Friedenkirche feiert 40. Geburtstag: Bunt und mit Leidenschaft

Die Kinder feiern ihre Friedenskirche: Mit engagiertem Gesang und feierlichem Einzug beim Geburtstags-, Erntedank- und Taufgottesdienst.

1981 war sie bereit für die Einweihung, die nagelneue Friedenskirche. Direkt neben der City mit nicht weniger ungewöhnlicher Architektur und Inhalt: Alle Räume rund um Altar und Innenraum tragen bis heute die Namen von Friedensträgern egal welcher Konfession. Architektonisch fällt sie aus dem Rahmen mit vielen Räumen und Ecken, zur Begeisterung der Bergkamener: „Die nahmen die neue Kirche gut an, waren immer schon offen für Neues“, meint Rosemarie Großpietsch. Sie war damals dabei und ist auch nach über 40 Jahren zum runden Geburtstag der ungewöhnlichsten Bergkamener Kirche noch Presbyterin.

Pfarrerin Ursula Goldmann, Pfarrer Bernd Ruhbach und Presbyterin Rosemarie Großpietsch (v.l.n.r.) im „Museum“ im Turmzimmer.

Ein wenig verspätet wurde der Geburtstag am Wochenende gefeiert, coronabedingt. Den Erinnerungen tat das jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil. Sogar eine winzig kleine Glocke brachte ein Bergkamener mit: Eine Spendenglocke, 40 Jahre lang in Overberge in Ehren gehalten. Damit wurden die Glocken der neuen Kirche finanziert. Bis die allerdings kamen, sollten stattliche 14 Jahre vergehen. Ein engagierter Prozess, der mit Glockengeläut vom Band überbrückt wurde. „Vom Ulmer Münster oder Kölner Dom, das weiß ich gar nicht mehr genau“, schildert Rosemarie Großpietsch.

Die Schriftzüge für die Inschriften.

Als die Glocken endlich in Angriff genommen wurden, haargenau geplante künstlerische Gestaltung inklusive, offenbarte die Friedenskirche ein neues Kuriosum: Man hatte eine Öffnung für die Glocken bei der Planung vergessen. Das Geläut musste deutlich kleiner ausfallen, damit es durch die Fenster passte. Dafür war ihr Ton genau abgestimmt. „Wir haben mit einem Sachverständigen tagelang alle Glocken der Umgebung besucht und genau vermessen, damit der Ton harmoniert“, erinnert sich Pfarrerin Ursula Goldmann. Auch bei den übrigen Details wurde nichts dem Zufall überlassen: Altar, Kanzel, Taufbecken: Alles ist aus alten Spurlatten aus dem Bergbau gebaut, der Bergkamen so lang prägte. Das Kreuz wiederum bilden neue, unbenutzte Spurlatten – als Zeichen dafür, dass die Stadt mit dem Rückzug der Steinkohle im Wandel ist.

Eine ungewöhnliche Kirche setzt viele Akzente

Buntes Treiben im Inneren der Friedenskirche beim Geburtstagsbasar.

Das alles kann auf engstem Raum im Turmzimmer nachvollzogen werden. Hier zeigen Bilder, die Negative und Positive der Rauminschriften oder der Abschlussstein der Glockengussform in einem kleinen „Museum“, wie viele Emotionen in der Friedenskirche verbaut sind. Die waren bei den Feiern des 40-Jährigen immer noch zu spüren. Randvoll war der Innenraum am Samstag zum Geburtstagsbasar. Alle Kindertagesstätten, aber auch leidenschaftliche Freunde der Kirche hatten fast 30 Tische mit Spielzeug, Kinderkleidung und kreativen Eigenkreationen für einen bunten Basar bestückt. Kuchen, Speisen und Bratwürsten aus den Händen der Konfirmanden sowie Standgebühren gingen als Spende an die Ukraineflüchtlinge.

Spielzeug kommt gut an.

Dafür hatte Luida viel von ihrem Spielzeug geopfert. Bücher, Püppchen und ein blinkender Spiegel faszinierten vor allem die kleineren Besucher. Ganze Playmobil-Sammlungen wurden feilgeboten, kunstvoll verzierte Brettchen. Kissen, Geschirre und Mäntelchen für Hunde aus Altkleidern sind sogar eine innovative Geschäftsidee. Der eigenen Fantasie sind auch die Motive der unendlich vielen Karten entsprungen, die Heiderose Weiner jedes Jahr zu allen Anlässen bastelt. Sie hat längst feste Bestellungen und jetzt garantiert noch eine ganze Reihe mehr.

Die ungewöhnlichen Gottesdiensthelfer im Einsatz. Ein Dankeschön gab es auch für ihre „Betreuer“.

Die Feier ging am Sonntag weiter, integriert in den Erntedankgottesdienst inklusive Taufe. Da ging Moses auf eine ebenso lange Wanderschaft wie die Friedenskirche in Bergkamen steht: Genau w40 Jahre. Die Handpuppen kamen zum Einsatz, eine ebenfalls ganz besondere Innovation der Gemeinde, gerahmt vom Einzug und Chor der Kinder. Ein Bauer wollte das Wetter für den lieben Gott regulieren, scheiterte jedoch kläglich mit der vermeintlich leichten Aufgabe und verzichtete demütig auf eine 2. Wetterchance – ganz aktuell an den Klimawandel angepasst. Der Organist bekam einen besonderen Applaus, weil er just doppelt so alt wurde wie die Friedenskirche. Und Rosemarie Großpietsch bekam ein blumiges Dankeschön, weil sie schon genau so lang Presbyterin ist, wie es die Kirche gibt. Und draußen stand der mit Ähren geschmückte Trecker, aus dem aktuelle Songs aus dem Lautsprecher Passanten aufhorchen ließen.

Ein Fest, das genauso bunt war wie die Kirche selbst.




Auferstehungskirche ist seit 60 Jahren mehr als nur ein „Experiment“

Dass die Auferstehungskirche viel mit Angela Merkel und Dieter Bohlen gemeinsam hat, hätten sich ihre Erbauer wahrscheinlich nie träumen lassen. Es waren die Weddinghofer selbst, die vor sechs Jahrzehnten den Bau der ungewöhnlichen Kirche im wahrsten Sinne in die Hand nahmen. Vor 60 Jahren wurden auch die beiden Prominenten geboren – in unmittelbarer Nachbarschaft mit „höchst unterschiedlicher Entwicklung“. Entwickelt hat sich ebenso die Auferstehungskirche, so Pfarrer Frank Hielscher in der Jubiläumsandacht.

Volles Gotteshaus zum 60-Jährigen der Auferstehungskirche in Weddinghofen.
Volles Gotteshaus zum 60-Jährigen der Auferstehungskirche in Weddinghofen.

Entstanden als Tochter der Kirchengemeinde Methler, hat sich die Kirche mit der „parabelförmigen Gestaltung des Innenraums“ stets von anderen Gotteshäusern abgehoben. Sie emanzipierte sich, wurde eine eigenständige Kirchengemeinde, die schließlich im Verbund der Friedenskirche aufging. „Wenn Kirche lebendig ist, entwickelt sie sich und bleibt nicht wie sie war“, stellte Frank Hielscher fest. Das sei gut so. „Die Auferstehungskirche wird hoffentlich auch dort nicht stehen bleiben, wo sie heute ist“, wünschte er sich.

Innengestaltung nur für Markhallen zweckmäßig?

Stadtarchivar Martin Litzinger trug viele spannende historische Fakten zusammen.
Stadtarchivar Martin Litzinger trug viele spannende historische Fakten zusammen.

Nicht nur die drei Diamantkonfirmanden unter den Ehrengästen haben selbst miterlebt, dass dieses Gotteshaus stets lebendig war. Viele Hände hoben sich in den vollbesetzten Bankreihen als Antwort auf die Frage, wer den Bau vor sechs Jahrzehnten noch selbst miterlebt hatte. Stadtarchivar Martin Litzinger zog in seinem Festvortrag die schriftlichen Quellen als Zeitzeugen zu Rate. Er entdeckte dabei viel Spannendes. Darunter auch das relative Entsetzen der kirchlichen Baubehörde über die ungewöhnliche Gestalt der Kirche. Die sei eher „für Markthallen zweckmäßig“, zitierte er die abfälligen Notizen in den Akten. Man genehmigte den Kirchbau „nur“ als Experiment. Heute besticht die Kirche gerade mit ihrem Innenraum. Und vor allem mit einer ganz ungewöhnlichen Leidenschaft ihrer Besucher.

Flötenmusik begleitete die Andacht zum Jubiläum.
Flötenmusik begleitete die Andacht zum Jubiläum.

Denn die Weddinghofener waren hartnäckig. Jahrhundertlang mussten sie zusammen mit den Oberadenern und Niederadenern lange Wege bewältigen, um über Pfade und hölzerne Brücken, zu Fuß oder zu Pferd und mit Wagen ein Gotteshaus zu erreichen. Die Gemeinde gehörte bis 1958 zur Kirchengemeinde Methler. Deshalb wurde auch ein Grünsandstein des ehrwürdigen Baus zum Grundstein für den Weddinghofener Kirchbau, als der nach mehreren Anläufen 1951 endlich genehmigt wurde. Da waren aus 174 evangelischen Gläubigen im 18. Jahrhundert längst 1.500 geworden. Das Bevölkerungswachstum hatte immerhin dafür gesorgt, dass es seit 1947 eigene Gottesdienste in Weddinghofen gab – zunächst in der Gaststätte Klute, dann in einer alten Wehrmachtsbaracke an der Schulstraße.

Für die Orgel, Fenster und den Taufstein fehlte das Geld

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Pfarrer Frank Hielscher führte durch die Andacht.

1951 gründete sich ein Kirchbauverein, 1952 wurde das Grundstück an der Goekenheide erworben. Der erste Spatenstich erfolgte im Juli 1953. Die Weddinghofener packten selbst mit an und bauten die Kirche für 120.000 Mark auf. Orgel, Fenster und Taufstein fehlten – dafür reichte das Geld nicht. Dafür gab es die ehemalige Gutsglocke des Gutes Velmede als Geschenk. Sie läutet heute noch im Gestühl, das nachträglich noch einmal verstärkt werden musste.

Der Posaunenchor spielte ebenfalls auf.
Der Posaunenchor spielte ebenfalls auf.

Zur Einweihung blies noch der Methleraner Posaunenchor. Zum 60-Jährigen begleiteten die eigenen Bläser das Festprogramm. Die Frauenhilfe spendierte das beeindruckende Büffet. Auch die Flötenmusik kam aus den eigenen Reihen. Fotos aus 60 Jahren trug der Männerdienst zusammen. Auch diesmal war das Kirchenjubiläum wieder eine große Gemeinschaftsleistung – wie es der Tradition entspricht. Daran erinnerten sich auch die sechs Zeitzeugen in mitreißenden Erzählungen, die eine ganz eigene Geschichte sind – wie Sie hier nachlesen können.




Zeitzeugen erinnern sich an eine hartnäckige Auferstehungskirche

An die ganz eigene Entwicklung dieser ungewöhnlichen Auferstehungskirche erinnerten sich die sechs Zeitzeugen während der Jubiläumsfeier für jedes bewältigte Jahrzehnt. Friedrich-Wilhelm von Bodelschwingh war Schüler, als die Kirche eingeweiht wurde. Er war auch bei einer Glockenturmbesteigung dabei, die angeblich einen Blick bis zum Kölner Dom versprach. Den Ausblick gab es vom schmalen Brett mit den Haltegriffen lediglich auf das Pfarrhaus. Wenig später auch unter den Rock einer Mitschülerin, die auf das Gewölbe getreten war – nicht wissend, dass es nur aus pappeähnlichem Material bestand. Sie brach spektakulär durch die Decke. Die Gottesdienstbesucher sangen anschließend erheitert das Lied vom Ochsen, dem man nicht das Maul verbinden soll, mit – ein Lied, das damals sehr beliebt war.

Heiter und ernst: Die Zeitzeugen steuerten ganz eigene Erinnerungen an 60 Jahre Auferstehung bei.
Heiter und ernst: Die Zeitzeugen steuerten ganz eigene Erinnerungen an 60 Jahre Auferstehung bei.

Auch der ehemalige Pfarrer Heinrich Meier erinnerte sich. Er war Mitglied im Methleraner Posaunenchor, als die Kirche gebaut wurde. Später war er selbst Pfarrer in dem Gotteshaus – motiviert durch einen Arbeitskollegen auf der Zeche Haus Aden. An die engagierte Theatergrupe erinnerte er sich, den Bau der fehlenden Kirchenorgel durch einen Weddinghofener Orgelbauer für 35.000 Mark, an den Bau des Martin-Luther-Hauses, das Fest zum 10-Jährigen und die Altentagesstätte für eine der ersten Gemeinden überhaupt.

Wir lieben unsere Kirche so wie sie ist

Auch diamante Konfirmanden waren bei der Festandacht dabei - mit ihren ganz persönlichen Erinnerungen.
Auch diamante Konfirmanden waren bei der Festandacht dabei – mit ihren ganz persönlichen Erinnerungen.

Dass die Weddinghofener ihre Kirche lieben, stellten sie eindrucksvoll unter Beweis. Ursula Wollenweber von der Frauenhilfe erinnerte sich an eine ganze Festwoche zum 20-Jährigen. 1974 gab es auch das erste Johannisfeuer auf Gut Velmede. 1976 und 1977 kamen die neuen Fenster – ebenfalls als ganz besondere Varianten. „Wir lieben unsere Kirche so, wie sie ist“, bekräftigte Wollenweber. Auch den Weihnachtsmarkt, der 1982 seine Premiere erlebte und bis heute ein Weddinghofener Phänomen ist. Und den Nachfolger von Pfarrer Meier, der mit seinem wehenden Talar auf dem Moped „Don Camillo“ getauft wurde.

Der ehemalige Pfarrer Herbert Siefers kann es bis heute nicht fassen, dass dieses Ereignis bis zu 13.000 Mark zusammenbrachte und ein regelrechtes Großereignis wurde. Engagement erlebte er ohnehin in ungewöhnlicher Form. Den Blumenschmuck arrangierten zwei Frauen mit Blumen aus den eigenen Gärten ehrenamtlich. Freiwillig waren auch Verteiler und Falter des Gemeindebriefes am Werk. Eigene Kochbücher wurden zu Kassenschlagern, die heute noch begehrt sind und bei Ebay 50-Euro-Gebote erzielten.

Traditionen, Veränderungen und beeindruckende Festkultur

Bilder aus 60 Jahren sammelte der Männerdienst und verwandelte ihn mit einer Diashow in eine Zeitreise.
Bilder aus 60 Jahren sammelte der Männerdienst und verwandelte ihn mit einer Diashow in eine Zeitreise.

Die Dekade bis zur Jahrtausendwende war geprägt von bewahrten Traditionen, engagierter Arbeit mit Kindern, aber auch von der Fusion mit der Friedenskirchengemeinde und der Aufgabe anderer Gotteshäuser. Weniger Gemeindemitglieder, höhere Kosten: Die Weddinghofener blieben sich treu und feierten ihre Kirche, zum 50-Jährigen sogar einen ganzen Monat lang. Reinhard Müller ergänzte die Erinnerungen für die vergangenen zehn Jahre vor allem mit baulichen Veränderungen von der Neugestaltung der Kirche im Jahr 2004, der Sanierung des Kirchplatzes und der Renovierung des Gemeindesaals im Martin-Luther-Haus bis zur Pfarrhaussanierung.

Weitere Festredner waren fasziniert von so viel Leidenschaft. „Die Auferstehungskirche ist nicht die schlechteste Perle in der Krone des Kirchenkreises“, stellte Klaus-Dieter Suk für den Kirchenkreis fest. Der stellvertretende Bürgermeister Kay Schulte erinnerte sich an den Konfirmationsunterricht und Fußballeinlagen. Gerd Müller von der CDU hat den Posaunenchor gegründet und erinnerte an den „Hauer“ Pfarrer Meier, der sich auf der „Pöhlwiese“ diesen Spitznamen als unerbittlicher Fußballspieler einhandelte.

Erinnerungen werden sicherlich auch am Sonntag rege ausgetauscht. Dann wird das Gemeindefest zum Jubiläum gefeiert. Und es werden Täuflinge einige der 60 stolzen Jahre der Auferstehungskirche mit Leben füllen.




Kirchjubiläum: 60 Täuflinge aus 60 Jahren gesucht

Ende Juni wird die evangelische Auferstehungskirche in Weddinghofen 60 Jahre alt. Das soll mit einem Gemeindefest am 29. Juni gefeiert werden. Los geht es um 11 Uhr mit einem Familiengottesdienst. Im Mittelpunkt steht die Taufe.

Kinder des aktuellen KU3-Kurses werben um Teilnahme.
Kinder des aktuellen KU3-Kurses werben um Teilnahme.

Deshalb sucht die Friedenskirchengemeinde immer noch dringend Täuflinge aus diesen 60 Jahren, die mit ihrer Taufurkunde zu diesem Gemeindefest kommen. Ein paar haben sich schon gemeldet; es fehlen uns aber noch so einige! Für alle in der Auferstehungskirche Getauften wird ein Tauferinnerungsbuch ausliegen, in das der Tauftag und auch der Taufspruch eingetragen werden kann.

Täuflinge, die sich an diesem Familiengottesdient beteiligen möchten, werden gebeten sich im Gemeindebüro unter 02307/984263 oder per Email  info@friedenskirchengemeinde-bergkamen.de anzumelden.




Plätze frei für Urlaub an der Ostsee

Die Diakonie Ruhr-Hellweg hat noch freie Plätze für einen Urlaub an der Ostsee. Frühlingsluft ganz spontan an der Ostsee schnuppern und dabei die Seele in gediegener historischer Atmosphäre baumeln lassen. Dazu lädt die Diakonie Ruhr-Hellweg alle ein, die sich nach Romantik, einzigartiger Landschaft und gesundem Klima sehnen. Vom 19. bis 29. Mai ist all das in Kühlungsborn zu haben. Es sind noch Plätze frei.

Die älteste Pferderennbahn Europas, Hansestädte, ein Ausflug mit der „Molli“ auf der Schmalspurstrecke oder ein Abstecher nach Skandinavien: Wer will, kann in dem Ostseebad noch mehr entdecken als Erholung, Tradition und Kultur. Das Ferienhotel „Haus am Meer“ wird seinem Namen gerecht und ist in idealer Lage an der Strandperipherie das Basislager für einen frühlingshaften Urlaub.

Anmeldung und weitere Informationen, auch über eine zweite Reise vom 22. August bis zum 5. September, unter der kostenlosen Service-Nummer 0800 5890257.

 




Wechsel im Vorsitz der Friedenskirchengemeinde

Im Vorsitz der Friedenskirchengemeinde gab es einen Wechsel.

Vor zwei Jahren wurde Pfarrer Christoph Maties zum Vorsitzenden des Presbyteriums der  Friedenskirchengemeinde gewählt; Pfarrer Frank Hielscher wurde  sein Stellvertreter.

Nach zwei Jahren stand turnusmäßig  ein Wechsel – bzw. eine Weitergabe – im Amt an: In der letzten Presbyteriumssitzung wurde Pfarrer Hielscher als neuer Vorsitzender gewählt. Seine Amtszeit begann  am 15. April und dauert wiederum zwei Jahre. Pfarrerin Ursula Goldmann wurde als seine Stellvertreterin gewählt.
Das Presbyterium dankte Pfarrer Maties herzlich für seine Arbeit in den vergangenen zwei Jahren.




Lions Club BergKamen unterstützt Ferienaktion der Friedenskirche mit 4500 Euro

Der Lions Club BergKamen unterstützt die Ferienaktion 2014 der Friedenskirchenkirchengeneinde mit einer Spende von 4500 Euro.

Foto: Pfarrerin Ursula Goldmann freut sich über den Scheck von Lions-Präsident Reinhard Krause
Foto: Pfarrerin Ursula Goldmann freut sich über den Scheck von Lions-Präsident Reinhard Krause

„Jeden Tag ein Abenteuer“ heißt die Veranstaltungsreihe, mit der die Friedenskirchengemeinde in den Sommerferien zehn Tage lang Bergkamener Kinder begeistern wird. Jeden Tag wird es ein spannendes Angebot geben, das bis zu 100 Kindern, die nicht verreist sind, unvergleichliche Ferienerlebnisse bescheren wird. Natürlich ist dieses Engagement mit Kosten für Busse, Eintrittspreise und Verpflegung der jungen Teilnehmer verbunden.  In den vergangenen Jahren besuchten die Kinder Museen, gingen mit Segelflugzeugen in die Luft oder stellten in einem Kletterpark ihr Geschick unter Beweis.

Damit auch in diesem Jahr Mädchen und Jungen mitmachen , deren Eltern sich die Kosten nicht leisten können, bat Pfarrerin Ursula Goldmann den Lionsclub BergKamen um Hilfe.

Dessen Präsident Reinhard Krause freute sich jetzt, einen Scheck von 4500,–€ übergeben zu können: „Wenn es darum geht, benachteiligten Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an sinnvollen Veranstaltungen zu ermöglichen, helfen wir gern. Und wir sind davon überzeugt, dass die Friedenskirchengemeinde hervorragende Arbeit leistet, die wir gern unterstützen.“




Proben für Theater-Dinner machen Appetit auf Donnerhall und mehr

Da geht es hoch her in der Auferstehungskirche. Don Mattich und Bürgermeister Schöfer geraten sich nach allen Regeln der Kunst in die Haare. Zu alldem macht es sich eine Landstreicherin neben dem Altar gemütlich, Engel fliegen ein und der Wohnturm soll kurz vor dem Abriss noch die ungeliebte Kindertagesstätte der Konkurrenz beherbergen. Beim nächsten Theater-Dinner dürfen sich die Teilnehmer im wahrsten Sinne auf „Donnerhall und Glockenläuten“ gefasst machen.

Weg mit der Landstreicherin: Der Pfarrer packt kräftig mit an.
Weg mit der Landstreicherin: Der Pfarrer packt kräftig mit an.

„Warte mal“, ruft Wilfried Müller laut aus einer Kirchenbank heraus und stürmt zum Altar. „Da kannst Du mehr draus machen!“, sagt der Regisseur, packt der Landstreicherin energisch an den Kragen und schüttelt sie. „Don Mattich“ macht es ihm nach. Schon bekommt die Szene mit Weinflasche und Decke direkt vor dem Altar noch mehr Leben. Es ist nicht nur die erste Probe für das nächste Theater-Dinner am eigentlichen Ort des Geschehens in der Auferstehungskirche in Weddinghofen. Es ist auch das erste Mal überhaupt, dass die Akteure der Ehemaligen des Städtischen Gymnasiums einen Altar als Bühne haben.

„Das ist schon ungewöhnlich“, meinen die Schauspieler – fühlen sich aber sofort pudelwohl unter der Kanzel. „Man muss sich ein wenig an die andere Akustik gewöhnen, das geht aber sehr schnell“, ist sich das siebenköpfige Team einig. Seit 2003 stehen sie als Ehemalige der gymnasialen Theater-AG auch nach ihrer Schulkarriere auf der Bühne. Zunächst wurde unter dem Dach der Jugendkunstschule geprobt. Heute treffen sie sich jedes Wochenende im Jugendheim Spontan in Rünthe, um vorwiegend unterhaltsame Stücke auf die Bühne zu bringen. Dass ihnen ein Werk direkt auf den Leib geschrieben wird, ist ebenfalls eine Premiere.

Zwei Engel und ein Geistlicher: Bei den Proben muss noch der Text mit auf die Altar-Bühne.
Zwei Engel und ein Geistlicher: Bei den Proben muss noch der Text mit auf die Altar-Bühne.

Die Idee dazu hatte einmal mehr Detlef Göke. Seine Krimi- und Theater-Dinner-Reihe hat voll eingeschlagen und viele Fans gefunden. Er platzt fast vor Ideen für neue ungewöhnliche Orte. Diesmal sollte es eine Kirche sein – mit einem Stück angelehnt an Don Camillo und Peppone. „Du bist verrückt“, war die erste spontane Reaktion von Autor Heinrich Peuckmann, der schon für die letzten Theater-Ereignisse die literarische Vorlage geliefert hatte. Eine Verrücktheit, die ansteckend war. Peuckmann setzte sich hin, schrieb eine Bergkamener Adaption des verrückten Kleinkrieges zwischen Gottesmann und Stadtoberhaupt. Diesmal schlug er die Ehemaligen des Gymnasiums als Akteure vor. Denn: „Er kennt uns schon lange“, betont Wilfried Müller.

Vorspeise in der Kirchenbank

Auch Pfarrer Maties war sofort von der Idee begeistert. Natürlich musste noch die Gemeinde zustimmen, dass sich das Gotteshaus für einen Abend in eine Theaterbühne verwandelt. Termine mussten abgestimmt werden. Am 11. April ist es nun soweit. Die Kirchenbänke beherbergen dann ab 19.30 Uhr nicht nur Theaterbesucher. Hier wird auch die Vorspeise zum Dinner dort serviert, wo sonst die Gesangbücher bereit liegen. Das Büffet wartet im Nebenraum, wo sich üblicherweise Pfarrer und sonstige Mitwirkende auf den Gottesdienst vorbereiten.

Kräftig gewettert wird von der Kanzel beim Theaterdinner.
Kräftig gewettert wird von der Kanzel beim Theaterdinner.

Viel Lokalkolorit steckt jedenfalls in dem Stück – nicht nur in den Namen der Hauptdarsteller, sondern auch dann, wenn „Don Mattich“ auf die Kanzel steigt und mächtig drauflos predigt. Jesus spricht selbstverständlich aus dem „off“ – ganz wir im italienischen Original. Es hagelt deftige Sprüche wie „selig ist, der da geistig arm ist“. Da hat sich eben viel aufgestaut, seit der Bürgermeister die Marienfigur versehentlich vom Sockel gestoßen hat.

Die neuen Ideen reifen übrigens schon bei Detlef Göke. „Romeo und Julia“ will er als nächstes auf die Bühne bringen, am liebsten im Gartencenter und noch lieber mit allen Laienspielgruppen. Erste Gespräche gab es schon. Auch für Kabarettfans hat er bereits etwas im Angebot: Am 10. Mai hat Daniel Jülich, Kabarettist aus Bergkamen, im Restaurant Olympia Klavierkabarett in der Manier von Bodo Wartke zu bieten.




St. Michael-Gemeinde besichtigt Kornbrennerei in Drensteinfurt

Die St. Michael-Gemeinde Weddinghofen lädt am 1. Februar ein zum Ausflug nach Drensteinfurt-Walstedde.  Dort soll die Kornbrennerei Eckmann in Drensteinfurt besichtigt werden.

Treffpunkt ist um 9 Uhr am Pfarrheim am Lindenweg. Der Preis pro Person beträgt 25 €. Folgende Leistungen sind darin enthalten: die Busfahrt, Führung und Besichtigung der Kornbrennerei, kleine Verkostung der Produkte, Möglichkeit zum Einkaufen, Kornbrennerplatte mit selbst gebackenem Brot, Käse und Wurstaufschnitt, Gurken etc.

Eingeladen alle Interessierten aus dem Pastoralverbund Bergkamen. Anmeldungen nimmt ab sofort Fam. Skolik entgegen unter der Tel. Nr. 02307/69777.




Neues Dienstfahrzeug für Notfallseelsorger

Der Mercedes Sprinter ist nach 15 Jahre Warten endlich eine Dauerlösung für die Notfallseelsorge im Kreis Unna. Fotos: Tobias Kestin
Der Mercedes Sprinter ist nach 15 Jahre Warten endlich eine Dauerlösung für die Notfallseelsorge im Kreis Unna. Fotos: Tobias Kestin

Notfallseelsorge ist wie ein Pflaster. Sie kann ganz schnell für Linderung des Seelenschmerzes sorgen, auch wenn der Schmerz noch sehr lange anhalten wird.

Um den Notfallseelsorgern im Kreis Unna beste Arbeitsmöglichkeit zu geben, bekommen die rund 30 Seelsorger, die bis auf eine Ausnahme ehrenamtlich tätig sind, nun ein neues mobiles „Büro“: Einen Mercedes Sprinter, der am Dienstagabend offiziell übergeben und eingeweiht wurde.

Das weiße Auto mit lila Aufdruck ist endlich das, wodrauf die Notfallseelsorger über 15 Jahre gewartet haben: Mehr als eine Übergangslösung. Letztens hatte Willi Wohlfeil noch einen Zeitungsartikel von 1998 in der Hand: Die damaligen Notfallseelsorger Werner Wiegelt und Ralf Radix freuten sich über das erste Einsatzfahrzeug: Ein alter VW T2-Bulli von 1973, den die Feuerwehr ausgemustert hatte. Dafür hatte es Blaulicht. „Und nur 48 Stunden später wusste ganz NRW, dass der Kreis Unna endlich eine Notfallseelsorge hat“, erinnert Kreisbrandmeister Ulrich Peuckmann.

Vom Feuerwehrbulli zum Polizei-Vito

Ob Blaulicht hin oder her – „der Wagen war nur eine Übergangslösung“, sagt Willi Wohlfeil. Die zweite Übergangslösung kam 2006. Die Polizei Baden-Württemberg verkaufte der Notfallseelsorge einen ausgemusterten Mercedes Vito. Der ar von der Ausstattung noch ganz ordentlich. Und so fuhr das Team jedes Jahr rund 15 000 Kilometer zu den Einsätzen, half nach Suiziden an Schulen oder zu Unglücksfällen im häuslichen Raum

Aber es wurde immer schwerer: Der Vito hat an einigen Stellen Rost angesetzt und eine rote Umwelt-Plakette störte immer mehr bei der Arbeit. „Wir konnten zwar auf die Autobahn, aber nicht mehr mit Angehörigen nach Dortmund ins Krankenhaus“, erzählt Willi Wohlfeil.

Viel Raum für Gespräche und Betreuung

Das ist nun Geschichte: Der bequeme Mercedes Sprinter bietet genügend Platz, Platz den die Seelsorge braucht. „Immer wieder wurde ich gefragt, wofür wir den Platz brauchen. Reicht nicht ein Fiat 500, um den Seelsorger zum Einsatz zu bringen“, erzählt Wohlfeil.

Aber der Wagen ist nicht nur ein Transporter. Der Sprinter ist ein mobiler Gesprächsraum. „Für Menschen, deren Welt gerade zerbrochen ist, die nicht wissen, wo sie bleiben können, die sich hilflos und alleingelassen fühlen, die nicht begreifen können, nicht begreifen wollen, was passiert ist“, sagt Wohlfeil.

Viele Sponsoren machen Kauf möglich

Willi Wohlfeil (3.v.r.) freut sich mit Gönnern über den neuen Sprinter für die Notfallseelsorge Kreis Unna.
Willi Wohlfeil (3.v.r.) freut sich mit Gönnern über den neuen Sprinter für die Notfallseelsorge Kreis Unna.

Dass die Notfallseelsorge im Kreis Unna erstmals eine Dauerlösung gefunden hat, haben zahlreiche Sponsoren möglich gemacht: Die evangelischen und katholischen Gemeinden haben in Kollekten Geld gesammelt, das Bestattungshaus Tomaszewski (Bergkamen) hat seinen Teil dazu beigetragen, ebenso wie die Lions, das RWE-Gersteinkraftwerk, die Bürgerstiftung aus Unna und des Bauvereins Lünen und die Sparkasse UnnaKamen als größter Einzelsponsor. „Und nicht zu vergessen die vielen Menschen, die nen Fünfer oder Zweier gegeben haben. Und einige haben mehrere Fünfer gegeben“, freut sich Willi Wohlfeil.

Und auch das Mercedes-Benz-Center an der Max-Planck-Straße um Verkaufsleiter Jörg Flocken bekam Dank. „Ganz besonders Ingo Gerhards, der uns das Auto verkauft hat“, dankte Wohlfeil. „Mit diesem Auto fahren wir unter einem guten Stern“, bewies der einzige hauptamtliche Notfallseelsorger des Kreises auch Markenkenntnis. Der Sprinter mit 95 kw / 129 PS tankt Diesel, hat eine Rückfahrkamera, fünf Sitzplätze und erfüllt jetzt schon die Euro-6-Norm. „Ohne Signalanlage, aber doch erkennbar“, sagt Wohlfeil. Die lilane Beschriftung übernah, die Firma sb-Medien aus Bönen.

Notfallseelsorge ist ein Ehrenamt

Die Notfallseelsorger Wolfgang Hövekenmeier (2.v.r.) und Pfarrer Willi Wohlfeil an ihrem neuen Arbeitsplatz. Foto: Tobias Kestin
Die Notfallseelsorger Wolfgang Hövekenmeier (2.v.r.) und Pfarrer Willi Wohlfeil an ihrem neuen Arbeitsplatz. Foto: Tobias Kestin

Was nicht viele wissen: Nicht nur Pastoren bieten die Erste Hilfe für die Seele an. „Im Team sind auch Ingenieure, Studenten, Lehrer, Hausfrauen, Rentner und mehr“, sagt Pfarrer Wohlfeil.

Sie alle haben sich bewusst dazu entschieden, Teil der Notfallseelsorge zu werden. Denn ein einfaches Ehrenamt ist ihre Aufgabe nicht. „Immer wenn es eine Katastrophe gibt, sind wir da“, sagt Wohlfeil. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen einer Katastrophe auf der Autobahn mit vielen Toten und der persönlichen Katastrophe, wenn ein Familienmitglied oder Arbeitskollege unvermittelt stirbt.

Wenn die Rettungsdienste ihren Einsatz beendet haben, treten Notfallseelsorger auf den Plan. „Wir sind da, um da zu sein, um zu begleiten und auszuhalten“, beschreibt es Pfarrer Wohlfeil.

Sie können zuhören, aber auch mit schweigen. „Und manchmal geht es nur um banale Dinge, wie ein Telefonbuch zu bringen, um den Bestatter anzurufen“, sagt Irmgard Paul. „Denn nach dem Tod eines Angehörigen sind die Leute oft leer.“

Kaffee kochen ist ein gutes Zeichen

Dann ist es die Aufgabe der Notfallseelsorger, zu helfen, bis die Trauernden oder Geschockten wieder am Leben teilhaben. „Für mich ist es immer ein gutes Zeichen, wenn jemand einen Kaffee kocht“, sagt Wohlfeil. Das sei oft der Schritt, um emotional wieder ins Leben zu kommen, auch wenn die Trauer natürlich viel länger anhält. Denn die Notfallseelsorge ist das Pflaster, dass die erste Not lindert.




Die fünf in Bergkamen lebenden Juden entkamen mit viel Glück dem Holocaust

Fünf Bergkamener jüdischen Glaubens entkamen mit viel Glück der Mordmaschinerie der Nazis, dem Holocaust. Sie konnten rechtzeitig über Zwischenstationen ins sichere Ausland flüchten.

Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der "Reichspogromnacht". Auf dem Foto Pfarrerin Petra Buschmann Simons und die Gitarrengruppe der Martin-Luther-Kirchengemeinde.
Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der „Reichspogromnacht“. Auf dem Foto Pfarrerin Petra Buschmann Simons und die Gitarrengruppe der Martin-Luther-Kirchengemeinde.

An ihr Schicksal, aber noch viel mehr der millionenfachen Ermordung von Juden, Sinti, Roma und anderer Menschen in den Vernichtungslagern gedachten die kath. und ev. Kirchengemeinden in einer Gedenkfeier am Samstag, dem 75. Jahrestag der sogenannten „Reichspogromnacht“ auf dem Platz von Tasucu.

Bürgermeister Roland Schäfer betonte, dass die Stadt Bergkamen ganz bewusst eine besondere Erinnerungskultur Pflege. Früh seien Straßen der Stadt und auch eine Grundschule nach Widerstandkämpfern benannt worden. Zu dieser Tradition gehörten auch die Kranzniederlegungen am 27. Januar eines jeden Jahres, dem bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am Oberlinhaus an der Lentstraße, dem ehemaligen Konzentrationslager Schönhausen. Damit solle ein Beitrag gegen das immer noch vorhandene faschistische Gedankengut in reinem kleinen Teil der Bevölkerung und für mehr Toleranz und ein friedliches Zusammenleben geleistet werden.

Stadtarchivar Martin Litzinger
Stadtarchivar Martin Litzinger

Stadtarchivar Martin Litzinger rief in seinem Redebeitrag bei dieser Gedenkveranstaltung das Schicksal der fünf Bergkamener, der Kaufmannsfamilie Hertz in Bergkamen und des Friseurs und Geschäftsmanns Max Herrmann  in Overberge in Erinnerung. Dieser Beitrag wird hier im Wortlaut dokumentiert:

Als 1933 die unselige nationalsozialistische Herrschaft über Deutschland begann, da lebten im Raum Bergkamen fünf Menschen jüdischen Glaubens. Es war die vierköpfige Kaufmannsfamilie Hertz in Bergkamen und der Friseur und Geschäftsmann Max Herrmann  in Overberge.

Kaufmannsfamilie war beliebt und hoch geachtet

Lassen Sie mich an dieser Stelle in wenigen Zügen das Schicksal dieser Menschen nachzeichnen, denen nur durch an Wunder grenzende glückliche Fügungen des Schicksals unvorstellbares Leid und der Tod im Holocaust erspart geblieben sind.

Der aus Ungarn gebürtige Kaufmann Hermann Hertz (*1879) und seine deutsche Ehefrau Amalia geb. Blumenthal (*1884) aus Castrop waren schon lange vor dem 1. Weltkrieg nach Bergkamen gekommen, wo 1911 und 1922 ihre beiden Töchter Grete und Lieselotte geboren wurden, die ihrerseits auch die Schule in ihrem Geburts- und Heimatort besuchten.

Die Familie war in der Gemeinde allgemein sehr beliebt und geachtet. Die Eheleute Hertz führten ein eigenes Bekleidungs- und Textilwarengeschäft an der heutigen Präsidentenstraße und taten im Rahmen ihrer geschäftlichen Möglichkeiten besonders bedürftigen Familien in der Gemeinde viel Gutes.

Wertschätzung schützte nicht vor den Nazis

Die allgemeine Wertschätzung in der Bevölkerung schützte die Familie Hertz allerdings auf Dauer nicht vor zunehmenden Schwierigkeiten, die ihnen Behörden und örtliche NSDAP-Parteifunktionäre bereiteten, auch wenn Bergkamen sicherlich alles andere als eine „Hochburg“ des Nationalsozialismus war.

Bereits im Juni 1935 wurde der Familie die erst 1921 gewährte preußische bzw. deutsche Staatsbürgerschaft schon wieder entzogen.

Als Hermann Hertz 1936 einen längeren Verwandtenbesuch in Ungarn plante, da drohte man ihm unmissverständlich an, seine anschließende Wiedereinreise nach Deutschland zu untersagen. Hertz trat diese Reise dann auch nicht an, weil er das Risiko einer Trennung von seiner Familie nicht eingehen wollte.

Letztlich halft nur die Flucht ins Ausland

Ende 1937/Anfang 1938 sah sich die Familie Hertz dann schließlich auf zunehmenden Druck von NSDAP und Behörden gezwungen, ihr Geschäft in Bergkamen aufzugeben und deutlich unter dem tatsächlichen Wert zu verkaufen.

Anfang März 1938 schließlich verließ die Familie Hertz Bergkamen und zog nach Essen. Ob sie bereits damals den Entschluss fasste, Deutschland auf längere Sicht dauerhaft zu verlassen, ist unbekannt.

Die ältere Tochter Grete Hertz jedenfalls, die seit 1936 mit dem Kaufmann Heinz Katz in Mülheim an der Ruhr verheiratet war, wanderte bereits 1938 gemeinsam mit ihrem Ehemann in die USA aus.

Buchstäblich „in letzter Sekunde“ folgten die Eheleute Hertz und ihre jüngere Tochter Lieselotte dem Beispiel ihrer älteren Tochter und Schwester und konnten dadurch letztlich auch ihr Leben retten.

Ende November 1940 nämlich emigrierten sie über Kuba nach Mexiko-City und gelangten schließlich von dort aus in die USA, wo sie eine neue Heimat fanden.

Hermanns blieben am 9. 11. 1938 unbehelligt

Einen ganz anderen Weg nahm ab 1938 das Leben von Max Herrmann (* Bochum 1899) in Overberge. Er lebte seit 1926 in der Gemeinde und unterhielt hier an der heutigen Werner Straße ein Damen- und Herren-Friseurgeschäft, in dem er zusätzlich Tabakwaren anbot und verkaufte. 1931 heiratete er die Overbergerin Alma Wendel (* 1910), von Beruf Schneiderin, die fortan als Inhaberin des Geschäftsbetriebes fungierte.

Während der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 blieben die Eheleute Herrmann und ihr Geschäft wider Erwarten gänzlich unbehelligt, doch erhielten sie dann bereits am 11. November vom Amtsbürgermeister in Pelkum die Anweisung, ihr Geschäft vorübergehend zu schließen, um dadurch – so die höchst zynische Begründung – „Störungen“ der öffentlichen Ordnung „zu vermeiden“.

Nach sechs Wochen aus demKZ Sachsenhausen entlassen

Nur einen Tag später wurde Max Herrmann ohn htlichen Grund in so genannte „Schutzhaft“ genommen, zunächst in die Gestapo-Außenstelle Hamm eingeliefert und von dort aus wenig später in das KZ Sachsenhausen/Oranienburg nördlich von Berlin gebracht.

Da Max Herrmann während des 1. Weltkrieges noch in ganz jungen Jahren als deutscher Soldat  und Frontkämpfer Militärdienst geleistet hatte und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet worden war, entließ man ihn jedoch nach sechs Wochen nach massiver persönlicher Einschüchterung wieder aus der Haft.

Herrmann, der wie alle männlichen Juden, seit 1935 durch Gesetz verpflichtet war, offiziell den Zusatz-Vornamen „Israel“ (für Frauen „Sarah“) zu tragen, begann spätestens während seiner Haftzeit zu ahnen, dass ihm auf längere Sicht erhebliche Gefahr drohte. Anfang 1939 gaben er und seine Frau deshalb Geschäft und Betrieb in Overberge auf.

Auch die Großstadt bot keinen Schutz

Anfang Mai 1939 zogen die Eheleute nach Köln, wo Max Herrmann sich in der Anonymität einer Großstadt – zumindest vorläufig – zweifellos noch etwas sicherer fühlen konnte als in einer kleinen Landgemeinde wie Overberge es war.

Als es aber im Laufe des Jahres 1942 auch im Raum Köln zu immer mehr systematischen Deportationen von Menschen jüdischen Glaubens kam, tauchte Max Herrmann noch eben rechtzeitig und im letzten Moment unter.

Bis zum Untergang des Nationalsozialismus im Mai 1945 konnte er sich in wechselnden Verstecken, unterstützt und verborgen von Verwandten seiner Frau, weiterer Verfolgung entziehen und letztlich überleben.

Deutschland war ihm fremd geworden

Nach dem Ende des Krieges kehrte Herrmann nach vorübergehendem Dienst bei den amerikanischen Truppen und den britischen Besatzungsbehörden in seinen Heimatort zurück, wo seine Frau inzwischen das frühere Friseurgeschäft wieder eröffnet hatte.

Ende 1951 allerdings zog Max Herrmann mit seiner Frau und seinen 1942 und 1947 geborenen Söhnen Walter und Günter endgültig aus Overberge fort, um in die USA auszuwandern und sich dort eine neue Existenz aufzubauen.

Deutschland war ihm fremd geworden, Heimat hat es ihm wohl nicht mehr sein können.