Tatwaffe Besen: Sechs Monate Haft

von Andreas Milk
Es gibt eine Straße in Oberaden, da herrscht alles andere als gute Nachbarschaft. Der Prozess um einen Vorfall am 21. Mai 2019 in einem der Häuser war nicht der erste, den das Kamener Amtsgericht jetzt führte. Tatwerkzeug: ein Besen. Den soll der 37-jährige Sven T. (Namen geändert) „wie einen Speer“ (Zitat Anklageschrift) auf seinen Nachbarn Dietmar M. geworfen haben. Der Besen verfehlte das Ziel. Sven T. bekam ein Verfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung.

Er bestritt die Tat. Er habe seinerzeit in dem Vier-Parteien-Mietshaus die Treppe gereinigt. Plötzlich habe Dietmar M. vor ihm gestanden, da habe er einen Schreck bekommen – mehr sei nicht gewesen. Mit M. gebe es immer wieder Probleme – der beobachte alles und schwärze Leute an.

Dietmar M. erzählte eine andere Geschichte. Hintergrund sei ein Streit mit einer – inzwischen aus dem Haus ausgezogenen – Nachbarin. Sie wohne noch in der Nähe. Diese Frau habe Sven T. – und nicht nur den – gegen ihn aufgehetzt. Mehrfach sei eine Polizistin da gewesen und habe „Gefährderansprachen“ gehalten, um Dietmar M. zu schützen. Aber es habe nichts bewirkt. Der Besen sei tatsächlich geflogen. M. spielte dem Richter von jenem Tag auch eine Tonaufnahme vom Handy vor. Unter anderem ist zu hören, wie Sven T. ihn als „Schwuchtel“ beschimpft.

Sven T. hat schon mehrmals vor Gericht gestanden. Es gibt ein Gutachten über den lernbehinderten, schwerhörigen Mann. Es beschreibt ihn als eigentlich recht verträglichen Menschen, der aber reizbar sei, wenn er etwas nicht richtig verstehe. T. gilt als vermindert schuldfähig. Als die Sache mit dem Besen passierte, stand er noch wegen einer früheren Körperverletzung unter Bewährung.

Das Urteil nun: sechs Monate Haft – diesmal ohne Bewährung. Legt T. Berufung ein, wird sich das Landgericht Dortmund nochmal mit der Sache befassen.

 




Betriebsbesuch bei der Umweltkontor Bergkamen GmbH

Betriebsbesuch von Bürgermeister Roland Schäfer beim Umeltkontor.

Bürgermeister Roland Schäfer besuchte am Mittwoch in Begleitung der Wirtschaftsförderer Simone Reichert und Walter Kärger die Umweltkontor Bergkamen GmbH. Anlass für diesen Besuch war eine Einladung des neuen Geschäftsführers Olav Meyer, der seit Mai diesen Jahres die Geschicke der Firma am Standort Bergkamen lenkt. Die Umweltkontor Bergkamen GmbH hat in 2019 die Nachfolge der Holzkontor GmbH angetreten. Insgesamt wurden mit dieser Betriebsübergabe alle bestehenden Beschäftigungsverhältnisse übernommen. Derzeit sind am Standort 85 Vollzeitbeschäftigte in Lohn und Brot.

„Ich freue mich, dass durch diesen nahtlosen Betriebsübergang wichtige Arbeitsplätze in Bergkamen langfristig gesichert werden konnten“, konstatierte Bürgermeister Roland Schäfer. In einem regen Gedankenaustausch berichtete die neue Geschäftsführung über bereits getätigte Investitionen im Bereich des Maschinenparks als auch im Bereich der Aufbereitung des weiträumigen Betriebsgeländes auf einer Teilfläche der ehemaligen Zeche Monopol. Der Standort umfasst derzeit eine Fläche von ca. 12,5 Hektar. Die Umweltkontor GmbH ist bundesweit an 12 weiteren Standorten in ähnlichen Geschäftsfeldern tätig.

Das Kerngeschäft des Unternehmens am Standort Bergkamen umfasst die Sortierung und Aufbereitung von Holz aller Klassen. Hauptkunden ihrer Produkte sind die Möbelindustrie (Spanplatten) sowie die Energiewirtschaft (thermische Verwertung). Die Kapazität der Aufbereitungs- und Sortieranlagen beträgt mehrere hunderttausend Tonnen pro Jahr.

„Ich bin erfreut, dass der Bürgermeister Roland Schäfer meiner Einladung gefolgt ist. Er hat heute im persönlichen Gespräch deutlich gemacht, dass Bergkamen als ehemaliger Bergbaustandort schon aus Tradition ein unverkrampftes Verhältnis zu Industrieansiedlungen hat“, so Olav Meyer. „Für die strategische zukünftige Ausrichtung unseres Unternehmens ist eine solche Einstellung von enormer Bedeutung.“




Kreis Unna sucht Azubis: Viele Berufe im Angebot

Computer hochfahren, klicken, lesen und bewerben. So könnte der Weg von der Schule in die Ausbildung verlaufen – und in der Kreisverwaltung münden. Wer den Schulabschluss in der Tasche hat und sich die Arbeit in einer großen Verwaltung mit unterschiedlichsten Aufgaben vorstellen kann, wird möglicherweise beim Kreis Unna fündig. Seit dem 1. Juni ist das Ausbildungsportal geöffnet.

Die Kreisverwaltung ist mit mehr als 1.400 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Region. Durch den demografischen Wandel verabschieden sich auch hier in den nächsten Jahren viele Mitarbeiter in den Ruhestand. Nachwuchs wird also gesucht und ist herzlich willkommen.

Breites Angebot
Im Angebot für 2021 sind nicht nur „klassische“ Berufe zu finden wie der Verwaltungsfachangestellte, auch Plätze für Vermessungstechniker, Straßenwärter oder Informatiker sind ausgeschrieben. Auch werden drei duale Studiengänge angeboten, sodass der Traum vom Studium direkt mit einer praktischen Ausbildung kombiniert werden kann. In diesem Jahr sucht ebenfalls die Stabsstelle Presse und Kommunikation eine Volontärin bzw. einen Volontär. Auch die Tochtergesellschaften des Kreises haben Plätze im Angebot.

Genaue Informationen zu den Berufen, zu den schulischen Voraussetzungen oder der Bezahlung finden sich im Internet unter www.kreis-unna.de/ausbildung. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 30. September 2020. PK | PKU




Losglück beim SuS Rünthe 08: Sieger beim FLVW-Markisen-Gewinnspiel

Der SuS Rünthe hat eine Markise für sein Vereinsheim gewonnen.

Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen ( FLVW ) hat zum zweiten Mal allen Vereinen aus dem Verbandsgebiet die Chance gegeben, einen Sonnenschutz für ihr Vereinsheim zu gewinnen. Trotz besonders vieler Bewerbungen in diesem Jahr – es hatten mehr als 50 Vereine teilgenommen – konnte sich der SuS Rünthe zum Schluss als glücklicher Sieger sehen.

Voraussetzung zur Teilnahme an dem Gewinnspiel war die Benennung guter Gründe, warum ausgerechnet der eigene Verein den Preis erhalten sollte. Mit den Hinweisen auf „einige erdbeerblonde Haartypen“ im Verein, die den Sonnenschutz benötigen, dem Hinweis auf den geplanten Bau eines Vereinsheimes und darauf, dass sich der Sitz des Vereins im Nachbarort des Markisenherstellers befindet – es handelt sich um den FLVW-Partner Lindemann Oelkers Fenstertechnik aus Kamen – und damit kurze Lieferwege bestehen, konnte der SuS punkten und gehörte zu den fünf vom Veranstalter und dem FLVW ausgesuchten Favoriten.

Am Ende hatte der SuS Rünthe dann auch noch das Quäntchen Losglück und wartet nun auf die mit dem Vereinslogo bedruckte Markise. Der 1. Vorsitzende des SuS Rünthe Dietmat Wurst freute bei der Bekanntgabe.    „ Der Gewinn der Markise ist ein Highlight für den ganzen Verein. So wird unseren Zuschauern die Möglichkeit geboten, unsere Spieler auch bei praller Sonne zu unterstützen.“

Nun wird beim SuS schon einmal über die beste Anbringungsmöglichkeit des Sonnenschutzes nachgedacht.




Tankstellen-Rüpel bleibt unauffindbar

von Andreas Milk
Oft passiert es nicht – manchmal aber eben doch: dass die Justiz einfach den Falschen erwischt. Ein 63-Jähriger aus Gelsenkirchen soll in der Nacht zum 15. August 2019 an einer Tankstelle auf der Werner Straße einen anderen Autofahrer als „Hurensohn“ beschimpft haben. Das jedenfalls war die Anklage der Staatsanwaltschaft. Der Strafrichter in Kamen sprach den Mann frei.

Eingebrockt hatte ihm den Prozess sein Arbeitgeber. Der Gelsenkirchener war regelmäßig mit einem Kleintransporter der Firma auf Tour. Als die Strafanzeige wegen Beleidigung gestellt wurde, begannen Ermittlungen. Die Firma teilte mit, zur fraglichen Zeit – um Mitternacht – habe der 63-Jährige am Steuer gesessen. Also richtete sich die Aufmerksamkeit von diesem Moment an auf ihn.

„Hurensohn“ genannt wurde damals ein Mitarbeiter von Amazon auf dem Heimweg von Werne nach Fröndenberg. Als Zeuge erzählte er vor Gericht, der Fahrer eines Kastenwagens hinter ihm habe mehrfach die Lichthupe betätigt. Nachdem beide Fahrzeuge die Tankstelle angesteuert hatten, sei schließlich das Schimpfwort gefallen. Der angeklagte Gelsenkirchener sei aber definitiv nicht derjenige gewesen, der da so ausfallend geworden sei. Ein Kollege und Mitfahrer des Amazon-Mannes bestätigte das.
Wer sich denn da nun so unfein geäußert hat, bleibt unklar. Als „Kandidat“ war zunächst noch ein weiterer geladener Zeuge im Rennen. Allerdings zeigte die Begegnung mit den beiden Amazon-Leuten im Gerichtssaal: Nee – der war es auch nicht.

 




Verkehrsunfall auf der Goekenheide: Augenblicksversagen zerstört Zukunftspläne

von Andreas Milk
Das Verschulden gering – die Folgen dramatisch: Am Abend des 29. Oktober 2019 hatte Marie H. (Namen geändert) einen Moment nicht aufgepasst beim Linksabbiegen von der Goekenheide in die Straße Am Hauptfriedhof. Ihr Auto stieß mit dem entgegenkommenden Motorrad von Thomas K. zusammen. Der 18-Jährige erlitt schwerste Beinverletzungen. In den Verhandlungssaal des Kamener Amtsgerichts kam er mit dem Rollstuhl: Marie H. war wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt.

Sie habe damals zwar ein Auto ein gutes Stück hinter dem Motorrad gesehen, sagte sie, nicht aber das Motorrad selbst: Es habe wohl kein Licht gehabt, so ihr Eindruck. Ein Eindruck, der nicht stimmte: Der Scheinwerfer an dem Motorrad war in Ordnung, das konnte ein Sachverständiger zweifelsfrei feststellen. Und eingeschaltet gewesen sein muss er auch. Denn das geschieht bei diesem Modell beim Betätigen der Zündung automatisch.

Das lädierte linke Bein von Thomas K. ist seit dem Unfall nicht annähernd geheilt; bleibende Beeinträchtigungen sind wahrscheinlich. Mehrere Brüche wurden festgestellt, K. litt obendrein an Entzündungen, er musste insgesamt fünf Wochen im Krankenhaus verbringen. Derzeit ist das Bein vier Zentimeter zu kurz, erzählte er. Das bedeutet: Der Knochen muss demnächst gedehnt werden, eine weitere OP steht bevor. Seine Tischlerlehre musste K. unterbrechen – er hatte sie wenige Wochen vor dem Unfall begonnen. Er wohnt noch bei seinen Eltern. Die stecken viel Zeit in seine Pflege. „Ich bin meist bettlägerig und darf mit dem Bein noch nicht auftreten.“

Marie H. brachte es nicht fertig, ihn anzuschauen. Ihr Verteidiger erklärte, es tue ihr leid, was passiert sei – und sie leide selbst auch psychisch, vermeide bis heute das Autofahren. Kritik am Verhalten der jungen Frau äußerte der Anwalt von Thomas K.: Sie habe sich nie gemeldet und den Unfall wohl auch nicht zügig bei ihrer Versicherung angegeben. Es sei jedenfalls erst recht spät Geld gekommen.

Vorstrafen oder Eintragungen in Flensburg hat Marie H. nicht. An der Goekenheide war sie nicht rücksichtslos um die Kurve gerauscht, sondern hatte zunächst an der Einmündung Am Hauptfriedhof gestoppt. Dass sie voreilig wieder anfuhr, wertete der Richter als ein typisches Augenblicksversagen – „es kann jedem von uns passieren“. Marie H., im Moment ohne Arbeit, wurde zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 15 Euro verurteilt.




Coronavirus: Auch der Bergkamener Lichtermarkt und die Herbstkirmes sind jetzt abgesagt

Mit der am gestrigen Tag erfolgten Bekanntmachung der 9. Änderung der Coronaschutzverordnung ist nun die Anpassung an die Ergebnisse der Gespräche zwischen Bund und Ländern von Mitte Juni erfolgt, wonach Großveranstaltungen bis zum 31.10.2020 untersagt sind.

„Ich bedauere es sehr, dass wir daher sowohl den Lichtermarkt als auch die Herbstkirmes absagen müssen“, so Bürgermeister Roland Schäfer. „Jetzt haben wir allerdings Klarheit. Stand heute setzen wir allerdings darauf, dass das Pflanzfest im Jubiläumswald am 07. November wie geplant stattfinden kann.“

Die Infektionszahlen in der Stadt Bergkamen mit Stand von Dienstag, 7. Juli, 12.00 Uhr, stellen sich wie folgt dar:

17 infizierte Personen

51 zusätzliche Quarantänefälle




A1: Tödlicher Verkehrsunfall im Bereich der Lippebrücke – Fußgänger von Lkw erfasst

Ein Fußgänger ist am späten Montagabend auf der A1 bei Bergkamen in Höhe der Lippebrücke von einem Lkw erfasst worden. Der Mann starb noch an der Unfallstelle.

Ermittlungen der Polizei zufolge hielt sich der Mann gegen 23.45 Uhr auf dem rechten Fahrstreifen der Autobahn in Richtung Bremen auf. Der Fahrer eines Lkw erkannte den Fußgänger offenbar zu spät und erfasste ihn. Durch die Wucht des Aufpralls erlitt der 52-Jährige (aus Hamm) tödliche Verletzungen.

Für die Dauer der Unfallaufnahme war die Autobahn in Richtung Bremen bis 1.30 Uhr voll gesperrt. Anschließend konnte der Verkehr auf dem linken Fahrstreifen an der Unfallstelle vorbeifließen.

Die Ermittlungen zur Unfallursache dauern weiter an.




AWO-Pflegekräfte freuen sich über Corona-Pflegebonus

Daumen hoch für die Pflegeprämie: Mitarbeiterinnen der AWO Ruhr-Lippe-Ems freuen sich über die Corona-Bonuszahlung für Pflegekräfte. Foto: Magnus Memmeler/AWO Ruhr-Lippe-Ems.

Die AWO Ruhr-Lippe-Ems hat jetzt den sogenannten Corona-Pflegebonus an Mitarbeitende ausgezahlt. „Wir haben die Pflegeprämie früh beantragt und diese jetzt als eine der ersten Organisationen in den Kreisen Unna und Warendorf an unsere Mitarbeitenden weitergegeben. Der Bonus ist zumindest eine kleine Anerkennung der herausragenden Leistung in der Krisenzeit“, sagt Magnus Memmeler, Fachbereichsleiter ambulante Gesundheitsdienste und bekennt: „Ich gönne den Mitarbeitenden jeden einzelnen Bonus-Euro von Herzen. Er soll zeigen: Ja, Ihre Arbeit ist systemrelevant. Und die Mitarbeitenden freuen sich darüber.“

Das Land Nordrhein-Westfalen hatte den einmaligen bundesweiten Pflegebonus für Beschäftigte in der Altenpflege von 1.000 Euro auf bis zu 1.500 Euro pro Pflegekraft aufgestockt.“Ein noch deutlicheres Zeichen der Wertschätzung wäre es aber, wenn es allgemein in der Pflege endlich eine flächendeckende Tarifbindung gäbe“, sagt Rainer Goepfert, Geschäftsführer der AWO Ruhr-Lippe-Ems, und fügt hinzu: „Als AWO zeigen wir diese Wertschätzung schon seit langem und bezahlen deshalb auch Pflegekräfte nach Tarif.“




Coronavirus: Zwei neue Infektionsfälle in Bergkamen – drei Personen sind wieder gesundet

Am Samstag sind drei neue Fälle im Kreis Unna gemeldet worden: Je einer in Bergkamen, Lünen und Kamen. Der Fall in Kamen steht im Zusammenhang mit den Fällen bei der Firma Tönnies: Es ist ein weiterer Mitarbeiter. Insgesamt haben sich so neun Tönnies-Mitarbeiter infiziert, die im Kreis Unna wohnen.

Am Sonntag sind keine weiteren Fälle gemeldet worden, heute kam noch ein neuer Fall in Bergkamen hinzu.

Neun Personen gelten als wieder genesen. Damit sinkt die Zahl der aktuell infizierten um fünf auf 40 Personen. Insgesamt haben sich seit Beginn 776 Menschen aus dem Kreis Unna mit dem Coronavirus infiziert.

– Max Rolke / Kreis Unna –

Aktuell Infizierte

03.07.2020 | 12 Uhr 06.07.2020 | 15 Uhr Differenz (+/-)
Bergkamen 17 16 -1
Bönen 3 3 +0
Fröndenberg 0 0 +0
Holzwickede 0 0 +0
Kamen 4 3 -1
Lünen 11 11 +0
Schwerte 7 5 -2
Selm 0 0 +0
Unna 3 2 -1
Werne 0 0 +0
Gesamt 45 40 -5

Übersicht Gesundete

03.07.2020 | 12 Uhr 06.07.2020 | 15 Uhr Differenz (+/-)
Bergkamen 33 36 +3
Bönen 22 22 +0
Fröndenberg 135 135 +0
Holzwickede 29 29 +0
Kamen 21 23 +2
Lünen 149 150 +1
Schwerte 105 107 +2
Selm 56 56 +0
Unna 62 63 +1
Werne 76 76 +0
Gesamt 688 697 +9



Mehr Schutz mit Schildern, Informationen und Respekt für die Bummannsburg

Rundgang mit Beschilderung samt historischen Informationen über die spannende Vergangenheit der Bummannsburg – umgesetzt von Politik, Verwaltung und Museum.

Hatte sie vielleicht schon einen römischen Vorläufer? Tummelten sich hier womöglich die Sachsen? Was spielte sich in ottonischer Zeit ab? Um die Bummannsburg in Rünthe ranken sich noch unzählige Fragen. Sicher ist jedoch: Die Wallburganlage ist ein seltenes, weil im Boden noch besonders gut erhaltenes Exemplar seiner Art, birgt wichtige der wenigen mittelalterlichen Spuren der Stadt in sich – und sie ist bedroht. Nicht nur von Fahrradreifen. Deshalb sollen Schilder jetzt für mehr Sensibilität und vor allem für Informationen sorgen – im 30. Jahr als eingetragenes Bodendenkmal.

Gäste aus der mittelalterlichen Vergangenheit gab es auch – inklusive originalgetreuer Gewandung.

Zuletzt hatte die großflächige Anlage aus dem 8./9. Jh. mit Vorburg und ca. 5 ha großer Hauptburg vor allem als Mountainbikestrecke traurige Berühmtheit erlangt. Die Junge Union entdeckte: Online wurde dafür geworben, auf den Wällen zerstörerische Fahrkünste auszutesten. Die Reifen ruinieren zusätzlich, woran bereits das Verschwinden der Lippealtarme, die Trockenheit und Stürme seit geraumer Zeit heftig nagen. „In den nächsten vielleicht 30 Jahren wird das Holz in den Wallanlagen womöglich vergangen sein, dann sind wichtige Zeugnisse verschwunden“, weiß Museumsleiter Mark Schrader. Deshalb gab es von der Politik auch breite Zustimmung für den Antrag der CDU, das Denkmal besser zu schützen und für bessere Aufklärung zu sorgen.

Wer die Reste der Bummannsburg erkennen will, der muss genau hinsehen. Die neuen Schilder helfen dabei.

Ein Konzept für einen Rundgang samt Beschilderung wurde erstellt. Der Museumsförderverein unterstützte das Vorhaben. „Das Problem des Bodendenkmals ist: Es ist wenig von ihm zu sehen, auch wenn in der Fläche noch beeindruckend viel erhalten ist. Wir wollen mit den Schildern darauf aufmerksam machen, dass hier viel darüber zu erfahren ist, wie die Menschen hier früher gelebt haben – und dass solche Orte Respekt verdienen“, so Dr. Jens Herold. Wer allerdings hier tiefer als 30 cm in den Boden eindringt, muss eine archäologische Grabung beantragen. Deshalb mussten die sechs bereits vorhandenen Pfosten eines Naturlehrpfades ausreichen, um die Schilder aufzustellen. Ein umfassendes Schutzkonzept braucht derweil noch mehr Zeit und ist aktuell in Bearbeitung. Dafür braucht es die Beteiligung vieler Ämter und auch die Berücksichtigung des geltenden Waldrechts.

Museumsleiter Mark Schrader erläutert leidenschaftlich, welche Erkenntnisse die Wissenschaft bisher geliefert hat – und welche Geheimnisse der Boden auf dem Gelände noch verbirgt.

Eigentlich sollte ein zünftiges Burgfest die mittelalterliche Burg zusätzlich ins rechte Licht rücken. Corona machte hier einen Strich durch die Rechnung. Zur offiziellen Einweihung gab es am Sonntag aber dennoch einen Eindruck von dem, was sich hier im Mittelalter abgespielt haben mag. Historische Statisten begleiteten als Vertreter des niederen Adels des 12. Jh. mit Schwert und Spore sowie als Fußsoldaten mit Hellebarde den Rundgang. Im Museum ist die Epoche ebenfalls mit blauer Leitfarbe und Funden vertreten. Bürgermeister Roland Schäfer hofft, dass demnächst auch die Funde aus einem großen Merowingergrab das Museum zusätzlich bereichern werden. Hier wird schon jetzt die Bergkamener Stadtgeschichte von der Steinzeit über die Römer samt größtem Lager nördlich der Alpen bis hin zur Vergangenheit als einstmals größte Steinkohlenbergbaustadt lebendig.

6 Schilder klären jetzt detailliert auf – auch ohne Begleitung aus längst vergangenen Zeiten.

Wer hier jetzt unter den Bäumen flaniert, kann einiges entdecken. Hinweise auf Wirtschaftsgebäude, Mühlen und Brunnen. Römische Funde gab es ebenfalls. Sogar Urnen aus der Eisenzeit stammen aus der Region. Aus der Luft und im Boden lassen sich noch die Altarme der Lippe nachspüren. Verkehrsknotenpunkte mit naher Furt und befestigter Landzunge, Zerstörungsphasen, Pflanzenreste: Der Boden hat einige Geheimnisse preisgegeben, lässt aber noch viele Fragen offen. „Die kann man in Zukunft durch moderne wissenschaftliche Methoden wie Bodenradar vielleicht klären“, hofft Mark Schrader. Zuletzt wurde hier 1978 ausgegraben. Bekannt ist die Burg bereits seit mehr als 100 Jahren, erste Forschungen fanden zwischen 1890 und 1905 statt.