Römische und germanische Handwerker verabschieden sich in die Winterpause

Mühsame Handarbeit ist die Herstellung der Dachschindel – angefangen beim Baumstamm.

Schmieden, hobeln, hacken, nähen, schaben, färben: Von der Sonntagsruhe wussten die Römer und Germanen noch nichts. Bis das Christentum nach Oberaden vordrang, war es zu Beginn des 1. Jahrhunderts noch eine ganze Weile hin. Von Matsch und beängstigenden Sintfluten in den dunklen Wäldern konnten aber auch sie schon ein Lied singen. Ebenso ihre Nachfahren, die am Wochenende etwas originalgetreuer das Leben im und am Römerlager nachstellten, als es ihnen lieb war.

Knallbunte Farben und wieder topaktuelle Fußmode gab es ebenfalls zu bestaunen.

Am Samstag gab der Himmel mit Blitz, Donner, Platzregen und Hagel jedenfalls alles, war schon die antiken Berichterstatter über die finsteren Gefilde im Barbarenland zu erzählen wussten. Da taten knallorangene Füßlinge in den genagelten Sandalen wirklich Not. Die waren damals schon erfunden, ebenso wie wasserfeste Hüllen für das kostbare Schild aus fast fingerdickem Ziegenleder, regenabweisende Holzschindel und hübsche Spielzeuge für die ganz faden Tage.

Sieht leicht aus, ist aber stundenlange Fleißarbeit: Die Kunst mit dem Leder.

Sogar aus den Niederlanden hatten sich die besonders Unerschrockenen nach Bergkamen gewagt. Jurjen Daaisma vom „Ala I Batavorum“ hatte Unmengen Leder dafür Gepäck. Das verwandelte er vor Ort in kunstvolle und originalgetreue Objekte – mit dem passenden Werkzeug. Acht Stunden lang nähte er schon an der Lederhülle für den römische Schild. Das Ziegenleder kauft er in Deutschland, weil es in den Niederlanden keine Gerbereien mehr gibt. Die Vorlagen können als archäologische Funde u. a. im Museum im Bonn bestaunt werden. Abstände der einzelnen Stiche, wasserdichter Umschlag der Lederkanten: Alles ist hier so wie beim Original. Auch die Werkzeuge basieren vom Zirkel über das Lineal mit Daumenabständen, Messer, Lockmarkierer, Locheisen und Lochstecher bis zur Schere auf Originalfunden. Das Gerät für die exakte Lochdistanz wurde sogar in Oberaden gefunden.

Schmiedekunst am Schmuck ist heute noch genauso gefragt wie vor 2.000 Jahren.

Gefragt sind die Fertigkeiten der Akteure auch ein paar Stände weiter. Beim Kunstschmied gab es sogar eine Sonderanfertigung für eine junge Frau, die eigens aus Dortmund zum Museumfest vor ein paar Wochen kam. Sie wünschte sich ein ganz spezielles Schlangenarmband aus Gold. Am Wochenende wurde direkt vor Ort der finale Halbedelstein eingefügt, den die Auftraggeberin mitbrachte. Sie saß viele Stunden bei den Fachleuten und tauchte begeistert in die Geschichte ein. Ein Hobby der Krankenpflegerin – und ein Traum, der für sie im Schatten des Nachbaus der Lagermauer in Erfüllung ging. Kein Einzelfall: Sogar aus der Schweiz trudeln Bestellungen für historische Sonderanfertigungen ein.

Lederne Bälle gab es schon bei den Römern. Ob damit auch schon Fußball gespielt wurde, ist eher fraglich.

Es war der letzte historische Handwerkermarkt im Römerpark in diesem Jahr. Jetzt wärmen sich die Knochenschnitzer und Spielzeughersteller, Weber, Färber und Zimmerer erst einmal gehörig auf und trocknen ihre historische Kleidung. Allzu oft waren sie in diesem Jahr mit unleidlichen Wetterunbilden überrascht worden. Die Besucher kamen trotzdem, nahmen kleine Lederbeutel, Wollmützen, handgeschnitzte Löffel oder Steckenpferde auf Rollen mit nach Hause.

Bis zum nächsten Jahr, wenn das römische und germanische Leben wieder zum Leben erwachen wird. Der Römerpark hat natürlich bis dahin noch einige Male die Tore geöffnet und lohnt allemal einen Besuch.

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Gladiatoren und Reiter geben beim 4. Römerfest alles

Die Gladiatoren stört auch der Bindfaden-Regen nicht.

Unheimliche Gerätschaften beim Medicus.

Man möchte lieber nicht wissen, in welche Körperöffnungen die langen Löffel gesteckt werden, die beim Medicus liegen. Wer den Schreck frisch verdaut hat, den starrt wenige Meter weiter ein Wolf mit aufgerissenem Maul an. Auch die Standarten der Römer haben es in sich wie so manches andere auf dem Gelände des Römerparks. Beim Römerfest warten so einige Überraschungen auf alle, die damit nicht wirklich rechnen.

Auch die Kavallerie ist angerückt – eigens aus den Niederlanden.

Da kommt auch schon mal ein Pferd unverhofft um die Ecke galoppiert, mit einem germanischen Zivilisten im römischen Dienst oben drauf. Direkt dahinter exerzieren die Legiönäre. Wer hier im Weg herumsteht, dem wird ohne zu zögern direkt ins Ohr gebrüllt. Auf Latein, versteht sich. Dann fliegt ein Netz quer durch die Arena. Die Gladiatoren machen sich warm für ihren großen Auftritt.

Gar nicht so leicht: Mehl mahlen.

Wer hier entspannen will, ist fehl am Platz. Der Besucher wird zum Hobeln von Dachziegeln aufgefordert, soll Wolle lediglich mit einem dünnen Stab in Brand setzen und ein Feuer entzünden oder aus der Handmühle Mehl herausholen, das auch noch essbar ist. Action ist gefragt im Schatten des Nachbaus der Holz-Erde-Mauer. Hier müssen alle mit anpacken, wenn alles funktionieren soll. So wie vor 2.000 Jahren, als die Römer krampfhaft versuchten, die besetzten Gebiete gegen die renitenten Germanen zu sichern.

Hier entstehen Kämme und mehr.

Schön soll es dabei ja auch noch sein, wenn es schon ständig Stress mit den Einheimischen gibt. Aus Knochen werden deshalb Kämme gefeilt. Die furchtbar winzigen Scharniere müssen zurechtgehämmert werden, damit der Deckel vom Medizinkästen geschlossen werden kann. Wolle liegt zum Spinnen bereit. Die Ausrüstung der Legionäre muss ständig repariert und gepflegt werden: Jemand bessert das Kettenhemd aus, ein anderer bastelt an den Lederriemen des Schuppenpanzers. Holz-Latschen liegen neben einer Apparatur, mit der das Öl vom Körper gezogen wird, bevor der nächste Gang im römischen Bad auf dem Programm steht.

80 Akteure stellen das Leben vor 2.000 Jahren nach

Antreten zum Exerzieren.

Gut 80 Akteure sind nach Oberaden gekommen, um hier das römische Leben im und am Lager wieder aufleben zu lassen. Sogar aus der Schweiz sind römische Truppen angereist. „Vex Leg XI CPF“ heißt die Gruppe, die sich anhand der Fachliteratur und der Ausgrabungen mit dem römischen Leben beschäftigt. Sie ist ebenso zum ersten Mal dabei wie die CH I Germanorum. Auch diese Truppe will das römische Alltagsleben möglichst originalgetreu nachleben.

Die Sandalen halten auch auf dem klitschnaschen Asphalt.

Aus den Niederlanden sind „Ala I Batavorum“ mitsamt Vierbeinern angereist. Sie stellen eine Hilfstruppen-Kavallerie dar – ebenfalls zum ersten Mal in Bergkamen. Sie kämpfen mit Waffen zu Pferd. Genau so, wie es die antiken Schriftsteller Xenophon und Arrianus berichtet haben. Dabei spielen vor allem Vertrauen und Zusammenarbeit eine große Rolle. Und auch die richtige Farbe und Größe. Geritten wird übrigens mit Sattel ohne Steigbügel, die werden erst fast vier Jahrhunderte später erfunden. Und Schimmel sind beim Militär auch nicht erlaubt, nur beim Wagenrennen.

Gladiatoren bei der Vorbereitung zum Kampf.

Überall wird gehämmert, knistert ein Feuer, wird gerufen, gebrüllt, gekocht. Zelte stehen rundherum. Auch darin ist alles so wie kurz nach Christi Geburt. Geschlafen wird (fast) originalgetreu. Das 4. Römerfest ist international und wieder kunterbunt. Immerhin wird der Nachbau der Römermauer gleichzeitig 10 Jahre alt, auch der archäologische Lehrpfad feiert Geburtstag. Da stört der durchgehende Regen am Samstag zwar gewaltig, hält aber niemanden vom Exerzieren, Marschieren, Reiten, Kämpfen und Handarbeiten ab. Echte Römer müssen eben einiges Aushalten im alten Germanien. Und am Sonntag war immerhin bestes Sommerwetter versprochen.

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Archäologisches Experiment gedeiht: Mit 1.000 Litzen auf dem Weg zum antiken Stoff

Noch einige Litzen fehlen, bis der germanische Webstuhl einsatzbereit ist.

Oben greift die Hand Zielsicher zwischen die Fäden, schafft sich Raum und zieht einen anderen Faden hindurch. Der wird unten in einer bestimmten Reihenfolge um den Holzbalken gewickelt. Dann geht alles wieder von vorn los. Knapp 1.000 Mal. Das dauert das ganze Wochenende. Um ein hochwertiges Stück Stoff zu bekommen, mussten die Menschen vor gut 2.000 Jahren viel Geduld haben. Und reichlich Arbeit investieren.

Filigrane Handarbeit ist gefragt.

Eigentlich sollte der germanische Webstuhl im Grubenhaus sogar schon die ersten Stoffteile herstellen. So weit kam es bei brütender Hitze am Wochenende aber nicht. Mit Mühe waren alle Litzen gebunden, um den Webstuhl überhaupt einsatzbereit zu bekommen. Das ging nicht ohne Hilfe. Die Archäologin Gisela Michel brauchte die fleißigen Hände der „Germanin“ Melissa Solich, die das Fadenwirrwarr für ein zügiges Fortkommen lichtete. „Das macht richtig Spaß. Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, so ein spannendes archäologisches Experiment hautnah mitzuerleben?“

Das richtige Muster entsteht im Fadengewirr.

Denn ein Experiment ist es wahrlich, was dort mühsam in mehreren Schritten entstanden ist. Am Anfang standen die sogenannten dreieckigen Webgewichte. Die wurden in lediglich geringer Zahl in einem bestimmten Verbreitungsgebiet von den Archäologen entdeckt. Sie haben eine einmalige Form und scheinen für das Weben einer besonderen Sorte Stoff verwendet worden zu sein. Genau erforscht ist das noch nicht. Gisela Michel hat es sich zur Aufgabe gestellt, diese These zu beweisen. Dafür hat sie zunächst die Webgewichte originalgetreu mit der richtigen Ton-Magerung hergestellt und gebrannt. Dann entstand der Webstuhl ebenfalls nach historischen Vorlagen mithilfe eines Fachmanns. Nun folgt noch der letzte Schritt, das Weben. 2/1er Köper heißt die Technik, bei der Schuss und Kette eine Rolle spielen. Doch das muss jetzt noch warten.

Abtauchen in 2000 Jahre alte Handwerkskünste

Bunte Stoffe standen mit den zugehörigen Färbemitteln bereit.

Während die beiden Frauen im Akkord die Fäden zogen, blühte im Schatten des Nachbaus der römischen Holz-Erde-Mauer das germanische Handwerksleben – den hitzigen Umständen entsprechend. In einer Ecke konnte man sich mit eigenen Augen überzeugen, wie Wolle als Grundmaterial für das Weben gefärbt wird. In der anderen Ecke lagen Fibeln und Schnallen für die fertigen Stoffe bereit. Kettenhemd und Helm blieben meist ungenutzt nur zur Anschauung liegen – sich damit durch die pralle Sonne zu bewegen, war schlichtweg eine Tortour.

Hier entsteht ein Kamm aus Geweih.

Schweißtreibend war auch der Entstehungsprozess für die filigranen Kämme, die unter anderem auch für die Wolle verwendet werden. Sie entstehen je nach Zielgruppe aus Elfenbein, Geweih oder Knochen. Mit der Säge und viel Geduld geht es an das Grundmaterial, um daraus Anhänger oder auch Würfel zu formen. Die liegen entweder über dem fertigen Stoff, der sich dann in ein Kleidungsstück verwandelt hat – oder verschwinden in Beuteln darunter und darüber.

Allzu viele Besucher trauten sich nicht in die wabernde Hitze und den Schatten der Bäume. Gewappnet mit reichlich Getränken und in gemachem Tempo wanderten sie von Stand zu Stand und tauchten für ein Weilchen in eine ganz andere Welt ein. Das fiel nicht schwer, hatten die Fachleute doch zusätzlich einige spannende Informationen zu bieten.

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In Zelten und im Escape-Room in das mittelalterliche Leben abtauchen

Schwertkämpfe durften nicht fehlen.

Urinschau und Schweineblase beim Medicus.Ob der gemeine Oberadener im Mittelalter an der Holz-Erde-Mauer zur Ader gelassen wurde und mit Pfeil und Bogen auf die Jagd ging, wird wohl niemand mehr herausbekommen. Irgendwo in der Nähe hatte bestimmt die Schweineblase ihren großen Auftritt beim Einlauf, und Wolle wurde garantiert auch mit dem gefärbt, was die Natur hergab – mit inzwischen ausgestorbenen Schafsorten direkt nebenan. Das Mittelalter-Camp am Nachbau der römischen Holz-Erde-Mauer war auf jeden Fall eindrucksvoll.

Wolle wird gezupft.

Allein die mit allen möglichen kreativen Öffnungen vorn und hinten versehenen Kleidungsstücke waren spektakulär. So war ein dringendes Bedürfnis meist schnell umgesetzt. Grobe Baumwolle, gewickelte Gamaschen und sehr grobes Schuhwerk trugen den mittelalterlichen Menschen durchs meist übelriechende Leben. Die heutigen Darsteller hatten aber fast die gleichen Probleme wie die Menschen vor allerhand Jahrhunderten. Wie schützt man sich vor gefräßigen Mücken, stechendem Sonnenschein, sofort danach folgenden Sintfluten und einer Zeckenplage? Eichenprozessionsspinner wird es damals wohl weniger geballt gegeben haben.

Mit Ölen und Schindeln ums Überleben kämpfen

Ein Blick auf die mittelalterliche Küche.

Alle möglichen Sorten von Ölen wurden damals auf die selten gewaschene Haut aufgetragen. Toilettenspülungen gab es nicht wirklich und auch Waschen war ein Luxus. Entsprechend würzig war der Duft, der jeden Menschen im Mittelalter umgab. Zumal auch noch die vier Säfte im Körper ihr Unwesen trieben: Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle. Da wurde mit Schröpfköpfen und Kräutern hantiert, um die vielen unheimlichen Krankheiten auszumerzen. Blut durfte nicht fließen außer beim Aderlass, das hatte die Kirche zwischenzeitlich verboten.

Schindeln für das Dach waren echte Schwerstarbeit.

Dafür ging es deutlich spannender zu, denn niemand wusste genau, wie lange er oder sie Pest und Cholera, Pocken und anderes überleben würde. Wer das schaffte, dem drohte in einem der vielen Kriege das frühe Ende. Dagegen wappnete sich die meisten mit einer Vielzahl von Waffen, nicht nur Pfeil und Bogen. Schindeln und Fachwerkwände mussten außerdem her, um ein Dach über dem Kopf und den wertvollen Lebensmitteln zu haben. Auch das zeigten die Darsteller am Wochenende. Jeder konnte sich selbst mit Hobel und Axt ausprobieren. Mal eben passgenau ein Lederstück in einen Gürtel verwandeln, die Punzen richtig setzen, einfädeln und nähen, die Schafe im Verschlag unterbringen: Alles gar nicht so einfach.

Juchu: Im Escape-Room ist die Lösung des Rätsels gefunden.

Ganz schön mühsam war das Leben, es drehte sich rund um die Uhr darum, überhaupt zu überleben. Der Speisenzettel war damals deutlich kürzer als heutzutage und zumeist wenig freudvoll. Auf die selbstgeschnitzten Teller kam, was Bäume, Wälder und Äcker hergaben. Wie gefährlich es zuweilen werden konnte, zeigte auch der Escape-Room, der mittendrin aufgebaut war. Im 14. Jahrhundert etwa legten sich die lokalen Landesherren gewaltig miteinander an, weil es um die Ausweitung der eigenen Ländereien ging. Es wurde belagert, gebrandschatzt, entführt, erpresst. Rund um den Grafen von der Mark entspinnt sich einen spannende Kriminal-Geschichte mit einem wahren Kern, die von den meisten innerhalb einer knappen Stunde mit vielen historischen Rekonstruktionen und Hilfestellungen gelöst wurde.

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Archäologisches Experiment zerbröckelt beim ersten Anlauf in der Brandgrube

Die Helfer holen die Ergebnisse des ersten Testbrandes aus der Brandgrube.

Spannender Anblick: Das Feuer in der Grube direkt neben der Holz-Erde-Mauer.

Sind mit ihnen vor mehr als 2.000 Jahren tatsächlich besondere Stoffe gewebt worden? Hat die Ankunft der Römer diese seltene Form der Webgewichte verschwinden lassen? Warum die „dreieckigen eckgelochten“ Webgewichte 11-7 v. Chr. noch in der Region am Hellweg verwendet werden und dann verschwinden – die Antwort darauf muss noch etwas warten. Das archäotechnologische Experiment, das am Wochenende den Anfang dafür machen sollte, ist noch nicht ganz geglückt.

Wie die Germanen zeigten sich die Akteure des archäologischen Experiments vor dem Grubenhaus mit dem Webstuhl.

Es sollte den Auftakt für die Eröffnung des Grubenhauses im Römerpark sein. Eine tiefe Grube hatten die Akteure dafür direkt neben dem Nachbau der Lagermauer gegraben und ein großes Feuer entfacht. Gut zwei Dutzend frei nach archäologischen Funden modellierte Varianten der seltenen Webgewichte wurden in das Feuer gelegt. Zusätzlich kamen noch 80 Spinnwirtel dazu. Materialen die es braucht, um das Experiment bis zum Ende zu durchzuführen. Denn letztendlich soll am Nachbau eines historischen Webstuhls im neuen Grubenhaus ausprobiert werden, ob die Webgewichte tatsächlich für den so genannten „2/1-Köper-Stoff“ verwendet werden können.

Der Webstuhl steht bereits.

Das zumindest ist die Theorie von Archäologin Gisela Michel. Sie erforscht mit einem Real-Experiment in Bergkamen, ob die Theorie eine reelle Chance hat. „Diese Webgewichte wurden von den Germanen verwendet und hatten ein Zentrum vor allem in Nordfrankreich, waren aber über die Niederlande bis nach Paderborn verbreitet, wenn auch selten“, erklärt sie. Vermutlich wurden sie deshalb nicht so oft benutzt, weil der Stoff, für den sie benötigt wurden, komplizierter in der Herstellung war.

Zerstört waren leider fast alle Varianten der seltenen Webgewichte.

Der erste Brand jedenfalls funktionierte am Wochenende nicht ganz. Fast alle Webgewichte kamen zersprungen und zerbrochen in der Asche der Grube wieder zum Vorschein. „Vermutlich ein Materialfehler“, meint die Archäologin. „Die Magerung des Tons war wohl nicht ganz in Ordnung“, sagt sie. Der Brand muss noch einmal wiederholt werden Dafür ist aber auch noch genug Zeit. Im August werden sie am Gewichtswebstuhl im Grubenhaus erst beim Weben benutzt. Der Stuhl steht schon. Die Vorbilder dafür stammen vor allem aus dem Mittelalter, denn diese Form des Webstuhl wurde über sehr lange Zeit vor allem in Skandinavien weiter verwendet.

Dachschindel aus Holz entstanden abseits des Experiments.

Zu entdecken gab es rund um die Holz-Erde-Mauer des ehemaligen Römerlagers aber noch viel mehr. Eine römische Ausrüstung lag zur Anprobe bereit. Die Besucher konnten lernen, wovon sich die Einheimischen damals ernährt haben. Der Speisenzettel war jedenfalls weit weniger exotisch als heute. Dachschindel entstanden mit historischen Geräten ebenso wie gefärbte Wolle und Ledermaterialien. In einer anderen Ecke entstanden steinzeitliche Werkzeuge. Es war einmal mehr ein spannender Rundgang durch die Bergkamener Geschichte, der einiges zu bieten hatte und noch einige interessante Fortsetzungen erleben wird.

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Römerpark startet mit knallharten Gladiatorenkämpfen in die Saison

Hoch her ging es in der „Arena“ bei den Gladiatorenkämpfen zur Eröffnung der Römerpark-Saison.

Da gingen manche Vorurteile mit dem Weihrauch in der Opferschale in Rauch auf. Wer von den Besuchern der Gladiatorenkämpfe in der Oberadener „Arena“ ahnte schon, dass früher auch Frauen mit haarsträubenden Waffen gegeneinander antraten? Oder dass die blutigen Spektakel ursprünglich aus dem Totenkult kommen und Kämpfer früher an antiken Gräbern aufeinander eindroschen? Eine kleine historische Lehrstunde, die auf dem Gelände des Römerparks am Wochenende außerordentlichen Spaß machte.

Netz, Dreizack und noch viel mehr eigentümliche Waffen waren im Einsatz.

Da durfte man nicht nur hemmungslos seinen Favoriten anfeuern, der oder die sich mit unterschiedlichen Helmen, Lendenschurzen, Beinschienen und Schilden im Sand wälzte. Dazu gab es gleich die passenden lateinischen Bezeichnungen, wenn Netze dicht gefolgt vom Dreizack flogen, Schwerter und Dolche hervorgeholt wurden und Waffen, die man ernsthaft noch nie gesehen hatte. Der Saisonstart am Nachbau der Holz-Erde-Mauer begann jedenfalls spektakulär. Und auch ein wenig besinnlich, denn beim Weihrauchopfer nach dem feierlichen Einzug der Akteure inklusive Schlüsselübergabe sollte jeder an alle Menschen denken, die es gerade weniger beschaulich und bequem haben.

Feuer machen mit Steinzeitwerkzeugen: Gar nicht so leicht.

Auch nach diesem aufsehenerregenden Einstieg gab es viel zu entdecken. Hinter der Mauer im einstigen Römerlager hatten sich in mehreren Zelten gleich verschiedene Epochen der Bergkamener Geschichte aufgebaut. In der Steinzeitecke mühten sich Väter, Mütter und Kinder mit einfachsten Werkzeugen ab, um ein Feuer zu entfachen. Was heute ganz bequem auf Knopfdruck zu haben ist, war für die ersten Menschen echte Schwerstarbeit. Auch bei den Germanen war es alles andere als leicht, an farbiges Material für die Kleidung zu kommen. Das Färben erforderte unzählige Arbeitsgänge und echtes Fachwissen über die Natur und ihre Farben.

Musik ist Trumpf – auch in längst vergangenen Zeiten.

Holz bearbeiten, mit einem Wurfgeschoss das Lager verteidigen, die langweiligen Stunden des Wartens mit Musik aus längst vergessenen Musikinstrumenten versüßen oder einfach nur Licht in der nicht elektrifizierten Dunkelheit nachhaltig hinbekommen: Überall konnten die Besucher etwas lernen. So wird es in der neuen Saison nach heftigen Corona-Einschränkungen auch munter weiter gehen auf dem Gelände des Römerparks – mit einigen Neuerungen. Dazu gehört ein neuer Handwerkerunterstand mit Holzwerkstatt und Schmiede, verbesserten Lagerflächen und rekonstruierter Terrasse, einem germanischen Grubenhaus und einem Steinzeit-Unterstand. Mitte des Jahres wird der Eingangsbereich nach antiken Vorbildern inklusive Porticus neugestaltet. Der Nachbau des Nordtores steht ebenfalls an.

Das Programm ist jedenfalls randvoll mit Einweihungen, Erlebniswochenenden, Kinderfreizeiten und Festen im Römerpark. Das wird ein spannender historischer Sommer!

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Wuchtige Archäotechnik: Römerpark lädt zur handwerklichen Zeitreise ein

Nicht nur hier ist Kraft gefragt: Am Anfang will ein Teil vom Baum zerlegt werden.

Er schlägt mit solcher Wucht zu, dass es laut durch den Wald knallt. Die Kinder auf dem Spielplatz nebenan hören alle gleichzeitig auf zu spielen und drehen die Köpfe zum Römerpark. „Guck doch mal, was der da macht“, rufen einige und laufen mit noch mehr Neugierigen durch das Tor. Das haben die meisten von ihnen noch nie gesehen. Einen bärenstarken Mann in Lederschuhen und Leinenhosen, der einen ganzen Baumklotz mit einem Beil in die Luft wuchtet.

Die Rohschindel entsteht.

Was Steven Mizushima dort am Osterwochenende hinter der Holz-Erde-Mauer trieb, war keine Show. Holzklötze zerteilen, aus Scheiten mit dem Schindeleisen hauchdünne Scheiben schälen, das Ganze auf der Ziehbank hobeln: Schindeln entstanden hier. Tausende. 4.000 Schindeln genau braucht es, um die Behausung für die Handwerker, die kontinuierlich am Wachstum der römischen Lagerbefestigung bauen, wetterfest zu machen. Ganz so wie vor mehr als 2.000 Jahren.

Die Besucher schauen neugierig bei jedem Handwerksschritt zu.

Anhaltspunkte dafür liefert die Erde, auf der sich allein am Ostersonntag fast 200 Besucher das uralte Handwerk anschauten. Auch Holzschindeln aus der Zeit der römischen Besatzung haben die Archäologen hier gefunden. Ebenso Werkzeuge. Steven Mizushima weiß aber auch aus anderen Gründen ganz genau, was er tut. Er ist gelernter Forstwirt und kennt die Bäume mit ihrem Holz in- und auswendig. Wie hölzerne Dachschindeln gemacht werden, dass hat er von Meistern ihres Fachs in Norddeutschland gelernt. Dort gibt es noch einige wenige Vertreter der längst ausgestorbenen Berufe wie Möillenhauer. „Da lernt man alles, was man braucht, um solche fast vergessene Handwerkskunst wieder aufleben zu lassen.“

Zeigen, „was niemand mehr macht“

Mal eben mit einer Hand hochheben, was allmählich zerlegt wird.

Genau das macht ihm Spaß. Etwas zeigen, „was niemand mehr macht“. Seit acht Jahren geht er jetzt in dieser Leidenschaft auf. Dafür übernachtete er auch am Wochenende in den spartanischen Zelten auf dem Gelände des Römerparks, umgeben von unzähligen antiken Werkzeugen und selbst im benachbarten Wald gefällten Bäumen. Archäotechniker nennt sich das aus Sicht der Wissenschaft. Jemand, der längst vergessene Kunstfertigkeiten wieder originalgetreu zum Leben erweckt. Schindelhauer hieß mal der Beruf, den er hier zeigt.

Zum Schluss gibt es den Feinschliff mit dem Hobel.

Für eine Holzschindel braucht er nur wenige Handgriffe. Ein Ungeübter würde sich ungleich länger mit den ungewohnten Werkzeugen abmühen. Mancher will es nicht glauben und überprüft staunend die Klingen der Beile, Äxte und Hobel und versucht sich daran, den gewaltigen Holzhammer hoch über den Kopf zu wuchten. In den Händen von Steven Mizushima klafft schon die eine oder andere frische Wunde. Manches Gerät ist so scharf, dass eine leichte Berührung bereits Spuren hinterlässt. Alle ließen sich zeigen, wie die Schindeln am Ende auf den Dächern befestigt werden: Versetzt, fast genauso wie moderne Dachziegel und übereinander: Das Holz wölbt sich mit der Zeit und hinterlässt Lücken.

Ein spannendes Wochenende, das für Steven Mizushima schon früher anfing als formell gedacht. Die Besucher standen bereits um acht Uhr früh am Eingang und schauten neugierig hinein. In den nächsten Wochen kommen die nagelneuen und schweißtreibend hergestellten Schindeln übrigens auf das erste Dach. Da gibt es dann noch mehr zu sehen.

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Premiere des Handwerkerfestes verwandelt den Römerpark in eine Zeitkapsel

Töpferkunst auf dem 1. Handwerkerfest an der Holz-Erde-Mauer.

Mit römischen Würfeln aus Knochen knobeln, geheimnisvolle Wikinger-Tinkturen aus Geweihen träufeln oder wie Napoleon den Damen das originalgetreue Riechsalz aus Indonesien unter die Nase halten? Kein Problem, vor und hinter der Holz-Erde-Mauer lässt sich gerade das Handwerk aus allen Epochen fast gleichzeitig entdecken. Das 1. Handwerkerfest im Römerpark ist eine echte Zeitreise.

Parfum aus der Zeit Napoleons.

Wer mit Matthias de Le Ney plaudert, hate es quasi mit einem Zeitzeugen zu tun. Er empfängt die Besucher seines Parfum-Zeltes nicht nur in originalgetreuer Gewandung des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Er ist auch noch Chevalier, Marquis und ein Graf zu Berg, außerdem Spross einer Familie, die sich seit 1640 in der Kunst der Duftherstellung übt. Was er mit Perücke in kleinen und großen Gefäßen dem Geruchssinn kredenzt, hat jahrhundertealte Tradition. Und ist höchstselbst erforscht. Beispielsweise die Inhaltsstoffe des Riechsalzes, das aus Muskatnuss, Patschuli und Ylang-Ylang besteht. Oder die Tatsache, dass der Mensch schon mehrfach die Nase hinhalten muss. Denn: „Wir riechen zunächst nur mit der rechten Nasenhälfte. Nach einigen Minuten öffnet sich auch die linke Hälfte, und wir nehmen den Duft ganz anders wahr.“ Zum Glück, denn ohne Riechen „ersticken wir“.

Schon mal Schweifharfe gespielt? Im Römerpark kann man es sich erklären lassen.

Wer sich ein paar Meter weiter genauer anschaut, wie römische Schuhe aus wertvollem Ziegenleder entstehen, dem dringen schon mal die Laute der Schweifharfe ans Ohr. Oder der Rauch weht aus dem Zelt herüber, in dem Reseda oder Färber-Wau in einem großen Kessel vor sich hin köchelt. Eine Stunde braucht es, bis das Kraut im Wasser den richtigen Sud hinterlässt, damit sich darin die Schafwolle knallgelb färbt. Mittendrin drechselt eine Fachfrau kunstvoll eine kleine elfenbeinfarbene Dose und schnitzt in akribischer Arbeit römische Alltatszenen auf die weiche Oberfläche.

Löcher in den Bauch fragen ausdrücklich erwünscht!

Schnitzen wie in der Steinzeit mit Flintsteinen.

Hier ist nicht einfach nur Anschauen gefragt. Die Besucher dürfen den Steinzeitmenschen, Römern, Wikingern, Slaven und mittelalterlichen Gestalten auch Löcher in den Bauch fragen. Wie lange braucht es, um einen Schuh mit den nur noch sehr raren Originalwerkzeugen herzustellen? Sagenhafte 2 Wochen bracht der Sattler dafür, der sich immerhin in seiner Kunst schon geübt hat. Aus welchem Material sind die spätantiken Schmuckstücke, wie werden steinzeitliche Flintsteine geschlagen, damit ein knorriger Ast in akribischer Arbeit in einen glatten Speer verwandelt wird? Welche Blüte und Pflanze erzeugt welchen Duft und wie heißen die vielen Werkzeuge, mit denen sich Holz bearbeiten lässt?

Auch die Ritter durften nicht fehlen.

So kann der Besuch im Römerpark ganz schön lange dauern. Am Ende verlässt niemand das Gelände ohne eine komplette Ritterausrüstung, ein Stück von der römischen Legionärsausstattung oder etwas schmuckem für den Hals aus der Wikingerzeit. „Nächstes Jahr werden wir den Markt vielleicht als Vorweihnachtsmarkt weiterentwickeln“, überlegt Museumsleiter Mark Schrader. Der ist voll und ganz zufrieden mit der ersten Saison nach Corona. Mehr als 2.600 Besucher erkundeten den Römerpark. Und auch die Premiere des Handwerkerfestes zieht viele Neugierige zum Abschluss der Saison an. Kein Wunder, zog das Wetter nach stürmischen Tagen doch mit goldener Oktobersonne voll und ganz mit. „Wir hatten schon Sorge, dass es ins Wasser fällt, nachdem wir noch am Vortag beim Aufbau ordentlich nasse geworden sind“, so Schrader.

Wer auch auf Entdeckungs- und Zeitreise gehen will: Am Sonntag ist das von 12 bis 17 Uhr auch noch möglich – mit 3 G-Regeln, versteht sich.

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In Rünthe die Orte und „Unorte“ im anderen geschulterten Straßenlicht sehen

Romantisch: Mit Sonnenuntergang vor Kanalbrücke, Hafen und Kraftwerk.

Der Hund hält leicht konsterniert inne und wundert sich, wo mitten im Wald in Rünthe plötzlich eine Straßenlaterne herkommt. Daran hängt auch noch ein knatternder und stinkender Motor-Generator. Er entscheidet sich dann aber doch für den Baum und läuft weiter. Ein anderer Hund geht mitten im Stadtteil keinen Schritt mehr weiter, als der Jan Philip Scheibe mit seiner Laterne sieht. „Was ist das eigentlich?“, fragen seine Besitzer irritiert und schauen der kleinen Prozession hinterher, die Laterne und Mensch hinterherläuft.

Spektakulärer Auftakt mit kraftvollem Sonnenuntergang in der Marina.

Was das war, konnte der Künstler nicht in wenigen Sätzen beschreiben. Dafür brauchte es schon längere Erklärungen. Aus einer einmaligen Aktion ist inzwischen ein fast schon weltweiter Shouldered Streetlights Act geworden, dessen „Kreise weiter werden“. „Die emotionalen Reaktionen der Menschen, denen ich mit der Laterne begegnet bin, haben mich bestärkt und animiert, daraus etwas Langfristiges zu machen“, erzählt er. Seit inzwischen zwölf Jahren geht er mit Laterne und Generator auf Wanderschaft. Bis an den Polarkreis im Norden und Lanzarote im Süden.

Mit fast 30 Kunstinteressierten auf dem Weg.

Zuhause in Lemgo hieß es in seiner Kindheit wie bei so vielen: „Wo die Straßenlaterne steht, ist Schluss“. Sie grenzte die kindliche Freiheit und gleichzeitig die sicheren Heimatgefilde ein. Später hieß es: „Wenn das Licht der Straßenlaternen angeht, seid ihr zuhause.“ Tatsächlich ist es auch jetzt, näher und weiter entfernt von seiner Heimat so, „dass ich mich verorte, wenn ich die Laterne hinstelle“. Sie ist ein Stück „temporäre Heimat“, die mit ihm auf Wanderschaft geht.

Abmarsch über die Straße hinweg.

Auch bei seiner zweiten Bergkamener Tour am Freitag in Rünthe. Dabei hatte er wie immer seinen Anzug an. Der Anzug, der für ihn das Büro symbolisiert, „aus dem ich einfach nur fortgehen wollte“. Er geht immer noch, jetzt mit einer Mission. Jan Philip Scheibe erhellt mit Laterne und Generator Orte und „Unorte“, die für ihn die Stadt ausmachen, die er besucht. In Rünthe ist es der „schon fast abgeschlossene Strukturwandel“, Natur, Wasser, Tourismus, Leben. Deshalb geht es los in der Marina, in der schon längst Lichtkunst zum Anziehungspunkt geworden ist.

Stopp am Kiosk.

Den ersten Halt legt er neben der Fabrik im Hafen ein, den zweiten direkt neben einem von vielen Motorbooten, die abseits lagern. Schnurstracks geht es über die Straße hinauf auf die alte Zechenbahn. Die Laterne steht mal an eine Birke gelehnt, mal auf einer Anhöhe, mal in einer Abzweigung. Dann lehnt sie sich an eine „Schwester“ vor dem Schacht III – wo früher die Steinkohle gefördert wurde. Dann sitzt Jan Philip Scheibe auf einer alten Lore und lehnt den Kopf an den Alupfosten seiner Begleiterin. In der Bushaltestelle hält er nur kurz an. Nebenan vor einem der letzten Kioske bekommt er einen Stuhl und lässt sich nieder. Dann steht die Laterne zwischen zwei geparkten Marktständen. Kurz darauf verschwindet er mit dem Tross hinter sich in Feld und Wiese, schlägt sich mit einem kurzen Anstieg im Dunkeln durchs Gebüsch auf den Kanaldeich und stellt sich vor die Kanalbrücke, hinter der die roten Lichter des Kraftwerks leuchten. Ein Frachtschiff zieht leise vorbei. Kurz noch ein paar kleine Verschnaufpausen unter der Brücke und auf dem nächsten Radweg, schon sind alle nach zwei Stunden wieder im Hafen.

„Man muss sich schon darauf einlassen“, sind sich die meisten Teilnehmer einig. „Aber wenn man es macht, dann sieht man die Orte, an denen er seine Laterne aufstellt, tatsächlich einmal in einem anderen Licht“. Einfach mal selbst ausprobieren. Es muss ja keine Straßenlaterne sein…

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Im Escape Room die Geheimnisse des Mittelalters lösen

Ganz schön ausgetüftelt: Rätsel über Rätsel lauerten im mittelalterlichen Escape Room

Einmal als Spion in das Mittelalter eintauchen und dunkle Intrigen spinnen. Im Geheimbund „Das Schwarze Kreuz“ ging es am Wochenende Graf Adolf III. von der Mark an den Kragen. Einige zogen sich deshalb schwarze Umhänge über, schoben den schweren Wandteppich zur Seite und betraten den „Escape Room“ an der Römermauer. Sie wollten dem Mann eine gemeine Falle stellen, der vor mehr als 700 Jahren die Geschicke der Region mit nicht weniger hinterhältigen Tricks unter seine Fittiche brachte. Ganz so leicht war das allerdings nicht.

Sind wir auf der richtigen Fährte: Es gab historische Betreuung für die Teilnehmer.

„Es ist noch schwieriger, als es aussieht“, gibt ein Teilnehmer zu, der sich an einem Kästchen mit vielen Knöpfen, Schrauben, Schubladen und Rädchen abmüht. Eigentlich ist er aus Bielefeld zu einem Verwandtenbesuch angereist. Seine Begleiterin hat sich eigens aus Halle auf den Weg gemacht. Hier wartete die spontane Idee für einen Ausflug in den Escape Room auf sie. „Wir haben sowas schon ein paar Mal gemacht. Das hier ist aber eine echte Herausforderung“, meint die Älteste im Team und liest immer wieder die Anweisung für das nächste Rätsel. Die Scheiben am Stehpult sind noch nicht in die richtigen Positionen gedreht.

Stilecht: Das Feldlager Adolf III. Graf von der Mark als Escape Room.

Was war da eigentlich genau los um 1388, als sich Adolf III. aufmachte, um die benachbarte Stadt Dortmund zu belagern und zu erpressen? Die „Dortmunder Fehde“ ist in die Geschichtsbücher eingegangen. Weniger der Versuch, den Grafen in dem blutigen Getümmel mit einer heimlichen Liebschaft in die Falle zu locken. Es ging um Macht und Einfluss. Der eine häufte immer mehr Ländereien an und war gleichzeitig Bischof von Münster. Der Kontrahent Friedrich von Saarwerden war Kölner Bischof und ein echter Erzfeind. Da wurden schwere Geschütze aufgefahren, um die Pfründe zu sichern.

Stilecht verfasste Rätsel und Hinweise.

Eines ist jedenfalls sicher: Der Graf von der Mark prägt die Region bis heute. Die Städte Bergkamen, Kamen, Werne und Lünen waren damals Schauplätze haarsträubender Ereignisse – und haben ihr heutiges Stadtbild entwickelt. „Wir suchten nach einem gemeinsam historischen Thema für eine gemeinsame Aktion. Was bietet sich da besser an?“, meint Museumsleiter Mark Schrader. Zusammen wollen alle vier Museen und Städte die gemeinsame Geschichte erlebbar machen mit einem Angebot, das es so noch nicht gab. Fertig war die Idee vom Escape Room. Historisches Material haben die Museen reichlich.

Statisten spielen das Leben im Mittelalter nach.

So mutete der Raum, der in Wahrheit ein Zelt war, waschecht an. Schon im Eingang mussten die vier ersten Rätsel gelöst werden, um die korrekte Reiseroute mit den Stadtwappen und finaler Mathe-Aufgabe nachzubilden. Erst damit war der Weg frei ins Schlafgemach des Grafen. Ein ausgetüfteltes Rollenspiel mit echten historischen Ereignissen, spannenden Requisiten und anspruchsvollem Denksport. Das Team aus Bielefeld, Halle und Bergkamen brauchte eine gute Stunde, um das Geheimnis zu lüften und aus dem Feldlager wieder herauszukommen.

Draußen warteten noch weitere Eindrücke aus dem Mittelalter mit Statisten, die den Alltag von Damals nachspielten. Wer den Historien-Spaß verpasst hat: Der Escape-Room ist mobil und macht an den nächsten Wochenenden auch in den übrigen drei Nachbarstädten in Werne, Lünen und Kamen Station.




Bumannsburg und Römerpark appellieren zum Tag des offenen Denkmals: Augen auf und Rücksicht nehmen!

Wo sind wir genau? An der Bumannsburg wollten es die Teilnehmer ganz genau wissen.

Mit dem Tablet konnte man vieles noch besser verstehen: Die Bumannsburg faszinierte bei der ersten Führung, die hier angeboten wurde.

Sie kam mit einem schicken neuen Mountainbike zur Führung. Ludwika Gulka-Höll würde als Museumsmitarbeiterin aber niemals damit über die Wälle der Bumannsburg fahren und springen. „Genau das ist unser Problem mit diesem Bodendenkmal“, sagte sie zum Auftakt der ersten Führung an den Resten der mittelalterlichen Burg am Tag des offenen Denkmals. „Es sind aktuell gerade die Mountainbiker, die hier vieles von den wenigen noch sichtbaren Spuren zerstören.“

Auch dafür wollten die beiden Führungen am Sonntag sensibilisieren. Sowohl die Bumannsburg als auch die sichtbaren Resten des Römerlagers in Oberaden können nur erhalten bleiben, wenn alle sorgsam damit umgehen. Beide sind echte Schätze, die viel über das Leben unserer Vorfahren verraten. Man muss nur genauer hinschauen.

Fragen über Fragen hatten die Teilnehmer. Wie kann man das eigentlich alles erkennen, was man kaum mit dem bloßen Auge sehen kann?

Das tat zunächst Ludwika Gulka-Höll an der noch neuen Beschilderung der Bumannsburg, unterstützt mit Tablet und digitalen Karten. Was sich genau im 8. und 9, später dann auch im 13. Jahrhundert unweit der Lippe abspielte, kann niemand mehr genau rekonstruieren. Ob hier ein Adliger wohnte, vielleicht sogar ein Ritter, oder ob das Ensemble aus Motte (Turm), Wirtschaftsgebäuden und mächtigen Schutzwällen als Fliehburg vor benachbartem Feindesland, gar auf Initiative von Karl dem Großen errichtet wurde, bleibt Spekulation. Die wenigen Ausgrabungen werfen immer neue Fragen auf.

Keramikfunde zeigen Besiedlung bereits in der vorrömischen Eisenzeit. Laseruntersuchungen brachten eine Holzkonstruktion als Fundament zutage. Lippearme zogen sich noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts dicht an dem Bauwerk vorbei. Am meisten staunten die Teilnehmer über die noch sichtbaren sogenannten Wölbäcker. Viele kleine Wälle, die für die landwirtschaftliche Nutzung dienten und offenbar die wankelmütigen Niederschläge besser nutzen konnten. Die Gäste hatten unzählige Fragen. Wie Archäologen all das sehen können, was sie selbst nie erkennen könnten. Warum hier nicht einfach einmal alles komplett ausgegraben wird. Welche Pläne für die touristische Nutzung die Stadt haben könnte. Fest steht: Das Interesse an der Burg ist immens. Viele wünschten sich, dass die Informationen noch umfangreicher und besser vermittelt werden.

An der Holz-Erde-Mauer kamen die Besucher nicht nur zur Führung, sondern den ganzen Tag über auch zu spontanen Besuchen vorbei.

Die Rekonstruktion der Holz-Erde-Mauer war auch im Römerpark in Oberaden nur der Startpunkt für genaueres Hinsehen. Museumsleiter Mark Schrader zeigte auf alten Fotos, was längst nicht mehr zu sehen ist. Dass beispielsweise der heute üppige Wald auf der Fläche des einstigen Lagers verhältnismäßig jung ist und erst vom Bergbau neu angepflanzt wurde. Dass die ersten Ausgrabungen um 1900 zwar außergewöhnlich umfangreich waren, aber auch nicht besonders wissenschaftlich. Hier ging es vor allem darum, die Museumsvitrinen zu füllen. Für Otto Prein, den ersten Initiator, stand die Suche nach Aliso, dem sagenhaften Kastell in Verbindung mit der nicht weniger sagenhaften Varusschlacht an erster Stelle.

Neben den Spuren im Boden gab es auch echte Menschen, die das Leben vor und hinter der Mauer des römischen Lagers nachspielten.

Spannend sind auch die neueren Recherchen. Mit Hilfe von Mathematikern hat das Museumsteam die 56 Hektar große Fläche genauer unter die Lupe genommen und festgestellt: Hier wären mehr Legionen untergekommen als bisher auf Basis der uralten Historiker-Berechnungen angenommen wurde. Rund 20.000 Soldaten hätten hier Platz gefunden. Die Legionen waren höchstwahrscheinlich kleiner und in der Größe schwankender, als die älteren Forschungen postulieren. Das Oberadener Römerlager ist jedenfalls nicht nur das größte nördlich der Alpen, sondern auch das zweitälteste erforschte. Und hier hat sich in wenigen Jahren von 11 bis 8/7 v. Chr. Wichtiges abgespielt rund um die römischen Eroberungszüge unter Drusus gegen die Sugambrer. Die Mauerreste sind im Gelände noch als sanfte Hügel zu sehen. Auch hier ist genaues Hinsehen gefragt – und Rücksichtnahme.

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