Zentrumsplatz verwandelt sich in ein Opernhaus

Säuglinge schlucken zu den Klavierklängen von Bach, Beethoven, Schubert und Chopin zufrieden lächelnd ihren Brei. Der Tenor bekommt seinen lautstark herbei gesungenen Wein auf die Bühne gereicht. Und 500 Menschen erschüttern die Bergkamener City mit einem kollektiv aus den allen Kehlen gestoßenen „Olé“. Das alles wird von fassungslosen Jugendlichen mit Handys aus Hochhausfenstern gefilmt. Hinter zur Seite geschobenen Gardinen küsst sich ein junges Paar inbrünstig zu „Besame mucho“. Das kann nur das Klassik Open Air in Bergkamen.

Toller Anblick auf der Bühne: Stefan Lex mit den fünf Damen von "Pomp-A-Dur".
Toller Anblick auf der Bühne: Stefan Lex mit den fünf Damen von „Pomp-A-Dur“.

Damian Oswald virtuos am Flügel.
Damian Oswald virtuos am Flügel.

Ein Jahr lang mussten die Bergkamener auf das besondere Flair unter offenen Himmel zwischen Hochhauswänden verzichten. Sicherlich lag die besondere Stimmung am Samstagabend es aber auch am Bilderbuchwetter, das sich endlich einmal erbarmt hatte und eine satte blaue Stunde mit lauer Sommerluft über den Zentrumsplatz schickte. Kinder starrten gebannt auf die fliegenden Finger von Damian Oswald, der bereits im Vorprogramm ein zufriedenes Lächeln auf das zahlreich versammelte Publikum zauberte. Seine virtuosen Vorträge sorgten für den ersten Dauerapplaus des Abends. Da hatten sich die letzten Wolken längst verzogen. Vorsorglich eingepackte Regenjacken hatten endgültig ausgedient.

Stefan Lex mit vollem Engagement.
Stefan Lex mit vollem Engagement.

Dann gehörte die Bühne Stefan Lex und den fünf internationalen Damen von „Pomp-A-Dur“. Das Ensemble aus Neufundland, Ungarn, Holland, Dortmund und Polen machte bereits mit den ersten Takten von „La donna e mobile“ deutlich, das an diesem Abend ausschließlich gute Laune gefragt war. Das schwappte umgehend nicht nur auf das Publikum über. Vom Lied über die polnische Pferdemähne bis zum Trinklied aus La Traviata bis zum spanischen Marsch: Verführerisch wirkten die Töne aus Geigen, Cello, Klavier und Klarinette auch auf die Zentrumsbewohner, die in allen Altersklassen herbeiströmten und auch schon mal mit den Einkäufen im Gehwägelchen spontan mitschunkelten.

Das besondere Bergkamen-Flair zwischen Hochhauswänden

Das gibt es nur in Bergkamen: Das besondere Open-Air-Flair.
Das gibt es nur in Bergkamen: Das besondere Open-Air-Flair.

Mancher machte es sich gar auf der Galerie mit dem mitgebrachten Stuhl bequem, um den Schwänken über persönliche Begegnungen mit Johannes Heesters und zugeschicktem Notenmaterial zu lauschen. Spätestens, als Christiane Linke „O mio bambino caro“ mit lieblicher Stimme in den Himmel schickte, kamen auch die ersten Kissen auf den Fensterbänken nebst Besitzern zum Vorschein. Zu Bizets „Carmen“ schimmerte manche Träne im Augenwinkel und die Schwalben zogen alarmiert ihre Bahnen über der Klassik-Gemeinde. Die zuvor noch von Stefan Linke als markantes Merkmal belächelten Toilettenwagen waren dann in der Pause ein echtes Ereignis, als die Musikerinnen in ihren edlen Roben im Laufschritt darin verschwanden.

Eine besondere Stimme: Christiane Linke.
Eine besondere Stimme: Christiane Linke.

Beim „Zigeunerbaron“ war dann Schluss mit der vornehmen Zurückhaltung der Bergkamener. Es wurde lauthals mitgesungen und kräftig geschunkelt. Der CanCan aus dem Moulin Rouge und das israelische Volkslied „Hava Nagila“ verwandelte den Zentrumsplatz endgültig in ein ausgelassenes Opernhaus. „Wien bleibt Wien“, „O sole mio“, zwei Herzen im Dreivierteltakt: Die Bergkamener waren regelrecht aus dem Häuschen. „Es ist toll mit Ihnen“, jubelte Stefan Lex, der mit einer Hommage an Caruso sein imposantes Können zeigte. Kein Wunder, dass die Forderungen nach Zugaben nicht mehr abrissen.

 

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32. Grand-Prix hat das Seifenkisten-Virus im Gepäck

„Eigentlich bin ich nur Vater“, sagt Andreas Ricker. Die übrig gebliebene Palette hat dann aber doch das Jucken in den Fingern wieder aufgeweckt. Der Bausatz war schnell bestellt. Reifen dran, Lenkrad und Bremse angeschraubt– fertig war sie, die erste eigene Seifenkiste seit Jahrzehnten. Mit den Brettern auf vier Reifen hat er sich beim 32. Seifenkisten-Grand-Prix in Oberaden am Sonntag tapfer geschlagen. Auch wenn er mit den Qualifikationen für die Westfalen- und Europameisterschaft nichts zu tun hatte.

Volle Konzentration bei allen 80 Startern auf der Startrampe.
Volle Konzentration bei allen 80 Startern auf der Startrampe.

Andreas Riker auf seiner sehr eigenwilligen Seifenkiste beim ersten Rennen.
Andreas Riker auf seiner sehr eigenwilligen Seifenkiste beim ersten Rennen.

Das spielte aber auch keine Rolle, denn am Sonntag stand für Andreas Ricker der Spaß im Vordergrund. Schon als Kind saß er sechs Jahre lang regelmäßig in der Seifenkiste. „Ich war eigentlich ganz von dem Sport weg“, erzählt er. Dann kam seine Mutter, infizierte die eigene Tochter und ihn gleich mit. Die Tochter holte vor zwei Jahren den EM-Titel. Andreas Ricker baut und schraubt eigentlich immer an Seifenkisten herum. Jetzt stand dort diese Holzpalette, die alte Rennlust war längst wieder da – warum dann also nicht selbst mal wieder an den Start gehen?

Marie-Charlotte Voß in voller Fahrt.
Marie-Charlotte Voß in voller Fahrt.

 

Für Marie-Charlotte Voß ist das Alltag. Die 20-Jährige sitzt schon seit dem 11. Lebensjahr in der Seifenkiste und hat neben dem Europameistertitel, dem Vize-Deutsche-Meisterin-Titel und mehrmaligne NRW-Titeln Unmengen Preise gesammelt. Weit mehr als zehn Rennen stehen in jeder Saison auf dem Programm, dann ist da noch eine Reitbeteiligung. Michael Sulitze hatte damals den Vater infiziert, der Vater die Tochter – so entstand eine echte Bergkamener Seifenkistenkarriere. Dabei ist das gar nicht so leicht, denn trainieren kann man Seifenkistenfahren eigentlich gar nicht mangels Trainingsstrecken. „Ich bin einmal einen Feldweg hinuntergebraust und dann ging es schon zum ersten Rennen“, erinnert sich Marie-Charlotte Voß.

Mit Material, Mut und Fahrerkönnen ins Ziel

Alles geben heißt die Devise.
Alles geben heißt die Devise.

Am Ende zählt im Seifenkistenrennen ohnehin nichts anderes als die Erfahrung. „Die Kiste mit Material und Technik macht 80 Prozent aus, der Rest ist das Fahrerkönnen“, weiß Michael Sulitze als Personifikation des Bergkamener Seifenkistensports. Alle Seifenkisten sind Eigenbauten. Inzwischen hat auch hier der Computer das Sagen, etwa wenn es um die Auswahl der richtigen Reifen geht. Auf den 300 Metern Rennstrecke machen bei knapp 30 Sekunden auf dem Weg ins Ziel gerade einmal zwei Sekunden den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus.

Begeisterte Zuschauer.
Begeisterte Zuschauer.

Dabei mussten die Seifenkistensportler einmal mehr nach den Wassermengen vom Vortag zittern, ob das Wetter mitspielt. „Auf Wetter-Apps und andere Dinge gebe ich nichts“, sagt Michael Sulitze. „Da kann man nur morgens hoffen.“ Das Hoffen hat geholfen: Zumindest bis zum Nachmittag strahlte überwiegend die Sonne und die Rennstrecke blieb trocken. Einzig am Streckenrand versank mancher Schuh auf dem Weg zum Bierwagen bedrohlich im aufgeweichten Rasen. Dennoch sind auch am Sonntag wieder 80 Starter aus ganz NRW bei den Junioren (acht bis zwölf Jahre), Senioren (zehn bis 18 Jahre), bei den XLern (unter 18 Jahre mit größeren Kisten), bei den Ü18-Jährigen und in der „Open“-Klasse (für Jedermann) an. Viele davon übernachteten im eigenen Caravan an der Rennstrecke.

Der lange Marsch zurück zum Start.
Der lange Marsch zurück zum Start.

Hätte es wieder ein derart nasses Desaster gegeben wie im Vorjahr, „dann hätte ich wohl aufgegeben“, meint Michael Sulitze. Im gleichen Atemzug flitzt er schon wieder mit dem Handy am Ohr die Strecke entlang, um den Rückmarsch zum nächsten der insgesamt vier Läufe zu organisieren. Dass er einmal aufgibt, ist ohnehin unvorstellbar. Auch die dunklen Wolken am Horizont machen ihm alles andere als Angst. Inzwischen rasen die nächsten Duos mit bis zu 55 km/h durch das Ziel mit der Lichtschranke, begleitet vom Jubel der Zuschauer. Mancher begeht vorsichtshalber noch einmal die Strecke und schaut sich die Unebenheiten, kleinen Hindernisse, die Beschaffenheit der Fahrbahn genauer an. Denn auch dort lauern die Zehntelsekunden, die den kleinen Unterschied ausmachen.

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Mit viel Engagement dem Schulgarten Leben einhauchen

„Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht“, meint ein Helfer und staunt gehörig, wie schwer sich der Spaten in die Erde schieben lässt. Am anderen Ende des Ackers schwingt ein Vater energisch den Hammer und rammt einen Pfosten für den Zaun in den Boden. Derweil beratschlagt eine andere Gruppe noch heftig, wie nun genau die Holzpaletten angeordnet werden sollen, damit sie einen perfekten Kompost ergeben. Es wird im wahrsten Sinne schwer geackert für den neuen Schulgarten des Gymnasiums.

Der Acker ist gepflügt: Am Samstag wurde der Grundstock für den Schulgarten des Gymnasiums gesetzt - im wahrsten Sinne.
Der Acker ist gepflügt: Am Samstag wurde der Grundstock für den Schulgarten des Gymnasiums gesetzt – im wahrsten Sinne.

Mit dem Spaten ging es für den Kompost zur Sache.
Mit dem Spaten ging es für den Kompost zur Sache.

„Es ist schon toll, wie viele heute gekommen sind und ihren Samstag opfern – dabei ist heute auch noch Abiball“, freut sich Sabrina Koschnik. Zusammen mit Anna Feger und Birgit Schatt übernahm sie am Samstag die Regie beim ersten Aktionstag für den eigenen Schulgarten. Wo ein Landwirt gerade im Auftrag der Stadt eine Parzelle mit Profiausrüstung frisch gepflügt hat, sollen demnächst Blumen blühen und vor allem viel Gemüse unter freiem Himmel wachsen. Die ersten Sonnenblumen warten schon darauf, eingesetzt zu werden. Sie sind in den letzten Wochen in den Klassenräumen herangewachsen und haben manchen Unterrichtsinhalt ein wenig in den Hintergrund rücken lassen, denn Gießen war für eine kleine Weile erst mal wichtiger.

Experimentierfelder für die Individualität

Es gab auch engagierte vierbeinige Helfer.
Es gab auch engagierte vierbeinige Helfer.

Der Wunsch kam vor allem von den Schülern selbst. Ein schöner Garten mit eigenem Gemüse, mehr Einfluss auf die Gestaltung des Schulgeländes, mehr gemeinsame Projekte: Der Schulgarten soll ein erster Schritt sein. Auch für die Inklusion, die jedem Kind den Raum gibt, sich in seiner Besonderheit ganz individuell zu entfalten. „Dafür bietet ein Schulgarten die Experimentierfelder, die es braucht“, hofft Anna Feger als Inklusionsbeauftragte. Arbeitsgemeinschaften sollen später den Garten mit Leben füllen, am Vormittag werden sich die Schüler des Gemeinsamen Lernens hier frei entfalten können.

Gemeinsam geht es schnell: Der Kompost entsteht.
Gemeinsam geht es schnell: Der Kompost entsteht.

Mehr noch: Der Schulgarten soll auch die Möglichkeit bieten, die Generationen zusammen zu bringen. Mit dem benachbarten Seniorenhaus gibt es eine Kooperation. Ackermentoren werden sich dort mit Expertenwissen finden und bei den Schülern einbringen. Zusätzlich haben sie ein Auge auf die Pflanzen und können die Flächen für die Erholung nutzen. Zwischen Bauernblumen, Kompost, Kartoffeln, Möhren und Zucchini reichen sich gleich mehrere Hände und ganz nebenbei wird auch der Speisenzettel der Schulmensa mit frischen Lebensmitteln aus eigenem Anbau bereichert.

 

Mit fachkräftiger Unterstützung auf dem gemeinsamen Weg

Kraftvoll ging es auch für den Zaun ans Werk.
Kraftvoll ging es auch für den Zaun ans Werk.

Mal eben einen Garten anlegen ist aber gar nicht so einfach. Das merkten die mehr als 20 Freiwilligen, als sie sich am Samstag zum ersten Mal trafen und gemeinsam den Grundstock legten. Zum Glück waren die Fachleute vom Verein Ackerdemia dabei und zeigten allen angehenden Gärtnern, wie das mit dem Zaunbau und dem Anlegen eines Komposts funktioniert. Sie bringen auch in den nächsten Wochen die Jungpflanzen mit, die hier eingepflanzt werden. Außerdem verschicken sie regelmäßig Tipps, didaktisches Material und Anweisungen, was die Pflanzen auf dem Acker aktuell benötigen. Demnächst wird es auch noch eine Gartenhütte bzw. einen Pavillon geben, der von der Stadt zur Verfügung gestellt wird.

Auch das musste sein: Mit dem Maßband unterwegs an den Ackergrenzen.
Auch das musste sein: Mit dem Maßband unterwegs an den Ackergrenzen.

Sogar eine Gartenpost gibt es schon, die über die Aktivitäten im Schulgarten berichtet. Die erste Ausgabe hat mit einem Rücklaufzettel die vielen Freiwilligen der ersten Stunde mobilisiert und außerdem erste Sponsoren wie eine Firma für Elektronikautomation für die Idee begeistert. Der Mensaverein unterstützt die Schüler außerdem finanzkräftig. Eltern haben an diesem Premierentag fleißig gekocht, damit die eifrigen Helfer beim „Ackern“ unter regelmäßigen Regengüssen warm und gut genährt blieben.

Der Kompost stand jedenfalls viel schneller als gedacht und auch der Zaun war bald mehr als bloße Theorie. Jetzt muss sich die Begeisterung nur noch über die Sommerferien hinaus halten und am besten noch mehr Gartenfreunde mobilisieren.

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Freibeuter entern das 4. Kinderzeltlager

Was ein echter Freibeuter ist, den stört auch ein kleiner Bach nicht, der durch das nicht ganz wettertaugliche Zelt rauscht. Die Schatzsuche macht mit Gummistiefeln an den Füßen erst richtig Spaß. Und in Pfützen lässt sich der Piratentanz deutlich besser mit 29 anderen Freibeutern zelebrieren als auf langweilig trockenen Wiesen. Im Regen sind außerdem die Tränen nicht so offensichtlich, die mancher Pirat beim Zeltlager vergoss – weil es aufgrund der Altersgrenze sein letztes war.

30 Freibeuter sind bereit für den Piratentanz.
30 Freibeuter sind bereit für den Piratentanz.

„Es ist so toll hier!!!“, jubeln Jorine (12), Zoe (12), Felicia (9) und Emily (10). Gerade mal einen halben Tag und eine Nacht dauert da das inzwischen 4. Kinderzeltlager der Stadt Bergkamen und die Euphorie kennt bereits keine Grenzen. Dabei hat es die halbe Nacht geregnet, die meisten Klamotten sind klamm und die nächste schwarze Regenwolke schiebt sich schon wieder über das Gelände des Pfadfinderstammes Pentagon. „Wir freuen uns am meisten aufs Schwimmen und auf die Schatzsuche“, setzen die vier Freibeuterinnen noch einen drauf. Sie sind eben mit Haut und Haaren Zeltlagerprofis.

Alle Plätze restlos ausgebucht

Voller Einsatz beim Piratentanz.
Voller Einsatz beim Piratentanz.

Die Telefone standen am Donnerstag nicht still nach unheilvollen Wettervorhersagen. Die Eltern machten sich Sorgen, ob ihre Kinder denn bei den Bedingungen im Freien in Zelten schlafen sollten. „Wir zelten mit Pfadfindern, nicht mit Zuckerstangen“, war die Antwort der Organisatoren. Eine weise Vorhersage, denn die Kinder störten sich nicht im Geringsten an den immer wieder niederprasselnden Regengüssen. Zumal es bei prallem Sonnenschein am Freitag losging.

Mit schaurigen Augenklappen perfekt ausgerüstet.
Mit schaurigen Augenklappen perfekt ausgerüstet.

Zum ersten Mal stand das Zeltlager unter einem Motto. Die Sieben- bis Zwölfjährigen, darunter viele „Wiederholungstäter“, bastelten Kopftücher, Augenklappen und T-Shirts, malten sich schaurige Narben ins Gesicht und studierten einen lässigen Piratentanz ein, der allen anderen Gehörigen Respekt einflößte. Von so viel Abenteuer waren alle derart erschlagen, dass die erste Nacht vollkommen ruhig über die Bühne ging. Nur einzelne Freibeuter mussten in anderen Zelten Unterschlupf finden, weil ihre Zelte nicht wasserdicht waren.

Tränen beim letzten Zeltlager

Mit Händen und Füßen in Bewegung.
Mit Händen und Füßen in Bewegung.

„Es ist so schrecklich, dass wir im nächsten Jahr nicht mehr mitmachen dürfen“, sind Jorine und Zoe ernsthaft aufgebracht. Sie haben dann die Altersgrenze überschritten. „Wir dürfen noch ganz oft dabei sein“, frohlocken dagegen Felicia und Emily. Zum Glück, denn das hier macht richtig Spaß. Heute geht es mit Teilen einer Landkarte in den benachbarten Wald auf der Suche nach der eingezeichneten Schatzkiste. Dann steht der Bus für einen Ausflug ins Schwimmbad bereit. Es wird gegrillt, es gibt ein Campkino, eine Nachwanderung und Stockbrot stehen auch noch auf dem prallen Programm. „Das wir großartig“, sind sich alle einig. Sie können es kaum erwarten.

Spaß macht das Zeltlager, auch wenn das Wetter nicht immer optimal ist.
Spaß macht das Zeltlager, auch wenn das Wetter nicht immer optimal ist.

Erst wird aber noch einmal der Piratentanz gemeinsam unter dem großen Baum eingeübt. Dann hat die Campküche mit voller Ausstattung für das erste Mittagessen ihre Premiere. Dass am Sonntag nach dem Frühstück, einem letzten Piratentanz und ein paar Spielen alles schon wieder vorbei ist, daran will niemand heute denken. Jetzt steht erst mal der gemeinsame Spaß im Vordergrund, und der wird – wie es bei Freibeutern so üblich ist – grenzenlos sein. Danach werden fast alle ihren Eltern bis zu den nächsten Osterferien mit einer Wiederholung in den Ohren liegen. Und auch dann werden die 30 Plätze schon nach drei Wochen wieder restlos ausgebucht sein. Denn das Zeltlager ist vor allem eins: richtig cool!

Eine starke Truppe: Die Piraten des 4. Kinderzeltlagers.
Eine starke Truppe: Die Piraten des 4. Kinderzeltlagers.




Spiel mit Spaß ohne Grenzen – auch unter Unwetterwolken

Was tun, wenn man mit mehr als 1,90 Metern zusammengefaltet in einer Schubkarre hockt und nur zwei Hände das eigene Geschick steuern? Wohin nur, wenn die Pedalen am Go-Kart genau andersherum funktionieren, das Puzzle fast zwei Meter hoch ist und der Regen beim Zielen mit der Mini-Armbrust in die Augen läuft? Ganz einfach: Spaß haben! Wie die neun Mannschaften, die am Samstag beim Spiel ohne Grenzen zum Stadtjubiläum in Overberge antraten.

Rasant um die Kurven als lebende Schubkarrenfracht: Eine von vielen spaßigen Stationen beim "Spiel ohne Grenzen"
Rasant um die Kurven als lebende Schubkarrenfracht: Eine von vielen spaßigen Stationen beim „Spiel ohne Grenzen“

Wenn das Nass gerade mal nicht vom Himmel kam, dann vom Schwamm, der von möglichst viel Nass durch die Reihen transportieren musste.
Wenn das Nass gerade mal nicht vom Himmel kam, dann vom Schwamm, der von möglichst viel Nass durch die Reihen transportieren musste.

Spaß hatte auch Elfriede Menzel. Ende der 70er-Jahre hatte sie selbst auf dem Rasen gestanden, um beim gleichen Spielespaß unter freiem Himmel einmal ganz andere „Sportarten“ auszuprobieren. „Das war großartig damals“, erinnert sich die 89-Jährige. Feldhandball hat sie früher gespielt, vor allem aber Federball. Den heutigen Sportplatz hat sie zusammen mit ihrem Ehemann noch mit eingeweiht. Weil die Erinnerungen mehr als gut sind, wollte sie heute unbedingt dabei sein. Auch wenn sie sich nicht mehr wirklich an die Armbrust oder auf die Langbretter trauen würde. „Ein Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee – und alte Overberger treffen, das wäre heute schön“, sagt sie und betrachtet fasziniert, wie Menschen mit Strumpfhosen über dem Kopf versuchen, Wasserflaschen zu treffen.

Gar nicht so leicht: Im Team auf Dachlatten im Gleichschritt marschieren.
Gar nicht so leicht: Im Team auf Dachlatten im Gleichschritt marschieren.

Inzwischen liegt das Team der Löschgruppe Overberge vor Lachen im wahrsten Sinne am Boden. Das mit dem Gleichschritt auf riesigen Dachlatten funktioniert nicht so richtig. Wie Dominosteine purzeln die an den Füßen an die Bretter gefesselten Lebensretter übereinander. An den Feuerwehrarmaturen raufen sich derweil die Pferdeexperten vom Reitverein verzweifelt die Haare. Wie sollen bloß die 62 Einzelteile ineinanderpassen und dabei auch noch Sinn ergeben? Die Schützen aus der Ostenfeldmark sind in der anderen Ecke des Sportplatzes längst klitschnass. Der mit Wasser vollgesogene Schwamm fliegt derart schnell der Reihe nach durch alle Hände, dass es nur so spritzt. Dabei sind die tiefschwarzen Regenwolken gerade erst auf dem Weg nach Overberge.

Gemeinsam die Regenwolken weggelacht

Wo gehört hier jetzt was hin an den Feuerwehramaturen? Ganz schön knifflig...
Wo gehört hier jetzt was hin an den Feuerwehramaturen? Ganz schön knifflig…

50 Jahre Stadt Bergkamen wollen gefeiert werden. Auch wenn die Overberger damals bei der Stadtgründung nicht gerade vor Euphorie überschäumten und noch eine Weile mit den Kamenern flirteten. Heute sind alle stolz, Bergkamener zu sein. Fußballer, Theaterleute, Handballer, Grundschullehrer und -Eltern, Schützen, Förderer des Friedhofes, Feuerwehrleute und Reiter: Sie alle traten an, um zu zeigen, wie gut die Stimmung in Bergkamen und besonders in Overberge ist – erst recht, wenn alle gemeinsam einfach nur Spaß haben.

Das Ziel immer im Visier beim Schuss mit der Armbrust und Gummipfeil.
Das Ziel immer im Visier beim Schuss mit der Armbrust und Gummipfeil.

Selbst dann, wenn sich die Schleusen am Himmel hemmungslos öffnen. Auch dann lassen sich selbst klitschnasse Hufeisen noch prima ins Ziel werfen. Bälle treffen auch dann immer noch ihr Ziel, wenn das Auge längst in Sturzfluten untergegangen ist. In der Schubkarre sammeln sich zwar kleine Seen am Sitzfleisch, Spaß macht die von zwei Helfern einhändig gesteuerte Slalomtour trotzdem. Und wer nicht selbst an den Start ging, der macht es sich unter Regenschirmen oder Pavillondächern gemütlich. Malen ließ es sich da ganz vorzüglich. Die ganz besonders begeisterten kleinsten Spielefans kickten auch zwischen den Regenbindfäden noch gutgelaunt die Tore in Grund und Boden. Kein Wunder, dass dann auch noch das Fernsehen anrückte, um so viel Begeisterung zu filmen.

Wer am Ende in den acht Disziplinen am besten abschnitt, spielte so gut wie keine Rolle mehr. In Overberge ist traditionell das Gemeinschaftserlebnis am wichtigsten – und der gemeinsame Spaß. Erst recht, wenn zwischen den Regenfluten auch mal die Sonne wenigstens episodenartig mal alles gibt.

Spiel_3
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Straßenfest mit lebenden Riesenballons und buntem Akrobatikzauber

Gerade hatte er den Riesenballon noch in der Hand, dann war er schon drin. Mit dem kompletten Körper steckte der Ballonkünstler Tobi van Deisner in dem prall mit Luft gefüllten Riesengummi und sprang nicht weniger dynamisch vor seinem Publikum auf und ab. Nur der Kopf schaute noch oben heraus. Wie er das gemacht hatte? Mindestens 100 Menschen hatten es mit offenen Mündern verfolgt. Am Ende konnte es keiner genau sagen.

Verrückt: ... vewandelt sich in einen hüpfenden Riesenballon mit Kopf.
Verrückt: Tobi van Deisner verwandelt sich in einen hüpfenden Riesenballon mit Kopf.

Kleine Talente am rotierenden Teller.
Kleine Talente am rotierenden Teller.

Überhaupt war beim 1. Straßenfest der Kleinkunst vieles einfach zu schnell für ganz normale Augen. Da überschlugen sich Diaboli in rasanten Luftsprüngen, wirbelten Teller im Himmel, flogen Bälle und Keulen in rasendem Tempo. Auch Lisa stellte sich auf der „Bunten Wiese“ vor dem Kinder- und Jugendhaus Balu in den Kreis, der sich gebildet hatte, und versuchte sich tapfer am Holzstab mit dazugehörigem Teller. Immer wenn der Lehrer wegschaute, drehte sich der Teller beeindruckend. Immer wenn er zu ihr kam, fiel er zu Boden. „Das funktioniert eigentlich ganz gut“, meinte die 16-Jährige deshalb unverdrossen und genoss den Spaß. „Ich bin einfach mal vorbeigekommen, um alles auszuprobieren“, erzählte sie. Sie ist im Karnevalsverein und dort braucht man schließlich auch eine gute Portion Talent für Akrobatik. Das hier hat sie allerdings alles tatsächlich noch nie ausprobiert.

In irrer Geschwindigkeit zauberte Schnellzeichner Alexis Karikaturen.
In irrer Geschwindigkeit zauberte Schnellzeichner Alexis Karikaturen.

Schneller als das Auge folgen konnte, zauberte „Alexis“ wenige Meter entfernt Striche auf das Papier. Zunächst schmale dünne, dann zog er mit kräftigem Bleistift nach und schraffierte anschließend noch Schatten und Konturen in die Gesichter, die dort in Minutenschnelle aus dem Nichts entstanden. Die besonderen Eigenarten von Nase, Kinn, Augen und Ohren bekamen dabei ganz besondere Akzente. Jeder, der sich gerade beim Kinderschminken noch im Spiegel gesehen hatte, konnte nicht anders, als faszinierte „Oooohs“ und „Aaaaaahs“ auszustoßen und dabei herzhaft zu lachen. Denn was Alexis hier mit dem Bleistift zauberte, waren handfeste Karikaturen.

Von der Straßenmalerei bis zur Jonglage

Straßenmaler in Aktion.
Straßenmaler in Aktion.

Wie genau Michael Gick Karten verschwinden und wieder auftauchen ließ und mit anderen ganz profanen Dingen Erstaunliches anstellte, wird ebenfalls auf ewig sein Geheimnis bleiben. Seinen „Opfern“ blieb nur ungläubiges Staunen. Den Glauben zurück in die eigene Sehkraft konnten die Besucher am Sonntag eigentlich nur im Zelt von Marion Ruthardt gewinnen. Dort war Talent in der Straßenmalerei gefragt und in etwas übersichtlicherem Tempo verwandelte sich der lange Leib des auf den Parkplatz gemalten Drachen in ein kunterbuntes Zeichenwunder.

 

Alte Jonglage-Künste werden wiederbelebt.
Alte Jonglage-Künste werden wiederbelebt.

Ein Vater kämpfte derweil tapfer darum, die eigenen Jonglierkünste wiederzubeleben. „Ich muss nur wieder reinkommen“, versicherter er seiner ihn skeptisch beobachtenden Familie. Da purzelten die Keulen noch ein wenig unkontrolliert in alle Richtungen. Nach fünf Minuten hatte er den Bogen wieder heraus und es gab Applaus von den sich spontan versammelnden Zuschauern. Jetzt bekommen die längst in die Garage verbannten eigenen Jonglagestücke bestimmt eine neue Chance. Eine Mutter notierte sich währenddessen eifrig die Trainingszeiten für die Jonglage-Gruppen im Balu. Sie konnte gar nicht genug davon bekommen, den Teller in der Luft kreiseln zu lassen und bildete zusammen mit Tochter und Sohn eine eigene Attraktion auf der bunten Wiese.

Ein Genie am, im und mit dem Ballon

Ein echter Showstar mit Ballons im Mund.
Ein echter Showstar mit Ballons im Mund.

Der unangefochtene Star war jedoch Tobi van Deisner. Das Straßenfest hatte noch nicht ganz begonnen, da tobten bereits die Zuschauer und lockten mit ihrem Gejohle, den Pfiffen und dem nicht abreißenden Applaus noch mehr Neugierige zum Balu. Ein ganzes Motorrad in Originalgröße aus Ballons zusammenknoten? Für den Welt- und Europameister kein Problem. Die Schlange mit den Kulleraugen war nur eine Aufwärmübung, bevor er mit „Freiwilligen“ aus dem Publikum auf den heißen Hobel stieg, einen Vater in ein Reh verwandelte und zu einer turbulenten Fahrt mit Beinahe-Kollisionen in Slowmotion aufbrach.

Hellauf begeisterte Zuschauer.
Hellauf begeisterte Zuschauer.

Warum ist das Balu eigentlich nicht schon früher auf die tolle Idee gekommen, Akrobatik und Kleinkunst unter den offenen Sommerhimmel zu holen? „Wir hatten früher immer unser Weihnachtsvarieté“, erklärt Aurel Islinger. „Dort haben wir gezeigt, was bei uns angeboten wird und was die Kinder und Jugendlichen hier lernen können.“ Der Jahreshöhepunkt ist irgendwann eingeschlafen. „Wir wollten jetzt wieder einmal etwas machen und einen direkten Bezug zum Balu herstellen – deshalb das Straßenfest und deshalb das bunte Angebot zum Mitmachen unter freiem Himmel.“

Eine Idee, die besser nicht hätte sein können. Die Besucher waren hellauf begeistert – nicht nur von den Balu-Gruppen, die sich hier präsentierten. Vor allem das Ausprobieren und Mitmachen machte grenzenlosen Spaß.

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Mit 95 Jahren noch ganz schön leistungsfähig

Vor 95 Jahren dürften die Autos, die es zu bergen galt, etwas anders ausgesehen haben als heute. Auch eine Wasserentnahme mit Schläuchen war vor knapp einem Jahrhundert höchstwahrscheinlich weniger aufwändig als heute. Von der Arbeitskleidung und den Einsatzwagen ganz zu schweigen. Dennoch haben die Feuerwehrleute in Bergkamen-Mitte bereits 1921 Feuer gelöscht und Leben gerettet. Ein Grund zum Feiern!

Voller Einsatz bei der technischen Hilfeleistung.
Voller Einsatz bei der technischen Hilfeleistung.

Das Wasser läuft: Prüfung bestanden.
Das Wasser läuft: Prüfung bestanden.

Beim Tag der offenen Tür hatte am Samstag jeder die Möglichkeit sich von den zeitgemäßen Herausforderungen des Ehrenamtes zu überzeugen. Zum Jubiläum richtete die Löschgruppe den Leistungsnachweis für die Feuerwehren im Kreis Unna aus. 36 Gruppen waren dafür angereist – darunter auch alle Bergkamener Löschgruppen mit Ausnahme der Lebensretter aus Mitte. Die Aufgaben hatten es in sich. In einer Ecke des Geländes war ein Fahrzeug umgekippt und musste gesichert werden. Am anderen Ende der Fläche galt es, Wasser aus einem Container mit Pumpen und Saugflächen zu entnehmen und 3 Feuerstellen zu löschen. Die Prüfer wollten außerdem sehen, wie die korrekten Knoten geknüpft wurden und 3 richtige Antworten im theoretischen Teil aus einem Fragenkatalog vorgelegt bekommen. Zeit und Fehler gingen am Ende in die Bewertung ein.

Vollgas mit dem Bobbycar.
Vollgas mit dem Bobbycar.

So boten sich den Besuchern spektakuläre Szenen. Aber auch jenseits der Übungsflächen war einiges los. Die Kinder schossen auf Riesenrutschen hinab, flitzten auf Bobbycars herum, schaufelten im Sand und baggerten mit ihren Eltern ganze Berge im echten Bagger von einem Fleck auf den anderen. Am mobilen Defibrillator und an der Übungspuppe konnte jeder seine eigenen Rettungstalente testen oder in einem Feuerwehrwagen Platz nehmen. Begleitet wurde all das von den Klängen des Spielmannszuges.

Abends öffnete war zunächst kollektives Pokalfinale auf angesagt, während bereits die Cocktailbar geöffnet hatte. Dann hatte der DJ das Sagen und es gab die wohlverdiente Belohnung für die Anstrengungen des Tages mit einer zünftigen Jubiläums-Party.

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Auf der A8 Bergkamen ganz neu mit dem Rad entdecken

Er hat nicht nur eine acht. Er sieht auch aus wie eine. Der neue Radweg „A8“ schlängelt sich in derselben Form wie die namensgebende Zahl durch Bergkamen und setzt sich dabei ein ehrgeiziges Ziel: Bergkamen in allen Facetten zu zeigen. Von der Industrie über die Relikte der Bergbau-Ära, den Spuren des Strukturwandels bis zu den ersten geschichtlichen Spuren ist auf 41 Kilometern alles vom Rad aus zu sehen, was Bergkamen ausmacht.

Stolz präsentieren sich die "Macher" des A8 mit dem neuen Informationsmaterial und einem echten Bergkamener Fahrrad.
Stolz präsentieren sich die „Macher“ des A8 mit dem neuen Informationsmaterial und einem echten Bergkamener Fahrrad.

Dabei ist die „A8“ eigentlich schon selbst historisch. Wann genau sie entstanden ist, lässt sich gar nicht mehr ausmachen. „Die Radroute ist mindestens 30 Jahre alt“, weiß der Radverkehrsbeauftragte der Stadt Bergkamen, Hans Irmisch. Als sie zu Ausflügen mit dem Rad einlud, gab es in Bergkamen noch Zechen, gewaltige Kohlehalden, der Kanal war noch mehr Industrieroute denn Ausflugsziel und wer in Bergkamen radelte, musste schon sich schon mal auf dicht befahrenen Bundesstraßen behaupten. Als Teil des Radwegenetzes des Kreises Unna ist der „A8“ jetzt aktualisiert worden und wartet pünktlich zur 10. Blumenbörse mit Faltplänen und Broschüren auf.

Bei der Versteigerungen von Fundsachen konnten sich schon am Samstag radfreudige Bergkamener eindecken.
Bei der Versteigerungen von Fundsachen konnten sich schon am Samstag radfreudige Bergkamener eindecken.

Wer nicht die ganzen 41 Kilometer bewältigen will, kann auch auf den 23 und 18 Kilometer langen Teilstrecken das genießen, was Bergkamen zu bieten hat. Der Kreis Unna hat die Schilder so gesetzt, das nichts zu verfehlen ist. Vom Naturparadies in Heil über die maritime Atmosphäre in der Marina bis zur römischen Holz-Erde-Mauer in Oberaden oder Relikten aus der Sachsenzeit an der Bumannsburg: Mit dem Faltplan in der Hosentasche gibt es nützliche Infos zur Hand. Virtuell kann sich jeder auf dem interaktiven Stadtplan der Stadt noch mehr Wissen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten aneignen.

 

Mit Geschichten und E-Tankstellen in die Zukunft

Versteigerung3Gefördert worden ist die Aufwertung des Radweges mit einer Fördersumme von 6.500 Euro insbesondere aus der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Kreise und Gemeinden in NRW (AGFS), davon 1.500 Euro als Eigenanteil der Stadt. Die Infomaterialien gibt es ab sofort umsonst an allen öffentlichen Stellen in Bergkamen vom Rathaus über das Stadtmuseum und den Treffpunkt bis zur Marina und Bibliothek. Denn selbst in Bergkamen weiß nicht immer jeder, welche Ausflugsziele direkt vor der eigenen Tür liegen. Die Werbemaßnahmen sind aber erst der Anfang.

„Wir wollen auch die Bürger einbinden und ihre persönlichen Geschichten erfahren“, schildert Simone Krämer vom Bürgermeisterbüro. Was die Bergkamener auf dem Rad Denkwürdiges erlebt haben, das soll als nächster Schritt festgehalten werden. Ebenfalls geplant sind „Service-Points“, wo beispielsweise Werkzeugkoffer im Stadtgebiet verteilt im Falle einer Panne helfen. Auch der Ausbau der Ladestationen für E-Bikes gehört dazu. Schon jetzt ist die 20-seitige Begleitbroschüre voll mit nützlichen Informationen über weitere Radrouten, Anschlussrouten in die Nachbarstädte, Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten. Interessenten gibt es jedenfalls nicht nur in Bergkamen mehr als genug, sind sich alle Beteiligten sicher: „Bei allen Veranstaltungen lässt sich feststellen, dass immer mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind, nicht nur aus und in Bergkamen“, so Hans Irmisch.

Der Auktionator bei der Versteigerung in Aktion, dahinter eine Reihe von Fahrrädern, die im Stadtgebiet gefunden wurden.
Der Auktionator bei der Versteigerung in Aktion, dahinter eine Reihe von Fahrrädern, die im Stadtgebiet gefunden wurden.

Wer bereits am Samstag wachsam war und bei der Versteigerung von Fundsachen ein wachsames Auge hatte, konnte sich bereits für den neuen Radweg rüsten. Immerhin 19 Fahrräder warteten auf den Zuschlag, darunter auch ein E-Bike. Zusätzlich waren Smartphones im Angebot, die den direkten Draht zum interaktiven Stadtplan ermöglichen. Und auch Schmuck lag auf dem Tisch des Bürgerbüros für die Versteigerung bereit.




10. Blumenbörse mit Rekordwetter und Wunder des Lebens

Sie schlüpften fast im Minutentakt. Eines nach dem anderen – manchmal sogar gleichzeitig und begleitet von Glockengeläut. Die winzigen Nackthalshühner erlebten bei der 10. Bergkamener Blumenbörse ihren Geburtstag. Zur Begeisterung vor allem der kleineren Besucher, die sich dicht um den Brutkasten des Rassegeflügelzuchtvereins „Edle Rasse“ drängten und gar nicht genug bekommen konnten vom Wunder des Lebens und vielleicht auch von den pfiffigen Frisuren der Frischgeborenen.

Die Qual der Wahl hatten die Besucher der 10. Blumenbörse an gut 40 Ständen mit prachtvollen Blütengewächsen und mehr.
Die Qual der Wahl hatten die Besucher der 10. Blumenbörse an gut 40 Ständen mit prachtvollen Blütengewächsen und mehr.

Schlüpfende Küken waren eindeutig die Stars - nicht nur am Stand der Rassegeflügelzüchter.
Schlüpfende Küken waren eindeutig die Stars – nicht nur am Stand der Rassegeflügelzüchter.

„Mama, schau mal! Hier schlüpft was“, waren jedenfalls die Rufe, die es an diesem Tag locker mit den Marktschreiern aufnehmen konnten. Letztere hatten in ihren Verkaufswagen zwar fast genauso angenehme Temperaturen wie die Nackthalshühner bei klimatisierten 37,7 Grad. Die Dynamik der Besucher und der Stimmbänder machte bei fast hochsommerlichen Temperaturen in dieser Ecke des Stadtmarktes jedoch schneller schlapp. Tüten- und kistenweise Wurst, Nudeln, Schinken, Käse, Blumen, Süßigkeiten: Die Marktschreier mussten mit flotten Sprüchen schon alles geben, um gegen die Küken und die Blütenfluten anzukommen.

Die Tüten füllten sich auch mit frischem Spargel, auch wenn der es in diesem Jahr nicht gerade leicht hat.
Die Tüten füllten sich auch mit frischem Spargel, auch wenn der es in diesem Jahr nicht gerade leicht hat.

Denn bei diesem Wetter gaben die Pflanzen alles. Prächtige Blütenmeere an rund 40 Ständen, soweit das Auge reichte. „Die Besucher standen schon um 9 Uhr bereit und füllten ihre Taschen“, staunten auch die Organisatoren von der Stadt Bergkamen nicht schlecht. Mancher fand vor lauter Pflanzen nur noch mit Mühe die Pedale seines völlig überladenen Fahrrads. Zumal es an jeder Ecke Verlockungen gab. Obwohl der Kälteeinbruch Ende April die Spargelbauern in eine Bredouille gebracht und den grünen und gelben Stengeln arg zugesetzt hatte, waren die Stände auf der Blumenbörse gut gefüllt. „Die Bauern helfen sich gegenseitig mit dem aus, was gerade knapp ist“, weiß man am Stand von Hof Brüggemann, an dem der frische Spargel eigens aus Selm angeliefert wurde, um zusammen mit leckeren Erdbeeren zu locken.

Verkaufsoffener Sonntag und abtauchen im Blütenmeer

Begehrt: Die fruchtbare Erde aus dem Container fürs Blumenbeet.
Begehrt: Die fruchtbare Erde aus dem Container fürs Blumenbeet.

Vom Kaktus über die Balkonpflanze bis zur vitalen Pflanze für das Gemüsebeet oder bester Düngeerde aus dem schon traditionellen GWA-Container: Auf der Blumenbörse wurde jeder fündig. Auch wer den Muttertag bei dem großartigen Wetter schlicht verpasst hatte, konnte hier aus dem Vollen schöpfen. Herzen gab es zusammen mit Blumen in Hülle und Fülle. Und auch Alternativen zum Blumengeschenk, dank des verkaufsoffenen Sonntags, an dem sich zahlreiche große Händler über den Nordberg hinaus beteiligten.

Die Jeki-KInder zeigten auf der Bühne, was sie an den Instrumenten gelernt haben.
Die Jeki-KInder zeigten auf der Bühne, was sie an den Instrumenten gelernt haben.

Marktschreierische Qualitäten entwickelte übrigens auch Bürgermeister Roland Schäfer gleich zur Eröffnung. Kaum formulierte er die ersten Sätze über den stetig wachsenden Erfolg der Blumenbörse auch in ihrem 10. Jahr, setzten die Kirchenglocken mit voller Kraft ein und wollte längere Zeit nicht verstummen. Da mussten auch die Jeki-Kinder eine Weile warten, bis wieder die irdischen Töne eine Chance hatten und sie auf der Bühne zeigen konnten, was sie an ihren Instrumenten gelernt hatten.

Rund 5.000 Besucher zieht die Blumenbörse jedes Jahr an. In diesem Jahr dürfte das prachtvolle Wetter vielleicht für einen neuen Rekord sorgen, auch wenn die Wärme nicht gerade optimal für das Einpflanzen ist.

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Wo Oldtimerträume in der Maisonne glänzen

Das Auge weiß nicht, wo es zuerst Halt machen soll. Neben dem Käfer steht der Topolino, daneben die Corvette Schnauze an Schnauze mit dem Chevy, der Cobra und dem museumsreifen Audi. Es gibt Menschen, die kriechen fast komplett in die Motorhauben auf Hochglanz polierter Acht-Zylinder. Andere fotografieren vom Kühlergrill bis zum Plüschwürfel alles, was zu kriegen ist. Auf dem Hof Keinemann schlagen Oldtimer-Herzen höher.

Ein Platz an der Sonne vor dem eigenen Oldie auf Hof Keinemann.
Ein Platz an der Sonne vor dem eigenen Oldie auf Hof Keinemann.

Hans-Jürgen Kampmann mit seinem Topolino.
Hans-Jürgen Kampmann mit seinem Topolino.

Zumal die Maisonne am Sonntag alles gab und nicht nur den Chrom, sondern auch Speziallack mit aller Mach zum Glänzen brachte. Auch den des 1972 gebauten Fiat 500, den Hans-Jürgen Kampmann vor gut einem Jahr von Sizilien nach Oberaden holte. Er fand den Winzling mit Spitznamen „Topolino“ schon immer „knuffig“. Als sich ein Kollege als heimlicher Besitzer eines solchen Schätzchens entpuppte, ließ er nicht locker. Viereinhalb Liter Verbrauch, Zwischengas und Kupplung, Gepäckträger samt Koffer aus dem Internet und das Modell in der Originalfarbe nachgespritzt in der Heckscheibe: Für ihn ist ein Traum in Erfüllung gegangen. „Wenn ich damit durch Oberaden fahre, bleiben die meisten stehen und schauen“, erzählt er. Gleichzeitig ist der Zwerg eine Wertanlage, schon jetzt fast doppelt so viel wert. Einzig die 18 PS stören ein wenig. Der neue Motor liegt aus Sportausgabe mit 50 PS schon bereit.

Augenschmaus für Käferfans.
Augenschmaus für Käferfans.

Spitze Begeisterungsrufe werden von aufheulenden Motoren und tiefem Blubbern übertönt. „Schau doch mal hier“, ruft eine Frau dort. „Komm mal lieber hierher und sieh dir das rein“, ruft das männliche Pendant vom Fahrersitz eines anderen Vehikels. Vor ihrem Chevy machen es sich derweil zwei entspannte Gäste mit Campingstühlen für ein Sonnenbad bequem. Auch hier bildet sich eine kleine Schlange, um diese Szene für die Ewigkeit festzuhalten.

 

 

Mit der Cobra den Porsche stehen lassen

Thomas Schneider ist stolz auf seine Cobra.
Thomas Schneider ist stolz auf seine Cobra.

Bei Thomas Schneider formiert sich ein ganzer Pulk Schaulustiger, als er die Motorhaube seiner Cobra öffnet. Ein 8-Zylinder-Chevymotor steckt dort drin. Ungefähr 250 PS bedeutet das. Da braucht man einen nervenfreien Fuß, um das Jaguar-Fahrwerk auf Spur zu halten. Die Cobra ist ein Nachbau des Originals und ein echter Augenschmaus. Eigentlich wollte Thomas Schneider vor rund zehn Jahren eine Corvette Stingray. Als er damit eine Probefahrt unternahm, „bekam ich echte Angst“. Dann lieber dieses „Spaßauto“, dessen Sitze sich nicht verstellen lassen, dessen Armaturenbrett auf das Nötigste reduziert ist und das Scheibenwischer nur zur Zierde trägt. „Ganz ehrlich: So ein Auto macht einfach keinen Sinn, aber Unmengen Spaß – gerade dann, wenn man an der Ampel den Porsche hinter sich stehen lässt.“ Da kann man auch die 15 Liter Verbrauch bei moderater Fahrt verkraften.

Ein amerikanischer Autotraum.
Ein amerikanischer Autotraum.

Mancher mochte sich kaum lösen von dem, was dort den Nachmittag über auf Hof Keinemann eintrudelte. Der eine Oldtimer fuhr, der nächste kam. Genau der richtige Ort, um eine gute Portion Träume mit zurück in den Alltag zu nehmen. Denn inzwischen ist die Oldtimer Remise mit ihrem Oldtimertreff auf dem ehemaligen Bauernhof längst an jedem ersten Sonntag im Monat zum Geheimtipp geworden.

 

 

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Bergkamener demonstrieren bei Maikundgebung für „mehr Solidarität“

Ein schwächelndes Europa, Flüchtlingskrise, drohendes Rentendrama, Ausbeutung von Leiharbeit und Werkverträgen, Energiewende: Es ist „Zeit für mehr Solidarität“, meint die IG BCE. Auch wenn die Gewerkschaften schon zum 125. Mal zur traditionellen Maikundgebung aufriefen und viel erreicht haben, ist „der 1. Mai heute noch aktuell“, glaubt auch der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Thomas Oppermann, und schlug als Hauptredner bei der Maikundgebung in Oberaden die Faust gleich mehrfach zu einer Reihe von Aktualitäten hart auf das Rednerpult.

Traditioneller Demonstrationszug vom Museumsplatz zur Römerbergsporthalle.
Traditioneller Demonstrationszug vom Museumsplatz zur Römerbergsporthalle.

Mit wehenden Fahnen in Bewegung.
Mit wehenden Fahnen in Bewegung.

Bei prachtvollem Maiwetter hatte sich wieder eine stattliche Demonstrationsgemeinschaft auf dem Museumsplatz eingefunden. Mehr als noch im Jahr zuvor wollen für das Motto von „mehr Solidarität“ auf die Straße gehen. Zu „einer der größten Kundgebungen der Region“, wie Bürgermeiser Roland Schäfer stolz betonte. Einig waren sich alle am Rednerpult, dass es noch immer reichlich zu tun gibt. Gastgeber Mario Unger vom IG BCE-Regionalforum trat besonders engagiert für Solidarität in der Flüchtlingskrise ein, die Bergkamen mit vielen Ehrenamtlichen beeindruckend bewältigt habe. „Die Gewerkschaften gehörten zu den ersten Opfern der Nazis: Wir lassen unser Land nicht von Minderheiten spalten!“, rief er laut seinen rund 500 Zuhörern in der Römerbergsporthalle entgegen. Als die Maikundgebung in Bergkamen ihre Blütezeit erlebte, nannte sich Bergkamen noch die größte Bergbaustadt Europas, so Bürgermeister Roland Schäfer. Geblieben sind die Chemieindustrie, die Spuren des Strukturwandels und neue Probleme mit schwindenden Flächen für Gewerbegebiete, dem Steilmann-Konkurs. Der Leiter des IG BCE-Bezirks Hamm, Lothar Wobedo, forderte Taten: Es müssten Mehrheiten organisiert, den Wählern die richtige Orientierung mit klarer Benennung im Wahlprogramm für das gegeben werden, was angepackt werden muss.

Analyst mit Optimismus und Eleganz

Mai_18Als Thomas Oppermann schließlich als Hauptredner ans Mikrophon trat, waren alle Schwerpunktthemen schon benannt. So blieb dem SPD-Fraktionsvorsitzenden die Rolle als eleganter Analyst mit viel Optimismus. Erreicht habe man mit dem Mindestlohn bereits viel, „wir haben unsere Gesellschaft damit ein bisschen gerechter gemacht“. Es bleibe aber noch viel Arbeit, das Kernziel zu erreichen: „Arbeit muss Wert und Würde haben – gute Arbeit braucht gute Tariflöhne.“ Den Missbrauch der ursprünglich zur Bewältigung von Auftragsspitzen gedachten Leiharbeit „werden wir bekämpfen“, versprach er. Das Kippen der hier bislang erreichten Kompromisse durch die CDU „machen wir nicht mit“.

Gut besucht war die Maikundgebung in der Römerbergsporthalle.
Gut besucht war die Maikundgebung in der Römerbergsporthalle.

Tariflöhne, Kampf gegen Leiharbeit und Wildwuchs bei Werkverträgen sei nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch der wirtschaftlichen Vernunft. Erstmals seien wieder die Nettolöhne gestiegen. Halbierung der Arbeitslosenzahl seit 2005, aktuelles Wirtschaftswachstum, Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse: Das bedeute wachsende Kaufkraft, wachsende Binnenkonjunktur, Unabhängigkeit von internationalen Märkten. „Wir wollen eine Fortsetzung der erfolgreichen Tarifpolitik“, betonte er und lobte den jüngsten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst.

 

Von der Rente über die Flüchtlingskrise zum Rundumschlag

Symbolik am Rande.
Symbolik am Rande.

Wer 45 Jahre gearbeitet hat, muss davon leben können. Oppermann will keine Verschiebung der Rentenaltersgrenze, fordert eine Stabilisierung des Rentenniveaus. Das könne aber nur seriös erarbeitet werden, „und das werden wir tun“ – etwa mit der Forderung nach einer Solidarrente, einer Reform der Betriebsrenten, Verbesserung der Riesterrente. Wichtig ist Oppermann, dass an den Ursachen gearbeitet wird. Die Defizite im Bildungssystem müssen beseitigt werden, es brauche Nachqualifizierungen, eine Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung, Chancen für alle.

Der Bergbau setzt noch immer Zeichen - wenn auch nur als Kulisse.
Der Bergbau setzt noch immer Zeichen – wenn auch nur als Kulisse.

Es gelte auch, die Flüchtlinge mit ihrem Potenzial in den Arbeitsmarkt zu integrieren – solidarisch ohne Benachteiligung anderer. Wer nach Deutschland komme und gefördert werde, müsse aber auch die Spielregeln der Gesellschaft beachten. Unerträglich sei vor diesem Hintergrund die Hetze der AfD gegen „friedliche Muslime“.Die Flüchtlingskrise stellt Europa vor eine Zerreißprobe. Froh sei er deshalb über das Abkommen mit der Türkei, die weitaus mehr Flüchtlinge aufnehme als Europa und auch bei der Sicherung der Außengrenzen mithelfe. Dennoch dürften hier „keine Kompromisse an der falschen Stelle gemacht werden – bei den Menschenrechten und bei der Pressefreiheit“, machte er unmissverständlich klar.

Hat nicht weniger Tradition: Die Erbsensuppe nach der Kundgebung.
Hat nicht weniger Tradition: Die Erbsensuppe nach der Kundgebung.

„Froh sein können die Bergkamener über ihren Bürgermeister“, betonte Oppermann. Schäfer setzte sich für die Interessen der Kommunen ein. Investitionsprogramm für die Kommunen, Schutz der Kohlekraftwerke und Verhinderung weiterer Strompreisanstiege, Zukunft der Stahlindustrie, Kampf gegen Steueroasen und Panama-Auswegen: Zum Abschluss bot Oppermann einen Rundumschlag, für den es viel Applaus und spezielles Bergbau-Geschenk aus Bergkamen gab. Geschätzte 1.000 Bergkamener feierten anschließend den Mai mit einem Familienfest, bei dem die klassische Erbsensuppe neben Hüpfburg, Karussell, Live-Musik und türkischen Köstlichkeiten nicht fehlen durfte.

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