwesen, das auf äußerst kreativen brennenden Blechblasinstrumenten unheimliche Töne produziert, während sich zu seinen Füßen das Feuerrad dreht und Fackeln an langen Ketten herumwirbeln. Irgendwann kommt dann immer der Moment, an dem der Riese mächtige Feuerbälle in den Himmel spuckt.

Bitten einen fantastischen Anblick zu blauer Stunde und mitreißende schottische Marschmusik.

Direkt danach marschieren Schottenröcke durch die Marina und geben mit Dudelsäcken und Trommeln alles, was die schottische Marschmusik zu bieten hat. Zwischendrin übernehmen Musiker und Bands mit irischen Klängen. Besucher schleppen Esel aus Stahl in Originalgröße zu den Parkplätzen, fotografieren allesamt hingerissen den gewaltigen Elefanten mit den beleuchteten Augen und Ohren und sichern sich beim Metallbauer mindestens eine Fackel für den Garten. Schmuck und winterliche Gartenverzierung gibt es auch noch zur Auswahl. Der Glühwein schmeckt jetzt richtig lecker. Am größten ist aber die Vorfreude auf den Moment, an dem die Fackeln ausgepackt werden. Alle sichern sich ein Exemplar, sammeln sich in Gruppen, entzünden sie unter den wachsamen Augen der Feuerwehr an den Lagerfeuern und Feuerkörben. Und dann geht es los zur Fackelwanderung durch die Marina, immer hinter den Dudelsäcken her.

Wer noch nicht genug hat, der macht sich am Sonntag wieder auf den Weg. Da gibt es weniger Lichterschein in der winterlichen Dunkelheit. Dafür mehr Sonnenschein, Musik und Kinderprogramm. Ein helles, geselliges und stellenweise überranntes Wochenende, das den dauernassen und grauen Jahresstart mehr als kompensiert hat.

DSC05939
DSC05939
DSC05965
DSC05965
DSC05975
DSC05975
DSC05993
DSC05993
DSC06021
DSC06021
DSC06025
DSC06025
DSC06034
DSC06034
DSC06035
DSC06035
DSC06064
DSC06064
DSC06108
DSC06108
DSC06134
DSC06134
DSC06136
DSC06136
DSC06149
DSC06149
DSC06171
DSC06171
DSC06209
DSC06209
DSC06255
DSC06255
DSC06285
DSC06285




Hafenfeuer startet mit Höhenfeuerwerk und feurigen Stelzenwesen

Bot besonders schöne Eindrücke: Das Höhenfeuerwerk im Hafen.

Endlich mal Glühwein im Januar, der sich auch lohnt! Und Flammen, die willkommene Wärme spenden. Das Hafenfeuer startete am Freitag mit allem, was eine winterliche Großveranstaltung braucht: Eine erträgliche Portion Winterkälte und viel Feuer und Licht.

Ganz schön feurige Mahlzeiten gab es mitten in der Menschenmenge.

Auch diesmal kam das Feuer vorwiegend aus menschlichen Mündern oder verschwand auf Nimmerwiedersehen komplett darin. Denn ob der monströse Thyrion und seine zierliche Gehilfin tatsächlich menschliche Wesen sind, das konnte einigermaßen bezweifelt werden. Die Worte, die sie neben dem Feuer ausspien, waren jedenfalls vollständig unverständlich. Umso eindeutiger war das, was sie mit Feuerspießen, Feuerrädern und Fackeln auf Stelzen oder in Bodennähe anstellten. Da steckte blanke Freude drin und hemmungsloser Spaß daran, sich mit flammenden Erzählungen mitten in der Menge zu suhlen.

Bietet wohlige Wärme und leckeres Stockbrot: Das Lagerfeuer.

Die Besucher waren hingerissen. Auch vom spontanen Besuch der blinkenden Diskallico-Biker, die mit ihren LED-funkelnden Motorrädern mitten auf dem Festplatz in der Marina hielten und sich fotografieren ließen. Das Stockbrot brutzelte noch im großen Lagerfeuer, da schossen auch schon die ersten Feuerwerkskörper in die Luft. Mancher vierbeiniger Besucher und ihre Besitzer waren darauf offenbar nicht ganz gefasst, denn es starteten mit dem Höhenfeuerwerk auch leicht panische Verfolgungsjagden zwischen Hund und Herrchen. Der Anblick war jedenfalls eine rundum gelungene Einstimmung auf das, was an diesem Wochenende noch beim Hafenfeuer folgt.

Natürlich sind noch einige feurige Programmpunkte dabei. Thyrion & Co. sind auch am Samstag unterwegs. Es steht außerdem eine Fackelwanderung ab 18 Uhr auf dem Programm und Einlagen mit Pipes & Drums. Gleich mehrere Bands geben sich das Mikro in die Hand. Es warten schaurige und schöne Geschichten zum Mitmachen und Kinderprogramm auf die Besucher. Am Sonntag beginnt das Marina Hafenfeuer schon um 12 Uhr.

DSC05336
DSC05336
DSC05342
DSC05342
DSC05350
DSC05350
DSC05353
DSC05353
DSC05367
DSC05367
DSC05376
DSC05376
DSC05393
DSC05393
DSC05439
DSC05439
DSC05455
DSC05455
DSC05480
DSC05480
DSC05501
DSC05501
DSC05520
DSC05520
DSC05590
DSC05590
DSC05636
DSC05636
DSC05697
DSC05697
DSC05747
DSC05747
DSC05751
DSC05751
DSC05756
DSC05756
DSC05761
DSC05761
DSC05804
DSC05804
DSC05806
DSC05806
DSC05829
DSC05829
DSC05851
DSC05851
DSC05858
DSC05858




Lebensretter der Feuerwehr kamen 2023 fast an ihre Grenzen

Dirk Meyer-Jürgens, Christine Busch und Dirk Kemke an der Übungstür für die Rettung von Menschen in Notlagen hinter verschlossener Tür: Eine Einsatzart, die 2023 sprunghaft zugenommen hat.

Grenzwertig war das Jahr 2023 für die Lebensretter der Freiwilligen Feuerwehr. Es gab deutlich mehr Alarmierungen und Einsätze. Viel zu tun für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte vor allem für Menschen in Notlagen, bei Wasser- und Sturmschäden und bei Verkehrsunfällen oder -störungen. Auch überörtlich mussten die Wehrleute den benachbarten Kollegen doppelt so häufig unter die Arme greifen. Die Feuerwehr hat es hautnah mit Klimawandel & Co. zu tun. Und seit längerem bereits mit den Auswirkungen eines gesellschaftlichen Wandels. Darauf müssen sich alle vermehrt einstellen – technisch, personell, mit Fortbildungen.

2024 wird sich jedenfalls vieles auf diese neuen bzw. sprunghaft angestiegenen Herausforderungen ausrichten, so die Bilanz der Feuerwehrleitung um Dirk Kemke, Bernd Externbrink und Dirk Meyer-Jürgens zusammen mit der 1. Beigeordneten Christine Busch. 200 Einsätze gelten als „Schallgrenze“ für die noch machbare Zahl an Einsätzen. „Für unsere Einheiten in Mitte und Weddinghofen ging es mit jeweils 230 bzw. 226 Alarmierungen 2024 bereits über diese Grenze hinaus, auch wenn die Einsätze noch darunterblieben“, so Wehrleiter Dirk Kemke. „Wir waren und sind jedenfalls stark gefordert: Wir mussten diesen Ansprung 2023 bewältigen und stellen und darauf auch 2024 ein“, so Dirk Kemke.

Deutlich mehr Einsätze und Alarmierungen

636 Einsätze waren es insgesamt 2023. Das sind 101 Einsätze mehr als im Vorjahr. Alarmierungen gab es noch viel mehr: 923 insgesamt. Einsamer Spitzenreiter: Menschen in Notlagen. 136 Mal mussten zumeist ältere und hilflose Menschen hinter der verschlossenen eigenen Haustür aus misslichen Lagen befreit werden. 2022 waren es noch 107 Einsätze. „Unsere Gesellschaft verändert sich. Viele ältere haben keine Anbindung mehr an einen Familienverbund oder eine intakte Nachbarschaft. Sie wissen sich nicht selbst zu helfen oder können es nicht – deshalb können wir hier auch nichts verübeln“, so Dirk Kemke. 120 Kleinbrände finden sich auf Rang 2 der „Rangliste“ für 2023 (2022: 106). Dahinter folgen sofort die blinden Alarmierungen (2023: 84, 2022: 82). Den mächtigsten Anstieg erlebten jedoch Einsätze bei Wasser und Sturmschäden: 75 waren es 2023, darunter auch die mehrtägige Hilfe mit vielen Beteiligten an der Lippe in Hamm mit Hochwasser und drohendem Dammbruch. Im Vorjahr waren es nur 42. Einsätze. Zugenommen haben auch Alarmierungen bei „Kleinigkeiten“: Ein herabgefallener Ast auf dem Gehweg, beispielsweise.

„Wir richten uns darauf ein, dass auch diese Einsätze in Zukunft mehr werden. Wir bieten beispielsweise vermehrt eine Kettensägenausbildung an“, berichtet Dirk Kemke. Technisch wir aufgerüstet, auch hinsichtlich der Kleidung. „Die übliche Multifunktionskleidung kommt bei diesen Einsätzen mit Vegetationsbränden wegen Trockenheit oder Hochwasser an ihre Grenzen“, so Kemke. 2024 wirft auch die anstehende Autobahnbaustelle ihre Schatten voraus: „Wir haben uns bereits mit den Kamener Kollegen über Erfahrungswerte ausgetauscht und stellen uns auf Verkehrsunfälle und andere Szenarien ein, hier geht es vor allem um die psychosoziale Unterstützung.“ Aber auch die vermehrte Präsenz von schwierig zu handhabenden E-Autos bei Unfällen ist sicher. Fortbildungen erfordern auch Brände, bei denen Photovoltaik im Spiel – ebenfalls eine neue Herausforderung in Zuge des Energiewandels.

Viele neue Freiwillige gefunden

Personell ist die Feuerwehr dafür gut aufgestellt. Mit 209 freiwilligen Feuerwehrfrauen und -männern geht sie ins neue Jahr. „2023 hatten wir kurzfristig noch Sorge, dass wir unter 200 bleiben.“ Viel Werbung und das Ahrtal als „Aha-Ereignis“ hat jedoch viele neue Helfer für das Ehrenamt bei der Feuerwehr begeistert. „Allein in Heil haben wir jetzt 5 Leute – das ist besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass es hier besonders große Sorgen gab und der Stadtteil sehr klein ist“, betont Kemke. Gebrauchen kann die Feuerwehr jedoch weiterhin Verstärkung. „Vor alle bei der Betreuung der Jugendfeuerwehr“, appelliert Christine Busch.

2024 wird der Bau des neuen Gerätehauses in Oberaden weiter vorangetrieben, nachdem sich das ursprünglich vorgesehene Gelände der früheren Jahnschule als zu klein herausgestellt hat. „Die Planung benötigt Zeit und wir brauchen auch externe Experten“, betont Christine Busch. Vorgespräche gab es schon, jetzt werden die Checklisten und die zeitliche Abfolge in Angriff genommen. Der Fahrzeugpark der Feuerwehr wird um zwei  neue Einsatzleitwagen für Mitte und Oberaden aufgestockt, bestellt sind sie bereits. Aufgerüstet hat übrigens auch das Rathaus: Hier steht neuerdings ein Feuerwehrfahrzeug. Mit einer ganzen Reihe von Feuerwehrleuten unter den Mitarbeitern in der Verwaltung konnte eine „gesicherte erste schnelle Truppe“ als eigene Staffel mit sechs Personen gebildet werden.

Die „schnelle Truppe“ ist auch relevant für den Brandschutzbedarfsplan. Der liegt bei der Bezirksregierung zur Vorprüfung, erstellt mit externer Begleitung. Ende Februar wird eine Rückmeldung erwartet, im März kann dann der Rat entscheiden. „Es ist jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung“, betont Christine Busch. Die Zuversicht ist groß, dass auch 2024 alles wie geplant genehmigt wird.

 

 




Oberadener bringen den Museumsplatz beim 25. Weihnachtsmarkt an seine Grenzen

Volles Programm auf der Bühne beim 25. Weihnachtsmarkt

Kaum war die Dämmerung da, schon ging es nur noch im Gänsemarsch über den Weihnachtsmarkt in Oberaden. Warteschlangen fast überall. Und wer einen Blick auf die Bühne erhaschen wollte, der musste Standhaftigkeit mitbringen. Auch in Oberaden verwandelte sich die Fläche zwischen den 16 Buden in diesem Jahr wieder zu einem regelrechten Stadtteilfest. Kein Wunder, es war schließlich auch der Jubiläumsweihnachtsmarkt.

Auf dem Kinderkarussell gab es Feier des Jubiläums Runden umsonst.

Zur Feier der 25. Auflage gab es deshalb das Kinderkarussell auch umsonst. Und der Nikolaus kam gleich zwei Mal mit leckeren Überraschungen – am Samstag und am Sonntag. „Inzwischen ist die Planung für uns Routine: Die Erfahrungswerte sind da, die Kontakte auch – im September werden die Anträge gestellt, dann kann es losgehen“, schildert Michael Jürgens vom organisierenden SPD-Ortsverein. Und die Absprachen klappen auch dort, wo es Unwägbarkeiten gibt: „Mit dem Museum haben wir vereinbart, dass die Baustelle mit der Umzäunung für den Weihnachtsmarkt wieder etwas zurückweicht. Das hat prima funktioniert und wir konnten alles so umsetzen wie gewohnt“, freut er sich.

Das Glücksrad lockte im Sportler-Zelt.

Schwieriger wird es allerdings überall, Freiwillige und Helfer zu finden. „Wir könnten hier locker noch mehr Buden aufstellen – aber die Leute fehlen einfach“, sagt Michael Jürgens. Auch deshalb mussten zwei Teilnehmer kurzfristig absagen. Nachrücker zu finde ist dann so gut wie unmöglich. „Wir brauchen ja schon für unseren Getränkestand an zwei Tagen fast 60 Helfer – das muss man erstmal stemmen“, schildert er.

Historisches Holzspielzeug und Schmuck mit persönlichen Geschichten gab es beim Museum.

Die meisten schafften das auch in diesem Jahr mit viel Engagement. Die Feuerwehr zauberte selbstgemachten Grünkohl. In anderen Buden brutzelten Champignons und Reibekuchen. Glücksrad im Zelt des Sportvereins, Eierpunsch beim Kindergarten: In Oberaden bringen sich alle Vereine und Einrichtungen mit dem ein, was sie leisten können. Auch das Museum hatte einen eigenen Stand mit kuriosem Schmuck, der aus Reiseandenken weiterverarbeitet wurde. „Dieser Kettenanhänger ist zum Beispiel aus Tibet“, sagt die Noch-Besitzerin. „In den 60-ern war das ein begehrtes Reiseziel – auf den Spuren der Beatles“, erzählt sie lachend. Direkt daneben gibt es Holzspielzeuge vom Fachmann, hergestellt nach historischen Motiven und mit entsprechenden Handwerksmethoden.

Auf der Bühne gab es rund um die Uhr ein buntes Programm mit Baumschmücken durch den Kindergarten, den Rainbow Birds und Hei-Lights, dem Posaunenchor, Simply Accoustic Groove, der Schreberjugend, einem Projekt der Musikschule und dem „Out of Blue“-Duo. Wer nicht dabei war, hat tatsächlich etwas verpasst, denn darüber reden alle garantiert noch bis Weihnachten.

WeihOA23_1
WeihOA23_1
WeihOA23_2
WeihOA23_2
WeihOA23_3
WeihOA23_3
WeihOA23_4
WeihOA23_4
WeihOA23_5
WeihOA23_5
WeihOA23_6
WeihOA23_6
WeihOA23_7
WeihOA23_7
WeihOA23_8
WeihOA23_8
WeihOA23_9
WeihOA23_9
WeihOA23_10
WeihOA23_10




Weihnachtszauber mit besonderer Stimmung auf Gut Keinemann

Lagerfeuer, Oldtimer und Gutsgebäude mit weihnachtlicher Beleuchtung: Tolle Stimmung auf Gut Keinemann.

Das Feuer prasselt verführerisch. Und auch der Glühwein verströmt weithin lockende Düfte. Da macht es nichts, wenn man kurz vorher noch im Matsch auf dem Parkplatz fast stecken geblieben ist. Und dass eine Regenjacke am Wochenende besser war, wenn man den Weihnachtsmarkt in Rünthe besuchen wollte. Die Buden und Stände in den Scheunen auf Gut Keinemann sind für viele längst das schönste Weihnachtsmarktensemble. Nicht nur in der Region.

Das Lagerfeuer ist der magisch anziehende Mittelpunkt.

„Die Leute kommen aus Dortmund, Münster, Warendorf, Coesfeld, Recklinghausen“, freut sich Organisator Thomas Albrecht vom Verein der Oldtimer Remise. „Es hat sich längst überregional herumgesprochen, dass wir hier viel zu bieten haben.“ Sogar aus Rosenheim kommt ein Stammgast. Er fährt 2 Mustangs und ist über diese Leidenschaft dem Verein verbunden. Mit einem seiner fahrenden Raritäten kommt „Mustang Michael“ immer am Weihnachtsmarktsamstag hoch an die Lippe, um hier mitzufeiern und die besondere Atmosphäre zu genießen.

Zeitungskunst einmal anders als geflochtene Weihnachtspräsente.

Mit 35 Ständen und beleuchteten Gutsgebäuden ist es hier auch in jedem Jahr besonders gemütlich. Und alles, was angeboten wird, ist Handgemachtes aus der Region. Wie die aus Zeitungspapier geflochtenen Taschen, Körbe, Kartons, Boxen, Vasen und Schalen von Anita Neukirchen. Sie hat diese ungewöhnliche Art der Kreativität aus der Not heraus entdeckt. „Ich war krank und musste mich einfach beschäftigen“, erzählt sie. Ihre Tochter brauchte Hilfe bei dem Versuch, aus den fest gerollten Zeitungsseiten praktische Objekte zu flechten. „Das Tolle ist: Das Flechten funktioniert genauso so, wie es seit Jahrtausenden mit Weidenzweigen gemacht wird“, erläutert die Hammerin. Wer in den immer wieder heftigen Regengüssen Angst hatte, dass es die Zeitungstaschen nicht durch die Nässe schaffen, hatte sich geirrt. „Das macht ihnen gar nichts aus – und die Tragfähigkeit ist bis zu 14 kg schon sehr stattlich.“

Kohleloren und Schwippbögen im Weihnachtsflair

Besondere Bergbaudevotionalien.

Peter Hübner ist mit seinem Bergbaudevotionalien nach einer kleinen Pause auch wieder dabei. Er war Aufsichtshauer im Abbaustreb auf dem Bergwerk Ost und hat vieles in einer stattlichen privaten Sammlung gesichert, das sonst vielleicht verschwunden wäre. Dicke Kohlebrocken beispielswiese, in die ein Kumpel kleine Bergbauszenen verewigt hat. Filterdosen, die jetzt als Spardosen fungieren. Ein Arbeitsanzug hängt an seiner Hütte, Signalglocken sind in Weihnachtsglocken umfunktioniert und die alten Grubenlampen eignen sich auch für hübsche Weihnachtsstimmung mit den Bergbausymbolen im Hintergrund.

Ganz besondere Schwippbögen mit Bergbauflair gab es auch wieder.

Sämtliche Fördertürme der Region sind in einem benachbarten Stand in Schwippbögen mit Heimat-Feeling übertragen. Kleine Mini-Kohleloren eignen sich als ganz individuelle Weihnachtsgeschenke am Stand gegenüber. Der Bergbau hinterlässt hier überall seine Spuren. Es gibt aber auch die Klassiker mit aus allem erdenklichen Papier gefalteten Engeln, kunstvollen Schaukelpferden in mittelalterlichen Varianten geschnitzt, Postkarten, Weihnachtskugeln, Schmuck, Seife und, und, und… Mittendrin hängen geräucherte Forellen, werden Messer geschärft, gibt es Kuchen, Glühwein, Suppen. Zum ersten Mal ist auch das Hafencafé mit Folienkartoffeln und Erbsensuppe dabei.

Auch die Akteure waren ganz und gar auf Weihnachten eingestellt.

Überhaupt: „Wir haben diesmal vier neue Stände und können uns generell vor Anfragen nicht retten“, meint Thomas Albrecht. Manche Angebote sind aber auch schwer zu bekommen: „Wenn jemand Lust hat, Reibekuchen anzubieten: Wir nehmen ihn/sie mit offenen Armen und suchen händeringend“, meint er. Der Andrang ist auch in diesem Jahr immens: „So groß wie nie“, freut sich Albrecht. Das hat der Weihnachtsmarkt auch verdient, denn auch hier engagieren sich vor allem Ehrenamtler, damit die Besucher drei Tage lang etwas geboten bekommen. „Wir haben 45 Mitglieder und davon geben viele Wochen vorher und nachher alles“, sagt Thomas Albrecht. „Vor allem unsere Jugendabteilung hat sich sehr engagiert, zentnerweise Holzhackschnitzel verteilt und mitgeholfen, einen Lichtmast für den Parkplatz einzurichten“, sagt er.

Zwei zusätzliche Buden, auch aus einer alten Coca-Cola-Bude, die als Materiallager etwas im Abseits stand. Zusätzlich gab es eine 500 Euro Spende für den Kinderchor des Kinderheims Erziehungshilfe Werne, die jährlich Eröffnungslieder singen. Die Glühweinparty am Samstag war ein weiterer Höhepunkt.

WeihRuenthe1
WeihRuenthe1
WeihRuenthe2
WeihRuenthe2
WeihRuenthe3
WeihRuenthe3
WeihRuenthe4
WeihRuenthe4
WeihRuenthe5
WeihRuenthe5
WeihRuenthe6
WeihRuenthe6
WeihRuenthe7
WeihRuenthe7
WeihRuenthe8
WeihRuenthe8
WeihRuenthe9
WeihRuenthe9
WeihRuenthe10
WeihRuenthe10
WeihRuenthe11
WeihRuenthe11
WeihRuenthe12
WeihRuenthe12
WeihRuenthe13
WeihRuenthe13
WeihRuenthe14
WeihRuenthe14
WeihRuenthe15
WeihRuenthe15
WeihRuenthe16
WeihRuenthe16
WeihRuenthe17
WeihRuenthe17




Weddinghofener eröffnen die Adventszeit liebevoll unterm Mistelzweig

Mistelzweig und Wertschätzung: Die Weddinghofener können sich noch bis Weihnachten öffentlich küssen und für die Liebe werben.

Mehr Gemeinsamkeit, mehr Zusammenhalt, mehr Toleranz und Miteinander: Das wünschen sich die Weddinghofener. Deshalb hing über dem Weihnachtsmarkt am Samstag auch ein symbolischer Mistelzweig, der genau dazu einlud. Einfach mal richtig küssen und sich gernhaben. Die Einladung nahmen alle wörtlich und posteten, was die Handies hergaben.

Restlos begeisterte Weddinghofener Neubürger.

Was sich Christian Weischede vom Verein „Wir in Weddinghofen“ als Motto ausgedacht hatte, fiel auf mehr als fruchtbaren Boden. Das zeigten die riesengroßen faszinierten Augen eines jungen Paares, das Arabisch spricht und erst seit kurzem in Weddinghofen lebt. Die Tochter bekam vom Stockbrot gar nicht genug, die Mutter betrachtete hingerissen die Tattoo-Auswahl und der Vater beobachtete glücklich die vielen Kinder, die sich beim Basteln ausprobierten. Weihnachtsmarkt: So etwas haben sie noch nie gesehen. Das macht Spaß, auch wenn alles reichlich fremd ist. Und wenn die neue Heimat noch einige Probleme macht: „Ich warte noch auf einen Platz im Deutschkurs und hoffe sehr, dass ich bald als Automechaniker arbeiten kann. Das habe ich gelernt“, sagt der junge Vater.

Der Nikolaus liest die Leviten.

So etwas wie den Mistelzweig, das Küssen und den Nikolaus mit dem Buch der „guten Taten“: Das will erstmal verstanden und verinnerlicht sein. Beim Weihnachtsmarkt auf dem Platz des ehemaligen Schulhofs vor dem kommunalen Integrationszentrum an der Schulstraße gab es jedenfalls auch für Neubürger das volle Weihnachtsprogramm. Auch die neuen Weddinghofener Einrichtungen machten mit: Die Kita am Grimberg verlieh ihren Lautsprecher. Eine frischgebackene Tattoo-Künstlerin bot ihre Künste zum verführerischen Weihnachtspreis an.

Mehr Vernetzung auch digital für Weddinghofen

Auch die ältere Generation nutzt die Mistelzweig-Tradition.

Die Vernetzung wollen „Wir in Weddinghofen“ auch auf anderer Ebene verbessern: Seit Samstag gibt es einen eigenen WhatsApp-Kanal. Dort können die Weddinghofener übrigens noch bis Weihnachten zeigen, wie sehr sie sich mögen: Bis Weihnachten steht das „Love Portal“ mit dem Mistelzweig für Selfie-Liebesbeweise neben dem Weihnachtsbaum am Ehrenmal und lädt zum Mitmachen und Posten ein.

Das Lagerfeuer war der magische Anziehungs- und Mittelpunkt des Wehnachtsmarktes.

Die Kindergärten sangen, die Laien-Tänzer luden zum Mitmachen ein. 14 Stände waren um das große Lagerfeuer mit dem Stockbrotangebot aufgebaut – bestückt mit der Kreativität des Stadtteils. Da gab es selbstgenähte Klorollenhalter oder Taschentuch-Sofas beim Blauen Kreuz, Selbstgebastelten Weihnachtsschmuck, Eingemachtes, Leuchtendes und Glitzerndes. Und viele Leckereien in flüssiger und dampfend heißer festerer Form. Richtig beliebt war allerdings die Liege der Tätowiererin, wo sich viele leicht zittrig überwanden und lang gehegte Träume in der Haut verewigen ließen.

Tattoo-Kunst zum Ausprobieren war ebenfalls begehrt.

Viele machten sich aber auch Gedanken. „Wie soll das werden, wenn der Platz hier bebaut wird?“, fragte eine ältere Weddinghofenerin sorgenvoll Organisator Christian Weischede. „Wir kümmern uns drum, keine Sorge“, versprach er bezogen auf die Pläne, dass hier ein neuer Supermarkt entstehen soll. Mit Problemen kennt er sich aus. Auch beim Weihnachtsmarkt lief nicht alles glatt, weil einige Teilnehmer kurzfristig absagen und Ersatz gefunden werden musste. Die Krankheitswelle hinterlässt auch hier ihre Spuren. Dem Andrang tat das keinen Abbruch: Es war voll wie nie unterm Mistelzweig.