Bei einem Brand kommt es auf jede Sekunde an
„Wo sind denn eigentlich eure Schlafräume?“ Mit dieser Frage werden die Bergkamener Feuerwehrleute häufig konfrontiert, wenn ihre Gerätehäuser, etwa an „Tagen der offenen Tür“ von Menschen besucht werden.
Viele Bürtgerinnen und Bürger wissen nur wenig über das Rettungswesen in dieser Stadt. Zum Beispiel nicht, dass Bergkamen über keine Berufsfeuerwehr verfügt. Der Einsatz der 205 Feuerwehrfrauen und Feuerwehr erfolgt ausschließlich ehrenamtlich.
Bergkamener Feuerwehrleute schlafen deshalb zu Hause. Wenn ihr Einsatz nachts notwenig wird, werden sie dort von einem digitalen Alarmierungsempfänger und oft auch über die im Stadtgebiet verteilten Sirenen geweckt. Von diesem Zeitpunkt an müssen die ersten Einsatzkräfte innerhalb von acht Minuten vor Ort sein und nach weiteren fünf Minuten eine weitere Einheit.
Das sind wohl die wichtigsten Zahlen des aktuellen Brandschutzbedarfsplans der Stadt Bergkamen, der am Donnerstag vom Stadtrat verabschiedet wurde. Vorher berichtete die Wehrführung um Stadtbrandmeister Dietmar Luft noch einmal über die besonderen Einsätze des vergangenen Jahres. Dazu gehörte auch der Großbrand in einem Mehrfamilienhaus Anfang Dezember an der Gedächtnisstraße, der von einem Jungen ausgelöst wurde, der frühmorgens im Kinderzimmer gezündelt hatte. Begleitet wurde der Bericht mit zahlreichen beeindruckenden Bildern von diesen Einsätzen.
Bei den Zeitvorgaben ist wichtig zu wissen, dass sie wissenschaftlich untermauert sind. Viel länger als gut eine Viertelstunde dürfen Menschen nicht den Rauchgasen ausgesetzt sein. Wenig später nach 18 bis 20 Minuten besteht zudem die Gefahr eines „Flash overs“: Innerhalb kürzester Zeit weitet sich ein Feuer zu einem Vollbrand aus. Feuerwehrleute, die sich dann in der Wohnung befinden, geraten in allerhöchste Lebensgefahr.
Feuerwehr hat 205 aktive Mitglieder
Neben der Geschwindigkeit ist mindestens ebenso bedeutsam, dass bei den ersten Einheiten Feuerwehrleute vor Ort sind, die aufgrund ihrer Ausbildung ganz bestimmte Aufgaben erfüllen können. Der Brandschutzbedarfsplan sprich hier von Funktionen und zählt davon neun auf. Dazu gehören zum Beispiel zwei Rettungstrupps, die unter schwerem Atemschutz im betroffenen Gebäude nach vermissten Menschen suchen und sie bergen. Anschließend beginnen sie mit der Löscharbeit. Zwei weitere Rettungstrupps stellen sicher, dass Menschen von außen über Leitern gerettet werden können.
77 Seiten umfasst der neue Brandschutzbedarfsplan. Nach der Verabschiedung durch den Stadtrat wird er jetzt der Bezirksregierung in Arnsberg zur Genehmigung vorgelegt. Erst wenn sie „grünes Licht“ gibt, darf Bergkamen als eine der wenigen Städte im Land mit dieser Größenordnung auf eine Berufsfeuerwehr verzichten.
Auch wenn diese Genehmigung erfolgt, behält die Bezirksregierung die Bergkamener Feuerwehr weit im Auge. Sie prüft anhand der Einsatzprotokolle nach, ob die Einsatzzeiten in der Regel eingehalten werden. Dazu gibt es von Zeit zurzeit von ihr angeordnete Probealarme, denen die Einsatzbereitschaft unter Beweis gestellt werden muss.
Bisher hat die Bergkamener Feuerwehr die Tests mit Bravour überstanden. Sie ist genauso leistungsfähig wie jede Berufsfeuerwehr im Land. Die zurzeit 205 aktiven Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner haben also jeden Grund, dies am kommenden Samstag beim traditionellen Kameradschaftsabend in der Realschule Oberaden ein bisschen zu feiern. In dieser Nacht stehen die Feuerwehren der Nachbarstädte in Bereitschaft, falls in Bergkamen ein Einsatz notwendig werden sollte.