Elf Shows auf elf Bühnen mit einem Ticket erleben – das ist bei der Kamener GSW-Kneipennacht am 21. Oktober 2023 möglich. Nach der corona-bedingten Pause kehrt die beliebte Musikveranstaltung zurück. In elf Kneipen in der Kamener Innenstadt können Besucherinnen und Besucher wieder unterschiedliche Live-Bands verfolgen. Dafür brauchen sie nur ein Eintrittsbändchen, das in allen teilnehmenden Kneipen gilt.
Als Hauptsponsor und Unterstützer der Veranstaltung verlosen die GSW 25 x 2 Tickets für die Kamener GSW-Kneipennacht. Für eine Teilnahme am Gewinnspiel schicken Interessenten einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Kamener GSW-Kneipennacht“ und ihren Kontaktdaten an presse@gsw-kamen.de. Einsendeschluss ist der 16. Oktober. Die Gewinner werden nach der Auslosung informiert. Die datenschutzrechtlichen Hinweise gibt’s unter www.gsw-kamen.de/datenschutz
Die Kamener GSW-Kneipennacht steigt am 21. Oktober 2023 ab 19.30 Uhr. Die Eintrittsbändchen gibt es im Vorverkauf für 12 Euro in allen beteiligten Lokalen und Vorverkaufsstellen. An der Abendkasse gibt es Tickets für 16 Euro. Weitere Informationen finden sich unter www.kneipennacht.net
Es wird wieder „geheult“: Kamener Kultchor mit Liedern der Singer-Songwriter in der Konzertaula
Einen großen musikalischen Bogen schlägt der Kamener Chor „Die letzten Heuler“, wenn er am Sonntag, 15. Oktober, um 18 Uhr die Bretter der Konzertaula-Bühne betritt. Von Woody Guthrie und Huddie Ledbetter, den Urahnen des amerikanischen Folksongs, über Pete Seeger bis hin zu Bruce Springsteen reicht die Referenz an das „andere Amerika“. Aber auch die europäische Singer-Songwriter-Szene kommt nicht zu kurz: Mit Franz-Josef Degenhardt, Rio Reiser, Tom Waits, Jonie Mitchell und Donovan bis hin zu Katie Melua sind viele bekannte Namen und Lieder dabei. Sogar eine Dialektecke ist eingerichtet mit Wienerischem von Ernst Molden und Willi Resetarits, mit Alemannischem rund um den Kampf gegen das AKW Wyhl und mit einem niederländischen Blick auf 40 Jahre deutsche Teilung. Über Mauern und Grenzen geht der Flug der Lieder, wenn die „Heuler“ ihre Stimme erheben und singen, wie der Schnabel gewachsen ist. Denn um Singen und Lieder geht es – und darum, was sie alles mit uns und für uns machen.
Unterstützt von Singer/Actor Michael Kamp und der Combo „Die wilde 7“ werden die ‚Heuler‘, mit Noten und Dirigat von Reinhard Fehling versehen, einen kurzweiligen Abend gestalten. Gemeinsam gesungen wird am Ende auch: Mit dem Publikum, aber ohne Rudel. Karten zu 15 bzw. 10 Euro gibt es in der Buchhandlung Thalia/Mayersche, Weststraße
Doppelter Kunstgenuss der „sohle1“ mit Welterbe und Kunstlese
Unter der roten Kugel vereinten sich in der Ökologiestation an diesem Wochenende gleich zwei Ausstellungen.
Mittendrin hängt eine knallrote Kugel. Vielleicht der Erdball, der kurz vor der Explosion steht. Vielleicht ein mahnendes rotes Glühen. Untendrunter versammeln sich Bilder von verschiedenen Perspektiven auf das Welterbe im Kreis. Das, was wir unseren Kindern hinterlassen. Das, was gerade von monströsen Erdbeben verschüttet wurde. Das, was bedroht und immer noch traumschön einzigartig ist. Drumherum versammelt sich die aktuelle Kunst der Künstlergruppe „sohle 1“ bei der Kunstlese. Zwei Veranstaltungen in einer, die viel zu sagen haben.
Eindrucksvoll: Der Mont-Saint-Michel aus Ton.
Der Mont-Saint-Michel mit seinen dicht gedrängten Bauten aus Ton. Eine Ziege mit gleich haufenweise gefüllten Bergen aus Eutern. Gesichter, die sich verzweifelt den Kopf mit den Händen halten und rufen. Der gleiche Frauenkörper aus verschiedenen Materialien. Frauenwerkzeuge direkt neben Fotografien von Weltkulturerbestätten oder großen gemalten Granatäpfeln. Zwölf Künstler*innen zeigen hier ihre Sicht auf die verschiedenen Themen und begegnen sich in zwei verschiedenen Mittelpunkten. Eine Herausforderung und Entdeckungsreise für die Besucher. Zum Glück mit Hilfestellung, denn die Eigentümer stehen bereit, um ihre Kunst zu erklären.
Doris Trost ist zum ersten Mal als Mitglied der Künstlergruppe „sohle 1“ bei einer Ausstellung dabei.
Wie Doris Trost. Sie nimmt zum ersten Mal an der Ausstellung der Künstlergruppe Teil, weil sie erst seit Ende vergangenen Jahres Mitglied ist. „Mit der Pensionierung habe ich auch mehr Zeit für die Kunst“, sagt die gelernte Landschaftsarchitektin, die zuletzt als Lehrerin arbeitete. Die Lünenerin ist vielfach talentiert. Bildhauerei war zunächst das Hobby der ersten Wahl, Zeichnen auch. „Malen ist erst vor ca. 5 Jahren dazugekommen“, erzählt sie. Regelmäßig hat sie Workshops in Hamm besucht. Dort begegnete sie auch Mitgliedern der Bergkamener Künstlergruppe. Die luden sie ein, sich in Bergkamen zu bewerben. Nach einem formellen Bewerbungsgespräch inklusive Präsentation der eigenen Werke war sie mit dabei. Die Belohnung: Angeregter Austausch, gemeinsames Arbeiten und Ausstellungen, viele Tipps und Ratschläge. Am Samstag nutzte die Schwiegermutter der Tochter die Möglichkeit, sich ausgiebig an ihrem Stand umzuschauen. „Sie hat ja auch noch nie in dem Umfang gesehen, was ich eigentlich mache“, erzählt Doris Trost lachend.
Köpfe und Hände mit Körpern aus Holz in vielsagenden Positionen am Stand von Dietrich Worbs.
Für die Ausstellung „Welterbe“ bildet dieses Wochenende die Finissage. Der Souvenirbaum lud mit Miniaturen zum Aufhängen dazu ein, sich Andenken mit nach Hause zu nehmen. Die Kunstlese findet ein Mal im Jahr statt als Nachfolgerin von „Kunstnachten“. Abwechselnd gibt es eine Ausstellung wie an diesem Wochenende und im nächsten Jahr eine Mitmachaktion. Mitmachen konnten die Besucher aber auch jetzt. Barbara Strobel malte am Sonntag auf Wunsch Porträts oder wies Wissbegierige in die Kunst des Porträtmalens ein. Dieter Treeck las aus seinen neuesten Werken.
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ART-HAUS-Kunstprojekt: Erste Fassade und prominente Vorträge
Am Freitag, 13. Oktober, lädt das Kulturreferat Interessierte ein, um 17 Uhr im Ratstrakt am Rathaus den Start des ART-HAUS Fassadenkunstprojektes zu erleben: Die erste Fassade am Rathaus wird dann gestaltet sein und es gibt zwei besondere Vorträge zum Thema Bergkamen und urbane Künste.
Den Anfang macht Dr. Ellen Markgraf mit ihrem Vortrag „Bergkamen – von einer Bergbaustadt zu einer Kulturstadt“. Die Kunsthistorikerin ist in Bergkamen schon seit vielen Jahren durch Ausstellungen und zahlreiche Vorträge in der Galerie ,,sohle 1“ bekannt. Danilo Halle, Künstler und Mitbegründer der Freiraum Galerie Halle, wird über „Kunst im öffentlichen Raum, Stadtentwicklung und urbane Bildung“ sprechen. Als Vorsitzender des Wall & Space e.V. für Urban Education aus Halle ist er Spezialist. Dustin Schenk und Stefan Gebhardt von KolorCubes, die künstlerischen Leiter des Projektes ART-HAUS, werden ebenfalls anwesend sein und dem Publikum zur Verfügung stehen.
„ART-HAUS ist ein aufregendes Kunstprojekt, das urbane Kunst im öffentlichen Raum und ihre Bedeutung für das Leben in der Stadtgesellschaft in besonderer Weise anschaulich macht“, begeistert sich Kulturreferentin Simone Schmidt-Apel. „Die Förderung über Neue Künste Ruhr und das Kultur- und Wirtschaftsministerium NRW hat uns dieses einzigartige Projekt ermöglicht.“
Parallel zum ART-HAUS Projekt bietet die Jugendkunstschule mit utopiArt Jugendlichen ab 15 Jahre die Möglichkeit, sich selbst als Street-Artisten zu betätigen. Die Ergebnisse von utopiArt, das vom Kultursekretariat NRW Gütersloh gefördert wird, werden bei der Abschlussveranstaltung am 22. Oktober 2023 von ART-HAUS und der Übergabe der Fassadenkunst an die Stadt Bergkamen, ebenfalls vorgestellt.
Die kleinsten Schönheiten des Meeres
Die meisten Menschen denken bei der Schönheit des Meeres an Fische, Muscheln oder Seesterne. Doch die Schönheit, die Prof. Heribert Cypionka in seiner Ausstellung zeigt, ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. In dieser einzigartigen Ausstellung werden die kleinste Lebensformen der Natur – Diatomeen und Radiolarien – in ihrer unvergleichlichen Schönheit unter dem Mikroskop enthüllt.
Die Ausstellung wird am 12. Oktober um 19 Uhr eröffnet und ist in den Räumlichkeiten der Ökologiestation des Kreises Unna in Bergkamen-Heil zu sehen. Prof. Cypionka wird während der Eröffnung anwesend sein, um Einblicke in seine Arbeit zu geben und Fragen der Besucher zu beantworten.
Die Besucher der Ausstellung werden in die erstaunliche Welt der Mikroorganismen eintauchen können, und durch die Aufnahmen von Prof. Cypionka die Komplexität und Anmut dieser winzigen Lebewesen entdecken. Die dreidimensionalen Darstellungen ermöglichen den Betrachtern, die Strukturen und Details dieser Organismen aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten.
Wir laden alle Interessierten herzlich dazu ein, diese einzigartige Ausstellung zu besuchen und die Schönheit der mikroskopischen Welt zu erleben.
Die Ausstellung ist bis Anfang 2024 jeweils zu den Öffnungszeiten der Ökostation (Mo – Do, 8:00 – 16:00, und Fr, 8:30 – 14:00, sowie nach Vereinbarung) zu sehen. Interessierte sollten sich vor einem Besuch informieren, ob die Räumlichkeiten zugänglich sind.
Mit Matze Knop mutig die Lücke zwischen Kahn und Gemeinschaftsduschen finden
Keine Chance: Matze Knop als Howard Carpendale zum Dahinschmelzen.
Wer da eigentlich genau die stehenden Ovationen, frenetischen Jubelrufe und Zugabeaufforderungen bekam, ist nicht ganz klar. Trapattoni war es mindestens, mit Sicherheit auch Oliver Kahn. Aber auch die Schlager-Interpreten kamen gut weg – vom Flippers-Bruder bis zum „Supa Richie“. Vielleicht war es aber doch Matze Knop persönlich, der zwischendurch als er selbst auf der Bühne des studio theaters stand und durchaus Inhaltsschweres unter dem Motto „Mut zur Lücke“ zu bieten hatte – neben gefühlt 2.000 Rollenspielen mit mehr oder weniger prominenten Zeitgenossen.
Matze Knop mitten im Publikum – nicht nur ein Mal.
Allerdings erwiesen sich die Bergkamener selbst als die sicherste Comedy-Bank an diesem Abend. Die erste Reihe bot der Reihe nach unerschöpfliche Stand-Up-Möglichkeiten für den Profi aus Lippstadt. Angefangen vom tätowierten Bestatter samt Wonderwoman-Gattin, die sich beruflich „eine Stufe vorher“ in der Pflege verwirklicht. Oder den wortkargen Telekom-Mann, der mit ernster Miene am Ende am lautesten applaudierte. Ulli machte gute Miene zum gelegentlich bösen Rentner-Spiel. Und auch in den hinteren Reihen erwiesen sich sogar zehnjährige Zuschauerinnen als schlagfertig, wenn Matze Knop von der Bühne sprang, auf freie Sitzbänke hüpfte oder singend mitten durch die Reihen tanzte. Keiner war sicher. Und alle hatten grenzenlosen Spaß.
Keiner war sicher: Matze Knop nimmt den Zuschauer unerbittlich ins Visier.
Schließlich ist „Bergkamen fast wie Lippstadt“ mit „endlich mal normalen Menschen“. Da findet man überall Inspiration für den gutgelaunten Ritt durch die Spaß-Landschaft, vorbei an hemmungslosen Kalauern und tiefsitzenden Schenkelklopfern mit überraschend tiefgründigen Ausflügen. Denn auch der Star war in der Pandemie nicht davor gefeit, an der Supermarkt-Kasse den Beckenbauer machen zu müssen: Endlich wieder ein Kollektiv-Erlebnis, in dem wir alle gleich waren. Da boten sich offenbar endlos viele Gelegenheiten, mit einfachster Verkleidung an unzähligen Orten in das Ich anderer zu schlüpfen und den Seelentausch mit ganz speziellen Knopschen Wahrheiten auf Video zu bannen. Das Knop-Erlebnis war an diesem Abend brutal vielseitig: Vom direkten physischen Angriff mit multimedialen Absackern bis zur flimmernden musikalischen Lichtershow.
Gesundheitlich gefährliche Ausflüge mit Speiseöl
Parade-Rolle als Oliver Kahn.
Da begegnete man verbal dem gegenderten Diplom-Ökonom, der früher mal ein Cowboy war und freigelassenen Winnetoussen. „Lodda“ Matthäus verheiratete sich Sekunden später locker in diversen Halbzeiten mehrfach und wurde von Dieter Bohlen an die Wand gefaselt. Ex-Bayern-CEO Kahn motzte meckernd in seine Torwart-Handschuhe und wurde von Influencern abgelöst, die Jugendliche auf die orientierungslose Bahn schicken, auf der Alzheimer-Kranke beim Weg über die Straße helfen müssen. Mit dem Speiseöl-Pandemie-Song und Boris-Becker beim Anti-Sitz-Seminar gingen viele Zwerchfelle bereits in einen gefährlich gereizten Zustand über. Gesundheitlich gefährlich wurde es mit der Gemeinschaftsdusche in der Sole-Therme und unappetitlich detaillierten Hygiene-Erlebnissen, geschwisterlichen Begegnungen mit Semino Rossi, Carmen Nebel und Star-Köchen sowie einem Quiz mit nicht weniger bedenklichen Fragen aus der Zuschauer-Kiste.
Supa Richie in Aktion.
Mit der Supa-Richie-Zugabe war es dann endgültig auch um den letzten Bergkamener geschehen. Geschlossen stand das Publikum auf und feierte Matze Knop, der sichtlich gerührt war. Und er appellierte daran, „nicht immer alles allzu ernst zu nehmen“, auch mal „über Dinge zu lachen, die vielleicht nicht sofort witzig sind“ und den „Mut zur Lücke“ mit in den Alltag zu nehmen, der oft ganz und gar nicht zum Lachen ist. Er hätte mehr Merchandising mitbringen sollen, denn fast das gesamte Publikum stand anschließend noch an, um sich ein Selfie samt Autogramm zu holen. Denn das studio theater ist immer noch das, was seinen guten Ruf ausmacht: Eine Burg für handfeste Comedy und einen garantiert guten Humor-Abend.
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Römer feiern mit neuem Konzept und vielen Neuheiten
Gladiatorenkämpfe mit Profis und „Auszubildenden“ waren die spektakulärsten Aktionen beim Römerfest.
Die Schleuder macht einen gewaltigen Peitschenknall, dann klatscht der Stein donnernd an die Holzwand. Ein paar Meter weiter brüllt ein Mensch im Kettenhemd mit Federn auf dem Helm ein paar verhuschte Legionäre an: „Abmarsch, ihr faules Pack!“ In der Arena gehen Gestalten mit echten Dolchen und Holzwaffen aufeinander los – mit und ohne Schild. Unter einem Zeltdach werden Düfte gemischt, in anderen hämmern Handwerker Muster in Messing oder rühren in einer zähen Masse, die über dem Feuer köchelt. So ähnlich könnte es rund um die echte Mauer des römischen Legionslager in Oberaden vor über 2000 Jahren ausgesehen haben.
Abmarsch: Die Legionäre üben eine Formation auf den Resten der alten Lagermauer.
Beim Römerfest ging es am Wochenende jedenfalls deutlich natürlicher zu als mit straffem Programm in den Vorjahren. Hier übten die Gladiatoren, dort exerzierten die Legionäre. Mittendrin ganz normales Lagerleben. Jeder Besucher durfte fragen und sich etwas zeigen lassen – wie es gerade passte oder die Interessensgebiete ausgelegt waren. Mit rund 50 Helfern und Akteuren unter anderem aus Italien und den Niederlanden waren jedoch weniger Darsteller als zuvor nach Oberaden gekommen. Etwas familiärer war die Atmosphäre mit weniger Gedränge – und mit prachtvollem Spätsommerwetter.
Spatenstich für den Nachbau des Nordtores mit Römern.
Ein ideales Wochenende für den nächsten offiziellen Spatenstich. Das Nordtor, historisch als rückwärtiges Tor „Porta Decumana“ bezeichnet, soll in den nächsten Jahren nachgebaut werden – direkt neben der Rekonstruktion der Holz-Erde-Mauer. Museumsleiter Mark Schrader rammte dafür stolz den original römisch nachempfundenen Spaten mit einigen Helfern in den Boden. Gleichzeitig ging am Samstag auch die neue Kultur-App an den Start: „Bergkamen.Erleben“ führt virtuell und mit digital nachgestellter Realität durch die Bergkamener Vergangenheit. So kann man sich an der Holz-Erde-Mauer auch ein Selfie mit einem römischen Legionär gönnen.
Nachbau des Nordtores wird Jahre dauern
Museumsleiter Mark Schrader mit der neuen Kultur-App, die am Samstag jeder ausprobieren konnte.
Neben den beschilderten Rekonstruktionsplänen wird Mark Schrader ein wenig melancholisch. „Das Nordtor war das letzte Projekt von Dr. Kees Peterse, dem Fachmann auf dem Gebiet“, schildert er. Der Architekt, der schon zahlreiche römische Lagerbauten rekonstruiert hat, starb kurz nachdem er die Oberadener Pläne vollendet hatte. „Das Projekt bekommt so eine ganz besonders emotionale Note“, sagt der Museumsleiter, der gleichzeitig Archäologe ist und lange Zeit mit Peterse zusammengearbeitet hat. 5 Jahre wird es wohl dauern, bis zunächst das Fundament, anschließend das Gerüst und später mit viel Eigenabeit die „Verkleidung“ des Tores entstehen. „Dafür können wir jede Form von Unterstützung gut gebrauchen – als Spenden oder auch in Form von Muskelkraft und Know-how“, so Schrader. Das Tor soll auf jeden Fall praktisch genutzt werden – als Kasernenunterkunft und Lagerräume.
Wurfschleudern in Aktion.
Viel Neues also einerseits und zurück zu den Wurzeln andererseits. Das Römerfest machte auch in der neuen Form viel Spaß. Die Akteure erläuterten begeistert, wie Wurfschleudern auf den Balearen geflochten und die vorbeisegelnden Griechen in die Flucht geschlagen wurden. Oder wie die Römer mit den kompliziert aussehenden Messinstrumenten der Antike Geländesenkungen überwanden, Entfernungen berechneten und exakte rechte Winkel bauten. Die Besucher lernten, dass Gladiatoren durchaus aus in der Armee ihre Kunst an die Berufskämpfer vermittelten, denn ihre Fähigkeiten waren gefragt.
Nachwuchsarchäologen tummelten sich ebenso auf dem Gelände wie geschichtsinteressierte Laien oder spontane Spaziergänger oder jede Vorahnung. Sie alle nahmen vielfältige, bunte und spannende Eindrücke von dem mit, was sich hier vor gut 2000 Jahren abgespielt haben mag.
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Wolfgang Fräger kehrt „nach Hause“ zurück: Mit Raum, Name und vor allem Zeitgeist
Wolfgang Frägers Tochter Barbara Duka mit der Dauerleihgabe des Künstlers und Dieter Treeck, der die Einweihungsrede hielt.
Riesige begehbare Blechdosen hat er am Nordberg aufgestellt. Lumpenvögel flatterten schon in den 70er-Jahren durch Bergkamen und führten drastisch die Umweltzerstörung vor Augen. Monströse Nägel bohrten sich durch Metall und erinnerten an die harten Seiten des Bergbaus. Wolfgang Fräger war seiner Zeit voraus, hatte viele künstlerische Facetten und einen europaweiten Ruf. Er war ein Bergkamener Original und wäre am 6. August 100 Jahre geworden. Dafür hat er nun gleich zum wiederholten Mal einen Raum mit seinem Namen bekommen.
Der neue Wolfgang-Fräger-Raum.
Im Stadtmuseum gab es schon einmal sein Namensschild an der Tür. Schon zu Lebzeiten hatte er seinen eigenen ständigen Ausstellungsraum. „Wolfgang Fräger ist in diesem Hause zuhause“, formulierte es Dieter Treeck, ohne den es weder das Stadtmuseum noch die Galerie, noch die Bergkamener Kunstlandschaft gäbe. Zudem war er es, der Fräger zurück in die Heimatstadt holte. Das illustrierte er zur offiziellen Namensgebung des neuen Wolfgang-Fräger-Raums im neuen Stadtmuseum mit dem ersten Brief, den er 1971 an den Künstler schrieb. Und mit ganz persönlichen Erinnerungen, die alle mit 71 Jahren zu tun haben. Denn: „Meine Biografie ist eng mit seiner verbunden.“
Dieter Treeck erinnert sich an Wolfgang Fräger.
Vor 71 Jahren erlebte Treeck als Schuljunge und ausgebombter Flüchtling in Hamm die künstlerische Initiation mit Werken von Fräger. Es war seine erste Kunstausstellung überhaupt. Mit der Passionsgeschichte beschäftigten sich die Werke Frägers, die er zu sehen bekam. „Eine magische Begegnung, die mich nicht mehr losließ.“ Bis heute nicht. 1971 schaffte er es, Fräger für den ersten und noch weitere der berühmten Bilderbasare zu gewinnen. Fortan machte der Bildhauer, Radierer, Lithograph und Holzschnitzer nicht nur in Bergkamen mit neuen Themen provokativ von sich reden – und kritisch. Als gelernter Bergmann gab er dem Bergbau und der Industrialisierung ein künstlerisches Gesicht – und dem, was man heute Klimawandel nennt.
Symbolisches und Symbolkraft nicht nur mit Zahlen
Fotos und Originalprogramme erinnerten an das Schaffen des Künstlers.
„Du, Alter“, sprach er Treeck nach vielen Jahren Freundschaft in einem seiner letzten Briefe an. Er wollte ihn zu einer gemeinsamen Arbeit zu Thema Waldsterben überreden – „mit Argumenten und Lockrufen, die mich platt machten.“ Dazu kam es nur noch indirekt, denn Wolfgang Fräger starb überraschend 1983 in Bönen. Geblieben ist eine Wertschätzung, „die schwer beeindruckt“, so seine älteste Tochter Barbara Duka. Sie war mit ihren beiden Schwestern zur Raumeinweihung gekommen. Im Gepäck eine Dauerleihgabe, die nicht gerade typisch war für Fräger: Ein großformatiges gemaltes Bild mit scharfen, eckigen, bunten „Zeichen aus dem Ruhrgebiet“. Dieses Werk entstand 1971: „In einem Jahr mit symbolischer Bedeutung für die Beziehung zwischen Bergkamen und Wolfgang Fräger“, so Duka, die auch Vorsitzende der Wolfgang-Fräger-Gesellschaft ist. Zusätzlich brachte sie viele Fotos von den Bilderbasaren mit – und einige Programme.
Besondere Musik mit besonderer Symbolkraft.
Symbolische Kraft hatte auch die Musik, die Buck Wolters und Nina Dahlmannn beeindruckend interpretierten. Die Lieder von Ella Fitzgerald und Django Reinhardt gefielen Wolfgang Fräger zeitlebens besonders gut. Symbolisch wirken kann Fräger jetzt in einem Raum, der vor allem für Veranstaltungen gedacht ist, besonders gut. Mit einem Zeitgeist, „der mehr als zeitgemäß ist“, so Kulturdezernent Marc Alexander Ulrich. Der kann sich in Zukunft noch weitere Namensgebungen im Stadtmuseum vorstellen, das im kommenden Jahr teilweise wieder renovierte Räume für alle vorzeigen wird.
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Kino-Open-Air säuft mit dem Phasen-Hasen fast ab
Tolle Atmosphäre trotz reichlich feuchter Bedingungen bei Kino-Open-Air.
Eine halbe Stunde vor dem Filmstart war es noch weniger als ein Dutzend besonders hartgesottener Filmfans beim Kino-Open-Air. Dann strömten doch noch einige auf das inzwischen wieder abtrocknende Gelände der Overberger Schützen. Zuvor hatte der Himmel unablässig und zum Teil sturzbachartig die Schleusen geöffnet.
Auftakt mit geballter Trocknung.
Handtücher zum Reservieren der Plätze brauchte jedenfalls niemand. Für die Trockenlegung umso mehr. Das Stadtmarketing-Team war vor allem als Putz-Kohorte unterwegs, damit die dann doch rund 50 Zuschauer halbwegs trocken Platz nehmen konnten. Immerhin hielten die dicken Wolken am Himmel fortan dicht. Auch die mobile Band konnte sich wieder unter den schützenden Dächern des Bierwagens, der Pizza- und Pommesbude und des Süßigkeitenstandes hervorwagen. So kam kurz vor dem Filmstart noch gute Stimmung auf und die ganz dicken Regensachen konnten wieder verstaut werden.
Die mobile Band behielt die gute Laune unter dem regenschützenden Dach.
Decken und warme Jacken taten aber dennoch Not, denn der Abend war weit entfernt von lauschigem Sommer-Feeling. Mancher ließ auch lieber die Radhandschuhe an und zog die wärmenden Kapuzen über. Ein schöner Glühwein hätte auch gute Dienste geleistet. Dafür warteten Popcorn und Nachos auf die Gäste, die sich unverdrossen auf einen unterhaltsamen Kino-Abend freuten. Der hatte auch sonst einiges zu bieten, was es in geschlossenen Kinoräumen garantiert nicht gibt. Jagende Fledermäuse im Licht der 72 Quadratmeter großen Leinwand, beispielsweise. Oder farbenfroh illuminierte Bäume rundherum. Dazu das Lichtspiel des Mondes mit den dicken Wolken: Eine ganz besondere Atmosphäre belohnte alle, die sich durch immer noch hochstehende Pfützen und über durchgeweichte Radwege auf das Gelände gekämpft hatten.
Dem Kinoprojektor konnte der Regen nichts anhaben.
Der hochkarätig besetzte Film war zwar parallel in der Mediathek öffentlich-rechtlich auch zuhause zu haben. Christoph Maria Herbst und Christiane Paul sind dort aber garantiert nicht in solcher Größenpracht zu sehen. Schon gar nicht das turbulente Treiben, das mit Unterstützung von Jürgen Vogel, Ulrich Tukur oder Cordula Stratmann mehr als hohe Wellen schlug. Denn mit Ende 40 dreht nicht nur der Körper samt einiger wesentlicher Funktionen einigermaßen durch. Auch im Gehirn schlagen die Gefühlswelten Purzelbäume. Aus der einst glücklichen Ehe wird relativ plötzlich ein langweiliges Nebeneinander. Ein spontaner Seitensprung inklusive öffentlichen Ausrasters auf einer Geburtstagsfeier stellt dann alles in Frage.
Spaß war da vorprogrammiert. Die ganz junge Zuschauerfraktion konnte allerdings nicht mehr ganz folgen und suchte bewaffnet mit Kinoleckereien dann doch lieber andere Gefilde auf oder amüsierte sich abseits der Kinofläche mit Tanzeinlagen. „Es ist nur eine Phase, Hase“ richtete sich dann doch überwiegend an die Generation gerade noch U- und bald schon Ü-50 und warf so einige durchaus essenzielle Fragen auf, die tiefer gingen als in die Schenkelklopferregion.
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Sommerakademie 2023 lockt auch die junge Generation aus der Reserve
Traditionelles Abschlussfest mit Werkschau 2023: Halb trocken, halb verregnet.
Der Kopf aus Holz ist noch nicht ganz fertig. Der „Flow“ aus Sandstein braucht auch noch den letzten Schliff. Dennoch würden die beiden Künstlerinnen zu Recht vor Stolz am liebsten platzen. Sie sind die jüngsten bei der Sommerakademie 2023. Und das, was sie gemacht haben, „ist genauso, wie wir es uns vorgestellt haben“. Mehr noch: „Es hat unfassbar viel Spaß gemacht!“
Viel zu sehen gab es für die Besucher. Alle Bereiche zeigten, was sie in einer Woche geschaffen hatten.
So ist die 26. Sommerakademie ein klein wenig auch die Sommerakademie der neuen Generation. Auch wenn äußerlich alles wie immer ist. 85 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 6 Workshops für verschiedene Kunstrichtungen. Eine Woche randvoll mit gegenseitiger Inspiration und Entdeckungen. Und endlich wieder auch der Schmuddelsommer, wie er früher einmal war. Dennoch ist es ein bisschen anders als sonst. Es ist das zweite Jahr, in dem auch die Leitung der Sommerakademie von einer neuen Generation durchgeführt wird. Oliver Wendenkampf führt jetzt das Umweltzentrum und hat viele neue Ideen. Darunter auch „eventuell ein Angebot für junge Erwachsene und Jugendliche“ im Rahmen der „Kunst vor Ort“. Die Nachfrage ist ganz offensichtlich da, die Hemmschwelle im traditionellen Rahmen vielleicht doch gelegentlich etwas zu groß.
Sunny mit ihrem Kunstwerk: Sie kann stolz auf sich sein.
Hemmschwellen haben die „Alteingesessenen“ längst keine mehr. Sie kommen seit vielen Jahren immer wieder. Und stecken andere an. Der Virus reicht bis ins Münsterland, nach Niedersachsen, nach Hessen, ins Rheinland – und sogar bis nach Berlin. Dort hat es eine der jüngsten Teilnehmerinnen erwischt. „Eine Freundin ist schon länger dabei – über ihre Mutter. Als sie mir davon erzählte und ein Teilnehmer ausfiel dachte ich mir, dass ich das ruhig mal versuchen könnte“, erzählt Sunny. Die 21-Jährige hat keine Berührungsängste mit der Kunst. „Auf der Waldorfschule habe ich mich schon in der Steinbildhauerei ausprobiert“, erzählt sie. Das wollte sie bei der Sommerakademie fortsetzen. „Ich arbeite am liebsten abstrakt, im Flow und schaue, was sich während des Arbeitens ergibt“, beschreibt sie. Bei ihrem Kunstwerk hat sie an Wasser, weiche und runde Formen gedacht. Herausgekommen ist ein Stein, der aussieht, als hätte das Wasser hier seit Jahrtausendenden seinen natürlichen Weg gesucht. „Das lädt zum Anfassen und zum Durchfahren mit der Hand ein“, sagt Sunny und lässt ihre Hand tief in den Stein hineingleiten. „Das gefällt mir, genauso sollte es sein.“
In die Sommerakademie hineingewachsen
Vicky mit ihren Kunstwerken. Sie ist schon seit ihrer Kindheit bei der Sommerakademie dabei – mit Pausen.
Ihre Freundin Vicky war diejenige, die ihr den Virus eingeimpft hat. Sie selbst hat zunächst in der Kinderbetreuung das kreative Schaffen kennen- und schätzen gelernt. „Mit 13, 14 war ich schon mal dabei und habe es jetzt wieder angefangen“. Jetzt ist sie selbst am Stein kreativ, wie ihre Mutter. Eine angefangene Arbeit hat sie in dieser Woche beendet, eine weitere begonnen. „Es macht einfach Spaß, hier gemeinsam etwas zu gestalten“.
Die Besucher schnuppern in alle Kunstbereiche hinein.
Das findet auch Johanna Eichmanns. Auch sie kennt die Sommerakademie schon seit Kindertagen. Jetzt ist sie Gärtnerin, arbeitet dort viel mit Stein. Privat malt und zeichnet sie gern, am liebsten Gesichter. „Es ist wundervoll, hier mit einem anderen Material zu arbeiten und das, was ich zeichne, anders umzusetzen“, erzählt sie. „Dabei habe ich ständig Erfolgserlebnisse: Zu sehen, wie ein Teil des Kopfes sich so entwickelt, wie ich es mir gedacht habe. Und die Struktur des Holzes zu fühlen, wie sie sich anpasst. Das ist einfach nur toll.“
Auch einen musikalischen Rahmen gab es zum Abschluss.
Dafür mussten die Drei wie alle anderen auch diesmal ständig auf der Suche sein – auch nach der Regenlücke in einer besonders nassen Woche. Hütten und Überdachung gab es zwar. Das schränkte aber die hier sonst so geschätzte Bewegungsfreiheit und Kreativität gleichzeitig auch ein. Es kam dennoch viel Beeindruckendes dabei heraus. „Vieles, dass sich mit Fug und Recht neben den Profis nicht verstecken muss“, betonte Oliver Wendenkampf. Der hat neben der Sommerakademie, für die erfahrungsgemäß die Anmeldungen für das nächste Jahr jetzt schon eintrudeln, noch mehr vor. Das Angebot im Ferienfreizeitbereich auszuweiten, beispielsweise. Noch mehr mithilfe des Ehrenamtsprogramms auf die Beine zu stellen. Es geht also immer weiter auf der Ökologiestation – so oder so.
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Purer Klassikgenuss vor traumhafter Römerkulisse mit Licht, Regen, Historie und Stimmgewalt
Regenschirmeinlage vor vollen Rängen und traumhaft beleuchteter Holz-Erde-Mauer.
Mit neuzeitlichen Füßen ist die Rampe der römischen Holz-Erde-Mauer zu erklimmen, ist generell nicht gerade leicht. Die Sopranistin Eva Lind schaffte das Spielend mit beachtlichen Absätzen im Abendkleid. Zuvor hatte sie mit Claudia Hirschfeld und Tenor Johannes Groß im feinen Opern-Gewand die Wiese bewältigt und den Graben überwunden. Das Trio des Klassik-Open-Air ist schon überall in der Welt mit allen erdenklichen Operngrößen aufgetreten. Die Bergkamener Bühne in einiger Höhe ganz aus Holz und Erde inmitten von Wiesen und Bäumen dürfte aber auch für sie einzigartig gewesen sein.
In feinen Opernhäusern und mit Stöckelschuhen hinauf auf die Mauern-Bühne.
Umkleiden im Fachwerk des römischen Torhauses bzw. im Container, erfrischen und einsingen in der römischen Taverne: Kurios ging es schon los bei diesem ganz besonderen Klassik-Erlebnis. Wo vor 2000 Jahren die Signalhörner von der Mauer döhnten, schraubten sich jetzt erstklassige Sopran- und Tenor-Töne in sagenhaften Höhen. Die Römer hatten nicht schlecht gestaunt über das All-Inklusive-Klavier von Claudia Hirschfeld neben dem Aussichtsturm, die im Vor- und Hauptprogramm ein ganzes Orchester aus dem Wunderwerk herausholte. Außerdem spielen sie sämtliche Stücke auswendig aus dem Kopf.
Die Beleuchtung sorgte für eine ganz besondere Stimmung im Römerpark.
Als schließlich auch noch die unzähligen Flutlichter in allen Farben richtig zur Geltung kamen, waren die Bergkamener samt Hauptakteuren endgültig restlos hingerissen. Da störten auch die gelegentlichen kurzen Regenschauer nicht. Eva Lind brachte ihr Frühlingsstimmenlied unbeeindruckt im strammen Regenguss zu Ende und sprang erst mit dem Applaus unter den schützenden Baldachin. Johannes Groß schnappte sich kurze Zeit einen Regenschirm und marschierte mitten ins Publikum, um alle zum Mitsingen zu animieren. Würstchen und Rotwein waren auch schon zufällig ausverkauft. Dann gab es eben Grillspieße, Canapés, Cocktails um Bierchen, um dieses Erlebnis anständig zu verdauen.
Ausflüge in die Handwerkerbehausungen der Vergangenheit
Ein stimmgewaltiges Duo: Johannes Groß und Eva Lind.
Nach der Zirkusprinzessin, musikalischen Ausflügen nach „Wien, nur du allein“ und zu den blühenden Bäumen im Prater, Donner und Blitz in der Polka, Liebesgrußerinnerung mit „Vergissmeinicht“ und tausend kleinen singenden Engeln boten sich in der Pause noch einen besonderen Höhepunkt. Der einzige verbliebene Germane des historischen Römerpark-Teams vertrat seine durch einen Unfall verhinderten Kollegen mit großzügiger Gastfreundschaft und ließ die Besucher in seine noch nicht ganz fertige Handwerkerbehausung schauen. Die Bemalung am nur teilweise verputzten Fachwerk fehlt zwar noch. Bett, Schrank, Hausaltar und Tisch sorgen aber schon für heimelige Stimmung direkt neben der Werkstatt für die Schmiede und Dachdecker.Und hier waren die Besucher auch vor den gefräßigen Mücken sicher, vertrieben von echtem Weihrauch aus dem Oman.
Der „Deutsche Tenor“ in voller Aktion.
Die lustige Witwe, das Land des Lächelns, „La donna è mobile“ und Beethovens Ode an die Freude aus der 9. Symphonie: Es geht auch anschließend fröhlich durch alle großen Opern und Operetten. Johannes Groß zeigte beim Paradestück „Nessun dorma“ aus Puccinis „Turandot“, warum er die deutschen Tenöre gegründet und mit Stars auf weltweiten Bühnen gestanden hat. Der Dortmunder bezähmte seine zuvor beschworene Panik und brachte restlos saubere, beeindruckende Stimmgewalt hervor. Spontaner Jubel war der Lohn. Stehende Ovationen gab es auch für Eva Lind mit glockenhellem Sopran – auch sie stand schon mit Größen wie Pavarotti auf der Bühne. Mit „O sole mio“ ging es in die erneut leicht regenerierten Zugaben. Die Bergkamener klatschen und sangen begeistert mit.
Heimelige Stimmung auch in den historischen Handwerkerbehausungen.
Auch die Anekdoten am Rande versüßten den Abend. Von Ruhrgebietlern auf Kreuzfahrtschiffen, die aus Kamen die ersten echten Ruhrgebietsopern machten und von Johannes Groß spontan in den spanischen Bergen in Bergkamen verortet wurden. Gewürzt von Walzertänzen auf der Römermauer. Zwischendrin gab es Selfies mit den Stars und die Besucher erinnerten sich begeistert an die alten Opernplatten aus dem Erbe der Großmutter – „das sind sogar noch Schellack-Exemplare dabei“, erzählte ein frischgebackener neuer Opernfan. Oder man sicherte sich Exemplare der ersten Honigernte aus dem Römerpark, die erst vor kurzem eingelagert wurde.
Ein rundum vielseitiger, überraschender, akustisch wie optisch bezaubernder Abend, der in Erinnerung bleibt.