AfD erreicht aus dem Stand 21,91 Prozent – Stichwahl um das Bürgermeisteramt zwischen Schäfer und Heinzel
Vertreter aller Parteien warteten gespannt im Bergkamener Ratssaal auf die Ergebnisse aus den Wahllokalen.
Gegen 21 Uhr stand am Sonntagabend das Ergebnis der Kommunalwahlen in Bergkamen fest. Bernd Schäfer (SPD) und Thomas Heinzel (CDU) müssen in zwei Wochen in die Stichwahl. Die SPD bleibt zwar weiter stärkste Kraft im neuen Stadtrat, sie musste allerdings erneut Federn lassen. Sie erreichte nur 34,25 Prozent der Stimmen. Aus dem Stand kam die AfD auf 21,91 Prozent. Auch alle anderen Ratsparteien mussten Federn lassen. Die CDU kam auf 27,28 Prozent, die Grünen auf 6,31 Prozent, Die Linke auf 5,40 Prozent, BergAUF auf 3,05 und die FDP auf 1,81 Prozent.
Jubel kam bei den Christdemokraten auf als feststand, dass sie bei dieser Wahl drei Direktmandate gewonnen haben: zwei in Overberge und eins in Bergkamen-Mitte im Wahlbezirk Kita Mikado / Schillerschule. Ob in Weddinghofen Brigitte Matiak erneut einziehen wird, wird erst das Los entscheiden: Sie erhielt im Wahlbezirk Pfalzschule / AWO-Kita Springmäuse die gleiche Stimmenzahl wie der Kandidat der AfD. Fest steht demnach, dass die SPD Ortsvorsteher in Bergkamen-Mitte, Oberaden, Weddinghofen und Rünthe stellen wird und die CDU in Overberge und in Heil.
Nach dem bisherigen Stand sieht die Sitzverteilung im neuen Stadtrat so aus:
Immerhin konnten sich die Sozialdemokraten über das eindeutige Ergebnis bei der Landratswahl freuen. Hier ereichte in Bergkamen Mario Löhr auf 54,92 Prozent und der CDU-Kandidat Marco Morten Pufke trotz Heimvorteils auf nur 26,08 Prozent. Beide müssen in 14 Tagen nicht in die Stichwahl, weil Löhr aller Voraussicht nach klar gewonnen hat.
Kundgebungen auf dem Nordberg verliefen störungsfrei: Polizeitaktik aufgegangen
Die rund 200 Gegendemonstranten hatten sich letztlich auf dem Platz von Gennevieliers versammelt. Zwischen ihnen und den AfD-Leuten standen Beamte der Bereitschaftspolizei und Metallabsperrungen.
Mit einem Großaufgebot war am Freitagnachmittag die Polizei am Bergkamener Nordberg präsent. Der Grund: Die AfD hatte eine Kundgebung mit ihrer Bürgermeisterkandidatin und zwei weitere auswärtige Redner angemeldet, zu der sie rund 150 Teilnehmer erwartete. Als dies bekannt wurde, meldete die BergAUF-Fraktionsvorsitzende Claudia Schewior „als Privatperson“ eine Gegenkundgebung an.
Offensichtlich wollte die Polizei am Freitag auf „Nummer Sicher“ gehen. Sie drängte die beiden Kundgebungsleitungen dazu, die zunächst angekündigten Versammlungsorte zu tauschen. Die AfD fand sich letztlich dort wieder, wo sich die Gegendemonstranten eigentlich treffen wollten und umgekehrt.
Kundgebungsteilnehmer von der AfD.
Vor den Kundgebungen hatte die Kreispolizei Unna die Verkehrsteilnehmer über ihre Social-Media-Kanäle aufgefordert, den Bergkamener Nordberg weiträumig zu umfahren. Zusätzlich wurde bereits am Freitagvormittag ein großer Bereich des Parkplatzes am Nordberg-Center abgesperrt, damit dort Platz für die Fahrzeuge einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei geschaffen wurde. Eine weitere Maßnahme war, die Teilnehmer beider Kundgebungen mit Absperrungen und Bereitschaftspolizisten auf Distanz zu halten.
„Versammlungsverlauf aus polizeilicher Sicht insgesamt störungsfrei“, erklärte am Abend die Pressestelle der Kreispolizei. Bemerkenswert waren demnach zwei Vorfälle: Im Vorfeld der AfD-Kundgebung wurde eine Strafanzeige wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gefertigt. Ein Platzverweis wurde ausgesprochen. Die Gegendemonstranten forderte die Polizei erfolgreich auf, die Lautstärke ihrer Verstärkeranlage zu reduzieren.
Auffallend war, dass beide Gruppen ihre Kundgebungen nicht öffentlich durch Pressemitteilungen angekündigt hatten. Die AfD mobilisierte unter anderem über die Facebook-Seite ihres Kreisverbands. Dort wurde die Kundgebung bereits am Freitagabend als Erfolg gefeiert. Kein Wort allerdings über die starke Polizeipräsenz und über die Gegenkundgebung.
Die Kreispressestelle der Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl bei der AfD auf 100 und bei den Gegendemonstranten auf 200. Die AfD-Gegner hatten hauptsächlich intern mobilisiert. Gekommen waren unter anderem Mitglieder der „Omas gegen Rechts“, der SPD, Bündnis 90 / Die Grünen, Die Linke und BergAUF und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger.
Möglicherweise hatte ein Film-Beitrag der WDR-Lokalzeit am vergangenen Dienstag über Rechtsextreme in der AfD Kreis Unna zusätzlich mobilisiert. Berichtet wurde auch über einen Kandidaten bei der Kommunalwahl am Sonntag in Bergkamen. Gegen ihn ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft.
Frühzeitig wurde am Freitagmorgen auf dem Parkplatz des Nordberg-Centers ein großer Teil für die Einsatzfahrzeuge der Bereitschaftspolizei abgesperrt.
Azubis der Sparkasse Bergkamen-Bönen überreichen Gewinne an strahlende Kinder
Die Auszubildenden des zweiten Lehrjahres der Sparkasse Bergkamen-Bönen haben beim diesjährigen Kindertag des TuRa Bergkamen ein Gewinnspiel organisiert. Mit großer Begeisterung nahmen zahlreiche Kinder daran teil – und die glücklichen Gewinnerinnen und Gewinner konnten sich am 09.September 2025 ihre Preise in der Sparkasse abholen.
Die Freude war groß, als die Gewinnerkinder zusammen mit ihren Familien die Geschenke in Empfang nahmen. Von Spielen bis zu kleinen Überraschungen war für jeden etwas dabei. „Solche Aktionen zeigen, dass Ausbildung bei der Sparkasse-Bergkamen-Bönen nicht nur Lernen bedeutet, sondern auch Verantwortung, Teamarbeit und den Kontakt mit Menschen“, betonen die Auszubildenden der Sparkasse-Bergkamen-Bönen
Mit dem Engagement beim Kindertag haben die Azubis nicht nur das Fest bereichert, sondern auch die Verbundenheit zwischen der Sparkasse und den Menschen in Bergkamen einmal mehr unter Beweis gestellt.
Kunstvoll schnitzen im Herbst: Aufbaukurs „Grünholzschnitzen“ am 12. Oktober
Das Umweltzentrum Westfalen gGmbH und die Naturförderungsgesellschaft Kreis Unna e. V. bieten am Sonntag, den 12. Oktober 2025, von 11:00 bis 14:00 Uhr in der Ökologiestation des Kreises Unna in Bergkamen einen spannenden Aufbaukurs für Kinder ab 8 Jahren zum Thema Grünholzschnitzen an. In diesem Workshop können die Teilnehmenden ihre im Grundkurs erworbenen Kenntnisse weiter vertiefen: Unter fachkundiger Anleitung entstehen kleine Schnitzarbeiten aus heimischem Holz, bei denen Kreativität, Konzentration, Koordination und Willenskraft gefördert werden.
Die Teilnahmegebühr beträgt 32 Euro, darin sind sowohl Honorar als auch Materialkosten enthalten. Anmeldungen sind bis Freitag, den 19. September, möglich – bei Heike Barth vom Umweltzentrum Westfalen unter Tel. 02389 9809 17 oder per E-Mail an heike.barth@uwz-westfalen.de. Bitte sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind wettergerechte Kleidung, eine lange Hose sowie geschlossene Schuhe trägt und Getränke mitbringt; falls vorhanden, auch ein eigenes Schnitzmesser.
Pflege- und Wohnberatung im Bergkamener Rathaus: Kostenfrei und neutral
Elke Möller. Foto: Max Rolke / Kreis Unna
Mit Eintritt eines Pflegefalles stehen Betroffene und Angehörige vor vielen Fragen. Hilfe gibt es vor Ort in den Sprechstunden der Pflege- und Wohnberatung im Kreis Unna. In Bergkamen findet die nächste Sprechstunde der Pflege- und Wohnberatung am Donnerstag, 18. September in der Zeit von 10 bis 12 Uhr statt.
Die Pflegeberaterin Elke Möller ist im Rathaus, Rathausplatz 1 auf der sechsten Etage in Raum 600 in Bergkamen zu erreichen und bietet eine individuelle und kostenfreie Beratung an. Ein Beratungstermin sollte vorher vereinbart werden.
In der Beratung geht es um alle Fragen rund um das Thema Pflege, wie zum Beispiel zu den verschiedenen Leistungen der Pflegeversicherung oder der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst. Ebenfalls informiert die Beraterin über ortsnahe Betreuungs- und Pflegeangebote und deren Finanzierung. Informationen gibt es auch zu Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige. Die Beratung ist kostenlos und unabhängig.
Terminvereinbarung
Um eine vorherige Terminvereinbarung unter Fon 08 00 27 20 02 00 (kostenfrei) wird gebeten. Wer den Termin nicht wahrnehmen kann, erreicht die Pflege- und Wohnberatung im Kreis Unna im Severinshaus, Nordenmauer 18 in Kamen, unter Fon 0 23 07 2 89 90 60 oder Fon 08 00 27 20 02 00 (kostenfrei).
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.kreis-unna.de (Suchbegriff Pflege- und Wohnberatung). PK | PKU
Verstärkung gesucht – Bundesfreiwilligendienst bei der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bergkamen
Die Stadt Bergkamen sucht einen Bundesfreiwilligen oder eine Bundesfreiwillige für die Freiwillige Feuerwehr. Die Stelle gehört zum Sachgebiet „Brandschutz und Rettungsdienst“, in welchem Verwaltungsmitarbeitende, Gerätewarte und ein Brandschutztechniker zusammenarbeiten.
Die Freiwillige Feuerwehr bietet vielfältige und interessante Aufgaben für die Ableistung eines Bundesfreiwilligendienstes. Gerätewarte werden z. B. unterstützt bei der Pflege der Fahrzeuge und Geräte, die Ausrüstung in den Feuerwehrgerätehäusern wird ausgetauscht, Veranstaltungen und Übungen werden vorbereitet und man kann bei der Brandschutzerziehung mitwirken.
Interessierte haben somit die Möglichkeit, während des Bundesfreiwilligendienstes einen spannenden Einblick in den Bereich der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bergkamen zu erlangen und sich ggf. ehrenamtlich über den Bundesfreiwilligendienst hinaus in der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren.
Informationen zu den Voraussetzungen, Aufgaben, Arbeitszeiten und dem Taschengeld können der Homepage der Stadt Bergkamen entnommen werden. Hierzu geben Sie auf der Startseite den Suchbegriff „Bundesfreiwilligendienst“ ein.
VII. Internationales Römerfest im Römerpark Bergkamen
Am 20. – 21. September 2025 erwartet Besucherinnen und Besucher von 11.00 bis 17.00 Uhr ein vielfältiges Spektakel rund um das römische Lebensgefühl im Römerpark Bergkamen. Im Mittelpunkt steht die Einweihung des Gedenkortes für ehrenamtliche Akteure, die über viele Jahre das Stadtmuseum und den Römerpark Bergkamen unterstützt haben.
Am Samstag, den 20. September, eröffnen um 11.00 Uhr Roland Schäfer, Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des Stadtmuseums Bergkamen e.V., sowie Sandra Diebel, Kulturdezernentin und Kämmerin der Stadt Bergkamen, das römische Wochenende. Die Zuschauer können sich auf informative Einblicke und ein spektakuläres Programm freuen.
Über die zwei Tage hinweg zeigen Gladiatoren, römische Legionäre, germanische Hilfstruppensoldaten und Germanen ein facettenreiches Spektrum des Alltags an der Grenze des Römischen Reiches. Der gemeinsame Schwerpunkt liegt auf der Vielfalt der einfachen römischen und germanischen Bevölkerung: Legionäre und Auxiliare präsentieren ihre Ausrüstung, verdeutlichen Waffentechniken und berichten von ihren Pflichten im Dienste des römischen Kaisers Augustus. Die Gladiatoren bestimmen mit 3 Präsentationen jeweils um 11:30, 14:00 und 16:30 mit Vollkontaktkämpfen und vielen Hintergrundinfos das Arenaprogramm. Zudem wird an beiden Tagen wieder um 15 Uhr eine spannende Kinderführung durch den Augsburger Jürgen Weber angeboten, der seit den 1980er-Jahren zum Urgestein der römischen Darstellungsgruppen gehört.
Zahlreiche Handwerker demonstrieren römische und germanische Kunstfertigkeiten in verschiedenen Bereichen. Für Kinder und Familien gibt es neben den imposanten Akteuren weitere Attraktionen: Die Römerpark-Rally mit Wagenrennen, einer Wurfstation sowie Bastel- und Erlebnisstationen runden das Römerfest ab. Eine kleine Überraschung wartet nach bestandener Rally am Stand des Fördervereins auf die kleinen Gäste.
Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Der Verein der Freunde und Förderer des Stadtmuseums verkauft Getränke. An der Arena stehen Essensstände mit Grillangeboten bereit. Zudem bietet der Museumsshop vielfältige Artikel aus seinem Sortiment an.
Der Eintritt bleibt wie gewohnt frei. Unser Motto bleibt: Spende statt Eintritt.
Back2Trend – TikTok trifft Retro: Jugendaktionsnacht im Jugendzentrum Yellowstone
m Samstag, den 27.09.2025, lädt das Jugendzentrum Yellowstone in Bergkamen-Oberaden zur Jugendaktionsnacht „Back2Trend – TikTok trifft Retro“ ein. Zwischen 18 und 22 Uhr erwartet die jungen Besucher*innen ein abwechslungsreiches Programm aus Musik, Kreativität, digitalen Trends und nostalgischem Flair.
Im Rahmen der landesweiten Nachtfrequenz, organisiert und finanziell gefördert von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW e.V. (LKJ NRW), verwandelt sich das Jugendzentrum in der Preinstraße 14 in eine Erlebniswelt für junge Menschen. Highlight ist die Schwarzlicht-Disco, die mit energiegeladener Atmosphäre und cooler Musik zum Tanzen einlädt. Für Fans der analogen Unterhaltung gibt es klassische Retro-Games wie Flipper und Boxautomaten.
Kreative Angebote wie Mocktail-Workshops, Scrapbooking und aktuelle Social-Media-Trends finden sich zudem vor Ort. Die Jugendkunstschule als Kooperationspartner*in kommt mit ihrem KunstLaster und einem fünfköpfigen Team. Dort gibt es dann neben einem Mangaworkshop, die Möglichkeit digitale Angebote, wie Plotting und Brickcoding, auszuprobieren.
Musikalische Talente können sich im hauseigenen Bandraum des Yellowstones ausprobieren. Ruhige Rückzugsorte bieten Gelegenheit zum Entspannen und Verweilen.
Die Veranstaltung richtet sich an junge Menschen ab 14 Jahren und ist Teil der Nachtfrequenz – Nacht der Jugendkultur, einer jährlich stattfindenden Initiative zur Förderung kultureller Teilhabe junger Menschen in Nordrhein-Westfalen.
Nachlässigkeit kann einen zum Betrüger machen: So war es im Fall des 27-jährigen Bergkameners Amir U. (Name geändert). Der bezog von Mai bis Juli vorigen Jahres Geld vom Jobcenter: insgesamt 2.364 Euro. Dieses Geld floss, obwohl er selbst genug Geld zum Leben verdiente. Aber „das Amt“ wusste das nicht.
Das lag wohl – wie sich jetzt vor dem Amtsgericht in Kamen zeigte – daran, dass ein Umzug U.s nach Bottrop den Schriftverkehr mit der Behörde ausbremste. U. jedenfalls erklärte, er habe bei einem Brief ans Jobcenter eine falsche Adresse benutzt. Folge: Die Post sandte das Schreiben wieder zu ihm nach Hause. Aber da war er schon nicht mehr; der Brief blieb erst einmal liegen. Und irgendwie flog erst in der Folgezeit auf, dass U. eben längst keine Leistungen mehr hätte beziehen dürfen.
Das Urteil: eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen à 20 Euro wegen Betrugs. Der Neu-Bottroper zeigte sich einsichtig. Er sah ein: Irgendwie hätte er sich bemerkbar machen müssen – und zwar flott -, als er merkte, dass es das Jobcenter etwas zu gut mit ihm meinte.
Schülerinnen und Schüler aus Senftenberg lesen Texte für Demokratie und gegen Extremismus
Vor dem Hintergrund des Internationalen Tages der Demokratie in der kommenden Woche haben die Lesescout-AG und die Anti-Rassismus-AG des Städtischen Gymnasiums Bergkamen Schülerinnen und Schüler für kommenden Donnerstag, 18. September, aus Senftenberg in Brandenburg eingeladen, die mit ihrem Buchprojekt „#FürDemokratieGegenExtremismus“ ab 10.05 Uhr im PZ daran erinnern wollen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist und aktiv gestaltet und geschützt werden muss.
„Siebenundzwanzig starke Stimmen! Siebenundzwanzig nachdenkliche, fordernde, analysierende, kluge, emotionale, bekennende Texte! Siebenund-zwanzig Jungen und Mädchen rufen auf #FürDemokratieGegenExtremismus“! Siebenundzwanzig junge Menschen zeigen Haltung“, so das Zitat der renommierten Schauspielerin Iris Berben aus dem Vorwort des Buches „FürDemokratieGegenExtremismus“, geschrieben und illustriert von den 27 ambitionierten Schülerinnen und Schülern des Friedrich-Engels-Gymnasiums Senftenberg.
16 dieser 27 jungen Autorinnen und Autoren aus Senftenberg werden am kommenden Donnerstag Auszüge aus ihren Texten lesen, in denen sie ihre Gedanken und Erfahrungen zu Rechts- und Linkspopulismus, Antisemitismus, Rassismus und deren Folgen zu Papier gebracht haben. Sie berichten von Bildungsproblemen, Geschlechterungleichheit, erzählen von Erfahrungen ihrer Vorfahren mit dem NS-Regime oder analysieren die steigende Desinformation und das politische Desinteresse in der Gesellschaft heute. Aber auch ihre ganz persönlichen Ängste werden in den Texten thematisiert. Entstanden ist ein Plädoyer für Freiheit, Frieden, Menschenwürde, Gleichheit, Respekt und Toleranz.
Stolpersteine erinnern an Opfer des NS-Regimes, darunter auch der spätere Bürgermeister Johann Heuser
Stolperstein für Hermann Völkel vor dem Bergkamener Rathaus.
Der Arbeitskreis Bergkamener Stolpersteine hat am Mittwoch sieben weitere Gedenksteine verlegt, die an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung in der Nordbergstadt erinnern. Unter ihnen befindet sich auch der spätere erste Bürgermeister der Altgemeinde Bergkamen Johann Häuser. Er hat zwar die Nazizeit überlebt, wurde aber gesundheitlich schwer geschädigt. Erstmals war der Künstler Gunter Demnig, der die Stolperstein-Gedenkaktion initiiert hatte, nicht anwesend. Der Arbeitskreis hatte die Erlaubnis erhalten, die Stolpersteine selbst verlegen zu dürfen. Dabei werden die Mitarbeiter des Stadtmuseums und des städtischen Bauhofs behilflich sein.
Ehrenamtliche Mitglieder des Arbeitskreises haben sich in den zurückliegenden Monaten auf Spurensuche begeben, in den Archiven geforscht und die KZ-Gedenkstätten angeschrieben, um Verfolgungsschicksale zu dokumentieren. Unterstützt wurde der Arbeitskreis diesmal von Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule und von den „Omas gegen Rechts“. Bei der Stolpersteinverlegung am Rathaus, der ersten Station, hielt Bürgermeister Bernd Schäfer die Gedenkansprache.
Sieben Personen, die ihren Wohnsitz in der Altgemeinde Bergkamen hatten und Opfer der NS-Verfolgung wurden, erhielten einen Stolperstein:
Hermann Völkel
Rathaus Bergkamen
Viel ist über Hermann Völkel nicht bekannt. Wir wissen, dass er am 25.03.1908 in der Altgemeinde Bergkamen geboren wird. Hier sind seine Eltern in den 1930er Jahren auch noch wohnhaft. Hermann Völkel gerät als Obdachloser in die Fänge der Nationalsozialisten. Arbeits- und Wohnungslosigkeit, Landstreicherei und Bettelei bilden damals noch eine Straftat, die nach § 361 des RStGB verfolgt wird. Betroffene werden als „asoziale Elemente“ stigmatisiert, die den Volkskörper schädigen. Wann genau Hermann Völkel verhaftet wird, ist nicht bekannt. Wohl aber wissen wir, dass er ins KZ Gusen deportiert wird, einem Außenlager des KZ Mauthausen. Dort wird er am 06.11.1942 im Alter von 34 Jahren ermordet. Weil Hermann Völkel keinen festen Wohnsitz hatte, wird der Stolperstein vor dem Rathaus der Stadt Bergkamen verlegt. Die Inschrift beginnt mit den Worten: „IN BERGKAMEN LEBTE…“
Willy Großpietsch
Von-Stegmann-Str. 4
Am 11. September 1915 wird Willy Großpietsch in der Altgemeinde Rünthe geboren. Als junger Mann zieht er mit seinen Eltern nach Bergkamen. Der Umzug erfolgt vermutlich aufgrund der Schließung des Schacht III in Rünthe. Willy Großpietsch verweigert die Arbeit, weil er das nationalsozialistische System nicht unterstützen möchte. Die von den Nazis initiierte Aktion „Arbeitsscheu Reich“ wird ihm deshalb zum Verhängnis. Großpietsch wird als „asozial“ stigmatisiert und am 30. Juni 1938 verhaftet. Zunächst wird er ins KZ Sachsenhausen deportiert. Für ein Jahr wissen die Eltern nicht, so sich ihr Sohn befindet. Im Januar 1940 wird Willy Großpietsch ins KZ
Mauthausen überstellt. Dort wird er am 9. März 1940 im Alter von 24 Jahren ermordet.
Bruno Borowiak
Von-Stegmann-Str. 8
Bruno Borowiak wird am 16.08.1909 in Recklinghausen geboren. Er lebt mit seiner Ehefrau Annemarie in der Altgemeinde Bergkamen und ist von Beruf Bergmann. Vermutlich ist Borowiak in der linken Arbeiterbewegung engagiert. Er wohnt in der Von-Stegmann-Straße, einer „roten Hochburg“ der Bergleute der Zeche Grimberg. Wann genau Borowiak erstmals verhaftet wird, ist nicht bekannt. Seine Haft verbringt er zunächst im KZ Neuengamme, ab 10.10.1940 ist er als Häftling im KZ Dachau registriert. Bruno Borowiak wird am 9. März 1942 getötet. In seiner Sterbeurkunde wird das KZ Dachau als Sterbeort angegeben, doch alte Aktenvermerke aus der KZVerwaltung lassen darauf schließen, dass Bruno Borowiak zu den sog. „Invalidentransporten“ (gebrechliche bzw. erkrankte Häftlinge) gehörte, die in Schloss Hartheim vergast wurden. Bruno Borowiak wird nur 32 Jahre alt.
Eheleute Alma und Heinrich Krull
Von-Stegmann-Str. 11
Eheleute Krull .Bildnachweis Kreisarchiv Unna
Programm: Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule
Heinrich Krull wird am 20.Mai 1906 in Lickwegen geboren. Später lebt er in Bergkamen und gehört der KPD an. Bei den politischen Säuberungsaktionen nach der Machtergreifung der Nazis wird er von der Gestapo verhaftet. Vom 4. März 1933 bis 26. Juli 1933 befindet er sich im KZ Schönhausen in Schutzhaft und ist dort den körperlichen Misshandlungen seiner Peiniger ausgesetzt. Seine Ehefrau Alma wird am 4. Juni 1906 in Dortmund geboren. Sie stammt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Auf Antrag des Gesundheitsamtes wird Alma Krull am 21. April 1941 im Dudenstift in Dortmund zwangssterilisiert. Rechtliche Grundlage für die Maßnahme ist das von den Nationalsozialisten beschlossene Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, das der „Rassehygiene“ dienen soll. Die Eheleute überleben Krieg und Diktatur und wohnen auch in der Nachkriegszeit weiterhin in der Gemeinde Bergkamen.
Johann Heuser
Kreuzung Keplerstr./Johann-Heuser-Str.
Johann Heuser, Bildnachweis Stadtarchiv Bergkamen
Johann Heuser wird am 16. Februar 1888 in Altenessen geboren. Als erwachsener Mann wohnt er mit seiner Ehefrau Hedwig in der Altgemeinde Bergkamen. Johann Heuser ist von Beruf Bergmann und fährt auf der Zeche Grimberg an. Er engagiert sich aktiv in der Gewerkschaft und ist Betriebsratsvorsitzender des Bergwerks. Außerdem ist er Vorsitzender der SPD in Bergkamen. Wegen „staatsfeindlicher Einstellung“ wird Johann Heuser am 15. April 1933 fristlos entlassen. Am 24. Juni 1933 erfolgt seine Verhaftung. Bis zum 30. Juni 1933 bleibt er im KZ Schönhausen inhaftiert. Im ehemaligen Wohlfahrtsgebäude der Zeche Grimberg haben die Nazis ein provisorisches KZ errichtet und sperren dort die politischen Häftlinge aus dem Kreis Unna und der Nachbarstadt Hamm ein. Zwar ist die Haftzeit relativ kurz, doch Johann Heuser wird körperlich so schwer misshandelt, dass er für den Rest seines Lebens gesundheitlich beeinträchtigt bleibt. Nach seiner Haft muss er sich bis Ende 1933 täglich bei der örtlichen Polizei melden. Nach dem Krieg wird Johann Heuser von der britischen Militärregierung als Bürgermeister der Gemeinde Bergkamen eingesetzt. Bei der ersten freien Kommunalwahl nach dem Krieg wird er in diesem Amt bestätigt, das er bis 1950 ausübt. Von 1950 bis 1953 wird er Amtsbürgermeister des Amtes Pelkum, dem neben Bergkamen noch 15 weitere Altgemeinden der damaligen Zeit angehören. Johann Heuser stirbt am 4. November 1960 in Unna. Zu seinem Andenken ist die Johann-Heuser-Straße in Bergkamen-Mitte nach ihm benannt.
Elfriede Freitag
Hansemannstr.26
Programm: „Omas gegen Rechts“
Elfriede Freitag wird am 14.02.1907 in der Altgemeinde Weddinghofen geboren. Später wohnt sie in der Hansemannstraße 26 in der Nachbargemeinde Bergkamen. Im Jahre 1937 wird sie zum Opfer der NS-Euthanasie, der genaue Grund ist nicht bekannt. Möglicherweise hatte Elfriede Freitag ein körperliches Gebrechen oder ist psychisch erkrankt. Belegt ist, dass sie sich gegen Ende 1937 in der Heilanstalt Warstein befindet. Von dort wird sie am 17.07.1941 in die Heilanstalt nach Weilmünster verlegt, wo sie am 29. Oktober 1943 im Alter von 36 Jahren ums Leben kommt. Zu dieser Zeit werden die Patienten in den Heilanstalten durch systematischen Nahrungsmittelentzug,
durch eine Überdosierung von Medikamenten oder durch unterlassene Hilfeleistung im Krankheitsfall getötet. Ein solches Schicksal wird auch Elfriede Freitag widerfahren sein.