Ausgrabungen im Bereich des „Inlogparcs“: Siedlungsgebiet der Eisenzeit in Bönen wächst weiter

Grabungsleiterin Martha Zur-Schaepers zeigt ein Randfragment eines eisenzeitlichen Gefäßes. Der Rand wurde mit Fingertupfen verziert. Foto: LWL/M. Baales

Seit den ersten Ausgrabungen im Jahr 2011 ist den Fachleuten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) das Siedlungsgebiet aus der vorrömischen Eisenzeit (um 400 v. Chr.) im Bereich der A2 Kamen-Hamm bekannt: Bei ihm handelt es sich um das größte zusammengehörige Siedlungsgebiet dieser Zeit in Südwestfalen. Durch neue Grabungen wurde jetzt klar: Die „Siedlungskammer“ ist noch viel größer als angenommen.

Im Zuge eines weiteren geplanten Bauvorhabens fanden Ausgrabungen im Bereich des „Inlogparcs“ in Bönen und Hamm statt. Die ausführende archäologische Fachfirma wurde dabei maßgeblich von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen unterstützt.
Die Erkenntnisse der Ausgrabungen sprechen eine eindeutige Sprache: Die neuen Grabungsareale gehörten wohl ebenfalls zu dem bis dato bekannten, eisenzeitlichen Siedlungsgebiet. Dieses war demnach sogar noch größer als zunächst gedacht.

Vom Leben und Sterben in einer eisenzeitlichen Siedlung
Insgesamt untersuchten die Archäolog:innen 126 Befunde. Die neue Ausgrabung enthüllte nicht nur weitere Gehöfte aus der späten Eisenzeit, sondern sogar einige direkt bei den Hofstellen angelegte Gräber.

„Die Siedlungskonzentration befand sich im nordöstlichen Bereich der Grabungsfläche. Hier ließen sich unter anderem eine Wasserentnahmestelle mit Keramikfunden und mehrere Hausgrundrisse nachweisen. Unter anderem handelte es sich um zwei größere Grundrisse, mit zirka 50 Quadratmetern Grundfläche“, so LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy.

Besonders sind die gut erkennbaren Hausgrundrisse, die anhand der Bodenverfärbungen der Pfostenlöcher festgestellt werden konnten und die Größe der Siedlungskammer, sowie vor allem die mindesten sechs Bestattungen.
In der Vergangenheit wurde in dem damals bekannten Siedlungsgebiet nur ein Gehöft mit einem zugehörigen Grab entdeckt.
Es handelt sich um Brandgrubengräber, in denen die Reste des Leichenbrandes gemeinsam mit den Überresten der Grabbeigaben und des Scheiterhaufens in einer flachen Grube beigesetzt wurden.

„Eine sichere Einschätzung über die genaue Anzahl der Bestattungen bleibt abzuwarten – erst müssen unsere Bodenproben geschlämmt werden“, erläutert Martha Zur-Schaepers, die Leiterin des Grabungsteams von EggensteinExca GmbH.

Zur-Schaepers: „Erstmals in Südwestfalen können wir großflächig ein eisenzeitliches und agrarisch geprägtes Siedlungsbild mit kleinen Gehöften und den dazu gehörenden Gräbern fassen.“

Bis 2024 wird auf dem Gelände ein modernes Logistikzentrum mit zwei Hallen auf insgesamt 22.000 Quadratmetern entstehen.