Feuerwehrleute aus Bergkamen und Werne stellen beim NRW-Tag in Düsseldorf moderne Löschtechnik vor
Am vergangenen Wochenende verbrachten je drei Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Bergkamen und Werne zwei ereignisreiche Tage auf der Blaulichtmeile des NRW-Tages in Düsseldorf. Dort wurde der 70. Geburtstag des Landes Nordrhein-Westfalen gefeiert. Ziel der Feuerwehrleute war es, das Sonderlöschfahrzeug VLF Cobra aus dem Ehrenamtsprojekt des Verbandes der Feuerwehren NRW (VdF NRW) und des Ministeriums für Inneres und Kommunales NRW (MIK NRW) vorzustellen.
Das Wochenende in Düsseldorf war durch viele Gespräche mit jungen Familien, aber auch mit Fachpublikum geprägt.
Die Präsentation erfreute sich großer Beliebtheit insbesondere bei Familien mit Kindern, die die Löschlanze gerne selber bedient hätten. Aber 300 bar Ausgangsdruck und ein Schneidmittel auf Eisensilikat-Basis sind leider kein Spielzeug. So musste der Knopf zum Einschalten des Blaulichts, die LED-Handlampe oder der Blick durch die Wärmebildkamera reichen.
Natürlich interessierte sich auch das Fachpublikum für das Fahrzeug und begutachtete das System – trotz des teils sehr heißen Wetters – ausgiebig. Weitere Informationen zum schwedischen Löschsystem für den sogenannten „offensiven Außenangriff“ finden sich auf der Seite der FeuerwEHRensache unter: http://www.feuerwehrensache.nrw.de/pilotprojekte/arbeitsgruppe-2/technik/technik/
Mit deutlich mehr als 2 Promille über die A2
Das hätte böse ausgehen können! Ein aufmerksamer Zeuge hat der Polizei am Freitagnachmittag (26. August) ein Fahrzeug auf der A 2 gemeldet, das beim Fahren offenbar einige Auffälligkeiten zeigte.
Mehrfach sei das Auto fast mit der Mittelschutzplanke kollidiert, so der Zeuge. Zudem wechsele es immer wieder die Fahrstreifen, befahre sogar teils den Seitenstreifen – auch um andere Fahrzeuge rechts zu überholen. Eine Streife der Autobahnpolizei erkannte das Fahrzeug schließlich nahe der Anschlussstelle Hamm-Uentrop. Auch den Beamten fiel die gefährliche Fahrweise auf. In einer Nothaltebucht konnten sie den Wagen schließlich zum Anhalten bringen. Dass der Fahrer offenbar unter Alkoholeinfluss stand, konnten die Beamten direkt erkennen. Wie stark, das ergab ein freiwillig durchgeführter Atemalkoholtest: Dieser zeigte deutlich mehr als zwei Promille an!
Als die Beamten den 59-Jährigen aus Rheda-Wiedenbrück für eine Blutprobe schließlich im Streifenwagen zur nächstgelegenen Wache bringen wollten, hatte dieser dafür so gar kein Verständnis. Nicht nur wurde er aggressiv, sondern er versuchte auch, den Beamten zu entkommen und auf die Fahrbahn zu laufen. Diese mussten ihn schließlich fixieren und so in den Streifenwagen bringen.
Von der Wache wurde er nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen. Seinen Pkw bewegte anschließend jedoch nur noch ein Abschleppunternehmen. Die Polizei sorgte zudem dafür, dass der 18-jährige Beifahrer des Mannes sicher nach Hause kam.
Den 59-Jährigen erwartet nun ein Verfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs durch Fahren unter Alkoholeinfluss.
40-jähriges Bestehen des Männervereins Weddinghofen
Vor 40 Jahren, im Jahre 1976, haben 14 Männer aus der Evangelischen Kirchengemeinde in Weddinghofen den noch heute bestehenden Männerverein gegründet. Das ist Anlass, das Jubiläum am Sonntag dem 4.September um 9:30 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Auferstehungskirche und einem anschließendem Empfang im Martin-Luther-Haus zu begehen.
Gäste sind herzlich willkommen.
Bergkamener „Himmelsbooten“ starten beim Day of Dragon in Datteln
Am vergangenen Samstag fand am Vereinsgelände der Kanuten Emscher Lippe (KEL) in Datteln der 3. „Day of Dragons“ statt. Zu diesem Drachenbootrennen waren Teams aus allen Bereichen eingeladen und angetreten. Gestartet wurde in verschiedenen Klassen im 5-und 10 Bank-Boot als Mixed-Team sowie als reine Damenteams.
Auch das Bergkamener Drachenbootteam „Himmelsbooten“ aus Rünthe fand den Weg nach Datteln. Im 5-Bank-Boot konnten die Himmelsbooten ihr erstes Rennen der Vorlaufserie für sich entscheiden. Die 250 – Meter Renndistanz bewältigten sie in einer Zeit von 1:13,17 Minuten. Im ersten Wertungslauf verbesserten sie diese Zeit noch einmal und qualifizierten sich nach dem zweiten Wertungslauf für das „B-Finale“ im „Sports-Cup“. Mit einer Zeit von 1:11,20 Minuten erreichten die Himmelsbooten den zweiten Platz im finalen Rennen. Somit belegten sie Platz 7 in der Gesamtwertung in der Klasse des „Sports-Cup“.
Beim Drachenbootrennen geht es in erster Linie um Spaß, Teamgeist und Fairness. Darum wird bei den meisten Regatten in verschiedene Klassen für Freizeit-und Profipaddler eingeteilt. Beim Dattelner Drachenbootrennen wurden die angereisten 49 Teams jeweils in den „Sport-Cup“ für Profis sowie in den „Fun-Cup“ für gelegentliche Freizeitpaddler eingeteilt. Für reine Damenmannschaften ist der „Ladies-Cup“ vorgesehen.
Zu den Trainingszeiten der Himmelsbooten, jeden Mittwoch um 18:30 Uhr und Samstag um 10:30 Uhr ist jeder gern willkommen. Treffpunkt ist jeweils die Slipanlage in der Marina in Rünthe. Infos auch unter www.himmelsbooten.de.
„Mein/Dein Sonntagserlebnis“ startet spaßig mit dem „Obel“
Im vergangenen Jahr hatte der „Hammer unter den Kabarettisten“, Der Obel“ im Skippertreff in der Marina Rünthe in der Reihe „Mein/Dein Sonntagserlebnis“ die Lacher auf seiner Seite gehabt. Am Sonntag, 11. September, kommt er wieder und ist ab 11 Uhr an gleicher Stelle zu erleben. Der Eintritt kostet 8 Euro. Platzreservierungen werden unter 0172 – 97 22 575 entgegengenommen.
Der Obel
Seit 35 Jahren steht der „jugendliche Entertainer“, wie Andreas Obering sich selbst bezeichnet, nun auf deutschsprachigen Bühnen. Mal hochpolitisch, mal tiefgründig, immer jedoch leichtfüßig und gern auch mal voller Selbstironie: Obel erzählt aus sehr persönlichen Erlebnissen, seiner Welt und seinem Leben. Und darin steht er voll und ganz, so dass der Zuschauer sich auch gern mal wiedererkannt – zumal der Familienvater auch wieder aus der Seele des Publikums singt.
Vorschau auf die weiteren Veranstaltungen in dieser Reihe
09.10.2016 11 bis 14 Uhr “BARDIC” ein starkes Stück keltisches Ruhrgebiet / Acoustic Music spiced with Celtic Folk
BARDIC stehen für akustische handgemachte Musik. Eddies rauchiger kraftvoller Gesang sowie das etwas dunkle Timbre in SJ Coras Stimme, die den Songs einen einzigartig erdigen Charakter verleihen, sein Gitarrenspiel, das ein volltönendes Fundament liefert, und SJ Coras virtuos gespielten Geigenmelodien, die zum einen ihre irische Abstammung erahnen lassen – zum anderen ihre klassische Ausbildung zum Vorschein bringen, gehen eine Verbindung ein, die ihresgleichen sucht.
13.11.2016 11 bis 14 Uhr Uwe Schulz Lesung: Sein aktuelle Buch, Versöhnung
Uwe Schulz ist ein Bergkamener Jung’. Er moderiert bei WDR2 regelmäßig die Morgensendung, kann aber auch schreiben und lesen. Schon in seiner Schulzeit begann er mit dem literarischen und journalistischen Erzählen. Inzwischen hat er vier Bücher veröffentlicht, zuletzt seine Story-Sammlung Versöhnung. „Ich hatte beim Schreiben nur eine leise Vorahnung, dass dieses Thema so sehr an Aktualität gewinnen würde, wie wir es heute erleben“, so der Autor. Am 13. November 2016 liest er Auszüge aus diesem Buch, aus „Nur noch eine Tür“, seinen Interviews mit Sterbenden, und Unterhaltsames von Autoren, die ihn geprägt haben, wie Ringelnatz, Tucholsky und Gerhardt
11.12.2016 11 bis 14 Uhr Mona Lichtenhof Lieder und Geschichten zur Winter- und Weihnachtszeit
Mona Lichtenhof, Ilka Weltmann, Norbert Grüger und Dieter Dasbeck präsentieren besinnliche, humorvolle und rockig-poppige „Lieder und Geschichten zur Winter- und Weihnachtszeit“. Stimmungsvolle Musik aus der deutschen und englischen Popszene, Gedichte und Anekdoten mit Tiefgang sowie skurrile Geschichten aus dem alltäglichen Vorweihnachtswahnsinn – ineinander verwoben, erwartet Euch ein Programm mit viel Atmosphäre und Wohlgefühl.
Touristen aus Bayern erkunden das Ruhrgebiet von der Marina Rünthe aus per Schiff
Die Zahl der Touristen, die das Ruhrgebiet besuchen, wächst. Dazu gehören auch die Koopmanns aus Nürnberg und ein befreundetes Ehepaar aus Fürth. Nach einer mehrwöchigen Rundreise durch Deutschland mit ihren Wohnmobilen steuerten sie am 19. August die Marina Rünthe an.
Die „Navigator“ und ihre Gäste aus Bayern.
Das ist nicht ungewöhnlich, denn der Wohnmobilhafen lockt viele mobile Besucher an. Erwähnenswert ist aber, dass das Quartett aus Bayern drei Tage später ihren Urlaub auf einem Schiff fortsetzte. Genauer gesagt war es die „Navigator“, die sie beim in der Marina Rünthe ansässigen Yachtcharter Knuth für eine Woche gemietet hatten. Unter anderem ging es über den Kanal und den Rhein in die Ruhr aufwärts. Eine der vielen Sehenswürdigkeiten auf dieser Strecke war der Gasometer in Oberaden.
Diese Kombination Wohnmobil-Schiff könnte die Marina Rünthe und Bergkamen als touristisches Ziel noch attraktiver machen. Denn eine direkte Anbindung eines Wohnmobilstellplatzes an das westdeutsche Schifffahrtsnetz gibt es im Ruhrgebiet nur in Duisburg und in Rünthe. Denkbar ist, dass Christiane und Detlef Göke vom, Wohnmobilhafen sowie Yachtcharter jetzt mehr Anfragen für diese ungewöhnliche Kombi-Reise erhalten werden.
Silvan Koopmann, Jazzmusiker und Musikprofessor, lobte jedenfalls die vielen positiven Veränderungen im Ruhrgebiet. Nachdem sie die „Navigator“ an die Eigner übergeben haben, wurde auf dem Stellplatz am Wohnmobil auf einen guten Wochenverlauf angestoßen.
Betrunkener Radler prallt gegen parkenden Polo
Leicht verletzt hat sich ein 36-jähriger Radfahrer, der am Sonntag, 28. August, um 1.30 Uhr auf der Hochstraße gegen einen geparkten VW Polo gefahren ist. Ein Alkoholtest des Mannes verlief positiv. Ihm wurde auf der Wache eine Blutprobe entnommen. Der Gesamtsachschaden beträgt etwa 800 Euro.
Mit Gebäck und Informationen Probleme für Flüchtlinge lösen helfen
Seit 2002 lebt Davood Vali in Deutschland. Er ist aus Persien hierhergekommen. In seinem Backcafé an der Präsidentenstraße hat sich schnell herumgesprochen, dass er hilft. Wenn es um gesundheitliche Probleme, Asylverfahren, das Zusammenleben, Behördengänge, Traumata durch sexuelle Übergriffe geht, weiß er eine Lösung und die richtigen Ansprechpartner. „Ich mache das von Herzen“, betont er und will gar nicht länger über sich selbst reden. Vielleicht ist es auch deshalb in seinem Café immer voll. Warum also daraus nicht ein regelmäßiges Angebot direkt mit den richtigen Ansprechpartnern machen?
Musik ebnet Wege: Bei der ersten Infoveranstaltung war die Stimmung im Backcafé jedenfalls großartig.
Kennenlernen konnten die Besucher im Backcafé auch gleich ausgiebig deutsches Gebäck.
Genau das setzen die Migrationsdienste der AWO jetzt gemeinsam mit dem Backcafé in die Tat um. Am Samstag fiel der Startschuss für eine Inforeihe, die es nun regelmäßig für Flüchtlinge und Einheimische geben soll. Grundrechte in Deutschland, Alltagsbewältigung, kulturelle Unterschiede, Rassismus und Diskriminierung, Bildung und Gesundheit: Diese und viele weitere Themen stehen hier auf dem Programm. „Wir haben gemerkt, dass sich hier längst ein regelmäßiger Treff entwickelt hat, schildert Violetta Robbert von den Mitgrationsdiensten. Mit ihren Kolleginnen geht sie jetzt über diese Inforeihe direkt dorthin, wo die Probleme sind.
Lecker: Berliner sind bei den Kindern richtig beliebt.
„Probleme haben alle Flüchtlinge“, weiß Davood Vali. Das fängt bei den Problemen mit den Formularen bei den Ämtern an und endet bei den schlimmen Erfahrungen während der Flucht, die nachhaltige psychische Probleme zur Folge haben. Ob Afghanistan, Syrien oder Irak: Die Gründe dafür, aus der Heimat zu fliehen, haben immer mit Todesangst und Krieg zu tun. Auch in den sicheren Grenzen von Deutschland hören die Probleme nicht auf. Deshalb bieten die Migrationsdienste Asylverfahrensberatungen, Hilfe bei der Zusammenführung mit Familienangehörigen oder der Suche nach den auf der Flucht verlorenen Verwandten ebenso an wie Integrations- und Sprachkurse.
Das Selbstwertgefühl stärken und Kennenlernen erleichtern
Zusammen an einem Tisch sitzen: Im Backcafé ist das für die unterschiedlichsten Nationen kein Problem.
Die neue Inforeihe will aber noch mehr erreichen. Das Selbstwertgefühl soll gestärkt und das gegenseitige Kennenlernen erleichtert werden. Der erste Veranstaltungstag machte mit einem Musikabend bereits einen vielversprechenden Anfang. Denn das Instrument, aus dem Erfan Barooghi bezaubernde Töne hervorholte, ebnete zweifelsfrei den Weg für die gegenseitige Annäherung. Bereits als Kind lernte der junge Perser das uralte iranische Instrument zu beherrschen. Sein Vater, ein Instrumentenbauer, brachte ihm die Kunst bei. Nicht nur das. Das Kanun, auf dem er am Samstag spielte, hatte er gemeinsam mit seinem Vater selbst gebaut. Sogar die filigranen Schnitzereien waren mit den eigenen Händen hergestellt.
Faszinierend ist die Musik mit dem uralten iranischen Instrument. Das half am Samstag, manche Hemmung zu überwinden.
Die nächste Veranstaltung am 12. September dreht sich um 18 Uhr in der Backinsel rund um Asylrecht. Dann wir ein Rechtsanwalt alle Fragen klären. Am 17. September wird eine Infoveranstaltung mit einer Frauenärztin und Schwangerschaftsberatung um 15 Uhr in den Räumen der AWO an der Präsidentenstraße 67 angeboten. Am 29. Oktober steht Puppentheater für Kinder um 11 Uhr in den AWO-Räumen auf dem Programm. Anfang Oktober ist eine Schuldnerberatung vorgesehen und am 29.11. begrüßen die Kinder um 17 Uhr den Advent.
Aleppo Bergkamen: Großes Interesse an der künstlerischen Verarbeitung des Flüchtlingsdramas
Wer will schon bei dieser Hitze ein Museum besuchen? Diese bange Frage stellten sich alle, die an der Ausstellung „Aleppo Bergkamen – Unterwegs von A nach B“ mitgewirkt hatten. Sie wurde am Freitagabend in der städt. Galerie „sohle 1“ durch Bürgermeister Roland Schäfer eröffnet.
Ausschnitt aus einem Bild von Houssam Ayoub.
Die Sorge, die Außentemperatur von 36 Grad und mehr, könnte sich negativ auf den Besuch der Eröffnungsveranstaltung auswirken, stellte sich als unbegründet heraus. Die Bilder von den kriegerischen Auseinandersetzungen um die Oberhoheit über die syrische, Jahrtausende alte Kulturmetropole Aleppo beherrschen zurzeit die Nachrichten der Fernsehsender. Sie haben das Interesse an dieser bemerkenswerten Kunstausstellung mit Arbeiten des Künstlers Houssam Ayoub aus Aleppo, der Künstlerin Rita Viehoff und des Holzbildhauers Holger Hülsmeyer zusätzlich geweckt.
Größter Teil der syrischen Flüchtlinge will zurück in die Heimat
Gesprächsrunde mit der Journalistin Claudia Berlemann (3.v.l.)
Fast 600 Flüchtlinge leben zurzeit in Bergkamen und werden durch Mitarbeiter des Sozialamts betreut. Die größte Gruppe stammt aus Syrien. „Die meisten wollen nach dem Ende des Kriegs in ihre Heimat zurückkehren“, berichtete Bürgermeister Roland Schäfer in seiner Begrüßungsrede. Nach der Auflösung der Landeseinrichtung am Wellenbad rechnet er damit, dass ab der Jahreswende weitere 220 Flüchtlinge aufgenommen werden.
In einer Gesprächsrunde mit der Journalistin Claudia Berlemann erklärten die Künstler die Motive für ihre Kunstwerke, die bis zum 7. Oktober in der „sohle 1“ zu sehen sind. Übereinstimmend betonten sie, dass die beiden Workshops am Donnertag und Freitag im Kaufland-Leerstand mit Schulklassen, in den auch Flüchtlingskinder unterrichtet werden, ihnen sehr viel Spaß gemacht haben. Einige der in den Workshops entstandenen gemalten „Selfies“ wurden in der „sohle 1“ in natura gezeigt. Dazu gab es eine Beamer-Präsentation über diese Workshops. Die syrische Fotografin Roshan Chehadeh, die auch als Flüchtling in Bergkamen lebt, hatte diese Kunstaktion dokumentiert.
Houssam Ayoub
„Bäcker“ Houssam Ayoub mit Bürgermeister Roland Schäfer.
Bei dieser Vernissage spielt die Gruppe „Akustik“ traditionelle und moderne orientalische Musik. In der Pause konnten die Ausstellungsbesucher traditionelles syrisches Gebäck und Torten probieren, die Houssam Ayoub vorher gebacken hatte. Houssam Ayoub floh zusammen mit seiner achtjährigen Tochter Lin und seiner Mutter aus Aleppo. Sie nahmen den lebensgefährlichen Weg über das Mittel und über die Balkanroute. Seit elf Monaten lebt er in Bergkamen.
Mitarbeiter des Bergkamener Sozialamts entdeckten seine künstlerischen Fähigkeiten. Er hatte in Aleppo nicht nur Informatik, sondern anschließend Grafikdesign an der Universität studiert. Dass Sozialamt nahm Kontakt auf zu Kulturdezernentin Simone Schmidt-Apel. Daraus entstand die Idee zu dieser besonderen Gemeinschaftsausstellung mit der Künstlerin Rita Viehoff und dem Bildhauer Holger Hülsmeyer. In seinen Bildern verarbeitet er die Schrecken des Krieges und die der Flucht über viele tausend Kilometer. Doch zur Ruhe kommt er nicht: Er musste seine Frau und seine beiden anderen fünf- und zehnjährigen Kinder zurücklassen. Nach der Verschärfung der Flüchtlingsgesetze durch die Bundesregierung sieht er die Hoffnungen schwinden, das sie bald nachfolgen könnten. Die Sehnsucht nach ihnen wird auch nicht durch die täglichen Telefonanrufe gestillt.
Rita Viehoff
Mit dem Flüchtlingselend und dem Massensterben auf dem Mittelmeer wurde Rita Viehoff vor zwei Jahren während eines Marokko-Aufenthalts konfrontiert. Sie sah dort, wie Tausende von Flüchtlingen die Zäune der spanischen Enklaven in diesem nordafrikanischen Land belagerten. Oft vergeblich versuchten sie diese Absperrungen als ersten Schritt zum rettenden Europa zu überwinden. Was bleibt, ist der gefährliche Weg übers Mittelmeer. Unzählige kamen während der Überfahrt um. An sie, die vielen namenlosen Fluchtopfer, will sie mit ihren Arbeiten, die in der Galerie „sohle 1“, uns erinnern.
Holger Hülsmeyer
Die Holzskulpturen von Holger Hülsmeyer sind nicht extra für diese Ausstellung entstanden. Der Künstler arbeitet mit der eher grobschlächtig anmutenden Kettensäge seine Figuren aus den Holzstämmen. Auch sie zeigen Not und Elend, aber auch, dass Menschen in solchen Situationen eine Würde haben.
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Anfang September beginnt die Auflösung der Flüchtlingsunterkunft am Wellenbad
Die Planungen des Landes für die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen im Regierungsbezirk Arnsberg sehen für Bergkamen vor, dass die Flüchtlingsunterkunft am Wellenbad ab Anfang September geräumt wird. Beigeordnete Christine Busch geht davon aus, dass die letzten Flüchtlingen Mitte bis Ende September diese Einrichtungen verlassen werden.
Von der Stadt Bergkamen werden zurzeit nicht ganz 600 Flüchtlinge betreut werden. Diese Zahl ist rückläufig, weil bei einigen Flüchtlingen die Anerkennung erfolgt ist und sie in andere Städte oder Gemeinde gezogen sind. Eine Reihe hat aber auch freiwillig den Rückweg in die Heimat angetreten, nachdem ihnen klar geworden ist, dass ihr Asylantrag keine Chance hat, für sie positiv beschieden zu werden. Christine Busch rechnet damit, dass die ersten „neuen“ Flüchtlinge Bergkamen im Dezember dieses Jahres zugewiesen werden. Dan sei der Bonus, den die Stadt wegen der zentralen Flüchtlingsunterkunft des Landes erhalten habe, aufgebrauch, erklärte die Beigeordnete.
Der Rückgang der Flüchtlingszahlen führt dazu, dass auch in NRW weniger Unterkünfte für Geflüchtete gebraucht werden. Derzeit gibt es in Nordrhein-Westfalen 62.000 Plätze in den Flüchtlingsunterkünften des Landes. Im Regierungsbezirk Arnsberg ist in den 24 Einrichtungen Platz für 14.256 Menschen.
Landesweit soll die Zahl auf 50.000 Plätze reduziert werden. Davon sollen 35.000 aktiv genutzt werden. 10.000 Plätze sollen in Einrichtungen vorgehalten werden, die im Bedarfsfall innerhalb weniger Tage wieder aktiviert und genutzt werden könnten.
Zusätzlich werden Flächen vorgehalten, um schnell und flexibel weitere 5.000 Unterbringungsplätze schaffen zu können. Es wird eine gleichmäßige Verteilung der Kapazitäten auf die einzelnen Regierungsbezirke unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit angestrebt. Vor diesem Hintergrund werden die aktuellen Planungen fortlaufend überprüft und angepasst.
In diesem Zusammenhang sollen die noch bestehenden Notunterkünfte abgebaut und durch Regeleinrichtungen (Erstaufnahmeeinrichtungen und Zentrale Unterbringungseinrichtungen) ersetzt werden.
Im Regierungsbezirk Arnsberg wird es nach der aktuellen Planung des Landes zukünftig 1.900 Plätze in Erstaufnahmeeinrichtungen in Bad Berleburg sowie Unna-Massen und 5.300 Plätze in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen in Bochum, Hamm, Meschede, Möhnesee, Olpe, Rüthen, Soest sowie Wickede geben. Die Veränderungen sollen insgesamt bis zum 31. Dezember, umgesetzt sein
Hochzeitspaar kam wie bestellt zur Eröffnung der Ausstellung „Glückauf in Deutschland“
Es war reiner Zufall, der aber eine gewisse Symbolkraft hat: Der ehemalige NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider sprach gerade bei der Eröffnung der Ausstellung „Glückauf in Deutschland“ über Integration, als ein Hupkonzert zu hören. Anschließend ging ein Brautpaar samt Hochzeitsgesellschaft zielstrebig auf den Eingang des Bergkamener Rathauses zu.
Die Besucher der Ausstellungseröffnung bildeten sofort eine Gasse, als das Hochzeitspaar Daniela und Volkan Durma mit ihren Gästen zum Rathauseingang gingen.
Wie sich schnell herausstellte, war es eine deutsch-türkische Hochzeit. Die Besucher der Ausstellungseröffnung bildeten sofort eine Gasse für das neue Glück. Noch bevor sich die Rathaustüren öffneten, gab es Glückwünsche vom Ex-Minister und von Bürgermeister Roland Schäfer. Dazu spielte das Werksorchester Bergwerk Ost einen Walzer für Daniela und Volkan Burna.
Murtaza Karaoglu
Applaus erhielten die beiden auch von einem der Hauptdarsteller der neuen Ausstellung im Foyer des Rathauses, Murtaza Karaoglu. Er kam 1964 mit den acht anderen portraitierten Männern als Jugendlicher aus der Türkei ins Ruhrgebiet, um im Bergbau eine Lehre zu starten. Die türkischen Jugendlichen wurden in verschiedenen Pestalozzidörfern in Dortmund und Castrop untergebracht, einige auch in deutschen Familien. Am 1. April 1965 begannen sie ihre Lehre an den Berufsschulen der Zechen Hansa, Germania, Erin und Emscher-Lippe, legten die Knappen- und Facharbeiterprüfung ab und wurden später Techniker, Ingenieur oder Steiger. Auch ein Betriebsrat ist unter ihnen.
Guntram Schneider
Murtaza Karaoglu zog 1977 nach erfolgreichem Abschluss seines Ingenieurstudiums nach Bergkamen und arbeitete zuletzt auf Monopol. Von Anfang an engagierte er sich in sozialen Initiativen. Er betreibt immer noch begeistert Sport. In seinen besten Jahren zählte er zu den bekanntesten Ringern in Nordrhein-Westfalen.
Guntram Schneider erinnerte daran, dass diese jungen Türken die großen Lücken in den Ausbildungsbetrieben der Ruhrzechen geschlossen hätten. Deutsche Jugendliche waren in den 1960er Jahren nur in sehr geringer Zahl für eine Lehre auf dem Pütt zu begeistern gewesen.
Zur aktuellen Integrationsdiskussion erklärte der Exminister, dass von den Migranten eine Loyalität zur Verfassung und zu den Gesetzen verlangt werden können, es sei aber albern von ihnen zu fordern, bei einem Fußballspiel Deutschland gegen die Türkei nur für die deutsche Mannschaft zu jubeln. Die Folgen der Migration betrachtet der bekennende Gourmet auch aus einem ganz speziellen Blickwinkel: „Ohne die Migranten gäbe es bei uns weiterhin nur Frikadellen, Kohlrouladen und Schnitzel.“
Werksorchester des Bergwerks Ost
Vorab wurde seiner Begrüßung deutlich, dass Bürgermeister Roland Schäfer manche Auswüchse der öffentlichen Integrationsdiskussion nur noch satirisch betrachten. So erinnerte er in einem kurzen historischen Rückblick an die 1920er und 1930er Jahre in Bergkamen. Damals seien auch Menschen gekommen aus einem bitterarmen Land, mit fremden Gebräuchen und einer für das evangelischen Westfalen fremden Religion: die Bayern. Inzwischen seien bestens integriert, lobte der Bürgermeister.
Auf einen „wunden Punkt“, der auch heute noch nicht verheilt ist, wies die Kuratorin der Ausstellung Dr. Viktoria Waltz vom Verein für Internationale Freundschaften bei der Ausstellungseröffnung vor dem Rathaus hin: auf das Los der sogenannten „Pestalozzi-Mütter“. Sie betreuten neben ihren eigenen Kindern bis zu sechs Bergbaulehrlinge. Von dem Geld, das sie dafür bekamen, mussten sie die Verpflegung und andere Kosten bestreiten. Unterm Strich blieb nicht viel übrig. Besonders schlimm empfindet sie, dass ihnen Zahlungen in die Sozialkassen verweigert wurden. Das heißt: Trotz der harten Arbeit bekommen sie dafür heute keine Rente. „Ihr seid doch über eure Männer versichert“, hatten damals die Bergbau-Unternehmen erklärt, was sich oft genug als Irrtum erwies.
Dr. Viktoria Waltz will nun die „Pestalozzi-Frauen“ und ihre Schicksale in den Mittelpunkt einer weiteren Ausstellung rücken. Guntram Schneider hatte vorher diese Ungerechtigkeit, was diesen Frauen widerfahren ist, kritisiert und wird die Kuratorin bei ihrem Vorhaben unterstützen.
Sollte es diese Ausstellung über Pestalozzi-Frauen geben, dann muss sie auch in Bergkamen gezeigt werden. Denn auch hier gab es ein Pestalozzidorf, und zwar an der heutigen Schulstraße in Weddinghofen. Wer mehr über das Pestalozzidorf und über „Gastarbeiter“ aus der Türkei wissen möchte, wird im Stadtmuseum fündig. Dort gibt es für 4,50 Euro ein reichlich bebildertes Heft mit dem Titel „Es war mehr als Kohle – 125 Jahre Bergbau in Bergkamen“.