25 heilsame Kunstjahre mit der sohle 1 und wichtigen Wegmarken

Angeregte Diskussionen und Gespräche: Was sich die Politik wünscht, hat im Kleinen zur Eröffnung der „Wegmarke 25“ zum Jubiläum der Kunstwerkstatt sohle 1 schon mal funktioniert.

Hat die sohle 1 Bergkamen verändert? Wer offenen Auges durch die Stadt geht, kann die Frage von Thomas Heinzel als Vorsitzenden des Kulturausschusses selbst beantworten. Überall finden sich Spuren der Künstlergruppe. Manche sind bleibend, andere noch vor dem geistigen Auge. Wieder andere sind virtuell verewigt, beiläufig in den Raum geworfen oder einfach nur ein Anstoß. Ganz klar: Die sohle 1 hat Bergkamen verändert. Mit ewiger und vergänglicher Kunst, mit Debatten, Diskussionen, zuletzt mit neuen Räumen im Stadtmuseum. 25 Jahre hinterlassen bleibende Spuren.

Im Gespräch vor und hinter den Kunstwerken.

Thomas Heinzel hat noch mehr Idealvorstellungen. „Es wäre schön, wenn die Kultur uns wieder helfen würde vernünftig miteinander zu reden und miteinander umzugehen, einander zuzuhören, andere Meinungen überhaupt wieder anzuhören“, formulierte er zur Jubiläumsausstellung „Wegmarke 25“ in den neuen Räumen des Stadtmuseums. Die waren zwar noch nicht ganz fertig, aber präsentierten eindrücklich, was die sohle 1 seit 25 Jahren ausmacht: Vielfalt, unterschiedlichste Sprachen, Perspektiven, Anregungen. Ob mit Pinsel, Holz, Stein, Stahl, Öl- und Acrylfarbe, Druckgrafiken, Collagen verschiedenster Materialien oder Fotografien: Es geht querbeet durch 25 Jahre. Mal wortwörtlich mit der der Zahl an sich. Mal mit dem, was die Keimzelle der sohle 1 ist: Dem Bergbau. Mal mit Rückblicken in die Vergangenheit auf der Halde, dann wieder mit Porträt der Personen, die gerade Schlagzeilen machen.

Gut besucht war die Eröffnung der Vernissage in den neuen Räumen im Stadtmuseum.

In den mehr als 50 Werken ist alles zu finden, was die Kunstwerkstatt zu sagen hatte und zu sagen hat. Vor allem eins: „Sie wollte und will einen eigenen Weg finden“, zitierte Klaus Holzer bei seiner Einführung das Leitmotiv. „Es braucht Mut, alt zu werden“, kommentierte er. Und ging geschwind die unzähligen Stationen ab, die in 25 Jahren Spuren hinterlassen haben. Von der Haldenaktion inklusive verschwundenem und 7 Jahre später wieder aufgetauchtem Kreuz aus Kauenkörben, über das erste Plenair bis zum Blauen Band mit versagter Genehmigung der Stadtverwaltung. „Je jünger die Stadt, umso tiefer muss gepflügt werden“, so Holzer, der auf Kunstwerke aus Bergkamen sogar in Fernost hinwies, auf Kunstnachten/Kunstlese mit kritischen Seitenhieben, der Galerie im Grünen, dem Dauerprojekt Wegmarken und Kunstdialogen mit der Partnerstadt Hettstedt.

Auf der Höhe der Zeit und eminent politisch

Klaus Holzer bei seiner launigen Einführungsrede.

„Die sohle 1 ist auf der Höhe der Zeit, zeitkritisch und damit eminent politisch“, betonte Holzer. Sie ist ein „ruhender Pol“ in der krisengeschüttelten Gegenwart. Und ganz nebenbei „ist sie wer mit eigenem Aufnahmeprozess für neue Mitglieder“. „Lobhudelei ist nicht nötig, die Wahrheit reicht“, sagte Holzer und lud ein zu dem, was die sohle 1 besonders gut kann: Zur Diskussion und zum Dialog. Also wurde er dann doch schon sehr zeitig war, der Wunschtraum von Thomas Heinzel – wenn auch vorerst im begrenzten Raum der Kunsträume. Vielleicht trägt es sich ja von hier weiter in die Welt, das Kunst auch heilsam sein kann in einer schwierigen Zeit.

Initiator und Gründungsmitglied Dieter Treeck im Gespräch.

Indem man den Blick eben nicht abwendet, genauer hinschaut und auch mal erträgt, was man vielleicht nicht sehen will. Oder es ganz pragmatisch nimmt wie Initiator Dieter Treeck. Die Aufforderung, als Poet und Schriftsteller „irgendwas an die Wand zuhängen“ und als Mitglied wertvolle Erfahrungen beizusteuern, beantwortete er mit der Polaroidkamera und der „Visualisierung poetischer Prozesse“ – bis heute. Es gibt eben manchmal auch ganz einfache Antworten und Lösungen.

Die „Wegmarke 25“ ist noch bis zum 2. Oktober zu sehen. Dann wird sie um 14 Uhr mit einer Finissage inklusive Lesung von Dieter Treeck beendet. Zu sehen sind die Bilder sonntags von 14 bis 17 Uhr. Sonntagführungen werden am 11.9. um 15 Uhr and am 14.9. um 17 Uhr angeboten.




Wenn Frauen in anderen Zeiten auch zum anderen Zeitpunkt immer zurückstecken müssen

Glitter bei der Matinee zum nachgeholten Internationalen Frauentag.

Ein „anderer Zeitpunkt“ war es ganz gewiss, an den es den Internationalen Frauentag in Bergkamen Ende August anstelle des traditionellen März verschlagen hatte. Ob es auch wirklich getreu dem Motto „andere Zeiten“ sind, mag jede Frau für sich selbst entscheiden. Objektiv hat sich nicht viel verändert, seit es die Frauenbewegung gibt. Das musste auch ein Mann konstatieren, der als Bürgermeister die Begrüßung übernahm.

Bürgermeister Bernd Schäfer und die Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper.

„Auf dem Papier ist die Gleichstellung vorhanden – Zugang zu Bildung und gleichbezahlten Jobs sind immer noch nicht selbstverständlich, viele Frauen müssen Gewalt erleben“ und träumen nur von fairer Arbeitsteilung in der Familie, von Respekt und Wertschätzung, resümierte Bernd Schäfer. Der Wille zur Veränderung fehle immer noch vielerorts – „zum Teil befeuert durch Corona, insbesondere in den so genannten systemrelevanten Berufen wie in der Pflege oder im Einzelhandel oder auch bei der Kindererziehung in den Lockdown inklusive der fatalen Folgen für die Erwerbsbiografie“. Die Stadt setzt ein Zeichen, indem Christine Busch als erste Frau für das Amt der 1. Beigeordneten vorgeschlagen wird. Zumal „uns Zeiten mit extremem Fachkräftemangel drohen“, so Schäfer.

Engagierte Worte von der Gleichstellungsbeauftragten.

Frauenmärz im August tut deshalb Not. „Wir wollten und konnten nicht bis zum nächsten März warten, um auf die drängenden Themen aufmerksam zu machen“, betonte die Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper. Es sind eben irgendwie doch andere Zeiten, auch wenn sich vieles allzu vertraut anhört. Corona, Klimakrise, Krieg und statt Finanz- die Energiekrise. In Bergkamen gibt es zum Glück ein gutes Beratungsangebot, das viele Folgen der Pandemie auffangen konnte. Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine wurde auch gut gemeistert. Unterstützung tut hier weiter bitter not, auch in der Ukraine selbst für Widerstand, Wiederaufbau und Frieden. Beim Klimawandel „ist ein umfassender gesellschaftlicher Wandel erforderlich, bei dem wir Frauen an den Lösungen der drängenden Probleme beteiligt werden müssen“, so Bierkämper weiter. Sie wies auch auf die Not der Frauen in Afghanistan hin, die nicht vergessen werden darf.

Frauen bei der Krisenlösung beteiligen

Gemeinsam beim Zähneputzen träumen: Ehealltag mit Lennhardt und Lennhardt.

Die Krisen dürfen nicht „einfach nur irgendwie abgearbeitet werden – wir Frauen wollen jetzt beteiligt ein, weil wir Lösungen mit einbringen können“, lautete der Appell der Gleichstellungsbeauftragten. Wie das im ganz normalen Alltag aussieht, zeigte das Comedy-Ehepaar Lennhardt und Lennhardt“ mit einem Augenzwinkern auf der Bühne – wohlwissend, dass hier mehr Wahrheit drinsteckt als Fiktion. „Frisiert und aufgemöbelt“ ging es dabei durch alle Bereiche des Zusammenlebens von Mann und Frau. Mit einem Rabenmutter-Blues mit fettigen Haaren und dreckigen Ohren, der aus tiefster rabenschwarzer Seele kam. Da wurden schon mal Rechnungen für Dienstleistungen gestellt, damit die Künstler-Ehe funktioniert. Der Traum vom kinderbetreuten Luxusurlaub strandete in der Realität auf dem Bauernhof. Und der Flirt mit dem feurigen spanischen Regisseur änderte auch nichts an der Wärmflasche anstelle des Feuers unter der Bettdecke.

Auch unter der Bettdecke war allerhand los, in dem mehr Wahrheit als Comedy steckte.

Fröhlich ging es durch die neue Küche mit luftigem Loftcharakter und anschließend direkt zum Italiener. Der Wechseljahr-Song durfte nicht fehlen, ebenso wenig wie das Gebet an den Urgrund des Seins, der Körper-Gebrechen-Song und das Lied vom minimalen Anspruch. Als Barbie und Ken wird das wahre Leben auch nicht viel besser. Mit geliehenen Socken gab es noch eine kleine Mutdusche für den depressiven Mann, bevor das üblicherweise komplett fehlgeleitete Geschenk zum 18. Bühnenjahr inklusive 30. Hochzeitstag in mehreren heftigen Zugaben inklusive Jodelauftritt gipfelte. Ein bisschen Selbstironie von beiden Geschlechtern muss dann eben auch sein, um zu erkennen, dass der Weg auch nach mehr als 100 Jahren Frauenbewegung immer noch ein weiter ist.




Kunstwerkstatt sohle 1 feiert 25 Jahre Dialog und Partnerschaftsfunken in der Kunst

Die aktuellen Kunstschaffenden der Künstlergruppe sohle 1 im Jubiläumsjahr auf einen Blick.

„Kunst“, sagt Gründungsvater Dieter Treeck, „ist ein spannender Dialogpartner“ – über alle Grenzen und Epochen hinweg. Das wünscht er sich für die Kunstwerkstatt sohle 1 auch die nächsten 25 Jahre. Und vor allem „kritische Betrachter“, denn ohne Kritik funktioniert Gesellschaft ebenso wenig wie die Kunst. Nur so gibt es Weiterentwicklung.

Gründungsvater Dieter Treeck (l.) mit allen Wegbegleitern.

Streng genommen hätte die Kunstwerkstatt erst einen Tag später, am 28. August, ihren 25. Geburtstag gefeiert. Weil sich in der Corona-Atempause aber die Veranstaltungen stapeln, „haben wir etwas vorgefeiert“, sagt die Vorsitzende Silke Kieslich am Samstag, während sich alle Künstler mit Gästen im Hof des Pestalozzihauses versammelt haben. Die Big Band der Musikschule spielt auf, im Hof wimmelt es nur so vor Gemälden auf Holz und in den Kunsträumen des Gebäudes werden noch fleißig Schablonen ausgeschnitten für den Siebdruck. Das Plenair mit Kunst in der Entstehung zum Anfassen und Anschauen ist noch nicht ganz zu Ende, da steigt die Geburstagsparty. Und die Jubiläumsausstellung wirft ihre Schatten voraus.

Dieter Treeck bei seiner Jubiläumsrede.

„Wir sind zusammen im analogen Zeitalter gestartet und im digitalen angekommen“, fasst Silke Kieslich 25 Jahre prägnant zusammen. Viel ist in einem Vierteljahrhundert entstanden, auf allen Ebenen in allen Dimensionen. Dabei hat es ganz und gar analog angefangen. Mit Dieter Treeck, der die Partnerschaftsidee bei Besuchen im polnischen Wieliczka wörtlich nahm. Die Bergkamener Partnerstadt veranstaltete ein großes Plenair. Das zündete auch den Funken für die Idee, eine eigene Kunstwerkstadt in Bergkamen zu initiieren. 1997 war es so weit. Der Funke zündete auch noch weitere im Kreis der Partnerstädte. In Hettstedt ließ sich der dortige Verein inspirieren, um sich in einen kunstorganisierenden in einen kunstschaffenden zu verwandeln. Auch deshalb war Harald Illmer am Samstag mit Mitstreitern aus Hettstedt bei der Jubiläumsfeier dabei.

Vom Funken, der überspringt

In den Räumen der Pestalozzischule konnte noch beobachtet werden, wie Kunst entsteht, wie hier beim Siebdruck.

20 Gründungsmitglieder waren es anfangs. Inzwischen sind es 36 in allen Kunstsparten. Und immer wieder kommen neue dazu, denn die sohle 1 hat einen ganz besonders guten Ruf – über die Stadtgrenzen hinaus. Doris Trost und Bärbel Seprzagala kommen aus Lünen, sind befreundet und beobachteten schon lange mit Bewunderung, was sich in der Nachbarstadt künstlerisch tut. In verschiedenen Kunstgruppen waren beide aktiv, als zeitgleich die Anfrage kam, ob sie in der Kunstwerkstatt mitmachen wollen. Die eine mag die Bildhauerei. Die andere das Zeichnen, Malen und Radierungen. Beide sind sich einig: „Unsere Kunstwerke stehen zu Hause. Ständig kommt ein neues dazu, aber niemand sieht sie“, sagt Doris Trost. „In einer Künstlergruppe gibt es Austausch mit den anderen, man bekommt Anregungen, Themen, Kritik, Ratschläge“, ergänzt Bärbel Seprzagala. „Darauf freuen wir uns am meisten. Und: Die Qualität der Kunst, die hier in der Gruppe entsteht, ist schon einzigartig.“

Ganz besondere Klangmusik gab es neben der bildenden Kunst.

Die Funken, die im Großen gezündet haben, lodern bei jedem Einzelnen weiter. Roland Schäfer begleitete als Stadtdirektor und später als Bürgermeister die Entstehung und Entwicklung der Kunstwerkstatt. Die ergänzte das ohnehin schon bunte Kunstschaffen in der Stadt mit dem Bilderbasar und anderen einzigartigen Initiativen mehr als anregend. Wie die Künstler selbst das sehen und es erlebt haben, lässt sich ab dem 2. September mit der Jubiläumsausstellung „Wegmarke 25“ genauer beobachten. „Darin schauen wir auf 25 Jahre zurück und spielen auch mit der Zahl 25“, macht Silke Kieslich Lust auf die Vernissage, die in der Galerie sohle 1 um 17 Uhr beginnt.

Die Jubiläumsfeier wurde am Samstag noch mit bezaubernder Klangmusik, Tanz von der Schreberjugend und offenen Ateliertüren mit Blicken auf entstehende und vollendete Kunst abgerundet.




Marina quillt mit Rallye und Musik-Party zum Sommer-Abschluss über

Begeisterte Kinderscharen lassen sich mit Musik und Seifenblasen zum akrobatischen Tanzen animieren.

Wenn schon kein Hafenfest, dann wenigstens eine Hafenparty. Das war das Motto am Samstag auf allen Seiten. Der Andrang in der Marina konnte es jedenfalls locker mit dem ausgefallenen Groß-Event aufnehmen. Mit der Sommer-Rallye für die Kinder und abschließender Musik-Party für die Erwachsenen war es dicht dran. Punktuell war kein Durchkommen mehr. Und das Ende der Schlangen vor den Spielstationen oder Speiseständen war manchmal nicht mehr genau auszumachen.

Wenn das keinen Spaß macht: Ponyreiten fast wie auf dem echten Pferderücken – zielgenau durch den Parcours.

„Wir hätten hier locker noch sechs weitere Stationen aufbauen können und es gäbe immer noch Warteschlangen“, staunte Karsten Quabeck vom Stadtmarketing. Auch gelegentliche Regentropfen veranlassten niemanden dazu, seinen festen Platz in der Schlange vor dem Tattoo- oder Button-Stand, dem Ponyreiten und Zielspritzen, den bunten Sommerkappen oder dem Ninja-Action-Parcours preis zu geben. „Es ist unglaublich, was hier los ist – ein wirklicher Erfolg“, ist Karsten Quabeck mehr als zufrieden.

Akribisch wird die Sonnen-Kappe bemalt.

Zusammen mit den Bergkamener Familienzentren war das kunterbunte Treiben organisiert worden. „Wir haben 2.000 Kinder und ihre Familien eingeladen – und es sind offenbar alle gekommen“, beobachtet Riccardo Conte von der AWO das Gedränge am Air Brush-Stand. „Wir haben vor einiger Zeit auf gut Glück Kompressoren angeschafft und uns selbst in der Kunst des Tattoo-Sprühens versucht“, schildert er. Was als zeitsparende Alternative für das Kinderschminken gedacht war, „kam so gut an, dass wir das jetzt nur noch machen“, sagt er augenzwinkernd. „Die Masse an Kindern hätten wir heute auch gar nicht geschafft“, ergänzt er. 30 Sekunden dauert es gerade einmal, schon ist ein fantasievolles Motiv für bis zu 3 Tage auf der Haut verewigt.

Im Labyrinthischen Wirrwarr den Überblick behalten

Überraschende Walking-Acts kommen mit dem Fischernetz aus der Menschenmasse.

Die Begeisterung der Kinder war jedenfalls grenzenlos. Mancher erwachsene Begleiter musste unterwegs durch die sechs Parcours die Flügel strecken. „Wie geht das denn jetzt hier?“, fragt sich ein leicht ratloser Großvater laut beim Anblick von Tunneln, Reifen, Kisten mit kreativen Naturmaterialien und einem labyrinthischen Wirrwarr aus Absperrbändern. Während die Enkeltochter alles auf dem Bauch, mit den Zehenspitzen, hüpfen, springend und schlängelnd spielerisch meistert, bricht ihm schlicht der Schweiß im schwülen Sommerwetter aus. Als nächstes steht auch noch ein Parcours mit Miniatur-Pony samt mechanischem Hoppeleffekt an. „Ich komme gleich wieder“, sagt er ermattet und erholt sich kurz beim Anblick der Künstlerinnen, die aus einem nassen Sandklotz ganz langsam und akribisch riesige Figuren meißeln. Und lässt sich vom Seemann auf Stelzen mit dem riesigen Fischernetz lachend einfangen – Selfie inklusive.

Und tschüss: Der dritte Ball wehrt sich noch, hat aber keine Chance gegen den Wasserstrahl.

Die Feuerwehr hat in nächster Zeit ganz bestimmt kein Rekrutierungsproblem. Die Nachwuchs-Feuerwehrleute haben sich mit der Mini-Spritze durchweg bewährt als es darum ging, vier Bälle zielgenau von den Flaschen zu spritzen. Die selbstbemalten Kappen taten spätestens dann Not, als der Zauberer im wieder zurückgekehrten prallen Sonnenschein seinen Auftritt hatte. Und mit dem mutigen Einhorn auf dem frisch gestanzten Button trauten sich die meisten auch auf das Elektro-Surfbrett mit fiesen Action-Stufen.

Richtig gute Musik zum Abschluss mit den „De Coronas“.

Ein aufregender und schweißtreibender Tag, der mit Gutscheinen für Würstchen, Waffeln und Getränken belohnt wurde. Doch darum ging es gar nicht. Endlich gab es mal wieder die Gelegenheit für die ganze Familie, echte Abenteuer gemeinsam mit vielen anderen zu erleben. Dass es am Abend auch noch einen heftigen musikalischen Ritt durch die Hitlisten gab, rundete den generationenübergreifenden Erlebnistag perfekt ab. Auch hier gab es kein Halten und vor allem absolut keine Parkplätze mehr. Denn jeder wollte dabei sein, als die holländische Band „De Coronas“ ihrem beziehungsreichen Namen zum Glück keine Ehre machte und die Corona-Wolken machtvoll vertrieb. Mittendrin ein Podest für die persönlichen Musikwünsche der Zuschauer, die von den vier Akteuren auf der Bühne mit Links beantwortet wurden.




Das Kulturpicknick verabschiedet sich mit turbulentem Improtheater

Auch körperlich engagiert ging es auf der Bühne bei der Urlaubstherapie zur Sache.

Diesmal ging es verbal hoch her beim letzten Kulturpicknick des Bergkamener Kultursommers 2022. Auch körperlich hatten die „Springmäuse“ mit ihrem Impro-Theater einiges zu bieten. Dazu brauchte es nur einen Tisch, vier gut gelaunte Akteure und ein Publikum, das alle Urlaubserlebnisse hemmungslos rausließ. Und freimütig Einblicke ins Privatleben gewährte, die schließlich sehr frei interpretiert auf der Bühne landeten.

Ein engagiertes Quartett: Die Springmaus.

Da war von asthmatischen Brunftschreien über kantonesische Begegnungen mit Ameisen im Erlebnishotel samt Ziegen im Bad alles dabei. Ob es der Country Robot Rap mit Gin Tonic am Ende tatsächlich bei jedem auf die Liste der Sommerhits schaffte, sei dahingestellt. Es machte jedenfalls Spaß, auf der Picknickdecke oder aus der Perspektive der Liegestühle zu beobachten, wie sich jedes hineingerufene Stichwort umgehend in eine haarsträubende Szenerie verwandelte. Ob als Slowmotion-Aktion, verwegener Urlaubsschlager oder Talkshow mit kreativer Gebärdensprache.

Volle Arena im Römerpark beim letzten Kulturpicknick.

Es traf vielleicht nicht immer jeden Geschmack, wenn die Urlaubshassmomente am Büffet mit weißen Socken in den Sandalen oder den nicht abgezogen Hinterlassenschaften im Stillen Örtchen als Schlagerhäppchen etwas zu tief in die Albernheit getunkt wurden. Gute Laune verbreitete es allemal zu beobachten, wie unter dem Dauergeläut der benachbarten Kirche mit verschiedenen Emotionen die Unterwäsche der Kinder im Elternkoffer landet und der Ritt auf der Banane gründlich schief geht. Der Ballermann-Talk mit Gebärdenspräche über Bier und Sangria ging nahtlos in die Partnerberatung für das Publikum über – als Soundtrack für das gemeinsame Lebensmotto in der Reggae-Variante.

Absolute Faszination in der ersten Reihe.

Es war ein gutgelaunter Abschluss dieses Kultursommers, der mit wohlwollendem Applaus belohnt wurde. Der echten Suchtfaktor wie beim Tandemsaugen schwappte allerdings nicht ganz über. Dennoch: Das Kulturpicknick hat längst seinen festen Platz in der Bergkamener Kulturlandschaft und wurde gerade in diesem Jahr nahezu ausgehungert begrüßt. Alle Veranstaltungen waren mehr als gut besucht und die Bergkamener haben sich professionell darauf eingestellt. De Luxe-Picknickkörbe und -Decken werden immer häufiger. Ganze Menüs kommen daraus zum Vorschein und machen die sommerlichen Abende im Römerpark zu einem zusätzlichen Erlebnis. Die Vorfreude auf das nächste Jahr ist schon jetzt unbändig.




Archäologisches Experiment gedeiht: Mit 1.000 Litzen auf dem Weg zum antiken Stoff

Noch einige Litzen fehlen, bis der germanische Webstuhl einsatzbereit ist.

Oben greift die Hand Zielsicher zwischen die Fäden, schafft sich Raum und zieht einen anderen Faden hindurch. Der wird unten in einer bestimmten Reihenfolge um den Holzbalken gewickelt. Dann geht alles wieder von vorn los. Knapp 1.000 Mal. Das dauert das ganze Wochenende. Um ein hochwertiges Stück Stoff zu bekommen, mussten die Menschen vor gut 2.000 Jahren viel Geduld haben. Und reichlich Arbeit investieren.

Filigrane Handarbeit ist gefragt.

Eigentlich sollte der germanische Webstuhl im Grubenhaus sogar schon die ersten Stoffteile herstellen. So weit kam es bei brütender Hitze am Wochenende aber nicht. Mit Mühe waren alle Litzen gebunden, um den Webstuhl überhaupt einsatzbereit zu bekommen. Das ging nicht ohne Hilfe. Die Archäologin Gisela Michel brauchte die fleißigen Hände der „Germanin“ Melissa Solich, die das Fadenwirrwarr für ein zügiges Fortkommen lichtete. „Das macht richtig Spaß. Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, so ein spannendes archäologisches Experiment hautnah mitzuerleben?“

Das richtige Muster entsteht im Fadengewirr.

Denn ein Experiment ist es wahrlich, was dort mühsam in mehreren Schritten entstanden ist. Am Anfang standen die sogenannten dreieckigen Webgewichte. Die wurden in lediglich geringer Zahl in einem bestimmten Verbreitungsgebiet von den Archäologen entdeckt. Sie haben eine einmalige Form und scheinen für das Weben einer besonderen Sorte Stoff verwendet worden zu sein. Genau erforscht ist das noch nicht. Gisela Michel hat es sich zur Aufgabe gestellt, diese These zu beweisen. Dafür hat sie zunächst die Webgewichte originalgetreu mit der richtigen Ton-Magerung hergestellt und gebrannt. Dann entstand der Webstuhl ebenfalls nach historischen Vorlagen mithilfe eines Fachmanns. Nun folgt noch der letzte Schritt, das Weben. 2/1er Köper heißt die Technik, bei der Schuss und Kette eine Rolle spielen. Doch das muss jetzt noch warten.

Abtauchen in 2000 Jahre alte Handwerkskünste

Bunte Stoffe standen mit den zugehörigen Färbemitteln bereit.

Während die beiden Frauen im Akkord die Fäden zogen, blühte im Schatten des Nachbaus der römischen Holz-Erde-Mauer das germanische Handwerksleben – den hitzigen Umständen entsprechend. In einer Ecke konnte man sich mit eigenen Augen überzeugen, wie Wolle als Grundmaterial für das Weben gefärbt wird. In der anderen Ecke lagen Fibeln und Schnallen für die fertigen Stoffe bereit. Kettenhemd und Helm blieben meist ungenutzt nur zur Anschauung liegen – sich damit durch die pralle Sonne zu bewegen, war schlichtweg eine Tortour.

Hier entsteht ein Kamm aus Geweih.

Schweißtreibend war auch der Entstehungsprozess für die filigranen Kämme, die unter anderem auch für die Wolle verwendet werden. Sie entstehen je nach Zielgruppe aus Elfenbein, Geweih oder Knochen. Mit der Säge und viel Geduld geht es an das Grundmaterial, um daraus Anhänger oder auch Würfel zu formen. Die liegen entweder über dem fertigen Stoff, der sich dann in ein Kleidungsstück verwandelt hat – oder verschwinden in Beuteln darunter und darüber.

Allzu viele Besucher trauten sich nicht in die wabernde Hitze und den Schatten der Bäume. Gewappnet mit reichlich Getränken und in gemachem Tempo wanderten sie von Stand zu Stand und tauchten für ein Weilchen in eine ganz andere Welt ein. Das fiel nicht schwer, hatten die Fachleute doch zusätzlich einige spannende Informationen zu bieten.




Kino Open-Air füllt die Stuhlreihen mit beschwingter Rentner-Komödie und viel Sternenhimmel-Flair

Tolle Kulisse mit heimischer Action-Eröffnung beim Open-Air-Kino.

Etwas Nachhilfe brauchten die Bergkamener schon. Auf der Leinwand stand zwar die Aufforderung in riesigen Lettern. Unter ihre Stühle schauten sie aber erst, als die Mitarbeiter der Stadt an jeder Reihe im Open-Air-Kino vorbeimarschierten und laut ausriefen, dass es jetzt etwas zu gewinnen gibt. Immerhin 10 Kinogutscheine waren unter den Sitzen versteckt. Wer zu den Glücklichen gehörte, ließ es sich jedenfalls nicht anmerken.

Volle Reihen und flimmernder Projektor vor tollem Nachthimmel.

Einfach war es auch nicht, das zu erkennen. Inzwischen war die Nacht über dem Gelände der Bogenschützen hereingebrochen. Ein halber Mond hatte sich direkt neben die riesige Kinoleinwand geschoben und die Bäume glühten in prächtigen bunten Farben. Eine tolle Kulisse, von der die meisten offenbar mehr in den Bann gezogen wurden als vom Gewinnerglück. Außerdem heulten plötzlich Feuerwehrsirenen auf und das Blaulicht tauchte das Gelände für ein paar Sekunden in funkelndes Lichterfeuer der anderen Art. Kurz darauf wurde auf der Leinwand die Drehleiter ausgefahren, Feuerwehrleute rannten in voller Montur zum Einsatzort, die Flotte der Einsatzwagen rückte aus: Der nagelneue Imagefilm war mehr als nur die Eröffnung des Filmabends. Es war fast schon eine eigene Action-Einlage.

Tolle Stimmung bescherte die Mobile Band.

Bis dahin war das Open-Air-Kino eigentlich wie immer verlaufen. Schon eine Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn standen die Besucher mit Decken, Kissen und Picknickkörben auf dem Roten Teppich, um sich einen von 500 Sitzplätzen zu sichern. Pizza, Pommes, Popcorn, Nachos: Es stand alles bereit, um vier Stunden bis zum Kinobeginn mehr als sinnvoll zu vertreiben. Zumal die Mobile Musikband sich mit alten, neuen und aktuellen Hits mitten durch die Besucher musizierte und gute Stimmung verbreitete. Schon lange vor dem Filmstart war es voll. Der eigentliche Film war längst zur Nebensache geworden.

Volker Meyer parkt als „Stadtteilpolizist“ zum letzten Mal in der ersten Reihe direkt neben dem Roten Teppich.

Denn wenn die Reihe „Sommer in Bergkamen“ mit den Veranstaltungen durch die Stadtteile zieht, dann ist es immer auch ein Stück Stadtteilparty und eine Frage der Ehre, dabei zu sein. Hier trifft man sich und feiert. Dann ist auch der „Ortsscheriff“ in seinen letzten paar Amtstagen dabei. Polizist Volker Meyer parkte wie immer direkt neben dem Roten Teppich, um das letzte Mal auch als Ordnungshüter die Veranstaltung zu begleiten. Seit 45 Jahren ist er Polizist. Seit 1994 als Dienstältester in „seinem“ Stadtteil Overberge. Am 31. August geht er in Rente. Ein bisschen Wehmut war deshalb schon dabei, als er über den Roten Teppich ging. „Es war eine tolle Zeit hier in Overberge“, resümiert er. Bei jedem Kino-Open-Air war er ganz nebenbei auch dabei. Langweilig wird ihm bestimmt nicht werden. „Mein großes Hobby ist das Reisen. Ich war schon fast überall – und es gibt immer noch einiges zu entdecken“.

Spektakuläre Feuerwehreinlage zum Start des Imagefilms in eigener Sache.

Das bewiesen auch die Leinwand-Akteure um Maren Kroymann, Heiner Lauterbach und Barbara Sukowa als Anfänger-Großeltern mit Leih-Enkeln. Da geht es von Anfang an selbstverständlich drunter und drüber mit den lieben Kleinen und deren Eltern. Vor allem aber mit den eigenen Erwartungen und den Herausforderungen der Realität. Ein quietschvergnügter Ausflug in die etwas anderen Seiten des Rentnerdaseins, der Spaß machte – auch wenn er erst unlängst im Fernsehen lief. Dabei fehlte aber garantiert die Traumkulisse mit Sternenhimmel und Mondschein. Und mit den leicht empörten Fledermäusen, die regelmäßig dicht an der Leinwand vorbeiflatterten.




Abbruchparty: Wellenbad wird zum Abschied nach 50 Jahren fast allein gelassen

 

Anstehen und jubeln zum großen Abschiedsfinale.

Gedämpfte Partystimmung im Wellenbad.

Noch steht alles im Wellenbad Weddinghofen. Die Rutsche, der Sprungturm, die Umkleidekabinen, das Haus, in dem sich die Wellenmaschine verbirgt. Auch wenn am Samstag zur Abbruchparty geladen wurde – ganz offiziell. Genauer gesagt ist es die letzte Party vor dem Abbruch. Bis dahin schaukeln sich noch in regelmäßigen Abständen die Wellen in die Höhe und läuft das Wasser die Rutsche hinab in das Sportbecken. Wie schon seit 50 Jahren.

Nochmal ab durch die Rutsche, bevor sie abgebaut wird.

„Es ist richtig traurig, dass das alte Wellenbad wegkommt“, meinen Joulin (15), Vanessa (17) und Paulina (15). „Wir sind immer hier, mit der ganzen Clique. Wir hören Musik, schwimmen, haben einfach Spaß. Wir sind mit dem Wellenbad quasi aufgewachsen“, sagen sie. „Es wird uns fehlen!“ Deshalb sind sie auch zur Abbruchparty gekommen. Und sie werden jede freie Minute nutzen zum Abschiednehmen.

Spaß in den Wellen nur noch für kurze Zeit. Dann wird die Wellenmaschine abgestellt.

Das wird nicht mehr allzu viel Zeit sein. Ab dem 15. August wird der Betrieb auf halbe Tage zurückgefahren – abhängig vom Wetter. Ab Oktober startet der Rückbau. Bis dahin muss noch viel erledigt werden: Fernwärme- und Gasleitungen müssen entfernt, Bauwasser installiert werden. Und: Ein großer Teil der Ausstattung zieht nach Ghana um. Dort entsteht ein neues Krankenhaus, das dankbar ist für jede Unterstützung. Die alten Mülleimer finden hier ebenso eine sinnvolle Wiederverwendung im OP-Bereich wie die Stangen für die Absperrungen, die Spinde und die Trennwände der Umkleiden. Dr. Samuel Okae als Organisator war deshalb am Samstag ebenso beim großen Abschied mit von der Partie wie andere, die seinen Nothilfeverein unterstützen.

Über das Wasser laufen ist gar nicht so einfach.

Die meisten jungen Besucher wollten einfach nur Spaß haben. Es warteten riesige Wassertiere und Inseln darauf, beklettert zu werden. Übers Wasser gehen konnte jeder Einzelne auch – wenn er denn den Dreh herausfand und es über die Plastikplane im Wasser schaffte. Stelzen, Hüpfbälle, Teamwettkämpfe: Das Partyteam hatte ein buntes Programm ausgearbeitet, damit richtig Stimmung aufkam. Allzu viele hatten allerdings bei deutlich abgekühlten, aber immer noch strahlend schönen Sommertemperaturen nicht den Weg ins Wellenbad gefunden.

Verhaltener Abschied mit Wehmut

Rutschspaß vor fast verlassenen Liegewiesen.

Die riesige Wiese blieb fast leer. Auch auf den meisten Bänken um die Schwimmbecken war noch Platz. Hier hatten es sich auch ältere Besucher gemütlich gemacht. Eine von Ihnen war schon „seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr hier – vorher aber regelmäßig mit den Kindern wegen der Rutsche und den Wellen“, erzählt sie. „Das Wellenbad gehört doch einfach zu Bergkamen dazu, es ist schade, dass es jetzt verschwindet. Ich wollte heute einfach Abschied nehmen.“ Ebenso wie eine junge Familie, die häufig aus Kamen hierherkommt. „Die Rutsche ist toll, die Wellen – das ist großartig für Kinder“, erzählt das Ehepaar. „Wir ziehen hier gern unsere Runden im Sportbecken. Wenn das Wellenbad jetzt schließt, haben wir eine ganze Weile gar kein Freibad mehr und müssen in die Halle. Mit einem Kombibad wird es bestimmt auch nicht einfacher, richtig Schwimmen zu gehen“, glauben sie. Eine Frau kommt mindestens einmal in der Woche aus Castrop-Rauxel hierher. „Wenn ich meine Schwester besuche, geht im Sommer mit den Enkeln immer ins Wellenbad – das gehört für mich zu Bergkamen dazu. Und es wird mir wirklich fehlen, denn die Alternativen sind richtig teuer.“

Die riesigen Wassertiere machten trotzdem Spaß.

Wehmütig ist auch der Bäderbetriebsmanager der GSW, Sven Holtsträter. Schon im Kamener Freibad, wo er einst seine Ausbildung begann, „hat es ehrlich gesagt weh getan“, als die Bagger anrückten. Hier in Bergkamen hat er auch am Beckenrand die Schwimmgäste im Auge behalten. „Auch das ist ein schwerer Schritt – aber es entsteht ja etwas Neues, in dem viel Potenzial steckt“, meint er. Zumal sich das Badeverhalten der Gäste definitiv verändert hat. Es kommen viel weniger Gäste in die Freibäder. „Richtig voll wird es fast nur noch, wenn die Temperaturen über 30 Grad steigen.“ Das treibt die Kosten noch zusätzlich in die Höhe.

Das ließ sich auch am Samstag beobachten. Abschied hin oder her: Den meisten war es bei bis zu 25 Grad offenbar zu kalt. „Wir hätten mit mehr Besuchern gerechnet“, resümiert Sven Holtsträter.




Im 26. Jahr feiert die 25. Sommerakademie Jubiläum und eine Generation Kunstleidenschaft

Bis zum letzten Moment noch am Objekt arbeiten: Die 25. Sommerakademie ging am Freitag zu Ende.

Das hat ebenfalls Tradition: Gemeinsames Abschlussessen der einzelnen Kurse inmitten der geschaffenen Kunstwerke.

Bayern, Niedersachsen, Berlin, Düsseldorf, Bonn: Der Ruf der Sommerakademie geht längst weit über die Grenzen des Kreises Unna hinaus. Wenn hier Holz und Stein in fantasievolle Formen gebracht werden, aus Farben Aquarelle und freie gemalte Welten entstehen, gedruckt und gezeichnet wird, dann sind gestandene und Nachwuchskünstler inzwischen seit Generationen am Werk. Am Freitag zeigten die 82 Teilnehmer zum 25. Mal, was sie in einer Woche geschafft und geschaffen haben. Eigentlich wäre es die 26. Auflage gewesen, wenn es Corona nicht gäbe.

Musik gehört dazu, wenn die Abschlussausstellung gefeiert wird.

Also war es eigentlich ein Jubiläum eines echten Erfolgskonzepts, dass auch alle Volkshochschulen über die Stadtgrenzen hinaus verbinden. Aus dem Kreis Unna sind alle dabei, die Nachbarn aus Hamm ebenso. Und weil es von Anfang an nicht nur Spaß gemacht, sondern auch echte Künstler hervorgebracht hat, sind die meisten Teilnehmer mehr als treu. Sagenhafte 40 Prozent kommen von außerhalb, weil es sich eben herumgesprochen hat: Freunde und Bekannte werden angeworben. Ehemalige Westfalen lesen und hören in der Ferne davon.

Die Steinbildhauerei präsentiert sich in 3D.

Ines genießt schon länger das Rentenalter in vollen Zügen. Mit der Sommerakademie begann sie eigentlich mit der Premiere vor 26 Jahren. „Ich hörte von der Ausstellung der Ergebnisse der ersten Akademie und schaute mir das an. Es war faszinierend und ich wollte auch dabei sein“, erinnert sie sich. Seitdem hat sie nur ein einziges Mal gefehlt. Ansonsten steht mindestens ein gewaltiger Stein jedes Jahr für sie bereit. In der Steinbildhauerei ist sie fest gebucht. Das ist fast schon wie eine Familie. „Wir sind eine tolle Gemeinschaft in der einen Woche. Wir kennen uns inzwischen ewig, die Atmosphäre ist eine ganz besondere und unser Dozent einfach großartig“, sagt sie. Als Schülerin im Internat probierte sie sich bereits am Ton aus, gestaltete Weihnachtskarten. Der Stein war für sie eine echte Herausforderung. „Was man hier wegmeißelt, ist unwiederbringlich verloren. Jeder Stein hat seine eigene Struktur, die man erstmal kennen lernen muss.“ Diesmal hat sie sogar 3 Objekte geschaffen. Was genau, das weiß sie schon, wenn sie sich die Steine im Vorfeld besorgt.

„Ruhig ein bisschen mutiger sein“

Johanna mit ihrem ersten Kunstobjekt aus Holz.So weit ist Johanna noch nicht. Die 24-jährige Landschaftsgärtnerin kennt sich zwar mit der Natur und ihren Materialien aus. Aus Holz hat sie jetzt aber zum ersten Mal ein Kunstobjekt geschaffen. Der Kopf, an dem sie eine Woche lang gearbeitet hat, ist noch nicht ganz fertig. Aber er bekommt einen Ehrenplatz bei ihr zuhause. Und sie wird weiter machen mit der Holzbildhauerei. „Ich bin froh, durch Zufall in diesem Kurs gelandet zu sein. Es war eine großartige Erfahrung und hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es ist unbeschreiblich zu sehen, wie ganz langsam etwas entsteht, was man innerlich vor Augen hat.“ Viel Anleitung brauchte sie bei ihrer Sommerakademie-Premiere. „Die war großartig – so konnte ich mich Schritt für Schritt vorantasten.“ Ihre Mutter hatte vor einiger Zeit auch einmal die Sommerakademie absolviert und animierte sie, es selbst einmal auszuprobieren. Schließlich experimentierte die Tochter immer schon mit Ton und Malerei. „Immer zweidimensional – diesmal in 3D“, erzählt sie lachend. Der Satz, den sie mit nach Hause nehmen wird, ist ganz einfach und universell: „Du kannst ruhig etwas mutiger sein.“

Viel zu sehen gab es auf dem Gelände der Ökologiestation zum Abschluss der Sommerakademie.

Regenfluten, fortgewehte Zelte, unerträgliche Hitze, eisige Kälte: Bei 25 Sommerakademien war alles dabei. Immer ein engagiertes Dozententeam, eine erstklassige Versorgung, zwischendrin sogar Kinderbetreuung. Und zum Abschluss gibt es immer eine Ausstellung, bei der stets gute Musik, Leckeres vom Grill und viel Anerkennung für die künstlerische Leistung geboten wird.

Eine Neuauflage wird es natürlich 2023 geben – wie immer in der letzten Woche der NRW-Sommerferien. Also schonmal vormerken, die Plätze sind begehrt.

 




Akrobatik verwandelt den Römerpark mit Poesie und Klaschnikov in ein Straßenkunst-Paradies

Feuriges Kabarett auf der Bühne des Kulturpicknicks im Römerpark.

Charmante Jonglage mit Poesie und Musik gab es zum Einstieg.

Feuerspeiende Maschinen, Schlagzeug spielende Ratten, Gummikörper in undenkbaren Verrenkungen, beflügelte Menschen mit fünf jonglierenden Bällen: Märchenhaft war das 2. Kulturpicknick dieses Sommers. Ohne Anmeldungen, mit Liegestühlen und Picknickdecken, mit begeistertem Jubel und Zugaben – und mit fantasievollen Geschichten zur Akrobatik.

Eine verrückte Ratte übernimmt das Schlagzeug.

 

Dass zwischen der Jonglage mit 2, 3, 4 und 5 Bällen die geflügelten Ameisen aus den Ritzen der Arena im Römerpark zum Liebesflug starteten, störte nur ein bisschen. Auch die gefräßigen Mücken konnten den Spaß an der Musik synchron zu betörender Akrobatik nicht wirklich schmälern. Regelrecht poetisch war der Einstieg in das Kulturpicknick. Das begann, als die ersten Dosen mit Käsehäppchen und Olivensticks schon längst geleert waren.

Da fliegen die Bälle bei der beflügelten Jonglage.

Felice und Cortes aus Berlin schauten in gut gelaunte und offene Gesichter, die begeistert mit auf die Reise in fabulöse Welten gingen. Da hob Ikarus beflügelt fast mit den zärtlich auf Armen und Büchern jonglierten Bällen ab. Eine durchgeknallte Ratte ließ die Drumsticks am Schlagzeug gewaltig in die Lüfte fliegen. Am Ende landeten auch die Linkshänder fast im Rattenkrankenhaus, denn sie stampften und klatschten um die Wette zu hochklassigem Gesang. „Ihr seid ein Teil unserer Geschichte, wenn ihr nach Hause geht – und wir sind ein Teil eurer Geschichte.“ Daran gab es nichts zu zweifeln, auch nach mehreren Zugaben nicht, bei denen sich der Hut, der durch das Publikum ging, stattlich füllte.

Abenteuerliche Taverne mit Wodka und Krimi

Hula-Hoop der anderen Art.

Was sich danach in der verrückten Taverne des „Kabaretts Kalaschnikov“ abspielte, war nicht weniger sagenhaft. Dort floss der Wodka für das Publikum in Strömen, dagegen konnte auch der leicht verzweifelte Rotarmist nichts ändern. Die zweifelhafte Bardame klemmte sich lässig die Fersen hinter die Ohrläppchen und verknotete so ziemlich alle Gliedmaßen auf dem Tresen. Die Putzfrau ging im wahrsten Sinne auf die Palme und wirbelte in luftiger Höhe direkt vor der Römermauer herum. Der korrupte Bürgermeister jonglierte mit dem Diabolo und ließ sich Herzen mit Pfeil und Bogen vom Schädel schießen – abgefeuert mit dem Fuß, selbstverständlich.

Einen Gummihandschuh mit der Nase auf dem Kopf aufblasen? Kein Problem!

Das Publikum traute seinen Augen kaum, rieb sich unablässig dieselben und forderte auch hier eine Zugabe nach der anderen. Die Kinder konnte sich im Sand vor der Bühne nicht entscheiden, ob sie angesichts von Feuersäulen aus beängstigenden Waffen die Flucht ergreifen oder vor Unmengen von Hula-Hoop-Reifen, die weibliche Körper emporwirbelten, fasziniert die Bühne kapern sollten. Ein aufregender Abend, der eine Überraschung nach der anderen zu bieten hatte – von Straßenkunst der allerfeinsten Art.

Für das letzte Kulturpicknick am 19. August sollten sich alle schon jetzt Zeit nehmen. Der Andrang wird groß sein, denn das kulturelle Kleinod im Römerpark ist längst schon ein echtes Kulturhighlight des Sommers geworden.




Neuer Glanz und neue Ausstattung für Bad und Sauna in Bönen

Bad & Sauna in Bönen eröffnet wieder: Die Freizeiteinrichtung der Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen und Bergkamen öffnet nach dreiwöchiger Pause ab Montag (18. Juli) wieder ihre Türen. Neben typischen und turnusmäßigen Reparatur-, Wartungs- und Reinigungsarbeiten fanden in dem Bad in Bönen zudem Sanierungs-

Die Heizstäbe im Saunaofen wurden während der Revisionsarbeiten erneuert. Foto: GSW

arbeiten statt. So wurden beispielsweise die Holzbänke in der Kelosauna sowie der Holzboden auf der Terrasse abgeschliffen, lasiert und wieder eingesetzt. Zudem wurden der Unterbau der Sauna sowie die Heizstäbe für den Saunaofen erneuert. Nicht nur in neuem Glanz, sondern auch mit neuer Ausstattung wartet der Außenbereich auf. Zwei neue Strandkörbe sowie sechs neue Sonnenliegen, die in Kürze angeliefert werden, finden die Besucherinnen und Besucher künftig im Saunagarten. In der Gastronomie im Hallenbad wurden zudem neue Stühle und Tische angeschafft. Einen neuen Anstrich haben einige Innenbereiche – etwa die Umkleiden – erfahren.

Zu den typischen Wartungsarbeiten zählte unter anderem die Überprüfung des Hubbodens im Mehrzweck- sowie Sportbecken. Darüber hinaus haben Mitarbeiter die Lüftungs- und Filteranlagen in der GSW-Freizeiteinrichtung gewartet beziehungsweise ausgetauscht. Das Blockheizkraftwerk, mit dessen erzeugter Wärme das Hallenbad und der Saunabereich erhitzt werden, hat turnusgemäß ein neues Modul erhalten. Zu den regelmäßigen Arbeiten
gehörten außerdem die Reinigung der sogenannten Schallwasserbehälter. Dort wird das durch die Bewegung der Badegäste über den Beckenrand getriebene Wasser durch die Überlaufrinnen aufgefangen und gefiltert. Die Einrichtung Bad & Sauna in Bönen hat ab Montag (18. Juli) wieder zu folgenden Zeiten geöffnet: montags bis freitags von 11 bis 21 Uhr sowie samstags/sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.