Neue Philharmonie: Die musikalische Darstellung der Hoffnung
Die Sinfonische Reihe der Neue Philharmonie Westfalen (NPW) geht weiter. Die zweite Vorführung „Hoffnung“ findet am Mittwoch, 18. Oktober, statt und verspricht eine musikalische Darstellung der Freiheit, Gleichheit und Liebe. Auf dem Programm stehen Werke von Beethoven, Schostakowitsch und Tschaikowsky.
Freiheit, Gleichheit, Liebe – Beethovens Stück „Fidelio“ feiert diese ewigen Werte. Beethoven komponierte eine Oper, in der eine mutige Frau über Willkür und Gewalt siegt. Das Meisterwerk fasst die seelischen Zustände zwischen Verzweiflung und Jubel kraftvoll zusammen. Auch Dmitri Schostakowitsch wird von der Hoffnung auf ein freieres Leben begleitete, als er sein erstes Cellokonzert vollendete. Nach dem Tod des Diktators Stalin hatte sich eine politische und künstlerische Auflockerung des herrschenden Stalinismus angekündigt, somit mischt sich in das melancholische und dramatische Cellokonzert auch viel Ironie. Mit seiner Fünften, der „Schicksalssinfonie“, stemmte sich Peter Tschaikowsky den Widrigkeiten und der Dunkelheit des Lebens entgegen – ein hoffnungsvoller Aufbruch.
Mit im Bunde ist Maximilian Hornung, gefeiert als technisch perfekter Cellovirtuose und Solist, der 2023 bereits zum dritten Mal mit der Neuen Philharmonie Westfalen auf der Bühne steht.
Die Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Rasmus Baumann. Das Konzert beginnt wie gewohnt um 19.30 Uhr in der Konzertaula, Hammer Straße 19 in Kamen.
Tickets im Online-Vorverkauf
Karten gibt es über den Online-Ticketshop unter: https://ticketservice.kreis-unna.de. Als Ansprechpartnerin steht Doris Erbrich vom Kulturbereich des Kreises entweder telefonisch unter Fon 0 23 03 27 – 14 41 oder per E-Mail an doris.erbrich@kreis-unna.de zur Verfügung. Mehr Infos gibt es auch unter www.neue-philharmonie-westfalen.de. PK | PKU
Soulsängerin Joyce Lyle im Sparkassen Grand Jam
Blues und Soul gibt es am Mittwoch, 8. November, um 20 Uhr im Thorheim mit der Künstlerin Joyce Lyle, die das Publikum mit Genres aus Musical, Sounds von Ike & Tina Turner, und dem mitreißenden Stil einer Aretha Franklin begeistern wird.
Geboren und aufwachsen ist die charismatische Sängerin Joyce Lyle in Denver, Colorado (USA). Ihr Vater war dort als Priester tätig. Bereits als Kind sang sie regelmäßig in der Kirchengemeinde ihres Vaters. Nachdem sie die High School abgeschlossen hatte, begann Lyle ein Studium am Loretto Heights College mit den Fächern „Tanz für Musik und Theater“ und „Klassische Musik mit Schwerpunkt Tanz“ sowie Schauspiel. Nachdem sie ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hatte, begann sie ihre Gesangskarriere als Mitglied der Gruppe „Pro Dance Company“, Colorado. Sie trat dabei in Aufführungen von „Porgy and Bess“, „Cabaret“ oder auch „Sweet Charity“ auf. Auf Engagements als Sängerin in Studiochören für Natalie Cole, Barry White und die unvergessene Aretha Franklin, kann Lyle ebenfalls verweisen. Dazu kommen Live-Shows als Vorgruppe für Ike & Tina Turner, The Pointer Sisters, Quincy Jones und Herbie Hancock.
Die Besetzung:
Joyce Lyle Vocals
Jimmy Reiter Gitarre
Horst Bergmeyer Piano Orgel
Tommy S Sax
Olli Gee Bass
Sparkassen Grand Jam
Mi. 08.11.2023 / 20.00 Uhr
Thorheim Bergkamen, Landwehrstraße 160, 59192 Bergkamen
VVK 17 € / ermäßigt 14 €
AK 19 € / ermäßigt 16 €
Weitere Informationen unter: 02307/965-464 oder tickets.bergkamen.de
Weitere Termine 2023:
Mi. 06.12.2023 / 20.00 Uhr
The Silverettes
Bronze gießen in der Ökostation
Bronze glänzt wie Gold, dient als Schmuck, daraus entstehen Kunstwerke und auch Gebrauchsgegenstände: In einem zweitägigen Workshop in der Ökostation in Heil stellen die Teilnehmer aus Wachs oder Speckstein ein Modell her, betten es ein in Formsand und gießen es in Bronze aus.
Der Schmelzofen wird von den Teilnehmern aus Lehm errichtet und mit Kokskohle betrieben. Die nötige Temperatur von über 1000 Grad erzeugt ein Gebläse, damit sich die Teilnehmer vollständig der Herstellung der Modelle und dem Einbetten der Formen widmen können. Die fertigen Bronzen werden gefeilt, geschmirgelt und poliert. Die Teilnehmer können ihre gefertigten Bronzen mit nach Hause nehmen.
Der Workshop ist auch für Familien mit Kindern ab 13 Jahre und Experten geeignet. Er wird am Wochenende, Samstag und Sonntag, 11. und 12. November 2023, in der Zeit von jeweils 10 bis 16 Uhr auf dem Gelände der Ökologiestation angeboten. Geleitet wird der Kurs von dem Museumspädagogen Olaf Fabian-Knöpges. Die Kosten betragen pro Person 115 Euro. Maximal können 12 Personen an dem Bronzeworkshop teilnehmen.
Veranstalter sind das Umweltzentrum Westfalen und Naturförderungsgesellschaft Kreis Unna e. V. Anmeldungen ab sofort bei Dorothee Weber-Köhling (02389-980913) oder dorothee.weber-koehling@uwz-westfalen.de.
GSW verlosen Tickets für Kamener Kneipennacht
Elf Shows auf elf Bühnen mit einem Ticket erleben – das ist bei der Kamener GSW-Kneipennacht am 21. Oktober 2023 möglich. Nach der corona-bedingten Pause kehrt die beliebte Musikveranstaltung zurück. In elf Kneipen in der Kamener Innenstadt können Besucherinnen und Besucher wieder unterschiedliche Live-Bands verfolgen. Dafür brauchen sie nur ein Eintrittsbändchen, das in allen teilnehmenden Kneipen gilt.
Als Hauptsponsor und Unterstützer der Veranstaltung verlosen die GSW 25 x 2 Tickets für die Kamener GSW-Kneipennacht. Für eine Teilnahme am Gewinnspiel schicken Interessenten einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Kamener GSW-Kneipennacht“ und ihren Kontaktdaten an presse@gsw-kamen.de. Einsendeschluss ist der 16. Oktober. Die Gewinner werden nach der Auslosung informiert. Die datenschutzrechtlichen Hinweise gibt’s unter www.gsw-kamen.de/datenschutz
Die Kamener GSW-Kneipennacht steigt am 21. Oktober 2023 ab 19.30 Uhr. Die Eintrittsbändchen gibt es im Vorverkauf für 12 Euro in allen beteiligten Lokalen und Vorverkaufsstellen. An der Abendkasse gibt es Tickets für 16 Euro. Weitere Informationen finden sich unter www.kneipennacht.net
Es wird wieder „geheult“: Kamener Kultchor mit Liedern der Singer-Songwriter in der Konzertaula
Einen großen musikalischen Bogen schlägt der Kamener Chor „Die letzten Heuler“, wenn er am Sonntag, 15. Oktober, um 18 Uhr die Bretter der Konzertaula-Bühne betritt. Von Woody Guthrie und Huddie Ledbetter, den Urahnen des amerikanischen Folksongs, über Pete Seeger bis hin zu Bruce Springsteen reicht die Referenz an das „andere Amerika“. Aber auch die europäische Singer-Songwriter-Szene kommt nicht zu kurz: Mit Franz-Josef Degenhardt, Rio Reiser, Tom Waits, Jonie Mitchell und Donovan bis hin zu Katie Melua sind viele bekannte Namen und Lieder dabei. Sogar eine Dialektecke ist eingerichtet mit Wienerischem von Ernst Molden und Willi Resetarits, mit Alemannischem rund um den Kampf gegen das AKW Wyhl und mit einem niederländischen Blick auf 40 Jahre deutsche Teilung. Über Mauern und Grenzen geht der Flug der Lieder, wenn die „Heuler“ ihre Stimme erheben und singen, wie der Schnabel gewachsen ist. Denn um Singen und Lieder geht es – und darum, was sie alles mit uns und für uns machen.
Unterstützt von Singer/Actor Michael Kamp und der Combo „Die wilde 7“ werden die ‚Heuler‘, mit Noten und Dirigat von Reinhard Fehling versehen, einen kurzweiligen Abend gestalten. Gemeinsam gesungen wird am Ende auch: Mit dem Publikum, aber ohne Rudel. Karten zu 15 bzw. 10 Euro gibt es in der Buchhandlung Thalia/Mayersche, Weststraße
Doppelter Kunstgenuss der „sohle1“ mit Welterbe und Kunstlese
Unter der roten Kugel vereinten sich in der Ökologiestation an diesem Wochenende gleich zwei Ausstellungen.
Mittendrin hängt eine knallrote Kugel. Vielleicht der Erdball, der kurz vor der Explosion steht. Vielleicht ein mahnendes rotes Glühen. Untendrunter versammeln sich Bilder von verschiedenen Perspektiven auf das Welterbe im Kreis. Das, was wir unseren Kindern hinterlassen. Das, was gerade von monströsen Erdbeben verschüttet wurde. Das, was bedroht und immer noch traumschön einzigartig ist. Drumherum versammelt sich die aktuelle Kunst der Künstlergruppe „sohle 1“ bei der Kunstlese. Zwei Veranstaltungen in einer, die viel zu sagen haben.
Eindrucksvoll: Der Mont-Saint-Michel aus Ton.
Der Mont-Saint-Michel mit seinen dicht gedrängten Bauten aus Ton. Eine Ziege mit gleich haufenweise gefüllten Bergen aus Eutern. Gesichter, die sich verzweifelt den Kopf mit den Händen halten und rufen. Der gleiche Frauenkörper aus verschiedenen Materialien. Frauenwerkzeuge direkt neben Fotografien von Weltkulturerbestätten oder großen gemalten Granatäpfeln. Zwölf Künstler*innen zeigen hier ihre Sicht auf die verschiedenen Themen und begegnen sich in zwei verschiedenen Mittelpunkten. Eine Herausforderung und Entdeckungsreise für die Besucher. Zum Glück mit Hilfestellung, denn die Eigentümer stehen bereit, um ihre Kunst zu erklären.
Doris Trost ist zum ersten Mal als Mitglied der Künstlergruppe „sohle 1“ bei einer Ausstellung dabei.
Wie Doris Trost. Sie nimmt zum ersten Mal an der Ausstellung der Künstlergruppe Teil, weil sie erst seit Ende vergangenen Jahres Mitglied ist. „Mit der Pensionierung habe ich auch mehr Zeit für die Kunst“, sagt die gelernte Landschaftsarchitektin, die zuletzt als Lehrerin arbeitete. Die Lünenerin ist vielfach talentiert. Bildhauerei war zunächst das Hobby der ersten Wahl, Zeichnen auch. „Malen ist erst vor ca. 5 Jahren dazugekommen“, erzählt sie. Regelmäßig hat sie Workshops in Hamm besucht. Dort begegnete sie auch Mitgliedern der Bergkamener Künstlergruppe. Die luden sie ein, sich in Bergkamen zu bewerben. Nach einem formellen Bewerbungsgespräch inklusive Präsentation der eigenen Werke war sie mit dabei. Die Belohnung: Angeregter Austausch, gemeinsames Arbeiten und Ausstellungen, viele Tipps und Ratschläge. Am Samstag nutzte die Schwiegermutter der Tochter die Möglichkeit, sich ausgiebig an ihrem Stand umzuschauen. „Sie hat ja auch noch nie in dem Umfang gesehen, was ich eigentlich mache“, erzählt Doris Trost lachend.
Köpfe und Hände mit Körpern aus Holz in vielsagenden Positionen am Stand von Dietrich Worbs.
Für die Ausstellung „Welterbe“ bildet dieses Wochenende die Finissage. Der Souvenirbaum lud mit Miniaturen zum Aufhängen dazu ein, sich Andenken mit nach Hause zu nehmen. Die Kunstlese findet ein Mal im Jahr statt als Nachfolgerin von „Kunstnachten“. Abwechselnd gibt es eine Ausstellung wie an diesem Wochenende und im nächsten Jahr eine Mitmachaktion. Mitmachen konnten die Besucher aber auch jetzt. Barbara Strobel malte am Sonntag auf Wunsch Porträts oder wies Wissbegierige in die Kunst des Porträtmalens ein. Dieter Treeck las aus seinen neuesten Werken.
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ART-HAUS-Kunstprojekt: Erste Fassade und prominente Vorträge
Am Freitag, 13. Oktober, lädt das Kulturreferat Interessierte ein, um 17 Uhr im Ratstrakt am Rathaus den Start des ART-HAUS Fassadenkunstprojektes zu erleben: Die erste Fassade am Rathaus wird dann gestaltet sein und es gibt zwei besondere Vorträge zum Thema Bergkamen und urbane Künste.
Den Anfang macht Dr. Ellen Markgraf mit ihrem Vortrag „Bergkamen – von einer Bergbaustadt zu einer Kulturstadt“. Die Kunsthistorikerin ist in Bergkamen schon seit vielen Jahren durch Ausstellungen und zahlreiche Vorträge in der Galerie ,,sohle 1“ bekannt. Danilo Halle, Künstler und Mitbegründer der Freiraum Galerie Halle, wird über „Kunst im öffentlichen Raum, Stadtentwicklung und urbane Bildung“ sprechen. Als Vorsitzender des Wall & Space e.V. für Urban Education aus Halle ist er Spezialist. Dustin Schenk und Stefan Gebhardt von KolorCubes, die künstlerischen Leiter des Projektes ART-HAUS, werden ebenfalls anwesend sein und dem Publikum zur Verfügung stehen.
„ART-HAUS ist ein aufregendes Kunstprojekt, das urbane Kunst im öffentlichen Raum und ihre Bedeutung für das Leben in der Stadtgesellschaft in besonderer Weise anschaulich macht“, begeistert sich Kulturreferentin Simone Schmidt-Apel. „Die Förderung über Neue Künste Ruhr und das Kultur- und Wirtschaftsministerium NRW hat uns dieses einzigartige Projekt ermöglicht.“
Parallel zum ART-HAUS Projekt bietet die Jugendkunstschule mit utopiArt Jugendlichen ab 15 Jahre die Möglichkeit, sich selbst als Street-Artisten zu betätigen. Die Ergebnisse von utopiArt, das vom Kultursekretariat NRW Gütersloh gefördert wird, werden bei der Abschlussveranstaltung am 22. Oktober 2023 von ART-HAUS und der Übergabe der Fassadenkunst an die Stadt Bergkamen, ebenfalls vorgestellt.
Die kleinsten Schönheiten des Meeres
Die meisten Menschen denken bei der Schönheit des Meeres an Fische, Muscheln oder Seesterne. Doch die Schönheit, die Prof. Heribert Cypionka in seiner Ausstellung zeigt, ist mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. In dieser einzigartigen Ausstellung werden die kleinste Lebensformen der Natur – Diatomeen und Radiolarien – in ihrer unvergleichlichen Schönheit unter dem Mikroskop enthüllt.
Die Ausstellung wird am 12. Oktober um 19 Uhr eröffnet und ist in den Räumlichkeiten der Ökologiestation des Kreises Unna in Bergkamen-Heil zu sehen. Prof. Cypionka wird während der Eröffnung anwesend sein, um Einblicke in seine Arbeit zu geben und Fragen der Besucher zu beantworten.
Die Besucher der Ausstellung werden in die erstaunliche Welt der Mikroorganismen eintauchen können, und durch die Aufnahmen von Prof. Cypionka die Komplexität und Anmut dieser winzigen Lebewesen entdecken. Die dreidimensionalen Darstellungen ermöglichen den Betrachtern, die Strukturen und Details dieser Organismen aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten.
Wir laden alle Interessierten herzlich dazu ein, diese einzigartige Ausstellung zu besuchen und die Schönheit der mikroskopischen Welt zu erleben.
Die Ausstellung ist bis Anfang 2024 jeweils zu den Öffnungszeiten der Ökostation (Mo – Do, 8:00 – 16:00, und Fr, 8:30 – 14:00, sowie nach Vereinbarung) zu sehen. Interessierte sollten sich vor einem Besuch informieren, ob die Räumlichkeiten zugänglich sind.
Mit Matze Knop mutig die Lücke zwischen Kahn und Gemeinschaftsduschen finden
Keine Chance: Matze Knop als Howard Carpendale zum Dahinschmelzen.
Wer da eigentlich genau die stehenden Ovationen, frenetischen Jubelrufe und Zugabeaufforderungen bekam, ist nicht ganz klar. Trapattoni war es mindestens, mit Sicherheit auch Oliver Kahn. Aber auch die Schlager-Interpreten kamen gut weg – vom Flippers-Bruder bis zum „Supa Richie“. Vielleicht war es aber doch Matze Knop persönlich, der zwischendurch als er selbst auf der Bühne des studio theaters stand und durchaus Inhaltsschweres unter dem Motto „Mut zur Lücke“ zu bieten hatte – neben gefühlt 2.000 Rollenspielen mit mehr oder weniger prominenten Zeitgenossen.
Matze Knop mitten im Publikum – nicht nur ein Mal.
Allerdings erwiesen sich die Bergkamener selbst als die sicherste Comedy-Bank an diesem Abend. Die erste Reihe bot der Reihe nach unerschöpfliche Stand-Up-Möglichkeiten für den Profi aus Lippstadt. Angefangen vom tätowierten Bestatter samt Wonderwoman-Gattin, die sich beruflich „eine Stufe vorher“ in der Pflege verwirklicht. Oder den wortkargen Telekom-Mann, der mit ernster Miene am Ende am lautesten applaudierte. Ulli machte gute Miene zum gelegentlich bösen Rentner-Spiel. Und auch in den hinteren Reihen erwiesen sich sogar zehnjährige Zuschauerinnen als schlagfertig, wenn Matze Knop von der Bühne sprang, auf freie Sitzbänke hüpfte oder singend mitten durch die Reihen tanzte. Keiner war sicher. Und alle hatten grenzenlosen Spaß.
Keiner war sicher: Matze Knop nimmt den Zuschauer unerbittlich ins Visier.
Schließlich ist „Bergkamen fast wie Lippstadt“ mit „endlich mal normalen Menschen“. Da findet man überall Inspiration für den gutgelaunten Ritt durch die Spaß-Landschaft, vorbei an hemmungslosen Kalauern und tiefsitzenden Schenkelklopfern mit überraschend tiefgründigen Ausflügen. Denn auch der Star war in der Pandemie nicht davor gefeit, an der Supermarkt-Kasse den Beckenbauer machen zu müssen: Endlich wieder ein Kollektiv-Erlebnis, in dem wir alle gleich waren. Da boten sich offenbar endlos viele Gelegenheiten, mit einfachster Verkleidung an unzähligen Orten in das Ich anderer zu schlüpfen und den Seelentausch mit ganz speziellen Knopschen Wahrheiten auf Video zu bannen. Das Knop-Erlebnis war an diesem Abend brutal vielseitig: Vom direkten physischen Angriff mit multimedialen Absackern bis zur flimmernden musikalischen Lichtershow.
Gesundheitlich gefährliche Ausflüge mit Speiseöl
Parade-Rolle als Oliver Kahn.
Da begegnete man verbal dem gegenderten Diplom-Ökonom, der früher mal ein Cowboy war und freigelassenen Winnetoussen. „Lodda“ Matthäus verheiratete sich Sekunden später locker in diversen Halbzeiten mehrfach und wurde von Dieter Bohlen an die Wand gefaselt. Ex-Bayern-CEO Kahn motzte meckernd in seine Torwart-Handschuhe und wurde von Influencern abgelöst, die Jugendliche auf die orientierungslose Bahn schicken, auf der Alzheimer-Kranke beim Weg über die Straße helfen müssen. Mit dem Speiseöl-Pandemie-Song und Boris-Becker beim Anti-Sitz-Seminar gingen viele Zwerchfelle bereits in einen gefährlich gereizten Zustand über. Gesundheitlich gefährlich wurde es mit der Gemeinschaftsdusche in der Sole-Therme und unappetitlich detaillierten Hygiene-Erlebnissen, geschwisterlichen Begegnungen mit Semino Rossi, Carmen Nebel und Star-Köchen sowie einem Quiz mit nicht weniger bedenklichen Fragen aus der Zuschauer-Kiste.
Supa Richie in Aktion.
Mit der Supa-Richie-Zugabe war es dann endgültig auch um den letzten Bergkamener geschehen. Geschlossen stand das Publikum auf und feierte Matze Knop, der sichtlich gerührt war. Und er appellierte daran, „nicht immer alles allzu ernst zu nehmen“, auch mal „über Dinge zu lachen, die vielleicht nicht sofort witzig sind“ und den „Mut zur Lücke“ mit in den Alltag zu nehmen, der oft ganz und gar nicht zum Lachen ist. Er hätte mehr Merchandising mitbringen sollen, denn fast das gesamte Publikum stand anschließend noch an, um sich ein Selfie samt Autogramm zu holen. Denn das studio theater ist immer noch das, was seinen guten Ruf ausmacht: Eine Burg für handfeste Comedy und einen garantiert guten Humor-Abend.
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Römer feiern mit neuem Konzept und vielen Neuheiten
Gladiatorenkämpfe mit Profis und „Auszubildenden“ waren die spektakulärsten Aktionen beim Römerfest.
Die Schleuder macht einen gewaltigen Peitschenknall, dann klatscht der Stein donnernd an die Holzwand. Ein paar Meter weiter brüllt ein Mensch im Kettenhemd mit Federn auf dem Helm ein paar verhuschte Legionäre an: „Abmarsch, ihr faules Pack!“ In der Arena gehen Gestalten mit echten Dolchen und Holzwaffen aufeinander los – mit und ohne Schild. Unter einem Zeltdach werden Düfte gemischt, in anderen hämmern Handwerker Muster in Messing oder rühren in einer zähen Masse, die über dem Feuer köchelt. So ähnlich könnte es rund um die echte Mauer des römischen Legionslager in Oberaden vor über 2000 Jahren ausgesehen haben.
Abmarsch: Die Legionäre üben eine Formation auf den Resten der alten Lagermauer.
Beim Römerfest ging es am Wochenende jedenfalls deutlich natürlicher zu als mit straffem Programm in den Vorjahren. Hier übten die Gladiatoren, dort exerzierten die Legionäre. Mittendrin ganz normales Lagerleben. Jeder Besucher durfte fragen und sich etwas zeigen lassen – wie es gerade passte oder die Interessensgebiete ausgelegt waren. Mit rund 50 Helfern und Akteuren unter anderem aus Italien und den Niederlanden waren jedoch weniger Darsteller als zuvor nach Oberaden gekommen. Etwas familiärer war die Atmosphäre mit weniger Gedränge – und mit prachtvollem Spätsommerwetter.
Spatenstich für den Nachbau des Nordtores mit Römern.
Ein ideales Wochenende für den nächsten offiziellen Spatenstich. Das Nordtor, historisch als rückwärtiges Tor „Porta Decumana“ bezeichnet, soll in den nächsten Jahren nachgebaut werden – direkt neben der Rekonstruktion der Holz-Erde-Mauer. Museumsleiter Mark Schrader rammte dafür stolz den original römisch nachempfundenen Spaten mit einigen Helfern in den Boden. Gleichzeitig ging am Samstag auch die neue Kultur-App an den Start: „Bergkamen.Erleben“ führt virtuell und mit digital nachgestellter Realität durch die Bergkamener Vergangenheit. So kann man sich an der Holz-Erde-Mauer auch ein Selfie mit einem römischen Legionär gönnen.
Nachbau des Nordtores wird Jahre dauern
Museumsleiter Mark Schrader mit der neuen Kultur-App, die am Samstag jeder ausprobieren konnte.
Neben den beschilderten Rekonstruktionsplänen wird Mark Schrader ein wenig melancholisch. „Das Nordtor war das letzte Projekt von Dr. Kees Peterse, dem Fachmann auf dem Gebiet“, schildert er. Der Architekt, der schon zahlreiche römische Lagerbauten rekonstruiert hat, starb kurz nachdem er die Oberadener Pläne vollendet hatte. „Das Projekt bekommt so eine ganz besonders emotionale Note“, sagt der Museumsleiter, der gleichzeitig Archäologe ist und lange Zeit mit Peterse zusammengearbeitet hat. 5 Jahre wird es wohl dauern, bis zunächst das Fundament, anschließend das Gerüst und später mit viel Eigenabeit die „Verkleidung“ des Tores entstehen. „Dafür können wir jede Form von Unterstützung gut gebrauchen – als Spenden oder auch in Form von Muskelkraft und Know-how“, so Schrader. Das Tor soll auf jeden Fall praktisch genutzt werden – als Kasernenunterkunft und Lagerräume.
Wurfschleudern in Aktion.
Viel Neues also einerseits und zurück zu den Wurzeln andererseits. Das Römerfest machte auch in der neuen Form viel Spaß. Die Akteure erläuterten begeistert, wie Wurfschleudern auf den Balearen geflochten und die vorbeisegelnden Griechen in die Flucht geschlagen wurden. Oder wie die Römer mit den kompliziert aussehenden Messinstrumenten der Antike Geländesenkungen überwanden, Entfernungen berechneten und exakte rechte Winkel bauten. Die Besucher lernten, dass Gladiatoren durchaus aus in der Armee ihre Kunst an die Berufskämpfer vermittelten, denn ihre Fähigkeiten waren gefragt.
Nachwuchsarchäologen tummelten sich ebenso auf dem Gelände wie geschichtsinteressierte Laien oder spontane Spaziergänger oder jede Vorahnung. Sie alle nahmen vielfältige, bunte und spannende Eindrücke von dem mit, was sich hier vor gut 2000 Jahren abgespielt haben mag.
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Wolfgang Fräger kehrt „nach Hause“ zurück: Mit Raum, Name und vor allem Zeitgeist
Wolfgang Frägers Tochter Barbara Duka mit der Dauerleihgabe des Künstlers und Dieter Treeck, der die Einweihungsrede hielt.
Riesige begehbare Blechdosen hat er am Nordberg aufgestellt. Lumpenvögel flatterten schon in den 70er-Jahren durch Bergkamen und führten drastisch die Umweltzerstörung vor Augen. Monströse Nägel bohrten sich durch Metall und erinnerten an die harten Seiten des Bergbaus. Wolfgang Fräger war seiner Zeit voraus, hatte viele künstlerische Facetten und einen europaweiten Ruf. Er war ein Bergkamener Original und wäre am 6. August 100 Jahre geworden. Dafür hat er nun gleich zum wiederholten Mal einen Raum mit seinem Namen bekommen.
Der neue Wolfgang-Fräger-Raum.
Im Stadtmuseum gab es schon einmal sein Namensschild an der Tür. Schon zu Lebzeiten hatte er seinen eigenen ständigen Ausstellungsraum. „Wolfgang Fräger ist in diesem Hause zuhause“, formulierte es Dieter Treeck, ohne den es weder das Stadtmuseum noch die Galerie, noch die Bergkamener Kunstlandschaft gäbe. Zudem war er es, der Fräger zurück in die Heimatstadt holte. Das illustrierte er zur offiziellen Namensgebung des neuen Wolfgang-Fräger-Raums im neuen Stadtmuseum mit dem ersten Brief, den er 1971 an den Künstler schrieb. Und mit ganz persönlichen Erinnerungen, die alle mit 71 Jahren zu tun haben. Denn: „Meine Biografie ist eng mit seiner verbunden.“
Dieter Treeck erinnert sich an Wolfgang Fräger.
Vor 71 Jahren erlebte Treeck als Schuljunge und ausgebombter Flüchtling in Hamm die künstlerische Initiation mit Werken von Fräger. Es war seine erste Kunstausstellung überhaupt. Mit der Passionsgeschichte beschäftigten sich die Werke Frägers, die er zu sehen bekam. „Eine magische Begegnung, die mich nicht mehr losließ.“ Bis heute nicht. 1971 schaffte er es, Fräger für den ersten und noch weitere der berühmten Bilderbasare zu gewinnen. Fortan machte der Bildhauer, Radierer, Lithograph und Holzschnitzer nicht nur in Bergkamen mit neuen Themen provokativ von sich reden – und kritisch. Als gelernter Bergmann gab er dem Bergbau und der Industrialisierung ein künstlerisches Gesicht – und dem, was man heute Klimawandel nennt.
Symbolisches und Symbolkraft nicht nur mit Zahlen
Fotos und Originalprogramme erinnerten an das Schaffen des Künstlers.
„Du, Alter“, sprach er Treeck nach vielen Jahren Freundschaft in einem seiner letzten Briefe an. Er wollte ihn zu einer gemeinsamen Arbeit zu Thema Waldsterben überreden – „mit Argumenten und Lockrufen, die mich platt machten.“ Dazu kam es nur noch indirekt, denn Wolfgang Fräger starb überraschend 1983 in Bönen. Geblieben ist eine Wertschätzung, „die schwer beeindruckt“, so seine älteste Tochter Barbara Duka. Sie war mit ihren beiden Schwestern zur Raumeinweihung gekommen. Im Gepäck eine Dauerleihgabe, die nicht gerade typisch war für Fräger: Ein großformatiges gemaltes Bild mit scharfen, eckigen, bunten „Zeichen aus dem Ruhrgebiet“. Dieses Werk entstand 1971: „In einem Jahr mit symbolischer Bedeutung für die Beziehung zwischen Bergkamen und Wolfgang Fräger“, so Duka, die auch Vorsitzende der Wolfgang-Fräger-Gesellschaft ist. Zusätzlich brachte sie viele Fotos von den Bilderbasaren mit – und einige Programme.
Besondere Musik mit besonderer Symbolkraft.
Symbolische Kraft hatte auch die Musik, die Buck Wolters und Nina Dahlmannn beeindruckend interpretierten. Die Lieder von Ella Fitzgerald und Django Reinhardt gefielen Wolfgang Fräger zeitlebens besonders gut. Symbolisch wirken kann Fräger jetzt in einem Raum, der vor allem für Veranstaltungen gedacht ist, besonders gut. Mit einem Zeitgeist, „der mehr als zeitgemäß ist“, so Kulturdezernent Marc Alexander Ulrich. Der kann sich in Zukunft noch weitere Namensgebungen im Stadtmuseum vorstellen, das im kommenden Jahr teilweise wieder renovierte Räume für alle vorzeigen wird.