Kino-Spaß mit Sternenfunkeln und Fledermausgeflatter

Die Sonne geht unter, die Plätze füllen sich: Auf geht’s zu einem wunderbaren Kino-Abend unter freiem Himmel.

Prost! Der Kino-Abend macht auch lange vor dem Filmstart Spaß.

Flatternde Fledermäuse vor und ein funkelndes Sternenmeer hinter der Kinoleinwand – das gibt es nur ein Mal im Jahr. Mit Corona im Nacken sowieso. Umso freudiger ignorierten die Bergkamener am Samstag die dicken Wolkenberge und die steife Brise und strömten zahlreich auf das Gelände der Bogenschützen in Overberge zum Kino Open-Air. Im vergangenen Jahr war es der Pandemie zum Opfer gefallen. Diesmal wollte sich niemand die kostenlose Chance entgehen lassen.

Auch neben der Leinwand konnte man es sich gemütlich machen.

Da wurden dann auch vorsorglich die Rucksäcke und Taschen prall gepackt, denn das Wetter war nicht weniger wankelmütig. Die Impf- und ähnlichen Nachweise mussten ebenso mit hinein wie der Mund- und Nasenschutz, die dicke Jacke, am besten noch ein Schal und eine kuschelige Decke. Die Sonne gab zum Abschied zwar noch alles und vertrieb die Wolken. Die Sterne erschienen am Himmel und mit ihnen eine Kälte, die man eher im tiefsten Herbst verortet.

Die SOS-Mobilband ist schon eine Institution für die gute Laune bei Kino-Open-Air.

Das störte aber die wenigsten, sie hatten bereits ab 18 Uhr mit warmer Pizza und warmhaltenden Getränken vorgesorgt. Die inzwischen längst traditionelle „SoS-Mobilband“ hatte für gute musikalische Stimmung gesorgt. Außerdem musste der Junge auf der Leinwand dringend an die frische Luft und die tragikomischen Momente aus der Kindheit von Hape Kerkeling machten es nicht weniger warm ums Herz. Da kullerten ebenso die Lach- wie auch die Trauertränen, denn die Bandbreite der Emotionen war immens. Gut, dass man sich an Nachos und Popcorn festhalten konnte.

Auch die vierbeinigen Kinobesucher waren engagiert – mit Popcorn und spontanem Mitwirken am Leinwandgeschehen.

Es fehlten auch nicht die komischen Live-Momente. Etwa wenn der Hund im Publikum begeistert mit Film-Opa Joachim Król mitheulte, der in den Bergen einen Wolf imitierte. Oder wenn sich mancher Körper auf der Leinwand mit den immer stärkeren Windböen skurril aufblähte und heftig an den Stahlseilen der Halterung riss.

Tolle Atmosphäre auch mit Lichterspielen am Rande.

Leicht eingefroren, aber mit einer riesengroßen Portion guter Laune machte jeder der rund 350 Besucher einen filmreifen Abgang über den roten Teppich – der war auch dieses Mal wieder ausgerollt. So konnte sich jeder noch zusätzlich ein bisschen wie ein Filmstar fühlen.




Sommerkonzert mit Star, flatternder Bühne und johlendem Klassik-Publikum

Fanstastische Kulisse“ für den Wiener Abend mit Justus Frantz beim Klassik Sommerkonzert in der Marina.

Lässig einhändig am Flügel bei Beethovens Klavierkonzert.

Ein Glück, dass in Mozarts Ouvertüre kein Klavier vorkommt. So hatte Star-Pianist und Dirigent Justus Frantz beim Klassik Sommerkonzert in der Marina ganz zum Schluss die Hände frei, um seine Begeisterung über den Wiener „Pop-Star“ mit dem ganzen Körper und amüsanten Anekdoten zu unterstreichen. Die Bergkamener riss es jedenfalls nicht nur deshalb dauerapplaudierend von den Stühlen. Was der distinguierte Klassik-Virtuose dort lässig beim „Wiener Abend“ auf den Tasten zauberte, war einfach mitreißend.

Roter Teppich für Besucher, Star und begeisterndes Orchester.

Dabei war der rote Teppich nicht nur für den Star ausgerollt worden. Auch die Besucher wurden von der Stadt Bergkamen unterstützt von Sparkasse und GSW nahezu euphorisch begrüßt. Schließlich lagen hochklassige Kulturereignisse inzwischen coronabedingt schon fast schmerzlich lang zurück. Zudem nahmen ausnehmend erlesende weitere Musiker rund um den Hauptakteur auf der Bühne Platz. Die festival:philharmonie westfalen der musik:landschaft setzt sich aus jungen und besonders talentierten Nachwuchsmusikern zusammen. Ein temporäres Orchester, dem das zeitlich Befristete ganz und gar nicht anzumerken war.

Musiker als spontane Bühnenarbeiter.

Lachend und scherzend nahmen die Musiker es hin, dass der Wind ihnen bei Beethovens Konzert Nr. 5 op. 73 die halbe Außenverkleidung der Bühne gefährlich nah gegen Körper und Instrumente blies. Dass zwischendrin ein Techniker die flatternde Kulisse zu bändigen versuchte, irritierte sie ebenso wenig. Die Musiker erwiesen sich auch als spontane Bühnenhelfer, denn der gewaltige Steinway-Flügel hatte nur mühsam Platz inmitten des Orchesters gefunden. Einen Teil der Verkleidung montierte Justus Frantz kurzerhand ab und reichte ihn lässig an die ersten Geiger weiter, um sie aus dem Aktionskreis zu bugsieren. Dann war der Weg frei für eine Interpretation des berühmten und für viele schönsten Beethoven Klavierkonzerts, das von der ersten Note an faszinierend war.

Dem Wind lässig widerstanden

Hochengagiert auch als Dirigent: Justus Frantz in Aktion.

Nicht nur der Pianist zog alle sofort in seinen Bann, wenn er lässig einhändig die Tasten bediente und dabei freundlich in das Publikum lächelte. Regelrecht mit Links flogen seine Hände über die Klaviatur. Er brauchte nicht einen Blick in die pro Forma aufgeschlagenen Noten, um die immerhin doch anspruchsvollen Notenreihen nahezu blind in die Marina-Luft zu schicken. Die Musiker folgten mehr als wacker und bändigten ihre Noten gegen die windigen Angriffe mit Bravour. Die flatternde Baumsilhouette im Hintergrund gab dem ganzen Schauspiel mit fulminanten Wolken-Sonnen-Spielen einen ganz besonderen Reiz.

Begeisterte und begeisternde Musiker.

Betonen müssen hätte er es nicht. Es hatte aber einen besonderen Charme, dass Justus Frantz nach diesem Auftakt das Publikum dazu aufforderte, noch einmal mit dem Applaus anzusetzen und diesmal ganz besonders inbrünstig „die ganz hervorragende Leistung des Orchesters“ zu würdigen. Er begrüßte es auch amüsiert, dass es begeisterten Zwischenapplaus gab: „Klatschen Sie ruhig, das war zu Mozarts Zeiten auch üblich“, lachte er bei jedem Freudenausbruch der Bergkamener, der die folgende Sinfonie Schwanengesang begleitete. Die nicht weniger ausgiebige Frequenz am Getränkestand störte dann schon eher. Jedenfalls nach der kurzen Umbaupause die nötig war, um den Flügel für den zweiten Konzertteil von der Bühne zu bekommen.

Der Charme der Open-Air-Atmosphäre: Das Gläschen Wein steht bereit für den besonderen Musikgenuss.

Gläser gingen auch zu Bruch, als die Menschen für den stehenden Applaus aufsprangen. Das war aber auch wenig verwunderlich, denn die Atmosphäre in der sonnig-windigen Atmosphäre euphorisierte zusätzlich Und schließlich hatte es auch Mozart reichlich unkonventionell gehalten. Der musste regelrecht eingesperrt werden, weil er schlicht zu faul gewesen war, eine Ouvertüre zu schreiben. Das Abendessen sollte es erst geben, wenn die Noten vorlagen. Gerade mal eine halbe Stunde brauchte er, um seinen physischen Hunger zu stillen – mit einem Ergebnis, das jedem auch mehrere hundert Jahre später noch die Sprache verschlägt.

Gute Laune machte das Stück zum Schluss allemal. Das Publikum forderte lautstark Zugaben, bekam immerhin eine und verließ nur widerwillig den Ort des Geschehens – weil es einfach rundherum perfekt und gelungen war.

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2. Kulturpicknick: Mit Sockensozialismus und Tarantino Corona die Comedy-Zähne zeigen

In Hochform: Lars Redlich kann beim 2. Kulturpicknick auch die ganz großen Operndiven.

Nass? Egal! Die Bergkamener zeigen dem Regen die kalte Schulter und genießen den Comedy-Abend.

Beatles, Tarantino, Botox, Handies, Detox, Navis, Bob Dylan: Wer braucht schon das Original, wenn die Comedy-Adaptionen so viel lustiger sind. Lucy Van Kuhl und Lars Redlich hatten als unschlagbares Duo beim 2. Kulturpicknick Antworten auf jeden Wahnsinn der Corona- und Jetztzeit – verpackt als Musikkabarett, Liedermacherei, Plauderei, Schenkelklopfer, Erzählung, Dialog, Miniatur-Schauspiel. Selbst mit regennassem Hinterteil gab es kein Halten auf der triefenden Bühne – und auch nicht auf den durchgeregneten Picknickdecken davor.

Lecker: Auch im klitschnassen Ambiente kann man es sich gut gehen lassen.

Mancher verschluckte sich an den mitgebrachten Snacks oder sank von Lachkrämpfen geschüttelt hinter den aufgestellten Regenschirmen akut zusammen. Denn das, was das Duo dort begleitet von lieblichen Flügel- und Gitarrenklängen aus dem Hut zauberte, war einfach erschütternd für die entwöhnten Zwerchfelle. Unter den Regenjacken wurde es jedenfalls schon von Beginn an ganz schön warm, wenn das Date mit der Veganerin mit Fleischtomaten für den Hund und Meat & Greet-Ende frei nach Tarantino und Pilcher endete. Die Bohnen im Salat waren da „blowing in the wind“ und Eike die Eintagsfliege machte es auch nicht viel besser.

Es sieht beschaulich aus, aber das Duo Lucy Van Kuhl und Lars Redlich hat es in sich.

Die Kinder versuchen nach der Corona-Pause verzweifelt die Fische im Aquarium heranzuzoomen und dem Lesezeichen bleibt nach dem jüngsten Pandemie-Volldigitalisierung nur das Klagelied. Ab ins Traumtanztaumelland mit Social Media. Dem Handy wird jetzt endlich auch eine Stimme gegeben, denn das Leben mit Chantal ist alles andere als megafett und voll krass. Ein Hoch auf die Distanz nicht nur auf der Autobahn, beim Tanzen oder per Zoom zum nervigen Kollegen: Zurück zu den Zeiten, als alle noch hemmungslos Döner mit Knoblauch und alles zusätzlich zu den Chips in sich hineinstopfen durften. Das Bett im Kornfeld wird zum Fett, das nach vorn fällt und an Tagen wie diesen ist es gut, einen Wagen zu leasen. Wer jetzt noch keine Lachtränen weinte, dem war auch nicht mehr zu helfen.

Schirme auf: Open Air ist aktuell nicht leicht, aber die Sehnsucht nach Kultur um so größer.

Tränen hatte das Bergkamener Kulturteam allerdings noch ein paar Minuten vor Beginn des Kulturpicknicks in den Augen. Im Römerpark bildeten sich anschauliche Pfützen unter den Bindfäden von Regen, der Flügel war in Gefahr und auch sämtliche Technik brauchte schützende Plastikhüllen. „Wir sahen uns hier schon allein mit den beiden Stars sitzen“, erzählt das Team. Riesig war die Erleichterung, als der Regen endlich nachließ, die meisten der 190 angemeldeten Gäste herbeiströmten und alle gleichmütig die nassen Picknickdecken mit eigenen regenfesten Varianten zudeckten. Selbst der Hund hatte unter dem Regencape Platz. Hinter den Absperrungen fanden sich spontane Zuschauer, die auch gleich einen privaten Getränkedienst organisierten.

Ran an die Zuschauer pirschte sich Lars Redlich nicht nur verbal mit Gesang.

Die Regenstiefel und Schirmumwehrungen lohnten sich. Denn es ging auch nach der Pause genauso beschwingt weiter. Wer hatte schon vom Sockensozialismus und den Qualen der einsamen Socke gehört. Sich angesichts von Kriegen und Klimaverwüstungen einmal Gedanken über die Qual der Auswahl zu machen: Auch ernst kann lustig sein. Auch Koffer haben Gefühle und Ehepartner zum 50. Hochzeitstag sowieso – da braucht es kein Corona, um sich ein hübsches Massaker wenigstens in der Fantasie auszumalen.

Volle Emotion am Flügel: Lucy von Kuhl in Aktion.

Wenn dann alle das „Aaaaahhhhaaaahaaaa“ von Uriah Heep mit Loch im Zahn und in allen Sprachen mitsingen, ist die Stimmung auf dem Hochpunkt. Das supercoole Bergkamen-Medley auf Zuruf bringt die Steinarena zum Kochen. Eine Zugabe und noch eine muss her, bevor der Regen zurückkommt. Und die Gratis-Picknick-Tüten schaffen es nur mit Mühe durch die dann doch noch strömende Regenflut ins Trockene zurück. Da ist die Laune dennoch garantiert immer noch besser denn je. Da wünschte man sich fast schon die Comedy-App, um zu entscheiden, was an diesem Abend das Beste war.

 

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Endlich wieder zusammen: Römer und Germanen leben die Oberadener Geschichte im Sommerlager

Marschieren hinter der Holz-Eder-Mauer – auch das will nach der Corona-Pause wieder geübt sein.

Das Marschieren müssen die Legionäre noch üben. Alles nochmal auf Anfang und dann klappt es hinter den Ruinen der Lagermauer in Oberaden auch im Gleichmarsch. Im 4. Jahrhundert nach Christus funktioniert es nicht mehr so gut im römischen Heer und auch nicht mit den Kaisern. Das Reich zerbröselt, die Römerlager sowieso. Und auch in Oberaden mucken die Einheimischen auf. Steuern sind ebenso wenig beliebt wie die eigenartigen Besatzer in Röcken.

Lagerleben auf dem Bergkamener Gelände.

Fast zwei Jahrtausende später müssen die Laiendarsteller auch wieder üben. Lang ist es her, dass alle an den historischen Stätten zusammenkommen konnten, um ihr Hobby auszuleben. In der Freizeit in die kratzigen Hosen der Germanen schlüpfen, zu den originalgetreu nachgeschmiedeten Waffen greifen und sich die bis auf den kleinsten Zierstrich zum Verwechseln ähnlichen Fibeln an die Kleider heften. Ob Römer oder Germane: Die gut 20 Darsteller konnten seit gut eineinhalb Jahren nicht mehr gemeinsam in historische Rollen schlüpfen, ihre Zelte aufbauen und ein paar Tage lang so leben wie die Menschen in spätantiken Zeiten. Der Corona-Virus hält sich endlich soweit zurück, dass ein traditionelles Römerlager am Nachbau der Holz-Erde-Mauer am Wochenende wieder möglich war. Rollenspiele inklusive.

Am Ende wird doch gezahlt: Rollenspiel an der Originalstätte.

Die Germanen sehen es überhaupt nicht ein, Geld an die Eindringlinge zu zahlen. Deshalb rücken die Soldaten auch aus, um einen säumigen Zahler vor den Schreibtisch des Steuereintreibers zu schubsen. „Ich will nicht“, brüllt er. „Jetzt und hier, und zwar sofort“, donnert der Mann mit den Wachstafeln, dem Griffel, den Siegeln und den Papyrusrollen zurück. Die Ketten der Fesseln rasseln bedrohlich und so muss der arme Mann dann doch tief in seinen Geldbeutel greifen. Da schweigen sogar die Zwergschafe hinter dem Gatter. Die Tiere sind natürlich auch eine historische Rasse und sehen das Treiben um sie herum ansonsten gelassen. Da wird mit originalen Zutaten gekocht wie bei den Römern, in den Zelten liegen Felle auf den Boden und auch die Betten sehen deutlich anders aus als heutzutage.

Wer am Wochenende vorbeischaute konnte auch dabei zusehen, wie originalgetreuer Schmuck entstand.

Aus Mühlheim, von anderen Orten am Rhein, aber auch aus Bergkamen sind die Darsteller nach angereist. Endlich wieder ein Sommerlager, endlich wieder gemeinsam und endlich wieder der Austausch über das, was alle so fasziniert an der Geschichte: Die originalgetreue Rekonstruktion von Kleidung, Waffen, Kochutensilien, Schmuck – von einfach allem. Jeder hier ist ein echter Fachmann auf seinem Gebiet, hat sich durch die archäologischen und historischen Bücher gewälzt. Die Epochen sind dabei breit gefächert bis ins Frühmittelalter. Sogar eine Pestmaske hängt in einem Zelt und erinnert daran, dass die Menschen schon immer gegen Epidemien und Masseninfektionen kämpfen mussten.

„Es tut richtig gut, sich endlich wieder treffen zu können und alles, was in der Zwischenzeit entstanden ist, gemeinsam auszuprobieren – das ging jetzt eineinhalb Jahre lang nur spontan und mit wenigen Mitstreitern“, sagt Hans Köhn von der Bergkamener Truppe der Ehrenamtlichen Laiendarsteller.

 

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Digitales Treffen: Alle Selbsthilfegruppen kommen zusammen

Normalerweise gibt es einmal im Jahr einen Empfang für die Selbsthilfegruppen im Kreis Unna. Doch aufgrund der Corona-Pandemie sind persönliche Gesamttreffen sowohl kreisweit als auch regional an den drei Standorten leider vorerst nicht möglich. Deswegen lädt die K.I.S.S. alle Selbsthilfegruppen aus dem Kreis zum ersten digitalen Gesamttreffen am Dienstag, 24. August, ein.

Die Selbsthilfe hat im Kreis Unna einen hohen Stellenwert. Das belegt die hohe Zahl der Selbsthilfegruppen: Aktuell gibt es rund 260 Selbsthilfegruppen zwischen Schwerte und Selm.

Treffen über Jitsi-Meet
Mitglieder aller Gruppen sind herzlich von der Kontakt- und InformationsStelle für Selbsthilfegruppen im Kreis Unna (K.I.S.S.) eingeladen, an dem digitalen Treffen teilzunehmen. Die Veranstaltung wird über Jitsi-Meet stattfinden, das Herunterladen eines Programmes ist nicht notwendig. Es wird nur ein PC/Laptop/Tablet/Handy mit Kamera und Mikrofon benötigt. Beginn der Videokonferenz ist um 17 Uhr.

Die Teilnahme ist auch für sehbehinderte und gehörlose Menschen möglich. Wer Unterstützung durch eine/n Gebärdensprachdolmetscher/in benötigt, meldet sich bis zum 31. Juli bei der K.I.S.S. In Abstimmung mit der K.I.S.S. kann die Teilnahme auch per Telefon stattfinden.

Infos und Anmeldung
Anmeldungen zum Gesamttreffen sind bis Dienstag, 17. August, möglich. Weitere Informationen und Anmeldung bei der K.I.S.S. Die Ansprechpartnerinnen Margret Voß und Laura Schwarz sind unter Tel. 0 23 03 / 27-28 29 oder per E-Mail an margret.voss@kreis-unna.de oder laura.schwarz@kreis-unna.de erreichbar. PK | PKU




Fahrrad-Aktionstag: 1008 Kontrollen, 422 Verstöße

Die Kreispolizeibehörde Unna hat am Sonntag (18.07.2021) im gesamten Kreisgebiet einen mehrstündigen Schwerpunkteinsatz zum Thema Fahrrad und Pedelec durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 1008 Verkehrsteilnehmende kontrolliert. Die ernüchternde Bilanz: Die Einsatzkräfte stellten 422 Verstöße fest.

Polizeiliche Gespräche am Infostand in Bönen.
Foto: Kreispolizeibehörde Unna

Das polizeiliche Ergebnis:

  • 53 Verstöße im Bereich Fahrrad und Pedelec (u. a. technischer
    Zustand, Nutzung falscher Richtungsfahrbahn, Nichtbeachtung der
    Verkehrsflächennutzung, Ablenkung durch Handy, Kopfhörer, etc.)
  •  338 Verstöße im Bereich Kraftfahrzeuge durch
    Geschwindigkeitsüberschreitungen
  •  31 Verstöße im Bereich Kraftfahrzeuge durch sonstige
    verkehrsrechtliche Verstöße (u. a. kein Sicherheitsgurt,
    Ladungssicherung)

Hintergrund des Schwerpunkteinsatzes: Der Radverkehr gewinnt mit Blick auf die Mobilitätswende immer mehr an Bedeutung. Das Fahrrad und insbesondere das Pedelec werden als Verkehrsmittel immer mehr angenommen. In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der verunglückten Radfahrenden auf einem konstant hohen Niveau (15183 Fahrradunfälle mit Personenschaden in 2020). Die Zahl der verunglückten Pedelecfahrenden nahm in den vergangenen Jahren stetig zu. So sind im Jahr 2020 insgesamt 3898 Pedelecfahrende verunglückt (ein Plus von 1190 zu 2019). Im Jahr 2020 ist die Zahl der getöteten Pedelecfahrenden (30) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (23) um insgesamt 30,43 Prozent gestiegen. Die Zahl der schwerverletzten Pedelecfahrenden stieg von 620 im Jahr 2019 auf 973 in 2020. Bei den Leichtverletzten erhöhte sich die Zahl von 2065 im Jahr 2019 auf 2895 in 2020.

Der Infostand der Polizei in Kamen.
Foto: Kreispolizeibehörde Unna

Im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde Unna ist die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Fahrrad- und Pedelecfahrenden um 3,7 Prozent (2019: 307, 2020: 296) zwar zurückgegangen, und auch die Anzahl der Verunglückten sank um acht auf 247, allerdings ist dieser Rückgang marginal und im Verhältnis zu anderen Verkehrsbeteiligungsarten nur gering. Im Jahr 2020 waren 28 Prozent aller Verunglückten Fahrrad- und Pedelecfahrende. Dabei wurde ein Radfahrer getötet. Die Zahl der Schwerverletzten stieg im Vergleich zu 2019 um sechs auf 39 Personen an. 187 Radfahrende verunglückten bei 231 Verkehrsunfällen, 25 Personen wurden dabei schwer verletzt – eine Steigerung um sechs im Vergleich zum Vorjahr. Im gleichen Zeitraum verunglückten 60 Pedelecfahrende bei insgesamt 65 Verkehrsunfällen. Wie 2019 wurden dabei 14 Personen schwer verletzt.

Aufgrund dieser Zahlen hat die Kreispolizeibehörde Unna während des Schwerpunkteinsatzes neben den repressiven auch präventive Maßnahmen ergriffen: An zwei mobilen Infoständen in Bönen und Kamen hatten Fahrrad- und Pedelecfahrende die Möglichkeit, sich über sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu informieren. Außerdem klärten Mitarbeiter aus der Kriminalprävention interessierte Bürgerinnen und Bürger darüber auf, wie sie ihre Fahrräder bzw. Pedelecs vor Diebstählen schützen können.

„Auf der einen Seite sind wir mit dem Schwerpunkteinsatz sehr zufrieden, denn wir haben viele positive Rückmeldungen von den Menschen für unsere Maßnahmen erhalten und konnten direkt vor Ort Präventionsarbeit leisten. Auf der anderen Seite zeigt die hohe Zahl der festgestellten Verstöße, dass viele Verkehrsteilnehmende – egal ob auf einem Fahrrad bzw. Pedelec oder im Kraftfahrzeug – die Gefahren im Straßenverkehr immer noch verkennen und sich nicht an die Regeln halten. Und dieses Verhalten sorgt leider für Verkehrsunfälle mit zum Teil schlimmen Folgen. Denn auf dem Spiel stehen: Leben und körperliche Unversehrtheit. Deshalb werden wir unseren Weg auch konsequent weitergehen, Schwerpunkteinsätze dieser Art fortzusetzen und die Menschen in unserem Zuständigkeitsbereich für die Gefahren im Straßenverkehr zu sensibilisieren. Gegenseitige Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmenden wäre schon ein erster Erfolg unserer täglichen Arbeit“, bilanziert Erster Polizeihauptkommissar Thomas Stoltefuß, Leiter des Verkehrsdienstes bei der Kreispolizeibehörde Unna und Leiter des Schwerpunkteinsatzes.




Tourismusbranche leidet massiv unter der Coronapandemie

Die Tourismusunternehmen im Kreis Unna, in Dortmund und Hamm ziehen im zweiten Coronajahr eine äußerst negative Bilanz. Das zeigt die aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund, an der sich mehr als 100 Tourismusunternehmen aus dem IHK-Bezirk beteiligt haben. Die Ergebnisse bestätigen leider die Erwartungen der IHK, die schon seit längerer Zeit auf die dramatischen Entwicklungen hingewiesen hatte. IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber sagt: „In den betroffenen Branchen hat die Pandemie leider deutliche Spuren hinterlassen. Einerseits brauchen viele Unternehmen weiterhin finanzielle Unterstützung, zum anderen benötigen viele Betriebe schnelle und unbürokratische Hilfe durch die Kommunen, etwa wenn es um die Förderung der Außengastronomie geht.” Mit Blick auf das in Kürze beginnende neue Ausbildungsjahr sei es von großer Wichtigkeit, so Schreiber, den neuen Auszubildenden in den gebeutelten Branchen eine verlässliche berufliche Perspektive aufzuzeigen.

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber. Foto: Stephan Schütze

Gastronomen und Hoteliers sehr skeptisch

Die Stimmung bei den Unternehmen ist, im Vergleich zu den Umfrageergebnissen aus dem Herbst 2020, noch gedrückter. Das Herunterfahren der Wirtschaft über viele Monate hinweg und massive Einschnitte im Rahmen der Corona-Schutzverordnungen haben beim Gastgewerbe und den Reiseunternehmen zu starken Einbußen geführt. Gut zwei Drittel der Gastronomen und Hoteliers rechnet mit einer ungünstigen Geschäftsentwicklung für die kommenden sechs Monate. Knapp 30 Prozent der befragten Betriebe gehen von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Fast 82 Prozent der Beherbergungsbetriebe und 88 Prozent der Restaurants geben an, dass die Geschäfte in der Wintersaison 2020/2021 schlecht gelaufen sind. Von einem befriedigenden Saisonverlauf sprechen gerade mal 14 Prozent der Hoteliers, während es in der Gastronomie nur sieben Prozent sind.

Das spiegelt sich auch in der Finanzlage der Betriebe von Hotellerie und Gastronomie wider: Bei über der Hälfte der Befragten hat sich die Eigenkapitalquote verringert, während 46 Prozent der Unternehmen über Liquiditätsengpässe klagen. Etwa ein Viertel der Betriebe aus dem Gastgewerbe befürchtet sogar eine Insolvenz. Jeder dritte Gastronom und Hotelier schätzt, dass erst im ersten Halbjahr 2022 das „Vor-Corona-Niveau“ erreicht wird. Ein weiteres Drittel möchte keine Einschätzung abgeben. Im Beherbergungssektor hält gegenwärtig rund die Hälfte der Unternehmen an ihren Mitarbeitenden fest, in der Gastronomie sind es 46 Prozent. Allerdings gehen auch 46 Prozent der gastronomischen Betriebe und 44 Prozent der Hoteliers von einer reduzierten Beschäftigtenzahl in der kommenden Saison aus.

Gute Nachrichten allerdings für die Kunden und Gäste: Die Mehrheit der Hoteliers und Gastronomen möchte die Preislage stabil halten.  Gleichbleibende Verzehrpreise signalisieren im Beherbergungssektor 58 Prozent und in der Gastronomie 42 Prozent der befragten Betriebe. Etwas über acht Prozent der Hoteliers und 30 Prozent der Gastronomen beabsichtigen in der kommenden Saison ihre Übernachtungs- oder Verzehrpreise anzuheben.

Gravierende Umsatzverluste in der Reisebranche

Im zweiten Jahr der Pandemie hat COVID-19 auch deutliche Spuren in der Reisebranche hinterlassen. Für die Mehrheit der Reisebüros, -veranstalter und Omnibusunternehmen ist die Wintersaison 2020/2021 nicht zufriedenstellend verlaufen. 93 Prozent der Touristiker geben der Geschäftslage eine schlechte Note. Lediglich sieben Prozent der Reiseunternehmen haben ein gutes oder befriedigendes Saisongeschäft erlebt. Die Überbrückungshilfen können nur einen kleinen Teil der finanziellen Belastungen vieler kleiner und mittelständischer Reiseunternehmen ausgleichen. Der schlechte Saisonverlauf spiegelt sich deutlich bei den Angaben zu den Umsatzzahlen wider: 95 Prozent der Betriebe signalisieren, dass ihre Umsätze mit allen Gästegruppen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen sind. Aufgrund der aktuellen Entwicklung schließen 21 Prozent eine Insolvenz nicht aus.

Ähnlich wie beim Gastgewerbe beeinträchtigen bei den Touristikern ein zu geringes Eigenkapital und fehlende Sicherheiten die Unternehmensfinanzierung. Die Hälfte der befragten Reisebetriebe gibt an, dass sie in Sachen Finanzierung keine Beeinträchtigungen hat. Insgesamt 34 Prozent der Touristiker hatten ursprünglich vor, ihre Verkaufspreise für die Sommersaison 2021 zu erhöhen. 44 Prozent signalisieren Preisstabilität, während 22 Prozent sogar von fallenden Verkaufspreisen ausgehen. 51 Prozent der Reisebüros, -veranstalter und Omnibusbetriebe planen in den kommenden Monaten mit der gleichen Mitarbeiterzahl. Auf der anderen Seite denken 44 Prozent der Unternehmen über eine Reduzierung ihres Personalstamms nach. Neueinstellungen wollen fünf Prozent der Betriebe vornehmen.




Legionäre stehen stramm für die Eröffnung im Römerpark – Rauchopfer inklusive

Feierliches Rauchopfer für die neue Römerparksaison.Der Fächer aus Pfauenfedern hat auch nicht viel geholfen. Die in Reih und Glied aufgestellten Schilde flimmerten in der brütenden Hitze und die Opferschale brauchte eigentlich kein Feuer, um den Weihrauch zu entflammen. Das hätten sich die römischen Soldaten der Legio XIX wohl auch nicht träumen lassen, dass sie zum Dienstantritt in Germanien fast dasselbe Klima erwartete wie in ihrer Heimat.

Abmarsch der Legionäre in Reih und Glied.

Unter den Helmen und Kettenhemden war jedenfalls am Samstag reichlich der so berühmten Disziplin gefragt, als die Legionäre in Reih und Glied immerhin im Schatten hinter der Holz-Erde-Mauer aufmarschierten. Endlich war das überhaupt wieder möglich. Im Vorjahr hatten die ersten Coronawellen alle römischen Aktivitäten auf Eis gelegt. Deshalb schwitzten alle Beteiligten vom Centurio bis zum Senator mit ausgewiesener Freude. Sogar aus Italien und den Niederlanden waren die Soldaten aufmarschiert. Schließlich ging es um nichts anderes als die offizielle Saisoneröffnung im Römerpark.

Ehrenauszeichnung für den ehemaligen Bürgermeister.

Mit der offiziellen Übergabe der Hausordnung an den Beigeordneten und Kulturdezernenten Marc Alexander Ulrich im stilechten Stuhl war dieser traditionelle Akt formell bewältigt. Dazu gehörte unter Beteiligung des Fördervereins auch ein ordentliches Rauchopfer mit Weihrauch, damit wenigstens dieses Jahr ein gutes wird. Die Legionäre erhielten hernach ihren Sold und konnten den gleich in der nahe gelegenen Taverne für nicht ganz historisch echte Bratwürstchen und Wein verprassen. Vorher gab es aber noch eine besondere Zeremonie: der ehemalige Bürgermeister Roland Schäfer erhielt mit einer originalgetreuen Armilla eine fast echte römische Auszeichnung für verdiente Soldaten. Eine Wertschätzung für sein jahrelanges Engagement für den Römerpark. Auch eines verstorbenen Mitstreiters gedachten die Soldaten, bevor sie in Reih und Glied wieder abmarschierten.

Antreten zum Wachdienst auf der Lagermauer.

Nicht alle konnten sich danach erholen. Manche mussten zum Wachdienst auf der Mauer antreten. Andere präsentierten ihre Ausrüstung und erläuterten, was sich hinter den einzelnen Abzeichen verbarg. Denn schließlich waren auch einige Besucher gekommen, um alles über das Römerlager, den Nachbau der Holz-Erde-Mauer und die römischen Legionäre zu erfahren. Das freute nicht nur Museumsleiter Marc Schrader. Auch das gesamte Team der Ehrenamtlichen war froh, wieder in die Rolle als römische Statisten schlüpfen zu dürfen. „Ohne das große Engagement jedes einzelnen wäre das alles hier gar nicht möglich“, betont Schrader. Auch das nicht, was an den kommenden Wochenende geplant ist. Am Handwerkerunterstand können die Besucher beobachten, wie die einzelnen Bauteile für eine Erweiterung der Mauer samt Tor entstehen und welche Werkszeuge dafür schon in der Antike verwendet wurden. „Wir wollen die Lebendigkeit nach der langen Corona-Durststrecke zurück an diesen Ort holen.“

Das ist am Samstag schon einmal eindrucksvoll gelungen. Wer will, kann sich davon demnächst wieder samstags und sonntags von jeweils 12 bis 17 Uhr überzeugen – bis zum Saisonende am 30. Oktober, sofern nicht weitere Covid-Mutanten dazwischen kommen.

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Kochendheißes Kulturpicknick mit hypnotischen Überraschungen

Hoch her ging es auf der Bühne mit den „Awesome Scampis“, Feuerwerken, Wellensittichen und Taubenjagd.

Wellensittiche auf der Bühne, kleine Bengalische Feuer, Luftschlangen-Feuerwerke aus Papier und hypnotisierte Orchester: Das kulturelle Erwachen aus der Corona-Stille war in Bergkamen am Freitag im wahrsten Sinne belebend. Vor der Kulisse der römischen Lagerumwehrung machte sich auf dem maskengeschützten Mikrokosmos der Picknickdecken ebenso große Euphorie breit wie auf der Bühne. Endlich wieder Live-Musik und Input für die entwöhnte Kultur-Seele.

Huch, das ist aber laut: Die kleinsten Zuschauer kennen Livemusik nach monatelanger Coronastille fast gar nicht mehr.

Das müssen alle nach Monaten der Entbehrung erst wieder lernen. Mancher sehr kleine Zuschauer war regelrecht erschüttert, was dort alles aus Lautsprechern kommen kann. Ameisen und andere hartnäckige Insekten fielen begeistert über die endlich wieder massig auf einem Fleck zur Verfügung stehende menschliche Nahrung her. Die Akteure schienen manchmal fast überrascht, dass dort vor ihnen nicht virtuelle, sondern echte Zuschauer saßen.

 

Sexy Trompetensolo mit unmissverständlichen Hinweisen.

Neun Monate lang hatten die „Awesome Scampis“ als Lokalmatadoren mit 250 Auftritten im In- und Ausland überhaupt kein Publikum mehr zu Gesicht bekommen. „Sorry, für müssen uns erst wieder daran gewöhnen“, hieß es deshalb öfter mal entschuldigend. Etwa wenn spontan zur Laola-Welle aufgerufen wurde und alle Beteiligten leicht erschrocken wirkten. Oder wenn das eigentlich zum lauten Mitgrölen konzipierte Lied kurzerhand zum Mitsummen umfunktioniert wird, weil ja eigentlich immer noch die AHA-Regeln gelten.

Spaß hatten sie jedenfalls alle, die acht Musiker auf der Bühne und alle drumherum. Oben gab es Apfelsaft aus der Picknick-Tüte, unten mitgebrachte Oliven, Käsehäppchen und ein laufwarmes Gläschen Wein im subtropischen Ambiente. „Es fühlt sich so gut an, dass endlich wieder was geht“, jubelte die Band und das Publikum geschlossen mit ihr. Die Luft flimmerte nicht nur im Songtext auf der Bühne, wo ein sexy Trompetensolo von verbalen Feuerreifen abgelöst wurde und auch der „Schrei nach Liebe“ nicht fehlen durfte. Ein neuer Song war auch dabei und entführte zu „Omma in der Küche“ mit wenig jugendfreien Szenarien. Quarantänegesichter zum Mitsummen gab es, statt Aufstehen war Hinsetzen gefragt und die Zugabe selbstverständlich auch noch.

Hynpnose mit coronokonformem Handauflegen.

Improvisieren musste auch Aaron, der Hypnotiseur im zweiten Teil des Kulturpicknicks. Die klassische Hand zum Auflegen war coronabedingt an den Abstandshalter gebastelt. Für die vielen Freiwilligen reichten die in Abständen aufgebauten Stühle kaum. Einige erwiesen sich auch als resistent gegen jede verbal herbeigeflüsterte Aufforderung, die eigenen Füße, Hände, Augenlieder und schließlich den dringenden Wunsch nach Schlaf zu verspüren. Andere entglitten schnurstracks in andere Welten, richteten sich auf Befehl auf, winkten auf Kommando kollektiv und stimmten als gemeinsames Orchester schwungvoll das eigene Lieblingsinstrument an, auch wenn es real gar nicht vorhanden war.

Fast wie schön wie in Rom: Neben dem römischen Militärlager war die Stimmung bei Mittelmeertemperaturen mehr als gelassen.

Alle Picknick-Decken waren vergeben, auch wenn einige wenige Zuschauer den Weg hitzebedingt dann doch nicht angetreten hatten. Ein gleichnamiger Lebensmittellieferant hatte für jede Decke eine Survival-Tüte vorbereitet. Und das angekündigte Gewitter machte freundlicherweise einen großen Bogen um den Wald am Römerpark. So konnten alle dieses erste von drei geplanten Picknicks mit Kultur restlos genießen. Und hoffen, dass es in diesem Jahr nicht schon nach zwei Veranstaltungen wieder den nächsten Lockdown gibt.

 

Kulturpicknick9
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Mit einem kolossalen Klangkosmos die Rückkehr zur kulturellen Normalität feiern

„Tamala“ als Reisende der Weltmusik in Aktion im Trauzimmer.

Allein das Kissen mit den vielen „Nebeninstrumenten“ war Weltmusik pur. Rasseln, Ketten, Schalen, winzig kleine Gitarren: Pure Exotik lag bereit für den Auftritt von „Tamala“ im Trauzimmer der Marina Rünthe. Was Stegharfen Unglaubliches aus ihrem Innersten nach Außen tragen können, wie ein Instrument mit nur einer Saite Gänsehaut erzeugt und eine Stimme mühelos weit über den Kanal hinaus von fernen Kulturen erzählen kann: All das steckte in nur einer Stunde voller Sehnsucht.

Mitreisende Musik bot das Trio.

Eine gefühlte Ewigkeit war es im Trauzimmer unerträglich still geblieben. Am Montag kam er endlich mit voller Wucht zurück: Der Klangkosmos sorgte dafür, dass Menschen überrascht im Vorbeiflanieren innehielten, stehen blieben und feuchte Augen bekamen. Das lag nicht nur am monatelangen Kulturentzug. Die Musik von „Tamala“ kam ganz tief aus dem Innersten, randvoll mit Exotik, Tradition, Erinnerungen, Zukunft, Hoffnung und Schmerz. Interpretiert von einer unfassbar kraftvollen Stimme und faszinierenden Instrumenten.

Exotische Instrumente Kamen zum Einsatz.

Senegal und Belgien steckten in dem Trio – musikalisch und kulturell. Eine spannende Mischung, die ganz Neues entstehen ließ. Klänge, die dem Ohr bekannt vorkamen und im nächsten Moment in völlig Unbekanntes abschweiften. Fühlte man sich gerade noch auf sicherem Terrain, wartete die Überraschung schon mit der nächsten Note. In jedem Stück kam ein neues Instrument zum Einsatz, dessen Namen unaussprechlich ist. Xalam, Cora: Sie alle zauberten Klänge hervor, die den Gesang von Mola Sylla mühelos aus den weit geöffneten Türen des Trauzimmers hinaustrugen. Ein Sänger mit beeindruckender Kraft, der als „kreativster Sänger des Senegals“ gehandelt wird und dessen eindringliche Tiefe unmittelbar einem Werner-Herzog-Film entsprungen zu sein scheint.

Gute Laune kam nicht nur in den Gesichtern der Akteure zur Geltung.

Da waren „Schlaflieder“ dabei, die von Sehnsucht erzählten. Stücke über starke Frauen und über Männer, die mit einer Schule im Sengal nicht nur Bildungsarbeit etablieren. Auch von der Religion erzählte ein heiteres Lied: Jesus gibt es überall und eigentlich ist auch sonst fast alles gleich, behauptet das Stück verschmitzt mit einem Augenzwinkern, das manchem politischen Konflikt gut täte. Das Trio macht also nicht nur Herzblutmusik, es transportiert auch eine kleine Mission ganz unaufgeregt. Mit Instrumenten, die im Übrigen auch selbst gebaut sind.

Besser hätte es also nicht kommen können nach einer schmerzlichen kulturellen Durststrecke. Musik, die keiner der gut 20 Anwesenden so schnell wieder vergessen wird. Mit Geschichten, die nachwirken. Umjubelt und beklatscht nach jedem einzelnen Stück.




Stadtradeln endet mit neuem Rekord und blitzblanken Rädern

Das Stadtmaskottchen erheitert die Wartenden in der Schlange vor der Radwaschanlage.

„Sah Ihr Fahrrad so aus, als Sie es gekauft haben?“, fragt Sachin Kumar und schaut in verwundert aufgerissene Augen. Der Besitzer kann gerade nicht glauben, was dort glänzend und blitzblank aus der Fahrradwaschanlage kommt. Drei Minuten vorher war sein Rad noch schlammverkrustet, die Farbe nur vage zu erahnen. „Unfassbar“, sagt er und schlägt sich die Hand verzückt vor den Mund. Kein Wunder. Das Stadtradeln hat schließlich an manchen Drahteseln Spuren hinterlassen.

Ab in die Waschanlage: Rund 130 Räder kamen am Samstag nach gut 3 Minuten wieder blitzblank heraus.

Immerhin ist ein neuer Bergkamener Rekord mit rund 105.000 gefahrenen Kilometern, 763 Radlern, 54 Teams und knapp 15 Tonnen CO2-Einsparung zustande gekommen. Mancher Radler hat in den drei Aktionswochen 1.000 Kilometer heruntergestrampelt – bei nicht immer vorbildlichem Fahrradwetter. Die meisten Teilnehmer hatten daher eine Radwäsche bitter nötig. Die gab es denn auch zum Abschluss des Stadtradelns am Samstag in der Marina.

Ausverkauft ist bereits der Raddress ganz und gar im Bergkamen-Look.

Vor mediterraner Kulisse standen die Radbesitzer Schlange, damit Sachin Kumar sich ein paar Minuten lang ihrer Problemfälle annimmt. Viele Räder brauchten eine Vorwäsche mit dem Hochdruckreiniger. Danach verschwanden sie komplett in der selbstentwickelten Waschanlage des Kölners. Egal ob klassischer Drahtesel oder modernes E-Bike: Nur noch Sattel und Lenker schauten oben heraus, während eine Vollautomatik rotierende Bürsten am Rahmen entlangfahren ließ. 2015 begann Sachin Kumar mit seiner Entwicklungsarbeit. „Angefangen habe ich bei Null“, sagt er. Die Gewissheit, dass eine gründliche und effektive Wäsche ein meist mühsames Problem für jeden Radfahrer darstellt, trieb ihn an. Und Radfahrer gibt es inzwischen immer mehr. E-Bikes erleben mit der Corona-Pandemie einen nie dagewesenen Boom. 30.000 Euro kostet die Anlage, die inzwischen schon einen Nachfolger hat. Verschiedenen Typen von Waschanlagen gibt es. Sie stehen in 40 Städten in 40 Ländern.

Besichtungen auf der Baustelle des neuen „Pier 47“ waren ebenfalls begehrt.

Immer mehr Radler sehnen sich auch nach kühlen Erfrischungen und schattiger Erholung. Erst recht, seit es immer mehr Corona-Lockerungen gibt. Rainer Enste ist deshalb guter Dinge, dass es mit seinem neuen Lokal „Pier 47“ nach über drei Jahren Leerstand im ehemaligen Nauticus trotz Corona einen guten Anfang nehmen wird. Am Samstag öffnete er zum ersten Mal die Türen, obwohl im Hintergrund noch kräftig für die Eröffnung Ende Juni gearbeitet wird. Street Food wird hier bald serviert, „nichts Kompliziertes, aber doch Hochwertiges“ bei Bedarf auch mit selbstgelabelten Weinen – auch zum Mitnehmen. 50 Tonnen Sand werden im Außenbereich aufgetürmt und für Karibikfeeling sorgen. Die Idee konnte der Unternehmensberater für die Gastronomiebranche vor allem deshalb frei entwickeln, weil der Neueigentümer dabei kräftig unterstützte.

Wem für einen Ausflug in die Marina noch die Ausrüstung fehlt, der konnte sich am Samstag beim Stadtmarketing ebenfalls eindecken. Der komplette „Bergkamen“-Raddress war allerdings schon ausverkauft. Nicht weniger begehrt waren die Radtouren der Gästeführer, Radkarten, Ersatzschläuche, Thermobecher und andere Radfahrerutensilien. Das kostenlose Eis ließen sich die meisten ebenfalls nicht entgehen.

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