Bergkamen ist weiterhin „Fairtrade-Stadt“

Auf dem Foto (v.l.): Hubert Fellmann, Silke Naruhn, Till Peters, Elke Grziwotz, Angelika Molzahn, Martina Eickhoff, Ursula Gildenstern und Sophie Ihne. Foto: Angelika Mohlzahn

„Herzlichen Glückwunsch zur Titelerneuerung Fairtrade-Town Stadt Bergkamen. Nach intensiver Prüfung Ihrer Angaben zur Titelerneuerung bestätigen wir Ihrer Stadt Bergkamen gerne den Titel „Fairtrade-Town“ für weitere zwei Jahre.“, so lautete die Rückmeldung der Prüfkommission von Fairtade Deutschland.

Seit dem 02.06.2015 ist Bergkamen bereits acht Jahre Stadt des Fairen Handels.

Besonders stolz ist die Sprecherin der Steuerungsgruppe Angelika Molzahn auf das dicke Lob der Prüferinnen: „Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für das umfassende Engagement für den fairen Handel in Ihrer Kommune bedanken. Aus Ihren Unterlagen ist zu entnehmen, dass Ihre Stadt sehr engagiert ist. Es ist richtig beeindruckend, was Ihre Steuerungsgruppe alles leistet. Es macht großen Spaß zu sehen, dass sich der Gedanke des fairen Handels verankert hat. Ganz besonders freut uns, dass Ihre Steuerungsgruppe trotz der schwierigen Lage nach wie vor aktiv ist und eine so gute öffentliche Präsenz zeigt.“

Das Engagement in Bergkamen ist vielfältig: eine Faire Kochshow, Infoveranstaltungen, Organisation des Verkaufs von fairgehandelten Bio-Orangen, Quiz und Spiel zum Thema auf dem Kinder-Friedensfest, Ausschank von Fairtrade-Kaffee auf dem Tag des Apfels…

Geplant ist im September eine Kleidertauschbörse mit Musik und Infos zur Herstellung von Fair-Fashion.

Die Fairtrade-Towns Kampagne bietet der Stadt Bergkamen auch konkrete Handlungsoptionen zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nation (Sustainable Development Goals – SDG´s), die 2015 verabschiedet wurden. Unter dem Motto „global denken, lokal handeln“ leistet Bergkamen mit ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag.

Bergkamen ist eine von über 820 Fairtrade-Towns in Deutschland. Das globale Netzwerk der Fairtrade-Towns umfasst über 2.000 Fairtrade-Towns in insgesamt 36 Ländern, darunter Großbritannien, Schweden, Brasilien und der Libanon.

Wer sich gemeinsam mit der Steuerungsgruppe engagieren möchte, melde sich gerne unter fairtrade.bergkamen@gmail.com




Sturmhaube, Machete – und keine Haftpflichtversicherung für den E-Scooter

von Andreas Milk
Vor dem Jugendrichter saß der 18-jährige Michel H. (Name geändert) jetzt, weil er im vergangenen Oktober mit einem nicht haftpflichtversicherten E-Scooter durch die Bergkamener Lessingstraße gezischt war. Aufgefallen war er seinerzeit einer Polizeistreife aber vor allem durch zwei Details: Erstens trug H. eine Sturmhaube, zweitens eine Machete auf dem Rücken. Da kann man schon mal stutzig werden. Die Sache mit der Machete wurde damals wohl als Ordnungswidrigkeit geahndet; sie spielte bei Gericht jedenfalls keine Rolle mehr. Die fehlende Versicherung dagegen brachte dem jungen Mann eine Anklage.

Freundlich und mitteilsam erklärte er dem Richter im Amtsgericht Kamen, die Vorwürfe gegen ihn seien richtig. Mittlerweile sei er aber „ordentlich“ geworden. Seine Vergangenheit war heikel: unter anderem mit ADHS, Drogensucht, Drogenentzug, kleineren Straftaten, chaotischen Familienverhältnissen und abgebrochener Berufsausbildung nach dem Abschluss an der Kamener Hauptschule.

Gegen all das wirkte die illegale E-Scooter-Tour eher wie Kleinkram. War sie aber nicht, betonte der Vertreter der Staatsanwaltschaft: Ein Unfall sei schnell passiert, und das Fehlen einer Versicherung und die damit verbundene Notwendigkeit, selbst für Sach- oder gar Personenschäden aufzukommen, könne ein Leben kaputt machen. So gesehen: Glück gehabt.

Das Urteil für Michel H.: Er muss 30 Stunden Freizeitarbeit ableisten. Der E-Scooter wird eingezogen. Noch im Gerichtssaal erklärte H., den Richterspruch anzunehmen. Die Entscheidung ist damit rechtskräftig.

 




Aktionskreis gründet Arbeitskreis „Grubenwasser – rettet die Lippe als sauberen und naturnahen Fluss!“

Der Aktionskreis Wohnen und Leben Bergkamen e.V. hat einen Arbeitskreis „Grubenwasser – rettet die Lippe als sauberen und naturnahen Fluss!“ ins Leben gerufen. Für Mittwoch, den 10. Mai 2023, ist zu einer erste Gesprächsrunde in das Umweltzentrum Westfalen (Ökostation) eingeladen worden.
Dazu der Sprecher des Aktionskreises Karlheinz Röcher: „Der angesprochene Kreis von interessierten Menschen teilt die Auffassung des Aktionskreises, dass eine ungefilterte Einleitung des mit Salzen und PCB belasteten Grubenwassers aus der neu gebauten Pumpstation der RAG auf dem Gelände der ehemaligen Zeche „Haus Aden“ in die Lippe ab 2025 oder später verhindert werden muss.
Gleichwohl die geltende Europäische Wasserrahmenrichtlinie dieses ausschließt, ist nicht ausgemacht, dass das in der 2024 anstehenden wasserrechtlichen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durch das zuständige NRW-Wirtschaftsministerium und in der Ausführung die bergrechtliche Aufsichtsbehörde (Bez.Reg. Arnsberg, Abt. 6) bestätigt wird. Die Richtlinie verpflichtet alle Mitgliedstaaten, ihre natürliche Gewässer zu erhalten und den Zustand belasteter Gewässer zu verbessern, so dass jetzt eigentlich schon eine entsprechende Auflage/Anweisung des Wirtschaftsministeriums bei der Bezirksregierung vorliegen müsste.
In dem angelaufenen (regionalen) Grubenwasser-Monitoring-Prozess für die Wasserprovinz „Haus Aden/östliches Ruhrgebiet“, an dem auch der Landesverband der Bergbaubetroffenen/Aktionskreis teilnimmt, ist davon bislang nichts bekannt geworden. Die Konsequenz einer solchen Auflage wäre, schon jetzt das Filtern des Grubenwassers als notwendige Voraussetzung für die wasserrechtliche Erlaubnis der Einleitung des Grubenwassers durch das Bergbauunternehmen RAG festzulegen. Ein weitere Auflage könnte sein, die Einleitung von Grubenwasser in die Lippe überhaupt zu untersagen.
Letzteres könnte abgeleitet werden aus der seit Jahrzehnten durchgeführten Renaturierung der Lippe mit Milliarden Förderbeträgen aus Landes-, Bundes- und EU-Mitteln. Mit dem Stopp der Grubenwassereinleitung in die Lippe nach Ende des Steinkohlen-Bergbaus in 2018, dem dann einsetzenden Anstieg des Grubenwassers und dem in 2021 erloschenen wasserrechtlichen Erlaubnis der Einleitung hat sich der Zustand der Lippe unterhalb der ehemaligen/neuen Eileitungsstelle – vor allem für die Fische – klar verbessert. Das wäre auf jeden Fall das erwartbare Ergebnis, wenn entsprechende Untersuchungen seit 2019 gemacht und beim UVP-Verfahren vorliegen würden. Wenn die RAG ab 2025 oder später in Lünen-Beckinghausen erneut ungefiltertes Grubenwasser einleiten dürfte, würde sich der Zustand der Lippe unterhalb der Einleitungsstelle von Lünen bis Wesel wieder deutlich verschlechtern und letztlich die Europäische Wasserrahmenrichtlinie konterkarieren.
Der Arbeitskreis wird es sich zur Aufgabe machen, die Öffentlichkeit über diesen Sachverhalt zu informieren und weitere MitstreiterInnen/BürgerInnen/Anrainer-Kommunen für die strikte Anwendung der EU-Richtlinie zu gewinnen und durchzusetzen.“



Wasserfreunde wählen neuen Vorstand

Der neue Vorstand der Wasserfreunde.

Die  Wasserfreunde TuRa Bergkamen haben in ihrer Jahreshauptversammlung bereits am 14.03.2023 im Treffpunkt in Bergkamen einen neuen Vorstand gewählt.

Der alte erste Vorsitzende ist mit großem Bedauern verabschiedet worden, wobei Karsten Kaminski versicherte,  weiterhin für Fragen rund um die Vorstandsarbeit für den neuen ersten Vorsitzenden zur Verfügung zu stehen. Unser besonderer Dank gilt Karsten Kaminski für sechs engagierte Jahre  als 1. Vorsitzender.

Die Versammlung wurde vom zweiten Vorsitzenden des Hauptvereins TuRa Bergkamen, Hartmut Kubina, geleitet. Alle Posten wurden einstimmig gewählt.

Als neuer Abteilungsleiter der Wasserfreunde ist Sven Krause gewählt worden,

der sein neues Amt und den damit verbundenen Aufgaben mit Spannung entgegensieht.

Manuela Knoke wurde erneut als Geschäftsführerin das Vertrauen ausgesprochen. Sylke Jütte, die ihr Amt als Kassiererin seit Jahren zur vollsten Zufriedenheit des Vereins ausführt, wurde ebenfalls bei der Wahl bestätigt. Stellvertretende Kassiererin wurde Claudia Ebel.

Als Kassenprüfer wurden Katharina Simon, Benjamin Treinies und Patrice Weppler gewählt.

Auch die übrigen Posten des erweiterten Vorstandes waren rasch  gewählt worden.

Christian Flüß ist als sportlicher Leiter für alle fachspezifischen Angelegen-heiten des Schwimmsports bei den Wasserfreunden verantwortlich. Unterstützt wird er bei seiner Aufgabe von Marco Steube (1. Stellvertrender sportlicher Leiter) und Maximilian Weiß (2. Stellvertretender sportlicher Leiter).

Weitere wichtige Positionen erfüllen:

Claudia Ebel (Kampfrichterobfrau und Schriftführerin), Julia Treese (stellvertretende Kampfrichterobfrau), Manuela Knoke (Koordinatorin Nachwuchsbereich), Nicole Kaminski (stellvertretende Koordinatorin Nachwuchsbereich), Susanne Panberg (Pressewartin 1. Wettkampfmannschaft) und Nicole Großpietsch (Pressewartin 2. Wettkampfmannschaft). Uwe Haase (Beauftragter des Aufbauteams/Technischer Service), Benjamin Treinies (stellvertretender Beauftragter des Aufbauteams/Technischer Service), Marek Wollny (Internetbeauftragter), Ingo Schröder, Maximilian Weiß und Patrice Weppler (stellvertretende Internetbeauftragte), Katharina Simon (Küchenteam und Jugendwartin), Karin Gruner (stellvertretend Küchenteam), Niclas Knoke (stellvertretender Jugendwart), sowie Marina und Ralf Däsler (Koordinatoren für den Englandaustausch).

An dieser Stelle einmal lobenswert zu erwähnen ist, dass, wie in allen anderen Vereinen auch, diese Aufgaben und Positionen allesamt ehrenamtliche Tätigkeiten sind. Ohne dieses Engagement jedes Einzelnen wäre Vereinssport oft nur schwer umsetzbar.




Runder Tisch gegen häusliche Gewalt: Fachtag ,,Opferarbeit“

Die Teilnehmenden vor dem Veranstaltungsort. Foto: Kreis Unna

Austausch untereinander, Vernetzung und die Arbeit der Kooperationspartner besser verstehen – das war das Ziel eines Fachtages des Runden Tisches gegen Häusliche Gewalt im Kreis Unna. Diesmal stand im Mittelpunkt der Veranstaltung das Thema „Opferarbeit“. Das Treffen fand am 18. April auf Haus Opherdicke statt.

„Diesmal haben wir den Schwerpunkt Opferschutz in den Blick genommen und die Bedeutung des Themas aus Sicht unterschiedlicher Institutionen diskutiert“, so Nadia Sert, Leiterin der Frauen- und Mädchenberatungsstelle und eine von drei Koordinatorinnen des Runden Tisches, die die Moderation des Tages übernahm. Auch Leonie Engelhardt, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Unna sowie Katja Sahmel, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisstadt Unna freuten sich über das große Interesse am Thema.

Rund 40 Akteurinnen und Akteure waren vor Ort, darunter auch Polizeihauptkommissarin und Opferschutzbeauftrage Ute Hellmann, die in den polizeilichen Opferschutz einführte. Oberamtsanwältin Sabine Eickhölter von der Staatsanwaltschaft Dortmund und Kathrin Dannehl, Richterin am Amtsgericht Unna referierten über die juristische Sicht.

Ablauf kennen
Anhand eines konkreten Fallbeispiels erklärten die Referentinnen das Vorgehen von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht bei häuslicher Gewalt und sprachen über die Rechte der Beteiligten und mögliche Hürden. Die Teilnehmenden hatten zahlreiche Fragen zur Bedeutung des Strafantrages, zum Begriff „öffentliches Interesse an der Strafverfolgung“ und den Schwierigkeiten für das Strafverfahren, wenn Geschädigte schließlich doch nicht aussagen, sondern von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machen.

Reinhard Streibel stellte als Leiter der Außenstelle Unna, den Anwesenden die Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ vor. Kern der Arbeit des WEISSEN RINGS ist die ehrenamtliche Opferhilfe vor Ort.

Leidenschaftlich setzten sich bei der anschließenden Podiumsdiskussion Britta Discher von der Kinderschutzambulanz im Lebenszentrum Königsborn und Sandra Piccinno vom Fachbereich Familie und Jugend des Kreises Unna für Kinderrechte in Fällen häuslicher Gewalt ein.

Michelle Taubert, Leiterin des Frauenhauses im Kreis Unna und Regina Kroll-Markowski vom Jobcenter Kreis Unna diskutierten über bürokratische Hürden bei der Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen.

Sie alle eint das Ziel, gemeinsam mehr zu erreichen. Durch besseres Verständnis für die Arbeit der unterschiedlichen Organisationen und bessere Vernetzung kann in der Folge Opfern häuslicher Gewalt besser geholfen werden. PK | PKU




Ausstellungseröffnung: Naturkraft – die Kraft der Natur und Kräfte gegen die Natur

Der Künstlerbund Schieferturm Kamen e. V. stellt in der Ökologiestation Bergkamen aus.

Die Ökostation bietet einen besonders passenden Raum für Bilder und Objekte, die die Auseinandersetzung mit der Natur und ihrer Kraft zum Thema haben. Als der Ausstellungsort für die Künstlerinnen und Künstler der Kamener Gruppe feststand, war auch schnell das Thema gefunden, zu dem alle individuell in den vergangenen Wochen arbeiteten. Als Ergebnis zeigen einige der Werke überzeitliche Aspekte wie die generelle Schöpfungskraft oder besondere Gefühle, die die Natur im Menschen hervorrufen kann. Andere setzen sich mit der Kraft konkreter Ereignisse wie einem Erdbeben oder einem Tsunami auseinander. Auch die zerstörerische Kraft, die der Natur entgegengebracht werden kann, kommt zum Beispiel in einzelnen Keramikobjekten zum Ausdruck.

Zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag, dem 27.04.2023, um 19:00 Uhr laden die Ökostation und der Künstlerbund Schieferturm herzlich ein. Die Werke sind in der Folge zu sehen bis zum 06.06.2023 jeweils zu den Öffnungszeiten der Ökostation Mo – Do, 8:00 – 16:00, und Fr, 8:30 – 14:00, sowie nach Vereinbarung (02389 980999).




Nachtreffen zum Internationalen Frauentag 2023: Spenden für Mädchen- und Frauenarbeit in Bergkamen

Mit einer großzügigen Spende für die Mädchen- und Frauenarbeit in Bergkamen und dem traditionellen Rückblick rundet das Bergkamener Frauentagsteam die Aktivitäten zum diesjährigen Frauentag ab. Dazu lädt die Gleichstellungsbeauftragte Martina Bierkämper alle an diesem Tag zum Thema „Wichtiger denn je“ beteiligten und engagierten Frauen zum Nachtreffen ein.

Dieses findet am Dienstag, 25. April 2023, ab 18 Uhr im Stadtmuseum statt. Traditionell erfolgt zu dieser Gelegenheit auch die offizielle Scheckübergabe, die Empfängerinnen werden einen kleinen Einblick in die Verwendung der Spende geben. Der Erlös des Internationalen Frauentages kommt lokalen Gruppen oder Vereinen zugute, die sich für die Situation von Frauen und Mädchen stark machen.

Den diesjährigen Erlös in Höhe von insgesamt 1.375 Euro teilen sich das Bergkamener Mädchen- und Frauennetzwerk sowie die Awo-Beratungsstelle Schwangerschaft, Familie + Sexualität. Im Anschluss an die Scheckübergabe ist noch ein gemütlicher Teil mit einem kleinen Imbiss vorgesehen. Und natürlich wird an diesem Abend der diesjährige Frauentag reflektiert, um die ersten Weichen für die Planung des Frauentages 2024 zu stellen.




Am Amboss mit dem glühenden Eisen zurück zum Wesentlichen

Zusammen sind wir stark: Zu Schluss durften alle noch an das richtig schwierige Eisen am Amboss.

Wolfsmäulchen, Biberschwanz, Schnecke, Schwanenhals: Es war mitnichten ein Streifzug durch die Tierwelt der Lippeauen, was dort am Sonntag auf Teilnehmer wartete. Es war vielmehr die handfestestes und exklusiv menschliche Fähigkeit, mit der Beherrschung des Feuers Eisen zu verformen. Kurz: Schmieden stand in den Lippeauen auf der Ökologiestation einmal mehr auf dem Programm.

Los geht’s: Das Feuer ist angefacht, das Eisen kommt in die Glut.

Laut Prospekt war das Abenteuer für Vater und Kind gedacht. Tatsächlich waren Opa, Pärchen ohne Kinder, Erwachsene allein, Vater und Mutter mit Kind, Töchter und Söhne engagiert bei der Sache. Vier Ambosse und eine Esse waren eigentlich nicht genug, um den Tatendrang aller Teilnehmer zu stillen. Trainerin Susanne hatte alle Hände voll zu tun, um die schmiedende Meute unter Kontrolle zu halten. Vielleicht lag es auch daran, dass sie nebenbei viel zu viele spannende Hintergründe über die Schmiedekunst zu berichten hatte.

Langsam wird’s: Es dauert, bis das Eisen zum ersten Mal richtig heiß wird.

Das fing schon mit dem Feuer an. Feuersteine, Feuereisen, abgekratzte ätherische Öle der Birkenrinde, Zunder oder Funkeneisen: Feuer machen ist gar nicht so leicht, auch wenn es der Mensch schon vor Urzeiten entdeckt hat und es spätestens im Mittelalter jedes Kind konnte. Zündhölzer und Feuerzeuge haben die elementaren Kenntnisse fast verkümmern lassen. Umso eifriger waren die Schmiede-Azubis schon hier bei der Sache.

Theorie ist wichtig: Trainerin Susanne zeigte, wie der Hammer richtig angesetzt werden muss.Dann ging es an die Eisen – zunächst ganz theoretisch. Wie heiß muss der Stab werden, der vorsichtig mit dem Wolfsmäulchen in die Flammen gehalten wird? Tiefrot ist schlecht, gelbrot genau richtig. Was zu heiß wird, kann sich regelrecht in Schutt und Asche verwandeln. Am Amboss ist dann gar nicht mal so sehr die Kraft mit dem Hammer gefragt, sondern der richtige Winkel, der richtige Zeitpunkt und die Treffsicherheit. Es dauerte nicht lang, da bildeten sich Schlangen vor den Ambossen, die Hämmer gingen wild durcheinander, „Eisen glüht“ riefen aufgeregte Lehrlinge hier und dort, die sich den Weg bis zu einem freien Amboss bahnten.

Mit geordneter Strategie zusammen an einem Amboss-Strang ziehen

Schnelligkeit ist gefragt: Das Eisen muss glühen, wenn es geformt werden will.

Aus dem wilden Durcheinander entwickelte sich dann schnell eine geordnete Strategie. Alle nahmen Rücksicht aufeinander, warteten geduldig, machten Platz, rückten zusammen. Denn schon der erste Schritt war gar nicht so leicht: Aus einem runden, geriffelten Ende ein gleichmäßiges „Hausdach“ formen, aus dem wenig später eine ebenmäßige Klinge entstand. Noch eine Kante, dann ging es ans andere Ende. Hier folgte auf die Spitze ein plattes Biberschwänzchen, das eingerollt werden und umgeschlagen werden wollte. Gleichmäßiges Hämmern erfüllte stundenlang die Luft.

Zum Schluss kam noch die Feile zum Einsatz. Ebenfalls eine echte Geduldssache.Inzwischen waren einige Stunden ins Land gezogen. Manche Hand war nur noch zittrig in der Lage, filigrane Dinge wie ein Glas oder einen Flaschenhals zu halten. Ungezählte Schläge hatten Bizeps und Unterarm samt Händen auf den Amboss niedersausen lassen. Der Schweiß trat jetzt ungebremst auf die Stirn, nicht nur beim Warten auf das glühende Eisen an der stetig mit Holzkohle befüllten Esse. Immer wieder musste die Trainerin helfend zur Seite springen, wenn sich die Klinge aus der Flucht drehte, der Schwanenhals irgendwie verrenkt aussah und der Biberschwanz einfach nicht platt werden wollte.

Ganz schön mächtig: Das reinere Eisen hat es in sich und braucht Ausdauer.

Damit war es noch lange nicht genug. Die Feilen lagen bereit, um den schwarzen Belag herunterzuholen und den silbrigen Glanz auf die Klinge zu zaubern. Scharf werden wollte das Messer auch noch, also musste flotte Fingerfertigkeit im richtigen Winkel an der Klinge ausgeübt werden. Alle waren glücklich mit ihren Ergebnissen – und bärenstolz. Denn eines war mehr als klar nach sechs Stunden mit einer Zugabe am richtig schwierigen reineren Eisen, das echte Muskelkraft und noch viel mehr Hammerschläge am reineren Eisen benötigte: Schmieden ist alles andere als leicht. Und es braucht nicht nur Euphorie und Begeisterung, sondern auch Ausdauer und viel Training. Und eine geduldige Lehrerin: Danke, Susanne!




Günna und Minna im saftig-westfälischen Kultur-Austausch

Ruhrpott trifft auf Sauerland. Mit Günna und Mia nie schmerzfrei, meist witzig und oft auf dem Niveau unter dem Schenkelklatscher. Der Abend mit Bruno Knust und Lioba Albus im studio theater hat Spaß gemacht, keine Frage. Denn es ist tatsächlich an allem etwas Wahres dran, was die beiden dort zum Teil sehr tief aus den regionalen Klischee-Kisten holten. Begleitet von einem passablen Gewitterfeuer mit Sintfluten und Dauer-Wetterleuchten zum Abschluss war der Abend eine echte Erholung vom Aprilwetterstress – hatte aber seine Längen.

Günna im Plausch-Modus mit Feuerwerk-Tempo.

Angesichts der temporären Tabellenspitze für die Schwarz-Gelben musste Gelsenkirchen am Freitag zwangsläufig zur verbotenen Stadt werden. Und die Ruhrpottler mutierten zur Krone der Schöpfung, für die kein Dialekt mehr übrig war und deshalb rund um die Ruhr nur noch göttlich kommuniziert wird. Auch Ötzi war selbstverständlich ein Ruhrpottler: „Wer rennt sonst mit Sandalen in den Bergen herum?“ Mit Günna war der Ruhrpott-Einstieg ein wahres Slapstick-Feuerwerk.

Günna und Mia im einträchtigen Kulturaustausch.

Schnecken-Döner aus dem Sauerland am Walkingspieß, Pommesbude mit Gleisanschluss, Liegestuhl-Reservierung per Brieftaube an der Adria: Da musste Mia aus dem Sauerland das Ruhrgebiet ja für die „große weite Welt“ mit „Nachtleben“ halten. Im Sauerland hat man sich dagegen auf Männertagesstätten mit Ikea-Spielplatz spezialisiert. Da bleibt die Kühltasche an ihrem Stammplatz neben dem Fernsehsessel und Gatten, wenn Mia das „Feierbiest“ mal richtig im Ruhrgebiet die Sause macht. Mit lippeninkontinenten Gefährten die Gedanken im Hohlkörper hin und her rollen: Mia hat genug, auch vom „Gesundheitskarlchen“ aus der Augsburger Puppenkiste. Jetzt nach dem Pandemie-Stress muss mal wieder was losgemacht werden, gern auch in Bergkamen.

Mit Mia ging es solo etwas gemächlicher durch die sauerländischen Sitten und Gebräuche.

Das klappte auch ohne Günna ganz gut. Mit Herrn Uli gab es ganz flott ein Date auf dem Damen-Klo, während Gunnä nur das Sprachzentrum aus dem Ohr kullerte und die Handynummer nach der Pandemie auf der Waage aufleuchtete. Was dann nach der Pause folgte, kannten die meisten echten Günna-Fans schon aus früheren Programmen. Eunuchen-Fußball-Runden mit zurückgehaltenem Experten-Wissen und diametral abkippenden Sechsern. Hochbegabte Porsche-Insassen, die immer selbst den Weg bis zum Schuleingang finden. Durchschnittlich vier Eltern pro Kind und Milchschnitten-Pöter allerorten.

Mia in Tanz-Aktion war eine Augenweide.

Etwas mitreißender waren dann schon die Tanz-Einlagen mit ungleichmäßigem Bremsverhalten diverser Körperteile. Die Eier aus Bodenhaltung im Urlaub und blökende Ausritte auf dem Kamel durch Feuerberge waren dann schon wieder etwas zu tief angesiedelt. Der Auftritt als Power-Schlager-Duo ist noch ausbaufähig. Auch wenn ganz zum Schluss das Muskel-Shirt mit Goldkettchen-Behang hemmungslos zum Einsatz kam.

Gewöhnungsbedürftiger Anblick: Günna mit Sixpack.

Zugaben gab es nicht, trotz Dauerapplaus und Jubel. Der Abend hatte aber auch eine ausgedehnte Länge erreicht und erschien manchem etwas überlang. Nicht nur jenen, die dem Tempo schlicht nicht mehr folgen konnten…




Jugend vor Gericht: Mal Marihuana – mal Glühwein

von Andreas Milk

Zwei berauschende, wenn auch sehr unterschiedliche Stoffe hatten zwei junge Männer vor den Jugendrichter gebracht: Bei dem einen ging’s um Marihuana, bei dem anderen um Glühwein. Seine Entscheidungen traf der Richter angemessen entspannt.
Den Glühwein hatte der angehende Azubi Tobias T. (19, Namen geändert) vergangenen Dezember spät abends auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt konsumiert. Kurz danach fiel er im Hauptbahnhof Polizeibeamten auf. Sie beschlossen, ihn zu durchsuchen. Tobias T. wollte das nicht. Und er bedachte die Polizisten mit einer Reihe von Schimpfwörtern aus der untersten Schublade. Nun saß er da auf der Anklagebank und erklärte leise: „Ich schäme mich“ – das Ganze sei ihm „sehr, sehr unangenehm“. Konkret erinnern könne er sich an den Abend nicht. Es war das erste Mal, dass er vor Gericht erscheinen musste. Es gab zwar in der Vergangenheit schon zwei Verfahren – eins davon wegen eines Drogendelikts -, aber die wurden ohne Termin eingestellt. Das geschah nun vor Gericht auch in der Glühwein-Sache – aber nur vorläufig. Erst wenn Tobias T. 300 Euro Buße an Sternenland e. V. – einen Verein zur Betreuung trauernder Kinder – überwiesen hat, ist der Fall erledigt.
Dagegen gab es für den 19-jährigen Niklas F. eine Gratis-Einstellung – wenn man von Kosten für den Anwalt absieht, den er dabei hatte. Der Auszubildende war Ende Oktober in der Nähe des Kamener Technoparks mit drei Tütchen Marihuana erwischt worden. Seitdem, so der Verteidiger, habe sein Mandant sich mit der Suchtproblematik auseinandergesetzt und dem Konsum abgeschworen. Fünf Mal war Niklas F. nachweislich bei einer Beratungsstelle. Er sagt: Sein Leben laufe entschieden besser, seit er vom Marihuana die Finger lasse. Der Richter begnügte sich mit einer Ermahnung, verbunden mit dem Hinweis: Sollte es zu einer Wiederholung kommen – und Niklas F. dann womöglich bereits unters Erwachsenenstrafrecht fallen -, werde es nicht so locker bleiben.




Kinder- und Jugendbüro hat sechs neue Scouts

Das städtische Kinder- und Jugendbüro (kijub) freut sich über sechs neue kijub Scouts. In der zweiten Osterferienwoche stand die vierte Ausbildungsrunde der jungen Scouts auf dem Ferienplan. Die sechs Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren verbrachten gemeinsam vier aufregende Tage mit dem kijub-Team im und am Jugendzentrum Yellowstone.

Die Welt – und speziell Bergkamen – mit Kinderaugen zu sehen, ist das Ziel des Projektes „kijub Scouts“. Mit viel Spaß und Spiel sollen die Kinder ihre Umwelt entdecken und beobachten. Gleichzeitig sollen sie ihre Wünsche artikulieren, um dem Ziel ihr Umfeld kindgerechter zu gestalten, näher zu kommen. Neben vielen gemeinsamen neuen Spielen erfuhren die Kinder viele Dinge rund um das Thema Kinderrechte – und weil das Thema so wichtig ist und die Kinder ihre Rechte sichtbar machen wollten, wurde kurzerhand ein Tipi gebaut und mit buntgestalteten Rechten für Kinder verziert.

Ein anderes Augenmerk neben den Kinderrechten setzt das kijub-Team in der viertägigen Ausbildung auf die Wahrnehmung und Erkundung der Umgebung der Kinder. Für die „Magischen Kinderorte“ wurden deshalb fantasievolle, kleine kijub-Monster modelliert und an Orten in Bergkamen-Oberaden, die für Kinder spannend sind, versteckt. Mit einem GPS-Gerät und den passenden Daten können andere Kinder die Monster und die damit
verbundenen „Magischen Kinderorte“, finden.

Eine Suche nach steinalten Tieren führte die Gruppe zudem auf eine spannende Jagd durch den Wald am Römerberg. Die unterschiedlichen Aufgaben wurden allesamt bewältigt und am Ende stand dann noch der große Spielplatztest auf dem Plan. Als Experten für Spielen testeten die Kinder die Spielgeräte und die Möglichkeiten des Spielplatzes „Am Römerberg“. Die einhellige Meinung der kijub Scouts war, dass dieser Spielplatz viele Möglichkeiten bietet und die Geräte auf jeden Fall auch etwas für ältere Kinder sind.

Zum Abschluss der vier Ausbildungstage erhielten alle sechs Kinder den kijub Scout-Ausweis und den Kinderrechtepass der UNICEF. Das kijub-Team hofft, dass die inzwischen 35 ausgebildeten Bergkamener kijub-Scouts ihre und andere Kinderwünsche an das Kinder- und Jugendbüro herantragen und sich aktiv einmischen.