Beim Picknick-Konzert mit zitternden Fingern ganz neue Kultur-Perspektive erobern

Spaß hatten die Besucher bei beim Picknick-Konzert mit Kulturgenuss unter freiem Himmel.

Ungewohnte Kulisse für Straßenmusiker „Radiolukas“.

Da gehorchen die Finger auch beim besten Pianisten nicht mehr in außergewöhnlichen Zeiten. Radiolukas war und ist Straßenmusiker und kennt die Performance unter freiem Himmel. Dass ihm dabei allerdings ausnahmslos alle andächtig zuhören, brachte ihn am Freitag kurzfristig aus der Bahn. Denn beim 2. Picknick-Konzert im Römerpark war nicht nur der Hunger nach leckeren Picknick-Snacks groß. Auf den Picknick-Decken hatte sich auch eine immense Sehnsucht nach guter Kultur in dörren Corona-Zeiten angesammelt.

Radiolukas in Aktion.

Dass der Mann am Klavier angeblich 13 Mal hintereinander danebengegriffen und einen neuen persönlichen Fehlerrekord aufgestellt hatte, bemerkte garantiert niemand. Viel zu groß war die Freude, endlich mal wieder Live-Musik von einem echten Musiker aus Fleisch und Blut zu hören. Richtig gut war beides ganz nebenbei auch noch. Zusätzlich schmeckten die gesponserten Snacks zusammen mit den in Einkaufskarren oder Körben mitgebrachten Leckereien vorzüglich. Und das letzte Augustwochenende entpuppte sich anders als prognostiziert zudem als außerordentlich lauschig. So streckten sich die meisten entspannt ganz ohne Mundschutz auf ihren Decken aus und ließen es sich einfach nur gut gehen.

Beste Picknickstimmung auch auf den weiter entfernten Decken im Römperpark.

Das war auch nicht schwer, zumal Radiolukas nach den anfänglichen Irritationen durchweg echten Ohrenschmaus auch in die weiter entfernte Picknickecken schickte. Elton John, Billy Joel, Simon & Garfunkel, John Lennon: Es war eine zauberhafte Reise durch die Rock- und Popmusik, garniert mit melancholischen Eigenkompositionen. Wer es sich jetzt allzu bequem gemacht hatte, der saß nach gut einer Stunde schnell wieder senkrecht auf den karierten Decken. Denn Quichotte war zwar irgendwann einmal angeblich Lehrer. Was er begleitet von der Gitarre und selbst getunten Digitalsounds in Worte fasste, war dann aber ganz und gar nicht mehr pädagogisch.

„Quichotte“ holte Bitterböses aus dem Picknick-Korb.

Der Vater mit dem tätowierten Namen des Sohns auf dem Arm bekam ebenso sein Fett weg wie die die Generation der Mitdreißiger, die schnell noch ein Kind bekommt und sich dann über das Kümmernmüssen wundert. Bitterböse ging Quichotte ins Gericht mit den aktuellen Phänomenen, wenn er „gebt die Kinder ins Heim“ sang, Killer-Country-Karsten ins Rennen schickte oder sich selbst und die verpassten Chancen mit sarkastischem Rap bedachte. Launig ging es beim improvisierten Rap zu, der spontan aus zugerufenen Worten wie Kreißsaal und Kastration zu überraschenden Reimen zusammengeschustert wurde. Ein Feuerwerk aus Pointen, das meist unverhofft aus der Hüfte auf die Zuschauer abgefeuert wurde, die ihre sichtliche Freude daran hatten.

Volle Hingabe nicht nur an der Gitarre.

Da hatte sich allerdings bereits der Herbst zu Wort gemeldet und war über die klamme Picknickdecke ungemütlich in anfällige Körperregionen gekrochen. Damit war die unschöne Realität leider wieder allzu präsent, nämlich dass der Sommer zu Ende geht und mit ihm auch die Möglichkeit für einigermaßen unbeschwerten Kulturgenuss unter freiem Himmel. Damit werden auch die wenigen Auftrittschancen für Künstler wieder rarer. Hinter denen, darauf wies Quichotte ebenfalls diesmal sehr ernst hin – stehen unzählige Menschen in der Technik und anderen Gewerben, die gerade mehr als ums Überleben kämpfen.




Schmiedeworkshop für Alt und Jung

Wenn der Vater mit dem Kinde … ein Feuereisen und ein Messer schmiedet
Die Beherrschung des Feuers war schon immer ein Merkmal der Menschen. Aber wie entfachte man ein Feuer vor den Zeiten von Feuerzeug und Streichhölzern?

Im Rahmen dieses Workshops werden die notwendigen Kenntnisse zum Feuermachen vermittelt und jeder Teilnehmer kann unter Anleitung ein Feuereisen und ein Messer schmieden. Das Schmieden erfolgt an dafür errichteten kleinen Lehmessen, in denen der Stahl erhitzt und im Team bearbeitet wird. Nach dem Schmieden werden das fertige Feuereisen und das Messer gehärtet. Alles was die Teilnehmer hergestellt haben dürfen sie mit nach Hause nehmen und sie erhalten zusätzlich etwas Zunder und einen scharfkantigen Feuerstein.

Der Workshop ist auch für Familien geeignet und findet am Samstag, 29. August 2020 in der Zeit von 10.00 – 16.00 Uhr auf dem Gelände der Ökologiestation statt. Geleitet wird der Schmiedeworkshop von Daniel Niederau. Die Kosten betragen für Einzelpersonen 40 Euro ein Familienteam von zwei Familienmitgliedern bezahlt 74 Euro.

Maximal können 20 Personen an dem Schmiedeworkshop teilnehmen.

Veranstalter sind das Umweltzentrum Westfalen und Naturförderungsgesellschaft Kreis Unna e. V.

Anmeldungen ab sofort bei Dorothee Weber-Köhling (02389-980913) oder umweltzentrum_westfalen@t-online.de.

 




Mehr Schutz mit Schildern, Informationen und Respekt für die Bummannsburg

Rundgang mit Beschilderung samt historischen Informationen über die spannende Vergangenheit der Bummannsburg – umgesetzt von Politik, Verwaltung und Museum.

Hatte sie vielleicht schon einen römischen Vorläufer? Tummelten sich hier womöglich die Sachsen? Was spielte sich in ottonischer Zeit ab? Um die Bummannsburg in Rünthe ranken sich noch unzählige Fragen. Sicher ist jedoch: Die Wallburganlage ist ein seltenes, weil im Boden noch besonders gut erhaltenes Exemplar seiner Art, birgt wichtige der wenigen mittelalterlichen Spuren der Stadt in sich – und sie ist bedroht. Nicht nur von Fahrradreifen. Deshalb sollen Schilder jetzt für mehr Sensibilität und vor allem für Informationen sorgen – im 30. Jahr als eingetragenes Bodendenkmal.

Gäste aus der mittelalterlichen Vergangenheit gab es auch – inklusive originalgetreuer Gewandung.

Zuletzt hatte die großflächige Anlage aus dem 8./9. Jh. mit Vorburg und ca. 5 ha großer Hauptburg vor allem als Mountainbikestrecke traurige Berühmtheit erlangt. Die Junge Union entdeckte: Online wurde dafür geworben, auf den Wällen zerstörerische Fahrkünste auszutesten. Die Reifen ruinieren zusätzlich, woran bereits das Verschwinden der Lippealtarme, die Trockenheit und Stürme seit geraumer Zeit heftig nagen. „In den nächsten vielleicht 30 Jahren wird das Holz in den Wallanlagen womöglich vergangen sein, dann sind wichtige Zeugnisse verschwunden“, weiß Museumsleiter Mark Schrader. Deshalb gab es von der Politik auch breite Zustimmung für den Antrag der CDU, das Denkmal besser zu schützen und für bessere Aufklärung zu sorgen.

Wer die Reste der Bummannsburg erkennen will, der muss genau hinsehen. Die neuen Schilder helfen dabei.

Ein Konzept für einen Rundgang samt Beschilderung wurde erstellt. Der Museumsförderverein unterstützte das Vorhaben. „Das Problem des Bodendenkmals ist: Es ist wenig von ihm zu sehen, auch wenn in der Fläche noch beeindruckend viel erhalten ist. Wir wollen mit den Schildern darauf aufmerksam machen, dass hier viel darüber zu erfahren ist, wie die Menschen hier früher gelebt haben – und dass solche Orte Respekt verdienen“, so Dr. Jens Herold. Wer allerdings hier tiefer als 30 cm in den Boden eindringt, muss eine archäologische Grabung beantragen. Deshalb mussten die sechs bereits vorhandenen Pfosten eines Naturlehrpfades ausreichen, um die Schilder aufzustellen. Ein umfassendes Schutzkonzept braucht derweil noch mehr Zeit und ist aktuell in Bearbeitung. Dafür braucht es die Beteiligung vieler Ämter und auch die Berücksichtigung des geltenden Waldrechts.

Museumsleiter Mark Schrader erläutert leidenschaftlich, welche Erkenntnisse die Wissenschaft bisher geliefert hat – und welche Geheimnisse der Boden auf dem Gelände noch verbirgt.

Eigentlich sollte ein zünftiges Burgfest die mittelalterliche Burg zusätzlich ins rechte Licht rücken. Corona machte hier einen Strich durch die Rechnung. Zur offiziellen Einweihung gab es am Sonntag aber dennoch einen Eindruck von dem, was sich hier im Mittelalter abgespielt haben mag. Historische Statisten begleiteten als Vertreter des niederen Adels des 12. Jh. mit Schwert und Spore sowie als Fußsoldaten mit Hellebarde den Rundgang. Im Museum ist die Epoche ebenfalls mit blauer Leitfarbe und Funden vertreten. Bürgermeister Roland Schäfer hofft, dass demnächst auch die Funde aus einem großen Merowingergrab das Museum zusätzlich bereichern werden. Hier wird schon jetzt die Bergkamener Stadtgeschichte von der Steinzeit über die Römer samt größtem Lager nördlich der Alpen bis hin zur Vergangenheit als einstmals größte Steinkohlenbergbaustadt lebendig.

6 Schilder klären jetzt detailliert auf – auch ohne Begleitung aus längst vergangenen Zeiten.

Wer hier jetzt unter den Bäumen flaniert, kann einiges entdecken. Hinweise auf Wirtschaftsgebäude, Mühlen und Brunnen. Römische Funde gab es ebenfalls. Sogar Urnen aus der Eisenzeit stammen aus der Region. Aus der Luft und im Boden lassen sich noch die Altarme der Lippe nachspüren. Verkehrsknotenpunkte mit naher Furt und befestigter Landzunge, Zerstörungsphasen, Pflanzenreste: Der Boden hat einige Geheimnisse preisgegeben, lässt aber noch viele Fragen offen. „Die kann man in Zukunft durch moderne wissenschaftliche Methoden wie Bodenradar vielleicht klären“, hofft Mark Schrader. Zuletzt wurde hier 1978 ausgegraben. Bekannt ist die Burg bereits seit mehr als 100 Jahren, erste Forschungen fanden zwischen 1890 und 1905 statt.




Picknick-Konzert macht Hoffnung auf Kultur-Normalisierung

Sonne, Sommer, Snacks und tolle Musik – mit viel Abstand: Die Premiere des Picknick-Konzerts im Römerpark machte vor allem gute Laune und Lust auf mehr.

Endlich mal wieder Kultur mit einem Hauch von Normalität. Darauf freuten sich alle, die am Freitag eines der Rasenvierecke mit einer grünen Nummer im Römerpark ergattert hatten. Ganz normal war es dann aber doch nicht, als Kulturreferentin Simone Schmidt-Apel vor das Publikum trat. Die Corona-Sicherheitsregeln benötigten immerhin einige Minuten Erklärung.

Den Sommerhut brachten viele mit auf ihre Picknickdecke – neben leckeren Snacks und Getränken und viel guter Laune.

Auf der eigenen Picknickdecke fühlten sich die Zuhörer fast wie in ganz normalen Zeiten. Jeder Schritt darüber hinaus war nur mit Mundschutz erlaubt. Es gab eine Einbahnstraßenregelung hinein und hinaus aus dem abgesperrten Konzertareal. Auf die eigens errichteten Toiletten durfte jeder nur allein. Auch Herumspazieren und spontane Tanzeinlagen vor der Pavillon-Bühne waren nicht erlaubt. Das tat der guten Laune aber nicht den geringsten Abbruch.

Musik mit Hingabe und Absperrungen im Hintergrund. Die Organisation benötigte einigen Aufwand und spezielle Sicherheitsregeln.

Schon nach kurzer Zeit erhob sich der erste, um auf der eigenen Picknickdecke im Rhythmus des „Tropical Turn Quartett“ mitzuswingen. Die aufgespießten Tomaten- und Mozarella-Stückchen wippten beschwingt im Takt mit. Und wer zu frischen Weintrauben oder Knäcke-Stückchen mit Dip griff, der ließ die nackten Zehen in der sommerlich warmen Luft kreisen. Andere waren von den Samba-, Salsa- Merengue- und Jazz-Klängen so entspannt, dass sie sich bequem neben den mitgebrachten Leckereien ausstreckten und tief und fest einschliefen.

Markierte Picknickflächen, die nicht alle belegt waren, Einbahnstraßenregelung und mehr: Ganz normal war es dann doch nicht auf dem Picknickgelände.

Was zählte, war neben der guten Musik vor allem das Signal. „Das ist ein Abend, der Mut und Freude macht“, begrüßte Simone Schmidt-Apel das Publikum. Und: „Sie glauben gar nicht, war Sie alle für ein tolles Bild abgeben.“ Sommerhüte und Sommerkleider mit auf der Seite ausgestreckten oder im Schneidersitz locker drapierten Musikfans formierten in der Tat ein sommerlich buntes Gemälde mit durchweg frohen Gesichtern. Denn alle freuten sich, endlich mal wieder live Musik genießen zu dürfen mit allen menschlichen Reaktionen, die genau das zu einem Erlebnis machen.

Die Musik vom „Tropical Turn Quartett“ war genau die richtige für einen tollen Sommerabend mit einem Hauch von Normalität.

„Wir würden das sehr gern wiederholen“, betonte Simone Schmidt-Apel ihre Hoffnung auf eine weitere Normalisierung und eine positive Entwicklung für die Kultur in der Corona-Krise. Die hat seit Monaten besonders unter den Einschränkungen zu leiden. Ob das nach den jüngsten Entwicklungen mit massenhaften Neuinfektionen in der Fleischindustrie der benachbarten Regionen auch tatsächlich möglich ist, wird sich zeigen. Einstweilen gilt das, womit das „Tropical Turn Quartett“ sein Publikum begrüßte : „Wir haben überlebt!“ Und „Das Leben geht weiter!“ Hoffentlich mit weiteren Picknick-Konzerten, denn die Premiere hat eindeutig Lust auf mehr gemacht. Denn schließlich zog das Konzert auch weit mehr Zuhörer an, die es sich auf den umliegenden Bänken bequem machten oder bei Spaziergängen rund um das Areal herum die Musik genossen.




Im DRIVEmaINa gibt es zum Streetfood garantiert ein Lächeln dazu

Leonie und „Stella“ beim kleinen Wartesnack vor dem „Einreiten“ in den DriveIn in der Marina.

Vor dem „Einparken“ gab es schon mal einen kleinen Snack mit leckerem grünen Gras auf der Wiese. Was sie dann allerdings in der Wartebox mitten auf dem Hafenplatz sollte, das verstand „Stella“ nicht so richtig. Überall waren Autos, flatternde Absperrungen und Möwen. Das Tuten der vorbeifahrenden Containerschiffe schien auch einigermaßen unheimlich. Als dann die Bedienung im „DRIVEmarINa“ eine frische Banane zusammen mit Pulled Pork und Crêpe brachte, war für das 21 Jahre alte Pony die Welt wieder in Ordnung.

Lecker und mal was anderes in tristen Corona-Zeiten: Cocktails und frisches Streetfood direkt ans Auto zum Mitnehmen.

Für ausnahmslos alle Hungrigen hatte die Marina am Wochenende endlich auch wieder einen Hauch von Normalität in skurrilen Corona-Zeiten zu bieten. Vor allem aber „etwas Originelles und endlich mal was anderes“ und „eine richtig gute Idee“, wie die jungen Frauen im weißen Kleinwagen finden, die gerade in Box Nummer 2 auf die Bestellung warten. „Wir wollten gern mal wieder Essen gehen, trauen uns aber noch nicht so richtig in ein Restaurant. Und immer nur die Fast-Food-Drive-Ins ist auch nicht schön – deshalb sind wir jetzt hier“, sagt das Trio einhellig und gut gelaunt und freut sich auf einen besonderen Genuss mit Cocktails zum frisch zubereiteten Essen.

Die aktuelle Speiskarte blinkt vor schöner Hafenkulisse direkt an der Einfahrt für die Bestellung auf.

Die Bestellungen haben die Gäste bereits ein paar Meter zuvor an der Einfahrt zum Hafenplatz abgegeben. Die Auswahl war alles andere als leicht, leuchteten auf dem großen Display doch allerhand Menüvorschläge von den Süßkartoffel-Fritten über Flammkuchen bis zum Frozen Yogurt zum Dessert auf. Dann ging es ganz langsam auf dem abgesteckten Weg in die Warteboxen. Inzwischen war in den verschiedenen Streetfood-Wagen, die sich zum praktischen Halbrund aufgebaut hatten, schon reges Treiben. Die Bedienungen huschten von einem zum anderen, um die Tabletts zu füllen und schließlich direkt an die heruntergelassene Wagenscheibe zu treiben.

Mario Kube mixt Cocktails und ist glücklich über den guten Start für seine „DriveIn“-Idee.

Während die Autoschlange immer länger wurde – darunter auch Neugierige Gäste aus Braunschweig oder dem benachbarten Lünen, kamen viele für den kulinarischen Genuss auch mit dem Rad oder zu Fuß vorbei. Nicht ohne Gesichtsmaske beim Bestellen, versteht sich – schließlich ist Corona immer noch allgegenwärtig. Für Mario Kube waren die vollen Warteboxen ein Anblick, der sein Herz höher schlagen ließ. Der Inhaber der Cocktail Bar „Liquid Liberty“ hatte die Idee für das kulinarische DriveIn, „damit endlich mal wieder etwas passiert.“ Alle Großveranstaltungen sind auch in Bergkamen der Corona-Pandemie zum Oper gefallen. „Wir Gastronomen sind gerade extrem stark gebeutelt, auch wenn die ersten Öffnungen sehr langsam wieder ein klein wenig Normalität ermöglichen.“ Die Stadt Bergkamen ließ sich sofort für die ungewöhnliche Idee begeistern und alle Kollegen, die Mario Kube ansprach, waren auch sofort dabei. Umfangreicher war dann allerdings die Bürokratie, die es mit den Corona-Abstands- und Hygieneregeln zu bewältigen gab. „Dabei hat uns das Stadtmarketing unglaublich gut unterstützt, die Stadt verzichtet sogar auf die Standmieten“, so Kube.

Für „Stella“ gibt es in Marina auch eine kulinarische Überraschung: eine frische Banane.

Die Idee jedenfalls funktioniert. „Alle fahren hier mit einem Lächeln wieder hinaus“, freut sich Mario Kube. Um 17 Uhr öffnete das DriveIn am Freitag – um 17:01 Uhr fuhr das erste Auto auf den Hafenplatz. Auch „Stella“ ist mehr als zufrieden, als sie auf vier Hufen statt auf vier Reifen das Gelände wieder verlässt und in ihren Stall im Reiterhof am Beversee zurückkehrt. Auf ihrem Rücken lässt sich Besitzerin Leona (12) einen leckeren Crêpe schmecken – auch sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Auch an den nächsten drei Wochenenden hat das DriveIn von Freitag bis Sonntag jeweils von 17-22 Uhr geöffnet – inklusive Marina-Flair und einem garantierten Lächeln.

 




Geschichte und Geschichten hinter den Kulissen der Museumsbaustelle

Im Tante-Emma-Laden herrscht schon gähnende Leere. Auch im Frisörsalon ist alles ausgeräumt. Hinter mancher Ecke stehen hinter Absperrungen Stapel mit Kisten. Viele Ausstellungsstücke sind verpackt und warten auf ihren Umzug. Hinter den Mauern des Stadtmuseums gab es am Sonntag zum Internationalen Museumstag viele spannende und ungewohnte Eindrücke hinter die Kulissen – mit Sicherheitsabstand und Mundschutz, versteht sich.

Der Tante-Emma-Laden ist bereits leer geräumt für die anstehenden Sanierungsarbeiten im „Altbau“.

Das passte allerdings auch zum Ambiente, schließlich stand diesmal weniger die Stadtgeschichte als vielmehr der Neubau samt Sanierung im Mittelpunkt. Der ist nicht weniger historisch als der Inhalt des Museums, erlebt das Gebäude doch aktuell und in den nächsten Monaten eine der größten Veränderungen seiner Geschichte. Dazu gehört nicht nur das, was gerade unübersehbar ist: Der neue Anbau, gerade erst mit symbolischem Richtfest fertig gestellt, für das neue Foyer und großen Veranstaltungsraum inklusive Garderobe, Technikraum und Lüftungsanlage. Ein neues Magazin für die vielen Exponate gibt es auch schon, eine Bühne ist für die Ausstellungsräume in der Galerie vorgesehen, damit hier auch die Kabarettreihe und Kulturveranstaltungen mehr Raum mit besserer Ausstattung haben.

Gerüste am Neubau.

Dafür wird hinter und vor den Kulissen hart gearbeitet. Die Ausstellungsstücke werden dokumentiert, demnächst allesamt verpackt und eingelagert, es wird mächtig geräumt und gebaut. „Wir sind eben eine richtige Baustelle“, schilderte es Museumsmitarbeiterin Ludwika Gulka-Hoell mit viel Herzblut und Vorfreude. „Damit werden wir viel mehr Möglichkeiten haben, die Ausstellungen neu zu gestalten und den Besuchern besser gerecht zu werden.“

Alte und neue Mauern direkt nebeneinander.

Denn zeitgemäß ist die Präsentation der vielfältigen Bergkamener Geschichte nicht mehr. Im Laufe der Jahrzehnte sind viele neue Erkenntnisse und Fundstücke dazu gekommen – aus der Urzeit, aus dem Bergbau, aus dem Mittelalter. Die Räume erlauben es nicht, dass der Besucher alles chronologisch erkunden und verstehen kann. Das soll sich bald ändern. Aktuell braucht es noch einiges an Fantasie, um sich das zukünftige Museumsgeschehen hinter rohen Wänden, eingerüsteten Fassaden und komplizierten Gerüsten für den Notausgang vorstellen zu können.

Einige der Besucher hatten ein Stück Geschichte mit eigenen Erinnerungen mitgebracht. „Hier bin ich noch zur Schule gegangen“, erzählt ein Teilnehmer der Führung – erst in die Schule, dann in die Bergbauschule. Andere der Teilnehmer kennen die Funde im Magazin, weil sie selbst Fundstücke beigesteuert haben. „Es wäre toll, wenn man davon einiges auch bald einmal in den Vitrinen sehen könnte.“

Alt und neu zusammen mit Kunst auf einen Blick: Historisch ist auch ader aktuelle Anblick des Stadtmuseums.

Das Gebäude des Stadtmuseums ist selbst ein Teil der bewegten Bergkamener Geschichte. Den Ursprung lieferte dafür Pfarrer Otto Prein zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als er auf der Suche nach dem sagenhaften Römerlager „Aliso“ eine andere Sensation fand: Das größte Römerlager rechts des Rheins. Damals mussten die ersten Fundstücke im Gasthaus ausgestellt werden. Prein arbeitete eifrig an der Realisierung eines eigenen Museums. Die Dortmunder kamen ihm allerdings zuvor, sicherten sich die Grabungsrechte und auch viele Funde, die noch heute jenseits der Bergkamener Stadtgrenze ausgestellt werden. Erst in den 60er-Jahren wurde der Traum wahr: Beim Bau des Gemeindehauses wurden auch Räume für eine Heimatstube eingeplant, die 1966 den Zusatz „städtisch“ bekam und Anfang der 80er-Jahre zum Museum ausgebaut wurde.

Nach 30 Jahren, neuen Ausgrabungen, dem Ende des Bergbaus und vielen neuen archäologischen Funden ist ein ganzes Stück Geschichte dazu gekommen, das bald mehr und vor allem moderne Räume dazu bekommt. Dann kann sich die Bergkamener Geschichte endlich im rechten Licht präsentieren. Erst einmal steht allerdings ein weiterer großer Schritt bei Sanierung und Umbau an: Am 1. Juni werden die Ausstellungsräume komplett geschlossen. Die Galerie bleibt derweil geöffnet.




Mit viel Humor und Ernst die Schaltstellen besetzen

Anka Zink stemmte nicht nur sinnbildlich die Hände in die Hüften beim 36. Internationalen Frauentag.

Zwischen den Extremen unbescheiden schalten und walten mit Platz für Anerkennung: So erhofft sich der 36. Internationale Frauentag in Bergkamen die Zukunft für die Frauen. Mehr Selbstbewusstsein, mehr Schalter umlegen, mehr Schaltstellen besetzen, mehr Eintreten für Werte, die es mit den Folgen der modernen Gesellschaft aufnehmen. So sehen die Mittel der Zukunft aus. Denn bei allem Humor, der am Sonntag traditionell im Treffpunkt im Vordergrund stand: Es steht immer noch mehr schlecht als recht um die Gleichberechtigung.

Bürgermeister Roland Schäfer und die Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper.

Martina Bierkämper sieht die Frauen als Gleichstellungsbeauftragte wieder oder auch immer noch zwischen den Extremen sitzen. Zwischen jenen, die ein „Amazonia“ samt Weltherrschaft der Frauen befürchten – und jenen, die sich die Frau zurück zu Herd und Kind wünschen. Der Mensch müsse in den Mittelpunkt gestellt werden in einer modernen Gesellschaft, in der flexible Familienstrukturen, gleiche Bezahlung und Chancen selbstverständlich sein sollten. Selbstverständlich ist da aber noch lange nichts. „Vieles ist immer noch ein Dauerthema“, betonte Bürgermeister Roland Schäfer. Gleiches Gehalt, Spitzenpositionen: „Es bleibt noch viel zu tun“, so seine Bilanz. Die war im Übrigen die letzte als Stadtoberhaupt beim Internationalen Frauentag – „mit viel Wehmut“, wie Schäfer zugab. Allerdings: „Ich werde auch in Zukunft kommen!“

Denn ein Besuch im Treffpunkt lohnt sich immer, wenn hier die Frauen die Macht übernehmen – wenigstens einen Tag lang. Dann steht traditionell der Humor im Vordergrund, diesmal unter der beschwingten Federführung von Kabarettistin Anka Zink. Die nahm die Schaltstellen im Motto des Frauentags mehr als selbstbewusst auf und nannte ihr Programm gleich „Schaltjahr“. Denn eigentlich sitzen die Frauen ja längst an den Schaltstellen – den wirklich wichtigen. Sie sind zum Beispiel dort schlau genug, es Männern machen zu lassen, wo es schlicht nervig und langweilig wird wie beim „Computerkram“. Frauen haben längst erkannt, dass sie mit dem Handy die wahren Fußfesseln der modernen Gesellschaft und neuen Wanzen im Wohnzimmer mit sich herumtragen. Wie zum Hohn klingelten deshalb auch diverse mobile Endgeräte im Publikum mehrfach auf, ohne dass ein Gegenmittel gefunden werden konnte.

Wortgewaltig und aufhetzend: Kabarett auf der Bühne im Treffpunkt.

Anka Zink hetzte unentwegt auf – für mehr Selbstverantwortung und Selbstbehauptung. Einfach mal wieder nach Schildern fahren, digitale Unfälle in Kauf nehmen und sich daran erinnern, dass es durchaus nützlich ist, Wörter und Sätze auch vor dem Schreiben zu kennen. Blondinenwitze haben jedenfalls mit Blick auf prominente Politiker wie Trump und Johnson ihre Berechtigung, ebenso wie das Fragen nach dem Weg. Auch im letzten Fall waren Männer im Laufe der Geschichte auf fatalen Irrwegen unterwegs wie Moses, Kolumbus oder Odysseus. Was passieren kann, wenn der Politik ihre Zielgruppen abhandenkommen, zeigte Anka Zink auf subtile Weise am Beispiel der SPD. Der fehlen die Arbeiter, die wiederum nicht mehr ausgebeutet, sondern schlicht überflüssig werden, sich der Langeweile ergeben und am Ende komische Parteien mit komischen Politikern wählen.

Vom misslungenen Workflow über die erloschene Gelinggarantie jenseits des Thermomix bis zum Schrittzähler am Mixer: „Es gibt noch viel Potenzial“, bilanziert auch sie gutgelaunt und wird dann richtig ernst. „Wir müssen dabei für jeden Anerkennung und einen Platz im Leben übriglassen – denn Anerkennung kostet nicht viel, nur Überwindung“, sagt sie, nicht nur mit Blick auf unterbezahlte Pflegeberufe.

Fröhliches Raten rund um die Schaltstellen, an denen Frauen immer noch nicht sitzen.

Wie es sich anfühlt mit den Schaltstellen, das zeigte das Frauentagsquiz zum Abschluss. Einen Schalter hat der Frauentag schon umgelegt. Die Stände im Foyer gibt es nicht mehr, nur noch einen Tisch für alle – um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Erlöse gehen übrigens einmal mehr an das Mädchen- und Frauennetzwerk und an das Frauenforum.




Hafenfeuer lockt zum dichtgedrängten Frieren mit Feuerkunst

Lieber nicht zu nah kommen: Die Feuerkünstler sind unterwegs!

Ganz klar, die Bergkamener haben Entzugserscheinungen. Viel zu lang scheint die letzte Großveranstaltung her zu sein. Selbst wenn die Füße, Nase und Hände abfrieren: Am Wochenende mussten einfach alle raus ins Freie in die Marina. Wo man noch im vergangenen Jahr bequem einen Parkplatz fand und genügend Platz um sich herum hatte, um mit dem Cocktail in der Hand auch ein spontanes Tänzchen zu wagen, ging es jetzt beim Hafenfeuer zu wie in der Sardinenbüchse.

Eiskalt war es am Wochenende – und gemütlich am heiß begehrten Lagerfeuer.

Es hat zwar etwas gedauert, bis es sich herumgesprochen hat. Jetzt müssen sich die Organisatoren aber etwas überlegen, um all die Menschen dort unterzubringen, wo von Freitag bis Sonntag die in diesem Fall außerordentlich gute irische Musik spielte. Hier wurde mancher Zeh bei dem Versuch gequetscht, noch einen freien Quadratzentimeter zu finden, um mit dem Dudelsäcken über den Platz zu flanieren. Auch die Stelzenläufer hatten zumindest am Samstagabend so ihre liebe Not, überhaupt noch einen Weg mit flammenden Fackelkäfigen durch die Menge zu finden.

Überhaupt keine Berührungsängste gab es unter den Zuschauern.

Da waren die Dudelsäcke längst leicht angefroren und für die nackten Keltenbeine hielten auch Feuerkörbe keine Wärme mehr bereit. Mit Handschuhen und Mützen wurden regelrechte Kämpfe um den Platz am Lagerfeuer ausgefochten. Denn von innen wirkte die diversen flüssigen und festen Aufwärmmittelchen auch nicht mehr. Wer sich gar mit rund 200 Gleichgesinnten zu einem Fackelzug in die nähere und finstere Umgebung aufgemacht hatte, der brauchte umso mehr eine feurige Wärmequelle.

Auch die Feuerkörbe waren begehrt, denn nach dem Fackelspaziergang war mancher Körperteil eingefroren.

Wohl dem unter den Besuchern, der mit dickem Winterfell aufwarten konnte. Der mannshohe Bernadiner war eine eigene Attraktion zwischen den Buden, die auch für Hundenasen verlockende Düfte ausströmten. Überhaupt tummelten sich auffällig viele langmütige Vierbeiner in der dicht gedrängten Menschenmenge. Pinguine und Eisbären waren jedoch zum Glück aus Kunststoff und Kunstfell, dafür umso stilechter als Kulisse für Kinderkreativität und spannende Lesungen aus dem Dustertal.

Vielleicht hat der Klimawandel in Zukunft ja ein Einsehen und die Marina friert zu. Dann gäbe es jedenfalls reichlich Platz für alle, die einen Hauch von echtem Winter nicht allein genießen wollen.

 

 




Gemächlich mit Vorfahrt auf der Kabarett-Überholspur unterwegs

Ein Hohelied auf die klimaneutrale Liegeradgeneration.

Die großen Kabarettbühnen kennt sie in- und auswendig. Barbara Ruscher gehört zur ersten Riege der deutschen Humorgarade, insbesondere der weiblichen. Dennoch war es am Freitag eher, als hätten sich die Bergkamener und sie zufällig am Büdchen nebenan getroffen. Einzig Flügel und Lesetisch erinnerten daran, dass der nette Plausch durchaus geplant war. Die größte Begeisterung löste dennoch der unfreiwillige Humor aus.

Auch singen kann Barbara Ruscher, sogar durchaus böse über die AfD und andere politische Auswüchse.

Etwa beim finalen Lob für das „wunderbare“ studiotheater, das ja bekanntlich unter schweren Alterserscheinungen leidet, eine komplette Sanierung benötigt und auch am Freitag wieder technische Besonderheiten offenbarte. Fast rührend mutete auch ihre Verzückung über die Bergkamener Fürsorglichkeit an, die mit WLan und Erfrischungsangeboten für eine bei Künstlern wohl ungewohnte „Pflegestufe im Backstagebereich“ sorgte.

Engagierte Empörung über Helikopter-Eltern.

Nett war ihr als ausgebildete Lehrerin pädagogischer Blick auf rebellierende Retro-Kindergeburtstage mit Sackhüpfen als fast verzweifelte Antwort auf die grassierende Event-Kultur unter Helikopter-Eltern für „bilinguale Klugscheißer“. Die Fifa bekam als Wohltätigkeitsverein mit Inklusionskultur für Sehbehinderte ebenso ihr Fett weg wie große Lebensmittelkonzerne als „Wassa-Massa“ mit weltweit bedenklichem Einfluss auf die Trinkwasserversorgung. Die Live-Übertragung über die skurrilen Auswüchse unter Hooligan-Eltern am Spielfeldrand hatte charmanten Schmunzelfaktor, ebenso der Abgesang auf die Ü40-Drohnen auf E-Bikes und Liegeräder mit Luftpumpe und Klingeling. Mehr aber auch nicht.

Auch gedichtet wird bei Baraba Ruscher – stilecht am Literatentisch.

Ruscher schien ebenso ratlos wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen angesichts des verbreiteten ganz normalen Wahnsinns. Die Merkel-Mandalas für Flüchtlinge, AfD-Songs auf die „Dummheit als nachwachsenden Rohstoff“ und den Anti-Rap mit Hand im Schritt als Zeichen der Empörung, die sich so recht keinen Rat weiß. Schade, dass auch sie dann immer wieder in die untere Humor-Kiste mit Zipfelnormen, Nacktwanderwegen und Apotheken-Begegnungen beim Spiralenkauf griff. So richtig auf die Überholspur kam sie jedenfalls nicht, auch wenn die Gastgeber ihr mit warmem Applaus freundlich Vorfahrt getreu ihres Tourmottos gewährten. Aus spannenden Themen hätte sie, die durchaus bissig hier und dort den Kern in der „Hose mit Schiss“, beim Schulklolied oder bei der Luftprivatisierung im Klimawandel-Hype trifft, mehr als nur eine Nebenbemerkung machen können.

So blieb es bei einem netten Abend mit einem freundlichen Abschied. Und dem mehr als treffenden Hinweis, dass sich das Bergkamener Kabarett-Programm auch im Auge des Profis sehen lassen kann. Hoffentlich nehmen Barbara Ruscher auch jene wörtlich, die kein Abo fürs studiotheater besitzen und spontan eine Karte kaufen. Denn auch dieser Kabarett-Abend hat immerhin den Blick für das geöffnet, worauf wir alle ein ebenso wachsames wie humorvolles Auge haben sollten.




Anfang vom Abschied, Jubiläen und reichlich neue Aufgaben

Faszinierende Poesie mit Glaskugeln und Körperbeherrschung gab es auf der Bühne.Eigentlich hat er noch 10 Monate und der Schwerpunkt sollte auch auf den Jubiläen 2020 liegen. Dennoch war der traditionelle Neujahrsempfang dann doch so etwas wie der Anfang vom Abschied für Bürgermeister Roland Schäfer. Immerhin war es am Sonntag das letzte Mal, dass er geschmückt mit der Amtskette vor Vertretern aller politischen und gesellschaftlichen Fraktionen Rückblick und Ausblick hielt. Als Stadtoberhaupt mit „äußerster Langlebigkeit in der Politik“, wie seine Amtskollegen aus den Partnerstädten doch etwas neidvoll anerkannten.

Ein persönliches Geschenk aus Wieliczka.

Emotional wurde es in den Grußworten aber auch an anderen Stellen. Als sich Patrice Leclerc, der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Gennevilliers, für die gegenseitige Unterstützung „auch in schmerzlichen Momenten“ in Erinnerung an die terroristischen Attentate in beiden Ländern bedankte. Sein Wunsch nach „Frieden und Aussöhnung angesichts dieses Jahresbeginns wie wir es in Europa nach dem Krieg geschafft haben“ sorgte für langanhaltenden Applaus. Auch der Bürgermeister von Hettstedt, Dirk Fuhlert, war tief gerührt als er „heute das erste Mal und im Laufe des Jahres noch häufiger Danke“ sagte für die Unterstützung in der Wendezeit und darüber hinaus – vor allem aber für „Herzlichkeit, Verständnis, Freundschaft“. Er sucht noch händeringend mit seinem Städte-Team in seiner relativ wasserarmen Heimat nach einem Trainingsort, um beim Bergkamener Hafenfest mit einem eigenen Boot anzutreten. Auch Artur Kosiol, der Amtsbruder aus dem polnischen Wieliczka, bedankte sich für infrastrukturelle Hilfe, für „das, was von Herzen kommt“ und den Zusammenhalt der Menschen. Auch er will im Verbund der Partnerstädte über die gemeinsamen 30-jährigen Partnerschaftsjubiläen hinaus „kämpfen für Frieden und mehr Sicherheit“

2020 hat es schon jetzt in sich

Bürgermeister Roland Schäfer zum letzten Mal beim traditionellen Rück- und Ausblick des Neujahrsempfangs.

Es folgte der traditionelle Rückblick auf ein erneut ereignisreiches Jahr, aus dem einiges hervorstach. Ein integriertes Klimaschutzkonzept mit 27 Einzelmaßnahmen, eine neue Leitung für die Freiwillige Feuerwehr, die Räumung von 2 Wohnhäusern und Evakuierung von 95 Menschen inklusive heftigen Widerstands mit anschließend doch noch geglückter Sanierung waren einige davon. Umbau des Pestalozzihauses, Bergkamen als erste Stadt mit Erinnerungsampeln für Römer und Bergbau, Einweihung des Ernst-Flüß-Platzes, seit 3 Jahren ein Haushalt ohne Sicherungskonzept, Abriss der Turmarkaden, Umbau des Rathaus-Centers, Neubau des Kauflands, neue Firmenansiedlungen unter anderem auf der letzten freien Gewerbefläche sind weitere Aspekte.

Emotional und sehr persönlich bedankte sich Patrice Leclerc, der Bürgermeister von Gennevilliers.

Die Liste der 2020 zu bewältigenden Dinge ist nicht weniger lang, angeführt vom Jubiläum der Städtepartnerschaften und der Galerie sohle 1 als älteste kommunale Galerie der Republik – beides im Mai. Richtig Arbeit muss in die Machbarkeitsstudie für Sanierung oder Neubau des Rathauses investiert werden, ebenso in dem Umbau des Museums mit Abriss des Zwischentrakts und Neubau eines Begegnungszentrums. Der Breitbandausbau wird ebenfalls eine Herausforderung, bei der die Schulen und Gewerbegebiete an erster Stelle stehen sollen, 2021 die privaten Anschlüsse folgen. Der Neubau der Jahnschule, diverse Offene Ganztagsschulen und Kitas, Abriss der Heideschule und Neubauten, eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung des studio theaters: 2020 hat es in sich. Die Bodenarbeiten in der Wasserstadt Aden laufen, die Ausschreibung für den See ebenso. Der Radverkehr bekommt einen besonderen Stellenwert mit gleich mehreren Projekten. Das Strukturstärkungsgesetz steht ins Haus mit Konzepten für die Stilllegung des Kohlekraftwerks bis 2038. Ein integriertes Handlungskonzept für Bergkamen-Mitte, Fußverkehrs-Check, Neuaufstellung des Lärmschutzplans, Barrierefreie Stadt BK, Kommunale Altenplanung, Integrationskonzept, digitales Beschwerdemanagement: Im Rathaus und in den politischen Gremien wird es 2020 garantiert nicht langweilig.

Musik gab es von den „Franklins“.

Alles andere als langweilig war es auch auf der Bühne des studio theaters. Dort boten die „Franklins“ handfeste Musik. Gefolgt von Kevin Kalvus, der mit Glaskugeln auf seinem Körper echte Poesie formulierte – auch wenn die Musik dazu eine Weile auf sich warten ließ. Freuen dürfen sich die Bergkamener 2020 nicht nur auf die womögliche Fertigstellung des Bahnübergangs an der Jahnstraße, den 2. Bauabschnitt der L821n, weitere Diskussionen zum GSW-Ganzjahresbad und Planungen zur Nachfolgenutzung des Turmarkadengeländes. Es wird auch eine neue Veranstaltung geben: Mittelalterlich geht es beim Bumannsburgfest am 15. und 16. August zu.




Oberadener Weihnachtszauber mit spannenden Eindrücken

Spaß mit Stockbrot am Mini-Lagerfeuer.

Der Bummel über den Oberadener Weihnachtsmarkt fiel in diesem Jahr deutlich kürzer aus. Zumindest im Museum war die Anzahl der Stände drastisch zusammengeschrumpft. Keine Weihnachtswichtel in der historischen Wohnstube, kein Spekulatius mit antiker Maschine in der Untertagewelt des Bergbaus. An weihnachtlicher Stimmung mangelte es dennoch nicht am Wochenende. Und Überraschungsmomente gab es auch.

Wahre Fluten aus Miniatur-Weihnachtslandschaften.

Weniger ist mehr lautet das neue Motto im Stadtmuseum. Nicht nur der Umbau und die Neugestaltung haben jetzt Priorität. Auch die Sicherheit der Ausstellungsstücke und des Mobiliars. Denn jeder Weihnachtsmarkt hinterließ in der Vergangenheit Spuren etwa an den Wänden, an den Stühlen. Jetzt ist es deutlich luftiger zwischen den Ständen.

Selbstgemachte Bücher mit wahrer Kunst.

Unter den angebotenen Weihnachtswaren fanden sich immer noch alte Bekannte. Handgemachte Teddy-Kunst, selbstgestrickte Kunstwerke für den Körper oder wahre Miniatur-Weihnachtswelten. Aber auch neue Eindrücke konnten die Besucher mit nach Hause nehmen. Beispielsweise die ebenfalls in reiner Handarbeit entstandenen Kunstwerke aus Papier am Stand von Bernhard Fahrni. Er ist gelernter Buchbindemeister und vermittelt kleine Botschaften auf den Buchrücken, die als Gästebücher, Notizbücher, Dokumentensammler oder Notenbücher eine unwiderstehliche Strahlkraft aussenden. Auf dem Gästebuch sammeln sich beispielweise „die Gäste hier am Rand, kommen in der Mitte des Titeleinbands zusammen und am anderen Rand verlassen die ersten Besucher die Szenerie wieder“, erzählt der Fachmann. Bei ihm kann man auch in Workshops lernen, wie viel Zeit es braucht, um selbst das Papier herzustellen, alles mit Fadenheftung zusammen zu bringen, wie viel Kunst im perfekten Einband steckt.

Mit der Kamera unterwegs für das Jubiläum der „sohle 1“.

Eindrücke sammelte auch Conny Reißberg zwischen den Weihnachtsmarktständen. Sie war mit der Videokamera samt großem Mikrofon unterwegs und wollte von den Bergkamenern wissen, welche Eindrücke und Erinnerungen sie mit der Galerie „sohle 1“ verbinden. Denn die Galerie wird 50 und dafür soll es auch bewegte Bilder und hörbare Erzählungen geben. Galerieerfinder Dieter Treeck hatte sie schon vor der Kamera, auch den Bürgermeister. Am Wochenende schauten viele Befragte mit ratlosen Gesichtern in ihre Linse bei der Frage, was sie mit der „sohle 1“ verbinden.

Weihnachtliche Eindrücke – vollständig handgemacht.

Schwer hatten es die Weihnachtsmarktbuden und die Bühne auf dem Museumsplatz. Unwirtliches Wetter mit Wind und viel Regen: Die Gäste suchten vor allem am Samstag vor allem Schutz im Trockenen und verpassten Auftritte etwa des Pfarrers samt Gitarre, eine besinnliche Minute mit Stockbrot am Lagerfeuer oder eine Runde Glücksrad beim Sportverein.