Mit Dechsel und Feuerstein Ötzi auf der Spur

Viel Kraft braucht es gar nicht. Wenn der markasithaltige Gesteinsbrocken an den Feuerstein schlägt, stieben Funken auf. Sofort beginnen die gefilzten Stückchen des Baumpilzes zu qualmen. Eine Handvoll Heu, ein wenig Blüten von Teichgräsern: Schon züngeln in der Hand von Hartmut Albrecht die ersten Flammen auf. Fast so, wie in der Steinzeit.

Eine heitere Steinzeitgemeinschaft hatte beim Familiensonntag im Stadtmuseum viel Spaß.
Eine heitere Steinzeitgemeinschaft hatte beim Familiensonntag im Stadtmuseum viel Spaß.

Ganz schön scharf: Die Steinzeitmesser funktionieren!
Ganz schön scharf: Die Steinzeitmesser funktionieren!

Während Ötzi umringt von seinen Werkzeugen in der Sonderausstellung relativ bewegungslos die Steinzeit verkörpert, geht es beim Familiensonntag auf dem Hof des Stadtmuseums zur Sache. Messerklingen werden abgeschlagen und zerlegen den Porree fast noch flinker als ihre modernen Edelstahlnachfolger. Der Bogen aus Eibenholz biegt sich und lässt den Pfeil bequem durch die Pressholzplatte schlagen. Quarzsteine erhitzen sich im Feuer und bringen wenig später die Gemüsesuppe auf dem Leder im Erdloch zum Sieden. Ötzi hätte seine wahre Freude an diesem fast originalen Steinzeitleben gehabt.

Mit Bohrer und Pelz die Steinzeit hautnah erleben

Johanna entdeckt den steinzeitlichen Bohrer.
Johanna entdeckt den steinzeitlichen Bohrer.

Johanna (10) jedenfalls kennt sich längst aus. Sie hat bei den vielen Urlauben auf der Insel Föhr die Steinwerkzeuge, die sich als Äxte und Messer benutzen lassen, schon gesehen. Auch die gehäuteten Tiere, die Ötzi und seine Zeitgenossen gejagt und ausgenommen haben, kennt sie. „Mein Vater ist Jäger“, sagt sie und nimmt den Fuchs, den Wolf und den Iltis vorsichtig in die Hand. „Der ist ja ganz weich“, meint sie, als sie dem Biber über das Fell streichelt. Es ist das einzige Tier, das sie noch nie angefasst hat.

Auch den steinzeitlichen Bohrer kennt Johanna noch nicht. Forsch nimmt sie die Konstruktion zu Hand, setzt die Steinspitze auf die Schieferplatte und lässt die runde Holzscheibe an den Lederschnüren auf und ab springen. Schon bildet sich ein kleines Loch unter ihren Händen. „Das ist ja toll“, kommentiert sie fasziniert. Noch spannender ist jedoch der Gänseflügel, mit dem sich das gegerbte Leder großartig fegen lässt. Pfeil und Bogen muss sie in der nächsten Sekunde unbedingt unter den wachsamen Augen von Hartmut Albrecht ausprobieren. Dann hält sie den Schildkrötenpanzer in der Hand, in dem Ockerrot auf eine standesgemäße Gesichtsbemalung wartet.

Steinzeit ist auch Pysik, Chemie und Biologie

Ins steinzeitliche Horn stoßen.
Ins steinzeitliche Horn stoßen.

„Steinzeit ist mehr als nur Experimentieren und Ausprobieren“, meint Hartmut Albrecht, während er Faustkeil und Dechsel zurecht legt. „Steinzeit ist auch Physik, Chemie, Biologie und noch viel mehr!“ Wenn ein Feuer aus Funken aufglimmt, sind Mineralien im Spiel. Wenn das Hirn des Tieres das Leder gerbt, wirken Kollagene und machen die Tierhaut weicher. Der Baumpilz hat ganz nebenbei noch antiseptische Wirkung bei offenen Wunden. Wenn Quarz erhitzt wird, ist es ein erstklassiger Ofen – und klinisch rein dazu.

Salz für die Suppe zermahlen.
Salz für die Suppe zermahlen.

Genau das will die Familie Michels erleben. Deshalb haben sie im Internet recherchiert, haben sich ins Auto gesetzt und sind eigens von Lemgo angereist. Während der Vater das Feuer anfacht, schnibbelt die Mutter das Gemüse für die Suppe mit den selbstgeschlagenen Messern aus Feuerstein. Der Sohn probiert sich derweil an Pfeil und Bogen aus. Gemeinsam lernt die Familie zwischendurch mit den übrigen Teilnehmern von Hartmut Albrecht am Beispiel von niedlichen Teddybären, wie der Steinzeitmensch seine Beute erlegt und das Fell bis zum Leder verarbeitet hat. Das Horn wird geblasen, mit der Austernschale die Suppe geschlürft und mit dem selbst geschlagenen und gemahlenen Salz nachgewürzt.

Ganz schön harte Arbeit: So sah das Leben in der Steinzeit aus. Nichts ging mal eben ganz nebenbei wie heute. Ein Feuer dauerte ebenso seine Zeit wie das Auftreiben und Zubereiten der Nahrung. Von den Werkzeugen ganz zu schweigen. „Manches ging aber auch leichter als gedacht“, meint Familie Michels und ist froh, dass sie die Reise angetreten ist. „Wir wollte an diesem Sonntag etwas gemeinsam unternehmen – und das war hier eine ganz großartige Gelegenheit, die viel Spaß gemacht hat!“

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Römischer Ofen glimmt zur Einweihung auf Hochtouren

Zweieinhalb Stunden lang muss er angefeuert werden. 220 bis 240 Grad heiß wird er. Wenn das Holz ganz hinten unter der halbrunden lehmverkleideten Kuppel noch kräftig glimmt, werden die Brötchen hineingeschoben. Dann hat sich längst der erste schwarze Ruß über der Öffnung mit dem kleinen Holztürchen abgesetzt. Als die Festgemeinde geschlossen in die noch dampfende Brötchenkrusten beißt, ist sie sich einig: Dieser original römische Ofen funktioniert erstklassig.

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Erst den Rauch abziehen lassen, dann vorsichtig nachschauen: Der römische Ofen ist ein Meisterwerk der Nachwuchsbaukunst.

Römische Bogenschützen im Einsatz.
Römische Bogenschützen im Einsatz.

„Hmmm, lecker!“ Das Lob kennt keine Grenzen. Auch das gute Dutzend Kinder, das den Ofen auf dem Gelände der Holz-Erde-Mauer vor wenigen Wochen mit eigenen Händen gemauert hat, klemmt sich bei der Erstürmung der Lagerbefestigung ein warmes Brötchen zwischen die Zähne. Schließlich muss zur offiziellen Ofeneinweihung auch stilecht gekämpft werden. Wie das funktioniert, haben sie parallel zum Ofenbau im Drusus-Camp des Stadtmuseums gelernt. Sogar die Tunika lässt sich mancher nicht nehmen, wenn er mit (entschärften) Pfeilen die Legionäre auf der Mauerkrone oder Asterix und die Wildschweine auf den Holzplatten hinter dem Spitzgraben ins Visier nimmt. Schließlich haben echte Römer den jungen Soldaten das Exerzieren beigebracht.

Mit römischer Tafel die gelungene Premiere feiern

Römischer Schmucke entsteht an der Gabentafel.
Römischer Schmucke entsteht an der Gabentafel.

Die fast echten erwachsenen Römer der Vexillatio Veteranorum Legionis XIX lassen es sich derweil lieber schmecken. Aus den römischen Kelchen fließt der nicht ganz originalgetreue „Wein“. Fingerfertige Römerinnen ziehen ebenfalls nicht ganz echte Perlen auf hauchdünne Schnüre. Käse und Salzbutter kannten die Römer aber ebenso wie die Hefe, die im Ofen gerade im Brotteig aufgeht. Darin sorgen italienische Kräuter und Weizen für den stilechten mediterranen Duft.

Lecker: Das ofenfrische Brot mundet vorzüglich.
Lecker: Das ofenfrische Brot mundet vorzüglich.

Willy der pistor hat den Teig und die Brötchen als römischer Bäcker vorbereitet. Sein Handwerk hat er auch im echten Leben der Gegenwart gelernt. Er weiß deshalb, was er tut, als er Vollkornmehl, Wasser, Öl und Salz vermengt, kräftig durchknetet und mit der Hilfe eifriger Kinderhände in einen flachen Fladen verwandelt. Dann wird der Schmand herausgeholt und dünn auf der Oberfläche verteilt. Die gerade noch heftig erobernden Nachwuchsrömer strömen nun herbei, um die fertig geschnittenen Apfelstückchen darauf zu verteilen.

Gemeinsam wird der Fladen gefortm
Gemeinsam wird der Fladen geformt.

Wieder  wird die kleine Ofenpforte geöffnet. Dichter Rauch dringt heraus. Auf Holzbrettern wird der Flammkuchen der anderen Art in den dunklen Ofenbauch geschoben. Knapp 10 Minuten später ist auch dieses Experiment gelungen. „Köstlich!“, rufen auch die Eltern der Römer-Lehrlinge, die ebenfalls zum Ofen-Eröffnung eingeladen sind. Die römischen Kelche machen jetzt die Runde. Rund um die Holz-Erde-Mauer flammen wieder heftige Kämpfe auf. Römische Trinksprüche gehen von Mund zu Mund. Die frischen Waffeln, die den Gabentisch bereichern, bekommen kurzerhand einen römischen Namen.

Wer hätte gedacht, dass Backen nach uralter Technik und mit steinalten Rezepten so viel Spaß macht!

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Polizei erwischte Rollerdieb

Ein aufmerksamer Zeuge brachte Beamte der Polizeiinspektion 3 in Lünen am Sonntagmorgen  gegen 4.15 Uhr auf die Spur von Rollerdieben in Brambauer.

Der Zeuge beobachtete in den Morgenstunden zunächst mehrere verdächtige Personen, mit einem offenkundig entwendeten Kleinkraftrad im Bereich des Taubenwegs in Lünen-Brambauer. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte hatten sich die Diebe jedoch bereits entfernt und das entwendete Fahrzeug zurück gelassen.

Im Verlauf des Morgens entwendeten die Tatverdächtigen dann ein weiteres Kleinkraftrad im Bereich der Waltroper Straße und fuhren damit in den Bereich Diesterwegstraße. In einer Parkanlage spürten Zivilbeamte die mutmaßlichen Rollerdiebe auf. Die Gruppe konnte zunächst flüchten, ein Tatverdächtiger jedoch, ein 18-Jähriger, konnte durch die Beamten gestellt und festgenommen werden.

Der tatverdächtige 18-Jährige wurde mangels Haftgründen, nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen von der Polizeiwache Lünen wieder entlassen.

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei hinsichtlich der weiteren Tatbeteiligten dauern an.

Das zuletzt entwendete Kleinkraftrad konnte an seinen rechtmäßigen Besitzer ausgehändigt werden.




Drei mutmaßliche Täter nach brutalem Raubüberfall festgenommen

Drei zunächst unbekannte Täter überfielen am Sonntagmorgen gegen 8.14 Uhr in Lünen-Brambauer einen 29-Jährigen an einer Haltestelle.

Ein Taxifahrer vom Halteplatz Brambauer meldete der Polizei zunächst eine Schlägerei zwischen 4 Personen. Mindestens 3 Täter seien mit einem silbernen Fahrrad vom Tatort flüchtig. Nach ersten Aussagen von Zeugen und dem 29-jährigen Geschädigten aus Waltrop gingen das Tätertrio ihr Opfer an der Haltestelle zum Verkehrshof unvermittelt mit Schlägen, Tritten und einem Ledergürtel als Strangulationswerkzeug an. Nachdem ihr Opfer am Boden lag, rissen sie ihm die goldene Halskette ab. Danach flüchteten die Täter mit einem gestohlenen, silbernen Fahrrad in Richtung Brambauer Innenstadt.

Im Rahmen der Fahndung trafen Einsatzkräfte dann an der Einmündung Wittekindstrasse / Waltroper Strasse auf eine Gruppe von insgesamt sieben Personen, die mit einem silbernen Fahrrad unterwegs waren. Auf Grund der präzisen Personenbeschreibung und des silbernen Fahrrades, identifizierten die Beamten drei aus der siebköpfigen Gruppe eindeutig als Tatverdächtige. Hierbei handelte es sich um drei junge Männer zwischen 20- und 27 Jahren aus Waltrop, die wegen anders gelagerter Delikte bereits polizeilich in Erscheinung getreten sind. Bei der Durchsuchung der Tatverdächtigen, konnte die geraubte Halskette in einer Hosentasche aufgefunden werden. Die Herkunft des mitgeführten Fahrrades, welches ein durchgekniffenes Schloss aufwies, konnte nicht geklärt werden und wurde sichergestellt.

Das Opfer musste zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Das mutmaßliche Räubertrio befindet sich momentan im Polizeigewahrsam.

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern noch an.




Haftbefehl: Im Streit Kontrahenten erstochen

Im Streit in seiner Wohnung hat am Samstag gegen 2 Uhr in Werne ein 48-Jähriger seinen 40-jährigen Kontrahenten mit einem Messer tödlich verletzt. Der 40-jährige erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen.

Die im Auftrag der Staatsanwaltschaft Dortmund durchgeführte Obduktion ergab als Todesursache einen Messerstich in die Lunge und Verbluten nach innen. Der 48-jährige Wohnungsinhaber wurde vorläufig festgenommen und am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser erließ einen Haftbefehl wegen Totschlag. Der Tatverdächtige räumte die Tat ein, machte aber ansonsten von seinem Schweigerecht Gebrauch. Die Hintergründe der Tat sind daher weiter unklar.




Wenn der Fathitag mehr als nur die Integrationsschublade aufräumt

Er spielt nicht nur mit seiner deutsch-türkischen Identität. Auch die Erwartungen des Publikums sind für ihn ein Ball, den es mit unverminderter Kraft zurückzuwerfen gilt. Wer zum Start der großen Kabarett-Reihe einen harmlosen Freitagabend mit dem „lustigen Türken“ erwartete, hatte sich in Fatih Çevikkollu heftig getäuscht. Dieser „Fathigtag“ sollte ein anspruchsvoller Ausflug in den Alltag vor der eigenen Haustür werden.

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Zum Heulen war manches, was Fatih Çevikkollu am Freitagabend beim Fatihtag auf die Tagesordnung setzte.

Harmlos freundlich kommt er daher. Doch der Eindruck täuscht...
Harmlos freundlich kommt er daher. Doch der Eindruck täuscht…

Zunächst lockte der Schauspieler und Kabarettist die Bergkamener jedoch in die seichte Falle. Mit freundlichem Integrationspalaver sandte der Mann „der aussieht wie Ali und spricht wie Hans“ versteckte Botschaften auf Schenkelklopferniveau an die „Glaubensbrüder“ und entlarvte die Parteienzugehörigkeit anhand der Lacher. Bessere und richtige Ausländer: Sie alle fanden sich wieder in dem CDU-Mann, der nur an die Abschiebemöglichkeiten denkt. Oder in dem netten Grünen von der „Mein-Freund-der-Ausländer-Partei“.

...Fatih Çevikkollu kann auch anders!
…Fatih Çevikkollu kann auch anders!

Dann kam er endlich, der „Döner für den Kopp beim Türken“. Wenn die Wohnungssuche erst mit dem Goebbels-Namen klappt, wenn die Türken-Eigentümer nicht an Ausländer vermieten oder wenn nach der Sozialisierung in der katholischen Schule Sprüche wie „lass Dich nicht hängen, Mann“ die Meinung der Masse plötzlich im ganz neuen Licht dasteht. „Es geht nicht um Betroffenheit, sondern darum, zu zeigen, wie was nebeneinander steht“, schleudert Fatih Çevikkollu seinem nach einer langen Schweigepause leicht irritiertem „deutsch-deutschen“ Publikum entgegen. „Wenn ich anders bin, dann als Kölner“, sagt er und säubert beiläufig die nächste Schublade von Vorurteilen. Denn: „Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss.“

Der Kontrast zählt: Vom „fiese Möp“ zum Bospo-Russen

Das Kabarett hat es nicht nicht, wenn Gesten mehr zählen als Politik.
Das Kabarett hat es nicht nicht, wenn Gesten mehr zählen als Politik.

Einmal an die eigene Integrations-Nase gepackt, waren die Bergkamener fast dankbar für den „fiese Möp“, den jetzt der Kölner aus dem Hut zauberte. Von der wirtschaftsfördernden Seite der Hartz-IV-Kultur über Benotungssitten Marke „Malen nach Zahlen“ und bildungstechnischem Festhalten am einzigen Kastensystem Europas reichte der Querschnitt bis zum Rentner-Insassen. Wer hier schon die schlimmste Wahrheit über die deutsche Identität vermutete, hatte sich aufs Glatteis führen lassen. Es hagelte Bombenteppiche vom ehemaligen Entwicklungshilfeminister in neuer Rüstungsfunktion. Der Mercedes-Stern verwandelte sich hinter der Rüstungssparte mit synchroner Produktion von Minen und Minensuchgeräten in einen Todesstern.

Pädagogisch sinnvoll verteilte Fatih Çevikkollu immer wieder seichte Belohnungen, bevor der nächste Frontalangriff folgte. Wertkonservative Ausländer bekommen ein Kolonialherren-Syndrom, Schuldgefühle sind im deutschen Pass inklusive, dann ist die Vorhaut in aller Munde. Es folgt der erste demokratisch gewählte Sultan der Türkei mit Pseudonym als Bospo-Russe, bevor es tiefer in den türkischen Polizeistaat und die Burka in deutschen Amtsstuben geht.

„Integration interessiert mich nicht, sie findet statt!“

Kopfstand für die Yoga-Selbstfindung in harten Zeiten.
Kopfstand für die Yoga-Selbstfindung in harten Zeiten.

Die Pause gab dem Rundumschlag vor dem von weniger „Spreu“ gelichtetem Publikum erst richtig Schwung. Da stand die kollektive Yoga-Stunde mit „Ohmlett“ ebenso auf dem Programm wie Fooddesign oder Waffen für den Frieden. Bei der Aktenschredderei des Verfassungsschutzes, den „du ohne SS gar nicht schreiben kannst“, blieb jedem das „lustige Thema“ NSU-Prozess im Halse stecken. Solingen als Supergau: Da hilft nur noch Rap, um die Gefühle loszuwerden, dem auch das Kabarett keinen Funken Humor mehr abgewinnen kann. Zum Glück ging es bald mit den Dinkel-Dominas auf den Spielplatz, auf die Sprachmarktskala, in Goethes Faust auf Brasialnisch und in den deutsch-türkischen Künstlerhaushalt, in dem die Biographien Hand in Hand gehen mit Sozialneid und Minderheitenkomplexen.

„Integration interessiert mich nicht, sie findet statt!“, setzt Fatih Çevikkollu einen vehementen Schlusspunkt unter alle Debatten. Die Bergkamener brauchten eine Weile, um warm zu werden mit dieser ambivalenten Konfrontationstherapie. Nach heftig erklatschter Zugabe nahm jeder dankbar Sätze mit nach Hause, die noch eine Weile nachwirken dürften. „Die Haltung, die du entwickelst, ist abhängig von der Erfahrung, die du machst“, ist nur einer davon. Wie wahr in einer Zeit, „wo Gegenstände geliebt und Menschen benutzt werden“.

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CDU für Öffnung der Fußgängerzone – SPD ist dagegen

Das es der Nordberg-Fußgängerzone nicht gut geht, sieht jeder auf dem ersten Blick. Einige Leerstände und oft gähnende Leer auf dem teuren Pflaster der Präsidentenstraße prägen das Bild. Hier unternimmt jetzt die CDU-Fraktion erneut einen Vorstoß. Auch der restliche Teil von der Hochstraße bis zur Leibnizstraße soll für den allgemeinen Kfz-Verkehr freigegeben werden.

Nordberg-Fußgängerzone
Auch der nördliche Teil der Nordberg-Fußgängerzone soll für den Kfz-Verkehr geöffnet werden, fordert die CDU. Die SPD ist dagegen.

Einen entsprechenden Antrag legt sie dem Bauausschuss in seiner nächsten Sitzung vor. Den will die SPD am 22. September ablehnen. Vor solch einer Entscheidung müssten Geschäftsleute,  Anwohner und die Bürger zu solch einem Plan gehört werden, erklärte der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Bergkamen-Mitte, Kay Schulte. Wissen möchte der Ortsverein vor allem, ob die bereits erfolgte Teilöffnung zu einer Belebung beigetragen hat. „Weitere Aspekte wie der Wegfall des Aufenthaltscharakters des Wehner-Platzes, die Frage des Standortes „Samstagmarkt“ und das gefahrlose Queren in diesem Bereich – insbesondere für die Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenheims am Nordberg – werden durch den CDU-Antrag erst gar nicht betrachtet“, erklärt Kay Schulte.

SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Schäfer schließt sich in vollem Umfang dieser Meinung an: „Ein solcher Schnellschuss ist mit uns ohne entsprechende Bürgerbeteiligung nicht zu machen. Da der Nordberg die einzige im Bebauungsplan ausgewiesene Fußgängerzone ist, stellt sich sowieso die Frage, ob hier nicht der Ausschuss für Stadtentwicklung zuständig ist“. Zudem sind für Bernd Schäfer auch die finanziellen Folgekosten durch eine Öffnung unklar. „Ohne eine bauliche Veränderung ist die Öffnung für den Verkehr gar nicht möglich. Da diese Mittel im städtischen Haushalt nicht veranschlagt sind, müssten diese an anderer Stelle eingespart oder gekürzt werden.“




„Radschnellweg ist machbar und rechnet sich“

Eine „Autobahn“ für Radfahrer durchs Ruhrgebiet ist machbar, und sie soll unter anderem über Königsborn, Kamen und Bergkamen nach Hamm führen: So steht es in einer Studie, die eben der Regionalverband Ruhr (RVR) und das Bundesverkehrsministerium vorgestellt haben.

Drehkreuz für Fernradwege am Kanal in Rünthe
Drehkreuz für Fernradwege am Kanal in Rünthe.Hier könnte auch der Wegweiser für den künftigen Radschnellweg von Duisburg über Bergkamen nach Hamm befestigt werden.

Eine Route von 101 Kilometern Länge, daran zehn Stadtzentren und vier Universitäten: Darum geht es. Der RVR sagt: „Die erstmals für ein Radwegeprojekt durchgeführte Nutzen-Kosten-Analyse zeigt, dass jedem Euro eingesetzter Investitionskosten ein gesamtwirtschaftlicher Nutzen von nahezu fünf Euro gegenübersteht. Mit dem Radschnellweg werden täglich 50.000 Autos weniger die Straßen in der Region belasten.“ Also: kein weltfremdes Vorhaben von Öko-Spinnern, sondern eine Sache, die sich rechnet.

In Bergkamen könnte dieser Radschnellweg über die Zechenbahntrasse von Kamen bis zum Kanal und von dort in Richtung am führen.

Und wann geht es los? Das ist offen. Bund, Land, Städte und der RVR sind jetzt gefordert, sich zu überlegen, wie das Ganze finanziert werden soll und in wessen Trägerschaft(en) der künftige Radschnellweg Ruhr betrieben wird.

Weitere Informationen:

Link zur Machbarkeitsstudie




Weitere Angebote beim Hundeschwimmen im Wellenbad

Die GSW öffnen am Samstag, 13. September, von 10 bis 17 Uhr das Wellenbad für Hunde und deren Besitzer.

HundBereits im letzten Jahr hatte das Hundeschwimmen einen großen Zulauf. Daher haben die GSW das Angebot ausgeweitet. Gegen Gebühr schießt in diesem Jahr ein Fotograf Unterwasserfotos von den vierbeinigen Schwimmern.

Darüber hinaus unterstützen das Hundezentrum Bergkamen und die Firma Fressnapf diesen besonderen Wellenbadtag mit speziellen Aktionen. Auch für das leibliche Wohl wird gesorgt sein.

Der Eintritt kostet pro Hund 3,00 Euro.




Kofferdieb festgenommen: Opfer hatte Verlust noch nicht bemerkt

Den richtigen „Riecher“ hatten Einsatzkräfte der Bundespolizei Donnerstagnachmittag im Dortmunder Hauptbahnhof. Dort kontrollierten sie einen 25-Jährigen Mann, der einen gestohlenen Koffer mit sich führte. Wie sich herausstellte, hatte das Diebstahlsopfer den Verlust ihres Eigentums noch gar nicht festgestellt.

Gegen 16:30 Uhr kontrollierten Einsatzkräfte der Bundespolizei den 25-jährigen Mann aus Bochum, im Dortmunder Hauptbahnhof. Bei der Inaugenscheinnahme des mitgeführten Koffers, sahen die Bundespolizisten ein Namensschild samt Adresse und Telefonnummer. Weder Name noch Adresse stimmten mit den Daten des Bochumers überein.

Kurzerhand wählte ein Bundespolizist die Telefonnummer. Am anderen Ende meldete sich eine 42-jährige Essenerin, die sich gerade in einem Zug in Richtung Münster befand. Den Diebstahl ihres Koffers hatte sie noch nicht bemerkt und zeigte sich überaus erleichtert, über die Feststellung der Bundespolizei. Im Hauptbahnhof Münster stieg sie in einen Zug zurück nach Dortmund. Dort übergaben Bundespolizisten der glücklichen 42-Jährigen ihr Eigentum.

Der Bochumer wurde vorläufig festgenommen und zur Wache gebracht. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls eingeleitet.




Für mehr Kinderschutz: Kooperationsvertrag unterzeichnet

Für mehr Kinderschutz haben jetzt der Kreis Unna, die Suchthilfe und Jugendämter eine Zusammenarbeit vereinbart. Hintergrund für die Zusammenarbeit ist eine Gesetzesänderung.

Gesundheitsdezernent Dirk Wigant, Josef Merfels (Fachbereichsleiter Gesundheit und Verbraucherschutz), Uwe Kutter (Beigeordneter der Stadt Unna) und Jugenddezernent Rüdiger Sparbrod (vorn, von links) unterzeichneten die Vereinbarung. Hinten von links: Heinz-Dieter Edelkötter (Jugendamtsleiter Stadt Unna), Thomas Köster (Leiter Soziale Dienste Stadt Unna), Sandra Waßen (Fachbereichsleiterin Familie und Jugend beim Kreis), Gerd Steiner (Sachgebietsleiter Hilfen zur Erziehung beim Kreis) und Dr. Matthias Cleef (Sachgebietsleiter Sozialpsychiatrischer Dienst beim Kreis). Foto: B. Kalle – Kreis Unna
Gesundheitsdezernent Dirk Wigant, Josef Merfels (Fachbereichsleiter Gesundheit und Verbraucherschutz), Uwe Kutter (Beigeordneter der Stadt Unna) und Jugenddezernent Rüdiger Sparbrod (vorn, von links) unterzeichneten die Vereinbarung. Hinten von links: Heinz-Dieter Edelkötter (Jugendamtsleiter Stadt Unna), Thomas Köster (Leiter Soziale Dienste Stadt Unna), Sandra Waßen (Fachbereichsleiterin Familie und Jugend beim Kreis), Gerd Steiner (Sachgebietsleiter Hilfen zur Erziehung beim Kreis) und Dr. Matthias Cleef (Sachgebietsleiter Sozialpsychiatrischer Dienst beim Kreis). Foto: B. Kalle – Kreis Unna

Seit 2012 sind auch Berufsgeheimnisträger wie Psychologen und Sozialarbeiter befugt, Daten an die Jugendämter weiterzugeben, wenn ihnen wichtige Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. Das Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz (KKG) regelt die verbindlichen Netzwerkstrukturen. Mit Leben gefüllt wird diese Norm im Kreis Unna jetzt unter anderem durch die unterzeichnete Kooperationsvereinbarung.

Werden suchtkranke oder psychisch kranke Eltern begleitet, schauen die Berater aus Suchthilfe und Sozialpsychiatrischem Dienst nicht nur auf ihre erwachsenen Klienten, sondern haben auch deren Kinder im Blick.

Wenn nötig, greifen sie ein, damit die Kinder sicher leben. Denn mehr Kinderschutz ist das Ziel einer Kooperation zwischen dem Kreis, der gemeinnützigen Gesellschaft für Suchthilfe und allen Jugendämtern im Kreis Unna.

Sie bilden eine Verantwortungsgemeinschaft, um Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdungen zu verhindern: Vertreter des Fachbereichs Gesundheit und Verbraucherschutz des Kreises Unna mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, der gemeinnützigen Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna und aller Jugendämter im Kreis unterzeichneten eine entsprechende Kooperationsvereinbarung.

Damit verzahnt sich die Suchthilfe enger mit der Kinder- und Jugendhilfe. Unterstützt werden die Fachkräfte aus dem Sozialpsychiatrischen Dienst und den Suchtberatungsstellen von einer in Sachen Kindeswohlgefährdung erfahrenen Fachkraft. Im Bedarfsfall wirken die Fachleute auf Hilfsmaßnahmen hin. Reicht dies nicht aus, wird der Allgemeine Sozialdienst des Jugendamtes tätig.