Mit Entdeckergeist gymnasiale Luft schnuppern

Da blieb selbst manchen Eltern die Sprache weg. Warum der Schokokuss unter der Glocke zu bombastischer Größe anschwillt, blieb vielen ein Rätsel. Wie ein 3D-Drucker funktioniert, ein Lego-Roboter programmiert wird, das Morse-Alphabet aufgebaut ist und die Farbe aus dem Faden herausgeholt wird: Das alles war auch für diejenigen beim Tag der offenen Tür im Gymnasium oft ein unbekanntes Feld, die längst das Abitur in der Tasche hatten.

Was passiert da nur mit dem Schokokuss? Nicht nur die Physik fasziniert die künftigen Gymnasiasten beim Tag der offenen Tür.

Mit Farben experimentierten neugierige Schülerinn und Schüler in der Chemie.

Eltern und potenzielle künftige Schüler wollten am Samstag aber nicht nur herausfinden, was alles auf dem gymnasialen Lehrplan stand. Den meisten der vielen Besucher war am wichtigsten, „wie das Klima an unserer Schule ist, das Miteinander und alles, was neben dem Unterricht unsere Schule ausmacht“, schildert Schulleiterin Bärbel Heidenreich. Die Umstellung auf G9 verbunden mit dem dann erhofften abgemilderten Leistungsdruck, digitale Ausstattung und Medienangebot: auch das beschäftigt vor allem die Eltern.

Auch der Blick durch das Mikroskop lohnte sich.

Die Schülerinnen und Schüler genossen dagegen die Möglichkeit, ihrer Neugierde freien Lauf zu lassen. Denn überall konnte jeder ausprobieren, was ihn gerade faszinierte. Egal ob es sich dabei um das russische Alphabet, Natronlauge und Salzsäure oder das Innenleben der pflanzlichen Zellen handelte: Vor allem Entdeckergeist war an diesem Vormittag gefragt. Da holte mancher zum ersten Mal in seinem Leben mit zusammengepressten Lippen beeindruckende Töne aus einer Trompete heraus oder entpuppte sich als besonders talentiert beim Surfen im Internet.

Spannend, was Roboter alles können.

Wer beim Elternabend noch nicht alle Fragen geklärt hatte, konnte sich in den Klassenräumen ein zusätzliches Bild verschaffen. Der eine wollte herausfinden, ob sein Kind hier gemeinsam mit Freunden die weiterführende Schule besuchen kann. Der andere Elternteil konzentrierte sich auf die Unterrichtsangebote. Das Gymnasium selbst wird vor allem mit der WLAN-Aufrüstung beschäftigt sein, bis die neuen Schüler im nächsten Schuljahr dazustoßen. Denn in vielen Fächern spielt eine schnelle und vor allem leistungsstarke Anbindung inzwischen eine große Rolle – angefangen von der Erdkunde bis hin zum Kunstunterricht. „Wir hoffen auch, dass mit G9 die Angebote der Arbeitsgemeinschaften jenseits des Stundenplans wieder stärker auch bei den Schülerinnen und Schüler in den Fokus rücken, denn die sind wichtig für die persönliche Entwicklung“, so Bärbel Heidenreich. „Außerdem hoffen wir, dass die Gelder aus dem Digitalpakt endlich zur Verfügung stehen.“

 

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Weihnachtsendspurt unter dem Oberadener Weihnachtsbaum

Wenn im Museum die Walze im Akkord gekurbelt wird und 70 Kilo Teig im Ofen ganze Schwaden von Spekulatiusduft vorbei an den Kohle-Hauern und der Bauernstube bis zum römischen Weinfass treiben, dann wird es höchste Zeit. Dann ist der Weihnachtsendspurt eröffnet und die Verkaufsstände auf dem Oberadener Weihnachtsmarkt sind die letzte Chance.

Im Bergbaustollen war beim Weihnachtsmarkt wieder die Spekulatiusmaschine die Hauptattraktion – nur ein klein wenig jünger als die Bergkamener Bergbaugeschichte.

Weihnachtlich gaben sich auch die Schmuckstücke an den Ständen.

Im Museum selbst ist die Auswahl mit Umbauten und neuem Ausstellungskonzept zwar deutlich geschrumpft. Fündig wurden Geschenkesuchende am Wochenende aber immer noch. Mancher konnte sich nicht entscheiden zwischen selbstgenähten Taschen, hunderten von Stricktüchern, Holzfiguren in allen Varianten, Schmuck, gebastelten Weihnachtskarten und winzigen Weihnachtskugeln, die ganze Schneelandschaften in sich trugen.

Töpferkunst en masse aus dem eigenen Töpferofen.

 

 

 

Auch am Stand von Ursula Langer fiel die Auswahl schwer. Einen Weihnachtsengel mit glänzenden Flügeln oder doch lieber die Eule mit den großen Augen? Alles, was die Lünenerin auf ihrem Tisch aufgebaut hatte, hatte sie im Laufe des Jahres aus dem eigenen Töpferofen hervorgeholt. Seit 20 Jahren verwandelt sie Ton in weihnachtliche Gestalten und alle Varianten von Tieren. Angefangen hat es mit Eulen. „Die habe ich mal gesammelt und dann einfach selbst gemacht“, schildert sie. Die Töpferleidenschaft begann, als die Kinder noch klein waren. Irgendwann war die Produktion derart angestiegen, dass ein eigener Töpferofen nicht mehr zu umgehen war. Vor vielen Jahren hatte sie schon einmal einen Stand auf dem Oberadener Weihnachtsmarkt. Jetzt ist zu zurückgekehrt.

Mit 100 Jahren noch besser als jeder Konkurrent

Auch die Kinder hatten viel zu tun mit selbst gebasteltem Weihnachtsschmuck.

Eine feste Institution ist längst die uralte Spekulatiusmaschine der Bäckerei Sadlowski. In den 60er Jahren schafften die Eltern des jetzigen Eigentümers das antike Stück an, das in den 1920er Jahren hergestellt wurde. Seitdem presst sie Engel und andere Figuren durch die Walze in den Teig. Den Ofen hat der Methleraner Bäcker eigens auf 220 Volt umgebaut, damit er in Oberaden im Bergbaustollen seinen Dienst tun kann. „Die alte Maschine ist immer noch die beste“, sind sich die beiden Bäckergenerationen einig. „Da steckt nicht viel Technik drin – sie läuft und läuft und lässt sich leicht reparieren.“ Die nagelneue Maschine aus der Bäckerei schlägt sie qualitativ um Längen: „Die Plätzchen sind einfach knackiger“, weiß die Bäckersfrau.

Stockbrot gab es bei der DLRG.

Draußen brutzelt das Stockbrot im Feuer der DLRG, die Besucher schauen sich die Bilderausstellung von SuS an, hören den Liedern auf der Bühne zu, probieren ein Fischbrötchen und Gyrossuppe und nehmen ein Glas eingemachte Marmelade von der Kindertagesstätte mit. Im Museum wird das Gedränge vor den Ständen dichter. Da bilden sich ganze Trauben vor ganzen Wäldern aus Miniatur-Weihnachtsbäumen, die in Reih und Glied neben einer Heerschar von Nikoläusen und Mikro-Engeln Spalier stehen.

Mini-Teddybären handgemacht – auch das hat Oberadener Weihnachtsmarkttradition.

 

Die Bären von Susanne Zarske sind inzwischen auf eine keine Gruppe geschrumpft. „Das sind die letzten“, schildert die Dortmunderin, die sich seit Jahrzehnten auf flauschige Teddys in allen Größen spezialisiert hat. Jetzt sind nur noch die kleinen übrige. „Ich warte darauf, dass ich wieder Lust bekomme“, schildert sie. Eigentlich schien die Zeit für Teddys schon vorbei zu sein. Die Kauflust der Leute schien merklich geschrumpft. Jetzt in Oberaden halten aber viele ihre handgemachten kleinen Kunstwerke in der Hand, bestaunen jedes Detail und freuen sich über die „freundlichen Gesichter“. Vielleicht kommt ja in Oberaden die Lust auf mehr zurück und die gefilztenund gestrickten Weihnachts-Konkurrenten treten wieder in den Hintergrund.




Neuer Weihnachtsmarkt in Rünthe inspiriert mit viel Flair und Ideen

Der Funke springt nicht nur an den Feuern über. Auch an den Ständen auf dem Hof Keinemann sprudelt es nur so vor ansteckenden Ideen. Da werden Bucheckern ebenso zur unendlichen Inspirationsquelle wie kleine Schokopralinen und mittelalterliche Buchseiten. Das Beste ist: Alles sind Bergkamener Ideen. Denn in der Neuauflage des Rünther Weihnachtsmarktes gibt es fast keinen Stand, der nicht Handgemachtes aus den eigenen Stadtteilgrenzen zu bieten hat.

Von Kopf bis Fuß ist dieser Stand samt Eigentümer ins Mittelalter abgetaucht.

Da sieht man vor lauter Weihnachtsartikeln die Budenbewohner fast nicht mehr.

Genauso sollte es auch sein. Nachdem der Weihnachtsmarkt am neuen Ort mit neuen Organisatoren auch ein neues Kapitel aufgeschlagen hat, präsentiert er sich größer, weitläufiger, mit viel Nostalgie und vor allem viel Herzblut. „Bis jetzt haben wir nur begeisterte Reaktionen bekommen“, schildert die 2. Vorsitzende des Oldtimervereins Gut Keinemann, Marika Frey. Der Verein seit Anfang des Jahres ein e. V. und hat die Regie des Weihnachtsmarktes vom SuS Rünthe übernommen. Drei Tage dauert der Weihnachtszauber jetzt, Hof- und Oldtimerflair inklusive. 35 Verkaufsstände präsentieren sich und können in den Remisen außerdem ein trockenes Dach vor den tiefschwarzen Regenwolken bieten.

Oldtimerflair und Weihnachtszauber Seite an Seite auf Gut Keinemann.

Viele Aussteller vom alten Weihnachtsmarkt sind aus dem Stadtteilzentrum mit auf den Hof Keinemann umgezogen. Es sind aber auch viele neue dazugekommen. Jörg Wademeyer beispielsweise wohnt zwar in Rünthe, ist aber mit seinem selbstgebauten Stand samt ausnahmslos selbst gemachtem Inhalt zum ersten Mal dabei. Normalerweise ist er in ganz Deutschland vor allem auf Mittelaltermärkten unterwegs, um seine Malereien, die bemalten Hörner und die Miniaturen aus Leder und Knochen zu präsentieren. Alles, was er herstellt, ist vom Mittelalter inspiriert. „Angefangen hat es schon als Kind mit der Begeisterung für das Malen“, erzählt er. Spielkarten waren die ersten Vorlagen, die ihn inspirierten. Später waren es dann die mittelalterlichen Bücherillustrationen, in denen er den Geschichten nachspürte und sie in eigene Werke verwandelte. „Für mich ist es das Schönste, wenn die Leute an meinem Stand stehen und einfach staunen“, erzählt er, der schon seit 32 Jahren sein Hobby exzessiv pflegt – den Originalen nachempfundene Kleidung inklusive.

Winzige Füchse aus Bucheckern – allesamt handgemacht.

Staunen konnten die Besucher auch ein paar Remisen weiter am Stand von Sigrid Kryszun. Sie sammelte eines Tages Bucheckern und erkannte in deren Fruchthüllen mehr als nur die natürliche „Verpackung“. Sie waren die perfekten Hüte für winzige Zwerge. Es war nur ein kleiner Schritt, in den spitzen Enden die Gesichter von Füchsen zu entdecken, die sich mit viel Farbe, kleinen Baumstämmen und reichlich Zubehör zu regelrechten Fuchsfamilien in einer Vielzahl von Schneelandschaften mauserten. Hunderte davon hat sie an ihrem Stand aufgebaut und viele bleiben schon deshalb stehen, weil die riesige Zahl fast erschlagend wirkt.

Der Messerschleifer gibt den Klingen neuen Schliff.

Nebenan hat sich ebenfalls eine kleine Schlange gebildet. Messerschleifer gibt es nicht mehr viele, Stephan Blank ist aber einer. Ein „Gratwandler“, wie er sich selbst nennt. Den perfekten Schliff hat er bei verschiedenen Schulungen für sein Hobby gelernt. Das kann er mit dem Rollstuhl an der Schleifmaschine ideal ausleben. Auch mit edlen Messern, die ein ausgefeiltes Schliffmuster zeigen. Viele fragen hier nach Tipps und Rettungsmöglichkeiten für ihre in die Jahre gekommenen Schätze.

Auch die 2. Vorsitzende des Oldtimervereins hat einen eigenen Stand bestückt.

Die Hütten hat die Stadt Bergkamen zur Verfügung gestellt. Die Bäume kommen von der Baumschule Biermann. Der AWO-Kindergarte hat sie geschmückt und besungen. Mit gebastelten Laternen sind die Kinder aufmarschiert und wurden vom Nikolaus beschenkt. Basteln und Stockbrot am Lagerfeuer, das Café vom SuS, die Weihnachtsmarktparty mit DJ am Abend: Der neue Rünther Weihnachtsmarkt hat es in sich – vor allem viel Flair und ganz neue Ideen.

 

 

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In Heil ist der Weihnachtszauber handgemacht

Die Wichtel sind aus Filz und Pelz eigenhändig zusammengenäht. Die Decken, Federmäppchen und Taschen ebenso. Jedes Element der Weihnachtsgestecke kommt aus dem eigenen Garten. Sogar der Hanf im Tee ist ein ganz und gar handgemachtes Produkt aus Heil. Wenn die Einwohner alle zwei Jahre die Buden für ihren Weihnachtsmarkt aufstellen, werden sie ausschließlich mit Selbstgemachtem gefüllt – aus dem eigenen Dorf.

Nicht nur der Rotweinkuchen im Glas ist der Renner in Heil und ganz und gar handgemacht.

Gemeinsam mit anderen Mitstreitern aus Heil hat auch Brigitta Kortenbruck fleißig gebastelt, um ihre Weihnachtsmarktbude zu füllen.

Wie die Nikoläuse am Stand von Brigitta Kortenbruck. Ihre zum Teil mannshohen Nikoläuse sind aus Streben geflochten, die sie aus Zeitungspapier hergestellt hat. „Ab und zu bastel ich auch für mich“, zeigt sie auf die vielen kleinen Weihnachtswichtel aus Filz mit Fellbärten. „Meistens basteln wir aber als Landfrauen alle zusammen.“ Gemalt, genäht, gehäkelt, gestrickt, eingemacht, gebacken und gekocht haben sie meistens alle zusammen in Heil. Nicht nur das. Es ging auch von Tür zu Tür, um die traditionelle Weihnachtsmarkttombola reich mit Spenden zu füllen.

Premiere: Heißer Hanftee mit Honig – in Heil gewachsen und hergestellt.

An einem Stand gibt es eine echte Premiere. Seit einem Jahr wird auf dem Naturlandbetrieb von Birgit Willeke in Heil Hanf angebaut. Die Pflanzen werden komplett geerntet und dann von Hand zerlegt. Blätter und Blüten werden aussortiert und zerkleinert. Dann folgt die Decarboxyhylierung: Durch Erhitzung samt chemischer Reaktion wird Kohlenstoffdioxyd abgespalten. Fertig ist der Hanftee mit seinen ganz besonderen Eigenschaften. „Er ist gesund“, weiß Birgit Willeke. „Er stärkt das Immunsystem.“ Dem Tee werden aber noch mehr heilsame Wirkungen nachgesagt. Er ist das erste Produkt, das aus dem ersten Hanfanbau in Hei hervorgegangen ist. „Später wollen wir noch weitere Vitalgräser anbieten“, schildert Birgit Willeke. Auf dem Weihnachtsmarkt gibt es den Hanftee mit Honig. Direkt daneben steht der begehrte Heiler Schmalz.

Begeisterung auch am Stand der Bodeschwinghschule mit den Produkten der Schüler.

Das Schmalzbrot gehört ebenso zum Weihnachtsmarktbesuch wie ein Glas eingemachter Rotweinkuchen, eine Handvoll Tombolalose, ein frisch geschlagener Weihnachtsbaum und ein Besuch im alten Spritzenhaus. Dort hat es sich in diesem Jahr eine Kuch mit ihrem Kalb neben der historischen Spritze unter dem Fachwerk mit dem Storchennest auf dem Dach gemütlich gemacht. Mit einem Glühwein in der einen Hand und einer Waffel in der anderen Hand waren die Auftritte der Initiative Downsyndrom mit Tanz und Gesang und die Darbietungen des Vereins der schönen Künste und der Schreberjugend eine runde Sache – zumal der Dauerregen hier ein Einsehen zeigte.

Der Nikolaus war auch zu Besuch in Heil und hatte Geschenke dabei.

„Die Erlöse des Weihnachtsmarktes sind diesmal für das Hermann-Görlitz-Seniorenzentrum und seinen Barfußpfad bestimmt“, erläutert Rosemarie Degenhardt. Die Ortsvorsteherin hat zum 4. Mal den Weihnachtsmarkt mit den Heilern gestemmt, den Ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung organisiert und auch den Auftritt von „Simply Accoustic Groove“ am Abend geplant. „Schade, dass diesmal das Wetter nicht so mitspielt“, resümiert sie. „Die Stimmung ist trotzdem toll!“ Erst recht, als der Nikolaus mit einem gut gefüllten Sack die Runde macht und Kinder beschenkt. Und neben der Scheune immer wieder überraschte Rufe laut werden, wenn ein Los wieder einen Treffer gelandet hat.

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Herzbotschaft und „Danke Kumpel“ für die Vorweihnachtszeit

Für die Kinder sind es erster Linie die glitzernden Farben, die Federn und Holzstäbchen, die sie faszinieren. Dass die Lampen und Hüte, die aus Pappe, Farben und Holz entstehen, Symbole für eine ganze Ära ihrer Heimat sind, ahnen sie vielleicht. Für Christian Weischede und den Verein „Wir in Weddinghofen“ steckt besonders viel Herzblut in der Aktion „Danke Kumpel“, die zum Abschied des Steinkohlenbergbaus auch einen besonderen Höhepunkt auf dem Weihnachtsmarkt bildet.

Gemeinsam am Lagerfeuer: Der Weihnachtsmakrt in Weddinghofen vereint.

Fleißig kleben und basteln für das gemeinsame „Danke Kumpel“ mit Grubenlampe und Knappen-Kappe.

„Der Bergbau hat gerade hier in Weddinghofen jede Familie geprägt“, schildert Christian Weischede. „Jetzt mit dem Rückzug des Bergbaus aus der Region wird kein Kapitel beendet, sondern ein neues wird aufgeschlagen“, ist er überzeugt. Eben weil die meisten Familien vom Bergbau gelebt haben und eng bis heute mit ihm verbunden sind, soll ein großes „Danke Kumpel!“ diese Verbundenheit zeigen. Auch wenn sich die Zeiten längst geändert haben – und noch mehr ändern werden. „Deshalb werden wir heute versuchen, mit den Grubenlampen und den Knappenkappen, die von den Kindern gebastelt werden, alle zusammen das Steigerlied anzustimmen“, sagt Christian Weischede.

Eine kunterbunte Knappen-Kappe aus Pappe entsteht.

Denn der Weihnachtsmarkt in Weddinghofen will nicht einfach nur auf die Weihnachtszeit einstimmen, alle noch einmal in der hektischen Zeit zusammenbringen und besinnliche Stimmung aufkommen lassen. „Wir wollen auch jedes Jahr eine Herzbotschaft vermitteln“, betont Weischede. In diesem Jahr soll es das Dankeschön für den Bergbau sein. Dafür verrichten die Klebetuben, Scheren und Stifte wahre Akkordarbeit.

Auftritte der Kleinsten Weddinghofener auf der Weihnachtsmarktbühne.

Stolz ist der Verein „Wir in Weddinghofen“ aber noch auf mehr. „Es ist toll, dass auch in diesem Jahr wieder alle Vereine dabei sind und an einem Strang ziehen, darauf sind wir sehr stolz“, so Weischede. Der Zusammenhalt steckt an, verbreitet gute Stimmung und zieht die Besucher magnetisch an. Dicht drängen sich die Mengen vor der kleinen Bühne, wo die Kindergärten und Schulen ihre Auftritte haben. Der Nikolaus schaut vorbei, vor jeder Bude herrscht dichtes Gedränge. Ob beim Blauen Kreuz, am Stand des Tierschutzvereins, bei der Feuerwehr, beim TuS oder VfK: Überall gibt es etwas zu entdecken, neben den bekannten Gesichtern aus der Nachbarschaft.

Der eigenen Honig schmeckt nicht nur lecker, sondern wirkt auch rundherum beruhigend.

Zum Beispiel neu entdeckte Ruhe. Die hat sich Dominic Kersten selbst erobert mit Hilfe seiner Bienen. Vier Stöcke hat er im Winter, zehn sind es im Sommer. Wie genau man die Bienenvölker hegt und pflegt, ihnen die beste Behausung und vor allem saftige Blüten bietet, hat er in einem Imker-Kurs gelernt. Im zweiten Jahr erntet Dominic Kersten jetzt den eigenen Honig. 140 Kilo waren es zuletzt, obwohl der trockene Sommer auch den Bienen zugesetzt hat. Milben, Bienensterben: Die vielen Horrormeldungen belasten ihn nicht. „Dagegen kann man etwas tun“, meint er. Ihm ist es wichtig, selbst mit seinen Bienen einen Beitrag zu leisten, dass die fleißigen schwarz-gelben Helfer eine Zukunft haben. So denken viele: Die Mitgliederzahl im örtlichen Imkerverein wächst. „Außerdem lernt man durch die Bienen vor allem, ruhig zu bleiben und alle Nervosität abzulegen – das mögen sie nämlich gar nicht“, schildert er. Für ihn sind die seine Bienen vor allem Beruhigung nach dem stressigen Bürojob – und ganz nebenbei gibt es noch leckeren Honig oder schöne Wachskerzen.

Mini-Krippen zum Aufklappen.

Selbstgebastelte Mini-Krippen in der Aufklappkiste mit Engeln, Selbstgehäkeltes, Gestricktes, Gesägtes, Bemaltes, Eingemachtes, Eingewecktes, Aufgesetztes: In Weddinghofen fehlte es einmal mehr an nichts, was für ein sattes Vorweihnachtsgefühl sorgt. Vor allem nicht an einer sehr ehrlichen Portion Herzblut.

 

 

 

 

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Mit viel Herzblut das ganze Dorf für den Weihnachtsmarkt mobilisieren

Die Schlange reichte bis auf die Straße. Alle wollten Karten für die Aufführungen des Theatervereins. 70 Jahre besteht der im kommenden Jahr. Bei den Aufführungen am 24., 25., 26. und 27. Januar will natürlich jeder in Overberge dabei sein. Allein deshalb wurde es am Samstag in der Overberger Grundschule ganz schön eng. Der Weihnachtsmarkt ist auch traditionell der Vorverkauf für die neue Theatersaison.

Auftritt der Sunshine Kids.

Schon die Kleinsten helfen beim Kartenvorverkauf des Theatervereins auf dem Weihnachtsmarkt.

Aber nicht nur deshalb konnten sich die Besucher nur in langen Schlangen durch die Klassenzimmer und an den Buden vorbeischieben. Der Zusammenhalt in Overberge funktioniert einfach und auch nach zwölf Jahren nimmt die Begeisterung für den gemeinsam gestemmten Weihnachtsmarkt nicht ab. Schließlich gibt es hier viel zu sehen und zu erleben. Das eigene Kind etwa bei einem der vielen Bühnenauftritte der Sunshine Kids, der Ehrlich Sisters mit Zauberei oder der Voltigierabteilung. Die Feuerwehr schöpft im Topf der Feuerzangenbowle aus dem Vollen, der FC hat die Caféteria im Griff, es gibt Crepes und Stockbrot, Burger mit Honig und vor allem eine unendliche Auswahl für die Päckchen unterm Weihnachtsbaum an 33 Ständen.

Weihnachtswichtel für den guten Zweck.

Norbert Guretzki baut seine bunten Wichtel und Engel aus Holz nie nur für sich selbst und den eigenen Geldbeutel auf. Seit sechs Jahren sucht er sich eine Organisation aus, die seine Einnahmen gut gebrauchen kann. In diesem Jahr sind es gleich zwei, die von ihm Geld bekommen werden: Das Kamener Kinder-Hospiz und die Initiative Down-Syndrom. Im vergangenen Jahr sind immerhin 700 Euro auf diese Weise zusammengekommen. Dafür formt er das ganze Jahr über mit der Bandsäge, Hobelmaschinen und Fräsen aus Holz beschauliche Weihnachtsfiguren. Als ehemaliger Schreiner liegt ihm das ohnehin im Blut. „Außerdem habe ich Glück gehabt im Leben – deshalb möchte ich anderen etwas Glück schenken“, sagt er.

Weihnachtliche Grüße der anderen Art mit Nadel und Faden – viel Humor.

Glück sammelt die Familie Gröneveld ebenfalls – inzwischen in der 3. Generation. Hier vergeht keine Minute, in der Mutter, Tochter und Enkelin nicht zur Strick- oder Häkelnadel greifen. Mindestens eine Socke entsteht so pro Tag. In Windeseile ist die Nadel auch hinter ihrem Stand in ständiger Bewegung. So entstehen neuen Weihnachtsmänner für den Tannenbaum Schals, Mützen, Pulswärmer, Ponchos, Strickjacken – hier gibt es nichts und vor allem kein Muster, dass die Frauen nicht beherrschen. „Und es macht einfach glücklich“, sind sie sich einig. Weitergegeben wird all das übrigens auch alle zwei Wochen im Handarbeitstreff in der Thomaskirche.

Handarbeit gab es auch in den vielen Buden auf dem Schulhof.

Uwe Reichelt weiß nicht, wo er zuerst hin soll. Auf der Bühne ist steht schon wieder der nächste Auftritt an, in den Klassenräumen muss an den Ständen nach dem Rechten gesehen werden, das Feuer für das Stockbrot ist angezündet, es werden neue Waren für die Stände angeliefert – wo soll nur geparkt werden, wenn schon alles randvoll ist? Drei Monate ist er mit der Planung des Weihnachtsmarktes in der ganz heißen Phase beschäftigt. „In der nächsten Woche muss ich schon wieder die Buden für das nächste Jahr vorbestellen – dann geht das Ganze wieder von vorn los“, sagt er. Versicherungen, Emmissionsvorgaben, Maßnahmen gegen Terror-Angriffe, LED-Entsorgung: Riesengroß sind die ToDo-Listen und nach dem Weihnachtsmarkt ist vor dem nächsten. Auch nach 10 Jahren überwiegt bei ihm die Begeisterung. „Wenn ich jedes Jahr sehe, was hier los ist, wie viele Leute kommen, wie gut die Stimmung ist und wie großartig alle mitziehen – das macht einfach Spaß!“

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Mit Modell vom eigenen Ich in eine neue Modellbahn-Ära

Eine Minute dauert es. Dann hat der Scanner am ipad den Körper von Kopf bis Fuß abgetastet. Ganz ruhig muss die ganze Familie nacheinander Modell stehen. Die Körperhaltung von Mutter, Vater und zwei Kindern darf sich nicht verändern, während Karlheinz Stümpfl jedes einzelne Familienmitglied mit dem Scanner umrundet. In zwei Wochen werden sie alle deutlich geschrumpft in Größe Spur 0 (1:45) auf dem Kaminsims stehen. Detailgetreu als Miniaturausgaben der ganzen Familie.

Von Kopf bis Fuß werden die Besucher abgescannt, um später als winziger Kunststoff-Zwilling an der Modelleisenbahn zu stehen.

Auf jedes Detail kommt es bei den Modelleisenbahnen an. Da finden sich auch kleine weihnachtliche Grüße.

Die Daten, die der Fachmann auf der Modelleisenbahnausstellung am Wochenende gesammelt hat, werden später verarbeitet und nachgearbeitet. Dann tritt der 3-D-Drucker in Aktion und formt jeden Körper in Miniatur und Kunststoff nach. Danach werden die Mini-Zwillinge noch glasperlengestrahlt. Die Figuren kommen per Post nach Hause – passgenau für die heimische Modelleisenbahn oder auch einfach nur zum Spaß. Bemalen müssen die neuen Eigentümer die Abbildungen von sich selbst allerdings mit eigener Hand. In der Größe LGB (1:22,5) geht das noch mit dem bloßen Auge. Für die kleinste Größe H 0 (1:87) wird es dann filigran. „Dafür braucht man schon eine gewaltige Lupe und einen haarfeinen Pinsel“, meint Karlheinz Stümpfl. Der hat in den ersten Stunden bereits 20 Besucher abgescannt. Ein Spaß mit moderner Technik, der hier zum ersten Mal gezeigt wird und heiß begeht ist. „Ich möchte gern eine Figur von mir, die ich auf diesen Anhänger setzen kann“, beschreibt der nächste Modellbahnfan in der Schlange der Wartenden.

Faszinierte Besucher betrachten die Modell-Landschaften.

Zum ersten Mal haben die Bergkamener Eisenbahnfreunde nach 27 Jahren das Ausstellungsgebäude gewechselt. Vom Schacht III ist es mit den riesigen Klein- und Großspur-Anlagen und Ständen für 25 Händler nach dem Besitzerwechsel in die Schützenheide gegangen. „Wir haben bis nachts um halb Zwölf die großen Anlagen aufgebaut“, schildert der 2. Vorsitzende Dennis Guder. Die H0-Anlage präsentiert sich erweitert um eine Schleife, die Zechenanlage nebenan ist wieder ein Stück gewachsen und in einer anderen Anlage wird eine Brücke von zwei Kränen passgenau im Zeitlupentempo in die Brückenköpfe eingesetzt. Überall schnaufen die Loks, rattern die Waggons, sind kleine Rettungswagen bei Verkehrsunfällen im Einsatz. An allen Ecken und Enden der zwei Ausstellungshallen können die Besucher Neues entdecken.

Filigran geht es bei der Entstehung neuer Modellwelten ans Werk.

Lutz Hofmann hat noch viel vor. Bislang sind nur die Schienen auf seiner Anlage zu sehen – und ein großer Berg winziger Pflastersteine. Die setzt er akribisch mit Pinzette und Kleber zu filigranen Mustern zusammen. Hier soll in spätestens 2 Wochen ein turbulentes Treiben herrschen. Während die Züge vorbeirattern, laden Kräne Kästen aus den Kuttern, Fischkörbe füllen sich, Markhändler buhlen um die Käufer, Katzen klauen Fische aus der Auslage. Lutz Hofmann hat sich bereits in 80 verschiedenen Körperhaltungen einscannen lassen für 80 Figuren, die hier später das Markttreiben verkörpern werden.

An anderen Ecken in der Schützenheide wird fleißig an neuen elektronischen Bauteilen gelötet.

An der Anlage nebenan werden gerade elektronische Bauteile verlötet. Der Weihnachtsbaum auf den Silos leuchtet schon. In dem kleinen Wohnhaus von Andreas Betz aus Overath nimmt ein Bewohner ein Bad, ein anderer liest Zeitung, in der Scheune nebenan vergammelt ein Jeep im Hühnerstall und dient als Ablage für winzige Modell-Hühnereier. Sogar die Möhren im Garten haben originalgetreues Grün, das aus der Erde lugt. Ein paar Meter weiter sind die Modelle ein Vielfaches größer und werden mit großen Spritzen nachgetankt. Die Fernbedienungen hängen vor den Bäuchen ihrer Besitzer, die Modellfahrzeuge baggern und schaufeln in einem großen Parcours echte Erde und faszinieren manchen derart, dass er vorsichtig nachfragt, ob er auch einmal an die Steuerknüppel darf.

Passgenau setzten die beiden Kräne die Brücke in die Eisenbahnstrecke ein.

An der Faszination hat sich am neuen Ort nicht viel geändert. Mit Handys und Videokameras halten die ganz besonders glühenden Fans die vielen keinen Details fest, die hier vorgestellt werden – egal in welcher Spurgröße. Der Parkplatz ist voll und auch die Lose für die Tombola verkaufen sich gut. „Wir müssen uns hier nicht mehr um das Parken und um das Catering kümmern – eigentlich läuft es hier sogar etwas entspannter“, meint Dennis Guder. Das Interesse ist ähnlich groß wie in den 27 Jahren zuvor. Sogar einige neue Aussteller haben wie die Modellbauunion zum ersten Mal den Weg nach Bergkamen gefunden. Einzig für die den eigenen Verein könnte es besser laufen. 36 Mitglieder haben die Bergkamener Eisenbahnfreunde. Die meisten sind älter als 50 Jahre. „Das Interesse beim Nachwuchs ist groß – bis die meisten 13 oder 14 Jahre alt sind, dann treten andere Dinge in den Vordergrund“, weiß Dennis Guder. Damit die Ausstellung auch am neuen Ort eine Zukunft hat, braucht der Verein neue Mitglieder. Vielleicht haben sich an diesem Wochenende ja einige von der Begeisterung anstecken lassen.

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Pflanzfest lässt Jubiläumswald weiter wachsen

Ein Baum soll an den letzten Schultag in der Grundschule erinnern. Der andere an die Einschulung. Eine Eiche für die Geburt, ein Linde für den Tod, eine Buche für den runden Geburtstag: Inzwischen hat sich die Baumpflanzung am Parkfriedhof in einen echten Wald verwandelt, der seinem Namen als Jubiläumswald alle Ehre macht. Die 26. Pflanzung am Samstag hat noch einmal 27 Bäume dazu kommen lassen. Inzwischen wachsen und gedeihen hier 651 Pflanzen.

Der Knappenverein pflanzt einen Baum als Andenken an das 120-Jährige.

Ein eigener Baum für Hanna.

Hanna schaut fasziniert zu, wie sich Wasser aus einer bunten Plastikgießkanne am Fuße des kleinen Ahorns sammelt. Sie ist noch viel zu klein um zu verstehen, dass hier gerade ihr Baum gepflanzt wird. Der Schnuller ist nach kurzer Zeit deutlich interessanter als die herbstlich gefärbten Blätter. Außerdem ist die ganze Familie mitgekommen und packt gerade viele leckere Dinge aus.

Viel los war beim Pflanzfest im Jubiläumswald.

Oma, Kinder, Enkel und Urenkel samt mehreren Hunden: Nebenan hat sich eine ganze Großfamilie versammelt. Kuchen haben sie mitgebracht, diverses andere Gebäck, Tee und Fleischwurst nicht zu vergessen. Die Familie hat längst eine eigene Jubiläumswaldtradition, stehen hier doch inzwischen fünf Bäume für einen Teil der Urenkel. Andere Bäume wurden in Fröndenberg gepflanzt. „Am liebsten hätte ich ja alle zusammen – aber man kann nicht alles haben“, sagt Lieselotte Köster, der auch ein Baum gehört, und prostet Ihren Lieben zu.

Ganz individuell ist auch die Verzierung für viele Bäume.

Ganz in Pink sind die „Ladybugs“ eigens aus Lünen angereist. Sie sind im Frühjahr und Herbst immer dabei, wenn das Pflanzfest auch zum Besuch der älteren Vorgängerbäume einlädt. Normalerweise sitzen die Frauen zusammen im Drachenboot und kämpfen nicht nur für den sportlichen Sieg. Sie alle haben Brustkrebs und kämpfen auch für das Leben. Der erste Baum, der hier gepflanzt wurde, soll an ein Freundin erinnern, die den Kampf nicht geschafft hat. Vor vier Jahren folgte der Baum, der für die 16 Frauen und ihren Lebenswillen steht. „Er soll vor allem für die Hoffnung stehen“, sagen die Frauen, die eine Sektflasche mitgebracht haben und sich mit guter Laune zuprosten.

Bäume für Leben, Tod, Hoffnung und mehr

Die Mutter-Kind-Gruppe mit ihrem Baum kurz vor der Pflanzung.

Gut gelaunt ist auch die Mutter-Kind-Gruppe, die sich vor mehr als 30 Jahren in der Thomaskirche gefunden hat. Inzwischen haben die Kinder schon eigene Kinder und die Frauen treffen sich immer noch regelmäßig. „Wir verstehen uns eben – und hören uns zu“, schildern die Frauen, die den kleinen Ahornbaum für jede Mutter samt Kindern mit einer bunten Karte geschmückt hat.

Professionelle Hilfe beim Pflanzen.

Sogar ein Abitur war diesmal unter den Gründen für eine Baumpflanzung. Der Knappenverein hat sich für das 120-jährige Bestehen ein nachhaltiges Andenken gesetzt. Auch hier schauten die Fachleute kurz vorbei, befestigten die Bäume an der Stand- und Wachshilfe, überprüften den Erdring. Es gibt zwar eine Anwachsgarantie im Jubiläumswald, jeder Besitzer sollte aber regelmäßig selbst einen Blick auf seinen Baum werfen, damit das auch zuverlässig klappt.

Auch Musik gab es zum Fest – von Kelsey Klamath.

Im Jubiläumswald fehlen übrigens die Kastanien. Denen setzt die Miniermotte derart zu, dass sie kaum noch eine Chance haben. Am beliebtesten waren in diesem Jahr Eiche und Ahorn (je 9 Bäume) gefolgt von Buche (5), Linde (3) und Esche (1). Das nächste Pflanzfest findet am 6. April 2019 statt. Auch dann wird sicherlich wieder Kelsey Klamath dabei sein und das Fest mit ihrer Stimme und Liedern begleiten.

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Kunstlese mit Caféhausflair und offenem Austausch

Verbal wird ein Caféhaus eröffnet, in dem Dieter Treeck unter anderem gereimte Chansons als „Hallo aus dem Bahnhofsklo“ rezitiert. Kurz darauf singen „Mondi di Notte“ „unter dem Himmel von Paris“ und aus dem „ehrenwerten Haus“. Direkt daneben sind teuflische Engel gelandet, ballen metallene Menschen aus der Ausstellungswand heraus wütend die Hand oder verwandeln sich Landschaften aus mehreren übereinandergelegten Schichten in spannende fotografische Collagen. Die Kunstlese der Künstlergruppe „sohle 1“ ist mehr als eine Nachfolgerin von „Kunstnachten“. Es lädt dazu ein, mitten hinein zu spazieren in die Bergkamener Kunstwelt.

Neugierige Besucher betrachten nicht einfach nur, sondern fragen auch direkt bei den Künstlern nach.

Vielfältige Einblicke und direkter Kontakt zu den Künstlern.

Genau das wollten die 14 ausstellenden Künstlerinnen und Künstler auch erreichen. Anders präsentieren sich die Werke, offener und moderner. Die Besucher laufen mitten hinein, drumherum, schauen dahinter, davor, zur Seite, nach oben und unten. Das neue Konzept klappt. In einer Ecke wird gerade das frisch gekaufte Kunstwerk eingepackt. In der anderen diskutieren Kunstinteressierte gerade heraus mit der Künstlerin darüber, was sie sich bei ihren Werken genau gedacht hat. „Das ist spannend, dabei erfahre auch ich vieles darüber, wie andere meine Bilder sehen und wahrnehmen. Das gewohnte Sehen wird hier tatsächlich ein wenig aufgebrochen und lädt zum Diskurs ein“, ist sohle1-Mitglied Barbara Strobel begeistert.

Dieter Treeck liest aus aus seinen Werken.

Auch Silke Kieslich erlebt die Kunstlese ganz ähnlich. „Ich habe heute schon vielen Interessierten meine eigene Kunst erklärt – ganz spontan“, sagt sie. Genau das ist nach der oft einsamen künstlerischen Arbeit ein wertvolles Feedback. Manchmal genügt es aber auch, die Besucher einfach nur zu beobachten. Beispielsweise wenn zwei Kinder fasziniert vor den menschlichen Gestalten stehen, die dort aus den Ausstellungswänden mit Köpfen, Armen und Beinen hervortreten und heftige Emotionen zeigen. „Auch das Konzert mit Mondi di Notte und die Lesung locken vielleicht einige Besucher an, die sonst nicht unbedingt gekommen wären“, hofft Silke Kieslich.

Neues Konzept mit Charakter

Gudrun Luther an ihrem ersten Stand – sie ist Neumitglied der sohle 1.

Gudrun Luther aus Hamm erlebt das zum ersten Mal. Sie ist ein neues Mitglied der sohle 1. Seit Jahren nimmt sie regelmäßig an der Sommerakademie auf der Ökologiestation teil. Hier hat sie Mitglieder der Künstlergruppe kennen gelernt und wurde gefragt, ob sie nicht in Bergkamen mitmachen will. „Die Gruppe ist sehr aktiv, lässt sich viele tolle Veranstaltungen einfallen – das gefällt mir, hier geht es voran“, erläutert sie. Eigentlich hat Gudrun Luther früher vor allem Musik gemacht mit der Klarinette und dem Klavier. Seit sie ihre Eltern pflegte, ist sie zur Kunst übergewechselt. Tonfiguren, Malereien aus Mischtechniken und Zeichnungen, Fotografien: Sie ist vielseitig. Kein Wunder, schließlich war der Vater Musiker und die Mutter Künstlerin.

„Mondi di Notte“ bot am Samstag ein kleines Konzert zum Abschluss des ersten Tages der „Kunstlese“.

Die Kunstlese hat schon mit ihrer Premiere einen ganz eigenständigen Charakter entwickelt. Damit ist sie ein fester Teil des neuen Konzeptes, das in einem Jahr Aktions- und Mitmachangebote vorsieht, im folgenden Jahr Ausstellungen. Nächstes Jahr ist wieder Aktion angesagt. „Eines können wir jetzt schon sagen“, verrät Silke Kieslich: „Es wird metallisch werden.“ Mancher nutzte auch die Gelegenheit und packte eine der Jubiläumsfahnen in, die es hier zum Sonderpreis gab. Die präsentierten sich vielleicht auch nur zufällig etwa mit gemalten Windrädern, die sich vor dem realen Kohlekraftwerk im Hintergrund drehten, in einem interessanten Kontrast.

Kunstlese1
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18. Lichtermarkt kämpft mit LEDs und Hochseilakrobatik gegen die Regenfluten

Die leuchtenden Jonglierbälle flutschten durch die klitschnassen Finger. In der Cellophan-Wohnung verwandelte sich der sandige „Fußboden“ in eine Matschbahn und selbst der Urmensch floh von seiner regenüberfluteten Lichtfeuerstelle. Wer es am Freitag nicht pünktlich zur Eröffnung und kurz vor Ende auf den Lichtermarkt schaffte, der erlebte nur Bruchteile der sonst so bunten Lichterpracht. Im beständigen Dauerregen kapitulierten kurzfristig sogar die Motorräder auf dem triefenden Hochseil und die elektrischen Leuchtdioden der funkelnden Fabelwesen auf Stelzen.

Fanstastische Lichterspiele in der Elisabethkirche mit der Gruppe „ONAIR“.

Walkingacts im Nieselregen.

Dafür konnten sich die regenfest eingepackten Besucher ungewohnt frei bewegen. Das tat auch Not, denn es waren vor allem die Regenschirme, denen es auszuweichen galt. Besonders begehrt waren Sitzplätze in der trockenen Elisabethkirche – nicht nur, weil es hier Vorzügliches zu hören gab. Allein die Lichtspiele der Scheinwerfer auf den Wänden, vor und hinter dem Altar, über und unter dem frei hängenden Kruzifix waren eine Augenweide. Vor dieser Kulisse die kleinen A Capella-Wunder der Gruppe „ONAIR“ zu erleben, ließ die nassen Füße schnell vergessen.

Pyramide in schwindelerregender Höhe.

Der Blick in den Himmel war dagegen überwiegend ein feuchtes Vergnügen für alle, die ihre Schirme vergessen hatten. Dort gab es garantierte Regenvolltreffer bei den Versuchen, die waghalsigen Artisten der Familie Weisheit bei ihren Handständen auf Motorradlenkern in schwindelerregender Höhe zu erhaschen. Die Profis zeigten alles, was zuvor nicht ging, als der Regen gegen Ende der Veranstaltung endlich ein Einsehen hatte. Unerschrocken erklommen sie die über 60 Meter hohe Spitze des Turmmasten, schwankten dort im einarmigen Handstand im Wind oder hängten sich nur mit einem Fuß kopfüber über die Besuchermenge.

Auch die Jonglage musste eine Zwangspause einlegen und konnte nur in den kurzen Regenpausen mit der Dunkelheit spielen.

Das Cello hatte dagegen keine Chance und begleitete nur kurzfristig die fliegenden Jonglagebälle. Der Urmensch kam auch noch aus seiner schützenden Behausung und wärmte sich am Leuchtfeuer. Die Steampunk-Kreaturen trauten sich mit elektrischer Beleuchtung und Stelzen auch wieder unter die Menschen. Völlig unbeeindruckt vom Regen blieben die Tapes im Neonlicht. Das Zelt blieb dicht und ließ Namen und bunte Kreationen im leuchtenden Licht funkeln. Das Akkordeon im Stadtwald blieb ebenso standhaft wie die zugehörigen drei Frauenstimmen. Die Farben des Live-Malers hatten allerdings keine Chance gegen durchgeweichte Leinwände.

Schöne Lichterspiele im Stadtwald.

Flatternde nasse Tücher im Licht, Percussion-Walk, Seifenblasen im Regenschleier und reichlich Lichter in allen Variationen an den unzähligen Ständen: Mit einem heißen Kakao oder Glühwein war der Lichtermarkt auch in seiner 18. Ausführung dennoch ein Vergnügen. Zumal es doch noch ein Höhenfeuerwerk zum trockenen Abschluss gab.

 

 

 

Lichtermarkt3
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Mit Trennjägern und Spreizern auf dem Weg zum Feuerwehr-Lebensretter

Das eine Auto hatte sich über das andere geschoben. Ein Fahrer war noch hinter dem Steuer eingeklemmt. Es sah nicht gut aus, was sich den angehenden Feuerwehrleuten dort präsentierte. Wie genau mussten sie jetzt gemeinsam vorgehen, um den verletzten Mann zu retten? Scheiben einschlagen, den Trennjäger anwerfen, den Spreizer ansetzen? Zum Glück war die Situation gestellt. Ernst war es trotzdem für die sieben Teilnehmer. Schließlich ging es um den erfolgreichen Abschluss ihrer Grundausbildung als Feuerwehrmänner und in zwei Fällen als Feuerwehrfrauen.

Mit schwerem Gerät ran an das Unfallfahrzeug.

Erst einmal die genaue Lage sondieren, bevor es ans Werk geht.

Dabei war diese Übung nur ein winziger Teil von vielen. Schon zu Beginn des Jahres fiel der Startschuss für die insgesamt vier Ausbildungsmodule mit je 40 Stunden. Insgesamt büffelten, lernten, übten und schufteten die anfangs 13 Teilnehmer 160 Stunden gemeinsam. Das letzte Modul fand jetzt statt und dauerte allein fünf Tage. Viel Zeit, die am Ende nicht nur eine handfeste Ausbildung und wichtiges Wissen bedeutete. Hier wurde ausschließlich Freizeit investiert – sowohl von den Teilnehmern als auch von den Ausbildern. „Das erfordert schon viel Engagement, Einsatz und Begeisterung“, ist sich Bernd Externbrink als Leiter des letzten Ausbildungsmoduls mit allen Beteiligten einig.

Die erste Scheibe muss dran glauben, damit die Feuerwehrleute an die eingeklemmte Person herankamen.

Wer hier mitmacht, will unbedingt Feuerwehrmann oder -frau werden. Egal ob im nahtlosen Übergang von der Jugendfeuerwehr oder als Seiteneinsteiger: In der Grundausbildung, die für alle Feuerwehrleute aus Bergkamen einmal im Jahr angeboten wird, sind alle gleich. Hier geht es um Fertigkeiten, die im Zweifel lebensnotwendig und lebensrettend sind. Die Ausbilderteams, die aus jeder Löschgruppe gebildet wurden, hatten stets ein ebenso wachsames wie kritisches Auge auf alles, was sich in den 160 Stunden abspielte.

Die Fahrertür wird aufgetrennt.

Wie heißen all die Schläuche, Pumpen, Strahlrohre und Leitern und wie werden sie wann genau eingesetzt? Brand- und Löschlehre, Rechtsgrundlagen, womit löscht man was, wie entsteht überhaupt ein Feuer, welche technischen Geräte kommen zum Einsatz und wie werden die genau bedient? Auch das Atemschutzgerät musste übergezogen und in einer realen Situation eingesetzt werden. Theorie und Praxis gingen hier Hand in Hand. Da lernt man sich in mancher Lage gegenseitig ganz genau kennen – und vor allem vertrauen.

Das Einsatzlager wird aufgeschlagen.

Der Einsatz lohnte sich. Am Ende gab es eine Urkunde und die Gewissheit, dass jeder und jede von nun an fast jeder Situation im Feuerwehralltag gewachsen ist. Denn auch der verletzte Autofahrer lag schließlich wohlbehalten auf der Rettungstrage und die zertrümmerten Fahrzeuge waren abtransportiert. Auf dem Gelände in Rünthe sah alles so aus, als ob nie etwas geschehen wäre.