Bergbau-Fotoausstellung von Ulrich Bonke zeigt es: Es war tatsächlich mehr als Kohle

In den zurückliegenden 125 Jahren hat der Bergbau die Stadt Bergkamen zum dem gemacht, was sie heute ist. Über drei Jahrzehnte wurde diese Entwicklung vom Fotoredakteur Ulrich Bonke begleitet. Eine ganz kleine Auswahl der vielen tausend Fotos, die in dieser Zeit entstanden sind, ist seit Freitag im Frägerraum des Stadtmuseums zu sehen.

Eröffnung der Ausstellung "Es war mehr als Kohle (l.). "Scheddy & Metze", Ulrich Bonke, Norbert Römer und Roland Schäfer.
Eröffnung der Ausstellung „Es war mehr als Kohle (l.). „Scheddy & Metze“, Ulrich Bonke, Norbert Römer und Roland Schäfer.

Betriebsversammlung auf Monopol
Betriebsversammlung auf Monopol. Foto: Ulrich Bonke

Die Ausstellung hat den vielsagenden Titel „Es war mehr als Kohle“. Und so rückt Ulrich Bonke immer wieder die Menschen in Bergkamen in den Focus seine Kamera: die beiden Bergarbeiterfrauen, die in Kittelschürze die Deputatkohle in den Keller schaufeln, wütende Kumpel, die um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfen, oder die trauernden Angehörigen des Grubenunglücks am 15. April 1992 auf Grimberg ¾, bei dem sechs Kumpel ihr Leben verloren. Ulrich Bonke zeigt aber auch die idyllischen Momente: die Silhouette von Haus Aden vor der untergehenden Sonne oder blühende Bäume vor einem Förderturm.

Leerung der Juchengrube.
Leerung der Juchengrube. Foto: Ulrich Bonke

Viele Fotos sprechen für sich, einige wenige erschließen sich dem Betrachter nicht sofort. So das Bild jener Frau in einer Bergarbeitersiedlung, die einen Stiel in den Händen hält, an dem an einem Ende eine Art Eimer befestigt ist. Das Foto entstand in den 1970er Jahren. Damals gab es in vielen Bergarbeiterhäusern noch keine WCs, sondern Plumpsklos. Die Jauchegruben mussten in regelmäßigen Abständen geleert werden. Was daraus geschöpft wurde, landete oft genug als kostengünstiger Dünger in den Gemüsegärten der Bergarbeiterfamilien.

Besetzung des Bergkamener Rathauses während der Bergarbeiterproteste in den 1990er Jahren
Besetzung des Bergkamener Rathauses während der Bergarbeiterproteste in den 1990er Jahren. Foto: Ulrich Bonke

Das wertvollste, was der Bergbau im Ruhrgebiet hervorgebracht hatte, seien die Menschen. Ihre herausragende Eigenschaft sei, dass sie sich gegenseitig unterstützten, erklärte bei der Ausstellungseröffnung Norbert Römer. Der ehemalige Funktionär der IG BCE und aktueller Vorsitzende des SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag eröffnete mit Bürgermeister Roland Schäfer die Ausstellung „Es war mehr als Kohle“.

Bestimmt haben sich beide auf dem einen oder anderen Foto wiedererkannt, denn auch sie sind ein Teil der Bergkamener Bergbaugeschichte. Und auch am Freitagabend hat Ulrich Bonke sie, die beiden Musiker „Scheddy & Metze“ sowie die anderen zahlreichen Besucherinnen und Besucher der Ausstellungseröffnung fotografiert. Wer so lange als Fotoredakteur in Bergkamen und Kamen unterwegs war wie Ulrich Bonke, kann es auch im Ruhestand und im Alter von 70 Jahren nicht lassen. Eine Kamera hat er eigentlich immer dabei.

Angler-Idylle am Datteln-Hamm-Kanal - im Hintergrund Haus Aden. Foto: Ulrich Bonke
Angler-Idylle am Datteln-Hamm-Kanal – im Hintergrund Haus Aden. Foto: Ulrich Bonke

Einige wichtige Fragen, die sich beim Besuch der Fotoausstellung ergeben, werden am Dienstag, 19. Mai, beantwortet. Dann nämlich, wenn es um die Bergarbeiterfrauen geht.  Heidelore Fertig-Möller, Leiterin des Stadtmuseums Werne wird dann um 18.00 Uhr im
Stadtmuseum zum Thema “Lebensverhältnisse der Bergarbeiterfrauen in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts” vortragen.

Bis dahin soll auch die Broschüre „Es war mehr als Kohle – 125 Jahre Bergbau in Bergkamen“ von Heino Baues fertiggestellt sein.