Beikircher setzt auf BVB-Sieg: Hoeneß-Würschtel schmecken wie seine Steuererklärung
Wo man auch hinschaut und hinhört: Das Finale im Wembley-Stadion ist das alles beherrschende Thema. Deshalb wäre es fahrlässig gewesen, tags zuvor in einem Kabarettabend nicht mitten im BVB-Kernland die schwarz-gelbe Seele zu massieren.
Eigentlich, gestand der gebürtige Südtiroler und gelernte Rheinländer Konrad Beikircher, hänge sei Herz an 1860 München und Schalke. Da er 67 Jahre alt ist, kann er sich an den Glanzzeiten dieser beiden Traditionsmannschaften noch sehr gut erinnern. Doch heute, versicherte er, dürfe eins nicht passieren: ein Sieg der Bayern.
Dass ihm hier der Applaus im Bergkamener studio theater sicher ist, weiß der studierte Psychologe, der vor seiner Kabarett-Karriere in einer Justizvollzugsanstalt praktizierte, ganz genau. Klar ist: Hier handelt es sich nicht um eine Anbiederung ans Publikum. Auch nicht, als er noch einen nachschob: „Die Würstel von Uli Hoeneß schmecken so wie seine Steuererklärungen.“ Volle Häuser wie am Freitag sind im sicher. Auch wenn er nur wenige Tage vorher im wenig entfernten Unnaer Kühlschiff ein Programm mit gleichem Titel servierte.
Ironischer Rückblick auf ein langes Künstlerleben
„Das Beste aus 35 Jahren“ ist nicht die Zusammenstellung von Höhepunkten seiner Programme aus dieser Zeit, sondern ein selbstironischer Blick zurück auf sein Künstlerleben über mehr als drei Jahrzehnte. Doch darf sein Publikum alles für bahre Münze nehmen? Die Geschichte von seinem ersten Bühnenauftritt kurz nach der Aufnahme in ein südtiroler Klosterinternat schon. Doch hat er wirklich bei einer Wein-Messe in Düsseldorf, bei der er als Moderator tätig war, einen Stehtisch umgerissen, weil er sich mit seinen Schuhen in der Husse verheddert hatte? Als er am Boden lag, habe er erklärt: „Prosecco trinke ich am liebsten im Liegen.“
Was Konrad Beikircher in Bergkamen abgeliefert hatte, war viel mehr: perlender Champagner. Rund zweieinhalb Stunden dauert sein Programm. Er redet ununterbrochen, auch in der Pause am Stand von Christian Hopp mit Beikircher-CDs, die er auf Wunsch signiert. Dass sie nicht einen so großen Absatz finden, hat vermutlich den Grund, dass seine Fans die Plaudertasche lieber in guter Erinnerung behalten möchten und nicht als Konserve – in der Hoffnung auf ein Wiedersehen im studio theater.