Theater-Dinner treibt harte Steckenpferd-Cowboys in die Flucht
Er ist ein knallharter Cowboy. Stets wachsam ist er auf seinem Steckenpferd unterwegs. Die Gefahren die Prärie kennt er. Der erstbeste Kaktus stellt sich bereits als widerborstiges Hindernis heraus. Kevin, der Cowboy, trat am Samstag beim Theater-Dinner nur kurzfristig die Flucht vor furiosen Apachen-Damen an. In der Western-Satire von Heinrich Peuckmann stand er tapfer seinen weißen Mann.
„Dort ist das Mikro ausgefallen und da haben wir kurz im Text gehakt!“, rufen 13 Münder aufgeregt durcheinander. Der erste Akt in der Reithalle der Sunray-Ranch ist bewältigt, die Spareribs stehen bereits als erster Gang des Western-Menüs auf den Biertischen. Eigentlich könnte die Jugendgruppe „Spottlight“ der Volksbühne 20 e. V. rundum zufrieden sein. Die Nervosität ist aber noch viel zu groß. „Das ist das erste Mal, dass wir nicht auf einer ganz normalen Bühne stehen, sondern in einer riesigen Reithalle spielen“, rufen die Nachwuchsschauspieler aus einem Munde.
Wenig später rennen sie durch den Sand auf das Tipi hinter dem Kaktus zu. Es ist ausgemacht: Dem komischen Cowboy zeigen sie als waschechte Apachen, wer in der Prärie das Sagen hat. Das hübsche Liebchen des Möchtegern-Helden wird kurzerhand gekidnappt. Selbst wenn die Rothaut dabei rot wird und die Gleichstellungsbeauftragte der Apachinnen Einspruch einlegt. Jetzt geht es in der Overberger Prärie-Landschaft richtig zur Sache.
„Das war richtig gut!“
Eine Hand fährt aus der Zuschauermenge hervor und hält eine Apachin fest. „Sag mal den Indianern: Das war richtig gut!“, ruft Heinrich Peuckmann über den tosenden Beifall hinweg. Der Autor der Western-Satire ist begeistert. „Die jungen Leute machen das prima!“ Einige Male war er bei den Proben dabei und gab den jungen Schauspielern Tipps. Selbst ergänzen durften sie seine Schreibvorlage. „Ich habe doch selbst Theatergruppen an der Schule geleitet“, sagt er. „Das gehört doch dazu, dass die Schauspieler ihre eigenen Ideen einbringen.“
Inzwischen steht der nächste Gang bereit und die Mohikaner haben sich zur zweiten Pause zurückgezogen. Eigene Requisiten haben sie mitgebracht – den Kaktus und ein komplettes Tor. Viele andere Details wie das Tipi und die qualmende Feuerstelle hat die Sunray-Ranch gesponsert. Dass ihnen ein Stück auf die Leiber geschrieben wurde, sogar von einem Schriftsteller aus Bergkamen: „Das haben wir tatsächlich noch nie gehabt“, ist die Spottlight-Gruppe immer noch ganz aufgeregt. Gleich wird sich die schöne weiße Frau bei den Indiandern viel wohler fühlen als beim heldenhaften Cowboy. Dann sorgt der dritte Akt für echte Überraschungen.
Eine Premiere war dieses Theater-Dinner auch für Heinrich Peuckmann. Als Organisator Detlef Göke eine ganz neue Variante nach mehreren Krimi-Ausgaben vorschlug, war er von der Western-Idee nicht sofort begeistert. Eine Satire sollte es dann schon sein. „Wir haben als Schüler die kleinen Groschen-Westernhefte verschlungen und uns köstlich amüsiert“, erzählt er. Noch ein Schuss Don Quijote, fertig war seine ganz persönliche Western-Variante mit Bergkamener Anspielungen in kürzester Zeit.
Auch der dritte Akt ist mit dem dritten Menü-Gang ein echter Erfolg. Es gibt heftigen Applaus. Vielleicht haben sich an diesem Abend noch mehr Talente im Publikum entfaltet: Die Jugendgruppe Spottlight kann Nachwuchs gut gebrauchen. Geprobt wird immer dienstags ab 18.30 Uhr im Vereinsheim an der Rotherbachstraße. Mehr Infos unter www.volksbuehne20.de.