Der Nordberg blüht zur BlumenBörse frühlingshaft auf

Blumiger Walkingakt, der in der Frühlingssonne für gute Laune sorgt.

Der Kinderbollerwagen ist jetzt blockiert. Der Nachwuchs muss zu Fuß gehen. Ein mächtiger Wein rankt aus dem Innenleben heraus. „Den musste ich einfach haben. Der soll jetzt auf unserem Balkon an den Seitenstreben hochwachsen“, sagt die frischgebackene Wein-Besitzerin und die Großmutter nickt bedächtig. Auch der Nachwuchs verpflichtet begeistert bei. Dafür geht man gern zu Fuß. Auf der BlumenBörse is es sowieso viel zu viel zu enden, da sind die Füße besser als Räder.

Gurken und Tomaten hatten Hochkonjunktur – zusammen mit allem, was blüht.

Einer schleppt eine ganze Palette blühender Pflanzen Richtung Parkplatz. Eine andere hat sich an dem kleinen Olivenbaum gewaltig verschätzt. Mehrfach muss sie ihn dank mehr als frühlingshaften Temperaturen absetzen. Das ausgerechnet neben dem Stand der Fundsachenversteigerung. Da ist gerade ohnehin kaum ein Durchkommen und es liegt und steht noch reichlich Verführerisches herum. AirPods samt kompletter Ladebox, zum Beispiel. Eine Goldkette funkelt in der Sonne. Mehrere wahrscheinlich wertvolle Markenuhren ticken im Takt. Ein Haufen Kinder schart sich begeistert vor der original Playstation-Jacke. Die meisten Menschen drängen und schieben sich jedoch um die 50 Fahrräder aller Marken und Jahrgänge. Sogar zwei E-Bikes sind dabei, eins allerdings ohne Akku. Gleich ein sattes Dutzend davon verschwindet in einem einzigen Lieferwagen,

Andrang auch bei der Fundsachenversteigerung.

„Die Ersten flanierten schon an den rund 30 Ständen vorbei, als die noch geschlossen waren“, freut sich Karsten Quabeck vom Stadtmarketing über den Andrang. Wenig später war das Pflaster auf dem Nordberg kaum noch zu erkennen, so viele Füße wandern hoch und runter. Einen Bund Spargel mitnehmen, am Glücksrad der AWO drehen, der mobilen Band zuhören, eine Waffel oder auch ein Stück frischen Stress Kuchen essen, Tomaten und Gurken für das Hochbeet kaufen: Es war schon schnell, den die Besucher auf Hundert Meter zu bewältigen hatten . Denn überall gab es Verlockendes, Blühendes, Buntes, Duftendes, Hübsches, Leckeres. Mittendrin Kindermitmachaktionen und Tanzvorführungen.

Schlüpfende Küken und rollende Waldschule

Selten ist der Nordberg so gut gefüllt wie zur BlumenBörse mit verkaufsoffenem Sonntag.

Ein kunterbuntes Treiben, das nicht mehr so ​​leicht zu organisieren ist wie früher. „Vor einigen Jahren waren alle Stände sofort weg, jetzt muss man telefonieren und nachfragen“, sagt Karsten Quabeck. Die meisten Aussteller haben Schwierigkeiten, überhaupt Personal zu finden, um die Stände mit Leben zu füllen. Auch in diesem Jahr kamen weniger: Corona gibt es immer noch und hat in einem Fall für einen Totalausfall gesorgt. So ist es im mittlerweile 15. Jahr echter Schwersternbei, den Nordberg mit Ständen zu füllen. Bei den Besuchern sieht es genau andersherum aus. Die strömen aus allen Ecken und Winkeln herbei, solange das Wetter gut ist. Und sie kaufen, wie die vollen Arme, Taschen und Tüten und die gefüllten Kofferräume beweisen.

Ein Küken nach dem anderen schlüpft im Brutkasten der Rassegeflügelzüchter.

Konstant überfüllt ist der Brutkasten des Rassegeflügelzuchtverein. Nicht nur davorschiebt und drängelt sich der Nachwuchs. Darin schlüpft ein Küken nach dem anderen. Die ersten hatten pünktlich um 9 Uhr die Eierschalen durchbrochen. Andere ließen sich zur Begeisterung der Kinder Zeit und befreiten sich ganz bedächtig. Manche fielen gleich in einen restlos erschöpften Schlaf. Viele erkundeten klitschnass und wackelig die übrigen Eier und betrachteten fasziniert die Nasen, die sich an den Scheiben plattdrückten. Die erwachsenen Hühner-Kollegen nebenan hatten es da schwer.

Unterhaltung von einer der mobilen Bands mitten im Getrümmel.

Nicht nur die Kinder nutzten die Chance, bei der Waldschule einmal das Fell eines Wildschweins oder Dachses zu berühren. „Die sind ja ganz weich“, meinte eine Großmutter erstaunt, nachdem sie einem kapitalen Feldhasen über den Rücken gestreichelt hatte. Die Enkel nahmen begeistert die Broschüren entgegen, die es hier mit spannenden Informationen über die heimische Tierwelt gab. Danach erstmal ein Eis in der Eisdiele essen, die auch zum ersten Mal mitmachte. Oder bei Schnückel ganz in Ruhe schauen, was das Kaufhaus an Frühlingsangeboten zu bieten hat.

Ein Sonntagsbummel der anderen Art, der mit dem verkaufsoffenen Sonntag auch noch zusätzliche Reize bot. Zumal das Wetter mitmachte und deutlich länger als versprochen trocken blieb.

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Zur Saisoneröffnung holt der Römerpark das Mittelalter an die Holz-Erde-Mauer

Original aus dem Kaukasus sind Pfeil, Bogen und Kleidung dieses Experten.

In einer Ecke geht es ganz schön kriegerisch zu. Schwerter und Schilde stehen an den Zeltwänden, der Bogen ist gespannt, die Pfeile sind akkurat im Köcher verstaut. Ein Helm, Kettenhemd, Messer, Fibeln, Dolche: Alle Zeichen stehen hier auf Krieg. Vor der Holz-Erde-Mauer geht es friedlicher zu. Jemand flickt mit Nadel Leinen und Faden sein buntes Beinkleid. Eine adrett gekleidete Frau schlürft aus einem tönernen Becher ein heißes Gebräu. Ein paar Meter weiter wird gemauert: Ein Stroh-Lehm-Gemisch ist zu Ziegeln geformt, mit einem ähnlichen Material in matschiger Form werden sie miteinander verbunden.

Kriegerisches Lager auf der anderen Seite der Holz-Erde-Mauer.

Die Epochen passen nicht immer zusammen. Die Holz-Erde-Mauer ist römisch und stammt aus dem 1. Jahrhundert. Das Empfangshaus, das gerade entsteht, ist aus derselben Zeit. Die friedlichen Wegelagerer kommen aus Schweden und aus dem Kaukasus aus dem 8./9. und aus dem 10. Jahrhundert. Ins 5. Jahrhundert gehören manche Requisiten der kriegerischen Experten. Mittendrin läuft jemand aus der Steinzeit herum. Vor allem das Frühmittelalter hatte zur Saisoneröffnung am Wochenende im Römerpark das Sagen. Die Darsteller trotzten den mächtigen Regenschauern am Freitag, bauten ihre Zelte auf und zeigten, was alle in akribischer Kleinstarbeit in vielen Stunden originalgetreu geschaffen hatten.

Hübsch anzuschauen bis ins Detail: Mittelalterliche Kleidung aus Schweden.

Steffi ist eigentlich Psychologin und interessiert sich schon immer für Fantasy und Mittelalter. Während des Studiums zog sie in eine neue Stadt und wollte Leute kennen lernen. Die Szene war der beste und schnellste Weg. Jetzt ist sie hier festgesetzt und hat alles, was sie am Leib trägt, detailgetreu an die unvollständigen Funde eines ganz bestimmten Fundorts in Schweden angelehnt. „Gerade das Fundorientierte finde ich spannend, denn wir sind ja schließlich alle irgendwie auch Wissenschaftler“, sagt sie. Wie ihr Begleiter. Der ist eigentlich Physiker und Datenanalyst. Jetzt flickt er gerade ein Loch in seiner bunten schwedischen Hose, die irgendjemand im 10. Jahrhundert tatsächlich genauso getragen hat.

Multikulturelle Gesellschaften schon im Frühmittelalter

Khazare und Schweden friedlich beieinander.

Knallbunt ist die spitze Mütze, die ein Khazare nebenan auf dem Kopf trägt. Sie ist kunstvoll aus Seide gewebt. Die kam im 8./9. Jahrhundert über die Seidenstraße in den Kaukasus. Händel, wie er noch heute die globalisierte Welt prägt. Überhaupt: Die Ur-Schweden mit ihren spitzen blauen Mützen sind immerhin im Rheinland nachgewiesen. Menschen aus dem Osten zog es immer schon in die hiesigen Gefilde. Völkerwanderungen waren im gesamten Mittelalter global unterwegs und sorgten für multikulturelle und durchmischte Gesellschaften. Das, worüber heute so heftig diskutiert wird, ist auch seit Jahrhunderten Fakt.

Auch gebaut wurde: Der Museumsleiter persönlich Hand am neuen Empfangshaus an.

So war die Saisoneröffnung eigentlich auch ein Stückweit topaktuell – und politisch. Das frühe Mittelalter hat jedenfalls auch in Bergkamen neben den allgegenwärtigen Römern Spuren hinterlassen. Mit einem prächtigen Merowingergrab, das vor einigen Jahren entdeckt wurde. Und mit der Bumannsburg sterben den Konflikt zwischen Sachsen und Franken veranschaulicht und schon lange bekannt ist.

Auch am Sonntag können die Besucher den Akteuren noch auf die Finger und in die Behausungen schauen. Nach dieser Eröffnung ist der Römerpark an jedem Wochenende samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet und lädt zu weiteren Zeitreisen ein. Übrigens durchgängig betreut von Ehrenamtlern des Museumsfördervereins.

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LOL-Finale macht Comedy-Helden und talentierte Bärühmheiten

Alle Comedy-Talente des Bergkamener LOL-Finales hatten es in sich

Der eine steht, der andere sitzt. Eine kommt mit der Gitarre, der nächste mit dem Keyboard. Zwei singen, einer reimt, wieder ein anderer liest vor. Der zwischendrin plaudert nur, während der davor trinkt. „LOL“, die Standup-Comedy-Reihe ist voller Überraschungen. Keiner weiß, was sich auf der Bühne abspielen WIRD. Am Freitag war das in der Sohle 1 im Oberadener Museum einmal mehr Lachen am Fließband und vom Feinsten. Am Ende reicht schon kleine Gesten, um manchen im Publikum an den Rand des Zwerchfellzusammenbruchs zu bringen.

Prost: Moderator Florian Hacke muss einen Schluck trinken auf die Corona-Erfahrungen.

Dabei ist es der Humor-Nachwuchs, dem hier eine künstlerische Bühne geboten wird. Tatsächlich sind viele längst durch TV und andere Medien mehr oder weniger bekannt. Es hat sich herumgesprochen, dass die ganz junge Garde etwas zu bieten hat. Bissiges, Trockenes, Gemeines, Poetisches, Satirisches, Sarkastisches, Witziges, Lustiges, Amüsantes: Es steckt in den 10 Minuten, die jede/r der drei Akteure/innen zur Verfügung hatte, alles drin. Und für jeden war etwas dabei.

Fee Badenius geht mit sich selbst ironisch ins Gericht.

Gleich zu Beginn servierte Moderator Florian Hacke tiefsitzenden Elternhass nach 4 Jahren Erziehungszeit auf Conny und Co. mit Folterfantasien und Clamydien-Verwünschungen. Corona-Jahre mit den Schwiegereltern machen auch Lust auf Abwrackprämien in der Rentnersammelstelle. Fee Badenius begeisterte mit einem selbstkritischen Blick auf das eigene voll ausgeschöpfte Potenzial mit Dauerdoppelkinn und nicht dem besten Shape ihres Lebens. Ganz nach dem Motto „sehr gut in nix, aber ganz passabel, mittelprächtig und deshalb bald mit eigener Fernsehshow“. Das Lied auf die verkompostierten Pflanzen ihres Lebens spielte sie locker mit dem schwarzen Daumen auf den Gitarrensaiten weg: „Stets bemüht töte ich, was blüht“. Mit Ralf Senkel ging es schon etwas beschaulicher berufsuntätig in die Vollzeit-Paket-Annahme mit Hitler-Pseudonym und Nachbarn mit wöchentlichem Vibrationshintergrund unter dem Beate-U.-Pullover. Sven Garrecht ging das allgemeine Übel gar poetisch an – jung und dumm bei der Musterung, dem Sommergedicht, bei dem Mann, die Fetten grillen, und der zensierten Ode an die Weinkönigin.

Sieht unschuldig aus, kann aber deftig reimen: Sven Garrecht

Die Pause bot gerade genug Erholung, um das Feuerwerk der zweiten Hälfte zu ertragen. Das eröffnete Florian Hacke mit First-World-Problemen und gebleachten Zähnen samt Hochzeits-Rundum-Paketen in der Event-Kirche inklusive Reste-Beischlaf. Die Akteure scheiterten am Aufräumwahn: Die „Stehrumchens“, Schlumpfsammlungen und offenen Kuscheltier-Kisten siegten mit Wohlfühl-Chaos. Beim Ärztestammtisch ging es mit zu Hüa-Doron umverpackten Pferdesalben und Reitbeteiligungen der Gattinnen ebenso hoch her wie beim Bäcker mit was älteren Puddingpflaumen von Oma. Märchen in Girlie-Insta-YouTube-Tinder-Sprache gerieten zu Bärühmtheiten mit Abschied-Forever und Scheiß-Zwergen. Und die Moral: Innere Werte brauchst Du nicht! Die Limmerick-Märchen und das abschließende Heldenlied auf die Jugend, die uns allen das Heldentum vormacht, waren ein gelungener Abschluss für einen rundum begeisternden Abend, der süchtig macht. Süchtig nach mehr LOL und noch mehr gute Lacher.

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Maikundgebung im Zeichen von europäischer Solidarität, Kriegserlebnissen und Bahnhöfen

Es sind nicht mehr die ganz großen Parolen zum 1. Mai. Gerade wenn es um Europa geht, langt die Zeit nur für ein Feuerwerk aus Stichworten. Selbst diese lange Liste musste die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, in der Römerbergsporthalle kürzen. Die Erbsensuppe stand schon auf einigen Tischen. Und die Politikerin hatte sich, anders als mancher Vorredner, länger als ihr Vorgänger mit ganz persönlichen, emotionalen Erfahrungen der aktuellen Herausforderungen beschäftigt.

Mit den Bergleuten vorneweg geht es auf den kurzen Marsch zur Römerbergsporthalle.

Es war die 73. Maikundgebung in Bergkamen und fast ein Dreivierteljahrundert nach der Premiere ist einfach alles anders. Bergwerke gibt es nicht mehr. Statt vom Werkstor der Zeche Haus Aden geht es jetzt nur noch auf einen Mikro-Weg vom Stadtmuseum zur Sporthalle. Die Teilnehmerschar ist deutlich geschrumpft. Vom Kinderwagen bis zum Rollator ist aber immerhin alles dabei. Auch die Maikäfer liegen nicht mehr in Massen unter den Laternen. Es gibt sie aber immer noch, die Bergleute mit den Grubenlampen, die hinter der roten Gewerkschaftsfahne hermarschieren. Und die gute alte Erbsensuppe aus der Kanone darf natürlich gar nicht fehlen.

Ohne Zechenturm verlässt niemand unter den Gästen Oberaden.

Solidarität steht immer noch über allem: „Ungebrochen solidarisch“, so das Motto 2023. Dabei schien sie schnell „aus der Mode gekommen“, wie Katarina Barley betonte. Jetzt erlebt sie es mehr als ein Jahr nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine ganz anders. „Ich kenne in der Ukraine niemanden, der einen Waffenstillstand will“, sagt sie. Im Gegenteil. Unlängst traf sie eine Juristin, die sich zur Notfallmedizinerin ausbilden ließ – für den Einsatz in einer Brigade. „Lieber sterbe ich hier, als dass dieser Mann unser Land erobert“, zitiert Barley mit zitternder Stimme die Frau. „Es ist leicht zu sagen, dann ergebt euch doch – Russland ist doch eh stärker“, wird sie kämpferisch. „Dann gehört die Ukraine zu einer Diktatur, die systematisch vergewaltigen und foltern lässt, den Strom abschalten lässt, um die Menschen mürbe zu machen. “ Katarina Barley ist dankbar, „dass die Solidarität gerade bei den Menschen überwältigend ist“. Trotz der Folgen für uns alle, „die Putin ja gerade beabsichtigt“.

Solidarität ist auch politisch mehr denn je gefragt

Volles Haus und Applaus für die Hauptrednerin.

Solidarität gebe es auch politisch. Energiepauschale, Gaspreispremse, Wohngeld. Das langt aber noch nicht. „Wir müssen den Kuchen vergrößern – mit einer globalen Mindeststeuer, denn auch die ganz Großen müssen ihren Beitrag leisten“. Die EU unternehme etwas gegen den Trend, den die USA gerade mit inflationsreduzierenden Maßnahmen der Abschottung setzen. Wettbewerbsfähigkeit ist das Stichwort. „Gleichzeitig müssen wir den Klimawandel ernst nehmen, auch wenn er nicht zum Wettbewerbsnachteil werden darf.“ Die traditionelle Sozialpartnerschaft mache Deutschland stark in Europa – in Frankreich sieht es gerade ganz anders aus. Dennoch: „Wir müssen von 50 auf 80 Prozent bei der Tarifbindung kommen.“ Und: „Finger weg von unserem starken Streikrecht!“

Regelrecht entsetzt war die Bahnfahrerin Barley, die mit dem ICE verspätete in Dortmund und noch später mit dem Auto in Bergkamen ankam, „dass es hier nur einen Busbahnhof gibt: Das kann jawohl nicht wahr sein!“, empörte sie sich. „Diese Stadt hat für den Umbruch viel bezahlt – sie hat einen Anschluss an das ICE-Netz verdient. Ich werde nicht nachlassen, bis ihr einen Bahnhof habt“, versprach sie.

Vereinter Gesang des Steigerlieds als frischgebackenes immaterielles Kulturerbe.

Es war dann also doch gut gegangen mit ihrer Premiere: „Ich habe noch nie einen Schnaps vor der Rede getrunken“, gestand sie mit dem leeren 41-prozentigen Kurzen in der Hand. Den gab aus besonderem Anlass auf allen Tischen: Das Steigerlied ist seit März immaterielles Kulturerbe. „Darauf sind wir stolz!“, sagte IG BCE-Chef Volker Wagner. Die 7. Strophe endete deshalb mit einem kollektiven kurzen Ruck zum Mund, bevor es politisch wurde. Mit der größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich im Angesicht von Miterhöhungen, Energiepreisexplosionen, gesteigerten Firmen-Gewinnen: „Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge, das gefährdet den sozialen Frieden“, kommentierte Wagner. Die Reichen müssen ihren Beitrag leisten. „Das Leben muss bezahlbar bleiben“, kommentierte er die Tarifverhandlungen mit ersten guten Abschlüssen. Dann ist da noch der Krieg und die EU, die sich hier und in anderen Punkten „neu positionieren“ müsse.

Keine Brauchtumspflege, sondern echtes Leben

Die Parolen beim Marsch waren vielfältig.Solidarität sei in Bergkamen keine Brauchtumspflege, sondern stecke in jeder Vita, erinnerte der stv. Bürgermeister Kay Schulte. „Wir müssen uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren“, mahnte er angesichts von Forderungen nach Führerscheinbegrenzungen und gleichzeitig immer längeren Lebensarbeitszeiten. Und: „In den letzten Jahren kam die meiste Energie in der Krise aus der Kohle“, gab er zusätzlichen „Stoff für Diskussionen an den Tischen“. Den Solidaritätsgedanken erlebte auch Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen aus nächster Nähe in einer Bergbaufamilie, in der nachts regelmäßig das Telefon der Grubenwehr klingelte. „Ein vernünftiges Auskommen, Zusammenhalt – das können wir von den Kumpeln übernehmen, wo heute zunehmend jeder nur an sich selbst denkt“, mahnte sie. America first, Nationalismus auch in Europa: „Wir haben in Deutschland eine Verantwortung für Europa und Europa hat eine Verantwortung für die Welt“, meinte sie und bekam von Hauptrednerin Katarina Barley dafür ein Angebot für eine mögliche politische Umorientierung Richtung Europa.

Mit Comedy-Steiger Martin Kaysh wurde das Finale dann noch humoristisch bei der „Resterampe der Arbeiterbewegung“ mit Maimotto-Quiz, eigener SPD-Grammatik und Glückauf-Gültigkeitssiegel.

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Am Amboss mit dem glühenden Eisen zurück zum Wesentlichen

Zusammen sind wir stark: Zu Schluss durften alle noch an das richtig schwierige Eisen am Amboss.

Wolfsmäulchen, Biberschwanz, Schnecke, Schwanenhals: Es war mitnichten ein Streifzug durch die Tierwelt der Lippeauen, was dort am Sonntag auf Teilnehmer wartete. Es war vielmehr die handfestestes und exklusiv menschliche Fähigkeit, mit der Beherrschung des Feuers Eisen zu verformen. Kurz: Schmieden stand in den Lippeauen auf der Ökologiestation einmal mehr auf dem Programm.

Los geht’s: Das Feuer ist angefacht, das Eisen kommt in die Glut.

Laut Prospekt war das Abenteuer für Vater und Kind gedacht. Tatsächlich waren Opa, Pärchen ohne Kinder, Erwachsene allein, Vater und Mutter mit Kind, Töchter und Söhne engagiert bei der Sache. Vier Ambosse und eine Esse waren eigentlich nicht genug, um den Tatendrang aller Teilnehmer zu stillen. Trainerin Susanne hatte alle Hände voll zu tun, um die schmiedende Meute unter Kontrolle zu halten. Vielleicht lag es auch daran, dass sie nebenbei viel zu viele spannende Hintergründe über die Schmiedekunst zu berichten hatte.

Langsam wird’s: Es dauert, bis das Eisen zum ersten Mal richtig heiß wird.

Das fing schon mit dem Feuer an. Feuersteine, Feuereisen, abgekratzte ätherische Öle der Birkenrinde, Zunder oder Funkeneisen: Feuer machen ist gar nicht so leicht, auch wenn es der Mensch schon vor Urzeiten entdeckt hat und es spätestens im Mittelalter jedes Kind konnte. Zündhölzer und Feuerzeuge haben die elementaren Kenntnisse fast verkümmern lassen. Umso eifriger waren die Schmiede-Azubis schon hier bei der Sache.

Theorie ist wichtig: Trainerin Susanne zeigte, wie der Hammer richtig angesetzt werden muss.Dann ging es an die Eisen – zunächst ganz theoretisch. Wie heiß muss der Stab werden, der vorsichtig mit dem Wolfsmäulchen in die Flammen gehalten wird? Tiefrot ist schlecht, gelbrot genau richtig. Was zu heiß wird, kann sich regelrecht in Schutt und Asche verwandeln. Am Amboss ist dann gar nicht mal so sehr die Kraft mit dem Hammer gefragt, sondern der richtige Winkel, der richtige Zeitpunkt und die Treffsicherheit. Es dauerte nicht lang, da bildeten sich Schlangen vor den Ambossen, die Hämmer gingen wild durcheinander, „Eisen glüht“ riefen aufgeregte Lehrlinge hier und dort, die sich den Weg bis zu einem freien Amboss bahnten.

Mit geordneter Strategie zusammen an einem Amboss-Strang ziehen

Schnelligkeit ist gefragt: Das Eisen muss glühen, wenn es geformt werden will.

Aus dem wilden Durcheinander entwickelte sich dann schnell eine geordnete Strategie. Alle nahmen Rücksicht aufeinander, warteten geduldig, machten Platz, rückten zusammen. Denn schon der erste Schritt war gar nicht so leicht: Aus einem runden, geriffelten Ende ein gleichmäßiges „Hausdach“ formen, aus dem wenig später eine ebenmäßige Klinge entstand. Noch eine Kante, dann ging es ans andere Ende. Hier folgte auf die Spitze ein plattes Biberschwänzchen, das eingerollt werden und umgeschlagen werden wollte. Gleichmäßiges Hämmern erfüllte stundenlang die Luft.

Zum Schluss kam noch die Feile zum Einsatz. Ebenfalls eine echte Geduldssache.Inzwischen waren einige Stunden ins Land gezogen. Manche Hand war nur noch zittrig in der Lage, filigrane Dinge wie ein Glas oder einen Flaschenhals zu halten. Ungezählte Schläge hatten Bizeps und Unterarm samt Händen auf den Amboss niedersausen lassen. Der Schweiß trat jetzt ungebremst auf die Stirn, nicht nur beim Warten auf das glühende Eisen an der stetig mit Holzkohle befüllten Esse. Immer wieder musste die Trainerin helfend zur Seite springen, wenn sich die Klinge aus der Flucht drehte, der Schwanenhals irgendwie verrenkt aussah und der Biberschwanz einfach nicht platt werden wollte.

Ganz schön mächtig: Das reinere Eisen hat es in sich und braucht Ausdauer.

Damit war es noch lange nicht genug. Die Feilen lagen bereit, um den schwarzen Belag herunterzuholen und den silbrigen Glanz auf die Klinge zu zaubern. Scharf werden wollte das Messer auch noch, also musste flotte Fingerfertigkeit im richtigen Winkel an der Klinge ausgeübt werden. Alle waren glücklich mit ihren Ergebnissen – und bärenstolz. Denn eines war mehr als klar nach sechs Stunden mit einer Zugabe am richtig schwierigen reineren Eisen, das echte Muskelkraft und noch viel mehr Hammerschläge am reineren Eisen benötigte: Schmieden ist alles andere als leicht. Und es braucht nicht nur Euphorie und Begeisterung, sondern auch Ausdauer und viel Training. Und eine geduldige Lehrerin: Danke, Susanne!




Günna und Minna im saftig-westfälischen Kultur-Austausch

Ruhrpott trifft auf Sauerland. Mit Günna und Mia nie schmerzfrei, meist witzig und oft auf dem Niveau unter dem Schenkelklatscher. Der Abend mit Bruno Knust und Lioba Albus im studio theater hat Spaß gemacht, keine Frage. Denn es ist tatsächlich an allem etwas Wahres dran, was die beiden dort zum Teil sehr tief aus den regionalen Klischee-Kisten holten. Begleitet von einem passablen Gewitterfeuer mit Sintfluten und Dauer-Wetterleuchten zum Abschluss war der Abend eine echte Erholung vom Aprilwetterstress – hatte aber seine Längen.

Günna im Plausch-Modus mit Feuerwerk-Tempo.

Angesichts der temporären Tabellenspitze für die Schwarz-Gelben musste Gelsenkirchen am Freitag zwangsläufig zur verbotenen Stadt werden. Und die Ruhrpottler mutierten zur Krone der Schöpfung, für die kein Dialekt mehr übrig war und deshalb rund um die Ruhr nur noch göttlich kommuniziert wird. Auch Ötzi war selbstverständlich ein Ruhrpottler: „Wer rennt sonst mit Sandalen in den Bergen herum?“ Mit Günna war der Ruhrpott-Einstieg ein wahres Slapstick-Feuerwerk.

Günna und Mia im einträchtigen Kulturaustausch.

Schnecken-Döner aus dem Sauerland am Walkingspieß, Pommesbude mit Gleisanschluss, Liegestuhl-Reservierung per Brieftaube an der Adria: Da musste Mia aus dem Sauerland das Ruhrgebiet ja für die „große weite Welt“ mit „Nachtleben“ halten. Im Sauerland hat man sich dagegen auf Männertagesstätten mit Ikea-Spielplatz spezialisiert. Da bleibt die Kühltasche an ihrem Stammplatz neben dem Fernsehsessel und Gatten, wenn Mia das „Feierbiest“ mal richtig im Ruhrgebiet die Sause macht. Mit lippeninkontinenten Gefährten die Gedanken im Hohlkörper hin und her rollen: Mia hat genug, auch vom „Gesundheitskarlchen“ aus der Augsburger Puppenkiste. Jetzt nach dem Pandemie-Stress muss mal wieder was losgemacht werden, gern auch in Bergkamen.

Mit Mia ging es solo etwas gemächlicher durch die sauerländischen Sitten und Gebräuche.

Das klappte auch ohne Günna ganz gut. Mit Herrn Uli gab es ganz flott ein Date auf dem Damen-Klo, während Gunnä nur das Sprachzentrum aus dem Ohr kullerte und die Handynummer nach der Pandemie auf der Waage aufleuchtete. Was dann nach der Pause folgte, kannten die meisten echten Günna-Fans schon aus früheren Programmen. Eunuchen-Fußball-Runden mit zurückgehaltenem Experten-Wissen und diametral abkippenden Sechsern. Hochbegabte Porsche-Insassen, die immer selbst den Weg bis zum Schuleingang finden. Durchschnittlich vier Eltern pro Kind und Milchschnitten-Pöter allerorten.

Mia in Tanz-Aktion war eine Augenweide.

Etwas mitreißender waren dann schon die Tanz-Einlagen mit ungleichmäßigem Bremsverhalten diverser Körperteile. Die Eier aus Bodenhaltung im Urlaub und blökende Ausritte auf dem Kamel durch Feuerberge waren dann schon wieder etwas zu tief angesiedelt. Der Auftritt als Power-Schlager-Duo ist noch ausbaufähig. Auch wenn ganz zum Schluss das Muskel-Shirt mit Goldkettchen-Behang hemmungslos zum Einsatz kam.

Gewöhnungsbedürftiger Anblick: Günna mit Sixpack.

Zugaben gab es nicht, trotz Dauerapplaus und Jubel. Der Abend hatte aber auch eine ausgedehnte Länge erreicht und erschien manchem etwas überlang. Nicht nur jenen, die dem Tempo schlicht nicht mehr folgen konnten…




Neue Termine für die Online-Vortragsreihe Solar

Die Solarmetropole Ruhr informiert wieder gemeinsam mit der Verbraucherzentrale, dem Land NRW und dem Bundesverband Solarwirtschaft kostenlos über Solarenergie.
Solarenergie ist in der Stromerzeugung nicht mehr wegzudenken. Nach Angaben des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg deckte Solarenergie aus Photovoltaik-Anlagen im Jahr 2022 11 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland. An sonnigen Tagen stieg der Anteil zweitweise über zwei Drittel unseres Strombedarfs.
Vor der eigenen Produktion und Nutzung von erneuerbaren Energien wie der Solarenergie sollten sich die Bürgerinnen und Bürger gut informieren, nicht nur über die verschiedenen Nutzungsformen, sondern auch über die Planungsschritte einer Anlagen- und Geräteinstallation oder die steuerliche Behandlung während des Betriebs. Das schützt vor unseriösen Angeboten und gibt Sicherheit beim geplanten Energiewechsel.
Der Regionalverband Ruhr unterstützt Bürger und Bürgerinnen mit der Ausbau-Initiative Solarmetropole Ruhr intensiv bei der Informationsvermittlung im Bereich Solarenergie. Allein im letzten Jahr konnten fast 2.000 Bürgerinnen und Bürger zu verschiedenen Photovoltaik-Themen kostenlos und neutral informiert werden.
2023 können nun wieder neue Termine angeboten werden, organisiert durch den Regionalverband Ruhr und mit Referenten von der Verbraucherzentrale, dem Land NRW, dem Bundesverband Solarwirtschaft und der BürgerEnergieGenossenschaft-58.
Hier sind alle Termine der Online-Vorträge im Überblick:
Dienstag, 18. April: Stecker-PV – Steck die Sonne ein! Solarstrom von Balkon und Terrasse
Dienstag, 25. April: Photovoltaik bei Wohnungseigentümergemeinschaften
Dienstag, 2. Mai: Photovoltaik und Batteriespeicher
Dienstag, 9. Mai: Energiewende durch Bürgerenergie
Dienstag, 16. Mai: Steuertipps und Fragerunde für Photovoltaik-Betreiber
Die Vortragsreihe richtet sich sowohl an Gebäudeeigentümer und Eigentümerinnen als auch an Bewohner und Bewohnerinnen von Mehrfamilienhäusern. Auch ohne Veränderung des eigenen Wohnraumes kann von der Solarenergie über Bürgerenergiegenossenschaften profitiert werden. Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Fragen aus dem Teilnehmerkreis sind ausdrücklich erwünscht.
Die Online Vorträge sind für alle Teilnehmer kostenlos und finden über die Videokonferenz-Plattform Zoom statt. Sie benötigen lediglich ein Endgerät wie PC, Laptop oder Tablet sowie einen Internetzugang. Start ist immer dienstags um 18 Uhr, das Ende der Veranstaltung je nach Fragen und Teilnehmerzahl gegen 20 Uhr. Eine vorherige Online-Anmeldung ist erforderlich um die Zugangsdaten zu erhalten.
Anmelden kann man sich unter https://solarmetropole.ruhr/veranstaltungen/. Dort erhalten Interessierte auch weitere Informationen zu den einzelnen Vorträgen und können mit dem regionalen Solardachkataster schon jetzt herausfinden, ob sich ihr Gebäude für Solarenergie eignet. PK | PKU




Praktikum im Seniorenzentrum: „Es ist zu wenig Zeit für die gute Betreuung und Pflege da“

Schon mehrfach besuchte die SPD-Landtagsabgeordnete Silvia Gosewinkel das Hermann-Görlitz-Seniorenzentrum der AWO. Dabei ist in ihr der Wunsch gewachsen, einen tieferen Einblick in die Altenpflege und die Arbeit der Einrichtung zu nehmen. In der vergangenen Woche war es so weit. Angeleitet von der Pflegefachkraft Marion Lonke lernte Gosewinkel von der Übergabe von der Nachtschicht auf den Frühdienst bis zur Übergabe vom Spätdienst an die Nachtschicht am nächsten Tag alle anfallenden Aufgaben im Wohnbereich 2 mit 27 Bewohnerinnen und Bewohnern kennen. „Es ist unglaublich, mit wie viel Wissen über den Einzelnen und einem großen Einfühlungs-vermögen Frau Lonke auf jede Bewohnerin individuell eingeht. Trotz der vielen Anforderungen und Aufgaben gibt sie durch ihre ruhige Herangehensweise, ihre hilfsbereite Zuwendung jedem Bewohner mit freundlichen Worten, kleinen Gesten und Berührungen die erforderliche Aufmerksamkeit“, schildert die Abgeordnete ihre Eindrücke.

Beeindruckend fand sie auch den Umgang der Bewohner*innen mit ihrer gesundheitlichen Situation. „Mit Geduld und Gleichmut werden körperliche Einschränkungen ertragen und die meisten können sich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen. Sie schwelgen in Erinnerungen, erzählen gerne von früher, bekommen leuchtende Augen, wenn sie von ihren Kindern erzählen und freuen sich auf die bevorstehenden Veranstaltungen im Heim“, stellt Silvia Gosewinkel fest. Alle berichten, dass es schwer war, ihr Zuhause aufzugeben und sich von vielen liebgewonnenen Dingen zu trennen. Doch mit der Zeit erkennen viele, dass es Zuhause einfach nicht mehr gegangen wäre.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Silvia Gosewinkel absolvierte ein viertägiges Praktikum im Seniorenheim. Foto: AWO

„Wir kennen diese Zeit der tiefen Traurigkeit und begleiten unsere Bewohner*innen in der Anfangsphase sehr intensiv und motivieren sie, sich auf ihre neuen Nachbarn einzulassen und an unseren Veranstaltungen teilzunehmen“, erklärt Einrichtungsleiter Ludger Moor diese Phase. „Die meisten schaffen es jedoch sehr schnell, die neuen Möglichkeiten auch als Chance für sich zu begreifen. Besonders die Menschen, die auf Grund ihrer körperlichen Einschränkungen viele Jahre, ja viele Jahrzehnte kaum noch aus der Wohnung im 2 oder 3 Stock herausgekommen sind, blühen wieder auf und gewinnen Spaß am Leben.“

Vier Tage mit vielen persönlichen Kontakten aber auch Gesprächen mit den wichtigen Gruppen im Haus mit Bewohnerkaffeetrinken, Angehörigengespräch, Betriebsrat, Leitungsteam und den Mitgliedern des Bergkamener Netzwerkes Demenz haben den Blick bei der SPD-Abgeordneten für die Altenpflege geschärft.

Angeleitet von der Pflegefachkraft Marion Lonke lernte Gosewinkel alle anfallenden Aufgaben kennen. Foto: AWO

Doch was nimmt Silvia Gosewinkel konkret mit nach Düsseldorf? „Wenn man mit Menschen arbeitet, dann gehört da Motivation und Liebe zum Menschen zu“, sagt sie. „Ich habe in der kurzen Zeit viele engagierte Pflegerinnen kennengelernt. Es war für mich wichtig, den Spagat zwischen guter Pflege der Bewohner und den wirtschaftlichen Anforderungen eines Seniorenzentrums zu erfahren. Durch den Austausch mit den Mitarbeitern, den Bewohnern selbst oder deren Angehörigen und dem Betriebsrat hat sich ein Eindruck bei mir vervollständigt: Es ist zu wenig Zeit für die gute Betreuung und Pflege da, wie sie die Mitarbeiterinnen gelernt und sich für ihre Bewohnerinnen wünschen. Pflege kann nicht getaktet und auf Knopfdruck geplant werden. Mein Respekt gilt allen, die zur Zeit in der Altenpflege arbeiten und nach wie vor Motivation ausstrahlen – genau das habe ich in meinem Praktikum erlebt.“

Genau das sei die Herausforderung: den Bewohner in den Mittelpunkt zu stellen. Um neben Fachkräftemangel und Finanzierungsherausforderungen die Wertschätzung zu erhalten, seit Politik verantwortlich, zukünftige Weichen zu stellen, so Gosewinkle. Es müssten mehr Stellen geschaffen und finanziert werden, die Ausbildung der Altenpflege müsse aufgewertet werden, die Arbeitsbedingungen seien z.B. durch Entbürokratisierung, Erleichterungen in der Dokumentation und mehr Mut zum Pragmatismus so zu verbessern, dass alle Mitarbeiterinnen lange gesund und mit Freude im Beruf bleiben könnten.




DLRG bietet neuen Rettungsschwimmerkurs an

Direkt nach den Osterferien startet bei der DLRGOrtsgruppe Kamen am Dienstag, 18. April, um 19 Uhr ein öffentlicher Rettungsschwimmkurs, zu dem auch Nichtmitglieder willkommen sind.

Im Rahmen der zertifizierten Ausbildung, die durch den erfahrenen DLRGAusbilder Jens Kutschke geleitet wird, besteht die Möglichkeit, das deutsche Rettungsschwimmabzeichen in Bronze oder Silber zu erlangen. Die dazu notwendigen Prüfungen in Theorie und Praxis sind Kursbestandteil und werden während des Kurses abgenommen. Im Kurs werden alle nötigen Kenntnisse vermittelt, die zum Bestehen des praktischen und theoretischen Prüfungsteiles notwendig sind. Grundvoraussetzung zur Teilnahme ist ein guter Gesundheitszustand. Hier sollte bei Zweifeln im Vorhinein einen Arzt zurate gezogen werden. Gute Kenntnis der dem Kurs zugrunde liegenden Schwimmtechniken im Brust und Rückenschwimmen insbesondere der Brustbeinschlag und die Fähigkeit, diese Techniken korrekt anzuwenden, werden vorausgesetzt. Der Kurs wird an insgesamt acht Abenden jeweils dienstags von 19 bis 20.30 Uhr im Hallenbad an der Germaniastraße 45 ausgerichtet und endet am 13. Juni 2023.

Um den Kurs erfolgreich zu beenden und die Prüfungen zu bestehen, ist die Teilnahme an allen Kurseinheiten obligatorisch. Das Mindestalter der Teilnehmer ist 16 Jahre. Diese müssen bereits gute Schwimmer sein. Die
Kursgebühren inklusive Prüfung belaufen sich auf 40 Euro pro Person. Für den Erwerb des deutschen Rettungsschwimmabzeichens in Silber ist zusätzlich der Nachweis der Teilnahme an einem ErsteHilfeKurs, der nicht älter als 2 Jahre sein darf, notwendig. Da die maximale Teilnehmerzahl bei diesem Kurs auf 12 Personen begrenzt ist, wird um eine rechtzeitige Voranmeldung gebeten. Die verbindliche Anmeldung zur Kursteilnahme erfolgt ausschließlich über das elektronische Anmeldeformular, welches unter kamen.dlrg.de/kurseund
sicherheit/rettungsschwimmausbildung/ abrufbar ist.

    • Die acht Kursabende in der Übersicht:
  • 1. Di, 18.04.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler
  • 2. Di, 25.04.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler
  • 3. Di, 02.05.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler
  • 4. Di, 09.05.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler
  • 5. Di, 16.05.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler
  • 6. Di, 23.05.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler
  • 7. Di, 06.06.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler
  • 8. Di, 13.06.23: 19:00 – 20:30 – Hallenbad Kamen-Methler



Kamener Hallenbad wird fit gemacht

Wie in jedem Jahr stehen auch in diesem Frühling wieder die turnusmäßigen Wartungs- und Reinigungsarbeiten im Bad der Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen, Bergkamen an. Die Mitarbeiter nutzen die Osterferien derzeit dazu, die typischen Arbeiten, die nur außerhalb des Badebetriebes möglich sind, zu erledigen. Darunter fallen etwa die Wartungsarbeiten an der Lüftungstechnik, der Filteranlage sowie an den elektronischen Anlagen. Um die Fliesen in den Schwimmbecken gründlich säubern zu können, wurde das Wasser komplett entnommen. Zwei Tage etwa dauert es beispielsweise, bis das Sportbecken wieder gefüllt ist. Weitere zwei bis drei Tage bedarf es, bis das Wasser wieder auf die passende Temperatur gebracht wird. Die Umgebungstemperatur im Bad hingegen wurde im Vergleich zum Badebetrieb bewusst um sechs Grad reduziert.

Unterhalb der Becken stehen während der Revision traditionell die Reinigung und die Desinfektion der Schallwasserbehälter an. Dort wird das durch die Bewegung der Badegäste über den Beckenrand getriebene Wasser durch die Überlaufrinnen aufgefangen und der Filteranlage zugeführt. Die Überlaufrinnen, die an jedem Beckenrand zu sehen sind, werden in diesem Zuge ebenfalls intensiv gereinigt.

Die Revisionsarbeiten laufen planmäßig, sodass Besucherinnen und Besucher das Hallenbad in Kamen wieder am 24. April zu den gewohnten Öffnungszeiten besuchen können. Das Bad wird in diesem Jahr auch in den Sommerferien geöffnet bleiben – als Alternative für das geschlossene Freibad in Kamen.




GSW erweitern ihr Wärme-Netz: Hubert-Biernat- Straße wird gesperrt

Erweiterung des Wärme-Netzes in Bergkamen: Die Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen, Bergkamen bauen ihr Versorgungsnetz in der Hubert-Biernat-Straße in Bergkamen aus. Dafür muss die Straße ab Montag (17. April) in Teilen gesperrt werden. Auf Höhe der Kreuzungen Eberstraße und „Am Wiehagen“ wird die Hubert-Biernat-Straße gesperrt. Die Maßnahme wird voraussichtlich drei Wochen lang andauern. Durch die damit verbundene Straßensperrung kann es temporär zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, wofür die GSW um Verständnis bitten. Entsprechende Umleitungen werden eingerichtet. Anfang Juni sollen die neuen Versorgungsleitungen dann an das bestehende Netz angeschlossen werden.
Um eine sichere und zuverlässige Versorgungssicherheit zu gewährleisten, investieren die GSW regelmäßig in die Instandhaltung und Erneuerung ihrer Netze. Dabei ist der Ausbau des Wärme-Netzes ein essenzielles und strategisches Ziel und bildet zudem eine wichtige Säule für die Energiewende.