Purer Klassikgenuss vor traumhafter Römerkulisse mit Licht, Regen, Historie und Stimmgewalt

Regenschirmeinlage vor vollen Rängen und traumhaft beleuchteter Holz-Erde-Mauer.

Mit neuzeitlichen Füßen ist die Rampe der römischen Holz-Erde-Mauer zu erklimmen, ist generell nicht gerade leicht. Die Sopranistin Eva Lind schaffte das Spielend mit beachtlichen Absätzen im Abendkleid. Zuvor hatte sie mit Claudia Hirschfeld und Tenor Johannes Groß im feinen Opern-Gewand die Wiese bewältigt und den Graben überwunden. Das Trio des Klassik-Open-Air ist schon überall in der Welt mit allen erdenklichen Operngrößen aufgetreten. Die Bergkamener Bühne in einiger Höhe ganz aus Holz und Erde inmitten von Wiesen und Bäumen dürfte aber auch für sie einzigartig gewesen sein.

In feinen Opernhäusern und mit Stöckelschuhen hinauf auf die Mauern-Bühne.

Umkleiden im Fachwerk des römischen Torhauses bzw. im Container, erfrischen und einsingen in der römischen Taverne: Kurios ging es schon los bei diesem ganz besonderen Klassik-Erlebnis. Wo vor 2000 Jahren die Signalhörner von der Mauer döhnten, schraubten sich jetzt erstklassige Sopran- und Tenor-Töne in sagenhaften Höhen. Die Römer hatten nicht schlecht gestaunt über das All-Inklusive-Klavier von Claudia Hirschfeld neben dem Aussichtsturm, die im Vor- und Hauptprogramm ein ganzes Orchester aus dem Wunderwerk herausholte. Außerdem spielen sie sämtliche Stücke auswendig aus dem Kopf.

Die Beleuchtung sorgte für eine ganz besondere Stimmung im Römerpark.

Als schließlich auch noch die unzähligen Flutlichter in allen Farben richtig zur Geltung kamen, waren die Bergkamener samt Hauptakteuren endgültig restlos hingerissen. Da störten auch die gelegentlichen kurzen Regenschauer nicht. Eva Lind brachte ihr Frühlingsstimmenlied unbeeindruckt im strammen Regenguss zu Ende und sprang erst mit dem Applaus unter den schützenden Baldachin. Johannes Groß schnappte sich kurze Zeit einen Regenschirm und marschierte mitten ins Publikum, um alle zum Mitsingen zu animieren. Würstchen und Rotwein waren auch schon zufällig ausverkauft. Dann gab es eben Grillspieße, Canapés, Cocktails um Bierchen, um dieses Erlebnis anständig zu verdauen.

Ausflüge in die Handwerkerbehausungen der Vergangenheit

Ein stimmgewaltiges Duo: Johannes Groß und Eva Lind.

Nach der Zirkusprinzessin, musikalischen Ausflügen nach „Wien, nur du allein“ und zu den blühenden Bäumen im Prater, Donner und Blitz in der Polka, Liebesgrußerinnerung mit „Vergissmeinicht“ und tausend kleinen singenden Engeln boten sich in der Pause noch einen besonderen Höhepunkt. Der einzige verbliebene Germane des historischen Römerpark-Teams vertrat seine durch einen Unfall verhinderten Kollegen mit großzügiger Gastfreundschaft und ließ die Besucher in seine noch nicht ganz fertige Handwerkerbehausung schauen. Die Bemalung am nur teilweise verputzten Fachwerk fehlt zwar noch. Bett, Schrank, Hausaltar und Tisch sorgen aber schon für heimelige Stimmung direkt neben der Werkstatt für die Schmiede und Dachdecker.Und hier waren die Besucher auch vor den gefräßigen Mücken sicher, vertrieben von echtem Weihrauch aus dem Oman.

Der „Deutsche Tenor“ in voller Aktion.

Die lustige Witwe, das Land des Lächelns, „La donna è mobile“ und Beethovens Ode an die Freude aus der 9. Symphonie: Es geht auch anschließend fröhlich durch alle großen Opern und Operetten. Johannes Groß zeigte beim Paradestück „Nessun dorma“ aus Puccinis „Turandot“, warum er die deutschen Tenöre gegründet und mit Stars auf weltweiten Bühnen gestanden hat. Der Dortmunder bezähmte seine zuvor beschworene Panik und brachte restlos saubere, beeindruckende Stimmgewalt hervor. Spontaner Jubel war der Lohn. Stehende Ovationen gab es auch für Eva Lind mit glockenhellem Sopran – auch sie stand schon mit Größen wie Pavarotti auf der Bühne. Mit „O sole mio“ ging es in die erneut leicht regenerierten Zugaben. Die Bergkamener klatschen und sangen begeistert mit.

Heimelige Stimmung auch in den historischen Handwerkerbehausungen.

Auch die Anekdoten am Rande versüßten den Abend. Von Ruhrgebietlern auf Kreuzfahrtschiffen, die aus Kamen die ersten echten Ruhrgebietsopern machten und von Johannes Groß spontan in den spanischen Bergen in Bergkamen verortet wurden. Gewürzt von Walzertänzen auf der Römermauer. Zwischendrin gab es Selfies mit den Stars und die Besucher erinnerten sich begeistert an die alten Opernplatten aus dem Erbe der Großmutter – „das sind sogar noch Schellack-Exemplare dabei“, erzählte ein frischgebackener neuer Opernfan. Oder man sicherte sich Exemplare der ersten Honigernte aus dem Römerpark, die erst vor kurzem eingelagert wurde.

Ein rundum vielseitiger, überraschender, akustisch wie optisch bezaubernder Abend, der in Erinnerung bleibt.

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Zaubershow und gewaltiges Physikexperiment lassen es im Römerpark knallen

Es knallte gewaltig am Freitag im Römerpark

Da staunten auch die Germanen auf der Holz-Erde-Mauer im Römerpark nicht schlecht. Sprechende Schafe, entblößte Zauberkünstler und knallende Physik-Experimente gab es direkt nebenan. Dort, wo sonst die Gladiatoren in der Arena die römischen Soldaten unterhielten, bot das erste Kulturpicknick der Sommersaison am Freitag moderne Unterhaltung der Jetztzeit.

Auch die Grashügel mit den Resten der Lagerumwehrung verwandelten sich in eine große Picknickfläche.

Dafür schleppten die Bergkamener massenhaft Kissen, Picknickdecken und Picknickkörbe heran. Denn es hat sich längst herumgesprochen, dass im Römerpark in jedem Sommer etwas Außergewöhnliches geboten wird. Auch die unterirdischen Reste der einstigen römischen Lagerumwehrung verwandelten sich deshalb in eine dicht bevölkerte Picknickfläche. Für diesen Abend wurden die Grashügel spontan in „Beas Hügel“ umbenannt. Bea das Geburtstagskind hatte sich hier erhoben, um ein Geburtstagsständchen aller Besucher zu genießen. Dirigiert wurde es von jemandem, der schon alle erdenklichen Preise für seine Künste bekommen hat. Julian Button ist mehr als nur ein Zauberer. Er kann Schattenspielen, ist Musicaldarsteller und ist generell nicht auf den Mund gefallen.

Striptease vom Zauberer.

Das präsentierte er zum Aufwärmen in vollen Zügen. Mit haarsträubenden Vorhersagen der im Publikum gedachten Zahlen, flinken Karten- und verknäulten Seiltricks. Und mit einem Striptease der anderen Art. Unter dem schicken Anzug holte er exakt jene Supermann-Unterhosen samt Hosenträgern hervor, die er zuvor in Miniaturform aus der Schachtel gezaubert hatte. Der eigentliche Star war jedoch Pepe, das sprechende Schaf. Das fuhr mit flotten Sprüchen in einem ferngesteuerten Bollerwagen herum, verteilte Popcorn und Gürteltaschen und hatte für jedes Gespräch einen passenden Kommentar. „Hol mal deinen Vater her, ich muss mal mit ihm reden“, sagte er zu einem verdatterten Jungen. Woher Pepe wusste, was um ihn herum gesprochen wurde, bleibt sein Geheimnis. Die Antworten kamen immer live und direkt.

Da brauchte es starke Nerven für das Experiment mit Wasser und Luftballon.

Bei den meisten im Publikum gab es nur dunkle Erinnerungen an die geheimnisvollen Kräfte von Wasserstoff, Stromkreisläufen, Stickstoff, Laserstrahlen und Zentrifugalkräften. Entsprechend groß war der Schrecken, wenn die Physikanten in der anschließenden Show mit einfachen Gießkannen für einen lauten Knall sorgten und ein ganzes Metallfass deformierten. Mit Laserstrahl und Kamm entstand ein flotter Musik-Rap, der Bierdeckel blieb wie durch ein Wunder am umgedrehten Wasserglas kleben und Kinder hielten sich an den Händen, um als geschlossener Stromkreislauf Musik abzuspielen. Sogar ein Hund wurde mit der Startrampe in den Bergkamener Weltraum abgeschossen. Ob die Staubexplosion dort so gut ankam, wo immer noch mit Jahrestagen des gewaltigen Grubenunglücks mit ähnlicher Ursache gedacht wird, sei dahingestellt.

Autozylinder, flüssiger Stickstoff, Luftballons, verknotete schwebende Männerleiber aus dem Publikum: Hier kamen ganz alltägliche Dinge zum Einsatz, die völlig zweckentfremdet Erstaunliches bewirkten. Ein ebenso lehrsamer wie unterhaltsamer Abend, der Lust auf mehr machte. Übrigens auch mit der Möglichkeit, über das zukünftige Kulturangebot in Bergkamen mitzuentscheiden: Es gab Stifte und Bögen, um seine Meinung zu beurteilen. Am 21. Juli sind um 19 Uhr die Aristokraten beim nächsten Kulturpicknick an der Reihe, dann mit Varieté.

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Der Hafen platzt am 2. Festtag aus allen Nähten und flammt mit Burning Heart auf

Randvoller Hafenplatz zu Topact mit Burning Heart.

Sie ist überall dort, wo Burning Heart auch sind. Der Rollstuhl hält sie dabei in keiner Weise auf. Heute ist sie mit einer Extra-Tour der AWO in die Marina Rünthe gekommen. Dort spielt ihre Lieblingsband den Haupt-Act auf dem 2. Tag des Hafenfestes. Iris hat wieder ihren Platz direkt vor der Bühne. Nur dort hat sie mit dem Rollstuhl überhaupt eine Chance in der Menge. Denn der Hafenplatz ist schon weit vor 20 Uhr randvoll.

Gut gelaunte Burning Heart-Stars.

Iris häkelt noch in aller Ruhe, bis die Jungs von Burning Heart auf die Bühne kommen. „Dafür ist immer Zeit“, sagt sie und lacht. Sie kennen die Abläufe in- und auswendig. Wenig später ballt sie den Faust und singt laut mit, kaum dass die ersten Seiten auf den Gitarren angeschlagen sind. Sie kennt jedes Lied, jede Note, jede Textzeile. „Die sind einfach gut“, schreit sie gegen die Menge. Die hat inzwischen geschlossen, die Arme gereckt, schwingt sie wie ein Meer im Takt und in der untergehenden Sonne. Es ist Burning Heart Time.

Ein Flyboard hebt ab.Zuvor stand noch das Wasser im Mittelpunkt. Weniger als in den Jahren zuvor, aber immerhin. „Dort ist etwas auf dem Wasser, da müssen wir hin“, hörte man die unablässig auf- und abströmenden Besucher rufen. Hier hob ein Flyobard ab, dort stach ein Water-Bike in See. Dazwischen blitzten winzige Powerboote mit atemberaubendem Tempo auf den Wellen des Kanals herum. Das THW kam nicht mehr hinterher, die vielen Interessenten in ihren Booten auf einer kleinen Hafenrundfahrt mitzunehmen. Und dann waren die Fischer an der Reihe.

Das Fischerstechen ist beliebt und garantiert klitschnass.

8 Mannschaften hatten sich gefunden, um mit dick gepolsterten Spießen beim Fischerstechen gegeneinander anzutreten. Manche hielten sich nur mit Mühe auf dem extrem schmalen und weit über die Bootskante hinausragenden Steg. Einer fällt sogar kurz vor dem eigentlichen Duell einfach so ins Wasser. Der Gegner tat es ihm danach aus Solidarität nach. Schließlich zählte hier vor allem der Spaß, wenn es darum ging, den anderen mit dem Spieß ins Wasser zu stoßen. Klitschnass waren eigentlich alle. Und das Publikum bejubelte jedes einzelne Team, das hier unter der Moderation von Lothar Baltrusch antrat.

Mobile Bands waren auf dem gesamten Hafengelände unterwegs.

Der Rest spielte sich auf dem Festland ab. Vor allem richtig viel gute Musik auf den drei Bühnen oder mit mobilen Bands in der Menge. Viel Spiel und Spaß für Kinder etwa mit dem Hafenlauf zum Auftakt des 2. Festtages, mit der Schatzsuche, im Piratenland oder im Spieleparadies mit Steckenpferden, Bungee-Jumping und unendlich vielen anderen Abenteuern. Zahllose Eis- und Speisebuden sorgten für das leibliche Wohl. Die Feuerwehr hatte ebenso einen Entdeckungsparcours aufgebaut wie das THW oder die DLRG und Bundeswehr. Auf der Hauptbühne gab es Tanz für alle – und vor allem Informationen von einzelnen Vereinen und Verbänden oder von der Stadt Bergkamen selbst.

Voll war es den ganzen Tag über. Überfüllung drohte jedoch am Abend mit Burning Heart, die einfach nur restlos glücklich waren, „endlich wieder nach vier Jahren Pause vor unserem Stammpublikum zu spielen – Ihr seid einfach großartig!“ Am Sonntag geht es weiter – wieder mit randvollem Programm vom Shanty-Festival über Wasserski bis zum Spaß für die ganze Familie und prallem Musikangebot.

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Hafenfest kommt mit viel guter Laune, Sonne, Musik und Schiffshörnern zurück

Einmaliges Panorama mit Bootsparade zur Eröffnung des Hafenfestes.

Sie brauchen mehrere Anläufe mit den Paddeln, bis die Boote überhaupt auf die gleiche Höhe kommen. Dann sind noch ein paar Versuche nötig, bis sie in direkter Linie aufeinander zu gleiten. Zu langsam, denn die Fischer fallen mit ihren „Spießen“ ins Wasser, bevor sie sich berühren. Beim nächsten Mal klappt es schon besser. Trotzdem landen beide Parteien gleichzeitig im noch ziemlich kalten Hafenbecken. Die Proben für das Fischerstechen laufen auf beim Hafenfest auf Hochtouren.

Training für das Fischerstechen mit viel Spaß und guter Laune.

Die beiden Fischer lachen, rufen und schreien. „Das ist jetzt wohl mehr ein Riesenspaß als ein wirkliches Training“, lacht auch die Betreuerin der Stadt Bergkamen mit. Sie begleitet die sechs jungen Franzosen aus der Partnerstadt Gennevilliers. Die sind eigens aus Frankreich angereist, um beim Hafenfest dabei zu sein. Sie gehören zu einer Gruppe von Jugendlichen, die sich regelmäßig in Jugendzentren in der Partnerstadt treffen. „Wir haben dort gefragt, ob es Interesse gibt – und hier sind sie“, sagt die Bergkamener Betreuerin. „Ihr müsst versuchen, ein bisschen schneller zu paddeln“, ruft sie der munteren Truppe im Hafenbecken zu. Doch die jungen Frauen und Männer hören sie nicht. Sie haben einfach nur Spaß.

Die Boote laufen bei der Parade in die Marina ein.

Im Hintergrund sind bereits die großen Boote in Aufbruchstimmung. Tag 1 des Hafenfestes bedeutet auch: Es ist die große Stunde der Boote, die in der Marina liegen. Bei der Bootsparade zeigen sie sich in ihrer ganzen Pracht – mit Girlanden, winkender Besatzung und Schiffshörnern. In einer langen Schlange läuft sie eines nach dem anderen langsam im Hafen ein – begrüßt von den anderen Booten und den winkenden Besuchern. Die sind allesamt schlicht gut gelaunt bei angenehmen Temperaturen und meist strahlender Sonne. „Man merkt an allen Ecken und Enden, dass sich die Leute nach der langen Corona-Pause einfach nur freuen, dass wir mit dem Hafenfest wieder da sind“, sagt eine Mitarbeiterin des Stadtmarketings, die sämtlich Schiffe notiert, während sie die Hafeneinfahrt passieren. „Alle wollen einfach nur feiern, eine gute Zeit haben und sich treffen.“

Gute Show und handfeste mit Musik bot der Haupt-Act mit der „Fabulous Music Factory“.

Dafür bot der erste Abend Gelegenheit genug. DJ Marvin legte vor allem Schlager auf. Die Fabulous Music Factory sorgt mit einer glitzernden Reise durch mehrere Epochen-Hit-Geschichten für richtig gute Stimmung. Während die Buden und Stände auf dem übrigen Gelände noch fleißig für den großen Ansturm am morgigen Samstag aufbauten, gab es rund um den Hafenplatz bereits Flammkuchen, Street Food, Eis, Waffeln und Pommes inklusive reichlich flüssiger Begleitung. Und je später der Abend wurde, desto mehr füllte sich der Platz mit den angrenzenden Radparkplätzen. Ein gut gelaunter Auftakt, der ein abwechslungsreiches Wochenende mit maritimem Flair verspricht, mit Fischerstechen, Wasserski, viel Musik und Unterhaltung.

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Das Balu holt große Kleinkunst mit einem bunten Fest auf die Straße

Hohe Akrobatik-Kunst zeigt die Balu-Gruppen auf der Open-Air-Bühne.

„Huch!“, ruft sie und schaut etwas verzweifelt dem Jonglierball hinterher, der gerade seitwärts wegfliegt. Der andere Ball fällt auf den Boden. „Gar nicht so leicht“, sagt die Mutter. Ein paar Minuten später fliegen die beiden Bälle tanzend und synchron zum Dach des Zirkuszelts am Balu empor. „Super“, sagt der Jonglage-Lehrer, der sonst eigentlich Kinder trainiert. „Als Hausaufgabe gibt es jetzt den dritten Ball!“ Der eine Sohn hatte inzwischen das Diabolo traumwandlerisch sicher im Griff. Der zweite Sohn balancierte auf dem Drahtseil, als ob er nie etwas anderes getan hätte.

Huch, das funktioniert ja: Familien entdecken im Zirkuszelt ungeahnte Talente.

Nicht nur diese Familie entfaltete beim Straßenfest der Kleinkunst am Sonntag ungeahnte Zirkus-Talente. Hier konnte sich jeder versuchen und echte Leidenschaften entwickeln – egal ob groß oder klein. Die einen verwandelten riesigen Bausteine ​​in einer Ritterburg. Die anderen wirbelten Stoffbahnen durch die Luft oder Teller auf Stäben herum. Wieder andere versuchten es mit dem Einrad und schauten mit offenen Mündern zu, wie sich Altersgenossen leichthändig zum Handstand in die Höhe streckten – auf nur einer Hand eines Helfers, wohlgemerkt.

10 Jahre Straßenfest mit vielen Highlights

Malen am Motto: „Alles im Fluss“

Zwei Mädchen malten einträchtig die Buchstaben aus, die auf einer großen Leinwand vorbereitet waren. „Alles im Fluss“, stand hier in großen Lettern und war gleichzeitig das Motto des Straßenfestes. Ein Junge ist mit bunter Kreide in der Hand restlos in das Gesicht versunken, das auf dem Asphalt vor dem Balu unter seinen Händen entsteht. Einfach mal ausprobieren, ist ein anderes Motto, das an diesem Tag vor dem Kinder- und Jugendhaus großgeschrieben wird. Streng genommen ist es sogar ein Jubiläum: „Wir haben vor zehn Jahren mit dem Straßenfest begonnen“, erzählt Aurel Islinger. „Wir wollen hier zeigen, was unsere Gruppen alles lernen und können.“ Wir wollen aber auch die Gelegenheit geben, alles einmal selbst auszuprobieren.“ Hätte das Straßenfest keine Corona-Pausen einlegen müssen, es hätte jetzt runden Geburtstag gefeiert.

Zirkus-Künstler „Pompitz“ macht Späße und kann noch weit mehr.

Aber auch so hat sich das Fest längst zum stadtteilübergreifenden Ereignis entwickelt. Die Wiese mit dem Zirkuszelt und der Bühne für die Auftritte der drei Balu-Gruppen war voll. Vor den Zelten mit dem Luftballonkünstler, dem Schminken, Blitzer-Tattoos und Schnellzeichner bilden sich lange Schlangen. Der Zirkuskünstler „Pompitz“ sorgte zwischendrin mit Zauberei, Einrad-Akrobatik und Diabolo-Kunst für Unterhaltung. Ein kunterbuntes Treiben für die ganze Familie, bei dem es viele Abenteuer zu entdecken gab.

Im Balu treffen sich regelmäßig drei feste Gruppen für das Akrobatik- und Trampolin-Training. Außerdem gibt es eine Koch- und Malgruppe. Geplant ist demnächst ein offenes Angebot, bei dem sich alle ganz zwanglos nach Lust und Laune ausprobieren können.

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Städtebauprojekte öffnen sich mit Visionen und Realem

Die Wasserstadt Aden: Im Hintergrund schon in Ansätzen real, auf den Plänen in ihrer zukünftig bewohnten Form.

Die ersten Bewohner sind längst da. Schwäne schwimmen dort, wo der Adensee zumindest in der Silhouette bereits entstanden ist. Frösche quaken, der Kuckuck fliegt herum. Mit dem Plan in der Hand lässt sich erahnen, was hier in naher Zukunft nach langer Planung entstehen soll: „Lebendige Vielfalt am See“, so der Marketingslogan für 300 Wohneinheiten und 13,4 ha Wohnfläche, 7,5 ha Wasserfläche und 4,9 ha Gewerbefläche. Die Wasserstadt Aden nimmt beim Tag der Städtebauförderung in echt und auf den Plänen Gestalt an. Ebenso wie weitere Förder-Projekte. Zum Tag der Städtebauförderung zog es allerdings nur wenige auf die ehemaligen Bergbauflächen und in die Infozelte.

Von oben nimmt die Wasserstadt bereits beeindruckende Formen an.

Wer kam, hatte meist konkretes Interesse. Wie einer, der sich gezielt nach dem Nischenangebot auf der mit 1.322 Mio. Euro geförderten Fläche erkundigte: Die schwimmenden Häuser. Anfragen gibt es viele und regelmäßig für das Wohnangebot, das ab dem nächsten Jahr vermarktet werden soll. Dafür soll es, so die Mitarbeiter der Stadt im Rahmen der Führungen über das Gelände, noch eine neue Marktanalyse geben. Denn vieles hat sich im Vergleich zum Planungsstart erheblich verändert. Die Energieprobleme beispielsweise, die deutlich schmaleren Geldbörsen der Menschen, die Finanzierung allgemein.

Schwäne fühlen sich auf dem rudimentär gefüllten Adensee bereits wohl.

Vor diesem Hintergrund entsteht dort, wo früher der Bergbau voll und ganz das Bild prägte, viel Innovatives. Das Grubenwasserhebewerk der RAG ist aktuell als riesiges Gerüst eine Sehenswürdigkeit. Dort wird eine neue Grubenwasserleitung gebaut, die künftig unter der Wasserstadt hindurch das ständig gepumpte Grubenwasser Richtung Lippe befördert. Inklusive Hochwasserabschlagsleitung, denn auch das ist ein Thema, was brennend aktuell geworden ist. Hinzu kommt die gleichzeitige Nutzung für die Energieversorgung der künftigen Bewohner: Wärme und Kühlung, beides soll mit dem möglich werden, was ohnehin erforderlich ist. Ein Architektenwettbewerb wird das noch schönere, bald 30 Meter hohe Bauwerk mit modernem Fassaden-Design zieren.

Hübsche Aussicht bei bestem Wetter mit Liegestühlen. Leider nur wenig genutzt.

Hier entstehen Grünflächen, Gastronomie, ein Hotel, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten sind am See geplant, der auch eine Gracht samt Grachtenviertel erhalten wird. Die Spundwand zum Kanal wird am Ende herausgebrannt. Dann gibt es eine Verbindung zwischen dem schiffbaren, bis zu 3 Meter tiefen, 840 m langen und 80 Meter breiten See und dem Kanal. Flanieren auf dem Adenboulevard, Radfahren auf dem IGA-Radweg, der direkt daran vorbeiführt, Naherholung auf den Haldenflächen. Es ist verlockend, was hier auf dem Werbematerial längst Formen angenommen hat.

IGA wirft ihre Schatten voraus – vor allem abstrakt

Informationen gab es auch in den Infozelten für die Internationale Gartenausstellung eine Etage höher am Fuße der Haldenlandschaft.

Nur mit Bussen war allerdings am Samstag das Areal erreichbar, das Teil der Internationalen Gartenausstellung der Metropole Ruhr 2027 sein soll – ein Hauptteil, wohlgemerkt. Ein Zukunftsgarten soll gemeinsam mit der Nachbarstadt Lünen entstehen. Noch wächst die Bergkamener Haldenlandschaft immer noch und verändert sich ständig. Bewegung und Erholung sind hier schon jetzt möglich. Fragen unserer zukünftigen Lebensformen sollen hier 2027 beantwortet werden als „Schaufenster“ und „Labore“ neben dem Schwerpunktthema Gärten. Der IGA-Radweg wird ein wichtiger Baustein sein, um die Halden samt „Willkommensbereich am Kanal“ mit der Wasserstadt, dem Bereich um den Volkspark Schwansbell, Seepark Horstmar und Preußenhafen mit der Lünener Innenstadt zu verbinden. Wie das alles praktisch aussehen soll, ist aktuell noch reine Abstraktion und Theorie.

Auch für eine spontane Besuchergruppe aus Münster, die eigentlich ein Boot aus der Nachbarstadt abholen wollte. Das klappte allerdings nicht. Die freie Zeit nutzte sie für einen Ausflug in die Wasserstadt. „Wir haben die Planungen mitbekommen, als wir einen Liegeplatz in der Marina hatten“, erzählen sie. Sie haben die landschaftlichen Veränderungen direkt mitbekommen. „Es ist schon spannend zu sehen, wie es jetzt wieder ein Stück weitergeht.“

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Freche Püppchen erobern das Herz der Bergkamener mit famosen Bauchgesängen

Zwei echte Kontraste aus ein und demselben Bauch: Kanalratte Kalle und Puppenmutter Murzarella.

Sie hatten allesamt ein irgendwie geartetes Alkoholproblem, einen Hang zum Singen und interessante Frisuren. Es füllten gleich mehrere Hauptdarsteller am Freitag die Bühne des Studiotheaters. Eines hatte sie alle gemeinsam: Sie waren aus Gummi, rotzfrech und hatten die gleiche Stimme. Selbst wenn sie den falschen blau-weißen Fan-Schal trugen, wuchsen sie dem Publikum zusammen mit Puppenmutter Murzarella restlos ans Herz.

Kakadu Dudu und Frau Adelheid als Königin der Nacht: Zwei weitere Geschöpfe, die beeindruckende Bauchgesänge beherrschten.

Keine Frage: Sabine Murza hat eine echte „Röhre“. Wenn sie singt, wird es erst mucksmäuschenstill und Münder bleiben offenstehen. Dann dauert es nach minutenlang gehaltenen höchsten Tönen nicht lange, und die Zuhörer brechen lauthals in Begeisterung aus. Eigentlich bräuchte sie auch die Begleitung nicht, die sie widerspiegelt an ihre Seite bzw. auf ihrem rechten Arm holt. Der unverblümte Kakadu „Dudu“, die ältliche Managerin Frau Adelheid und die strunkelige Kanalratte Kalle: Sie alle haben ganz spezielle Charaktere, Themen und Eigenheiten. Vor allem sprechen sie alle aus dem Bauch von Sabine Murza, und das auf höchst beeindruckende Weise.

Echt oder doch vom Band? Murzarella im Dialog mit Dudu.

„Das kommt doch vom Band“, vermutete jemand flüsternd in den ersten Reihen, als der Vogel aus der Kiste auch in ungeahnten Stimmlagen zu singen begann. Nachdem die Brille aus der Tasche gekramt war und das Geschehen näher inspiziert wurde, war klar: „Die macht das ja wirklich alles selbst!“ Unglaublich!“ Man musste tatsächlich sehr genau hinschauen, um winzige Bewegungen der Stimmbänder unter dem Kinn zu erkennen. Dudu krächzte beachtlich und reifte sich mehr als despektierlich über Celluliteschenkel und Wechseljahre. Frau Adelheid flötete auf der Suche nach ihrem Hüfthalter schrill in die Menge und entdeckte den armen Heinz, den sie „von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ gleich in ihre Garderobe einlud. Und Kanalratte Kalle prollte im Ruhrpott-Dialekt auf dem Hardrock-„Highway to hell“.

Schockverliebtes Publikum holt sich Endlos-Zugaben

Mit Mozart und Opernstar Frau Adelheid ging es in die beeindruckendsten Höhen des Abends.

Eine Mischung, die gewagt war und zunächst ein wenig Gewöhnung brauchte. Doch spätestens als sich die beschwipste Frau Adelheid in die Königin der Nacht verwandelte und den Zauber von Piräus mit dem verschwundenen Dimitrios besang, waren die Bergkamener schockverliebt. Von Wanne-Eickel ging es mit Aquadermitis und veganem Grill nahtlos in einem heftigen Queen-Medley. Und das Gesangs-Duell mit Dudu war ein mitreißender Streifzug durch höchsten Jazz-Genuss im schockierenden direkten Vogel-Schlager-Kontrast. Keine Frage, dass die einzige Darstellerin aus Fleisch und Blut hier haushoch gewann.

Ganz schön frech: Schalke-Star Kalle hatte es faustdick hinter den angenagten Rattenohren.

Ungereimtheiten tauchen angelehnt an den Titel des Programms höchstens im nicht gesungenen Dialog mit den Puppen auf. Die Plauderei reichte von Tante Olgas Entziehungskur, Autotuning, Chlosterin-Problemen und Baumarkt-Songs bis zum Gesangsdurchbruch und zur Solo-Karriere als Reinkarnation von Frank Sinatra. Die Bauchgesänge waren dagegen ein echtes Erlebnis. Ein origineller Abend mit vielen Überraschungen und grenzenlosem Staunen. Das Leid der blonden Hauptakteurin im letzten Helene-Fischer-Vergleich wurde dann auch nicht erst nach einer „Atemlos“-Einlage mit Dauerapplaus, Jubel, Standing Ovations und mehreren Zugabeaufforderungen entschädigt. Die Bergkamener lagen ihr und ihren Bauch-Geschöpfen am Ende wehrlos zu Füßen.




Der Nordberg blüht zur BlumenBörse frühlingshaft auf

Blumiger Walkingakt, der in der Frühlingssonne für gute Laune sorgt.

Der Kinderbollerwagen ist jetzt blockiert. Der Nachwuchs muss zu Fuß gehen. Ein mächtiger Wein rankt aus dem Innenleben heraus. „Den musste ich einfach haben. Der soll jetzt auf unserem Balkon an den Seitenstreben hochwachsen“, sagt die frischgebackene Wein-Besitzerin und die Großmutter nickt bedächtig. Auch der Nachwuchs verpflichtet begeistert bei. Dafür geht man gern zu Fuß. Auf der BlumenBörse is es sowieso viel zu viel zu enden, da sind die Füße besser als Räder.

Gurken und Tomaten hatten Hochkonjunktur – zusammen mit allem, was blüht.

Einer schleppt eine ganze Palette blühender Pflanzen Richtung Parkplatz. Eine andere hat sich an dem kleinen Olivenbaum gewaltig verschätzt. Mehrfach muss sie ihn dank mehr als frühlingshaften Temperaturen absetzen. Das ausgerechnet neben dem Stand der Fundsachenversteigerung. Da ist gerade ohnehin kaum ein Durchkommen und es liegt und steht noch reichlich Verführerisches herum. AirPods samt kompletter Ladebox, zum Beispiel. Eine Goldkette funkelt in der Sonne. Mehrere wahrscheinlich wertvolle Markenuhren ticken im Takt. Ein Haufen Kinder schart sich begeistert vor der original Playstation-Jacke. Die meisten Menschen drängen und schieben sich jedoch um die 50 Fahrräder aller Marken und Jahrgänge. Sogar zwei E-Bikes sind dabei, eins allerdings ohne Akku. Gleich ein sattes Dutzend davon verschwindet in einem einzigen Lieferwagen,

Andrang auch bei der Fundsachenversteigerung.

„Die Ersten flanierten schon an den rund 30 Ständen vorbei, als die noch geschlossen waren“, freut sich Karsten Quabeck vom Stadtmarketing über den Andrang. Wenig später war das Pflaster auf dem Nordberg kaum noch zu erkennen, so viele Füße wandern hoch und runter. Einen Bund Spargel mitnehmen, am Glücksrad der AWO drehen, der mobilen Band zuhören, eine Waffel oder auch ein Stück frischen Stress Kuchen essen, Tomaten und Gurken für das Hochbeet kaufen: Es war schon schnell, den die Besucher auf Hundert Meter zu bewältigen hatten . Denn überall gab es Verlockendes, Blühendes, Buntes, Duftendes, Hübsches, Leckeres. Mittendrin Kindermitmachaktionen und Tanzvorführungen.

Schlüpfende Küken und rollende Waldschule

Selten ist der Nordberg so gut gefüllt wie zur BlumenBörse mit verkaufsoffenem Sonntag.

Ein kunterbuntes Treiben, das nicht mehr so ​​leicht zu organisieren ist wie früher. „Vor einigen Jahren waren alle Stände sofort weg, jetzt muss man telefonieren und nachfragen“, sagt Karsten Quabeck. Die meisten Aussteller haben Schwierigkeiten, überhaupt Personal zu finden, um die Stände mit Leben zu füllen. Auch in diesem Jahr kamen weniger: Corona gibt es immer noch und hat in einem Fall für einen Totalausfall gesorgt. So ist es im mittlerweile 15. Jahr echter Schwersternbei, den Nordberg mit Ständen zu füllen. Bei den Besuchern sieht es genau andersherum aus. Die strömen aus allen Ecken und Winkeln herbei, solange das Wetter gut ist. Und sie kaufen, wie die vollen Arme, Taschen und Tüten und die gefüllten Kofferräume beweisen.

Ein Küken nach dem anderen schlüpft im Brutkasten der Rassegeflügelzüchter.

Konstant überfüllt ist der Brutkasten des Rassegeflügelzuchtverein. Nicht nur davorschiebt und drängelt sich der Nachwuchs. Darin schlüpft ein Küken nach dem anderen. Die ersten hatten pünktlich um 9 Uhr die Eierschalen durchbrochen. Andere ließen sich zur Begeisterung der Kinder Zeit und befreiten sich ganz bedächtig. Manche fielen gleich in einen restlos erschöpften Schlaf. Viele erkundeten klitschnass und wackelig die übrigen Eier und betrachteten fasziniert die Nasen, die sich an den Scheiben plattdrückten. Die erwachsenen Hühner-Kollegen nebenan hatten es da schwer.

Unterhaltung von einer der mobilen Bands mitten im Getrümmel.

Nicht nur die Kinder nutzten die Chance, bei der Waldschule einmal das Fell eines Wildschweins oder Dachses zu berühren. „Die sind ja ganz weich“, meinte eine Großmutter erstaunt, nachdem sie einem kapitalen Feldhasen über den Rücken gestreichelt hatte. Die Enkel nahmen begeistert die Broschüren entgegen, die es hier mit spannenden Informationen über die heimische Tierwelt gab. Danach erstmal ein Eis in der Eisdiele essen, die auch zum ersten Mal mitmachte. Oder bei Schnückel ganz in Ruhe schauen, was das Kaufhaus an Frühlingsangeboten zu bieten hat.

Ein Sonntagsbummel der anderen Art, der mit dem verkaufsoffenen Sonntag auch noch zusätzliche Reize bot. Zumal das Wetter mitmachte und deutlich länger als versprochen trocken blieb.

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Zur Saisoneröffnung holt der Römerpark das Mittelalter an die Holz-Erde-Mauer

Original aus dem Kaukasus sind Pfeil, Bogen und Kleidung dieses Experten.

In einer Ecke geht es ganz schön kriegerisch zu. Schwerter und Schilde stehen an den Zeltwänden, der Bogen ist gespannt, die Pfeile sind akkurat im Köcher verstaut. Ein Helm, Kettenhemd, Messer, Fibeln, Dolche: Alle Zeichen stehen hier auf Krieg. Vor der Holz-Erde-Mauer geht es friedlicher zu. Jemand flickt mit Nadel Leinen und Faden sein buntes Beinkleid. Eine adrett gekleidete Frau schlürft aus einem tönernen Becher ein heißes Gebräu. Ein paar Meter weiter wird gemauert: Ein Stroh-Lehm-Gemisch ist zu Ziegeln geformt, mit einem ähnlichen Material in matschiger Form werden sie miteinander verbunden.

Kriegerisches Lager auf der anderen Seite der Holz-Erde-Mauer.

Die Epochen passen nicht immer zusammen. Die Holz-Erde-Mauer ist römisch und stammt aus dem 1. Jahrhundert. Das Empfangshaus, das gerade entsteht, ist aus derselben Zeit. Die friedlichen Wegelagerer kommen aus Schweden und aus dem Kaukasus aus dem 8./9. und aus dem 10. Jahrhundert. Ins 5. Jahrhundert gehören manche Requisiten der kriegerischen Experten. Mittendrin läuft jemand aus der Steinzeit herum. Vor allem das Frühmittelalter hatte zur Saisoneröffnung am Wochenende im Römerpark das Sagen. Die Darsteller trotzten den mächtigen Regenschauern am Freitag, bauten ihre Zelte auf und zeigten, was alle in akribischer Kleinstarbeit in vielen Stunden originalgetreu geschaffen hatten.

Hübsch anzuschauen bis ins Detail: Mittelalterliche Kleidung aus Schweden.

Steffi ist eigentlich Psychologin und interessiert sich schon immer für Fantasy und Mittelalter. Während des Studiums zog sie in eine neue Stadt und wollte Leute kennen lernen. Die Szene war der beste und schnellste Weg. Jetzt ist sie hier festgesetzt und hat alles, was sie am Leib trägt, detailgetreu an die unvollständigen Funde eines ganz bestimmten Fundorts in Schweden angelehnt. „Gerade das Fundorientierte finde ich spannend, denn wir sind ja schließlich alle irgendwie auch Wissenschaftler“, sagt sie. Wie ihr Begleiter. Der ist eigentlich Physiker und Datenanalyst. Jetzt flickt er gerade ein Loch in seiner bunten schwedischen Hose, die irgendjemand im 10. Jahrhundert tatsächlich genauso getragen hat.

Multikulturelle Gesellschaften schon im Frühmittelalter

Khazare und Schweden friedlich beieinander.

Knallbunt ist die spitze Mütze, die ein Khazare nebenan auf dem Kopf trägt. Sie ist kunstvoll aus Seide gewebt. Die kam im 8./9. Jahrhundert über die Seidenstraße in den Kaukasus. Händel, wie er noch heute die globalisierte Welt prägt. Überhaupt: Die Ur-Schweden mit ihren spitzen blauen Mützen sind immerhin im Rheinland nachgewiesen. Menschen aus dem Osten zog es immer schon in die hiesigen Gefilde. Völkerwanderungen waren im gesamten Mittelalter global unterwegs und sorgten für multikulturelle und durchmischte Gesellschaften. Das, worüber heute so heftig diskutiert wird, ist auch seit Jahrhunderten Fakt.

Auch gebaut wurde: Der Museumsleiter persönlich Hand am neuen Empfangshaus an.

So war die Saisoneröffnung eigentlich auch ein Stückweit topaktuell – und politisch. Das frühe Mittelalter hat jedenfalls auch in Bergkamen neben den allgegenwärtigen Römern Spuren hinterlassen. Mit einem prächtigen Merowingergrab, das vor einigen Jahren entdeckt wurde. Und mit der Bumannsburg sterben den Konflikt zwischen Sachsen und Franken veranschaulicht und schon lange bekannt ist.

Auch am Sonntag können die Besucher den Akteuren noch auf die Finger und in die Behausungen schauen. Nach dieser Eröffnung ist der Römerpark an jedem Wochenende samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet und lädt zu weiteren Zeitreisen ein. Übrigens durchgängig betreut von Ehrenamtlern des Museumsfördervereins.

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LOL-Finale macht Comedy-Helden und talentierte Bärühmheiten

Alle Comedy-Talente des Bergkamener LOL-Finales hatten es in sich

Der eine steht, der andere sitzt. Eine kommt mit der Gitarre, der nächste mit dem Keyboard. Zwei singen, einer reimt, wieder ein anderer liest vor. Der zwischendrin plaudert nur, während der davor trinkt. „LOL“, die Standup-Comedy-Reihe ist voller Überraschungen. Keiner weiß, was sich auf der Bühne abspielen WIRD. Am Freitag war das in der Sohle 1 im Oberadener Museum einmal mehr Lachen am Fließband und vom Feinsten. Am Ende reicht schon kleine Gesten, um manchen im Publikum an den Rand des Zwerchfellzusammenbruchs zu bringen.

Prost: Moderator Florian Hacke muss einen Schluck trinken auf die Corona-Erfahrungen.

Dabei ist es der Humor-Nachwuchs, dem hier eine künstlerische Bühne geboten wird. Tatsächlich sind viele längst durch TV und andere Medien mehr oder weniger bekannt. Es hat sich herumgesprochen, dass die ganz junge Garde etwas zu bieten hat. Bissiges, Trockenes, Gemeines, Poetisches, Satirisches, Sarkastisches, Witziges, Lustiges, Amüsantes: Es steckt in den 10 Minuten, die jede/r der drei Akteure/innen zur Verfügung hatte, alles drin. Und für jeden war etwas dabei.

Fee Badenius geht mit sich selbst ironisch ins Gericht.

Gleich zu Beginn servierte Moderator Florian Hacke tiefsitzenden Elternhass nach 4 Jahren Erziehungszeit auf Conny und Co. mit Folterfantasien und Clamydien-Verwünschungen. Corona-Jahre mit den Schwiegereltern machen auch Lust auf Abwrackprämien in der Rentnersammelstelle. Fee Badenius begeisterte mit einem selbstkritischen Blick auf das eigene voll ausgeschöpfte Potenzial mit Dauerdoppelkinn und nicht dem besten Shape ihres Lebens. Ganz nach dem Motto „sehr gut in nix, aber ganz passabel, mittelprächtig und deshalb bald mit eigener Fernsehshow“. Das Lied auf die verkompostierten Pflanzen ihres Lebens spielte sie locker mit dem schwarzen Daumen auf den Gitarrensaiten weg: „Stets bemüht töte ich, was blüht“. Mit Ralf Senkel ging es schon etwas beschaulicher berufsuntätig in die Vollzeit-Paket-Annahme mit Hitler-Pseudonym und Nachbarn mit wöchentlichem Vibrationshintergrund unter dem Beate-U.-Pullover. Sven Garrecht ging das allgemeine Übel gar poetisch an – jung und dumm bei der Musterung, dem Sommergedicht, bei dem Mann, die Fetten grillen, und der zensierten Ode an die Weinkönigin.

Sieht unschuldig aus, kann aber deftig reimen: Sven Garrecht

Die Pause bot gerade genug Erholung, um das Feuerwerk der zweiten Hälfte zu ertragen. Das eröffnete Florian Hacke mit First-World-Problemen und gebleachten Zähnen samt Hochzeits-Rundum-Paketen in der Event-Kirche inklusive Reste-Beischlaf. Die Akteure scheiterten am Aufräumwahn: Die „Stehrumchens“, Schlumpfsammlungen und offenen Kuscheltier-Kisten siegten mit Wohlfühl-Chaos. Beim Ärztestammtisch ging es mit zu Hüa-Doron umverpackten Pferdesalben und Reitbeteiligungen der Gattinnen ebenso hoch her wie beim Bäcker mit was älteren Puddingpflaumen von Oma. Märchen in Girlie-Insta-YouTube-Tinder-Sprache gerieten zu Bärühmtheiten mit Abschied-Forever und Scheiß-Zwergen. Und die Moral: Innere Werte brauchst Du nicht! Die Limmerick-Märchen und das abschließende Heldenlied auf die Jugend, die uns allen das Heldentum vormacht, waren ein gelungener Abschluss für einen rundum begeisternden Abend, der süchtig macht. Süchtig nach mehr LOL und noch mehr gute Lacher.

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Maikundgebung im Zeichen von europäischer Solidarität, Kriegserlebnissen und Bahnhöfen

Es sind nicht mehr die ganz großen Parolen zum 1. Mai. Gerade wenn es um Europa geht, langt die Zeit nur für ein Feuerwerk aus Stichworten. Selbst diese lange Liste musste die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley, in der Römerbergsporthalle kürzen. Die Erbsensuppe stand schon auf einigen Tischen. Und die Politikerin hatte sich, anders als mancher Vorredner, länger als ihr Vorgänger mit ganz persönlichen, emotionalen Erfahrungen der aktuellen Herausforderungen beschäftigt.

Mit den Bergleuten vorneweg geht es auf den kurzen Marsch zur Römerbergsporthalle.

Es war die 73. Maikundgebung in Bergkamen und fast ein Dreivierteljahrundert nach der Premiere ist einfach alles anders. Bergwerke gibt es nicht mehr. Statt vom Werkstor der Zeche Haus Aden geht es jetzt nur noch auf einen Mikro-Weg vom Stadtmuseum zur Sporthalle. Die Teilnehmerschar ist deutlich geschrumpft. Vom Kinderwagen bis zum Rollator ist aber immerhin alles dabei. Auch die Maikäfer liegen nicht mehr in Massen unter den Laternen. Es gibt sie aber immer noch, die Bergleute mit den Grubenlampen, die hinter der roten Gewerkschaftsfahne hermarschieren. Und die gute alte Erbsensuppe aus der Kanone darf natürlich gar nicht fehlen.

Ohne Zechenturm verlässt niemand unter den Gästen Oberaden.

Solidarität steht immer noch über allem: „Ungebrochen solidarisch“, so das Motto 2023. Dabei schien sie schnell „aus der Mode gekommen“, wie Katarina Barley betonte. Jetzt erlebt sie es mehr als ein Jahr nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine ganz anders. „Ich kenne in der Ukraine niemanden, der einen Waffenstillstand will“, sagt sie. Im Gegenteil. Unlängst traf sie eine Juristin, die sich zur Notfallmedizinerin ausbilden ließ – für den Einsatz in einer Brigade. „Lieber sterbe ich hier, als dass dieser Mann unser Land erobert“, zitiert Barley mit zitternder Stimme die Frau. „Es ist leicht zu sagen, dann ergebt euch doch – Russland ist doch eh stärker“, wird sie kämpferisch. „Dann gehört die Ukraine zu einer Diktatur, die systematisch vergewaltigen und foltern lässt, den Strom abschalten lässt, um die Menschen mürbe zu machen. “ Katarina Barley ist dankbar, „dass die Solidarität gerade bei den Menschen überwältigend ist“. Trotz der Folgen für uns alle, „die Putin ja gerade beabsichtigt“.

Solidarität ist auch politisch mehr denn je gefragt

Volles Haus und Applaus für die Hauptrednerin.

Solidarität gebe es auch politisch. Energiepauschale, Gaspreispremse, Wohngeld. Das langt aber noch nicht. „Wir müssen den Kuchen vergrößern – mit einer globalen Mindeststeuer, denn auch die ganz Großen müssen ihren Beitrag leisten“. Die EU unternehme etwas gegen den Trend, den die USA gerade mit inflationsreduzierenden Maßnahmen der Abschottung setzen. Wettbewerbsfähigkeit ist das Stichwort. „Gleichzeitig müssen wir den Klimawandel ernst nehmen, auch wenn er nicht zum Wettbewerbsnachteil werden darf.“ Die traditionelle Sozialpartnerschaft mache Deutschland stark in Europa – in Frankreich sieht es gerade ganz anders aus. Dennoch: „Wir müssen von 50 auf 80 Prozent bei der Tarifbindung kommen.“ Und: „Finger weg von unserem starken Streikrecht!“

Regelrecht entsetzt war die Bahnfahrerin Barley, die mit dem ICE verspätete in Dortmund und noch später mit dem Auto in Bergkamen ankam, „dass es hier nur einen Busbahnhof gibt: Das kann jawohl nicht wahr sein!“, empörte sie sich. „Diese Stadt hat für den Umbruch viel bezahlt – sie hat einen Anschluss an das ICE-Netz verdient. Ich werde nicht nachlassen, bis ihr einen Bahnhof habt“, versprach sie.

Vereinter Gesang des Steigerlieds als frischgebackenes immaterielles Kulturerbe.

Es war dann also doch gut gegangen mit ihrer Premiere: „Ich habe noch nie einen Schnaps vor der Rede getrunken“, gestand sie mit dem leeren 41-prozentigen Kurzen in der Hand. Den gab aus besonderem Anlass auf allen Tischen: Das Steigerlied ist seit März immaterielles Kulturerbe. „Darauf sind wir stolz!“, sagte IG BCE-Chef Volker Wagner. Die 7. Strophe endete deshalb mit einem kollektiven kurzen Ruck zum Mund, bevor es politisch wurde. Mit der größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich im Angesicht von Miterhöhungen, Energiepreisexplosionen, gesteigerten Firmen-Gewinnen: „Das ist ein Ritt auf der Rasierklinge, das gefährdet den sozialen Frieden“, kommentierte Wagner. Die Reichen müssen ihren Beitrag leisten. „Das Leben muss bezahlbar bleiben“, kommentierte er die Tarifverhandlungen mit ersten guten Abschlüssen. Dann ist da noch der Krieg und die EU, die sich hier und in anderen Punkten „neu positionieren“ müsse.

Keine Brauchtumspflege, sondern echtes Leben

Die Parolen beim Marsch waren vielfältig.Solidarität sei in Bergkamen keine Brauchtumspflege, sondern stecke in jeder Vita, erinnerte der stv. Bürgermeister Kay Schulte. „Wir müssen uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren“, mahnte er angesichts von Forderungen nach Führerscheinbegrenzungen und gleichzeitig immer längeren Lebensarbeitszeiten. Und: „In den letzten Jahren kam die meiste Energie in der Krise aus der Kohle“, gab er zusätzlichen „Stoff für Diskussionen an den Tischen“. Den Solidaritätsgedanken erlebte auch Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen aus nächster Nähe in einer Bergbaufamilie, in der nachts regelmäßig das Telefon der Grubenwehr klingelte. „Ein vernünftiges Auskommen, Zusammenhalt – das können wir von den Kumpeln übernehmen, wo heute zunehmend jeder nur an sich selbst denkt“, mahnte sie. America first, Nationalismus auch in Europa: „Wir haben in Deutschland eine Verantwortung für Europa und Europa hat eine Verantwortung für die Welt“, meinte sie und bekam von Hauptrednerin Katarina Barley dafür ein Angebot für eine mögliche politische Umorientierung Richtung Europa.

Mit Comedy-Steiger Martin Kaysh wurde das Finale dann noch humoristisch bei der „Resterampe der Arbeiterbewegung“ mit Maimotto-Quiz, eigener SPD-Grammatik und Glückauf-Gültigkeitssiegel.

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