Hafenfest endet mit Tango, Wasserski und Shantys

Farbenfrohe Formation bei der Wasserski-Show auf dem Kanal.

Schon mal Tango am Wasser getanzt? Oder sich die zur Reggae-Musik rot getanzten Füße von Wasserski-Nixen nass spritzen lassen, ein zünftiges Matrosenlied auf den Lippen? Am 3. und letzten Tag des Hafenfestes war das kein Problem. Hier ging es ganz und gar bewegt zu auf dem gesamten Hafengelände.

Etwas geschrumpfte Pyramide auf Wasserskiern und turbulentem Kanal-Wasser.

Wer hätte gedacht, dass sich die Folgen der Flut in Süddeutschland auch hier bemerkbar machen. Der Wasserskiverein Fuldabrück stand bei seiner Show auf dem Datteln-Hamm-Kanal zum ersten Mal überhaupt in diesem Jahr auf dem Wasser. Davor war durch Dauerregen und Pegel-Höchststände nur Theorie und Üben auf dem Trockenen möglich. Dass dann die eine oder andere Pyramide etwas kleiner ausfiel, weil Artistinnen schon an der Startrampe ins Wasser fielen, störte im Publikum niemanden. Jede der beeindruckenden Formationen bekam frenetischen Applaus, denn die Bedingungen waren alles andere als einfach. Es fegte ein stattlicher Wind über das Wasser und es bildeten sich nervöse Wellenteppiche. Mit guter Laune und farbenfrohen Darbietungen bewältigte die Truppe das besonders charmant.

Tango-Einlagen mit viel Charme

Hingebungsvolle Tango-Tänzer am Marina-Ufer.

Charmant war auch das, was sich im Innenhof des Hafencafés abspielte. Hier drehten sich mehrere Tanzpaare zu argentinischen Tangoklängen engumschlungen auf dem Marina-Pflaster. Ganz ähnlich, wie es in vielen Städten Trend ist: Romantisches Tanzvergnügen direkt am Wasser. Deutlich flotter ging es auf der Bühne der Hafenmeisterei zu. Hier zeigten die Tänzerinnen und Tänzer von „Dancers Home“, wie viel Akrobatik und Lebensfreude Choreografien zu aktuellen Hits zu bieten haben. Direkt dahinter erlebten die Reservisten der Bundeswehr ein ganz neues Interesse. Die aktuelle Weltlage und insbesondere die politische Diskussion in Europa über Wehrfähigkeit und Aufrüstung zog auch angesichts der Europa-Wahl viele Interessierte an den Stand.

Ganz schön schnell: Die Power-Boote zeigten, was ihnen steckt.

Richtige Power bahnte sich auch auf der anderen Hafenseite ihren Weg. Bis 30 PS reicht das, was manches der Eigenbauten der RC Powerboot-Freunde unter der Haube hat. Die Gefährte sind großen Vorbilder nachempfunden und fliegen im wahrsten Sinne mit bis zu 150 km/h über die Wellen. Spezielle Akkus liefern die gewaltigen Kräfte, die ca. einen Kilometer lang wirken. Den Zuschauern entwichen laute Rufe des Erstaunens, wenn der Hebel auf der Fernbedienung richtig durchgedrückt wurde. Seit gut 25 Jahren treffen sich die RC Powerboot-Freunde. Ihre Basis ist eine WhatsApp-Gruppe, die sich inzwischen bis weit über die Lünener Gründungsgrenzen herumgesprochen hat. Mitstreiter kommen aus dem Hochsauerlandkreis, Burscheid oder Haltern. Auch aus Bergkamen stammen die Eigentümer von Booten, die regelmäßig auf dem Horstmarer See zu Wasser gelassen werden.

Ebenfalls hingebungsvoll waren die Shanty-Chöre, die hochmoderne Varianten mit E-Gitarre präsentierten.

Tag 3 des Hafenfestes klang aus, wie er begonnen hatte. Mit viel Musik, prachtvollem Wetter, guter Laune und ausgelassenem Spiel der Kinder im GSW-Kinderparadies und Piratennest. Ein Höhepunkt war das Shanty-Chor-Festival, das mit seiner 22. Auflage eine große und treue Fangemeinde den ganzen Tag über vor der Bühne auf dem Hafenplatz versammelte. Ein tolles Festwochenende für die ganze Familie.

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Tag 2 des Hafenfest holt den maritimen Sommer in die Marina – und pralle Menschenmassen

Prachtvoller Anblick: Höhenfeuerwerk zum Abschluss des 2. Hafenfesttages in der Marina.

Einfach wieder aufstehen und weitermachen. Tag 2 des Hafenfestes zeigte auf vielfältige Weise, worauf es im Leben ankommt. Egal, ob man schon beim Start des Hafenlaufes umgerannt wird, mit dem Flyboard immer wieder ins Hafenwasser klatscht oder beim Fischerstechen schon 1 Sekunde nach der Starthupe von der Rampe fällt. Dafür bot das Marina-Gelände mehr als genug Gelegenheit bei prachtvollem Wetter und vollem Ansturm.

Startschuss für den Hafenlauf.

Auf dem Fahrradparkplatz wurde die Suche nach einer freien Stelle zur Schwerstarbeit. Beim Höhenfeuerwerk freien Blick zu erhaschen, war fast so schwierig, wie sich vor der Bühne beim Auftritt von „Burning Heart“ einzureihen. Endlich ein Hauch von Sommer, endlich wieder schönes Wetter: Alles strömte in den Rünther Hafen. Auch wenn sich dort inzwischen das meiste an Land statt auf dem Wasser abspielt. Für die früher so beliebten kreativen Bootkonstruktionen beim „Flying Dutchman“ finden sich keine Mitstreiter mehr. Wo früher Dutzende Drachenboote zum feuchtfröhlichen Wettstreit antreten, gab es jetzt nur noch fünf Anmeldungen. „Das ist zu wenig, damit können wir keinen Wettkampf anbieten“, so Karsten Rockel vom Stadtmarketing.

Action beim Fischersteche im Hafenbecken.

Das Fischerstechen hat immer noch seinen Reiz: Acht Mannschaften traten beim Balanceakt auf der Rampe an der Bootsspitze mit gepolsterten Lanzen gegeneinander an. Das Flying Board war heiß begeht, um sich mit gewaltigen Wasserdüsen in die Höhe zu schießen. Die Powerboote auf der anderen Hafenseite waren schon fast zu schnell, um ihnen mit dem bloßen Auge zu folgen. Auch in der Kinderunterhaltung ging es ganz schön rasant zu. Mit Bungee-Seilen schossen die Kinder unablässig in die Höhe, feuerten Bälle im Piratennest aus der Kanone ins Ziel oder tanzten sich mit den Akteuren auf der Bühne klitschnass im Takt nass.

Besinnliche Momente am Rande

Schiffstaufe vor der Hafenmeisterei.

Es gab aber auch besinnliche Momente. Etwa bei der Taufe des „Roten Johannes“, dem neuen Boot der DLRG. Nach über 30 Jahren hatte das alte Schiff unwiderruflich ausgedient. GSW und Stadt steuerten zu der Anschaffung eines neuen Exemplars bei, damit vor allem in der Marina alle sicher unterwegs sein können. Eingeweiht wurde das neue Boot gleich vor Ort mit einem christlichen Kurzgottesdienst, Segnung, klassischer Bootstaufe durch Bürgermeister und GSW-Chef und der Jungfernfahrt mit anschießenden Rundfahrten. Auch der Tauchcontainer bot entschleunigende Anblicke beim Auftritt der „Mermaids“, die mit Meerjungfrauenflosse elegant an den Scheiben vorbeiglitten oder DLRG-Rettern, die in aller Ruhe mit voller Tauchausrüstung eine Bergung bewältigten.

„Burning Heart“ bringt die Menge zum Kochen.

Unbestrittenes Highlight war aber der Auftritt der Lokalmatadoren von „Burning Heart“. Weit länger als vier Stunden lang brachten sie die dicht zusammengequetschte Menge auf dem Hafenplatz zum Kochen. Kollektiv sangen sich die Bergkamener selbst durch die Wartezeit bis zum Höhenfeuerwerk mit Stadion-Pyrotechnik-Gesängen. Das lohnte sich, denn diesmal entfalteten sich besonders beeindruckende Lichtgebilde synchron zur Musik am Himmel. Dass die Sicherheitskräfte gelegentlich aufkeimende oder bereits voll entfaltete Schlägereien am Rande schlichten mussten, gehört bei derartigen Menschenmengen inzwischen zum Alltag.

Dafür ging es in der Dunkelheit garantiert sicher im Pulk wieder nach Hause. Mit vielfältigen Eindrücken von einem rundum gelungenen 2. Hafenfesttag.

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Aktion beim Fischerstechen.
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Mit Bootsparade, Musik und Tanz: Hafenfest 2024 ist eröffnet

Gut gefüllt im prallen Sommer-Sonnenschein: Die Marina Rünthe füllte sich am Freitag stattlich zum Auftakt des Hafenfestes.

Ein tiefes, sattes Tuten. Ein hohes fröhliches Tröten. Ersatzweise auch eine Vuvuzela oder Fahrradhupe. Ob stolze Yacht, motorbetriebenes Schlauchboot oder mit Pedalen angetriebenes Kajak: Am Freitag schickten große und kleine Gefährte bei der Bootsparade zur Eröffnung des Hafenfestes lautstark Grüße in die punktgenau sommerliche Hafenluft. Oft genug auch mit stolzen Bergkamen-Fahnen geschmückt. Immerhin stand der Kapitän ganz oben an der Hafeneinfahrt und winkte jedem einzelnen der 28 Boote zu.

Bürgermeister Bernd Schäfer mit Kapitänsmütze bei der Begrüßung der „Abnahme“ der Bootsparade.

Die Kapitänsmütze stammte noch aus dem Fundus des Vorgängers, erfüllte aber voll und ganz ihren Zweck. Bürgermeister Bernd Schäfer war an Deck des Hafenbistros nicht zu übersehen und erntete begeisterte Fanfaren von unzähligen Schiffshörnern. Bundeswehr, DLRG, Feuerwehr, private Bootsbesitzer oder Yachtschule: Es war eine illustre Bootsparade zum Auftakt des Hafenfestes.

Ein vorbildlicher Sonnenuntergang sorgte für das passende Flair.

Tag 1 des Hafenfestes ist in der Marina Rünthe traditionell dem gemeinsamen Feiern und Flanieren am Wasser gewidmet. Auf den beiden Bühnen gab es handfeste Musik. Rundherum hatten die Buden und Wagen alles an kulinarischen Köstlichkeiten zu bieten, was zu einem fast sommerlich-maritimen Festauftakt gehört. Die Sonne gab jedenfalls alles und bot eine farbsatte Kulisse mit stattlichem Sonnenuntergang bei deutlich erwärmten Temperaturen. Endlich kamen T-Shirts und Sandalen zum Einsatz, auch für ein spontanes Tänzchen direkt vor der Bühne.

Die Boote bei der Einfahrt in die Marina.

Der Fahrradparkplatz war schon fast bis an die Kapazitätsgrenze gefüllt. Auch zu Fuß strömten unablässig die Besucher Richtung Hafenpromenade. Ganze Pilgerscharen waren auf allen Straßen rundherum unterwegs. Mit Kinderwagen und Hunden an der Leine ging es auf die beiden Plätze der Marina, wo sich der Sommer endlich mal wieder von seiner überaus freundlichen Seite zeigte. Ein gelungener Auftakt für das, was noch zwei Tage lang folgen soll.

Musik und Tanz samt DJ gab es auf der Hauptbühne.

Richtig rund geht es am Samstag mit randvollem Unterhaltungsprogramm vom Hafenlauf über Fischerstechen, Musik und Tanz, Kinderparadies und Piratennest bis zu Flyboard- und Powerbootvorführungen, Taucontainer, Unterwasserrugby und Mermaiding. Abends sind der Auftritt von „Burning Heart“ und das musikalische Höhenfeuerwerk die Highlights. Sonntag ist Familientag mit ökumenischem Gottesdienst, Shanty Chor-Festival und diversen Tanzvorführungen als besondere Akzente. Das ganze Programm gibt es hier.

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Kulturfest bewegt mit Musik und Literatur für Vielfalt und Menschlichkeit

Volle Zuhörereihen in der Ökologiestation beim Musikprogramm des Kulturfestes. Hier stehen die „Letzten Heuler“ auf der Bühne.

Dieser Anblick hätte ihn gefreute. Kunterbunt war der riesige Menschenauflauf auf der Ökologiestation am Wochenende. Menschen in indischen Saris mischten sich unter Besucher mit allen möglichen Hautfarben und aus den verschiedensten Herkunftsländern. Sprachen vermischten sich mit Musik und dem Duft exotischer Speisen. Viele hatten Friedenstauben auf die Haut gemalt oder einen Button mit einer Friedensbotschaft angesteckt. Genau das war die Vision von Karlheinz „Charly“ Röcher kurz vor seinem plötzlichen Tod.

Reinhard Fehling im Einsatz mit seinem Chor für seinen Freund Charly Röcher.

Dieser Traum ist am Samstag wahr geworden – Dank seiner vielen Freunde und Mitstreiter. Allen voran Reinhard Fehling. „Er hatte diese Idee von einem großen Kulturfest noch vorangetrieben. Er hat sich so vielfältig engagiert. Ein friedliches Miteinander und Menschlichkeit waren Charly ein großes Anliegen. Das sind wir ihm schuldig. Es ist ein bisschen sein Vermächtnis“, erzählt Fehling und seine Augen füllen sich dabei ein wenig mit Tränen. Deshalb hat er alle seine musikalischen Verbindungen spielen lassen, um Mitstreiter zu finden. Bilitis Naujoks von „Pro Mensch“ mobilisierte die vielen Freunde und Gesinnungsgenossen auf der literarischen Seite. So füllte sich ganz selbstverständlich ein Programm, das es locker mit einer Großveranstaltung aufnehmen konnte.

Der Aktionskreis „Wohnen und Leben“, von Charly Röcher selbst ins Leben gerufen, trat neben der Sparkasse, dem Multikulturellen Forum und den Lions Bergkamen als Sponsor auf.  Die Ökologiestation stellte die Location. So schloss sich der Kreis, den man als Lebenswerk bezeichnen könnte. Und auch die Stimmung passte zu dem, was Charly Röcher immer selbst vorgelebt hatte. Jeder hatte ein Lächeln auf den Lippen. Überall waren offene Arme, die unbedarfte Besucher sanft mitten ins Geschehen zogen. Genießerisch geschlossene Augen auf den Stühlen im großen Saal, wo sich ein Musikprogramm ans andere reihte. Herzhaftes Lachen und pures Entsetzen in den Gesichtern in dem kleinen Raum, wo ein Buch nach dem anderen von den Autoren persönlich vorgetragen wurde.

Von der Harfe bis zur BVB-Übertragung

Stand auch auf dem randvollen Programm des Kulturfestes: Eine ganz besondere Sufragetten-Ausstellung.

Die Harfe erklang hier ebenso wie jiddische Lieder und Klezmer-Musik oder Barbershop-Klänge nach Vorträgen von Nachwuchs-Bläsern. Bilitis Naujoks und Bernhard Büscher lasen ebenso aus ihren Büchern wie ihre Schützlinge vom Exilschriftsteller-Programm des Pen. Darunter auch Stella Gaitano, die ihre Zuhörer in die fast verwunschene und ebenso grausame Welt in Afrika mitnahm – mit allen Härten des Überlebens, aber auch den zauberhaften Momenten der Menschlichkeit.

Friedensbotschaften wurden auf die Haut gemalt.

Ein buntes Gemisch, das auch auf dem Außengelände die gute Stimmung multiplizierte. An den vielen Informationsständen gab es ebenfalls kunterbunte Einblicke in das Festmotto. „Vielfalt, Toleranz und Gemeinsinn“ spiegelten sich in bunten Büffets, in den Ergebnissen der Button-Maschine, den geschminkten Kunstwerken auf der Haut und sogar in den fair gehandelten Fußbällen. Denn auch dem Fußball-Abend wurde mit der Live-Übertragung des BVB-Spiels Rechnung getragen.

Vorher sorgte aber noch der Auftritt der „Letzten Heuler“ für einen Höhepunkt. Mit der Band „4 You“ und Hits aus den 50ern ging es nahtlos in den Champions-League-Event über. Das wiederum passte perfekt zum Appell des Abends: „Bewegt euch!“ Hoffentlich wird der auch über die Festgrenzen hinaus gehört, denn auch die anstehende Europawahl im Zeichen von skurrilen Erscheinungen von Rechtspopulismus und veränderten Kriegszeichen war den Organisatoren ein Anliegen.

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Mitreißende Worte gab es bei den Lesungen.
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Hollandmarkt verwandelt den Nordberg einen Tag lang in Klein-Nederland

Durfte auf keinen Fall auf dem Hollandmarkt fehlen: Käse aus Holland.

„Komm mal wacker her und probier. Echt lecker!“, lockt der Mann hinter Tausenden von Honigwaffeln mit deutlich niederländischem Akzent. An dem riesigen Fischstand muss niemand locken, da wird Kibbeling im Akkord frittiert. Die Fritjes tauchen nebenan gleich bergeweise ins Fett ein und die Schalen für die Frikandel sind im Dutzend vorbereitet. Es ist Hollandmarkt und der Nordberg zeigt, was er kann, wenn man ihn nur lässt. Hier ist stellenweise überhaupt kein Durchkommen mehr.

Wer sitzend essen wollte, der musste bei dem Andrang auf Fikandel und Co. schon mal warten. Es war voll, nicht nur auf dem Herbert-Wehner-Platz.

Bei fast sommerlichem Wetter machten sich alle auf den Weg. Stellplätze für Fahrräder waren Mangelware. Zu Fuß bildeten sich kleine Pilgerscharen aus allen Richtungen. Keine Frage: Der Nordberg hat eigentlich nur auf gut 40 Stände mit (fast) durchweg holländischen Angeboten gewartet. Die gesamte Bummelzone war voll mit Schirmen, Tischen und Verkaufswagen. Von der echt ledernen Tasche bis zum Schälmesser, von Blumenzwiebeln und ausgewachsenen Blütenpflanzen bis zum dampfend frischen Rosinenbrot aus dem Ofen reichte das kunterbunte Angebot.

Poffertjes waren nicht die einzigen Leckereien, die im Akkord zubereitet wurden.

Sogar wem ein Knopf abfiel oder die Hose vom vielen Herumlaufen herunterrutschte, dem konnte an einem Kurzwaren-Stand geholfen werden. Winzig kleine Kinderkleidung und riesenhafte Käse-Räder direkt neben endlos langen Weingummi und Gewürzreihen: Es war eine Augenweide, was sich unter praller Sonne alles offenbarte. Selbst die Poffertjes kamen in einer frühlingshaften Sonderkreation daher: Mit dicker Erdbeerendekoration.

Ansturm sorgt für partiellen Ausverkauf

Ebenfalls original holländisch: Die Blaskapelle.

„Besser geht’s nicht“, sagt Karsten Quabeck vom Stadtmarketing mehr als zufrieden. „Das Wetter spielt mit, die Bergkamener kommen in Strömen – und der holländische Veranstalter hat ein vielseitiges Standangebot auf die Beine gestellt“, freut er sich über den regen Zulauf. Die Marina Rünthe konnte schon vor einiger Zeit den Zulauf nicht mehr stemmen. Zum dritten Mal fand der Hollandmarkt nun schon auf dem Nordberg statt. „Der ist ideal mit seinen umfangreichen Parkmöglichkeiten und dem größeren Plätzen“, bilanziert Quabeck. Da fand auch die echt holländische Blaskapelle bequem Raum für regelmäßige Platzkonzerte.

Holzschuhe gab es auch in klein zum Mitnehmen.

Auch diesmal dürften zumindest die Anbieter kulinarischer Köstlichkeiten schon frühzeitig ausverkauft gewesen sein. Fisch war ebenso heiß begehrt wie Brot in allen Variationen. Die Weingummi-Fächer waren vereinzelt schon nach der Halbzeit leergefegt. Kein Wunder, machte eine Runde nach der anderen im Kinderkarussell doch mindestens so hungrig wie artistische Selfie-Aktionen in den Riesen-Holzschuhen. Und auch die Entdeckungstour schürte den Appetit, spätestens wenn sich Feuerlöscher mit BVB- und Schalke-Outfit und Wurstfüllung als besonders außergewöhnliches Mitbringsel anboten.

Das Wetter hielt zwar nicht ganz bis zum Schluss am Abend durch. Das tat der mehr als erfolgreichen Bilanz und der sommerlich-ausgelassenen Stimmung aber auch keinen Abbruch.

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Wahnsinns-Parforceritt a capella auf Wahrheitssuche durch die selbstgemachte Realität

 

Sehen nur friedlich aus: Ein seltener ruhiger Moment mit LaLeLu zum „Sackenlassen“.

Das Grundgesetz a capella vertont, direkt nach wuchtigen Frauenchören und russischer Folklore zu Engel-Pop. Das kann gefährlich werden, wenn man sich LaLeLu nennt und Kuscheliges suggeriert. Wenn dann aber die Bässe zum knallharten HipHop allein aus Stimmbändern dröhnen und aus dem Plädoyer für hilflose Politiker ein echter harmonischer Abgesang wird, dann ist die Spaltung der Gesellschaft kollektiv überwunden. Die Bergkamener tobten und klatschten sich am Freitag fast eine halbe Stunde lang stehend die Seele aus dem Leib zu einem furiosen Ausklang der Kabarett-Saison.

Die Bergkamener als Licht-Regisseure.

Es mag auch daran gelegen haben, dass sich das kunterbunte Quartett gut vorbereitet auf die Bühne des studio theaters stellte. Von der Nordberg-Idylle über Rünther Fahrkünste und Schäfersche Monopol-Herrschaft bis zur Bumannsburg, Turmarkaden im Bergbau-Kult und der traditionellen Lippe-Fehde reichte die hingestreuten Appetit-Häppchen. Damit waren die Bergkamener sofort auf ihrer Seite. Aber auch mit Taschenlampen die eigenen Akzente zu setzen, gefiel dem Publikum. So machte das Blinde-Kuh-Spiel auf der Suche nach der Wahrheit richtig Spaß. Erst recht, wenn Spandau Ballets „This much is true“ dabei eine ganz eigene Note bekam.

Vollgas geht auch, in der Rock-Variante.

Ob in Goldpalletten-Schühchen, im Kilt, mit zerknautschten Boots oder barfuß in College-Schuhen: Tobias Hanf, Jan Melzer, Frank Valet und Sanna Nymann boten jeder für sich gesangliche Klasse, im Quartett wiederum perfekte Harmonie. Die wurde zum echten Hinhörer, wenn sie pfiffige, kesse, freche und unverblümt ehrliche Appelle unter bekannte Melodien mischten. „Ich dagegen bin dafür dagegen zu sein“, schmetterten sie entschieden in das vollbesetzte Auditorium. „Enjoy the silence“ ließ als Renaissance-Entschleunigung Gänsehaut entstehen. Der „Wellerman“ als „Sing-man-tau“-Variante hatte ernsthafte Blackout-Hintergründe.

Meeres-Müll-Idylle und Waldoff-Scholz

Russischer Tanz zu Eurythmics „Angel“ hatte es doppeldeutig in sich.

Richtig Spaß machte einfach nur der Volksliederexkurs zum „Merz ist da“ mit vollem Streik-Lohnausgleich, wobei Mustafa zum Städele hinaus musste, „und Höcke bleibt hier“ – „aber der Wahnsinn der rollt“. Inbrünstig sangen die Bergkamener mit: „You better stop!“, als es in der friesischen Variante von „La Mer“ vor allem von Plastik und ausgebleichten Korallen wimmelte. Da war dringend eine beeindruckende Stimmband-Orgeleinlage fällig, bevor sich alle nach Ausflügen in die afrikanische Gesangs- und Elend-Tradition fragte, ob wir als Menschheit wirklich „alles richtig gemahct“ haben.

Exquisite Parodie gab es auch noch.

Zugaben hätten die Vier noch bis in die Nacht hinein geben können. Mit der Waldoff-Abwandlung in „Scholz heeßter“ und einer brillanten Massen-Solo-Parodie von Tobias Hanf, der lässig von Peter Maffay zu Karl Lauterbach und Jorge Gonzales überging, nicht ohne noch Angela Merkel und Robert Habeck verquaste Worte zu verleihen. Ein echter Wahnsinnsritt, der musikalisch, kritisch, moralisch und spaßtechnisch mehr als reichlich zu bieten hatte.

Keine Frage: LaLeLu und vor allem das Kulturbüro haben an diesem Abend alles richtig gemahct!

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Sehen nur friedlich aus: Ein seltener ruhiger Moment mit LaLeLu zum "Sackenlassen".
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Die Bergkamener als Licht-Regisseure.
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Russischer Tanz zu Eurythmics "Angel" hatte es doppeldeutig in sich.
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Mammuts und Nashornzähne: Museumsnacht lädt ein zum Blick hinter die Museums-Kulissen

 

Versteinertes Elfenbein aus der Urzeit: Im Museum wird gerade die Vorgeschichte bearbeitet.

Eigentlich ist es ja eine Museumsnacht. Die macht aber auch morgens gehörigen Spaß. Zumal sie am Sonntag zum ersten Mal im fast fertig umgebauten Oberadener Stadtmuseum stattfand, obwohl das noch nicht komplett geöffnet hat. Und: Es ging hinter die Kulissen. Da durften sogar die Exponate mit Samthandschuhen angefasst werden – im wahrsten Sinne.

Wird mit Handschuhen angefasst: Das gewaltige Gebiss eines Höhlenbären.

Wer da einen Mammutstoßzahn mal eben mit einer Hand greifen wollte, der wunderte sich nicht schlecht. Die versteinerten Verteidigungswerkzeuge der zotteligen Lebensgefährten unserer Vorfahren brauchen schon ein gutes Stück Kraft, auch wenn sie beileibe nicht von ausgewachsenen Exemplaren stammen. Imposant auch der Zahn eines Vorfahren heutiger Nashörner. Was Museumsleiter Mark Schrader dort aus dem Seidenpapier wickelte, bräuchte schon eine stattliche Sackkarre, um in fortzuschaffen.

Ganz schön groß: Nashornzähne aus der Urzeit.

Foto-Kameras stehen auf der Fensterbank, Reprostative, Handschuhe liegen herum. Überall Zettel für die Einordnung und spätere Beschriftung. Was von den vielen Fundstücken der Urgeschichte einmal in den Vitrinen landet, steht noch nicht fest. „Vieles müssen wir noch mit den Fachleuten genauer datieren“, so Schrader. Hier, auf diesen Tischen, passiert jedenfalls echte Museumsarbeit. Funde sind gerade aus Lünen zurück nach Bergkamen geholt worden. Dafür gibt es vieles, was andere Forscher hier deponiert haben, obwohl es von ganz anderen Fundorten stammt. „Datteln“, steht auf einem versteinerten Knochen. Der Grund: Früher war die Museumslandschaft noch ganz anders strukturiert als heute. Und Privatforscher spielten eine gesonderte Rolle.

Es ist jedenfalls spannend, was an den Ufern der Bergkamener Bäche zum Vorschein gekommen ist. Höhlenbären und winzige Urzeitpferde tummelten sich dort zusammen mit Nashörnern und Varianten der heutigen Elche. In den Vitrinen liegen bereits Steinwerkzeuge vom Beil bis zur Axt und Speeren, die von den Urmenschen für die Jagd und das bloße Überleben verwendet wurden. Zu sehen sein soll das alles noch in diesem Jahr, so der Auftrag. Vieles hat den Fortgang des Museumsumbaus als freiwillige Leistung bereits aufgehalten. Nach Corona kamen Baukostensteigerungen von bis zu 80 Prozent. Aktuell fehlt noch ein zweiter Rettungsweg, der Bauabschnitt vor der Tür macht immerhin schon Fortschritte, auch wenn die Ständer für die Fahrräder hinter den Bauzäunen noch unerreichbar sind.

Funde aus der Zigarrenkiste

Ein Scherbenhaufen? Von wegen: Die Keramik aus der Römerzeit verrät viel über den Alltag im Römerlager.

Spannend ist auch die römische Abteilung. Hier liegt überall das, was der Laie als Scherbenhaufen bezeichnen würde. Zerbrochene Tongefäße in allen Varianten. Doch auch hier können Forscher mit modernen Untersuchungsmethoden anhand der Isotope im Ton herausfinden, wo sie herkommen und was sie zu Zeiten von Kaiser Augustus und später alles enthielten. „Wein, Fischsauce, Oliven + Olivenöl“, steht auf den Notizzetteln in den Schachteln und Kisten. Einiges ist noch in den originalen Verpackungen abgelegt, darunter eine uralte Zigarrenkiste des Ausgräbers. Amphoren aus Spanien und von der Adria, feine Terrakotta-Teller, Lampen und Münzen: Es ist ein buntes Durcheinander, das viel über das Leben im Römerlager verrät.

Auch das ist Bergkamener Geschichte: Bomben aus dem Weltkrieg.

Direkt daneben liegt eine versinterte Holzleiter aus einem Bergbauschacht, eine Seltenheit ihrer Art. Ein paar Räume weiter stehen noch die Möbel aus verschiedenen Epochen der Neuzeit. Auch hier gibt es Geschichten zu erzählen. In der alten Schulklasse soll das Thema Nationalismus behandelt werden – von der Kaiserzeit bis zur heutigen brandaktuellen Entwicklung. Der entschärfte Blindgänger soll zur Diskussion mit der Kriegszeit, den Bomben auf die Bergwerke, die chemischen Werke und Hintergründe über das Konzentrationslager Schönhausen anregen. „Wir haben hier auch Integrationskurse zu Gast, darunter viele Teilnehmer aus der Ukraine. Die sehen hier oft zum ersten Mal, dass auch Deutschland eine schmerzhafte Kriegsvergangenheit hat“, erzählt Schrader.

Diskutieren wollten hier auch die Teilnehmer der Führung noch lange. Aber es gab noch weit mehr in Bergkamen in dieser Museumsnacht am Tage zu entdecken. Den Römerpark beispielsweise mit einigen Handwerkern. Oder eine Führung durch Rünthe und seine Bergbauvergangenheit. Eine spannende Zeitreise mit vielen seltenen Einblicken und Ausblicken.

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Blumenbörse mit spärlicher Blütenpracht aber viel guter Laune

Blumen gab es auch auf der Blumenbörse. Es wird aber immer schwieriger, Anbieter zu finden.

„Sind die etwa tot?“, fragt ein Junge besorgt beim Blick in den Brutkasten. „Keine Sorge, die Küken sind gerade erst geschlüpft und sehr erschöpft“, beruhigt ihn die Fachfrau vom Rassegeflügelzuchtverein. „Ein Glück“, sagt der Junge und beobachtet lächelnd, wie sich gerade noch flach auf den Heizstäben ausgestreckte Küken aufrappeln, schütteln und die klitschnassen Flügel spreizen. Punktgenau schlüpft auf der Blumenbörse ein Küken nach dem anderen. Der Brutkasten ist das unangefochtene Highlight.

Ebenfalls beliebt: Die Versteigerung von Fundsachen.

Am anderen Ende der Fußgängerzone notieren sich die Passanten Nummern unter ihren Regenschirmen. 29 Fahrräder stehen hier aufgereiht. Darunter ein echter Hingucker, ein prächtiger langgezogener „Schopper“ mit riesigem Sattel und gebogenem Lenker. Besonders viel Aufmerksamkeit zieht auch der E-Scooter auf sich. „Der funktioniert“, versichert die Expertin vom Ordnungsamt. Sogar eine Drohne ist bei den Fundstücken, die versteigert werden. Und ein Rollator. Fünf Smartphones aller Marken stehen auch noch zur Auswahl. Verloren, niemals abgeholt, irgendwo für immer abgestellt: Heute finden fast alles einen neuen Besitzer.

Blumen gab es vor allem als Dekoration oder Schmuck.

Schon lange vor der offiziellen Eröffnung trugen Besucher die ersten Blumenschnäppchen nach Hause. Obwohl sich dicke Regenwolken bei schon wieder frischen Temperaturen immer wieder entleerten, war der Zulauf stetig und rege. „Eigentlich sind wir zufrieden“, sagt Karsten Quabeck vom Stadtmarketing. „Es ist nur schade, dass das Wetter nicht richtig mitspielt und auch hinsichtlich des Standangebots mehr ginge.“ Es wird immer schwieriger, die eigentlich namensgebenden Blumen in die Fußgängerzone zu bekommen. „Die Blumenanbieter haben selbst am Sonntag geöffnet und inzwischen mehr als große Personalprobleme“, so Quabeck. So kommen die Anbieter auch diesmal überwiegend aus schon weiter entfernten Nachbarstädten.

Guter Zulauf und bunte Vielfalt

Lecker: Erdbeeren gewannen gab es diesmal in allen Varianten fast mehr als Spargel.

„Das war es dann schon mit den Blumen“, sagt deshalb auch eine Besucherin leicht enttäuscht nach den ersten Metern auf dem Nordberg. Die Blumenstände lassen sich fast an einer Hand abzählen. Blumen verstecken sich auf der restlichen Fläche in der Dekoration, in Geschenkartikeln oder im Gartenschmuck. Dafür ziehen andere umso mehr mit: Das Kaufhaus Schnückel beteiligt sich im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags mit einer besonderen Aktion und hat Maskottchen vom BVB und Schalke organisiert. Das Restaurant der Schützenheide kocht frische Spargelgerichte. Die Eisdiele öffnet extra ihre Türen. Das Café hat sogar einen eigenen Stand, auf dem sich die Tische vor duftendem Erdbeerkuchen nur so biegen.

Ist eine Attraktion: Die Europakarte zum Klettern.

Die mobilen Bands sorgen für gute Stimmung, auch wenn es gelegentlich mal richtig nass wird von oben. Delegationen der Partnerstädte geben ihr Bestes, auch wenn die Polen kurzfristig abgesagt haben. Aus Hettstedt ist sogar ein Gesangsduo mitgekommen. Klettern auf einer riesigen Europafläche kann man hier ebenso. Ansonsten gibt es viele Bastel- und Kreativangebote für Kinder. Und Erdbeeren neben den Spargelstangen, die normalerweise um diese Zeit noch nicht so weit sind. Ein Hauch von Klimawandel ist auch auf der Blumenbörse spürbar.

Ob die Blumenbörse im nächsten Jahr noch so heißt, wird sich zeigen. Mancher Besucher hat angesichts des auffälligen Blumenmangels schon eine Umbenennung angeregt. Das Konzept funktionierte am Sonntag jedenfalls auch ohne Blumen: Die Besucher kamen und belebten den Nordberg.

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Rasselnde Rüstungen und viel Handwerksgetöse zur Saisoneröffnung im Römerpark

Steinbildhauer schon in der Steinzeit? In Bergkamen zeigten sie, wie das ging.

Die Schilde und Schwerter sind am spannendsten. Und die rasselnden Rüstungen. Die glänzenden Helme mit den langen Federn müssen unbedingt mal angefasst werden. Richtig unheimlich ist dagegen die Wildschweinklaue, die auf einem Stück Leder befestigt ist. Und die komischen Kräuter in den Gefäßen sehen auch dubios aus. Nicht nur der Nachwuchs ging am Wochenende mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen durch den Römerparkt. Mit wenigen Schritten konnte hier jeder fast die komplette Bergkamener Geschichte durchqueren.

Gewöhnungsbedürftig: Klauen als Schmuck.

Denn im wenige Meter entfernten Stadtmuseum finden sich bereits Funde aus der Steinzeit. Als die Bergkamener noch mit Fell um die Lenden durch die Landschaft zogen, waren sie vor allem auf der Jagd nach Essbarem. Oder sie suchten Material dafür. Denn irgendwie mussten Wildschwein und Co. ja schließlich erlegt werden, damit etwas auf den Tisch kam. Der wiederum musste auch erstmal hergestellt werden mit Beilen, Hobeln und anderen Werkzeugen. Immerhin gab es noch Muße, Steine mit schicken Mustern zu verzieren. Sogar Steinbildhauer gab es in der Steinzeit.

Schicker Schmuck aus der Bronzezeit.

Schon etwas filigraner ging es in der Bronzezeit zu. Hübsch geschmückt mit Fibeln und Gürtelschnallen waren die Bergkamener unterwegs. Die Kelten brachten Farben ins Spiel: Wie aus Schaffell Wolle entsteht, das wiederum zu Garn wird und nicht nur mithilfe von Zwiebelschalen und Walnüssen Farbe annimmt, bevor es mit viel Fingerfertigkeit zu Kleidung, Decken, Wandbehängen wird – auch das konnten die Besucher am Wochenende entdecken.

Große Zeitreise mit wenigen Schritten

Noch mehr Schmuck entsteht in mühseliger Kleinstarbeit.

Es war Saisoneröffnung am Wochenende im Römerpark und alle Vorfahren waren gekommen. Auch die Germanen durften nicht fehlen, vor allem mit Handwerkskunst. Da wurde gehämmert, geschnitzt, gesägt und genäht. „Sowas habe ich noch nie gesehen“, sagt eine Besucherin fasziniert. Sie beobachtet, wie sich die Nadel bedächtig durch das gegerbte Leder arbeitet. „Das ist ein Beutel, der komplett aus einem Stück entsteht, ohne genäht zu werden.“ Die Fäden, die hier gerade im Material verschwinden, sind nur zur Zierde gedacht. „Es war gar nicht so leicht, das Leder dafür zu finden“, sagt der Handwerker. „Zwei Jahre habe ich dafür gebraucht.“ Hier in Bergkamen hat er Käufer dafür gefunden.

Bereit zum Exerzieren: Ein Römer in Rüstung.

Die Römer rüsten sich derweil. Die Kettenhemden sind schon angezogen. Jetzt ist der Schuppenpanzer dran. Die Helme, Schilde, Lanzen und Schwerter kommen zuletzt. Schwerstarbeit ist es, sich für das Exerzieren zu rüsten. Das auch noch mit einer Ausrüstung, die von den Soldaten komplett selbst bezahlt werden musste. Der Militärdienst dauerte damals ewig und konnte in die entlegendsten Ecken des Reiches führen. Wie nach Oberaden, wo ständig Angriffe von feindlichen Stämmen drohten und langweiliger Wachdienst auf der Mauer des Römerlagers anstand.

Vieles davon können die Besucher jetzt wieder bis in den Herbst hinein an jedem Wochenende mit allen Sinnen im Römerpark erleben. Die Saison ist eröffnet!

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Wo der Adensee langsam Gestalt annimmt

Beeindruckender Ausblick auf die Wasserstadt Aden von der IGA-Halde aus.

„Kann mir auch drin schwimmen?“, fragt ein Junge verzückt beim Blick auf den Adensee. Der ist noch nur ein großes, längliches Loch und trocken. Enttäuschung malt sich auf seinem Gesicht ab, als Dieter Wahlen vom Bergkamener Projektbüro der Grundstücksentwicklungsgesellschaft mit dem Kopf schüttelt. „Aber Boot fahren“, sagt er und der Junge lächelt erleichtert. „Hier stehen später sogar Häuser im Wasser“, setzt Wahlen noch einen drauf. Die Wasserstadt Aden hat beim Nachwuchs noch eine Chance.

Die Schleuse zum Kanal ist fast ein eigene Projekt.

Rund 1.000 Interessenten für eine neue Heimat auf dem ehemaligen Zechengelände am Kanal stehen auf der schon seit langer Zeit ausliegenden List im Rathaus. Entsprechend groß war am Samstag das Interesse, am Tag der Städtebauförderung einen Blick auf den Fortschritt der Bauarbeiten zu werfen. Immerhin soll Ende des Jahres die Vermarktung des insgesamt 55 ha großen Geländes starten. Überhaupt ist dieses Jahr ein wichtiges für das große Prestigeprojekt: Marktanalyse, Vermessung und Parzellierung, Fortsetzung des Seebaus, der bis Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Was eine lange Entstehungsgeschichte hatte, nimmt jetzt Fahrt auf und Gestalt an.

Kräne, Beton und Stahlkonstruktionen: An vielen Stellen geht es voran.

Ganz so leicht ist hier vieles nicht. „Schließlich machen wir hier einiges zum ersten Mal überhaupt“, sagt eine Vertreterin der Stadt. Lernprozesse an allen Ecken und Enden. Schleusenbau, beispielsweise und das Zusammenspiel mit den mit eingebundenen Ämtern, Behörden und Vorschriften. Oder die Befüllung des Sees. Einfach mal eben einen Durchstich machen ist reines Wunschdenken. Fast schon ein eigenes Projekt wird es sein, den 840 langen und 80 Meter breiten See mit einer Tiefe von 1,8 bis 3 Metern zu füllen. Richtig kompliziert wird es, wenn Häuser im See stehen wollen. Die eigentliche Konstruktion ist nicht das Problem. Schon eher der Anschluss an Strom, Abwasser, Wasser usw. Dafür wird die See-Einfassung wieder geöffnet, Sicherheitsbestimmungen gelten, es braucht einen gewaltigen Antragsprozess.

Über den Aden-Boulevard zur Gracht wandeln

Betonelemente für die See-Einfassung,

Wo im vergangenen Jahr vor allem Löcher und verschobene Erde zu sehen waren, lässt sich jetzt immerhin schon erahnen, was hier entstehen wird. Der „Aden-Boulevard“ malt sich als zentrale Zugangsstraße an den Kanaldeckeln in der Landschaft ab. Riesige Beton-Elemente stecken bereits im Boden als See-Einfassung und für die späteres 30 cm tiefe Gracht, die gleichzeitig mit kleinen Wasserfällen Sauerstofflieferant für den See sein wird. Wo die Marina entstehen wird, ist ein riesiger Kran aufgebaut und Stahlkonstruktionen entstehen im Boden. An einem großen Gerüst flattert heller Stoff. Er soll zeigen, wie später das noch entstehende Grubenwasserhebewerk mit seiner 30 Meter hohen und 22 Meter breiten Fassade aussehen wird. Es soll eine neue Landmarke werden mit Hinterbeleuchtung und Ewigkeitslast in seinem Inneren: Gepumpt werden muss hier für immer, sonst werden die Füße sämtlicher Bergkamener richtig nass.

Viele Informationen gab es auch auf der IGA-Halde.

Beeindruckend ist der Blick auf das Gelände mit 13,4 ha Wohnfläche, 4,9 ha für Büros und Gewerbe sowie 9,9 ha Grün- und 7,5 ha Wasserfläche von der IGA-Halde aus. Für die Internationale Gartenausstellung wird hier noch Erde verschoben und modelliert. 2027 soll die Eröffnung eines besonderen Areals mit Spielplatz, Talfläche mit Spiel- und Sitzangeboten, Adenquerung zur Wasserstadt Aden und Bergrund sein. 60 ha Fläche für Erholung und Erlebnis mit allen Sinnen, auch digital. 50 ha werden wieder aufgeforstet, damit das einstige „Große Holz“ seinem Namen wieder gerecht wird. Direkter Anschluss an den IGA-Radweg bis Lünen inklusive.

Streetfood, Infostände, Liegestühle, ein großes Infozelt, Führungen und Fahrten auf den Halden-Aussichtspunkt, ein Quiz mit Gewinnchancen und vor allem viel zu sehen bot dieser Internationale Tag der Städtebauförderung. Mit Einblicken, die sonst von Bauzäunen abgeschirmt sind.

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Wenn der Wind sich dreht: Kevin Kühnert hadert in Oberaden mit Antworten auf die Krisen

Vorneweg maschierte Kevin Kühnert mit der versammelten SPD-Prominenz der Region. Alle zusammen eint vor allem die Angst um die Demokratie.

„Der Wind hat sich gedreht“, bemerkte Kevin Kühnert gleich zu Beginn der traditionellen Maikundgebung in Oberaden. Wo früher kämpferische Worte die Römerberghalle füllten, war jetzt vor allem Ratlosigkeit in der Luft. Und ein Hauch von Verzweiflung. Denn ein Rezept für das, was sich gerade gesellschaftlich in Deutschland und wirtschaftlich wie politisch weltweit abspielt, hatte auch der Generalsekretär der SPD nicht, als er alle Wahlkampfthemen artig abarbeitete.

Engagiert am Rednerpult und doch leicht ratlos angesichts der vielfältigen Krisen: SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert.

Es ist vor allem die Angst vor dem, was sich dort nächstens an den Wahlurnen abspielen könnte. Die AfD und ihre Parolen, ein Rechtsruck in der Gesellschaft, stetig schrumpfende Umfragewerte für die bekannten Parteien, Krisen allerorten: Die Demokratie scheint in Gefahr. Die Menschen haben Angst um ihren Wohlstand, den Zusammenbruch der bewährten Sicherheit. „Wir müssen raus aus der Komfortzone, unsere Mitmenschen damit konfrontieren: Demokratie beginnt im Alltag und sie muss wie ein Instrument gespielt werden!“, appellierte Kühnert, der ernsthaft um die Demokratie, eine Machtübernahme der Rechten und Radikalen fürchtet. „Man spielt nicht mit Rechtsradikalen und geht keine Bündnisse mit ihnen ein!“

Der Marsch zur Römerberghalle hat Tradition und war früher noch deutlich länger: Die Maikundgebung in Oberaden gibt es seit 75 Jahren.

Politisch spielte Kühnert die bekannte Klaviatur. Das Streikrecht werde dieser Tage angegriffen. Nicht mit der SPD. Viel wichtiger sei es, einen Umgang mit den wirtschaftlichen Herausforderungen zu finden, die Technologieführerschaft bei klimaneutraler Produktion zu erreichen. Er fordert Investitionen in Infrastruktur, günstigen Strom, Hilfen beim energetischen Umbau der Unternehmen. Rufe nach Überstundenfinanzierung der Krise aus der FDP sei geradezu grotesk bei 1,5 Mio. unvergüteten Überstunden gerade der Geringverdiener. Die aktuell wieder heftig in die Diskussion geratene Rente ist für ihn „ein Rechtsanspruch, keine charitative Leistung – da wird die Axt an Lebensleistungen angelegt“.

Längst an der Knorpelmasse der Gesellschaft angekommen

Selfies mit Jung und Alt: Kühnert ist ein begehrtes Fotomotiv.

Die endlose Bürgergelddiskussion angesichts von gerade einmal 14.000 Vollverweigerern bundesweit und Haushaltslöchern von 20-30 Mrd. Euro sowie 2 Mio. Wohngeldberechtigten, die bombastisch gestiegene Wohnkosten nicht mehr schaffen: Es gebe genug Baustellen in anderen Feldern inklusive schäbiger Bedingungen, bei denen sich die Mindestlohnkommission ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert habe, zeigte sich Kevin Kühnert selbstkritisch. „Wir sind längst an der Knorpelmasse der Gesellschaft angekommen: Die Leute wenden sich ab, wenn die Politik nur noch über Platzbenennungen abstimmt.“

Alt und neu: Willi Null hält die Fahnen der Gewerkschaft für die Maikundgebung seit langer Zeit hoch.

75 Jahre ist der 1. Mai in Oberaden jetzt alt – ein Corona-Aussetzer 2021 inklusive. Er ist älter als das Grundgesetzt. Wohlstand, Frieden und Freiheit: Das sei das Erbe der Gründergeneration, so Volker Wagner von der IG BCE Oberaden. „Für dieses Erbe müssen wir zusammenstehen“, auch wenn die Zeiten schwierig seien mit Kriegen und einer lodernden Zündschnur der Rechtspopulisten. Solidarität, Demokratie und Zusammenhalt: Das waren seine Stichworte, die alle anderen Redner aufgriffen. Bergkamens Bürgermeister Bernd Schäfer sprach den Wandel an, der überall spürbar sei und den Menschen Angst mache: „Solidarität und Gerechtigkeit sind jetzt dringender als je zuvor.“ Sein Appell Richtung Berlin mit 35 Jahren Sparkassenerfahrung: Steuerschlupflöcher kitten, den Mittellosen nicht noch mehr wegnehmen, investieren.

Stehende Ovationen für den Redner: Die Römerberghalle war bis in die Sitzränge gut gefüllt.

Genug innere Probleme identifizierte auch Landrat Mario Löhr und forderte dringend dazu auf, bei der Europawahl für die Demokratie zu stimmen. Die Kamener Bürgermeisterin Elke Kappen erinnerte die Berliner Ampel an das, was der Bergbau und die Gewerkschaften vorgemacht hätten: „Bei unterschiedlichen Interessen Kompromisse finden und die auch den Leuten vermitteln und dafür einstehen, sie verteidigen!“

Eine mächtige Portion Ruhrpott-Tradition nahm Kühnert zusätzlich mit nach Berlin: Das Steigerlied, den Schnaps, die Erbsensuppe, das Kundgebungsplakat inklusive Bergbaudevotionalie, ein Schaulaufen der lokalen Parteien an ihren Ständen und sehr intensive Eindrücke aus dem „Ruhrical“, das die besten musikalischen Hits der Region präsentiert. Und viele Sorgen und Ängste von Menschen, die Bergbau multikulturell ohne Unterschiede gelebt haben. Dafür aber exzessive Selfie-Sessions mit begeisterten jungen Demokratien aus allen Organisationen und Verbänden, für die er sich geduldig Zeit nahm.

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