Beim Rünther Weihnachtsmarkt fliegen die Funken und Späne

Mit der Kettensäge ging es an die Baumstämme, die sich in Weihnachtsbäume, Sterne und anderes weihnachtliche Dekor verwandelte.

Wer vom Rünther Weihnachtsmarkt Besinnliches erwartet hatte, der erlebte am Wochenende Überraschungen. In der einen Ecke wurde die Kettensäge angeworfen und es flogen die Holzspäne. In der nächsten Ecke drehte sich der Schleifstein und es wirbelten die Funken. An der nächsten Bude sprühten die Augen Feuerkaskaden – je nachdem welche Chilisorte die Besucher erwischten. Und in der Caféteria wirbelten Gliedmaßen und muskalische Noten durch die Luft bei den Tanz- und Musikdarbietungen.

 

Auch der Messerschleifer ließ die Funken fliegen.

Messerschleifer, von der Kettensäge geformte Weihnachtsbäume, gestrickte, bestickte, genähte, behäkelte, gebastelte Weihnachtsdekoration: Vor allem kreativ ging es an den 30 Ständen von der Deele bis zur Scheune auf Gut Keinemann zu, und das drei Tage lang. „Wir haben diesmal einen regelrechten Schärfekrieg“, witzelt der 1. Vorsitzende der Oldtimerremise, Thomas Albrecht mit Blick auf die verschiedenen Schärfegrade an manchen Ständen. Angefangen hat er vor Jahren mit einem vereinseigenen Weihnachtsbasar mit gerade einmal fünf Ständen. Inzwischen ist ein ganzes Team mit dem Planungen für den Markt beschäftigt, der seit dem letzten Jahr den gesamten Stadtteil involviert. Die meisten Stände zeigen Handgemachtes aus der unmittelbaren Umgebung. Einige kommen aber auch aus weiter entfernten Winkeln des Landes, um ihre Kunst feilzubieten.

 

Bergbau-Devotionalien gab es bei Peter Hübner.

Peter Hübner hatte es nicht so weit. Er war einst Strebmeister auf der Zeche Heinrich Robert, zuletzt in der Sicherheitsabteilung beschäftigt. Dort fielen nicht nur unzählige ausgemusterte Grubenlampen an, sondern auch andere Alltagsgegenstände, die seit dem Aus für den Bergbau das Zeug zu Devotionalien haben. Darunter Kohlebrocken, die von einem altgedienten Bergmann in kunstvolle Miniaturbergwerke samt Uhr umgestaltet wurde. Oder alte Pannschüppen, die jetzt mit Zeigern die Zeit anzeigen. Die Ehefrau verlangte, dass all die vielen Sammlerstücke jetzt den Rückzug antreten sollen. „Für den Keller sind sie zu schade, deshalb habe ich einen Stand damit gefüllt“, schildert Peter Hübner.

 

Was tun mit der alten Schraubzwinge? Ganz einfach: In eine schicke Lampe verwandeln.

Einfallsreich ging es auch ein paar Meter weiter zu. Hier hatte sich eine alte Schraubzwinge in eine Lampe verwandelt, ebenso ein mindestens genauso betagter Kupferwasserkessel, ein altes Zigarrenbrett, ein 200 Jahre alter Holzbalken, eine Milchkanne, eine Kafeemühle oder ein Stapel ausgedienter Bücher. Was es auf Flohmärkten schwer hat, neue Besitzer zu finden, bekommt bei Susanne und Karl-Heinz Heitkämper neuen Pfiff. „Wir ergänzen uns da gegenseitig“, erzält Susanne Heitkämper. „Einer von uns sieht etwas und hat die Idee, der andere setzt sie um.“ Auch ausgediente Möbel restaurieren die beiden und geben ihnen einen neuen, zeitgemäßen Look.

Mittelalterliche Malkunst an einem von 30 Ständen.

Feuerfässer und eine ausgetüftelte Lichtillumination, für die sich die Oldtimerremise sogar Rat von den Profis beim Herbstleuchten im Maxi-Park in Hamm geholt hat: Der Verein hat auch bei der zweiten Auflage viel Zeit und Herzblut in den Rünther Weihnachtsmarkt investiert. Thomas Albrecht geht davon aus, dass das auch im nächsten Jahr der Fall sein wird. Gut Keinemann hat zwar unlängst bei der Zwangsversteigerung einen Käufer gefunden. „Der Verein hat aber einen Miet- und Pachtvertrag. Wir gehen davon aus, dass der auch weiterhin Bestand hat“, so Albrecht.

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