Odies und Rock’n Roll: Zeitsprung in der Marina

Glänzende Kühler und starke Motoren: Oldtimershow in der Marina.

Sie fauchen, röhren, brüllen, tuckern, knattern, wummern oder schnurren. Manche nehmen die Pylonen geschmeidig wie eine Katze, andere schieben sich fast gewaltsam durch die Hindernisse, einige wenige sind wie die Elefanten im Porzellanladen. Mit Oldtimern unterwegs zu sein, ist eben etwas ganz Spezielles. Da kultivieren Kupplungen ihr Eigenleben. Und die Kühlerfigur glänzt besonders schön vor der Marinakulisse beim 12. ADAC Oldtimer Classic.

Auf geht’s in den Parcours.

Deshalb haben die Organisatoren vom MSC Bork sich auch diese besondere Kulisse für den Start ihrer Rallye ausgesucht. „Das Ambiente hier ist wunderschön – ein bisschen Nizza, ein Hauch von Cannes, ein klein wenig Monaco“, schildert Christoph Davids. Da machen sich das Pferd auf der Motohaube, das polierte Ebenholz im Cockpit oder die gewienerte Radkappe besonders gut. Von der Corvette über den Porsche 911 bis zum Morgan, Opel Blitz oder himmelblauen Käfer konnten am Samstag zunächst alle in der Sonne glänzen, die ein H-Kennzeichen und damit alle Qualifikationen für einen waschechten Oldtimer trugen – 30 Lebensjahre und Originalbauteile inklusive.

Unterwegs zwischen den Pylonen.

Dann allerdings wurde es ernst, während sich die ersten Gewitterwolken auftürmten. Binnen 25 Sekunden mussten die Hindernisse punktgenau bewältigt werden, die hinter der Lichtschranke auf dem Hafenplatz aufgebaut waren. Anschließend machten sich alle 120 Zwei-, Drei- und Vierräder in 5 Oldtimerklassen auf den Weg. Auch bei der 120 km langen Fahrt durch das Münsterland galt es, Aufgaben zu bewältigen. Beispielsweise müssen Objekte erkannt werden.

 

Nur ein Oldtimer-Motor machte schlapp

Glänzende Pferde und PS mit Hochsommer-Ambiente.

Eine Herausforderung, bei der für die meisten das Mitmachen und das Erlebnis zählt. Wie für den Besitzer des Opel Baujahr 1931 aus Lippstadt, der gerade einmal sieben Kilometer schaffte und mit einem technischen Defekt liegen blieb. Das älteste Fahrzeug, eine NSU 601 TS Baujahr 1930, schaffte den Weg von Haltern nach Bergkamen mit Links. Zu schaffen machte aber fast allen die Rekordhitze. „Die Motoren haben fast alle noch Luftkühlung, da haben sie heute viel zu tun“, weiß Thomas Albrecht von der Oldtimer Remise auf Gut Keinemann. Er war Mitorganisator der Veranstaltung und hatte seine Freude an Kuriositäten wie einem gänzenden Simpson-Motorrad aus der DDR, einer liebevoll restaurierten Zündapp, einem besonders seltenen Exemplar aus Österreich oder einem knallroten Triumph. „Richtig schwierig wird für Oldtimer-Fans inzwischen die Ersatzteilbeschaffung“, beschreibt er. Immer häufiger ist Handarbeit gefragt, weil die Teile rar werden und die Technik längst mehrere Quantensprünge bewältigt hat.

Ganz schön schwungvoll: Rock’n Roll von den Profis.

Auch als die Fahrzeuge die Marina längst verlassen hatten prägte das besondere Flair noch lange die inzwischen wolkenverhangene Hafenlandschaft. Es gab eine kleine Fahrzeugausstellung. Vor dem glänzenden Dodge oder der Motohaube des Ford Mustang machten sich die Petticoats besonders gut. Die waren jetzt den Rest des Tages gefragt, denn nun hatten Rock’n Roll und Rockabilly das Sagen. Jeder, der im Stil der Zeit mit Haartolle, Koteletten, Pferdeschwanz und Pünktchenrock auflief, erhielt einen Gutschein für einen Cocktail. Echte Rock’n Roll-Profis aus Dortmund machten mit ebenso akrobatischen wie luftig-schwungvollen Einlagen Lust auf mehr. So tanzte sich manche/r regelrecht vor der Bühne in Extase, wo ein Rock’n Roll-Klassiker nach dem anderen Stimmung machte.

Auch spontan zuckte es vielen in den Füßen zu den schmissigen Rhythmen auf der Bühne.

Die Oldtimer waren nach 5 Jahren schon zum zweiten Mal in der Marina. Für den Rock’n Roll war es eine Premiere. „Wir sind zufrieden“, resümiert Carsten Quabeck, der selbst mit einem geliehenen Oldtimer aufgelaufen war. „Die Veranstaltung ist ein Teil der Marina-Belebung und hat wie man heute sehen kann viele Menschen den ganzen Tag über angelockt.“ Auch wenn es zwischendurch immer mal wieder durchaus stattliche Wolkenbrüche inklusive Gewitter und Hagel gab.

 

 

 

 

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Weingenuss mit Abenteuerreise und viel Rebensaft

Ein gutes Glas Wein trinken, während sich der Sonnenuntergang im Wasser spiegelt: Das ist in Bergkamen längst Tradition. Die Marina ist in diesem subtropischen Sommer nicht nur ein Geheimtipp für alle, die es gern mediterran lieben. Einmal im Jahr zieht sie beim „Weingenuss am Wasser“ auch Weinliebhaber an. In diesem Jahr mit besonders exotischen Versuchungen.

Wer beim 7. Weingenuss am Wasser einen Platz finden wollte, musste früh kommen.

Polnischer Wein: Eine Premiere auf dem Weinfest.

Dass es in Polen exquisiten Wein gibt, wissen wohl nur besonders eingefleischte Liebhaber des Rebensafts. Die Bergkamener entdeckten das auch nur durch Zufall. „Bei einem Besuch im vergangenen Jahr brachten die Gäste aus Wieliczka eigenen Wein mit. Der stammte von einem Weingut in der Nähe, das wir uns auch angeschaut haben“, erzählt Bürgermeister Roland Schäfer. Die Besonderheit: Der Wein wird biologisch-dynamisch angebaut, die Eigentümer reisen durch ganz Europa und sind Koryphäen in ihrem Fachbereich. Weiß- und Rotwein, Apfelwein und Seifen: Am polnischen Stand herrschte reger Andrang.

Auch zum ersten Mal dabei: Wein aus Silifke.

Ebenso neugierig waren die Bergkamener auf die zweite Weinpremiere. Der türkische Wein kam mit einiger Verspätung und hatte eine kleine Abenteuerreise im Gepäck. Auch diese Spirituose entdeckte die Stadtverwaltung bei einer Resie in die türkische Partnerstadt Silifke und einem Besuch auf einem Weingut. Letztere sind in der Türkei dünn gesät und eine echte Rarität. Man vereinbarte einen Verkauf auf dem Bergkamener Weinfest und leitete alle erforderliche Bürokratien ein. Die sind für außereuropäische Produkte und insbesondere für Spirituosen nicht eben wenige.

 

Abenteuerliche Weinreise durch halb Europa

Kiwi-Saft und Wein aus Neuseeland.

Es musste ein Importeur gefunden werden, der Wein geprüft werden, es waren besondere Etiketten erforderlich. Es war schließlich auch eine Spedition gefunden. „Wir bekamen täglich eine Lagebeschreibung und waren ständig informiert, wo sich der Wein gerade in Europa befand“, schildert Thomas Hartl, Leiter der zentralen Dienste. Alles lief wie geschmiert. Bis sich abzeichnetete, dass es am Freitag zeitlich mehr als eng wurde. Ein Sprinter wurde nach Nürnberg geschickt, um den Wein in Empfang zu nehmen. Das gelang allerdings erst am späten Nachmittag. Mitten im Ferienverkehr kam der Wein erst spät in der Nacht in Bergkamen an. Am türkischen Weinstand musste man sich derweil mit Raki aushelfen. „Wir haben ganz schön gezittert – aber am Ende hat es ja doch noch geklappt“, resümiert Thomas Hartl.

Auch die Klassiker aus Deutschland wurden eingeschenkt.

Leichter hatte es da der Wein mit der größten Entfernung. Der Rebensaft aus Neuseeland hat mit dem Neuseelandhaus seit vielen Jahren einen festen Abnehmer in Bergkamen. In diesem Jahr bereichert um Kreationen mit Kiwisaft, die zusätzlich für farblichen Augenschmaus sorgten. Aber auch die klassischen deutschen Weine durften auf dem Platz in der Marina nicht fehlen.

Stammgast beim Weingenuss: Die S.O.S. Mobilband

Auch ohne die Weinprozente war die Stimmung famos. Gleich am ersten Abend wagten die Bergkamener beim ersten musikalischen Besuch von „Massimo & Anna“ ein Tänzchen am Ufer der Marina. Die S.O.S Mobilband ist längst eine Institution und musizierte auch schon mal auf den Tischen mitten in der Besuchermenge. Für einige Besucher ging es auch auf dem Handy mediterran zu. Etwa wenn die Bekannten und Verwandten Impressionen ihrer Urlaubsreise in den Süden über soziale Netzwerke teilten. Oder wie im Falle des SPD-Fraktionsvorsitzenden Bernd Schäfer, dessen Tochter aus Portugal gerade einen Sieg bei den Wettkämpfen der europäischen Universitäten in Coimbra in Portugal im Damenhandball bejubelte.

„Kabellos“ geht es am Sonntag mit Jazz und Evergreens weiter. Und natürlich mit reichlich Wein, viel Sonne und guter Laune. Bis 18 Uhr sind die Stände geöffnet. Übrigens erstmals bereits ab 12 Uhr, nachdem die Gäste im vergangenen Jahr schon mittags auf den Bänken saßen auf ein Weinglas hofften.




Drei Tenöre und das BOB: Bergkamener bejubeln das Klassik Open-Air

Tolles Ambiente beim Klassik Open-Air vor dem Rathaus auf dem Platz der Partnerstädte.

Und hopp: Die drei Freunde und Tenöre begeisterten auch mit akrobatischen Einlagen.

Kinder, die ihre Köpfe durch die Geländer stecken und mit offenen Mündern auf die Bühne starren. Jugendliche, die vom Parkhausdeck aus applaudieren oder mit Kopfhörern im Ohr plötzlich neben der Bühne stehen. Zufällige Passanten, die sich aus heiterem Himmel mit Hunderten von Gesichtern konfrontiert sehen und zur Salzsäule erstarren, während direkt neben ihnen ein Tenor alles aus seinen Stimmbändern herausholt. Klassik unter freiem Himmel ist in Bergkamen immer ein besonderes Erlebnis mit unvorhergesehenen Einlagen. Auch am neuen Platz.

Zur Musik mit Wein gurgeln: Auch das ist Open-Air-Flair.

Denn auch auf dem Platz der Partnerstädte waren es vor allem die Zwischenfälle, die den besonderen Charme des Musikabends ausmachte. Da marschierte einer der Tenöre schon mal selbst aufs Parkdeck, um die Lärmeinlage von Jugendlichen zu beenden. Er brachte sie kurzerhand mit. Da wurden hinter der Bühne fleißig Online-Beiträge gepostet, während auf und vor der Bühne die Stimmung immer besser wurde. Auch wenn schon mal ein Teil der Saite vom Geigenbogen riss oder das Mikrofon erst ein wenig zu spät eingeschaltet war: Da flogen die Tenorbeine beim Cancan hoch, da wurde endlich der Wein auf die Bühne gereicht, damit nicht nur angestoßen, sondern auch passend zur Musik gegurgelt werden konnte. Da wurden Tenöre an den Beinen in die Luft gehoben, es wurde geschunkelt und gestampft. Vor allem aber schraubten sich die Stimmen angefeuert vom Publikum in ungeahnte Höhen.

Mit dem BOB in Stimmung kommen

Das Blasorchester Bergkamen machte den Anfang dieses besonderen Klassik-Abends.

Angefacht hatte bereits das Blasorchester Bergkamen die hochsommerliche Stimmung auf dem Platz der Partnerstädte. Mit Mary Poppins, der Eisprinzessin oder Carmen ging es munter durch die Klassikwelt. Fantasia, Rossini, die diebische Elster: Der Auftakt war bereits ein eigener Musikhöhepunkt, der die Bergkamener von den Besucherstühlen holte. Tenor Stefan Lex beobachtet das begeistert und voller Respekt: „Ein tolles Orchester“, kommentiert er am Rand der Stufen, die an diesem Abend zur Bühne wird. „Der neue Platz gefällt mir auch fast noch besser als der alte in der City. Das Ambiente ist toll und die Akustik hervorragend!“

Je später der Abend desto besser die Stimmung.

Vor allem aber faszinierte ihn und seine zwei Tenor-Freunde Michael Kurz und Thomas Heyer das Publikum. „Ihr seid das beste Publikum der Woche – ach was, des Monats!“, jubelten sie in die Mikrophone, nachdem geschlossen mitgeklatscht, gestampft und gesungen wurde. „Bergkamen ist die Kulturhauptstadt 2018“, setzten die Sänger noch einen drauf und stießen mit ihren Weingläsern an. Sie wussten, was sie sagten: Schon einmal standen sie beim „Sommer in Bergkamen“ auf der Klassikbühne unter freiem Himmel. Schon einmal tobten die Besucher. So auch an diesem Abend.

Mehr als nur eine Zwischeneinlage: Die Damen vom Ensemble Pomp-A-Dur sorgten für Augen- und Ohrenschmaus.

Es war allerdings auch nicht schwer, angesichts des Programms in Stimmung zu kommen. Mozart, Verdi, Bizet, Lehar, Brahms, Strauss: Das waren nur einige der großen Namen, deren Kompositionen den Bergkamenern in die Glieder fuhren. „Wien bleibt Wien“, die „Zigeunergeigen“, „Dein ist mein ganzes Herz“, „La donna e mobile“: Das meiste kannten auch die eher Unbeleckten unter den Zuhörern. Gehen lassen wollten die das Trio mit dem Ensemble Pomp-A-Dur dann auch nach mehr als zwei Stunden nicht. Immer wieder waren Zugaben gefordert. Da war die Sonne längst untergegangen, als noch einmal „O sole mio“ durch die lauwarme Sommerluft schwappte. Vielleicht ja bis zum nächsten Mal…

 

 

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Bei der Poololympiade sind die Kleinsten die Mutigsten

Augen zu und ab ins Kühle nass: Das Ziel liegt am Ende des Hindernisparcours unweigerlich im Wasser.

„Heute Abend bin ich heiser und taub“, stellt die Schwimmmeisterin lachend fest. „Aber was soll’s: Die Kinder und Jugendlichen haben riesengroßen Spaß, das zählt!“ Doch vorher müssen noch ein blutendes Knie und ein Stich im Fuß versorgt werden. Denn an diesem Samstag ist Großkampftag im Wellenbad in Weddinghofen. Die Temperaturen sind auf Rekordniveau. An der Kasse bilden sich bereits Schlangen. Die Poolparty beginnt und mit ihr ein gigantischer Wasserspaß an einem vorbildlichen Hochsommertag.

Der Balanceakt geht auch schon mal daneben. Dann einfach wieder rauf und weiter geht’s.

„Im letzten Jahr waren wir hier mehr Helfer als Badbesucher“, erinnert sich der Organisator von den GSW. „Im Jahr davor war es einfach nur kalt.“ Jetzt hat sich das sommerliche Blatt vollständig gewendet. Seit Wochen ist der Sommer kaum zu bremsen. Der Rasen im Wellenbad hat sich in trockenes Heu verwandelt. Die Sonne knallt vom Himmel und die Stimmung ist euphorisch angesichts der riesigen mit Luft gefüllten Hindernisstrecke, die dort im Sportbecken auf dem Wasser schwankt. Die Poolparty hat kaum begonnen, da sind bereits 100 Lochkarten an die kleinen und größeren Teilnehmer verteilt.

Das macht Spaß: Die Kleinsten sind die Mutigsten auf unsicherem Untergrund.

Dabei ist das, was da zu bewältigen ist, gar nicht so leicht. Klettern, Krabbeln, Springen, Rutschen, Balancieren: Das alles auf mehr als wackeligen und glitschigen Luftpolstern, die auf den Wellen tanzen. Mancher steht wie angewurzelt vor der bedrohlichen Herausforderung und geht erst einmal ein paar Sekunden lang in sich. Andere stürmen voller Begeisterung drauflos ohne einen Hauch von Angst. Mal landet der Vorsichtige mit einem gewaltigen Klatsch im Wasser, Mal der Draufgänger. Sie alle haben aber eines gemeinsam: riesengroßen Spaß!

Ist auch eine Herausforderung: Mit dem Kettcar den Parcours bewältigen.

Zwischendurch locken ein leckeres Eis, eine Pommes oder einfach nur ein entspanntes Sonnenbad. Dann geht es schon wieder weiter zur nächsten Herausforderung. Kanus stehen aufgeblasen bereit für den Geschicklichkeitsparcours. Mit Schwimmflossen an den Füßen ist der Wasserbiathlon zu bewältigen – die Zielpunkte mit der Wasserpistole zu treffen, ist dabei noch die geringere Herausforderung. Zielwerfen und Klettcarparcours: Wer an diesem Tag im Wellenbad nicht ausgelastet war, hatte selbst Schuld.

Eines jedenfalls steht fest: Die Kleinsten waren an diesem Tag die Mutigsten. Und auch diejenigen, die so etwas in einem anderen Leben in einem anderen Land mit anderer Kultur noch nie gesehen hatten. Sie stürmten restlos begeistert und völlig unbekümmert einfach drauflos und sammelten dabei nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern vor allem riesengroßen Spaß.




Neue Gesamtschüler starten mit Spiel und Spaß in den Schulalltag

Die erste von sechs neuen 5. Klassen versammelt sich auf der Bühne des studio theaters.

Schnell noch ein ängstlicher Blick zu den Eltern. Dann fasst sich die neue Fünftklässlerin ein Herz, presst den blauen Luftballon fest an sich und steigt auf die Bühne. Dort versammeln sich alle anderen, die mit ihr zusammen ab jetzt die Klasse 5b der Gesamtschule bilden. Ein aufregender und großer Moment. Die Grundschulzeit ist vorbei. Es beginnt ein ganz neuer Lebensabschnitt.

Zusammen am Zaubertuch: Eine von vielen Stationen bei der Schulhofrallye.

Der ist in der Willy-Brandt-Gesamtschule jedes Jahr ein feierlicher Augenblick. Er wird gestaltet von den ehemaligen fünften Klassen. Die Bühne im studio theater wird liebevoll geschmückt. Ein pralles Bühnenprogramm entsteht. Akrobatik der Sportklasse, eine Aufführung der Hip Hop AG, Schwarzlichttheater, Präsentationen der Arbeitsgemeinschaften: Auch am Samstag gab es viel zu entdecken in den ersten Stunden der Begrüßungsfeier. Ein Höhepunkt war die Ehrung für das Big Challenge mit einem 19. Platz auf Bundesebene und der Verleihung Deutschen Sprachdiplomen an 14 Jugendliche, die bis vor einem Jahr noch kein Wort Deutsch konnten.

Besonders beliebt war auch der Schminktisch.

Schulleiterin Ilka Detampel ist auch in diesem Jahr gerührt: „Das ist schon eine tolle Leistung, in so kurzer Zeit fast perfekt eine fremde Sprache zu lernen“, ist sie von besonders von den Trägern der Sprachdiplome beeindruckt. 136 Schüler besuchen nach den Sommerferien die neuen 5. Klassen. Davon wird es sechs mit jeweils maximal 23 Schülern und zwei Klassenlehrern geben. „Es kommen erfahrungsgemäß noch viele neue Schüler aus den 6. Klassen anderer Schulformen dazu“, begründet sie die Sechszügigkeit. Eine Forscherklasse wird sich erstmals formieren, hier steht die Arbeit mit iPads und Naturwissenschaften im Mittelpunkt. Auch eine Sportklasse ist entstanden. Die Schulleiterin wird den Start der Neuen selbst nicht miterleben: Sie nimmt ein Jahr unbezahlte Auszeit aus familiären Gründen. Das Team der Schulleitung füllt die Lücke gemeinsam.

Große Sprünge bei Gummitwist.

Gummitwist, Zielwerfen, Basketball, Zaubertuch: Nicht nur in den Klassenräumen lernten sich die neuen Fünftklässler, frisch ausgestattet mit den Schulrucksäcken, zum ersten Mal untereinander kennen. Auch auf dem Schulhof war ein kompletter Parcours aufgebaut, der Teamarbeit und vor allem viel Spiel und Spaß erforderte. Danach ging es einen Schulhof weiter, wo ein großes Schulfest zum Kennenlernen einlud. Roboter erkannten wie von Zauberhand die richtigen Farbklötze und sortierten sie. Auf Skiern ging es über den Asphalt, es entstanden Mosaike, Kunstwerke in den Gesichtern, in kleinen Planschbecken wollten Wurfobjekte versenkt werden und am Kickertisch wetteiferten die geschicktesten Spieler miteinander.

Ein entspannter Einstieg, bevor es nach den Sommerferien ernst wird und der Lehrstoff im Mittelpunkt steht.




Mini-Zirkusstars begeistern in der Manege

Die Nagelplatte ist ein Kinderspiel. Auf dem Scherbenteppich hüpfen sie, als wäre er aus Watte. Sie turnen in luftiger Höhe und balancieren federleicht über Seile. Die Kinder der Freiherr-von-Ketteler-Grundschule in Rünthe sind todesmutige Artisten. Seit genau einer Woche.

Fakirkunst vom Feinsten im vollbesetzten Zirkuszelt.

Clowneske Seiltänzerei, die begeistert.

Keines von ihnen hat zuvor jemals Schwerter in eine Kiste gesteckt oder mit Feuerfackeln jongliert. Als Clowns waren die wenigsten je in einer Manege und brachte Hunderte von Zuschauern zum Lachen. Was sie in den vergangenen sieben Tagen gelernt haben, ist mehr als nur Zirkuskunst. Da steckt einiges für’s Leben drin, wenn gemeinsam im Schwarzlicht getanzt oder am Trapez unter der Zirkuskuppel der eigene Schweinehund überwunden wird.

Feurige Darbietungen.

Manche Lehrer kommen zu uns und fragen, was wir mit den Kindern gemacht haben – viele von ihnen zeigen hier ganz verblüffende Fähigkeiten“, schildert Zirkusdirektor Lars.  Wer sonst im Sportunterricht fast panisch am Kurselkopf scheitert, der springt in der Manege wie ein Floh über das Seil. Schüchterne und Zaghafte entfalten als lustige Clowns schauspielerische Unterhaltungstalente. „Die Kinder erfahren hier viel über sich selbst – und wir über sie“, erläutert Schulleiterin Heike Prochnow. „Wir erleben hier auch, dass der Zusammenhalt in den Gruppen noch viel enger wird – und das jahrgangsübergreifend“, ergänzt sie. „Die Kinder müssen sich in der Manege aufeinander verlassen – das schweißt zusammen.“

In der Zirkusmanege bei Null anfangen

Gemeinsame Performance im Schwarzlicht.

Genau das ist das Konzept von Zirkus Phantasia. Seit das Zirkusteam am Samstag vor einer Woche sein Zelt mit der Hilfe von 60 Eltern aufgebaut hat, gelten ganz andere Regeln als im Schulalltag. „Wir brechen die Klassenverbände auf“, erzählt der Zirkusdirektor. „Die Angst bleibt draußen vor dem Zirkuszelt. Kinder werden heute oft unterschätzt. Wir lassen sie hier einfach machen“, schildert er. „Das ist für viele auch eine Chance. Wir kennen sie nur so, wie sie bei uns in der Manege stehen – nicht aus dem Klassenraum und auch nicht aus ihrem familiären Umfeld. Sie können bei uns quasi bei Null anfangen.“

Mutig und hochkonzentriert mit der Feuerfackel.

Der Zirkusdirektor ist gelernter Schauspieler und Regisseur, hat im Heidepark Soltau Aufführungen inszeniert. Dann heiratete er in die Zirkusfamilie ein. Jetzt ist die Arbeit mit Kindern nach eigenen Konzepten seine Welt. Eine Welt, in der die 215 Kinder der Schule mit Haut und Haaren abgetaucht sind. Übrigens schon zum zweiten Mal. Viele ehemalige Zirkusartisten, die schon vor vier Jahren das Projekt mitgemacht haben, waren jetzt unter den Zuschauern. Das Erlebnis prägt – über Jahre hinweg. Deshalb ist das nächste Zirkusprojekt auch schon gebucht, für das Jahr 2021.

Am Samstag halfen die Eltern wieder mit, um das Zirkuszelt abzubauen. Für viele war dabei eine große Portion Wehmut im Spiel. „Es wird komisch sein, wenn die Wiese hier leer sein wird“, meint die Schulleiterin.




Bergkamener Künstler schlagen Brücken und setzen wieder eine Wegmarke

Wegmarken setzen sie jährlich. Ausschließlich mit Kunst. In diesem Jahr sind es Briefe im Briefkastenschlitz, Schläuche am offenen Herzen, gleich mehrere Flugzeuge am Berliner Himmel oder Dortmunder Bauwerke. „Brücken“ lautet die Wegmarke 2018 und damit das Thema der Jahresausstellung der Künstlergruppe Kunstwerkstatt sohle 1.

Knoten mit Taschentüchern: spannend war die Ausstellung in der Ausstellung von den Preisträgern des Wettbewerbs der Kunstwerkstatt sohle 1.

Dieter Treeck schlug bewährt vielschichte verbale Brücken zum Auftakt der Vernissage im Bergkamener Stadtmuseum.

Einige Brücken haben es nicht an die Ausstellungswände geschafft. Sie sind im Mund von Dieter Treeck geblieben. Zum Glück, denn so konnte er auf bewährt süffisante Weise der Vernissage im Stadtmuseum noch seine persönliche Note mit auf den Weg geben. Immerhin hatte er seine ganz eigene „Brückenkatastrophe“ als Röntgenbild verewigt. Auch für die übrigen verbalen Brücken fand er lebhafte sehr persönliche Bilder. So warten in Budapest bereits poetische Brücken auf Dieter Treeck. In einem der berühmten Cafés, wo er schon vor einiger Zeit einen literarischen Brückenschlag auf eine bekleckerte Serviette kritzelte. Oder der dichterische Brückenschlag mit Künstlerkollege Egon Piepenbrink, der mit einer Zufallsbekanntschaft auf Lanzarote begann und in einem Faxduell der Gedichte mit mehr als 2000 Produkten endete.

Da werden auch symbolisch zwischenmenschliche Brücken geschlagen.

Ausloten, strapazieren, interpretieren sollen die Künstler die jährliche Wegmarke, so der Beigeordnete Marc Alexander Ulrich. Brücken bauen, schlagen, verbinden: Das sind nur einige Ergebnisse, die es bei dieser Herausforderung an die Ausstellungswände geschafft haben. Da sind die optimistischen Brücken, die sich ein wenig verrückt aus rostigem Stahl erheben. Da sind Brücken der Hoffnungslosigkeit, von denen die Menschen ins Nichts purzeln. Die eingestürzte Brücke von Mostar, Brücken, die aus Schläuchen zum Herzen geschlagen werden oder die Luftbrücke von Berlin: Es sind historische Schlaglichter, Momente aus dem Alltag, Symbole und direkte Abbildungen, die in allen Materialien, Formen und Farben in der Galerie sohle 1 zu sehen sind.

Die Preisträger und Teilnehmer des Wettbewerbs „Knoten“.

Doch die Ausstellungseröffnung hatte neben der brückenschlagenden musikalischen Begleitung des Hammer Duos „Kim und Partner“ noch mehr zu bieten: Eine Ausstellung in der Ausstellung. „Wir wollten endlich den Knoten der Isolierung und Abgeschiedenheit durchschlagen“, schildert Vorstand Silke Kieslich die Motivation, einen Wettbewerb samt Preis auszuloben. Anlass dafür war das 20-jährige Bestehen der Kunstwerkstatt im vergangenen Jahr. „Knoten“ lautete dabei das Thema. Beteiligt haben sich viele. Mit Wanderstockknoten, Knoten gegen das Vergessen als Mobilé, Weiberknoten, Knotenpunkten oder Versen in Taschentuch-Knoten bewarben sich die Teilnehmer, die überwiegend Frauen waren. Die drei Preise gehen an: Ilse Hilpert, Margarete Eppendorf und Elisabeth Lea. Weitere Werke werden von Elke Bussemeier, Karin Felgenhauer, Sigrid Geerlings-Schake, Dieter Paetzold und Germaine Richter gezeigt.

Briefe als Brücken der anderen Art.

Es gab aber auch noch einen traurigen Moment bei der Vernissage. Ein Gedenkmoment war den kürzlich verstorbenen Gründungsmitgliedern Gisela Schmidt und Theodor Wiese gewidmet. Die Jahresausstellung endet mit der Finissage am 22. Juli.




Finale beim Hafenfest mit schwimmenden Bienen und kenternden Häusern

Die echten Bienen hielten sich beim Hafenfest zum Glück zurück. Die schwimmenden dagegen gaben richtig Gas. Zwei Wochen lang haben die Nachwuchs-Imker des Imkervereins Bergkamen-Wischerhöfen gesagt, genagelt, getackert, geklebt und genäht, um eine idyllische Blumenwiese auf das Hafenwasser zu zaubern. Denn beim Flying Dutchman-Wettbewerb geht es nicht nur um den offensichtlichen Spaß. Da ist auch eine politische Message mit im Spiel.

Die Flying Dutchman bei ihrer Parade durch das Hafenbecken.

Die Bienen und Imker sind auf ihrer Wiese auf dem Weg ins Ziel.

„Wir wollen natürlich auch auf die Situation der Bienen aufmerksam machen“, erzählt der Sprecher. Die fleißigen Obstproduzenten haben es gerade nicht leicht: Milben, Pestizide, eigenartige Viren. Dagegen gibt es immer mehr jüngere Menschen, die das Imker-Metier begeistert. Der Verein erlebt gerade einen Generationenumbruch und freut sich über 50 Mitglieder. Da macht es umso mehr Freude, zum ersten Mal in dieser Konstellation in See zu stechen. Dass es dabei schon mal eine Ladung Wasser aus der benachbarten Neandertalergemeinschaft oder vom sinkenden Haus gibt, gehört bei diesem Wettbewerb zum guten Ton.

Viel los war auch am zweiten Tag beim Hafenfest. Für die Lebensretter vom DRK, der Feuerwehr, dem THW und der DLRG waren die Einsätze bei Hilfeleistungen dennoch übersichtlich.

Wer nun den lautesten Applaus geerntet hat und damit zum Sieger gekürt wird, ist eigentlich völlig egal: Gewonnen haben irgendwie alle. Auch die Bienen, denn einigen von ihnen wurde es mit den Menschenmengen dann doch zu bunt und sie stachen zu. Das bescherte den Helfern vom DRK eine von wenigen Hilfeleistungen. Fünf Erstversorgerteams waren über das Gelände verteilt, dazu gab es zwei Unfallhilfsstellen, zwei Rettungswagen und unzählige Boote von der DLRG und vom THW. „Es war im Verhältnis gesehen relativ ruhig“, interpretiert ein DRK-Leiter die Zahlen. 30 Einsätze am Samstag, darunter 5 ernstere Vorfälle mit Rettungswageneinsatz sind bei solchen Menschenmengen fast normal. Kreislauf, Schnittwunden, Blasenpflaster: Es waren eher die kleineren Hilfeleistungen, die gefragt waren.

Früh übt sich, wer später mal Bootsbesitzer sein will. Auch dazu gab es Gelegenheiten genug.

Kein Wunder, war das Wetter doch bis auf den Freitag hochsommerlich bombastisch und die Stimmung entsprechend gelöst. Irish Folk, Shanty Musik, musizierende Boote und eine musikalische Einheit für die Kinder: Es waren einmal mehr Heerscharen von Menschen auch im Piratenlager oder auf der Wiese mit dem Kinderspaß unterwegs. Zusätzlich hatten einige Boote ihre Kajüten geöffnet und zur Besichtigung eingeladen. Wer das nötige Kleingeld dabei hatte, konnte sich also spontan mit einem schwimmenden Untersatz versorgen. Oder wenigstens einmal in einem nagelneuen Exemplar Probe sitzen. Rundfahrten mit der Santa Monica, ein Drachenboot-Rennen nach dem nächsten: Es war auch am zweiten Tag schwer, alle Programmpunkte zu erwischen.

Zum Glück gibt es ja das nächste Hafenfest, um das Versäumte nachzuholen…

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Mit Düsen, Paddeln, Lanzen und Rädern im Hafen flanieren

Tolle Kulisse: Das Feuerwerk sorgte für farbenprächtige Malereien am Hafenhimmel.

Will geübt sein: Synchrone Zusammenarbeit beim Drachenbootrennen. Zwölf Teams haben es versucht.

Normalerweise schwingen sie den Tennisschläger und nicht das Paddel. Gerade einmal eine Stunde haben sie trainiert. Wie die vielen Paddel synchron ins Wasser stoßen, am besten noch passend zum Takt der Trommel ohne sich dabei zu verheddern: Das ist schon eine Kunst. Dabei möglichst schnell vorwärts kommen und nicht im drubbeligen Hafenwasser kentern: Die Mädels vom TV Blau-Weiß Bergkamen versuchen das beim Hafenfest 2018 zum ersten Mal und gar nicht schlecht.

Im Ziel: Das ist gar nicht so leicht, wenn schon nach kurzer Zeit die Arme am Paddel schwer werden.

Den ersten Lauf haben sie jedenfalls gewonnen. Die beiden nächsten liefen dann nicht so gut. Aber immerhin: Weniger als eine Radionachricht brauchen sie, um ins Ziel zu kommen. Eine Minute und 22 Sekunden können sich sehen lassen. „Man muss sich dabei aufeinander verlassen, eine Einheit bilden – das macht großen Spaß!“, sind sich alle einig. Allerdings: „Bis zur 150-Meter-Marke ist alles noch in Ordnung, dann werden die Arme richtig schwer und es wird verdammt hart.“

Und ab ins Wasser: Beim Fischerstichen das Ziel der acht Teams.

Wie schwierig es sein kann, auf einem gepolsterten Steg auf einem Boot über dem Wasser zu schwanken und dabei mit einer ebenso verpackten Lanze den Gegner ins Wasser zu befördern, das erlebten auch „die Wemser“. Sie traten zum ersten Mal beim Fischerstechen im Hafenbecken an. „Mein Verlobter hat hier im vergangenen Jahr mitgemacht – und damals gab es nur eine Frauenmannschaft“, schildert Maria Luisa Hammer. „Das wollten wir ändern!“, betont sie. Ein einziges Mal haben sie bisher auf dem schmalen Balken mit der Lanze balanciert – als Trainingseinheit. „Wir vertrauen auf unser Naturtalent“, erläutert das Trio mutig. Badeanzüge und Bikini unter dem T-Shirt vom VFL Kamen und viel Selbstvertrauen: Fertig ist die Vorbereitung der Frauen, die sonst den Badminton-Schläger im Griff haben. „Beim Training sind wir trocken geblieben“, sind auch die Teamkolleginnen Sandra Bescherer und Evi Niemeyer zuversichtlich. Bei den ersten Duellen bleiben sie das auch.

Voll war es beim Hafenfest in allen Winkeln – außer auf den Booten.

Erstaunlich ruhig bleibt es zumindest tagsüber im Einsatzzentrum des DRK. Auf den bereitgestellten Liegen hat sich noch niemand von einem Hitzeschock, Insektenstich oder zu viel Alkohol erholen müssen. Das wird sich am Abend ändern, da sind sich alle sicher. Mit 26 Kräften sind die Lebensretter angerückt – so viele wie noch nie. Gegenüber hat die Feuerwehr ihr Lager aufgeschlagen, das THW und die DLRG sind ebenfalls im Einsatz. Zusätzlich ist noch ein Sicherheitsdienst gebucht. Die Sicherheit nimmt ein eigens Quartier auf dem Hafengelände ein, die Terrorgefahr hat die Bestimmungen verschärft. Am Eingang werden Rucksäcke untersucht, es blockieren Lieferwagen die ungebremste Durchfahrt.

Klettern im Piratenlager – eine Herausfoderung von vielen.

Im Piratenlager ist Schlange stehen angesagt. Zu viele Schatzsucher sind ausgeschwirrt, um sich die Belohnung zu erklettern oder zu erwerfen. Nebenan fällt der Startschuss für den Hafenlauf: In Windeseile stürmen die Läufer davon, um sich kurz darauf schon ihre Urkunden zu holen. Mitten drin sind Drum-Spieler unterwegs, Luftballons steigen auf, Jazz-Klänge erklingen zwischen Street-Food-Wagen, die Schreberjugend tanzt und singt. Fahrräder radeln über den Kanal. Die Ente auf dem Steg schaut nur kurz irritiert auf, als die Düsen geräuschvoll anspringen und ein Mensch auf Wasserfontänen an ihr vorbei über das Hafenbecken schwebt. Sie schläft dann aber gelassen weiter.

Burning Heart lockte wieder Menschenmassen auf den Hafenplatz.

Bis zum Feuerwerk. Dann ist es endgültig vorbei mit entspannten Schläfen. Auf den Booten haben es sich manche mit einem Cocktail oder Bierchen gemütlich gemacht. Wie das französische Geschwisterpaar. Sie haben sich zu einem langen Wochenende in der Marina getroffen, wo das Boot seit drei Jahren liegt. Der Bruder kommt aus Amiens, die Schwester lebt in Nürnberg. Das Boot ist deutsch. Und demnächst treffen sich alle in Paris. Richtig europäisch eben. Sie stoßen an, als die ersten Raketen in die Luft schrauben, rufen begeisterte „Ooohs“ und „Aaahs“, als sich funkelnde Gebilde am Himmel bilden. Dann dreht „Burning Heart“ richtig auf und lässt den knallvoll gefüllten Hafenplatz beben. Nur ein paar Stunden hat die Marina Zeit, ein wenig durchzuschnaufen. Dann kommen schon wieder die nächsten Menschenmengen, denn hier ist das ganze Wochenende Programm beim Hafenfest.

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Mit Seifenkisten-Virus Grand Prix Punkte sammeln

Der eine sitzt in seiner Zinkwanne mit einer Fliegermütze auf dem Kopf. Der nächste schaut mit einer Fliegerbrille aus der umgedrehten Zinkwanne heraus. Andere müssen im wahrsten Sinne die Beine in die Hand nehmen, um in ihre Seifenkiste zu kommen, die einem fast realen Lkw nachempfunden ist. Wieder andere können nur über die Nasenspitze hinweg die Strecke überhaupt erkennen. Auch beim 34. Seifenkisten Grand- Prix in Oberaden war für jeden Geschmack etwas dabei.

So sehen hochgradig mit dem Seifenkisten-Virus Infizierte aus: Auch eine Zinkwanne kommt mit beachtlichem Tempo ins Ziel.

Von jetzt an geht es immer nur bergab: Auf der Alisostraße nehmen die Seifenkisten nach dem Start von der Rampe ordentlich Fahrt auf.

Weniger als 30 Sekunden dauert es, wenn alles gut läuft. Die 15 Jahre alte, selbst gebaute Rampe hebt die Seifenkisten in die Höhe. Von da an geht es auf der Alisostraße nur noch bergab. Auf die Bremse steigt jeder erst, wenn die Lichtschranken längst durchquert sind. Bis dahin ist pures Adrenalin in den Adern unterwegs. Der Virus kann sich voll entfalten

Die Beine in die Hand nehmen muss Peter Szabowski, um in seine selbstgebaute Seifenkiste zu klettern.

Wie bei Peter Szabowski. Eigentlich war es die Tochter, die vor drei Jahren unbedingt eine eigene Seifenkiste haben wollte. „Das hat dann so viel Spaß gemacht, dass ich mit eingestiegen bin“, erzählt der Familienvater aus Billerbeck. Nicht nur das. Er hat auch seinen Chef mit seiner Begeisterung angesteckt. Der war Feuer und Flamme, dass sein Mitarbeiter den eigenen Firmenwagen des Fensterbetriebes in ein Seifenkisten-Pendant verwandeln wollte und sponserte das ungewöhnliche Unternehmen. Sechs Wochen hat Peter Szabowski aus Dachlatten und Sperrholz einen Mini-Lkw gezimmert, der allen Anforderungen einer Seifenkiste genügt. Welche Regeln dafür genau gelten, „dass mussten wir erstmal im Internet recherchieren“, erzählt er lachend. Stattliche 75 Kilo wiegt das Ergebnis. Es fährt ebenso respektable Erfolge ein. Im 2. Rennen Rang 2 und 3 können sich sehen lassen.

Außergewöhnlicher Zusammenhalt

Und schon im Ziel: Das kann schon mal weniger als 30 Sekunden dauern.

87 Teilnehmer waren einmal mehr nach Oberaden gereist, um hier in fünf Klassen bei den Junioren, Senioren, in der Elite XL- und Elite Ü18- sowie in der Open Class die Gewinner und Wertungen für den Deutschen Seifenkistenderby auszufahren. Die weiteste Anreise hatten Seifenkisten-Sportler aus der Eifel. Sie alle haben eines gemeinsam. „Wir sind alle irgendwie ein bisschen bekloppt“, meint Norbert Schröer. Er ist der 2. Vorsitzende des Seifenkistenverbandes NRW und ist ebenfalls über die Tochter an den unheilbaren Seifenkisten-Virus gekommen. Bekannten waren eigentlich gekommen, um Geburtstag zu feiern, ließen aber mit einer simplen Frage den Virus los: „Willst Du nicht mal mitfahren?“ Noch in der Nacht war entschieden: Die Tochter wollte. Sie ist heute 27 Jahre alt und fährt immer noch. Der Vater ist schon seit 2002 Funktionär und inzwischen der Vorsitzende des größten Seifenkisten-Vereins in Deutschland in Mettingen.  „Es ist der außergewöhnliche Zusammenhalt. Viele Familien fahren schon in der dritten oder vierten Generation“, erzählt er, der noch nie in einer Seifenkiste gesessen hat. „Da passe ich gar nicht rein“, sagt er lachend.

Auch für das Rahmen-Programm sorgt die Seifenkisten-Familie wie hier beim Kinderschminken.

Ein bisschen verrückt müssen auch alle sein, die jedes Wochenende in ganz Deutschland mit den zumeist selbst gebauten Gefährten unterwegs sind. Zumal hier nicht nur viel Sportsgeist gefragt ist, wenn die Fahrzeuge immer wieder den Hang hinaufgezogen werden müssen. „Wir mussten jetzt auch zum ersten Mal Autos auf beiden Seiten der Strecken als Sperren querstellen – aufgrund der Terrorgefahr“, erzählt Organisator Michael Sulitze. Dafür hat diesmal das Wetter mehr gehalten als versprochen: Immerhin am Vormittag war es sonnig und trocken – bevor am Nachmittag die dicken Regenschauer kamen.

 

Abmarsch: So schnell es hinunter geht, so mühsam geht es wieder hinauf zur Startrampe.

Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk, Feuerwehr und Stadt: Viele Helfer trugen wieder dazu bei, dass die jahrzehntelange Seifenkisten-Tradition in Bergkamen am Leben gehalten wird. Kuchen backen, Kindergesichter verzieren, Tombola organisieren, die Strecke absperren, Zeiten nehmen: Es gibt viel zu tun bei einem Seifenkisten Grand Prix. Zum ersten Mal dabei war diesmal ein Fahrsimulator, der nicht nur auf dem Bildschirm echtes DTM-Feeling aufkommen ließ. Das Fahrzeug schleuderte auch fleißig mit, wenn es zu heftig in die Kurve ging. Hier konnte mancher Seifenkisten-Pilot schon einmal seine Qualitäten für motorisierte Alternativen testen.

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Beim 31. Kite-Festival tanzen nicht nur „Mückenschwärme“ über dem Kamener Kreuz

21 Meter lang ist er, 8 Meter breit und er nimmt 850 Quadratmeter Raum ein. Dreieinhalb Monate lang hat Sven Groß an „Dino“ dem Drachen genäht, mit einer ganz gewöhnlichen Nähmaschine. „Jedes Wochenende, manchmal bis 5 Uhr morgens“, erzählt der angehende Fahrlehrer, bevor eine gewaltige Böe durch den Spinnaker-Stoff fährt und ihn am straff gespannten Seil ein paar Meter mitzerrt.  Auch beim 31. Internationalen Drachenfestival Kite ist alles wie gehabt. „Wir Drachenfreaks haben alle einen kleinen Knall – anders geht es gar nicht“, sagt Sven Groß und rutscht noch ein paar Meter über den Rasen hinter seinem Riesen-Dino her.

Der Himmel in Kamen war am Wochenende voller fantastischer Kreaturen.

Sven Groß mit seinem Riesendino.

Eingefangen hat er sich den Drachen-Virus bei der Bundeswehr 1999. „Damals war es einfach langweilig“, erzählt er grinsend. Der Infekt ist nachhaltig geblieben: Bei seinem ersten Besuch auf dem Kamener Kite-Festival hat Sven Groß einen Anhänger dabei, der bis oben hin ausschließlich mit selbstgemachten Drachen gefüllt ist.

 

 

Nachbauten von historischen Fluggeräten konnten ebenfalls bestaunt werden.

Ein Anhänger reicht für die Sucht von Jan Borsboom schon nicht mehr aus. Er ist einer ganz besonderen Drachen-Disziplin restlos verfallen. Nachbauten von historischen Fluggeräten sind seine Passion. 17 Exemplare hat er schon originalgetreu rekonstruiert. Gerade holt er ein Konstrukt aus seinem Kofferraum, dass 1892 etwas größer im Original existiert hat. Drei Monate hat auch er gebraucht, bis aus Baumwollstoff, Holz und Leder etwas entstanden ist, das vor weit mehr als 100 Jahren zu den ersten Objekten gehörte, die fliegen konnten. „Ich brauche nur ein Foto und dann geht es los – ich baue es schichtweg nach“, erzählt der Niederländer, der zum ersten Mal den Weg auf das Kamener Drachenfestival gefunden hat. Er ist wie alle anderen in halb Europa unterwegs, um der Drachenlust freien Lauf zu lassen.

Ein bisschen verrückt sind sie alle

Teamarbeit ist auch bei diesen Drachfans aus Mühlheim gefragt.

Heiko Albers kommt mit seiner Truppe aus Mühlheim schon seit zehn Jahren an das Kamener Kreuz. 50 Drachenfeste stehen alljährlich auf dem Programm des Quartetts, das früher mit acht Gleichgesinnten unterwegs war. 250 Drachen haben sie dabei. „Ungefähr“, relativiert Heiko Albers, vor dessen Wohnwagen zusätzlich hunderte Windspiele und Fahnen im straffen Wind wehen. „Wir haben für jede Windstärke Expemplare dabei – auch welche mit Motor“, erzählt er. Auch er ist sich sicher: „Drachenflieger sind alle verrückt“. Ein Lachen kann er sich dabei nicht verkneifen. Ihn hat der Virus schon als Kind erwischt – mit dem ersten Drachen aus Sperrholz und Mehlpampe. Inzwischen hat er immerhin noch „sechs andere Hobbies“.

Schon die Kleinsten sind vom Drachen-Virus infiziert.

Auf der Flugwiese ist nicht zu übersehen, dass gerade massenweise Nachwuchs für die Drachen-Freak-Gemeinde entsteht. Mit offenstehenden Mündern lassen Kinder ihre mitgebrachten oder gerade erst selbst gebastelten Drachen in den Himmel aufsteigen und verfolgen mit angestrengt herausgestreckten Zungen und riesengroßen Augen, wie die bunten Kreaturen im Wind zappeln. Ein paar Meter weiter vollführen Lenkdrachen regelrechte Tänze am knallblauen Himmel, zusammengesteckte Kunstwerke kreiseln im Wind, Bären, Seepferdchen und Herzen blasen sich ebenso schnell auf wie sie schlaff wieder zu Boden sinken. Es ist ein kunterbuntes Treiben, das schon seit über 30 Jahren fasziniert.

Hoch hinaus ging es für sportliche Kletteraffen.

Ein weiblicher Kletteraffe bekommt gerade Applaus, weil er in höchsten 3 Minuten eine haarsträubend hohe Strickleiter erklommen, an einem Seil in schwindelerregende Höhe hinaufgerobbt ist und schließlich die Glocke fast ganz oben am Kran der Pfadfinder mit einem breiten Grinsen zum Klingen gebracht hat. Andere Kinder erleben jauchzend die erste Karussellfahrt ihres Lebens, einige sehen zum ersten Mal echte Hühner oder klettern verschmiert mit Zuckerwatte in ein verlockend offenstehendes Segelflugzeug. Aus Gesichtern werden mit Schminke Kunstwerke, bei den Funkern piepsen und knirschen die Geräte verlockend und in den Zelten eines Spielwarenanbieters gibt es noch echte analoge Herausforderungen zu entdecken.

Drachensymphonie bei Nacht

Impression vom Nachtfliegen.

Die steigen auch auf, als die Sonne schon längst untergangen ist. Menschliche Körper schweben geisterhaft durch die Lichtkegel, Tauben flattern in der Dunkelheit, Kreisel drehen sich im Wind, bevor das Feuerwerk den Himmel wieder für ein paar Sekunden erhellt.

Steil hinauf in den Himmel, immer in Richtung Sonne: Selbstkonstruierte Kunstwirke tanzen über dem Kamener Kreuz.

Genauso ist Kite: Ein echtes Erlebnis – ob mit oder ohne Windvogel. Da lässt sich Kuchen für eine Spende in selbstgewählter Höhe für den guten Zweck genießen. Die Erlöse gehen an die Deutsche Krebshilfe, die Kuchen sind allesamt von einer Heerschar engagierter junger Frauen selbst gebacken. Da fliegen Frisbees so schnell durch die Luft, dass das Auge kaum hinterherkommt. Der TV Südkamen zeigt, wie es geht. Da tanzen echte Kunstwerke in der Luft und wandeln ihre Muster mit unzähligen kleinen Scheiben, die sich im Wind drehen. Seit 25 Jahren baut Sonja Graichen eigene Drachenkreationen und lässt sie auch in Kamen aufsteigen.

Schade, dass es schon vorbei ist. Wer es verpasst hat, muss nun ein Jahr lang warten…